So, grad wieder im Ländle angekommen
Diesmal ohne Beta-Lesen, ich hoff die gute Kerstin vergibt mir das...
.::Chapter17::.
âEmily! Emily!â, laut hallt seine Stimme durch die drückende Stille der Insel. Nur leise kann er ihre Absätze auf den bunten FlieÃen klappern hören. Sie dreht sich nicht um, wahrscheinlich will sie ihn nicht hören. Unbewusst muss er lächeln. Die Liebe zu dieser Frau überrascht ihn immer wieder. Am Liebsten möchte er schreien, auf sie zulaufen und sie fest an sich drücken. Schon kann er ihre Silhouette in der Dunkelheit erkennen. So lange sind sie schon verheiratet, und noch immer ist er vollkommen hingerissen von ihrer Schönheit. Die Feinheit ihrer Gesichtszüge erstaunt ihn immer wieder. Als wäre sie von Gott persönlich geformt worden. Wieder muss er lachen, seine Vergleiche sind wirklich lächerlich. Nichts wäre ihrer Schönheit gerecht. Wie konnte er nur so dumm sein und das alles aufs Spiel setzen?
Endlich hat er sie erreicht. Ihm den Rücken zugewandt steht sie vor ihm. Sanft legt er seine Hand auf ihre Schulter, dreht sie sachte zu ihm. âEmilyâ¦â, haucht er behutsam. In der Dunkelheit kann er nur ihre Umrisse erkennen, das schwache Licht das von der Lampe neben ihm kommt spiegelt sich in ihren sanften braunen Augen wieder. Als würden sie brennen.
Sie wirft ihm einen bösen Blick zu. âDu brauchst nicht glauben mich mit deiner Stimmlage besänftigen zu können.â
Er schiebt die Unterlippe vor und sieht sie treuherzig an. Langsam verschwinden ihre Zornfalten auf der Stirn. Ein Zucken umspielt ihre Lippen, aber sie zwingt sich eine böse Miene aufzusetzen.
âEmily, du wirst doch nicht wegen so einer Kleinigkeit böse auf mich sein!â, lachend sieht er sie an, seine Liebe zu ihr übermannt ihn wieder. Womit hat er diese herrlich exzentrische Frau nur verdient? âAuÃerdem steht dir der âGestrandetâ-Look doch hervorragend.â, sanft streicht er ihr eine weiche Haarsträhne aus dem Gesicht, fährt mit seinen Fingern ihre Gesichtskonturen nach.
Jetzt muss auch sie lachen. Sie schüttelt den Kopf, âDu hast Recht, Richard. Es ist sinnlos.â Sie sieht ihn prüfend an, Stolz liegt in seinem Blick. Stolz und Stärke, die sie schon immer so sehr an ihm geliebt hat. Selbst heute, nach vierzig Jahren Ehe verzaubert sie dieser Mann jedes Mal wieder. âDann pass auf, dass ich mich nicht von Harrison Ford auf eine einsame Insel entführen lasseâ
Süffisant lächelnd deutet er auf sich, âGrauhaariger Mannâ, er blickt sich um, âEinsame Inselâ. Er zieht sie fest an sich, spürt ihren Kopf an seiner Schulter. Fast verschwindet sie in seiner Umarmung, sie musste sich aber auch den gröÃten Yale-Stundenten aussuchen.
Den Arm um ihre Schulter gelegt gehen sie weiter. Sie sagen nichts, genieÃen die Stille zwischen ihnen, saugen die geheimnisvolle Dunkelheit in sich auf. Nur alle paar Meter steht eine Lampe, versteckt in den Büschen, die nur wenig Licht spendet. Er lenkt sie sanft Richtung Strand, führt sie an eine einsame Bucht. Laut hört man die Wellen, sie an den Felsen brechen. Wie gezeichnet wirkt die Landschaft, durchdacht. Jede Palme, jeder Stein am richtigen Platz. Und mitten in dieser wunderschönen Szenerie seine Frau, die mit ihrer Schönheit jedes noch so sorgfältig gezeichnete Aquarell übertrifft. Selbst jetzt, wo sich einzelne Strähnen aus ihrer Frisur gelöst haben und sich Schmutzstreifen über ihr Gesicht ziehen. Ihr Anblick erinnert ihn an ihr erstes Treffen. Wie sie vor ihm stand, den schönen Körper in ein dünnes Sommerkleid gehüllt, die langen braunen Haare zerzaust vom starken Wind. Sie war wutentbrannt, schimpfte auf den Professor ein, der ihr nicht erlaubte die Bibliothek zu besuchen. Feuer lag in ihren Augen und ihre Stimme klang so stark, unbezwinglich. Nie zuvor war von einer Frau vom ersten Augenblick an so verzaubert gewesen wie von ihr. Schon als er von dem lauten Stimmengewirr aus seinem Studienzimmer gelockt wurde. Er war kein neugieriger Mensch, eigentlich kümmerte ihn damals nichts auÃer seine Studien und Pennilyn. Doch als er ihre Stimme zum ersten Mal hörte, war er so neugierig, zu welcher Frau diese wunderbare Stimme gehörte, dass er seine Bücher zur Seite legte und dem Stimmengwirr folgte. Und da stand sie vor ihm, der Stoff des Sommerkleides war so dünn, dass er im Licht die Form ihrer Beine erkennen konnte. Beharrlich redete sie auf den Professor ein, warf ihm Beschuldigungen an den Kopf, wollte nicht aufhören ihre Rechte zu verteidigen. Gerade wollte sie zu einer weiteren Tirade ausholen, da legte er seinen Arm von hinten um ihre Schultern und baute sich in voller Länge vor dem Professor auf. âIst es ein Problem, dass meine Freundin die Bibliothek besuchen will, Professor Eliot?â Sie hatte ihn entgeistert angesehen, dann aber seinen Arm fester an sich gedrückt und den Professor mit einem süffisanten Lächeln angesehen. Auch dem Professor blieb für einen Moment der Mund vor Erstaunen offen stehen.
