So ihr SüÃen, I got Mail
Ich sag einfach mal: Viel spaÃ. *Rofl*
@Riska, du weiÃt ich muss weg, ich les es heut Abend direkt als erstes und sehe es als groÃe Ehre, es Posten zu dürfen.
~*Kapitel 21*~
New Haven, Spätsommer 2005
Schläfrig öffnete Rory die Augen und sah auf ihren Wecker. Kurz vor fünf,
dann konnte sie also beruhigt noch eine Runde schlafen, andererseits - mit
einem Ruck richtete sie sich auf. "Dean?", rief sie mit Panik in der Stimme,
doch dieser drehte sich nur grummelnd auf die andere Seite. "Dean!",
wiederholte sie und begann an seiner Schulter zu rütteln. "Wach sofort auf."
"Lass mich schlafen", murmelte er müde und zog sich das Kissen über die
Ohren.
"Wach auf, das ist ein Befehl!", sie zog ihm das Kissen weg. "Los, los,
los!", sie fuhr fort, wie verrückt an ihm zu rütteln und er öffnete
schlieÃlich seufzend die Augen.
"Was ist denn?"
"Das fragst du noch?"
"Allerdings", brummte er verständnislos, musste allerdings grinsen, als er
Rorys panisches Gebaren sah.
"Hör auf zu lachen und steh auf!"
"Es ist -", er sah auf die Uhr. "Es ist noch nicht mal fünf, weshalb
verhältst du dich also wie eine Verrückte auf der Flucht vor der Polizei?"
Sie boxte ihn. "Weil wir in acht Stunden in Stars Hollow sein müssen."
"Du sagst es, acht Stunden, SüÃe."
"Eben, also Beeilung!"
"In acht Stunden könnten wir sechzehn Mal nach Stars Hollow fahren."
"Vielleicht, aber wir müssen uns schlieÃlich noch anziehen."
"Dann geh doch du schon mal ins Bad - und lass dir so zwei, drei, vier
Stunden Zeit."
"Du scheinst den Ernst der Lage nicht zu begreifen."
"Ich begreife lediglich, dass du dich gerade in einen Panikanfall
hineinsteigerst, Rory."
"Na klasse", sie sprang aus dem Bett und schlüpfte in ihren Morgenmantel.
"Wie kannst du nur so ruhig bleiben?"
"Weil es keinen Grund gibt schreiend durchs Zimmer zu hüpfen."
"Wir fahren nach Stars Hollow."
"In acht Stunden."
"Wir fahren nach Stars Hollow."
"Und?"
"Zu meiner Mutter."
"Ich kenne deine Mutter bereits, ich mag sie, sie ist nett - also besteht
für mich keinerlei Anlass, nicht noch eine Weile zu schlafen."
"Du kanntest meine Mutter, du mochtest sie und sie war nett, bevor sie
erfahren hat, dass wir wieder zusammen sind. Bevor sie es erfahren wird."
"Bevor sie es?", mit einem Mal war auch Dean hellwach. "Rory - was genau
hast du deiner Mutter gesagt?"
"Das ich heute komme."
"Und?"
"Und das ich jemanden mitbringen werde."
"Und?"
"Und das es ein unglaublich toller Mann ist, den ich über alles liebe."
"Und?"
"Und das ich wahnsinnig glücklich mit ihm bin."
"Und?"
"Und das - das war's auch schon", gab sie zerknirscht zu.
"Was? Du hast ihr nicht gesagt, dass ich es bin?", ungläubig sah er sie an.
"Das ist jetzt nicht dein ernst, oder? Sag das das bloà einer deiner
seltsamen Scherze ist."
Rory presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick.
"Rory..." Schweigen. "Das glaub ich einfach nicht."
"Tut mir leid, Dean. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich es ihr sagen
sollte."
"Ein Einfaches
ich werde Dean mitbringen, der Dean mit dem ich seit einem
halben Jahr wieder zusammen bin hätte vollauf genügt."
"Nicht bei Lorelei Gilmore."
