So, ich habe mich auch mal an einem Oneshoot probiert. Meine Freundin hat ihn schon als gut befunden, ich hoffe ihr mögt ihn auch. Aber ACHTUNG, er ist etwas lang geraten, irgendwie schreib ich mich immer in einen regelrechten Rausch...
Aber für ne richtige FF ist es halt doch zu wenig! So, hier kommt er, natürlich Literati! Have fun und gebt fleiÃig fb!
GLG, phoe-nixe
P.S.: Sorry, musste ihn auf 2 Posts aufteilen, weil er für einen zu lang war...
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Wie immer....
Ich bin heute 32. Als meine Mum so alt war, war ich bereits 16. Sie hatte mich aufgezogen, sie führte ein erfolgreiches kleines Hotel in Stars Hollow, hatte ein eigenes Haus und war rundum glücklich mit ihrem Leben. Sie hatte etwas erreicht. Sie hatte sich das alles selbst aufgebaut und war sehr stolz darauf. Und auf mich. Das war sie auch jetzt noch. Aber war ich das auch???
Sicher, ich hatte mir meinen Traum verwirklicht. Ich habe mein Studium in Yale mit einem der besten Abschlüsse des Jahrgangs beendet und wurde Auslandskorrespondentin bei einer der angesehensten Zeitungen des Landes. Ich bin erfolgreich in meinem Job, beliebt bei meinen Kollegen und umworben von anderen Zeitungen. Ich halte regelmäÃigen Kontakt zu meiner Mutter, wenn dieser sich auch lediglich auf ein Telefonat im Monat beschränkt. Aber bin ich wirklich glücklich damit? Kann mich dieser Job auf lange Sicht wirklich ausfüllen? Ich mache das jetzt schon über 6 Jahre. Ich habe viel von der Welt gesehen, über schreckliche Dinge wie Kriege und Naturkatastrophen berichtet, aber auch über schöne Ereignisse. Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht ob diese Arbeit auch mein Herz ausfüllt. Mein Kopf und mein Verstand sahen nur den verwirklichten Traum und waren überglücklich damit, aber ob mein Herz – ob ich – es immer noch so sehr wollte wie damals, darauf achtete ich gar nicht mehr. Bis heute...
Er hat es mal wieder geschafft. Er hat mein Leben wieder komplett auf den Kopf gestellt. So wie er es immer tut. Er taucht auf und alles wird durcheinander gewirbelt. Er ist wie eine Windhose, die an einem Herbsttag durch den Wald fegt und alle Blätter aufwirbelt. Sie fliegen hoch, tanzen im Wind und taumeln langsam zurück zur Erde, bis sie wieder in der harten Wirklichkeit landen, allerdings liegt keines mehr an seinem ursprünglichen Platz. So fühle ich mich immer, wenn ich ihn getroffen habe. Alle meine Gefühle und Gedanken werden aufgewirbelt und wenn er weg ist, bleibe ich in diesem Chaos, das er verursacht hat, alleine zurück.
Ich frage mich, warum er noch immer diese Wirkung auf mich hat. Es ist nun schon 10 Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Und trotzdem, es hat sich nichts geändert. Zumindest nicht an seiner Wirkung auf mich. Ich habe nicht sehr oft an ihn gedacht in den letzten 10 Jahren. Hin und wieder kreuzte er bei meiner Arbeit meine Gedanken.
Als ich zum Beispiel über den Krieg im Irak berichtete, musste ich unweigerlich daran denken, dass er einmal vorgeschlagen hatte, in seinem Auto an mir vorbei zu fahren und mich in einer fremden Sprache an zu schreien. Zu Ãbungszwecken natürlich. Am meisten dachte ich aber an ihn und unsere gemeinsame Zeit, wenn ich zwischen meinen vielen Auslandseinsätzen mal etwas Zeit zum Lesen fand. Ich las nicht mehr sonderlich viel in den letzten Jahren, auch das war mir nie aufgefallen. Ich dachte immer daran, ob er dieses oder jenes Buch, das mir gerade besonders gut oder aber auch überhaupt nicht gefiel, auch schon gelesen hatte und was er wohl an den Rand geschrieben hatte.
Diese Gedanken verharrten allerdings nie wirklich lange in meinem Kopf. Ich hatte immer so viel um die Ohren, dass mein Kopf damit schon genug zu tun hatte. Es war einfach kein Platz für etwas anderes als die Arbeit. Dass ich das so gar nicht wollte, merkte ich nicht mal. Selbst dafür war kein Platz.
