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So, ich hab mich mal wieder an einen neuen Teil gesetzt. Es ist wieder mehr so ein Ãbergangsteil und ich hoffe er gefällt euch.
Tolle Kinder
Es war um die Mittagszeit im Krankenhaus. Lorelai hatte gerade ihr Essen bekommen, aber leider keinen Kaffee, obwohl sie ihn energisch verlangt und es sogar mit Bestechung versucht hatte. Aber nein, laut Anordnung des Arztes durfte sie noch keinen Kaffee trinken. Das war angeblich weder für die Zwillinge noch für sie gut.
‘Schwachsinn!’, dachte Lorelai. Sie hatte auch nach der Geburt von Rory Kaffee getrunken, und? Hatte es ihr geschadet? Nein. Sie war intelligent, hübsch und entschlossen, ihren Weg zu gehen. Der Kaffee hatte ihr also in kleinster Weise geschadet. Wahrscheinlich hatte er die Intelligenz von Rory sogar noch gefördert. Vielleicht war Kaffee die Ursache für einen höheren Intelligenzquotienten. Das sollten Wissenschaftler unbedingt untersuchen. Lorelai würde ihnen den Nobelpreis geben, wenn sie so etwas herausfinden würden und beweisen könnten. Davon musste sie Luke erzählen, der würde Augen machen, wenn er hörte, dass Kaffee gut für die Intelligenz war. Er würde ihr nie wieder ein anderes Getränk aufschwatzen wollen.
Lorelai seufzte und wandte sich dann ihrem Kartoffelpüree zu. In diesem Moment klopfte es an der Tür und sie ging auf.
“Lorelai, das willst du doch nicht allen Ernstes essen?”, hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Erschrocken sah sie auf und bemerkte gar nicht, wie etwas Kartoffelbrei von ihrem Löffel herunter tropfte.
“Mom.” Lorelais Blick wanderte zu Richard. “Dad. Was macht ihr denn hier?”
“Ist es etwa verboten, die eigene Tochter zu besuchen, nachdem sie aus dem Koma aufgewacht ist?”, fragte Emily. Lorelai verdrehte unbemerkt die Augen. “Willst du uns nicht anbieten, Platz zu nehmen? Das würde uns wenigstens zeigen, dass wir dich ein bisschen zur Höflichkeit erzogen hätten.” Schicksalsergeben nickte Lorelai.
“Wollt ihr euch nicht setzen?” Emily nickte und nahm sich einen Stuhl, den sie vorher eingehend gemustert hatte. Richard tat es ihr gleich.
“Und wie geht es dir, Lorelai?”, fragte er und betrachtete seine Tochter. Sie war nicht mehr so blass wie letzte Woche und das Strahlen war in ihre Augen zurückgekehrt. Es ging ihr eindeutig besser.
“Ganz gut. Es würde noch besser sein, wenn man mir erlauben würde, Kaffee zu trinken, aber darauf kann ich hier lange warten.”
“Und auf anständiges Essen anscheinend auch nicht. Ich habe den Schwestern doch extra gesagt, dass sie dir nicht diesen Krankenhausfraà vorsetzen sollen. So kannst du dich ja nicht erholen. Man sollte doch meinen, dass den Leuten hier deine Gesundheit am Herzen liegt. Aber anscheinend ist das nicht der Fall, dieses Essen beweist das. Ich sollte mit der Krankenhausverwaltung sprechen. So geht das doch nicht.” Lorelai lieà Emily ihren Monolog fortführen und aà seelenruhig ihr Essen weiter. Sie würde schon irgendwann aufhören, und wenn das der Fall war, war sie bereits mit dem Essen fertig.
Richard sah sich im Zimmer um und entdeckte die Vase mit den Margariten. “Von wem sind denn die Blumen, Lorelai?”, fragte er, als seine Frau gerade Luft holte. Lorelais Blick wanderte zu den schönen Blumen.
“Oh, die sind von Luke. Schön, nicht war?”, sagte Lorelai liebevoll. Richard nickte.
“Sehr schön. Als ich damals im Krankenhaus wegen meinem Herzinfarkt war, hat mir deine Mutter auch solche Blumen gebracht.” Emily sah jetzt auch zu den Blumen und sie erinnerte sich daran, wie sie Richard damals Blumen bringen wollte, aber kein Blumenladen anständige Blumen hatte und sie schlieÃlich im Krankenhauskiosk ein paar hübsche gelbe Margariten entdeckt hatte.
“Warum hat Luke dir gerade diese Blumen mitgebracht?”
“Weil sie mir sehr gut gefallen.”, meinte Lorelai. Sie wusste nicht warum, es war einfach so. sie mochte gelbe Margariten, und Luke wusste das.
Die Tür ging erneut auf und eine Krankenschwester kam herein. Sie nahm das Essenstablett mit. Eine Minute später kam sie wieder und brachte die Bettchen der Zwillinge.
“Die beiden hatten Sehnsucht nach ihrer Mutter.”, erklärte die Schwester.