"Okay, gut", er schnappte sich das Telefon vom Nachtisch und begann eilig
eine Nummer zu wählen.
"Was tust du da?", fragte Rory vorsichtig. "Dean? Wen rufst du da an? Dean!
Gib mir sofort das Telefon, gib es mir -", ihre Kinnlade klappte nach unten,
als ihr Freund zu sprechen begann.
"Hi Lorelei, hier ist Dean. Sie wundern sich sicher über meinen Anruf, aber
-", abwehrend begann Rory den Kopf zu schütteln und bedeutete Dean sofort
wieder aufzulegen, doch dieser lies sich nicht aus der Ruhe bringen. "Ich
weià es ist noch ziemlich früh und es wäre wahrscheinlich ratsam abzuwarten,
bis sie genügend Kaffee oder Whiskey oder beides im Blut haben, aber das
geht ja zurzeit nicht. Herzlichen Glückwunsch übrigens." Rorys pantomimische
Darbietung wurde von Sekunde zu Sekunde hektischer. "Sie fragen sich sicher
woher ich das weiÃ, nun, Rory hat es mir erzählt. Aber sie hat wohl
vergessen ihnen zu sagen, dass ich der Besuch bin, den sie heute mitbringen
wird." Rory erstarrte und schob die Unterlippe nach vorne. "Ich dachte mir
sie sollten das wissen und, na ja, wir sehen uns dann heute Mittag." Er
legte auf. "So das war's."
"Was hat sie gesagt? Du hast ihr gar keine Zeit gelassen etwas zu sagen...",
sprudelte Rory hervor.
"Keine Panik, es war nur der Anrufbeantworter."
"Du hast ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen?"
"Auf den Anrufbeantworter."
Rory sah auf den Wecker. "Ich muss weg!", sie schnappte sich ihre Tasche und
rannte barfuss und im Morgenmantel aus dem Zimmer.
Hartford, Spätsommer 2005
Eilig stürmte Richard durch die Flure der Versicherungsfirma und stürzte
schlieÃlich ins Vorzimmer seines Büros.
"Mr. Gilmore!?!", seine Sekretärin sah ihn verwundert an, doch er beachtete
sie nicht, stürzte an ihr vorbei in sein Büro und packte den Papierkorb -
den leeren Papierkorb. "Kerstin!", brüllte er und seine Sekretärin trat
leicht verschüchtert in sein Zimmer.
"Mr. Gilmore?", brachte sie zögernd hervor.
"Der Müll..!"
"Der, der Müll?", sie betrachtete ihren Chef, der mit zersaustem Haar und in
Mantel und Pyjama vor ihr stand, mit wachsender Verwirrung.
"Der Müll!"
"Was ist mit dem Müll?", fragte sie verständnislos.
"Wo ist er?"
"Ich - ähm, der Müll, ich -", stotterte sie. "Ich nehme an, die
Reinigungsfirma hat ihn -"
Richard fiel ihr ins Wort. "Die Reinigungsfirma? Die Reinigungsfirma? Das
ist einfach unfassbar! Ich will den Inhalt dieses Papierkorbes sofort
zurück! Das ist mein Papierkorb mit meinem Müll und niemand hat das Recht
sich meines Mülles zu bemächtigen! Ich will meinen Müll zurück und zwar
sofort, haben sie mich verstanden!?!", donnerte er.
"Ja, aber -"
"Kein aber, ich bezahle sie nicht für ja, aber, sondern für natürlich Mr.
Gilmore. Los, los!", scheucht er sie zurück ins Vorzimmer. "Sorgen sie
dafür, dass ich mein Eigentum zurückbekomme. Ich will sofort die
verantwortlichen Putzpersonen hier sehen, finden sie heraus wo sie stecken!"
"Selbstverständlich", sie machte sich daran die Nummer der Reinigungsfirma
zu wählen, obwohl es ihr angebrachter erschienen wäre, einen Arzt kommen zu
lassen, da ihr Chef den Verstand verloren zu haben schien.