Und wieder war er es, der es mir zeigen musste. Wie damals, als er mich kurz nach meinem 21. Geburtstag bei meinen GroÃeltern besucht hatte um mir sein erstes Buch zu zeigen. Sein erstes selbst verfasstes Buch. Ich war so stolz auf ihn. Er hatte es wirklich geschafft etwas aus sich zu machen, wer hätte das geglaubt als er damals nach Stars Hollow kam. Gut, ich hatte immer fest daran geglaubt, aber auÃer mir sahen sie alle nur den Taugenichts, den Kleinkriminellen und den Herumtreiber in ihm. Aber er hatte es allen bewiesen, hatte seinen Schulabschluss gemacht und hatte ein Buch geschrieben. Und was tat ich?
Ich wohnte im Poolhaus meiner GroÃeltern, weil ich eine Pause von meinem Studium einlegen wollte und mich darüber so sehr mit Mum zerstritten hatte, dass wir beide nicht mehr miteinander redeten. Ich organisierte Partys für die DAR und ich war mit Logan zusammen. Einem reichen Yalestudenten, der aus der Gesellschaft kam, in die meine Mum und ich nie passten – nie passen wollten – in der ich mittlerweile aber trotzdem lebte. Und auch damals merkte ich es nicht. Er wusch mir gründlich den Kopf und ich wachte endlich auf. Ich schrieb mich wieder in Yale ein, versöhnte mich mit meiner Mum, zog bei meinen GroÃeltern aus und trennte mich von Logan. Von da an verlief mein Leben endlich wieder so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Dank ihm... und trotzdem hinterlies er all diese aufgewirbelten Blätter in meinem Kopf und in meinem Herzen. Wie immer. Aber nun der Reihe nach...:
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Als ich heute morgen aufstand, dachte ich noch, es würde ein ganz gewöhnlicher Tag werden. Ich würde gleich einen Anruf von der Redaktion erhalten, über was ich heute schreiben sollte und wieviele Zeilen ich dazu zur Verfügung hätte. Doch weit gefehlt. Ich erhielt zwar den Anruf meiner Redaktion, doch lieà ich fast mein Handy fallen, als ich hörte über was ich heute berichten sollte. Ich war zur Zeit in London und hatte dort über die Neuwahlen der Regierung berichtet. Mein Auftrag für heute allerdings lautete:
„Miss Gilmore, der erfolgreiche Autor Jess Mariano veröffentlich heute sein Buch „The Subsect“ erstmals in England. Bitte gehen Sie zu dieser Buchpräsentation und schreiben sie 80-100 Zeilen darüber!“
Ich hatte meinen Redakteur zwar gehört, aber realisiert hatte ich noch nicht was er mir da gerade gesagt hatte. Jess war ein erfolgreicher Autor? War ich etwa so eingenommen von meiner Arbeit, dass ich noch nicht einmal das mitbekommen hatte? Und heute würde er sein erstes Buch in Europa vorstellen. „The Subsect“, das war das Buch, was er mir damals geschenkt hatte. Sein erstes Buch. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen... ich würde ihn heute treffen. Und ich wusste nichts über seine Karriere. Ich war total unvorbereitet. Ich brach sofort in Panik aus, etwas, das mir anscheinend noch geblieben war. Sofort setzte ich mich an meinen Laptop und suchte nach Informationen über ihn, sein Leben und seine Karriere.
Ich fand heraus, dass er wirklich ein sehr erfolgreicher Autor in den USA war. Er hatte bereits 6 Bücher geschrieben, 2 davon landeten sogar auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Warum hatte ich das alles nicht mitbekommen? Und warum hatte mir meine Mum nichts davon erzählt? Sie wollte bestimmt nicht, dass ich wieder an ihn denken muss, denn sie wusste welches Chaos er immer in mir verursachte. Sie wollte mich beschützen, wie sie es immer wollte. Aber nun traf es mich voll ins Gesicht. Das ganze Gefühlschaos das ich immer auszuhalten hatte wenn es um ihn ging, gepaart mit einem tierisch schlechten Gewissen dass ich nichts von seiner Karriere wusste. Und obendrauf, sozusagen als Kirsche auf dem riesigen Sahneberg schlechten Gewissens, die Angst ihm gegenüber zu treten.
Nicht die Angst im üblichen Sinne, mehr die Angst wie ER sich wohl verändert hatte. Denn dass ICH mich verändert hatte, davon wusste ich ja noch gar nichts...