âIch wusste nicht, dass Sie eine neue Freundin haben, Gilmore. Ich dachte Sie und Miss Hendersonâ¦â, er wurde von Richard unterbrochen.
âWas sich zwischen mir und Miss Henderson abspielt ist rein Privat und geht nur mich und Miss Henderson persönlich etwas an.â, für einen Moment hielt er inne, dann sah er den Professor durchdringend an, âIst es nun ein Problem oder lassen sie mich und meine Freundin endlich passieren?â
âNatürlich ist es kein Problem, ich hoffe sie haben viel SpaÃ.â, presste der alte Mann hervor, nicht ohne Emily noch einen missbilligenden Blick zuzuwerfen.
Später hatte er sie über den Campus zur Bibliothek geführt. Sobald sie auÃer Sichtweite des Professors waren, wand sie sich aus seiner Umarmung und lächelte ihn dankbar an. âIch danke Ihnen, jetzt stehe ich in Ihrer Schuld. Lassen Sie mich wissen, wie ich meine Schuld einlösen kann.â
âNun, Sie könnten mich Sie wirklich in die Bibliothek begleiten lassen.â, etwas verlegen lächelte er sie an.
Für einen Moment sah sie ihn prüfend an, dann nickte sie lächelnd. âNatürlich können Sie mich begleiten, so fern Miss Henderson nichts dagegen einzuwenden hat.â
âGlauben Sie mir, Miss Henderson hat garantiert nichts dagegen einzuwenden!â, mit diesen Worten bot er ihr seinen Arm an und führte sie durch die endlosen Weiten der Yale-Bibliothek. Stumm gingen sie nebeneinander her, er konnte kaum fassen, eine so bezaubernde Frau tatsächlich am Arm zu führen, ihre weiche Haut zu spüren. Nach langem Schweigen räusperte er sich vernehmlich. âSie studieren nicht in Yale, nehme ich an?â Ein betretenes Nicken, keine Antwort. âDarf ich dann vielleicht wissen, was Sie hierher führt?â
âIch habe gehört, dass die Bibliothek eine der Besten Amerikas sein soll, und ich bin nun mal eine hoffnungslose Buch-Liebhaberin.â Er nickte verständnisvoll. Lächelnd fuhr sie fort.
âUm die Frage, die Ihnen schon so lange auf der Zunge liegt zu beantworten, ich studiere in Wessely, und zwar Kunst- und Architekturgeschichte.â
Ãberrascht über diese prompte Auskunft führte er sie zu einer etwas entlegenen Regalreihe. âNun, dann dürften Sie diese Werke besonders ansprechen.â, er deutete auf die Reihen vor ihnen. Erstaunen spiegelte sich in ihren braunen Augen wieder, als sie mit den Fingern sanft über die alten Bücher strich und er lächelte zufrieden.
Als sie schlieÃlich aus der Bibliothek herauskamen, war es Abend geworden. Noch immer blies der Wind unerträglich stark und zerzauste ihr weiches Haar. Sie fröstelte und verschränkte die Arme. Gänsehaut hatte sich auf ihrer Haut gebildet und er legte ihr hilfsbereit seine Jacke über die Schultern. Sie lächelte ihn an âSieh an, es gibt also doch noch richtige Gentlemen auf dieser Welt.â Auch er lächelte und zuckte mit den Schultern. âFür eine wunderschöne Frau immerâ, hätte er gerne angefügt, lieà es aber bleiben. Wie gerne hätte er anstatt seiner Jacke seine Arme um ihre Schultern gelegt Noch immer spürte er ihre weiche Haut auf seiner, ein leichtes Prickeln durchfuhr ihn.
