Kapitel 94: Wenn man sich in einer Kleinstadt wie Stars Hollow verlobt, macht das schnell die Runde
Samstagmorgen in Stars Hollow, Connecticut
Lorelai sprach noch eine Weile mit ihrer Tochter über ihre Verlobung mit Luke und betrachtete dabei selig lächelnd ihren Verlobungsring und ihren Verlobten, der für sie Frühstück – und natürlich Kaffee – machte. Da hämmerte es plötzlich gegen die Tür, die – obwohl weder Lorelai noch Luke ‚herein’ sagten – kurz darauf geöffnet wurde. Miss Patty stürmte hinein, gefolgt von Babette.
„Ihr seid verlobt und sagt uns nichts?“, hagelte es sofort Vorwürfe von Miss Patty.
„Woher wisst ihr, dass wir verlobt sind?“, fragte Luke.
„Ich wohne direkt neben dem Telefonmasten“, erwiderte Miss Patty, als wäre es völlig normal die Telefongespräche der Nachbarn abhören zu können.
„War ja klar.“ Lorelai verdrehte die Augen.
„Also, wieso habt ihr uns nichts gesagt?“, stellte Babette Miss Pattys Frage erneut.
„Weil wir uns erst vor einigen Minuten verlobt haben und weil ich es zuerst Rory erzählen wollte“, erklärte Lorelai.
„Das ist doch kein Grund“, erwiderte Patty.
Lorelai warf Luke einen hilfesuchenden Blick zu.
„Wir hätten es euch gleich gesagt, wenn wir die Wohnung verlassen hätten“, versuchte Luke die zwei größten Klatschtanten Stars Hollows zu beruhigen.
„Wirklich?“, fragte Babette gerührt.
„Klar.“
„Ja.“ Lorelai spielte glücklicherweise mit.
Miss Patty lächelte glücklich und drückte dann die Frischverlobten an ihre Brust. „Ich finde es ja so toll, dass ihr euch verlobt hat.“
„Wir auch.“ Lorelai lächelte zurück und kurz bevor sie und Luke von Miss Patty erdrückt wurden, mischte sich zum Glück Babette ein, die die Beiden auch beglückwünschen wollte.
„Kommt ihr heute Abend auch zum Eishockeyspiel?“, fragte Miss Patty.
„Ähm… mal schauen.“
„Das heißt wohl eher nicht, schätze ich mal“, deutete Babette Lorelais Worte.
„Schade, denn heute Abend wird bestimmt toll“, schwärmte die Tanzlehrerin. „Wir sind wieder im Halbfinale und haben gute Chancen zu gewinnen.“
„Das war unsere Eishockeymannschaft doch schon letztes Mal und dann haben sie haushoch verloren.“
„Ach kommt schon. Wo bleibt euer Optimismus?“
„Keine Ahnung.“ Lorelai zuckte die Schultern.
„Luke?“
„Ja?“
„Bitte. Ihr müsst kommen. Die Jungs können Fans gebrauchen.“
„Na gut.“
„Was?“ Lorelai sah ungläubig zu Luke.
„Na, wenn ihnen so viel daran liegt...“
„Ist das dein Ernst?“
Luke nickte.
„Du willst tatsächlich, dass ich mir Sport anschaue?“
„Einmal wird doch nicht so schlimm sein, oder? Vielleicht gefällt es dir ja sogar?“
„Niemals.“
„Wir tun ihnen einfach den Gefallen und schleichen uns dann einfach raus, wenn sie nicht hinsehen. Okay?“, flüsterte Luke seiner Verlobten ins Ohr.
Lorelai bewegte sich ein bisschen, damit sie etwas zurückflüstern konnte. „Aber nur, wenn wir dann machen, was ich will. Deal?“
„Deal.“ Luke nickte.
„Also wir kommen“, erklärte Lorelai den beiden Klatschtanten.
„Toll. Wir sehen uns dann da“, freute sich Miss Patty.
„Okay.“
„Wir lassen euch dann mal wieder alleine…“ Babette und Miss Patty verschwanden wieder.
Kurz nachdem die Tür wieder zu war, begannen Lorelai und Luke sich zu küssen.
„Findest du es nicht ein bisschen gefährlich einfach zuzustimmen, ohne, dass du weißt, was ich machen will?“, fragte sie ihn, als sie eine kurze Pause machen, um Luft für die nächste Runde zu holen.
„Nein, denn ich kann mir schon denken, was du machen willst.“ Er grinste sie verschmitzt an.
„Und wenn es nicht das ist, was du denkst?“
„Dann ist es eben so.“
„Stichwort Schlagsahne.“ Sie sah ihn herausfordernd an.
„Hört sich toll an.“ Er sah sie so an, als könnte er es gar nicht mehr abwarten.
„Luke!“
„Was denn?“
„Kannst du nicht einfach sagen, dass du so etwas nicht willst?“
„Weil ich es vielleicht auch will…“
„Das stimmt nicht. Wieso reagierst du nicht so fassungslos wie damals, als ich dir das zu Anfang unserer Beziehung angedeutet habe?“
„Weil es sich nun lecker anhört.“ Er knabberte an ihrem Ohrläppchen.
„Was ist bloß aus dir geworden, Luke?“, fragte sie ihn gespielt verzweifelt.
„Das, was du aus mir gemacht hast“, erwiderte er augenzwinkernd und küsste sie erneut.
Hartford
Rory hatte Finn sofort vor Glück umarmt, nachdem sie gehört hatte, dass ihre Mom und Luke verlobt waren. Sie hatte noch eine ganze Weile mit ihrer Mutter geredet und dann endlich hatte sie mit Finn Pfannkuchen – aber natürlich nicht den, den sie gefangen hatte – gefrühstückt und eine Menge Kaffee getrunken. Da klingelte plötzlich erneut ihr Handy.