2 Stunden später stand ich an der genannten Buchhandlung. Es war ein kleiner Laden. Nicht sehr auffällig. Er passte zu ihm. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich ertappte mich dabei, räusperte mich einmal und verwarf den Gedanken schnell wieder. Ich war wie immer viel zu früh dran, auch das hatte sich nicht verändert. Ich besorgte mir einen Kaffee und setzte mich auf eine Bank gegenüber des Buchladens.
Plötzlich bog er um die Ecke. Zu FuÃ. Er trug eine schwarze Jacke und blue Jeans, die Hände in den Taschen. Wieder ertappte ich mich dabei, wie unweigerlich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen lag. Für den Auftritt eines berühmten Buchautors hatte ich mir eher eine Limousine und einen schicken Anzug vorgestellt, aber das hätte auch überhaupt nicht zu ihm gepasst.
Ich zwang mich dazu, aufzustehen und die StraÃe zu überqueren. Ich stellte mich vor die Tür der Buchhandlung und wartete auf ihn. Als er nur noch wenige Meter von mir entfernt war, erblickte er mich und auch auf seinen Lippen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab. Ich war erleichtert, doch eigentlich waren wir ja nicht im Streit auseinander gegangen. Dennoch war es lange her und ich war unsicher, wie er reagieren würde. Ich war ja sogar unsicher wie ICH reagieren würde.
Er senkte seinen Kopf wieder und kam die letzten paar Schritte auf mich zu...
„Hey, was machst du denn hier?!“ fragte er und hatte wieder sein freches Grinsen aufgelegt, das mich damals immer um den Verstand gebracht hatte. Auch diesmal blieb es nicht gänzlich ohne Wirkung.
„Ich soll über den berühmten Autor Jess Mariano berichten, der heute sein erstes Buch in Europa veröffentlichen will. WeiÃt du was darüber?“ fragte ich zurück und war selbst überrascht über meine Lockerheit. Doch war es nicht immer schon so gewesen?
„Huh, nein... nichts davon gehört. Kann ja nicht so berühmt sein, sonst wüsste ich es wohl.“ ging er auf mein Spielchen ein.
Ich lächelte, wollte nun aber doch wieder zur Ernsthaftigkeit zurück kehren... „Hör auf, du musst wirklich berühmt sein, wenn du nun schon deine Bücher in Europa veröffentlichst.“
„Ach, ich schreibe einfach meine Gedanken auf... ich weià nicht was die Leute daran so toll finden, aber scheinbar ist die heutige Gesellschaft doch sehr gelangweilt wenn die Leute meine Bücher so mögen.“ versuchte er es ab zu tun... „Aber weiÃt du, ich wollte dich immer fragen, was du von den Büchern gehalten hast, aber ich wusste ja nicht einmal ob du sie überhaupt gelesen hast, also hab ich mich nie getraut dich anzurufen. Es wäre doch sehr peinlich geworden, wenn du gar nicht gewusst hättest, von was ich rede. Das hätte dann so geklungen, als wollte ich um Almosen betteln, beziehungsweise dafür, dass du meine Bücher liest.“
Erwischt! Der Becher Gefühlschaos mit dem Sahneberg des schlechten Gewissens mitten ins Gesicht... Mir wurde heià und kalt... ich wollte schlucken, doch hatte ich plötzlich einen riesigen Kloà im Hals. Er wäre bestimmt mehr als enttäuscht... aber was sollte ich anderes sagen als die Wahrheit, er würde mir die Lüge sowieso sofort ansehen...
„Ãhm... also... weiÃt du... es ist so... ich... wie soll ich sagen...“ ich stellte mich an wie eine komplette Vollidiotin! Wie immer wenn ich ihn traf. Als er mich damals bei meinen GroÃeltern besucht hatte, habe ich minutenlang über die „Szene“ in Philadelphia geredet. Ich war noch niemals dort, alles was ich von Phily jemals gesehen hatte, war dieses blöde Foto, von dem ich ihm erzählte. Und jetzt? Jetzt bekam ich keinen vernünftigen Satz zusammen. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und fing noch mal von vorne an.
„Ich habe auÃer „The Subsect“ keines deiner Bücher gelesen Jess. Ich wusste bis vor 2 Stunden noch nicht mal, dass du noch mehr Bücher geschrieben hast! Ich bin in den letzten Jahren nicht mehr oft zum Lesen gekommen, weiÃt du. Aber das ist natürlich keine Entschuldigung, ich weiÃ... ich hätte es mitbekommen sollen, es tut mir ehrlich leid!“
Jess sah mich nur an. Stille... Eine Stille zwischen uns, die ich noch nicht kannte. Es war nicht diese Stille, die ewig hätte dauern können, in der wir uns ohne ein Wort zu sagen verstanden hatten. Es war eine merkwürdige Stille. Er schien wirklich verletzt zu sein und das tat mir unendlich leid. Ich sah ihm tief in die Augen und wieder wirbelten die Blätter in meinem Kopf umher... doch was mich wirklich erschreckte – auch in meinem Bauch und in meinem Herzen begannen sie wieder zu wirbeln. Ich verdrängte aber den Gedanken schnell und widmete mich wieder meinem Gegenüber...
