Wie versprochen kommt heute der neue Teil. Und wie versprochen gibt es eine kleine Ãberraschung.
Also, genieÃt es...
Dschungelbuch
Als Rory aufwachte, fand sie sich in einem Berg voller weiÃer Kissen liegen. Sie streckte sich und rollte sich mehrmals auf dem breiten Doppelbett hin und her. Das war der einzige Vorteil daran, dass Jess nicht da war. Sie konnte sich so weit ausbreiten, wie sie wollte. Durch das Fenster schien schon die Sonne und kitzelte ihre Nase. Rory gähnte herzhaft und rieb sich die Augen. Jetzt waren endlich die Ferien angebrochen. Das hieà relaxen, genieÃen und ausschlafen. Jeden Tag. Sie hob ihre Hand und warf einen Blick auf die Armbanduhr. 10:25 Uhr. Zeit zum Aufstehen.
Sie streckte sich noch einmal und setzte sich dann auf. Und plötzlich entdeckte sie etwas, das sie zum Kreischen brachte.
âAaahh!â, schrie sie und mit einem Satz rappelte sie sich auf und war auf den Beinen. Einen Polster hielt sie wie ein Schutzschild vor ihrem Körper. Eine Hand ballte sie zur Faust. Zur Verteidigung. Doch als sie erkannte, wer ihr âFeindâ war, fand sie auch langsam ihre Sprache wieder.
âWas machst du denn hier?â, fragte sie verwundert.
Jess, der die ganze Zeit auf einem Stuhl neben dem Bett gesessen war, lächelte und erhob sich.
âMein Mum hat mich rausgeworfen.â
âWie bitte?â, fragte Rory und runzelte die Stirn.
âMeine Mum hat gesagt, ich solle nach Hause fahren, weil sie jetzt alleine ganz gut zurecht käme. Und auÃerdem würde ich hier mehr gebraucht.â
Rory sah ihn immer noch verwirrt an. Sie brauchte einen Moment um das Ganze zu begreifen. Eigentlich hatte sie sich ja darauf eingestellt, dass sie die ganzen Ferien alleine verbringen würde, doch jetzt war er wieder da. Ohne Ankündigung, ohne Vorwarnung, er war einfach wieder da.
âWie bist du herein gekommen?â, fragte sie, winkte dann jedoch sofort wieder ab.
âBlöde Frage, du hast ja einen Schlüssel. Was ich meine, seit wann bist du schon da?â
Jess schob den Ãrmel seiner Jacke zurück und betrachtete seine Armbanduhr.
âSeit einer halben Stunde ungefähr.â
âUnd da hast du mich nicht geweckt?â, rief Rory aufgebracht. Alles verlorene Zeit. Eine halbe Stunde hätten sie schon wieder zusammen sein können.
âDu siehst so niedlich aus, wenn du schläfst. Und auÃerdem hast du ja Ferienâ, erklärte Jess.
Langsam lieà Rory das Kissen, das sie immer noch wie eine Waffe vor sich hielt, sinken. SchlieÃlich lieà sie es ganz los, sodass es auf die weiche Matratze fiel. Dann stieg sie selbst vom Bett runter und ging auf Jess zu. Als sie direkt vor ihm stand, zupfte sie zuerst einmal an seiner Jacke herum, dann an seinen Haaren und dann zog sie auch noch an seinen Wangen.
âHey, du bist ja wirklich daâ, meinte sie lächelnd, als sie sicher war, dass er keine Einbildung war.
Auch Jess musste lächeln, dann schloss er seine Frau ganz fest in die Arme. Er schlang seine Arme um ihre Hüften und drückte ihr einen Kuss auf die Schulter, die nur von den Spaghettiträgern ihres roten Seidennachthemds bedeckt waren. Rory krallte sich an seiner Jacke fest, als wolle sie ihn nie wieder los lassen. SchlieÃlich tat sie es aber doch und sah ihn lange an.
âIch bin froh, dass du wieder da bistâ, flüsterte sie.
âIch auchâ, antwortete er genauso leise.
Er griff mit seiner rechten Hand in ihren Nacken und zog sie nahe an sich. Dann gab er ihr einen langen, zärtlichen Kuss.
Rory wich einen Schritt zurück, doch da war die Bettkante im Weg. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts aufs Bett. Jess landete neben ihr.
