Ad Astra - Denn Blutrot scheint der Mond....

Emily Gilmore - University of Yale. New Haven, mittags

Es fällt ihr erstaunlich leicht diesen Tag und diesen Ort ohne Richard zu genießen. Viel zu leicht. Und die Gesellschaft von Simon gefällt ihr eigentlich viel zu gut. Vermutlich liegt es daran, dass er nett und aufmerksam ist, es schmeichelt ihr. Außerdem genießt sie es über unverfängliche Dinge zu reden, einfach so. So wie sie es seit Jahren kaum mehr getan hat. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie mittlerweile zu den zwei Gin in seinem Büro, auch noch zwei Gläser Champagner getrunken hat. Vergiss die Gründe, denkt sie sich, genieße es einfach. So schmeckt dein neues Leben.
"Soll ich ihnen ein Geheimnis verraten, Simon?", erkundigt sie sich und sieht ihn an, ein leises Kichern.

Simon McLain - University of Yale, nachmittags

In der letzten Stunde hatte er ungefähr 200 Mal festgestellt, wie umwerfend schön sie noch ist. Keine andere Frau auf dem Campus interessierte ihn mehr, keine andere war so aufregend wie Emily.
"Nun, wenn Sie mir ein Geheimnis verraten möchten?", meint er und lächelt sie aufmunternd an. Gleichzeitig macht er sich Gedanken, um was für eine Art von Geheimnis es sich handeln kann.

Emily Gilmore - University of Yale. New Haven, mittags

"Ich habe Richard hier kennengelernt", erzählt sie und Simon sieht sie verwundert an "Heute vor vierzig Jahren", fährt sie dennoch fort, hat plötzlich das seltsame Bedürfnis mit jemandem darüber zu sprechen. "Und sehen sie das Backstein-Haus da drüben?", deutet sie auf die Gallerie. "Keine zwei Stunden später hat er mich dort verführt. Und kein Jahr später waren wir verheiratet", sie senkt den Blick und schüttelt den Kopf. "Ich war so unglaublich verliebt in ihn. Niemals hätte ich gedacht, dass es so endet", murmelt sie, sagt es mehr zu sich selbst, denn zu ihrem Begleiter.

Simon McLain - University of Yale, nachmittags

Er nickt, versucht dadurch Zeit zu gewinnen, um die neue Information zu verarbeiten. Eine Information, die er nicht haben wollte. In diesem kleinen Häuschen also, nein, er will es sich gar nicht vorstellen.
Er weiß nicht wirklich, was er darauf erwidern soll, nickt noch einmal bestätigend.
"Vieles kommt anders, als man denkt.", meint er. "Und das muss nicht immer etwas Schlechtes sein.", fügt er aufmunternd hinzu. "Wer weiß, was das Leben noch für Überraschungen für Sie bereit hält. Bestimmt eine Menge, sie sind eine attraktive Frau im besten Alter."
Er hört sich diese Worte sagen, hofft, dass er damit nicht zu weit gegangen ist.

Emily Gilmore - University of Yale. New Haven, mittags

"Danke", erwidert sie mit einem strahlenden Lächeln, das Kompliment schmeichelt ihr. "Wissen sie was mich interessieren würde?", fragt sie mehr sich selbst, denn ihn. "Ob der Schlüssel noch immer an derselben Stelle liegt", sie tänzelt ein paar Schritte rückwarts, fasst dabei den Beschluss nachzusehen. "Kommen sie?", fordert sie Simon auf. "Es sind ein paar wirklich schöne Bilde in der Galerie und außer uns wird heute niemand sonst dort sein, der einem die Sicht versperrt. Und falls der Schlüssel nicht mehr an der gewohnten Stelle liegt, können wir auch einfach ein Fenster einwerfen."

Simon McLain - University of Yale, nachmittags

Er weiß nicht so genau warum, aber plötzlich fühlt er sich unwohl in seiner Haut. Mit Emily da hin gehen, wo sie vor 40 Jahren mit Richard zum ersten Mal, irgendwie wehrt sich alles in ihm dagegen, doch wie könnte er ihr diesen Wunsch abschlagen?
Sie ist doch so reizend. Beim Fenster einschlagen würde er vermutlich nicht mehr mitmachen, es wäre ein Verbrechen, Sachbeschädigung und könnte ihn seinen guten Ruf kosten.
"Nun, dann suchen wir den Schlüssel.", meint er und grinst sie an, folgt ihr zu dem Häuschen.

Emily Gilmore - University of Yale. New Haven, nachmittags

Triumphierend zieht sie den Schlüssel unter dem alten Stein hervor. "Unglaublich, er ist tatsächlich noch hier", erklärt sie. "Das nächste Mal sollte ich ein paar kräftige Männer mitbringen und die Galerie ausräumen. Ein paar der Gemälde würde sich zu gut in meinem Haus machen", redet sie weiter, ihr fällt gar nicht auf, dass sie von ihrem Haus spricht, sondern nur, dass es äußerst pietätlos war mit Simon hierher zu kommen. "Wir müssen nicht hinein gehen, wenn sie nicht möchten", sagt sie deshalb.

Simon McLain - University of Yale, nachmittags

Er kann es selbst fast nicht glauben, dass ein Schlüssel für eine Galerie tatsächlich unter einem Blumentopf liegt. Verantwortungslos. Was die Versicherung wohl dazu sagen würde. Jedenfalls hat sie ihn jetzt neugierig gemacht.
"Jetzt sind wir doch schon einmal hier.", meint er mit einem Lächeln. "Und wir haben einen Schlüssel, also brauchen wir auch keine Scheiben einzuschlagen."
Er grinst sie an und fügt dann noch hinzu:
"Es ist also nur Hausfriedensbruch und keine Sachbeschädigung, also kein Grund zur Panik."

Emily Gilmore - University of Yale. New Haven, nachmittags

Sie muss schon wieder lächeln, es ist wirklich unglaublich schön mit einem Menschen sprechen zu können, der in ihr nicht nur Mrs. Gilmore sieht. "Ich habe ohnehin einen guten Anwalt", kontert sie und macht sich daran aufzuschließen, wartet bis Simon eingetreten ist, dann schließt sie die Tür hinter ihnen und dreht das Licht an.

Simon McLain - University of Yale, nachmittags

Er hat sich das Innere des Haues kleiner vorgestellt, doch es befindet sich eine beachtliche Galerie darin. Nun, bestimmt keine Originale, niemand wäre so leichtfertig und würde Originale so aufbewahren, andererseits, er ist in Yale und dieser Uni ist wohl alles zuzutrauen.
Einigen Augenblick stehen sie schweigend nebeneinander, sehen sich den Raum an. Er wartet darauf, dass Emily etwas sagt.


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