"Einfach so
meinen Papierkorb zu leeren", wetterte Richard und begann
unruhig auf und ab zu abzulaufen. "Unfassbar, kann man denn niemandem mehr
vertrauen?", murmelte er vor sich hin, während er ungeduldig darauf wartete,
dass seine Sekretärin endlich Erfolge vermelden würde. Als sie auflegt
hatte, stürzte er an ihren Schreibtisch. "Und? Sagen sie schon, wo sind
diese Diebe?"
"Die..die Diebe..nun", langsam begann Richard ihr wirklich unheimlich zu
werden. "Die Diebe, ich meine natürlich die Putzkolonne hat das Gebäude
schon vor einer Stunde verlassen, Mr. Gilmore."
"Mit meinem Eigentum?"
"Ihrem...also für gewöhnlich wird der Müll in den Containern im Hinterhof
entsorgt."
"Container. Im Hinterhof", er klopfte ihr anerkennend auf die Schulter.
"Sehr schön, Container im Hinterhof. Auf sie kann man sich wirklich
verlassen, meine Liebe, das schreit geradezu nach einer Gehaltserhöhung",
zufrieden ging Richard zurück auf den Flur. "Worauf warten sie noch? Wir
haben einiges zu erledigen!", rief er über seine Schulter und seine
Sekretärin folgte ihm verdattert.
Stars Hollow, Spätsommer 2005
Leise schlich Rory durch den Flur und blieb vor der Kommode mit dem
Anrufbeantworter stehen, dessen Blinken neue gespeicherte Nachrichten
anzeigte. Sie wollte gerade auf die Löschen-Taste drücken, als die Stimme
ihrer Mutter sie herumwirbeln lies.
"WeiÃt du, Rory-Schätzchen, ich schlafe zurzeit äuÃerst schlecht, da Frodo
für die Weltmeisterschaften im Kickboxen übt", sie deutete auf ihren Bauch.
"Also bin ich ins Wohnzimmer- ich wollte Luke schlieÃlich nicht wecken -
habe ich mich auf die Couch gesetzt und etwas gelesen. Gefährliche
Liebschaften, sehr gutes Buch, sehr spannend, sehr aufschlussreich - aber
nicht so aufschlussreich wie der Anruf eines gewissen Herrn."
"Gott hat dich angerufen?", versuchte Rory abzulenken, doch ihre Mutter ging
nicht darauf ein.
"Dean hat angerufen. Aber nicht irgendein Dean sondern der Dean der Mal dein
Dean war, dann nicht mehr, dann wieder, dann nicht mehr, dann Lindsays Dean,
zwischenzeitlich euer beider Dean, dann wieder nur noch Lindsays Dean und
jetzt scheinbar wieder dein Dean. Kommt ganz schön rum, der Kleine", Lorelei
klopfte auf die freie Stelle neben sich. "Setz dich, Rory." Schweigend kam
sie der Aufforderung ihrer Mutter nach. "Wie mir scheint habe ich so einiges
in deinem Leben verpasst. Das macht mich irgendwie ratlos und auch Frodo
fragt sich, weshalb du uns so etwas Wichtiges vorenthalten hast. Nachdem die
anfängliche Wut einem Gefühl der Enttäuschung gewichen ist, haben wir uns
also lange darüber unterhalten, weshalb du uns wohl belogen haben könntest.
Und was soll ich sagen - wir wissen es nicht. Natürlich fielen Stichworte
wie Angst, Scham und Schuld, aber wir sind übereingekommen, dass beides
eigentlich nicht zu dir und unserer eigentlich offenen Beziehung passt."
"Ich weià es war blöd, es dir nicht zu sagen...", setzte Rory an.
"Aber?"
"Kein aber", gab sie kleinlaut zu.