Die beiden brachen in schallendes Gelächter aus. Sie kicherten und fühlten sich so gut wie schon seit Monaten nicht mehr. Sie wussten beide, dass jetzt die lange Zeit der Trennung endlich überwunden war. Dass sie wieder zusammen waren. Und so schnell würde sie niemand mehr trennen.
Jess schloss seine Augen und küsste Rory leidenschaftlich. Sie wiederum legte die eine Hand in seinen Nacken und fuhr im durch seine wuscheligen Haare. Mit der anderen Hand stützte sie sich auf der Matratze ab und schob sich weiter aufs Bett. Jess wanderte mit seinem Mund von ihren Lippen, über die Wangen zu ihrem Hals und küsste ihn zärtlich. Auf Rorys Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab, das so strahlend war, dass nicht einmal die Sonne heller sein konnte.
Langsam fuhr Jessâ Hand über ihren Oberschenkel und schob das rote Nachthemd ein Stück hinauf. Seine Küsse wanderten langsam wieder zu ihrem Gesicht. Zärtlich berührten seine Lippen die von Rory.
Plötzlich läutete das Telefon. Jess stutze und runzelte die Stirn. Rory lieà ihren Kopf zurück auf das Bett sinken und seufzte. Dann hob sie ihren Kopf wieder und blickte zu Jess, der sie immer noch skeptisch ansah.
âTut mir leidâ, sagte sie und sah ihn dabei so verzweifelt an, dass er grinsen musste.
Er rollte sich von ihr herunter und legte sich neben sie. Rory griff ein Stück nach oben und holte das Telefon vom Nachtkästchen. Sie warf eine Blick zur Seite und traf Jessâ Blick, er sie genau beobachtete. Langsam setzte sie sich auf, sodass ihr Rücken gegen die Wand stieÃ.
Sie seufzte noch einmal, dann drückte sie eine Taste und führte den Hörer zu ihrem Ohr.
âHallo?â
âKaffee!â
âJa den find ich auch leckerâ, sagte Rory, als sie die Stimme ihrer Mum erkannte.
âNein Rory, ich wollte nicht wissen, was du von Kaffee hältst, sondern dir mitteilen, dass er alle ist.â
Rory schloss die Augen und schlug den Kopf gegen die Wand. Gestern hatte sie noch mit ihrer Mum gestritten, wegen der Sache mit Luke, und heute rief sie zum unmöglichsten Zeitpunkt an und erklärte, dass ihr der Kaffee ausgegangen war.
âGeh doch zu Lukeâ, schlug Rory vor.
âDu hast Nerven. Hast du den gestrigen Tag nicht miterlebt. Ich kann nicht zu Luke gehen. Noch nicht.â
âMumâ¦â, seufzte Rory.
âRory, ich habe höllische Schmerzen durchgestanden, als ich dich zur Welt gebracht habe, ich habe nächtelang nicht geschlafen, weil du geschrieen hast, ich hab an deinem Bett Wache gehalten, wenn du krank warst und so dankst du es mir? Du wimmelst mich ab? Ich will doch nur eine Tasse Kaffee. Eine leckere, heiÃe, wohltuende Tasse Kaffee.â
Rory schloss die Augen. Das war Lorelai Gilmore voll in Fahrt. Wie sollte sie gegen sie ankommen?
âNa schön. Ich bin in einer halben Stunde bei dir.â
Als sie zur Antwort nur ein lautes Quietschen am anderen Ende der Leitung hörte, legte Rory genervt auf. Das war Tag 1 nach der Trennung und schon zerrte Lorelai an Rorys Nerven.
Jess beugte sich wieder über Rory und wollte dort fortsetzen, wo sie aufgehört hatten. Er küsste sie, doch Rory drückte ihn wieder sanft von sich. Mit einem leisen Stöhnen lieà er sich wieder neben sie fallen.
âTut mir leid, ein Notfall. Mum dreht durch.â
âTut sie das nicht immer?â, kam die sarkastische Antwort von ihrem Mann.
Sie sah ihn entschuldigend an. Jess seufzte und gab ihr schlieÃlich einen kurzen Kuss.
âSchon okay. Ich halte es wie Balu der Bär. Du sollst bescheiden und nicht gierig im Leben sein.â
âAn dem könnte sich Mum ein Beispiel nehmen. Aber hat Balu nicht gesagt: Probierâs mal mit Gemütlichkeit.â
Jess runzelte die Stirn und tat einen Moment so, als müsste er überlegen. SchlieÃlich nickte er.
