...
Flashback Jess
Herzlichen Glückwunsch, sagt die junge Ãrztin, als sie die Tür schlieÃt.
Was meinen sie?, fragt er verständnislos. Er sollte Rory hier abholen, und nun steht er hier und wartet.
Na, ja... sie werden Vater!, sagt sie und es klingt kalt.
Er schluckt. Was? Seit wann? Warum kann ihm Rory das nicht sagen?
Sind sie sicher? Ich meine, Rory und ich... wir haben nur einmal..., sagt er erstaunt.
Sie deutet es, als würde er das Kind nicht wollen.
Ãberlegen sie es sich. Bei so einer Mischung... das kann nur etwas Gutes geben...
Woher wollen sie das wissen? Sie kennen mich doch gar nicht!
Nun ja... Sie nicht... aber ich kenne Rory Gilmore... und ich kenne Logan Huntzberger, sagt sie.
Woher?, fragt er und unterbricht sie.
Woher kennt eine Frau Logan Huntzberger, wenn sie nicht mit ihm verheiratet ist? Ich denke, das wissen sie..., sagt sie und macht daraus kein Geheimnis.
Er sieht sie fragend an.
AuÃerdem habe ich Claire Gilmore zur Welt gebracht... und bei ihr war ich mir nicht so sicher...
An diesem Morgen wache ich verwundert auf. Ich erkläre mich selbst für vollkommen bekloppt und beschränke mich darauf aufzustehen um Kaffee zu machen. Als ich aufstehe, liegt Rory noch neben mir und schläft friedlich.
Während ich den frischen Kaffee in eine Tasse fülle, höre ich, wie sie aus dem Schlafzimmer kommt. Sie kommt in die Küche, trägt noch immer ihren Himmelblauen Schlafanzug. Sie sieht so süà darin aus, dass ich nur schmunzeln kann. Als ich ihr die Tasse reichen will, nimmt sie diese und stellt sie abwehrend auf die Küchenzeile zurück. Als ich sie fragend ansehe, sieht sie nur schüchtern zurück.
Ich denke, ich werde die nächste Zeit keinen Kaffee trinken, sagt sie leise.
Ich lege die Stirn in Falten und sehe sie fragend an. Warum? Seit wann?, frage ich und bin so naiv zu glauben, dass am Horizont ein Hoffnungsschimmer bleibt, dass sie es aufgibt, täglich literweise Kaffee in sich hinein zu gieÃen.
Ich denke, ich sollte mich klarer ausdrücken, murmelt sie stattdessen. Ich will sagen, dass ich die nächsten neun Monate keinen Kaffee trinken werde, sagt sie und in meinen Ohren klingelt es merkwürdig hoch. An was erinnert mich das?
Ich... hm... könntest du diese Nachricht ein wenig entschlüsseln? Ich denke, ich habe mich gerade verhört... ich kann es nicht glauben.
Aber... was hast du daran nicht verstanden?, fragt sie leise.
Oh, ich... ich denke ich habe verstanden..., sage ich und lasse mich langsam gegen die Küchenzeile fallen. Ich brauche etwas wo ich mich anlehnen kann. Du willst sagen, dass du... viel sagend sehe ich sie an.
Sie nickt langsam.
Und du bist sicher?, frage ich zaghaft.
Sie nickt erneut.
Und du glaubst wirklich, dass du...
Jess..., macht sie und verdreht die Augen. Lächelnd sieht sie mich an. Dann nickt sie ernst. Sie ist gespannt, ich merke es an ihrer Körperhaltung. Sie wartet auf meine Reaktion, doch die bleibt aus. Plötzlich bin ich ganz still, bewege mich keinen Zentimeter. Bis ich mich aus dieser Starre lösen kann, um auf sie zu zu gehen und sie in meine Arme zu schlieÃen.
Das ist toll..., sage ich leise in ihr Haar hinein, und ich spüre wie sie bei meinen Worten zu lächeln beginnt. Das ist wundervoll..., sage ich und kann mir das Lachen selbst kaum noch verkneifen.
