Hey, ihrs!
Ich weiss, lange kein Teil gepostet worden, und es tut mir auch sehr sehr leid. Ich hoffe dieser macht alles wieder gut.
Kapitel 7 (Teil II)
Ich sitze auf dem Sofa und starre in die offene Kiste. Ich habe mich vor einer halben Stunde hingesetzt und eine Kiste, die ich in den Tiefen meines Schrankes gefunden habe, aufgemacht und durchgesehen. Sie enthält Dinge die ich fast aus den Augen verloren hatte, Erinnerungen an die ich kaum mehr gedacht hatte. Schöne Sachen die ich verstaut hatte, vor meinem Umzug nach Harvard. Dinge die ich vor Mum versteckte, von denen sie nicht wusste dass es so etwas überhaupt gab.
Aber jetzt... jetzt liegt da ein Briefumschlag. Es ist merkwürdig, denn die Kiste enthielt ursprünglich nichts aus Papier. Nur Bücher mit Widmungen von Jess, die ich Mum nie hab lesen lassen, Fotos, ganze Alben voll, die ich sie nie hab sehen lassen, ein dicker Schal, den ich mal von ihm bekommen hatte, als ich nach New York gekommen bin, und nichts hatte, auÃer einer halbwegs passablen Jacke und einer Mütze. Aber ich kann mich nicht daran erinnern je einen Briefumschlag dort hinein gelegt zu haben. Noch dazu einen ungeöffneten, auf dem mein Name draufsteht, in Jess ordentlichster Handschrift.
Mit zitternden Hände, hole ich ihn aus der Kiste und drehe ihn um. Es fällt mir schwer ihn zu öffnen, denn mein Herz pocht so heftig, dass Tom, zwei Wohnhäuser weiter, es hören müsste.
Als ich es endlich schaffe ihn zu öffnen, tritt mir ein Geruch in die Nase. Ein so vertrauter Geruch, dass ich beinahe nicht weiteratmen kann. Es ist sein Duft, vermischt mit dem modrigem Geruch alten, von der Zeit angefeuchteten Papiers. Ich schlucke, dann fällt es mir wieder ein...
Es ist so lange her... Jedenfalls kommt es mir so vor als seien hunderte von Jahrzehnten verstrichen. Dabei ist es erst ein paar Jahre her...
Ich hätte ihm fast nicht verziehen, fast für immer verlassen, fast nie wieder mit ihm geredet. Fast. Doch ich habe es gewagt ihm zu zuhören, habe den Brief hinterher ungeöffnet in die Kiste gelegt, gedacht dass ich ihn nicht mehr brauchen würde, jedoch ihn zu schade zum wegwerfen fand. SchlieÃlich vergessen und halb vermodert in den tiefen eines Kartons wieder das Licht der Erde neu erblickt, meine Aufmerksamkeit neu erweckt.
Damals war alles so schwer gewesen, dabei war alles nur eine kleine, impulsive Lüge gewesen, die sich zwischen uns gedrängt hatte...
Ich schlieÃe leise die Tür. Tränen strömen über mein Gesicht und ich will nichts mehr mit der AuÃenwelt zu tun haben. Lauren und Kate sind ausgegangen, denken ich würde lernen. Jess ist... ach, was weià ich denn wo er ist... soll er doch für immer weggehen!
Amanda. Weià der Henker wer das ist.
Und wie er das gesagt hat. Ich habe mit Amanda geschlafen! Noch immer hallen diese Worte in meinem Kopf und ich will schreien, damit sie verschwinden und mich in meinem Schmerz und meiner Trauer ertrinken lassen. Selbstmitleid ist abscheulich und ich sollte nicht darin versinken. Aber das ist leichter gesagt als getan. Immerhin hat er mit einer anderen geschlafen. Das sieht ihm eigentlich nicht ähnlich, jedenfalls finde ich nicht dass etwas wie Untreue in sein Profil passt.
Ich will dass alles zur Hölle fährt, und zwar sofort. An diesem Abend mache ich nichts mehr. Ich lege mich ins Bett und falle kurz darauf in einen traumlosen aber unruhigen Schlaf.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es gerade mal halb sieben. Ich fühle mich unwohl, also beschlieÃe ich aufzustehen. Als ich in den Gemeinschaftsraum komme, ist noch alles dunkel; normal, denn es ist Samstag morgen. Ich fühle mich einfach nicht wohl, deshalb ziehe ich mich an, öffne leise die Tür und schlüpfe hinaus.
DrauÃen auf dem Campus tut sich noch nichts. Das heiÃt, ich höre von weitem, wie die Harvard-Baseball Mannschaft schon auf den Beinen ist und sich langsam grollend und munter lachend auf dem Weg zum Sportplatz macht.