„Jess?!“ fragte ich... es kam noch immer keine wirkliche Reaktion, doch er wich meinem Blick aus und starrte wieder auf den Boden... „Jess, es tut mir wirklich so leid! Ich hätte es mitbekommen sollen, du musst sehr enttäuscht von mir sein und du hast auch das Recht dazu... ich werde mir sofort alle deine Bücher bestellen und sie lesen, versprochen!“ versuchte ich ihn davon zu überzeugen, dass mir sein bisheriges Leben nicht völlig egal war, denn das war es nicht...
„Rory, du musst dich nicht dafür entschuldigen, du hattest eben Wichtigeres zu tun.“ winkte er ab und vermied noch immer den Blickkontakt zu mir.
Ich hätte ihm gerne widersprochen, aber eigentlich entsprach es doch der Wahrheit was er da sagte. Einer traurigen Wahrheit, die mir Stück für Stück mehr bewusst wurde. Einer Wahrheit, in der die Arbeit für mich an erster Stelle stand. Meine Familie und Freunde waren nur noch zweitrangig geworden. Soweit wollte ich es niemals kommen lassen und doch schien es über die Jahre einfach passiert zu sein. Endlich sah er mich wieder an... ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen sehen. Erst das zweite Mal konnte ich wirklich seine Gefühle in seinen Augen erkennen. Das erste Mal war damals in Yale, als er mich bat mit ihm zu kommen und mit ihm zu leben und ich ihm dieses eine kleine, aber harte Wort an den Kopf schmetterte: NEIN!
„Was hast du denn in den letzten Jahren so getrieben?“ fragte er mich, um von sich abzulenken.
„Ich... ich hab Yale abgeschlossen und arbeite nun als Auslandskorrespondentin.“
„Dann hast du ja deinen Traum wahr gemacht, hm?!“
„Ja... ja, scheint so...!“ antwortete ich, mittlerweile wirklich unsicher, ob es noch immer das war, was ich mein Leben lang tun wollte.
„Es scheint so? Stimmt etwas nicht?!“ Natürlich bemerkte er meine Zweifel sofort und hakte nach... doch was sollte ich nur sagen? Ich war wieder mitten in dieser gottverdammten Windhose und kam einfach nicht heraus.
„Nein, es ist alles in Ordnung... dank dir. Du hast mir damals, als du mir dein Buch gebracht hast, die Augen geöffnet und mich wieder auf den richtigen Weg geleitet. Nach deinem Besuch habe ich mich wieder in Yale eingeschrieben, bin bei meinen GroÃeltern ausgezogen und habe mich mit meiner Mum versöhnt. Und von dem „blonden Wichser aus Yale“ hab ich mich auch getrennt.“ erzählte ich ihm und lächelte bei meinem letzten Satz.
Auch er musste lächeln, was mich freute, denn die Situation war wirklich sehr angespannt. „Und, wie geht es deiner Mum und Stars Hollow?“ fragte er weiter.
„Ich hab vor 3 Wochen das letzte Mal mit ihr telefoniert. Es geht ihr ganz gut, denke ich. Sie und Luke sind dabei anzubauen, das ist wohl etwas stressig neben dem Dragonfly und dem Diner. Aber Sid und Nancy sind mittlerweile doch zu alt, um noch in einem Zimmer zu schlafen, deshalb musste der Anbau sein. Miss Patty gibt, glaube ich, wieder eines ihrer Feste anlässlich ihres Bühnenjubiläums und Kirk ist durchgeknallt wie immer.“
„Der Anbau ist fertig...“ stellte Jess leise fest.
„Was?“ ich war verwirrt. Was meinte er? Ich hatte ihm doch grade erzählt dass sie dabei sind, anzubauen, nicht dass sie bereits angebaut haben.
„Ich hab gestern mit Luke telefoniert, der Anbau ist seit einer Woche fertig.“ gab er kleinlaut zu. Er hatte wohl schon bemerkt dass ich mit meinem Leben unzufrieden war, nur ich wusste es noch nicht. Aber zumindest dämmerte es mir so langsam...