"Wie hast du dir das vorgestellt, Rory? Wie sollte der heutige Tag deiner
Ansicht nach verlaufen? Klar hast du mir gesagt, dass du einen angeblich
umwerfenden Kerl mitbringen würdest, aber du hast leider vergessen zu
erwähnen, dass es sich dabei um Dean handelt. Und du hattest auch nicht vor
es zu erwähnen, oder glaubst du etwa ich hätte dich nicht im Hintergrund der
Nachricht verzweifelt auf- und abhüpfen gehört? Hätte Dean nicht so etwas
wie Courage gezeigt, dann müsste Frodo ohne Mutter aufwachsen, da ich
vermutlich vor Schreck tot umgefallen wäre. Wieso? Ist er das wirklich
wert?"
"Dean ist - ich liebe ihn", sagte Rory leise. "Ich möchte den Rest meines
Lebens mit ihm verbringen, er ist einfach der Richtige für mich."
"Und du hast beschlossen es deiner Mutter zu verschweigen. Hättest du ihm
heute Mittag einen Mundschutz aufgesetzt, damit ich ihn nicht erkenne?
Hättest du ihn an den Feiertagen im Schrank versteckt? Ihn als
Weihnachtsmann verkleidet und behauptet, er hätte eine Multiple
Persönlichkeitsstörung?"
"Ich wuÃte genau, das du so reagieren würdest."
"Und wie reagiere ich?"
"Völlig überzogen."
"Ãberzogen? Wenn ich Emily Gilmore wäre, dann hätte ich überzogen reagiert,
Herzchen. Aber das bin ich nicht. Ich reagiere so, wie jede andere normale
Mutter es auch tun würde."
"Wütend!?!"
"Allerdings, aber nicht weil du wieder mit Dean zusammen bist, sondern weil
du es mir verschwiegen hast."
"Du hast doch selbst gesagt, dass -"
"Das was? Das ich es nicht gerade befürworte, wenn meine Tochter mit einem
verheirateten Mann schläft? Natürlich nicht! Aber - und ich gebe das nur
ungern zu - du bist mittlerweile alt genug, um selbst zu wissen, was gut für
dich ist und was nicht. Und wenn du denkst, dass Dean gut für dich ist, dann
wird wohl etwas dran sein. Auch wenn ich nicht scharf darauf bin, zu
erfahren unter welchen Umständen es zu seiner Trennung von Lindsay kam - er
ist ein freier Mann und du bist eine freie Frau - viel Glück."
"Und du bist sauer deswegen!", erwiderte Rory.
"Nein, doch, vielleicht - keine Ahnung. Natürlich hätte ich keine
Luftsprünge gemacht, wir hätten uns vermutlich gestritten, aber ich hätte es
gewusst. Verstehst du das denn nicht? Herauszufinden, dass meine Tochter
keine Heilige ist, wäre besser gewesen, als herauszufinden, dass meine
Tochter mich belogen hat. Denn wir reden über alles, schon vergessen? Es
nicht zu tun, würde bedeuten, dass unsere tolle Beziehung weder toll noch
überhaupt eine Beziehung ist."
"Ich wollte dich nicht enttäuschen."
"Das könntest du gar nicht, Rory, nicht solange du mich nicht belügst. Denn
das tut wirklich weh."
"Das wollte ich nicht", eine einzelne Träne rollte über Rorys Gesicht.
"Ehrlich nicht."
"Das weià ich doch." Lorelei lächelte und strich ihrer Tochter über die
Wange. "Du bist ein tolles Kind."
"Auch wenn ich hin und wieder Fehler mache?"
"Gerade die sind doch der beste Beweis dafür, dass du eine echte Lorelei
Gilmore bist."
Rory legte ihren Kopf auf Loreleis Schulter und die beiden kuschelten sich
aneinander. "Und zum Lorelei Gilmore-Sein gehört es wohl auch, hin und
wieder mit seiner Mutter aneinanderzugeraten. Ich wäre dir allerdings sehr
dankbar, wenn wir diese Crashs in Zukunft auf bestimmte Themengebiete
einschränken. Zum Beispiel die Frage, wer ist süÃer ist: Hugh Grant oder
Colin Firth?"
"Colin Firth", schniefte Rory.
