Danke ihr zwei :knuddel:
So, und jetzt holt die Kleenex-Packung raus - vorausgesetzt ihr habt die kleine Nervensäge genauso ins Herz geschlossen wie ich. Aber musste nunmal sein.
Part 57
Verschlafen rieb Lorelai sich die Augen. Sie wusste nicht genau, wo sie eigentlich war, aber das war ich herzlich egal. SchlieÃlich war es hier warm, gemütlich und...heimelig.
Letzteres Wort mochte sie zwar nicht, doch es schien ihr das einzig passende zu sein. Hier fühlte es sich einfach nach Zuhause an.
Wo sie schon beim Thema war...befand sie sich überhaupt in ihrem Haus? Einen Moment lang blieb sie ganz still und hörte schlieÃlich gleichmäÃiges Atmen.
Ein wenig verwundert öffnete sie die Augen.
Da lag ihr Lieblingskopfkissen, dessen linke Hand auf ihrer Hüfte lag. Auf ihrem Kissen lag eine gewisse kleine Nervensäge, welche friedlich schlummerte und hin und wieder im Schlaf die Nase kräuselte.
Lorelai lächelte.
Bis ihr Blick auf die leuchtenden Ziffern des Weckers auf Lukes Nachttisch fiel.
Es war halb zwei.
Sie gähnte herzhaft und drehte sich auf die Seite. Wie unverschämt. Die Nacht war noch lange nicht zuende, das heiÃt sie konnte noch ein paar Stunden schlafen. Wie schön das Leben doch sein konnte.
Aber...war da nicht irgendetwas gewesen?
Etwas...wichtiges?
Wie zum Beispiel ein vier Jahre altes Kind, das man um elf Uhr wieder bei seinen Pflegeeltern abliefern hatte sollen?
"Verdammt!"
Sofort war Lorelai auf den Beinen, während sie mit einigen weiteren mehr oder weniger kinderfreundlichen Flüchen auch alle restlichen Anwesenden aus dem Schlaf riss.
"Lorelai, was tust du hier?", brummte Luke und drehte sich, noch im Halbschlaf, auf die Seite...vergaà jedoch leider das schlafende Geschöpf auf seinem Bauch, welches prompt von selbigen herunterkullerte und unsanft auf dem FuÃboden landete...
"MOMMYYYYY!"
Ein erschrockenes Weinen schallte durch den Raum, gefolgt von einem empörten Schluchzer.
Lukes Augen weiteten sich, als er realisierte, dass er gerade seine Eintagstochter auf direktem Wege auf den Boden befördert hatte. Hastig sprang er aus dem Bett und hob das Mädchen auf, um es auf dem Bett abzusetzen.
"Tut mir leid, Kaleigh, okay? Aber bitte hör jetzt auf zu weinen", flehte er. Gott, er konnte es nicht ertragen, Menschen weinen zu sehen. Vor allem nicht, wenn er daran Schuld war.
"Du bekommst auch Pancakes mit Schokoladenstückchen."
"Mit...mit Coca Cola?", schniefte Kaleigh und schaute Luke mit groÃen Augen an.
"Dieses Zeug wird dich umbringen, Kaleigh." Luke runzelte die Stirn.
Doch als sich aufgrund dieser Worte die nächste Weinattacke in Form eines gekonnten Unterlippenzitterns und eines gezielt angewendeten Wimmerns ankündigte, beschloss Luke letztendlich, nachzugeben...eine entkoffeinierte Cola Light würde zumindest nicht allzu groÃen Schaden anrichten...
"...Luke?", mischte sich Lorelai nur ungern ein, "wir haben...ein Problem. Irgendwie."
"Problem? Warum?" Verwundert richtete der Diner-Besitzer auf und ging zu Lorelai herüber. "Ist irgendetwas passiert?"
Doch Lorelai deutete nur stumm auf die Uhr.
"Oh. Und?"
"Luke, wenn du nicht zufälligerweise in den letzten paar Stunden sämtliche Adoptionspapiere für die Kleine unterzeichnet und dann auch noch bei Paul und Mony angerufen hast, hätten wir Kaleigh schon vor Stunden dort abliefern sollen." Lorelai versuchte, nicht in Panik auszubrechen und die Tatsache, dass Mony ihr den Kopf abreiÃen würde, zu ignorieren.