Flashback Jess Ende
Entschuldigen Sie! Verwirrt sieht er auf und in die dunklen Augen der Mitreisenden. Er hatte so verträumt da gesessen, dass sie es viermal wiederholen musste. Nun sieht er sie erschrocken an.
Ja?, fragt er.
Entschuldigen Sie, wiederholt sie, aber sie haben das hier verloren! Sie reicht ihm das Bild, das ihm beim einstecken der Fahrkarte aus der Tasche gefallen war. Er nimmt es in die Hand und betrachtet es. Es ist ein Bild, das Afrika vor über einem Jahr aufgenommen hatte. Darauf ist er mit Rory, Claire, Samaire und Michael zu sehen.
Danke, haucht er kaum vernehmbar und sieht sie dankbar an. Er starrt weiterhin auf das Bild, ein wenig zerknittert und abgegriffen. Er lächelt kurz. Das ist meine Familie, sagt er so leise, dass sie es nicht verstehen kann. Dennoch weià sie, dass er etwas gesagt hat.
Wie sagen Sie?, fragt sie deshalb.
Ach... nichts. Ich sagte das ist meine Familie. Aber das..., er bricht ab. Warum erklärt er ihr das? Er kennt sie doch überhaupt nicht. Und es ist ihr wahrscheinlich egal, wer seine Familie ist.
Sie sieht nett aus, sagt sie jedoch und deutet auf das Foto. Ihre Familie. Sind das alles Ihre Kinder?, fragt sie neugierig.
Ihre Augen glänzen plötzlich, und er denkt an das traurige Gesicht zurück das vor zwanzig Minuten in den Wagon stieg. Ihr Lächeln strahlt ihm erwartungsvoll entgegen und er räuspert sich. Dann setzt er sich aufrecht hin und sieht sie bereitwillig an.
Rein biologisch gesehen nicht, sagt er dann. Aber es ist, als wären sie es..., fügt er dann leise hinzu. Haben Sie Kinder?
Sie schüttelt stumm den Kopf. Ich hätte gerne welche, aber im Moment ist das vollkommen unmöglich. Ich lebe in Hartford, aber ich arbeite in New York. Das Pendeln ist anstrengend, das will ich keinem Kind antun.
Er nickt verständnisvoll. Sie sind noch jung, verderben sie sich ihre Freiheit nicht zu früh, sagt er und lacht bei der Wahl seiner Worte kurz auf.
Haben Sie es bereut?, fragt sie ihn. Ich meine... dass Sie Kinder bekommen haben.
Ernst sieht er sie an. Es ist unwichtig ihr klar zu machen, dass er Claire und Michael bekam als sie schon drei und sieben waren. Denn es war von Anfang an, als wären es seine. Niemals, sagt er ernst und lächelt bei einem weiteren Blick auf das Bild. So ist es. Es war niemals anders. Sie waren immer seine Kinder gewesen. Und so wird es auf ewig bleiben. Niemals..., wiederholt er leise und gemeinsam rauschen sie durch die wortkarge Landschaft dem Ziel entgegen.
··········································································································
Rory Gilmore, 43.
Stars Hollow, 17 Juni 2028, 09:30.
Sie kommt zur Tür rein und drückt als erstes auf das blinkende Lämpchen des AB.
Sie haben eine neue Nachricht. Empfangen am 17 Juni 2028, 7:30.
Hey Schatz! Ich binâs. Ich wollte eigentlich nur anrufen, um zu sagen, dass ich bald da bin... deine Stimme hören... aber... ja, das warâs auch schon. Ich vermisse euch, wir sehen uns nachher. Ich liebe dich, Rory...
Lächelnd steht sie neben dem Telefon und lauscht seiner sanften Stimme. Wie kitschig doch alles klingt. Dass sie ihn nach nur drei Tagen so vermisst. Seufzend legt sie ihre Tasche auf die Kommode und will gerade in die Küche gehen, um sich einen Kaffee zu kochen, da holt das Telefon sie aus ihrer Schmunzelphase.
Gilmore, meldet sie sich sofort.