„Du hast noch Kontakt mit Luke?“ fragte ich leicht verwirrt.
„Ja, wir haben regelmäÃigen Kontakt. Wir telefonieren jede Woche. Ich wohne jetzt auch in der Nähe. Zum Glück habe ich doch irgendwann gemerkt was ich ihm alles zu verdanken habe und wir haben mittlerweile ein sehr gutes Verhältnis. Hat dir Lorelai nichts davon gesagt?“
„Lorelai??? Nein, sie hat mir nichts davon gesagt... Du nennst sie Lorelai? Besuchst du Luke auch?“ fragte ich mittlerweile schon wieder etwas panisch... er war besser über meine Familie informiert als ich selbst? Das konnte nicht sein! Zu diesem Unverständnis mischte sich allerdings noch eine gehörige Portion Wut auf meine Mutter, die es all die Jahre nicht für nötig gehalten hatte, mir davon zu erzählen.
„Ja... hin und wieder besuche ich Luke. Und dann sehe ich eben auch deine Mum. Mittlerweile haben wir das Kriegsbeil begraben. Allerdings scheint sie mir noch nicht soweit über den Weg zu trauen, dass sie dir davon erzählt. Ich dachte du wüsstest es.“
„Denkst du nicht ich hätte mich mal gemeldet wenn ich wüsste dass du bei meiner Mum ein und aus gehst?!“
Plötzlich änderte sich Jess‘ Gesichtsausdruck... er war nicht mehr freundlich und auch nicht mehr enttäuscht... was es aber genau war, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen...
„Also... du hast keines meiner Bücher gelesen – was ja dein gutes Recht ist, aber ich wundere mich trotzdem – du telefonierst höchstens einmal im Monat mit deiner Mum, weiÃt nicht was in ihrem Leben passiert... ich weià nicht ob ich denke dass du dich mal gemeldet hättest wenn du davon gewusst hättest...“
Und noch eine Portion Gefühlschaos mit extra-schlechtem Gewissen... heute war definitiv nicht mein Tag... Ich schluckte und merkte, wie sich eine Träne zu meinem Auge vorkämpfte.
Auch Jess merkte es und entschuldigte sich sofort... „Entschuldige, das war nicht fair von mir. Ich hatte kein Recht so mit dir zu reden...“
Ich schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, du hattest Recht. Alles ist irgendwie auÃer Kontrolle geraten. Das hier war mein Traum... was ist nur daraus geworden...?!“
„Ist es denn nicht mehr dein Traum?“
„Ich... ich weià es nicht... ganz ehrlich, ich weià es nicht! Bis gestern Abend war er es noch... dann wache ich heute morgen auf, mein Redakteur ruft mich an und schickt mich zu DEINER Buchpräsentation und schon ist alles auf den Kopf gestellt. Ich fasse es nicht dass du das nach 10 Jahren noch immer schaffst!“ Den letzten Satz sagte ich leiser und auch eher zu mir als zu ihm, aber natürlich hörte er ihn genau.
„Was meinst du???“
„Immer wenn du auftauchst stellst du mein Leben komplett auf den Kopf Jess... Als du das aller erste Mal in Stars Hollow aufgetaucht bist, hast du mir gleich den Kopf verdreht. Natürlich wollte ich das nicht wahr haben, ich war schlieÃlich noch mit Dean zusammen. Die Streitereien waren vorprogrammiert. Dann bist du wieder nach New York zurück und nachdem ich dich dort besucht hatte bist du wieder nach Stars Hollow gekommen und auf Sookie’s Hochzeit aufgetaucht. Wir alle wissen was DORT passiert ist! Als wir endlich zusammen waren, bist du ohne ein Wort abgehauen. Nach einem Jahr tauchst du plötzlich wieder auf und sagst mir, du liebst mich und dass ich mit dir nach New York kommen soll, was ich natürlich nicht getan habe. Wieder 2 Jahre später, kommst du um mir ein Buch zu schenken, dass du selbst geschrieben hast. Du wäschst mir den Kopf und ich fange an, mein Leben endlich wieder so zu leben, wie ich es wollte. Und jetzt... jetzt tauchst du auf und plötzlich merke ich, dass mein Traum gar nicht mehr mein Traum zu sein scheint... ich weià nicht dass du mittlerweile 6 Bücher veröffentlicht hast, ich weià nicht dass der Anbau von Mum und Luke fertig ist, ich habe seit mindestens einem Jahr kein Buch mehr gelesen, das mehr als 100 Seiten hatte... Das bin nicht mehr ich...“