soooo, nach laaaaaaaaaaaaaaaanger Pause wiedermal ein neuer Teil:
Chapter 19 - Teil 2
Langsam löst sie sich von Richard, will den Augenblick nicht zerstören, weià aber doch dass es Zeit ist zu gehen. WeiÃ, dass es Zeit ist, wieder damit anzufangen, sich schöne Momente aufzuheben, sparsam damit umzugehen, denn sie kommen und gehen, oft viel zu schnell. Es ist leichter, etwas selbst zu beenden, als plötzlich vor dem Aus zu stehen. Zu oft hat sie diese Erfahrung schon gemacht, Wochen voller Liebe, Freude und Zuneigung, gierig aufgesaugt, sorglos ausgelebt. Die nächsten Wochen ist sie alleine am Tisch gesessen. Hat Abend für Abend den leeren Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches angestarrt. Bis sie letztendlich aufgestanden ist, in der Hoffnung, nicht mehr diese Leere zu spüren. Doch als sie ihren Weg durch das leere Haus gemacht hat, ist ihr aufgefallen, dass es keinen Weg gibt, diese Leere zu bezwingen. Sie war da, begleitete sie überall hin, versalzte ihr das Essen, lenkte sie von ihrem Büchern ab, grinste sie hämisch an, wenn sie in der Nacht auf das unbenutzte Kissen neben sich starrte. Selbst wenn sie die Augen schloss, konnte sie es nicht vertreiben. Bilder, dachte sie, ich brauche Bilder. Schöne Bilder, Bilder die sie an ihre Liebe erinnerte. Doch es wollten keine Bilder kommen. Nichts als Dunkelheit schien sie zu umgeben wenn sie in diesen Nächten alleine in ihrem Bett lag, wehrlos ihren Gedanken ausgeliefert.
Doch es gab immer einen Morgen. Immer den nächsten Tag, die nächste Nacht. Und so alleine sie sich auch fühlte, sie wusste, dass er eines Tages wieder in der Tür stehen würde, so strahlend wie nur die Sonne ist. Und sie wusste, dass sie ihm wiederum verzeihen würde, dass alleine seine Anwesenheit all die Abende und Nächte, die Tage, die Stunden, in denen sie sich selbst ausgeliefert war, dass nur sein Anblick all dies wieder entschädigte.
Doch es kamen Tage, in denen er nicht mehr kam. Sein hell erleuchtetes Strahlen nur noch ein fahles Licht war. Fahl wie sein Gesicht, fahl wie ihre Emotionen. In diesen Tagen hat er sich zurückgezogen. War, kaum wieder zu Hause, in seinem Büro verschwunden und nicht mehr herausgekommen. Wieder hatte sie sich nächtelang im Bett gewälzt, sich selbst gezwungen nicht das unbetastete Kissen neben sich anzustarren. War aufgestanden, zu seinem Büro geschlichen. Vor der Tür stehen geblieben, kehrt gemacht. Hat sich dazu gezwungen wieder in ihr Schlafzimmer zu gehen, dass trotz Satin, Seide und Gold so kalt wirkte. Und das war noch schlimmer gewesen. Alleine zu sein ist eine Sache, aber alleine zu sein und den Schlüssel zur Geborgenheit unmittelbar vor sich zu haben ist eine andere.
Wie Tantalus fühlte sie sich. Richard war ihr Obst-Bouquet, das so nah und doch unerreichbar war. Die Tür, die ihn von ihr trennte das Schwert, das ihr schon bei der kleinsten Bewegung den Körper spalten würde.
Doch sie hat es ausgehalten, hat über das Schweigen bei Tisch hinweg gesehen, sich eingeredet, dass es wieder wird. So wie damals, in den guten alten Zeiten. Stundenlang hat sie mit sich selbst gerungen, wollte nicht einsehen, dass die guten alten Zeiten auch immer die guten alten Zeiten bleiben und nie wieder zurückkehren werden. Krampfhaft versuchte sie das dünne Band, einst so stark und glänzend, aufrecht zu erhalten. Pflegte es, lächelte, lieà sich von alle dem nichts anmerken, verschloss alle ihre Gefühle in einer Kiste, deren Schlüssel Richard war.
In diesen Momenten, nachdem sie sich nächtelang den Kopf darüber zerbrochen hatte, was sich denn so gravierend verändert hat, in diesen Momenten wurde ihr klar, dass es das Leben hinter der rosaroten Brille nicht gibt. Irgendwann ist es aus und dann steht man vor dem Ruin. Sie hat sich damals geschworen es nie wieder so weit kommen zu lassen.