Kaum hatte Luke diese Information verarbeitet, weiteten sich seine Augen.
"Warum hast du uns nicht schon früher geweckt?"
"Ich war doch selbst am Schlafen!"
"Seit wann bist du denn hier?"
"Luke, das ist doch jetzt vollkommen egal", rief Lorelai hektisch und holte Kaleighs Schuhe.
Der Blondschopf lag zusammengerollt auf dem Bett und schlief bereits wieder.
"Luke?"
"Was?"
"Lass uns sie nicht aufwecken, okay?"
"Warum nicht?", fragte Luke verständnislos.
Sie drehte sich um, sodass sie ihrem Freund ins Gesicht blicken konnte. Ihre Augen schimmerten verdächtig, und ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Weil...weil es dann einfacher ist..."
Er verstand sofort und nickte nur. Dann nahm er das Kind auf den Arm, und gemeinsam gingen sie zum Wagen.
Auf dem Weg nach Hartford redeten sie nicht viel. Es herrschte eine eigentümliche Stille, welche keiner der beiden Erwachsenen durchbrechen wollte. Einerseits, weil sie fürchteten, Kaleigh aus Versehen aufzuwecken, und andererseits, weil sie beim besten Willen nicht wussten, was sie sagen sollten.
Beide waren traurig, denn das blonde Mädchen mit dem groÃen, blauen Augen hatte diesen ganz gewissen Eindruck bei ihnen hinterlassen, den sich weder er noch sie erklären konnten. Doch er war da, das lieà sich nicht bestreiten.
"Luke?", durchbrach Lorelai schlieÃlich dennoch die Stille, "sollten wir uns nicht irgendeine geniale Ausrede ausdenken? Sowas wie: Wir wollten gerade losfahren, als auf einmal meine GroÃmutter in der Badewanne ausgerutscht ist und wir stundenlang bei ihr ausharren mussten, weil das Krankenhaus keinen Krankenwagen zur Verfügung hatte wegen diesem unglaublich groÃen Unfall auf dem Highway von Colorado!"
"Colorado?"
"Meinetwegen auch Boston."
Luke seufzte. "Ich habe eine ganz verrückte Idee, Lorelai. Wir sagen Paul und Mony einfach, wir hätten mit Kaleigh gespielt und wären irgendwann aus Versehen eingeschlafen und vorhin erst aufgewacht. Wie hört sich das an?"
"Nicht sehr glaubwürdig, wenn du mich fragst."
Er erwiderte nichts mehr.
Als Lukes Auto die Einfahrt des vornehmen Herrenhauses herauffuhr, war das erste, was Lorelai ins Auge fiel, der Streifenwagen, welcher dort stand.
"Jetzt haben wir wirklich ein Problem." Luke verdrehte die Augen, während er Kaleigh abermals auf den Arm nahm und sein Auto abschloss. Lorelai, welche sich dicht an ihn drängte, runzelte besorgt die Stirn. In der Hand hielt sie einen kleinen Rucksack, in dem sich Kaleighs Schuhe und ihre Jacke befanden. Sie merkte nicht einmal, dass ihre Finger den Rucksackgriff so fest umklammerten, dass ihre Knöchel bereits weià waren.
Sie gingen zur Tür und klingelten, und schon nach wenigen Sekunden wurde die schwere Holztür aufgerissen.
"Oh mein Gott, Paul! Paul, komm sofort her!"
Ein hysterischer Schrei hallte durch die Nacht.
"Geben Sie sofort dieses Kind zurück!"
Ein Fauchen folgte dem Schrei. Aufgebracht entriss Mony Luke das kleine Mädchen, das sich gerade verdutzt die Augen rieb.
"Hören Sie, Mony, es tut uns sehr, sehr..." begann Lorelai, doch Mony, deren Augen gerötet waren, hatte beschlossen, dieser unmöglichen Frau keine Entschuldigung abzunehmen.
"Ach, nun HÃREN Sie doch auf", keifte Mony und kniff leicht die Augen zusammen, während sie Lorelai und ihren vermeintlich kriminellen Komplizen böse musterte. "Sie haben unser Kind entführt!"
"Das ist ein Missverständnis, Mony", versuchte Lorelai, die ganze Sache zu erklären, doch auch dies schlug fehl, da in diesem Moment Paul neben Mony trat.
"OFFICER!"