Sie hatte eine SMS von Lorelai erhalten.
Heute Abend Eishockey
Rory hielt Ausschau nach dem Scherz, doch da stand nichts weiter.
Finn bemerkte, dass Rory verwirrt war. „Was ist denn, Rory?“
„Mom schreibt was von Eishockey heute Abend“, erklärte sie ihm.
„Vielleicht will sie ein Spiel schauen gehen.“
„Aber sie hasst Sport! Wir hassen Sport!“
„Na, dann weiß ich auch nicht…“
„Ich rufe sie mal an.“ Als sie das gesagt hatte, ertönte auch schon das Freizeichen.
„Hallo.“
„Was soll das bitteschön heißen? Heute Abend Eishockey?“, fragte Rory ihre Mutter verwirrt.
„Na, dass wir heute in die Eishalle gehen und das Halbfinalspiel unserer Jungs schauen.“
„WAS?“
„Wir schauen heute Abend Eishockey“, wiederholte Lorelai.
„Bist du etwa auf den Kopf gefallen oder wieso willst du plötzlich irgendetwas mit Sport zu tun haben?“
„Patty und Babette haben uns dazu gezwungen…“
„Ach erzähl doch keinen Blödsinn. Gib mir lieber mal Luke!“
„Okay. Warte kurz.“
Lorelai hielt die Hand vor den Hörer und wandte sich an ihren Verlobten. „Rory will mit dir reden.“
„Was will sie denn?“, fragte Luke, während er das Telefon entgegennahm.
„Ich schätze mal, sie will dir eins auf den Deckel hauen, weil sie denkt, du seist schuld.“ Sie kicherte.
„Wirklich sehr witzig.“ Luke verdrehte die Augen.
„Hi, Rory.“
„Luke. Erstmal toll, dass du mit Mom verlobt bist. Ich freue mich ja so darauf, dich als Stiefvater zu haben.“
„Ich freue mich auch, dass ich dein Stiefvater werde.“
„Gut, wollte ich nur hören, bevor ich dich etwas frage.“ Rory machte eine Kunstpause.
„Was zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht, Mom dazu zu bringen, zum Eishockey zu gehen?“
„Du hattest Recht“, flüsterte Luke seiner Lorelai ins Ohr.
„Wusst' ich’s doch.“ Sie triumphierte einmal mehr.
„Luke?“
„Das war nicht meine Schuld. Wirklich nicht. Patty war’s... und Babette.“
„Und wieso sollten sie das tun? Und wann überhaupt? Ich denke nicht, dass sie einfach reingestürmt sind und euch überfallen haben…“
„Aber genau so war’s.“
„Ziemlich unglaubwürdig, oder?“
„Aber es war so“, beteuerte Luke. „Sie haben uns Vorwürfe gemacht, weil Patty am Telefon von unserer Verlobung erfahren hatte und dann haben sie uns zu dem Spiel überredet.“
Rory kicherte. „Das ist so verrückt, dass es zu den Beiden passt.“
„Kommst du also?“
„Wenn’s unbedingt sein muss. Aber nur dieses eine Mal.“
„Danke.“
„Schon gut. Also bye, Luke.“
„Bis bald, Rory.“
Lorelai wedelte heftig mit den Armen. „Kannst du mir bitte wieder Rory geben, Schatz?“
„Ähm… Deine Mom will noch einmal mit dir reden.“
„Okay.“
Lorelai bekam wieder das Telefon.
„Wie war eigentlich dein Abend noch?“
„Du willst wissen, ob wir…?“
„Ja.“
Rory liess kurz den Blick durch die Küche schweifen, doch Finn war nicht mehr da. Sie konnte also frei sprechen.
„Nein, haben wir nicht.“
„Gut.“ Lorelai atmete erleichtert aus.
„Gut?“
„Na ja. Ich meine… das wäre ein bisschen viel. Also du-weißt-schon-wer, Colin und nun Finn. Das wären drei Jungs in knapp einer Woche gewesen.“
„Du kannst seinen Namen ruhig aussprechen. Ich weiß sowieso, dass du Tristan meinst.“
„Du hängst immer noch an ihm. Das ist normal. Du musst nicht so tun, als ob es nicht so wäre und dich ins nächste Abenteuer stürzen.“
„Das wollte ich auch gar nicht. Ich weiß, dass Finn nicht der einzige Junge ist, an den ich denke, aber er weiß es auch. Er weiß, dass ich noch nicht richtig über Tristan hinweg bin.“
„Und was ist mit Colin?“
„Ich mag ihn sehr.“
„Du solltest besser schauen, dass die Beiden nicht davon erfahren, dass du Beide datest. Das könnte sonst übel enden.“
„Werde ich tun.“
Finn kam zurück. Er war duschen gewesen und stand nun mit strubbeligen Haaren vor Rory. „Er sieht so süß aus.“
„Kann ich mit zum Eishockey?“, fragte er sie.
„Mom. Kann Finn heute Abend mitkommen?“, leitete sie die Frage direkt weiter.
„Klar.“
„Okay. Wir sehen uns heute Abend. Und solltest du mir die erneut stellen, wird die Antwort bestimmt Ja sein.“ Schon hatte Rory aufgelegt und ging auf Finn zu.
Lorelai zuckte zusammen. Sie wusste, dass ihre Tochter in dem Moment dabei war, sich mit Finn zu vergnügen. Sex mit ihm zu haben.