"Ãh, nein, sorry Schätzchen: Hugh Grant ist süÃer."
"Blödsinn, Colin Firth."
"Nein, Hugh Grant."
"Colin."
"Hugh!"
"C o l i n!"
Lorelei küsste ihre Tochter auf den Scheitel. "Colin soll es also sein.
Schon über ein Brautkleid nachgedacht?"
"Nein, Colin und ich dachten uns, wir lassen uns damit noch Zeit, viel
Zeit."
"Das klingt sehr vernünftig. Hugh würde sich bestimmt nicht so weise
verhalten."
"Was soll ich sagen, ich habe eben einen echten Gentleman erwischt", sie sah
Lorelei glücklich an. "Er will sogar wieder mit studieren anfangen."
"Dazu würde ich ihm aber auch raten, die Schauspielerei ist einfach eine
brotlose Kunst - und sein letzter Film - furchtbar. Hätte Hugh nicht
mitgespielt, hätte man sich den Streifen gar nicht ansehen können....."
Hartford, Spätsommer 2005
Seit mehr als einer Stunde waren Richard und seine Sekretärin jetzt dabei,
die unzähligen Müllcontainer des groÃen Geschäftsgebäudes zu durchwühlen -
bislang erfolglos. Eine Erfolglosigkeit die Richard langsam ernsthaft Sorgen
zu machen begann. "Verflucht! Irgendwo muss dieser blöde Brief doch sein, er
kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben", rief Richard während er bis
zu den Knien in einem der Altpapiercontainer stand.
"Mr. Gilmore...", sagte seine Sekretärin.
"Was ist denn?"
"Ich, ähm, Mr. Stiles...."
"Was ist mit ihm?"
"Er kommt auf uns zu."
"Tatsächlich?", er unterbrach für einen Augenblick seine Suche und hob sich
eine Hand über die Augenbrauen, um sich vor der grellen Morgensonne zu
schützen.. "Schönen Guten Morgen, Floyd!", rief er. "Herrlicher Tag für
etwas Bewegung an der frischen Luft, findest du nicht?"
"Richard", begrüÃte Floyd seinen alten Geschäftspartner mit einer Mischung
aus Fassungslosigkeit und Wut. "Was tust du hier?"
"Ich suche etwas, dass mir leider abhanden gekommen ist."
"Du....Verdammt, in zwanzig Minuten findet die Geschäftsbesprechung mit
Superbe Tec. statt und du siehst - entschuldige den Ausdruck - wie ein
Landstreicher aus."
"In zwanzig Minuten schon?", er zuckte mit den Schultern. "Dann muss die
Besprechung eben ohne mich stattfinden."
"Ohne dich?", entgegnete Floyd ungehalten. "Das soll wohl ein schlechter
Scherz sein!"
"Keineswegs."
"Richard, wir haben geschäftliche Verpflichtungen, dieses Meeting ist immens
wichtig."
"Jemand anderes kann für mich hingehen."
"Das ist leider unmöglich."
"Floyd, wir haben hier genügend qualifizierte Männer."
"Die keineswegs deine Kompetenz in diesem Fall erreichen."
"Meine Kompetenz, deine Kompetenz, wessen Kompetenz auch immer. Ich habe
Wichtigeres zu tun, als zu diesem Meeting zu gehen."
"Hast du denn jetzt total den Verstand verloren? Wie kann es wichtiger sein
im Müll herumzuwühlen, als sich um die Superbe Tec. zu kümmern!?!"
