29.03.2008, 14:35
Der Anti-Emo-Feldzug
"Tötet die Emos": Dieser Schlachtruf gegen eine aktuelle Jugendbewegung scheint in Mexiko gerade zur Realität zu werden. Tote gibt es zwar zum Glück noch nicht, aber bei blutigen Ãbergriffen wurden bereits etliche Jugendliche verletzt.
Hauptplatz sollte "Emo-frei" werden
Ein erschütterndes Video, das im Internet kursiert und in den mexikanischen TV-Nachrichten gesendet wurde, zeigt, wie ein 800-köpfiger Mob in der 900.000-Einwohner-Stadt Queretaro auf offener StraÃe gegen einige wenige Anhänger der verhassten Emo-Bewegung vorging und sie krankenhausreif prügelte. Die StraÃenschlacht konnte nur durch einen Polizeieinsatz aufgelöst werden.
Die Angreifer hatten offenbar das Ziel, den Hauptplatz der Stadt "Emo-frei" zu machen. Ãhnliche Vorfälle gab es auch in Mexiko-Stadt, wo Punks und FuÃballfans in einer U-Bahn-Station gegen die wehrlosen Jugendlichen vorgingen, und in anderen GroÃstädten.
Weltweite Modeerscheinung
Emo, die Kurzform von "Emotional Hardcore", ist eine Art gefühlsbetonte Weiterentwicklung der Hardcore- und Punk-Subkulturen, die sich durch die Betonung von Verzweiflung, Trauer und Liebe auszeichnet. Bekannte Emo-Bands sind etwa die Swing Kids, Funeral for a Friend und Jimmy Eat World.
In den letzten Jahren hat sich Emo als Modeerscheinung zunehmend von der Musik gelöst und ist weltweit in den Mainstream übergeschwappt. Die Emo-Kids mit ihren dunkel geschminkten Augen, Röhrenjeans, SchweiÃbändern und Converse-Schuhen lassen ihre Altersgenossen offenbar alles andere als kalt.
Stimmungsmache im Netz und im TV
Die "Anti-Emos" in Mexiko bestünden aus Punks und Metalfans, vor allem aber aus gewöhnlichen Teenagern aus der Arbeiterklasse, heiÃt es. Sie bezeichnen die Emos als Selbstdarsteller, die übertrieben sentimental seien, sich "weibisch" kleiden würden und sich skrupellos in anderen Genres bedienten.
Warum die Lage ausgerechnet in Mexiko und ausgerechnet jetzt so eskaliert ist, ist nicht ganz klar. In den Wochen vor den Gewaltausbrüchen nahm die Anti-Emo-Stimmungsmache in Internet-Foren und im Musikfernsehen aber deutlich zu.
Viel Kritik zog ein Moderator des Musiksenders Telehit auf sich, der live auf Sendung die Emo-Bewegung aufs Wüsteste beschimpfte. Nach den blutigen Ãbergriffen distanzierte er sich jedoch davon und sagte, sein Ausbruch sei als Spaà gemeint gewesen.
"Ich hasse Emos"
Social-Networking-Websites wie MySpace und YouTube sind voll mit Kommentaren wie "Ich hasse Emos! Die sind nicht einmal Menschen" und "Tötet alle Emos"; auf Anti-Emo-Blogs kursiert ein Banner, der an das "Parental Advisory"-Logo aus dem Hip-Hop angelehnt ist und den Untertitel "Emo ist schwul" trägt.
"Im Kern handelt es sich hier um Homophobie. Alles andere ist nur Tarnung dafür", erklärt dazu der Sozialarbeiter Victor Mendoza im US-Magazin "Time". "Es geht überhaupt nicht um den Kampf zwischen Musikstilen. Hier kämpft die konservative Seite der mexikanischen Gesellschaft gegen etwas Andersartiges."
Auch Ãbergriffe in Chile
Die Gewaltwelle beschränkt sich nicht auf Mexiko. Auch aus Chile werden Ãbergriffe gemeldet, wo Skinheads gegen den lokalen Emo-Ableger, die PokEMOnes, vorgehen.
In Mexiko haben die Emos inzwischen in einigen der betroffenen Städte Protestmärsche organisiert. "Es ist wirklich gefährlich für uns geworden. Wir werden angeschrien und angespuckt. Man wirft uns Dinge nach. Es ist so viel Hass da drauÃen", zitiert "Time" einen 16-Jährigen aus Mexiko-Stadt.
Zeitungen rufen zu Toleranz auf
"Milenio", eine der gröÃten Tageszeitungen des Landes, appellierte an die Jugendlichen, den Anti-Emo-Feldzug zu beenden. Die Zeitung rief zu Toleranz auf, ortete zunehmenden Hass in der mexikanischen Gesellschaft und zog drastische Vergleiche: "Wir sollten nicht vergessen, dass Gewalt wegen Intoleranz zu Faschismus führt."
"Es ist die Verantwortung der Behörden, dass solche Drohungen nicht ausgeführt und die Gewaltausbrüche bestraft werden", heiÃt es in "El Porvenir", einer anderen Tageszeitung.