âJa, das hat er auch mal erwähnt.â
Er lächelte und wollte sich aus dem Bett rollen, doch Rory hielt ihn am Kragen fest. Also musste er sich wohl oder übel wieder zu ihr umdrehen, wenn er nicht ersticken wollte.
âSeit wann läufst du rum und erzählst Weisheiten aus dem Dschungelbuch?â
Jess nahm Rorys Hand und streichelt sie.
âTja, weiÃt du, das ist eine gute Frage.â
Er machte eine Pause und betrachtete den Ring, der an Rorys Finger steckte. Der Ehering. Er liebte diesen Ring, denn er symbolisierte ihre ewige Liebe. Bevor er fortfuhr, drückte er einen sanften Kuss auf Rorys Handfläche.
âIm Krankenhaus bin ich oft an der Kinderstation vorbei gekommen. Und da haben sie jeden Tag Dschungelbuch geguckt. Irgendwann hab ich mich dazu gesetzt. Und jetzt hab ich jedes Lied auf Lagerâ, meinte er mit einem Grinsen auf den Lippen.
âDu und Kinder? Nein, warte, lass es mich anders formulieren. Du und Kinder?â
Jess grinste und senkte den Kopf. Mit seinen Fingern fuhr er über Rorys Handfläche. Sie musste lächeln, da das eine ihrer empfindlichsten Stellen war. Sie war zwar nicht kitzlig, aber hier jagte es ihr immer einen Schauer über den Rücken. Doch wenn sie ehrlich war, jagte ihr jede von Jessâ Berührungen einen Schauer über den Rücken.
âHey, ich kann gar nicht so schlecht mit Kindern.â
âErinnerst du dich noch an Clara? Die konntest du nicht ausstehen.â
âAber nur, weil sie Deans Schwester war.â
Er richtete sich auf und küsste diesmal Rorys Nasenspitze.
âUnd weil sie schrecklich genervt hatâ, fügte er noch hinzu.
Rory runzelte die Stirn und sah ihn skeptisch an.
âIch meins ernst. Diese Kinder im Krankenhaus waren gar nicht so übel. Mehr so wie ich. Ganz cool und locker. Mit denen bin ich klar gekommen. Und meine Kinder würden sowieso nur meine Gene bekommen.â
Rory schlug ihm spielerisch auf die Schulter.
âEin bisschen kann ich da wohl auch noch mitreden. Die Gilmore-Gene haben ein ausgeprägtes Durchsetzungsvermögen.â
âDa hast du die berüchtigten Mariano-Gene noch nicht kennen gelernt.â
Er küsste sie noch einmal, dann kletterte er endgültig aus dem Bett.
âDu ziehst dich an und ich mach Kaffee, okay?â
Rory nickte, schlug sich dann aber mit der flachen Hand auf die Stirn.
âDas hab ich ganz vergessen. Wir haben keinen Kaffee mehr.â
âDa siehst du mal, wie gut ich dich kenne. Ich hab aus New York eine Packung mitgebracht.â
Das brachte Rory zum Lächeln. Und wieder einmal wurde ihr klar, wie gut sie es bei Jess doch getroffen hatte. Kaum zu glauben, dass es mal eine Zeit gab, in der sie Zweifel hatte. Aber das war Vergangenheit. Die konnte ruhen. Sie hatten wieder zueinander gefunden, und nichts und niemand konnte sie mehr trennen.
âWarte mal!â, rief Rory.
Jess, der bereits in der Tür stand, drehte sich noch einmal um und sah zu, wie seine Frau mühsam aus dem Bett kletterte. Sie kam auf ihn zu und zog ihn am Kragen zu sich herunter. Dann gab sie ihm einen ganz zärtlichen Kuss. Als sie sich wieder von ihm löste, lächelte sie und schlug ihm zweimal auf die Brust.
âMann, gut, dass du wieder da bist.â
Tritt nicht in die FuÃstapfen anderer, du hinterläÃt sonst selbst keine Spuren.
Rückkehr nach Stars Hollow, Wird er sich jemals ändern? Auf der schiefen Bahn
Kurzgeschichte:
Sometimes it's too late
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns mit dem Schmerz umzugehen.