"Während der vierzig Jahre meiner Arbeit für diese Firma, die jetzt ja auch
die meinige ist, habe ich nie auch nur ein wichtiges Meeting ausfallen
lassen. Im Gegenteil, ich war immer da, ich habe deswegen vier Geburtstage
meiner Frau, sieben unserer Hochzeitstage und siebzehn verdammte
Unabhängigkeitstage verpasst. Ich wäre nicht mal am Tag meiner Scheidung
anwesend gewesen, wenn ich die Japaner nicht durch ein äuÃerst groÃzügiges
Angebot meinerseits, dazu hätte bewegen können, den Termin um einen Tag nach
hinten zu verlegen. Wenn ich jetzt also lieber im Müll herumwühle, anstelle
zu einem Meeting zu gehen, dann hast du das gefälligst zu akzeptieren,
Floyd! Ha!", triumphierend hielt er einen gelben Zettel in die Höhe. "Das
ist meiner, den habe ich erst gestern weggeworfen! Kerstin, kommen sie her,
das hier scheint mir der richtige Container zu sein. Auf, auf, wir haben
keine Zeit zu verlieren."
"Richard, das wirst du noch bereuen!", versuchte Floyd ihm die Pistole auf
die Brust zu setzen, doch dieser hörte ihm schon gar nicht mehr zu, da er
gefunden hatte, was er suchte. Mit einem Satz sprang er aus dem Container.
"Ich bin heute nicht mehr zu sprechen", sagte er zu seiner Sekretärin.
"Sagen sie allen ich wäre - sagen sie ihnen ich wäre Zuhause und würde dort
wichtige Angelegenheiten bearbeiten."
"Hiergeblieben!", Floyd sah auf seine Armbanduhr. "Es ist wohl zu spät dir
noch einen Anzug holen zu lassen, also wirst du wenigstens telefonisch an
dem Meeting teilnehmen."
"Das werde ich nicht, Floyd."
"Richard!"
"Es tut mir wirklich leid, aber das hier ist wichtiger."
"Wichtiger als das Zustandekommen des Vertrages mit einer Firma wie Superbe
Tec? Wichtiger als die Loyalität unserer Firma gegenüber? Dann verlange ich
wenigstens eine plausible Erklärung, weswegen du deine vertraglichen
Verpflichtungen nicht zu erfüllen gedenkst", forderte er. "Denn wenn dieser
Deal in die Brüche geht, dann werden wir in ernst zunehmende Schwierigkeit
geraten, das ist dir doch wohl hoffentlich bewusst!"
"Es ist -", Richard fragte sich, wie er sich so ehrlich wie möglich aus der
Schlinge ziehen konnte. "Es sieht so aus, als ob sich ein, nun sagen wir,
ein alter Geschäftspartner wieder gemeldet hat - und dieser verdient doch
meine volle Aufmerksamkeit, findest du nicht?", sagte er schlieÃlich
zufrieden.
"Ein alter Geschäftspartner?", misstrauisch legte Floyd die Stirn in Falten.
"Oh ja, es gab zwar in letzter Zeit einige Probleme, schwerwiegende
Probleme, die der äuÃerst angenehmen und produktiven Zusammenarbeit der
vorherigen Dekaden ein Ende bereitet haben, aber nach langem Ãberlegen bin
ich zu dem Schluà gekommen, dass wir ihn zumindest noch mal anhören sollten.
Was sagst du dazu?"
"Das kommt ganz darauf an, um wen es sich handelt."
"Ich will noch keine Namen nennen, Floyd, aber glaub mir - es ist der
wichtigste Partner den ich jemals hatte."
"Wie wichtig?"
Richard dachte einen Augenblick nach und sagte schlieÃlich das, was Floyd am
ehesten würde hören wollte - zumal er auch hierbei nicht wirklich lügen
musste. "Millionenschwer."
"Tatsächlich?", auf Floyds Gesicht machte sich ein Grinsen breit. "Nun, wenn
auch nur die kleinste Möglichkeit besteht, einen, wie du sagst,
hervorragenden Geschäftspartner wieder für uns zu gewinnen, dann solltest du
dich selbstverständlich gründlich um die Angelegenheit kümmern. Ich werde
Charles sagen, er soll sich um die Superbe-Delegation kümmern."
"Sehr schön. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet", leichten Schrittes
steuerte Richard auf den Tiefgarageneingang zu, ohne die Versuche Floyds,
den Namen des Kunden herauszufinden, weiter zu beachten.
To be continued.