"Tötet die Emos": Dieser Schlachtruf gegen eine aktuelle Jugendbewegung scheint in Mexiko gerade zur Realität zu werden. Tote gibt es zwar zum Glück noch nicht, aber bei blutigen Ãbergriffen wurden bereits etliche Jugendliche verletzt.
Hauptplatz sollte "Emo-frei" werden
Ein erschütterndes Video, das im Internet kursiert und in den mexikanischen TV-Nachrichten gesendet wurde, zeigt, wie ein 800-köpfiger Mob in der 900.000-Einwohner-Stadt Queretaro auf offener StraÃe gegen einige wenige Anhänger der verhassten Emo-Bewegung vorging und sie krankenhausreif prügelte. Die StraÃenschlacht konnte nur durch einen Polizeieinsatz aufgelöst werden.
Die Angreifer hatten offenbar das Ziel, den Hauptplatz der Stadt "Emo-frei" zu machen. Ãhnliche Vorfälle gab es auch in Mexiko-Stadt, wo Punks und FuÃballfans in einer U-Bahn-Station gegen die wehrlosen Jugendlichen vorgingen, und in anderen GroÃstädten.
Weltweite Modeerscheinung
Emo, die Kurzform von "Emotional Hardcore", ist eine Art gefühlsbetonte Weiterentwicklung der Hardcore- und Punk-Subkulturen, die sich durch die Betonung von Verzweiflung, Trauer und Liebe auszeichnet. Bekannte Emo-Bands sind etwa die Swing Kids, Funeral for a Friend und Jimmy Eat World.
In den letzten Jahren hat sich Emo als Modeerscheinung zunehmend von der Musik gelöst und ist weltweit in den Mainstream übergeschwappt. Die Emo-Kids mit ihren dunkel geschminkten Augen, Röhrenjeans, SchweiÃbändern und Converse-Schuhen lassen ihre Altersgenossen offenbar alles andere als kalt.
Stimmungsmache im Netz und im TV
Die "Anti-Emos" in Mexiko bestünden aus Punks und Metalfans, vor allem aber aus gewöhnlichen Teenagern aus der Arbeiterklasse, heiÃt es. Sie bezeichnen die Emos als Selbstdarsteller, die übertrieben sentimental seien, sich "weibisch" kleiden würden und sich skrupellos in anderen Genres bedienten.
Warum die Lage ausgerechnet in Mexiko und ausgerechnet jetzt so eskaliert ist, ist nicht ganz klar. In den Wochen vor den Gewaltausbrüchen nahm die Anti-Emo-Stimmungsmache in Internet-Foren und im Musikfernsehen aber deutlich zu.
Viel Kritik zog ein Moderator des Musiksenders Telehit auf sich, der live auf Sendung die Emo-Bewegung aufs Wüsteste beschimpfte. Nach den blutigen Ãbergriffen distanzierte er sich jedoch davon und sagte, sein Ausbruch sei als Spaà gemeint gewesen.
"Ich hasse Emos"
Social-Networking-Websites wie MySpace und YouTube sind voll mit Kommentaren wie "Ich hasse Emos! Die sind nicht einmal Menschen" und "Tötet alle Emos"; auf Anti-Emo-Blogs kursiert ein Banner, der an das "Parental Advisory"-Logo aus dem Hip-Hop angelehnt ist und den Untertitel "Emo ist schwul" trägt.
"Im Kern handelt es sich hier um Homophobie. Alles andere ist nur Tarnung dafür", erklärt dazu der Sozialarbeiter Victor Mendoza im US-Magazin "Time". "Es geht überhaupt nicht um den Kampf zwischen Musikstilen. Hier kämpft die konservative Seite der mexikanischen Gesellschaft gegen etwas Andersartiges."
Auch Ãbergriffe in Chile
Die Gewaltwelle beschränkt sich nicht auf Mexiko. Auch aus Chile werden Ãbergriffe gemeldet, wo Skinheads gegen den lokalen Emo-Ableger, die PokEMOnes, vorgehen.
In Mexiko haben die Emos inzwischen in einigen der betroffenen Städte Protestmärsche organisiert. "Es ist wirklich gefährlich für uns geworden. Wir werden angeschrien und angespuckt. Man wirft uns Dinge nach. Es ist so viel Hass da drauÃen", zitiert "Time" einen 16-Jährigen aus Mexiko-Stadt.
Zeitungen rufen zu Toleranz auf
"Milenio", eine der gröÃten Tageszeitungen des Landes, appellierte an die Jugendlichen, den Anti-Emo-Feldzug zu beenden. Die Zeitung rief zu Toleranz auf, ortete zunehmenden Hass in der mexikanischen Gesellschaft und zog drastische Vergleiche: "Wir sollten nicht vergessen, dass Gewalt wegen Intoleranz zu Faschismus führt."
"Es ist die Verantwortung der Behörden, dass solche Drohungen nicht ausgeführt und die Gewaltausbrüche bestraft werden", heiÃt es in "El Porvenir", einer anderen Tageszeitung.