Wie in einem schlechten Film tauchte nun ein Polizist im Flur auf, bemüht streng dreinblickend und sichtlich ermüdet. Lorelai vermutete, dass Paul und Mony ihn schon so sehr gestresst hatten, dass er nur noch möglichst schnell hier weg wollte. Sie fühlte sich bestätigt, als Mr. Brown, welcher tatsächlich liebend gerne heim zu seiner Frau wollte, gähnend sagte: "Na, da ist ja das Mädchen. Dann ist ja alles wieder in Ordnung, Mrs. Hendrikson."
"In Ordnung? In ORDNUNG? Officer, diese verantwortungslose Frau hat unser Kind verschleppt!"
"Wir haben sie nicht verschleppt, verdammt noch mal", platzte es aus Lorelai heraus, welcher mittlerweile beinahe ebenso wütend war wie Mony. "Und brüllen sie um Himmels Willen nicht so herum, wenn Sie nicht wollen dass die Kleine einen Gehörschaden bekommt."
"Duuk?", meldete sich in diesem Moment Kaleigh selbst zu Wort, "was tun wir hier?"
Dann realisierte sie, dass es nicht mehr Luke war, bei dem sie sich befand...und mit einem ärgerlichen Grummeln befreite sie sich aus Monys Umklammerung, nur um zum zweiten Mal in dieser Nacht auf dem Boden zu landen, was ihr jedoch vollkommen egal zu sein schien.
"Vorsichtig, kleine Lady." Fürsorglich half Polizist Brown dem Kind beim Aufstehen, traute sich allerdings nicht, sie auf den Arm zu nehmen, denn sie sah in der Tat wie eine kleine Kratzbürste aus.
"Duuk", jammerte Kaleigh wieder und wollte zu ihrem Lieblingsluke herüberstaksen.
"Kaleigh Cecilia Potter, bleib sofort stehen", sagte Mony, welche allmählich ihre Fassung wiedererrang. Mysteriöserweise kümmerte Kaleigh sich jedoch keine einzige Sekunde um diese Worte, sondern stellte sich vor Luke und streckte ihre kleinen Hände nach ihm aus, damit er sie hochhob.
Doch Luke hob sie nicht hoch. Er schaute sie auch nicht an, sagte nichts. Er stand nur da, verständigte sich kurz durch ein Nicken mit dem Officer und legte einen Arm um Lorelai.
"Wir...wir werden jetzt gehen", sagte er, nachdem er sich einige Male geräuspert hatte.
"Auf Wiedersehen, Kaleigh." Lorelai lächelte schwach und biss sich auf die Unterlippe. Nein, sie würde jetzt mit Sicherheit nicht weinen. Es war doch nur ein nerviges Kind, von dem sie sich hier verabschiedete.
"Du sollst nicht weg, Loolai", entgegnete Kaleigh bestimmt. "Duuk und seine Loolai nehmen mich jetzt mit, du Polizist, du." Sie schaute zu dem schmunzelnden Officer hoch.
"Das geht nicht", brachte Lorelai gerade noch hervor, bevor sie schnell den Blick abwandte.
"Warum nicht?", fragte das Mädchen jedoch nur verständnislos.
"Weil du zu uns gehörst, Cecilia", warf Mony mit zuckersüÃer Stimme ein, doch Kaleigh ignorierte sie nur.
"Weil das nicht geht." Mit diesen Worten ging Luke schlieÃlich in die Hocke. Ohne, dass er so recht wusste, was er tat, nahm er seine über alles geliebte blaue Kappe von seinem Kopf. Setzte sie, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen, auf Kaleighs blondes Haar. Falsch herum, natürlich.
"Du siehst doof aus ohne Mütze", war Kaleighs Kommentar dazu.
"Dafür steht sie dir umso besser." Luke grinste kläglich und richtete sich wieder auf.
Ohne noch etwas zu sagen oder zu tun, schlang er wieder einen Arm um Lorelai. Und sie gingen, achteten nicht auf die Rufe des verloren dastehenden Mädchens. Starrten geradeaus, als ob sie damit jegliche Gefühle hinter sich lassen könnten.
Und die Magie stieà einen letzten, stummen Schrei aus, bevor sie in sich zerfiel und drei Menschen so schnell verlieÃ, dass es schien, als hätte es sie nie gegeben.