Erschrocken warf sie einen Blick auf die Uhr und legte seine Jacke ab âIch muss mich beeilen, meine Freundinnen warten bestimmt schon auf mich!â, schon wollte sie loslaufen, da drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Sie strahlte ihn an, âDanke noch einmalâ, sie hielt einen Moment inne und suchte nach den richtigen Worten. âEs war wirklich schönâ¦â
Verdattert sah er ihr nach, wie sie in der Dunkelheit verschwand und er nur noch das leise Klappern ihrer Schule auf dem Beton vernahm. Wie einen Schlag traf es ihn und er lief ihr nach. Schon bald hatte er sie eingeholt und hielt sie am Arm zurück. Atemlos suchte auch er nach den richtigen Worten. âMir hat der Tag auch sehr gefallen und ich⦠Ich wollte Sie gerne fragen, ob wir das bei Gelegenheit wiederholen könntenâ¦â
Strahlend nickte sie âIch dachte schon, Sie würden nie fragen!â Sie drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange wand sich wieder von ihm ab. Er legte seine Finger auf die Stelle, wo gerade noch ihre Lippen waren. âWie heiÃen Sie eigentlich?â rief er ihr hinterher und versuchte gegen das laute Heulen des Windes anzukommen.
âEmily! Emily Bennet!â, wie ein Lied trug der Wind ihren Namen zu seinen Ohren. Bennet, immer wieder wiederholte er ihren Namen. Emily Bennetâ¦
âRichard Gilmore! Hörst du mir überhaupt zu?â, empört sieht sie ihn an. Erschrocken fährt er aus seinen Gedanken auf. Wieder kann er dieses Feuer in ihren Augen erkennen. Er legt seinen Arm um ihre Hüfte und presst ihren Körper gegen den seinigen. âNein, Emily, ich habe leider kein einziges Wort vernommen.â Ãberrascht drückt sie ihn ein Stück von sich. âDu bist schamlos, Richard!â
Unbeirrt fährt er fort. âIch habe kein Wort vernommen, weil ich zu beschäftigt damit war, mich zu fragen, womit ich mir so eine wundervolle Frau verdient habe!â, wie ein kleiner Junge lächelt er sie an.
âDas frage ich mich allerdings auch manchmal.â Sie vergräbt ihren Kopf wieder in seiner Schulter. Sachte legt er seine Finger um ihr Kinn und zieht ihr Gesicht an seines heran. âWürde das deine Frage beantworten?â, haucht er ihr zu und erstickt ihre Antwort mit seinen Lippen. Nach einer Weile löst er sich von ihr, mit geschlossenen Augen steht sie vor ihm. Dann lächelt sie verträumt, âFrage beantwortetâ¦â, sie zwinkert und zieht ihn wieder zu sich herunter.
âKein Freitag Dinner, ich kannâs nicht fassen!â
âDie ganze Welt steht uns offen. Wir können machen was wir wollen!â, Lorelai zieht scharf die frische Abendluft ein.
Rory wirft ihrer Mutter einen verwirrten Blick zu âWas machst du da?â
âRiechst du das?â, nun schnüffelt auch Rory und rümpft die Nase.
âAlso ich rieche nur das Meer und Fische.â, noch einmal zieht sie die kühle Luft ein. âUnd der Koch scheint wohl irgendetwas verbrannt zu haben.â
Lorelai schüttelt den Kopf. âNein, meine Liebe. Das ist der Duft der Freiheit!â
Rory blickt verträumt zum Himmel. Die Nacht ist klar und einzelne Sterne sind zu erkennen. âUnd was werden wir an unserem freien Freitagabend machen?â
âEs gibt so viele Möglichkeiten.â, Lorelai fuchtelt wild mit den Händen in der Luft. âWir könnten uns ein Boot mieten und auf das weite Meer hinausfahren. Dann baue ich dir ein Labor, du entwickelst ein Klonverfahren und wir gründen gemeinsam eine neue Zivilisation. Wir erschaffen eine neue Welt, voller stilvoller, kluger Rorys und Lorelais, die garantiert nicht Michelle Branch hören werden!â, begeistert sieht Lorelai ihre Tochter an, doch die winkt ab.
âBoottrip hatten wir heute schonâ.
âEgal, es gibt so viele Möglichkeiten! Wir könnten uns auch lange Haare wachsen lassen, Peace-Zeichen um den Hals hängen und Nacktbaden gehen!â
Wieder schüttelt Rory den Kopf. âDas ist wohl keine gute Idee, zumal die Staatsreligion der Malediven der Islam ist.â
âAuch egal, dann gründen wir uns eben unsere eigene Religion!â
âIch hab Hunger.â
Lorelai nickt. âJa, ich auch, lass uns essen gehen!â