Hallo. Hier ist Maggie, hört sie die nervös klingende Stimme am anderen Ende. Ich wollte nur fragen, ob Michael in den letzten Stunden bei Ihnen war?, fragt Maggie. Nein, hier war er nicht. Ich hab ihn seit Monaten nicht zu Gesicht bekommen. Ich wünschte, er würde mal vorbeischauen, sagt sie schmunzelnd. Rory denkt sich zuerst nichts Schlimmes dabei. Erst als sie daran denkt, dass Maggie ihn vom Flughafen abholen wollte, überkommt sie ein mulmiges Gefühl. Wieso, ist etwas passiert?, fragt sie dann erschrocken.
Nein... es ist nur... er ist seit zwei Nächten nicht mehr hier aufgetaucht... hört sie Maggies Stimme und glaubt verschluckte Tränen in ihrer Stimme zu hören.
Oh. Hattet ihr Streit oder so?, fragt Rory. Nun, da sie weiÃ, dass er heil angekommen ist, sorgt sie sich nicht sonderlich um ihn. Sie kennt Michael, weiÃ, dass er oft die Flucht ergreift, wenn ein Konflikt auftritt. Erstmal. Sobald er sich wieder fängt, kommt er zurück. Sie weiÃ, er braucht einfach Zeit, um sich über manche Dinge klar zu werden.
Ja, ein wenig, gibt Maggie zu.
Dann lass ihn einfach. Der kriegt sich schon wieder ein, sagt Rory und fragt nicht einmal nach, um was es ging. Ihrer Meinung nach geht es sie nichts an.
Mit der Kaffeetasse in der Hand widmet sie sich der Morgenzeitung. Der Artikel ist gut gelungen, sie nickt zufrieden und nimmt sich vor Nik diesmal ein bisschen mehr zu loben, ihm diesmal einen besseren Auftrag zu geben. Doch bevor sie sich dazu aufraffen kann in die Redaktion zu fahren, klingelt es an der Tür.
Als sie aufsteht, um zu öffnen, stolpert sie über das Telefonkabel und leise fluchend öffnet sie schlieÃlich die Tür.
Matt und traurig scheint er, wie er da vor ihr steht. Das kurze dunkle Haar steht wirr in alle Richtungen, seine blauen Augen wirken matt und metertief. Verloren. Sie bemerkt das Feilchen, die blutverkrustete Lippe und die blutverklebte Nase, doch sie verliert kein Wort darüber.
Michael!, ruft Rory freudig aus und umarmt ihn stürmisch. Was tust du denn hier? Warst du nicht bei... doch sie kommt nicht zum Schluss, er unterbricht sie.
Kann ich... ein paar Tage bei euch bleiben?, fragt er zögernd.
Natürlich!, sagt Rory sofort. Was ist passiert, du siehst übel aus. Komm erst mal rein. Was ist denn passiert? Hattet ihr Streit?
Ja, sagt er tonlos und stellt den Koffer an den Fuà der Treppe.
Sie hat schon total besorgt hier angerufen. Mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder, sagt sie und nimmt ihren Sohn mit in die Küche.
Nein, sagt er matt. Diesmal nicht. Es ist vorbei.
Rory geht gar nicht erst darauf ein. Sie öffnet einen der Küchenschränke und holt das Kaffeepulver erneut heraus. Zum dritten Mal an diesem Morgen. Dann holt sie einen Filter aus der Schachtel und beginnt Kaffee hinein zu schaufeln. Michael zählt ganze acht Löffel. Er atmet auf. Wenigstens hier ist alles wie immer. Doch aus irgendeinem merkwürdigen Impuls heraus ergreift Rory erneut den Löffel und gibt noch zwei weitere gehäufte Löffel hinzu.