Die Luft ist frisch, der Tau beginnt von den Blättern zu rollen. Es hat nicht geregnet, aber die Luftfeuchtigkeit ist dennoch hoch. Ich atme Feuchtigkeit ein, Luft die meine Atmung ein wenig auÃer Kontrolle bringt. Ich seufze tief und stecke meine Hände in den Jackentaschen, vergrabe die Nase in meinem Schal. Ich gehe weiter, habe keine Lust irgendwem über den Weg zu laufen und renne dem Menschen in die Arme, den ich am allerwenigsten sehen wollte: Ich schlendere langsam durch den Park und bleibe plötzlich wie angewurzelt stehen. Vor mir, auf einer Bank, lieg jemand. Mit dem Rücken zu mir, auf der Seite, in eine Dicke Jacke gepackt, und murmelt leise. Ich erkenne ihn zunächst nicht, trete dann an ihn heran und erschrecke. Es ist Jess, der mit schon fast blauen Lippen, bibbernd stumme Worte vor sich hin murmelt. Zuerst will ich ihn wecken, dann denke ich: Soll er doch erfrieren! SchlieÃlich verschiebe ich diesen Gedanken, und hebe schon die Hand um ihn zu wecken, da fängt er an Laute von sich zu geben. Seine stumm-gemurmelten Worte gewinnen an Sinn und Substanz und ich halte in meiner Bewegung inne um ihnen zu lauschen.
Rory... es tut mir so leid... nicht verletzen... ...ist nicht... alles nur eine lüge... ich... Rory...
Ich trete einen Schritt zurück, denn ich weià nicht was ich davon halten soll. Ich drehe mich um und laufe weg, kann meinen Beinen nicht befehlen stehen zu bleiben.
Einige Tage höre ich nichts von Jess.
Einige Tage danach ruft er an. Einmal. Zweimal. Und ich lasse mich verleugnen.
[b]Oh, das tut mir leid, Jess. Sie ist nicht da,[/b] sagt Lauren, und sie klingt als täte es ihr wirklich leid.
Dann fängt er an mich auf dem Handy anzurufen, schreibt regelmäÃig SMS und spricht oft auf den AB. Ich höre mir die Nachrichten nie an, lese sie nicht, lösche sie nur.
Rory, du machst dich doch nur selbst kaputt. Warum gibst du ihm nicht noch eine Chance? Er würde es dich sicher gerne erklären, sonst würde er nicht immer anrufen... Lauren versucht es immer und immer wieder. Aber ich schüttle den Kopf und gehe zur Tür. Es hat geklingelt. Ich sehe erst durch den Spion, dann öffne ich erstaunt die Tür.
Jason! Was machst du denn hier? frage ich überrascht und er umarmt mich zur BegrüÃung.
Rory... ich muss mit dir reden... es ist ernst. Jess... Er geht nicht mehr zu Schule, er lernt nicht mehr... er kommt nicht zur Arbeit und... Er hockt den ganzen Tag in seinem Zimmer und starrt das Telefon an. Hätte er Telepatische Kräfte, dann würde er es wahrscheinlich tatsächlich zu klingeln bringen.
Ich senke den Blick und kralle mich an den Türgriff, denn Jason ist noch nicht eingetreten. Es schmerzt mich das zu hören, doch ich täusche Gleichgültigkeit vor und versuche mir nichts anmerken zu lassen.
[b]Das hat er sich selbst zuzuschreiben, Jay. Es ist seine Schuld. Er hat mit Amanda geschlafen, nicht ich. Soll er doch zu ihr gehen, verdammt! Aber nein! Der Herr ruft mindestens fünfmal am Tag an, quatscht davon mindestens viermal auf den AB, schreibt SMS zum umfallen... Fehlt nur noch dass er hier aufkreuzt und mir persönlich das Leben zur Hölle macht,[/b] ich schlieÃe die Tür hinter Jason und lasse mich auf das Sofa fallen. Jason rührt sich nicht. Er sieht mich nur ernst an und überlegt wohl was er sagen soll.
Ich kann dir nicht sagen was an der Geschichte die er dir aufgetischt hat, dran ist. Ich sollte dir vielleicht nur sagen... gib ihm eine Chance es zu erklären... er sieht mich bittend an und, einmal mehr, weià ich nicht was ich von Jasons Worten halten soll.
Was soll das heiÃen, du kannst mir nicht sagen was dran ist? frage ich verwirrt, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen was er meint.
[b]Rede einfach selbst mit ihm, okay? [/b]damit dreht er sich um und geht zur Tür. Er streckt die Hand nach der Klinke um, hält jedoch mitten in der Bewegung inne und dreht sich noch einmal um. Du bedeutest ihm viel, Rory. Zu viel als dass er dich einfach ziehen lassen würde... endlich öffnet er die Tür und verlässt den Raum. Im raus gehen höre ich noch wie er etwas sagt:
Bring das wieder in Ordnung, Junge.
Ich kann mir zunächst nicht erklären warum er das sagt, doch dann wird es mir klar, denn Jess steht plötzlich in der Tür.
