Ad Astra - Denn Blutrot scheint der Mond....

Richard Gilmore - Towndown Hartford, morgens

Er fehlt ihr. Eine Feststellung, die ihm irgendwie Angst macht. Sie impliziert eine Erwartungshaltung und genau das erschreckt ihn irgendwie. Er fehlt ihr. Was soll er darauf erwidern? Er ist ein verheirateter Mann. Nun, ein verheirateter Mann, dessen Frau ihren Auszug angekündigt hat, dessen Frau sich im Moment ohnehin äußerst merkwürdig verhält. Er ist noch immer nicht zu einem Ergebnis gekommen, weiß, dass er Pennilyn irgendetwas sagen muss.
"Wir können uns doch ein anderes Mal treffen.", meint er daher. Auszusprechen, dass er sie vielleicht noch gerne am Nachmittag sehen würde, wagt er nicht. Egal, was zwischen ihnen geschehen ist und vielleicht noch geschehen wird, sie war immer eine sehr gute Freundin und wird es auch immer bleiben.

Pennilyn Lott - Lott Mansion, morgens

Ein anderes Mal treffen. Sie will sich kein anderes Mal mit ihm treffen, sondern heute. Ganz genau heute! Sie weiß trotzdem nicht ob sie ihn danach wirklich fragen kann, fragen soll. Er ist immerhin nur ein guter Freund für sie, nicht mehr - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und gute Freunde treffen sich doch regelmäßig, wieso also nicht auch sie beiden.
"Wenn du doch heute nicht nach Yale fährst, und ich ja bekanntlich auch nicht verrückt nach einem Footballspiel bin, was hältst du davon wenn wir uns heute auf eine tasse Kaffee treffen?" Sie hat es ausgesprochen und hofft, dass er Ja sagt.

Richard Gilmore - Towndown Hartford, morgens

Ihr Angebot klingt verlockend, unheimlich verlockend, wenn er ehrlich ist. Er würde sie zu gerne treffen, ein paar unbeschwerte Stunden mit ihr verbringen. Er hat keine Lust nach Hause zu fahren. Dort wartet ein leeres Haus, der bittere Nachgeschmack von dem morgentlichen Streit und seine Mutter, die garantiert unangenehme Fragen stellen würde.
"Heute Nachmittag klingt toll.", meint er. "Wann und wo wollen wir uns treffen? Soll ich dich abholen kommen?"

Emily Gilmore - Johnson Manison, morgens

Adelaide hat sie endlich in den Wintergarten gebeten und Emily bleibt fast das Herz stehen, als sie ihre Eltern sieht. Genauso wie früher, kein bisschen scheinen sie sich verändert zu haben, zumindest nicht so sehr, wie sie selbst oder Adelaide.

Sie merkt erst jetzt, wie sehr sie sie in all den Jahen vermisst hat, unterdrückt dennoch die sentimentale Regung Alice einfach zu umarmen oder ihrem Vater um den Hals zu fallen. Dafür ist sie definitiv zu alt und was wären das auch für Manieren?

"Mutter, Vater", sagt sie stattdessen ein wenig hilflos, zumal sie den Ausdruck im Gesicht ihrer Eltern nur schwer deuten kann.

"Emily", begrüßt Alice Johnson sie mit einem graziösen Nicken. "Setz dich doch."

Sie kommt der Aufforderung nach und sieht nervös zu ihrem Vater, welcher sie durchdringend mustert. "Es hat länger gehalten, als ich dachte", murmelt er schließlich. "DU bist sturer, als ich dachte."

"Nicht stur genug", entgegnet sie so nüchtern es geht. "Und du hast Recht. Ich bin hier, weil ich mich von Richard getrennt habe."

"Nach all der Zeit hättest du genausogut den Rest der Zeit bei ihm bleiben können", sagt Carl Johnson und holt seine Pfeife aus der Tasche, beginnt sie zu stopfen.

"Nein", antwortet sie bestimmt. "Ich kann das -", sie bricht ab. Ich kann das nicht mehr, es klingt so müde, als ob Richard sie in irgendeinem Spiel geschlagen hätte. Aber so ist es nicht. "Ich werde die Scheidung einreichen."

Carl pafft an seiner Pfeife und das feine Aroma von Vanille beginnt den Raum zu füllen. "Und du willst meine Unterstützung dafür?", stellt er schließlich fest und sie nickt.

"Die will ich."

"Ich werde ein Gedeck für dich holen", mischt sich jetzt auch Alice in das Gespräch ein und erhebt sich. "Und Adelaide sagen, sie soll dein altes Zimmer für dich herrichten."

"Sag ihr gleich, sie soll eine Flasche Champagner servieren, wir haben hier schließlich etwas zu feiern", fordert Carl seine Frau auf und zwinkert Emily mit einem Lächeln zu, so wie er es immer getan, als sie noch ein kleines Mädchen war. Sie lächelt zurück, obwohl ihr weder zum Lächeln, noch zum Anstoßen zumute ist.