Fortan hat sie mitgezählt, hat jeden noch so kleinen Moment zu zweit an sich gerissen, ihn eingesperrt, damit er ihr nicht entfliehen konnte. Doch mit der Zeit merkte sie, dass dies immer seltener vorkam, dass aus dem einstigen âwirâ ganz langsam und doch plötzlich ein âichâ geworden war. Es hieà nicht mehr âWas machen wir heute Abendâ. Fortan hieà es â Was machst du heute Abendâ. Die Zeiten, in denen sie einer Rose glich, die nach monatelangem Frost und Kälte wieder zur Gänze erblüht, sich schon eifrig den ersten Sonnenstrahlen entgegenreckt, ihre Blätter langsam entfaltet, mit letzter Kraft alle Farben ihrer Umgebung widerspiegelt, genauso schnell wieder verblüht, nur um wieder auf den nächsten Frühling zu warten, diese Zeiten waren nun endgültig vorbei. Als hätte man diese Rose aus ihrer Umgebung gerissen, um noch einmal für ein lächelndes Gesicht zu strahlen, dann zu Boden geworfen, nicht mehr beachtet und so jede Art der Regeneration verhindert.
Irgendwann hat sie erkannt, dass das Leben, das sie so geführt hatte, nicht mehr dem Leben entsprach, das sie geliebt hat. Dass der Mann an ihrer Seite nicht mehr der strahlende Mann ihrer Fantasien war.
Es ging schnell, keine Szenen, kein Drama. Einfache kühle Worte, tausendmal durchdacht, von beiden akzeptiert. Es war nicht schwer. Erstaunlich einfach hat sie es empfunden. Ein Anruf bei ihrem Anwalt, am nächsten Tag waren die Papiere schon da. Zwei Unterschriften, eine von ihm, eine von ihr. Noch ein paar letzte Worte, sachliche Floskeln. Erstaunlich schnell stand auch der Termin fest.
Alles war an ihr vorbei gezogen. Was sollte eine Scheidung auch noch groà verändern? Im Prinzip war es dann nur noch amtlich, dass Richard und Emily Gilmore kein âwirâ mehr waren. Schlimmer konnte es schlieÃlich nicht mehr werden â dachte sie. Doch der Gedanke, schon bald nicht mehr Mrs. Richard Gilmore zu sein, brachte sie fast um den Verstand. Schon bald amtlich bestätigt nicht mehr verheiratet zu sein, erfüllte sie mit Angst. Krampfhaft versuchte sie sich einzureden, dass es das Beste war. Dass ein Leben wie sie es geführt hatte, nicht das Richtige für sie war. Nichts und niemanden lieà sie an sich heran kommen. Die Bitten ihrer Tochter, das fassungslose Gesicht ihrer Enkelin brannten sich tief in ihre Seele ein, und doch lieà sie sich von ihnen in ihrem Vorhaben nicht umstimmen â zunächst nicht. Immer näher rückte der Tag, an dem ihr Leben als Emily Gilmore nun endgültig ein Ende finden sollte. Wochen vergingen wie Tage, Tage wie Stunden, Stunden wie Minuten. Zu schnell, viel zu schnell schien die Zeit an ihr vorbei zu gehen. Immer öfter erwischte sie sich bei dem Gedanken zu ihm zurückzukehren, ihn auf Knien um Verzeihung zu bitten. Doch ihr Stolz überwog ihrer Liebe, nie hätte sie sich ihm so gezeigt. Doch zur Scheidung kam es trotzdem nicht.
Warum? Sie weià es nicht. Wie in Trance scheint sie es erlebt zu haben. Genauso schnell wie sie angefangen hatte, fand die Scheidung auch ihr Ende. Sie scheint mitbekommen zu haben, dass auch Richard sich nicht mit dem Gedanken abfinden konnte, schon bald wieder Junggeselle zu sein. So lieà sie ihren Stolz Stolz sein, kam zu ihm, ohne Worte, ohne Gesten.
Denn schlieÃlich ist das Leben mit einem halben Richard trotz allem besser als ein Leben ganz ohne Richard.
Nach dem ganzen Chaos, der Achterbahn der Gefühle, braucht sie nun wieder Ruhe. Und diese Ruhe findet sie zu ihrem Erstaunen wieder in Richard. Als ob dieses kleine Debakel ihn daran erinnert hat, was für eine wundervolle Frau er eigentlich hat.
Zum ersten Mal seit Wochen, nein seit Monaten sieht er wieder den Glanz in ihren Augen, fühlt wieder das Glück in sich hoch kommen, fühlt sich wieder vollständig.
Die allerliebsten GrüÃe, Marie