Als sie den Kaffee angesetzt hat, dreht sie sich zu ihm um und sieht ihn prüfend an. Er lehnt am Küchentisch und sieht zu Boden. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und schweigt. Er sieht schlimm aus, wenn auch nur wegen dem blutverschmiertem Gesicht. Es ist nicht so, dass er sich das Gesicht nicht gewaschen hätte. Aber die aufgeplatzte Lippe, und die ein wenig verkrustete Nase lassen sie zu dem sicheren Schluss kommen, dass er sich vor kurzem erst geprügelt hat. Eigentlich sieht er sonst sehr gut aus. Braun gebrannt, taucht seine Haut die winzigen Sommersprossen auf seiner Nase in ein unglaublich echtes Urlaubsgefühl. Seine blauen Augen ruhen auf einem der Küchenstühle und das kurze dunkelbraune Haar fällt leicht in seine Stirn.
Er schnieft und hebt den Blick, als er bemerkt wie sie ihn ansieht. Was ist?, fragt er.
Du siehst müde aus, sagt sie, um davon abzulenken, dass sie sehr besorgt ist.
Ich habe auch nicht viel geschlafen. Das Auto ist sehr unbequem, was das angeht. Ich wäre auf eine Parkbank gegangen. Aber das hier ist nicht Europa. Hier schlitzt dich vermutlich der erst beste auf und nimmt dir alles weg bis auf deine Unterhose, er versucht zu lachen. Er versagt kläglich.
Ich denke nicht, dass es mich etwas angeht, Michael..., sagt sie dann. Sie weiÃ, dass dieser Versuch eine Ablenkung einzuleiten auf beiden Seiten fehlgeschlagen ist.
Ich weiÃ, sagt er. Er weiÃ, dass seine Mutter sehr zurückhaltend ist, was sein Liebesleben angeht. Es war immer sehr angenehm, denn sie hat nie groà nachgefragt, wenn es um ihn und Maggie ging. Sie hat ihm von Anfang an blind vertraut. Und auch wenn er aus ihrer Stimme heraushört, dass sie sehr besorgt ist, so weià er, dass sie nicht groà nachfragen wird, wenn er sagt, dass er nicht darüber reden will. Kann ich es dir trotzdem erzählen?, fragt er dann leise und sie sieht ihn verwundert an.
Klar, sagt sie und stellt ihm eine Tasse vor die Nase. Dann holt sie die Kanne und schüttet seine, und auch ihre, voll.
Ich bin vorgestern aus Europa zurück gekommen. Maggie hat mich vom Flughafen abgeholt. Wir sind nach Hause gefahren und... er bricht ab und wendet den Blick von ihr ab. Starrt den Dampf an, der aus der Kaffeetasse empor steigt.
Rory nickt wissend.
Es... war die schönste Nacht überhaupt, Mum.
Wieder nickt sie wissend.
Am Frühstückstisch hat sie es mir gestanden. Dass sie mit John geschlafen hatte.
Rory lässt sich ihr Entsetzen nicht anmerken und greift nach Michaels Hand. Tränen treten in seine Augen. Er senkt den Kopf, um sie vor ihr zu verbergen. Es tut so weh, Mum, sagt er und versucht seine fast erstickte Stimme fest und stark klingen zu lassen. Vergeblich.
Ich weiÃ..., sagt sie leise. Er hebt den Kopf und sieht sie prüfend an. Die Tränen in seinen Augen glitzern misstrauisch.
Sag mir bitte, dass du das nicht erleben musstest, sagt er flehend.
Betreten sieht Rory vor sich hin.
Ein wütender Ausdruck breitet sich auf seinem Gesicht aus.
Was dein Vater mir angetan hat, Michael... Das war nicht wirklich er, und das weiÃt du. AuÃerdem ist es Jahre her. Es ist vorbei. Und im Grunde ist es gut so wie es ist. Damals tat es weh, das streite ich nicht ab. Aber heute weià ich, dass er es niemals getan hätte... wäre da nicht..., sie bricht ab.
Michael nickt und verzieht das Gesicht. Ich weiÃ, sagt er und drückt die Hand seiner Mutter. Lange schweigen sie. Michael umfasst seine Tasse mit beiden Händen und starrt gedankenverloren hinein.
...
[SIGPIC]C:\Documents and Settings\charlotte\Escritorio\Fotos\Others\Williesig copia.jpg[/SIGPIC]