Pennilyn Lott - Lott Mansion, morgens

Sie freut sich über seine Reaktion, mehr sogar als sie eigentlich zugeben will. "Sehr gern Richard. Ich würde mich freuen wenn du mich abholen würdest. Wann kannst du hier sein?" Bei diesen Worten springt sie auch schon aus dem Bett, läuft in ihr Ankleidezimmer und beginnt Fieberhaft zu überlegen, was die richtige Kleidung für diesen "Anlass" ist.

Richard Gilmore - Towndown Hartford, morgens

Wann kann er da sein? Sofort? Wie lange wird er bis zu ihr brauchen? 20, 25 Minuten? Nein, es ist noch zu früh, um sich zu treffen, er wird erst einmal in Ruhe frühstücken gehen, vielleicht in den Club. Die Idee gefällt ihm. Eine Runde Golf spielen, dann ein gemütliches Mittagessen, anschließend wird er Pennilyn holen.
"Ist drei Uhr für dich okay?", fragt er, überlegt sich, wohin er sie ausführen möchte. Emily wird schon sehen, was sie davon hat. Sie wird noch Augen machen.

Pennilyn Lott - Lott Mansion, morgens

Drei Uhr klint für sie fabelhaft. Sie kann sich in Ruhe überlegen, was sie tragen will, kann sich fertig machen und schminken. Sie will schließlich gut aussehen. "Drei Uhr klingt wirklich sehr gut Richard."
Sie verabschiedet sich noch von ihm und beendet dann das Telefonat mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht - sie wird in wenigen Stunden Richard sehen.

Emily Gilmore - Johnson Manison, morgens

"Du wirst einen Anwalt brauchen", erklärt Carl Johnson, nachdem seine Frau das Zimmer verlassen hat und Emily nickt nachdenklich, obwohl es ihr eigentlich doch zu schnell geht. Andererseits: Worauf soll sie noch warten? Besser es schnell hinter sich bringen.

Aber was, wenn Richard - NEIN!, verbeitet sie sich diesen Gedanken. Hör auf zu träumen, Emily. Nur weil ihr vorgestern einen schönen Abend hattet, den ersten seit langem, hat sich doch überhaupt nichts geändert. Ihr habt nebeneinander her gelebt, seit Jahren schon. Eigentlich seit Lorelai verschwunden ist.

"Du kannst mir nicht zufällig einen empfehlen, Vater?", erkundigt sie sich.

"Natürlich kann ich das", antwortet er, wie erwartet. "Erinnerst du dich an Simon McLain?"

"Nein", gesteht sie, grast ihr Gehirn nach diesem Namen ab. "Der Name sagt mir nichts spezielles."

"Ein hervorragender Anwalt. Der beste in Sachen Familienrecht, den du an der Ostküste finden wirst", klärt Carl sie auf. "Ich werde ihn anrufen und noch für heute einen Termin vereinbaren."

"Es ist Samstag", wirft sie ein, dass ist jetzt wirklich zu schnell. "Ich glau-"

Er fällt ihr ins Wort. "Ach was", winkt er ab. "Je früher du diesen Richard los wirst, desto besser. Ich frage mich wirklich, was du an ihm gefunden hast."

"Er ist mein Ehemann", entgegnet sie.

"War, Emily, er war es", korrigiert Carl sie und erhebt sich, macht sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer.

Carl Johnson - Johnson Manison, morgens

In seinem Arbeitszimmer angekommen, setzt er sich erst Mal. Seit 36 Jahren hat er sie nicht gesehen und jetzt steht sie plötzlich wieder vor ihm. Verhält sich so, als wäre nie etwas gewesen, als hätte sie nicht einfach so den Kontakt abgebrochen. Es aus Verliebtheit getan. Aber er wusste es, er wusste schon immer, dass Richard Gilmore ein kleiner Bastard ist und seine Tochter viel zu gut für ihn. Das Gefühl des Triumphes durchspült ihn. Letzdendlich hat er doch Recht behalten, auch wenn er vier Jahrzehnte auf diesen Sieg warten musste.

Mit einem Lächeln greift Carl zum Telefonhörer und wählt auswendig die Nummer eines seiner Anwälte.

"Simon?", erklärt er, als McLain sich meldet. "Es tut mir leid, dich am Samstag stören zu müssen. Ich habe allerdings einen Auftrag für dich, der dich sehr interessieren dürfte."

Simon McLain - Windsor Club Hartford, morgens

"Carl!", ruft er erstaunt aus. In der Tat, es ist Samstag und er kann sich kaum vorstellen, was ihn so sehr interessieren kann, dass er dafür seinen freien Tag opfert. Es war eine anstrengende Woche und eigentlich würde er lieber mit seinen Freunden Karten spielen, doch er kennt Carl schon lange, wird sich daher anhören, was er zu sagen hat.
"Dann bin ich gespannt darauf zu hören, was für einen unglaublich tollen Auftrag du mir anzubieten hast.", meint er, kann sich die leichte Ironie in der Stimme nicht verkneifen.


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