“Na das trifft sich doch bestens, ihre Mutter hatte nämlich auch Sehnsucht nach ihnen. Und nach ihrem Daddy.”, fügte sie murmelnd hinzu. Er war erst gestern Nachmittag hier gewesen, heute Morgen hatten sie telefoniert, und trotzdem vermisste sie ihn schon. Und das, obwohl sie wusste, dass er schon heute Nachmittag wieder hier sein würde.
Nur Richard hatte sie gehört. Es war anscheinend wirklich die groÃe Liebe bei Lorelai und Luke. Richard konnte es verstehen, zwischen ihm und Emily war es das gleiche. Und Gefühle konnte man nicht einfach abstellen, auch wenn andere Leute das verlangten. Seine Mutter hatte es auch von ihm verlangt. Sie wollte, dass er Pennilyn Lott heiratete, aber er hatte Emily geliebt und war seinen Gefühlen und nicht seiner Mutter gefolgt. Richard war froh, dass Lorelai das auch getan hatte, dass sie ihren Gefühlen gefolgt war und nicht ihrer Mutter. Christopher hatte natürlich seine Vorzüge, aber Lorelai liebte ihn nicht mehr, sie liebte Luke. Das konnte man deutlich sehen, schon allein wenn Lukes Name erwähnt wurde. Das Leuchten in Lorelais Augen war dann kaum zu übersehen. Wäre Lorelai damals, nach der Trennung von Luke, mit Christopher zusammen gekommen, wäre die Beziehung eindeutig in die Brüche gegangen. Gefühle konnte man nicht erzwingen und das war genau das, was Emily damals bei Lorelai versucht hatte. Jetzt hatte sie es aber eingesehen. Sie hatte eingesehen, dass Lorelai zu Luke gehörte und nur mit ihm und nicht mit Christopher glücklich sein konnte, auch wenn sie kein groÃer Fan von ihrem Schwiegersohn war. Aber er und Lorelai hatten eine Familie zusammen. Und diese Kinder brauchten ihren Vater. Rory war schon erwachsen, aber die Zwillinge waren erst eine Woche alt und brauchten noch Liebe und Zuwendung, die ihnen Lorelai und Luke sicher geben konnten, sie hatten sie schlieÃlich im Ãberfluss.
Lorelai war aufgestanden und hatte ihren Sohn auf den Arm genommen. Sie schaute ihn liebevoll an. Er starrte aus blauen Augen zurück. Lorelai ging wieder ins Bett zurück, Sidney immer noch haltend. Sie lächelte. Alle ihre Kinder hatten ihre blauen Augen geerbt. Die blauen Augen, die Luke so liebte. Aber die Nase hatte Sidney eindeutig von seinem Vater, fand Lorelai. Sie stupste sie kurz an und das Baby gab ein Geräusch von sich, von dem man nicht wusste, ob es Missfallen oder Zufriedenheit ausdrückten sollte.
Lorelai sah auf und bemerkte, dass ihre Eltern ebenso fasziniert wie sie auf das Baby blickten. “Wollt ihr die Zwillinge mal halten?” Sie bemerkte das Leuchten, dass in Emilys und Richards Augen trat.
“Wenn du meinst, Lorelai.”, sagte Emily distanziert, aber Lorelai wusste genau, dass ihre Mutter es nicht abwarten konnte, ihre Enkelkinder im Arm zu halten. Das war schon bei Rory so gewesen.
Lorelai stieg wieder aus dem Bett und brachte Sidney zu Richard. Dieser nahm ihn vorsichtig in die Arme und schien erleichtert zu sein, dass sein Enkel nicht in Tränen ausbrach. Lorelai hatte inzwischen Nancy aus ihrem Bettchen gehoben und zu Emily getragen. Diese nahm sie gekonnt in die Arme und ein kleines Lächeln erschien auf Emilys Gesicht, als sie ihre jüngste Enkelin betrachtete und leicht hin und her wiegte. Lorelai legte sich wieder hin und war froh, endlich einmal nicht mit ihren Eltern diskutieren zu müssen, Sie lehnte sich entspannt zurück und beobachtete die frischgebackenen GroÃeltern. Es machte Lorelai irgendwo traurig, als sie die liebevollen Blicke bemerkte, die Emily und Richard den Zwillingen und auch Rory schenkten. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals solche Blicke von ihnen geschenkt bekommen zu haben. Manchmal war sie auch etwas eifersüchtig auf Rory, die sich so gut mit ihren GroÃeltern verstand, und sie, die sich immer mit ihnen stritt. Aber eigentlich hatten sie jetzt alle eine Basis gefunden, auf der sie sich halbwegs gut verstanden. Emily und Richard hatten Lorelais neues Leben und Luke endlich akzeptiert und ihre neuen Enkel anscheinend sofort ins Herz geschlossen, wie jeder, der die Zwillinge zum ersten Mal sah. Es würden tolle Kinder werden, da war Lorelai sich sicher. Es waren schon tolle Kinder, und sie würden es immer bleiben, zumindest für Lorelai.
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Life sucks, and then you die. - Yeah, I should be so lucky.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.04.2006, 16:26 von
ChrissiTine.)