Hallo, sagt er, und seine Stimme klingt merkwürdig weich, sanft, fast traurig.
Eigentlich will ich ihm sagen er solle verschwinden, mich in Ruhe lassen, abhauen und jemand anderen voll labern. Stattdessen sage ich:
Wenn du etwas zu sagen hast, dann mach schnell, ich habe nicht ewig Zeit.
Jess kommt rein und schlieÃt die Tür. Lauren hat sich schon mit Jasons auftauchen in ihr Zimmer verkrümelt und die Tür von innen verschlossen. Eine Geste, die mir an ihr sehr gefällt.
Jess kommt auf mich zu, doch ich stehe auf, will nicht dass er mir zu nahe kommt, bis er mir gesagt hat was auch immer er zu sagen hat. Als ich aufspringe und einige Schritte zurückgehe, bleibt er wie angewurzelt stehen und sieht mich aus traurigen Augen an.
[b]Rory... Das was ich da gesagt habe... dass ich mit Amanda geschlafen habe... [/b]bei diesen Worten schlieÃe ich die Augen und muss trocken schlucken, denn es tut verdammt weh. Ich spüre widerwillig dass es ihm schwer fällt darüber zu reden, doch ich will dieses Gefühl ignorieren, kein Mitgefühl zeigen. ...das habe ich gesagt weil... es war gelogen, Rory. Ich habe es nur gesagt weil... es war ein Impuls, du hast Dean erwähnt, da explodierte etwas in mir... Ja, ich habe mit Amanda geschlafen.
Was denn nun? Ja oder nein? Entscheide dich endlich! Ich spüre wie sich meine Stirn fast wie von selber kraust.
...aber das war... das ist schon Jahre her. Bevor ich dich überhaupt kennen gelernt hatte. Und es hatte nichts zu bedeuten, denn wir sind danach auseinander gegangen und haben uns seit dem nie wieder gesehen. Ich... ich wollte dich nicht verletzen... wirklich nicht... es tut mir so leid. Ich müsste von einer Brücke springen wenn ich auch nur daran denke, ich könnte dich in irgendeiner Weise zu verletzen. Er macht eine Pause und starrt seine FüÃe an.
Ich bin sprachlos. Was soll ich davon halten? Er sagt er hätte mit dieser Amanda geschlafen, nur weil ich Dean erwähnt habe? Ist er denn noch zu retten?
Ich muss ziemlich doof aussehen, wie ich da stehe, mit groÃen Augen und hinter dem Rücken verschränkten Armen. Ich starre ihn eine Weile an, dann wende ich meinen Blick ab. Ich brauche erst mal ein bisschen Zeit...
Du brauchst sicher erst mal ein bisschen Zeit...
Er kennt mich zu gut.
... Ich lasse dich jetzt besser mal ein wenig allein, okay?
Ich antworte nicht, doch das scheint ihm egal zu sein, denn er geht zum Wohnzimmertisch und legt einen Briefumschlag darauf. Dann dreht er sich um und geht zur Tür. Bevor er verschwinden kann, rufe ich ihn zurück.
[b]Jess...
Ja... Rory?[/b] er dreht sich um und ich sehe wie eine winzige Flamme der Hoffnung in seinen Augen aufflackert.
[b]Gib mir einfach noch ein wenig Zeit, okay? [/b]eigentlich will ich das gar nicht sagen, denn es klingt doof, total kitschig, doch es kommt einfach so aus mir raus.
So viel wie du brauchst. Ruf mich an, wenn du so weit bist... er senkt den Kopf, dreht sich um und geht.
In dieser Nacht schlaffe ich unruhig. Ich wälze mich von einer Seite auf die andere, suche meinen Schlaf und finde ihn letztendlich. Und zwar zehn Minuten bevor der Wecker klingelt und ich aufstehen muss, zu meinem Kurs.
Bereits zehn Tage später rufe ich ihn an. Ich weià nicht mehr genau was ich sagte. Aber es war wohl nur um zu wissen wie es ihm geht. Ich denke, ich rief nur an um mein eigenes Gewissen zu beruhigen. Und um sicher zu stellen, dass ich wirklich nicht ohne sein Chaotisches Wesen, ohne seine Stimme, ohne seine Liebe, nicht ohne ihn leben kann. Er schien sich zu freuen dass ich anrufe und sagte auch, das wären die längsten zehn Tage in seinem Leben gewesen.
Oh, meine auch, Jess.
Und jetzt hocke ich vor dieser Kiste. Ich halte den Brief in meiner Hand, entfalte ihn jedoch nicht. Ich starre auf das Briefpapier und mir steigen Tränen in die Augen. Und mir wird klar... es waren nie und nimmer die längsten zehn Tage in meinem Leben...
Ihr wollt wissen was IN dem Brief stand? Nächstes mal.
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