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so, hab heut meinen freien tag genutzt und für euch nen extra-langen teil geschrieben. hab ni allzulang zeit hier groà drumrum zu reden, da mein bus glei kommt. also viel spaà beim lesen und schreibt bitte was ihr davon haltet. :biggrin:
âIch hab Hunger.â Paige schwang ihre Beine über die Kante des Bettes und starrte auf ihre abgekauten Nägel, als würden sie noch etwas hergeben.
Doch Jess reagierte nicht. Er lehnte am Fenster und starrte hinaus, ohne wirklich wahrzunehmen, was er sah. Sein Blick ging starr in die Ferne, als wäre dort etwas, was ihn nicht mehr loslieÃe.
Da Jess nicht reagierte, stand Paige auf und ging auf den kleinen Kühlschrank zu.
Als sie die Tür öffnete, wurden die regelmäÃigen Klapper-Geräusche noch lauter, als sie so schon waren.
Am Anfang hatte sie es fast verrückt gemacht. So als würde man in einem fremden Bett liegen und plötzlich das ungewohnte Ticken einer Uhr nicht mehr aus dem Kopf vertreiben können.
An Einschlafen war in solchen Nächten kaum zu denken gewesen, doch langsam hatte sie sich daran gewöhnt. Man gewöhnt sich an alles, wenn man es nur lang genug ertragen muss, schoss es Paige durch den Kopf und ein Bild von ihrem alten Arbeitsplatz erschien vor ihrem geistigen Auge, danach sah sie ihre Mutter, wie sie vorsichtig über die von Schlägen blaue Haut strich. Ihre Mutter hatte noch nie ein besonders gutes Händchen bei Männern gehabt.
Irgendwann hatte Paige aufgehört die Männer zu zählen, die in all den Jahren bei ihnen ein und aus gegangen waren.
Nach dem Tod ihres Vaters, hatte sie lange gebraucht, um mit der neuen Situation, den neuen Männern ihrer Mutter klarzukommen, doch es wurde Gewohnheit, alles wurde Gewohnheit.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihre Mutter je ohne blaue Flecke erlebt zu haben â Gewohnheit.
Energisch schob sie den Gedanken an ihre Vergangenheit beiseite. Die Zukunft war das einzige was jetzt zählte und sie begann mit einem ordentlich Essen.
âJess?â Fragte sie deshalb nach einem erneuten Blick in den Kühlschrank, der sie feststellen lieÃ, dass Bier, Batterien und der Rest von dem was mal ein Brötchen gewesen war, nicht das waren, auf das sie jetzt Appetit hatte.
Doch der angesprochenen reagierte nicht.
â10 Cent für deine Gedanken. Mehr hab ich nicht mehr.â
âWas?â Aus seiner Lethargie gerissen, blickte er Paige ungläubig an, als wäre sie nicht real, als könnte er nicht glauben, an einem Ort so weit entfernt, von seinen Tagträumen zu sein.
âAn was hast du gerade gedacht?â
âNichts.â Antwortete er und gab sich Mühe, seine Stimme so gut es ging im Zaun zu halten. Sie sollte nicht merken, wie schlecht es ihm ging.
Paige verdrehte darauf nur die Augen. Dass etwas mit ihm nicht stimmte, hatte sie schon vor einer ganzen Weile bemerkt. Sie war schlieÃlich nicht auf den Kopf gefallen.
Doch Paige hatte es nie geschafft, etwas aus ihm herauszulocken.
Beide waren sie verschlossen, lebten zwar unter einem Dach, doch keiner wusste viel über den anderen. Es war ein stilles Abkommen, dass jeder dem anderen seine Zeit lieÃ, mit der Vergangenheit klarzukommen, doch manchmal konnte Paige nicht anders, da wollte sie wissen, was hinter seinen braunen Augen vor sich ging, was er sah, wenn er mal wieder in die Ferne starrte und alles um sich herum nicht mehr wahrnahm.
âKönnen wir was zu essen holen? Mein Bauch knurrt schon eine ganze Weile.â
âIn Ordnung.â Antwortete er knapp, schnappte sich seine Jacke und hielt Paige die Tür auf.
Sie hatten sich bei McDonalds an einen Tisch gesetzt und waren beide damit beschäftigt, ihre Burger zu essen, ohne Salat oder SoÃe zu verlieren.
Paige legte ihr besonders hohes Exemplar ab und sah Jess neugierig beim Essen zu.
âWer ist sie?â
âWer?â Jess blickte überrascht von seinem Essen auf.
âDas Mädchen, das du nicht aus dem Kopf geht. Es ist doch ein Mädchen, oder? Ich weià ja nicht auf wen du so stehst.â Sie blickte ihn aufmunternd lächelnd an.
âNiemand.â
âEin weiblicher oder ein männlicher niemand?â
âDas bevorzugte Geschlecht ist weiblich.â Antwortete er patzig. Das letzte was er wollte, war über seine Gefühle zu reden. Er hatte sich zwar vorgenommen sich zu ändern, doch das hieà noch lange nicht, jedem gleich seine ganze Lebensgeschichte zu erzählen.
âErzähl mal. Ich versteh ja, dass du der coole Junge bist, unnahbar und unbesiegbar, aber seit ich dich kenne lässt du ständig den Kopf hängen und bist immer mit den Gedanken wo anders.â
âWieso ich? Du bist doch diejenige, die aus ihrer Geschichte ein Geheimnis macht.â
âIch mache kein Geheimnis aus meiner Geschichte.â
âWeiÃt du noch der Abend in der Bar. Als du den ganzen Scheià hinter dir gelassen hast? Ich hatte dich nach deiner Familie gefragt und plötzlich warst du so gesprächig wie Lehmeimer.â Jess hatte Mühe seinen typischen Sarkasmus runterzuschlucken.
âWas willst du von mir?â Schoss Paige zurück.
âDu willst wissen was mit mir los ist, dann erzähl erstmal was mit dir los ist!â
âMit mir ist rein gar nichts los.â
âAch dann hast du dich einfach so, ohne Grund eines Tages dazu entschlossen, aus deinem rosafarbenen, mit Britney Spears Postern tapezierten Zimmer rauszuspazieren, deinen Eltern auf Wiedersehen zu sagen und dir einen Job in so einer Bar zu suchen.â Seine stimme triefte nur vor Sarkasmus. âKlar, jedes kleine Mädchen träumt ja davon sich in ner Kneipe von lauter besoffenen Typen angaffen zu lassen.â
âDu weiÃt nichts über mich, meine Eltern, mein Leben. Also lass solche Sprüche gefälligst.â Als sie ihre Eltern erwähnte huschte ein dunkler Schatten über Paiges Gesicht.
âNein, weià ich nicht, also wieso erzählst du mir nichts davon.â Die Lautstärke der beiden hatte sich so gesteigert, dass die Leute sie unverhohlen anstarrten und den Kopf schüttelten.
âHaben sie ein Problem?â Zischte Jess eine dickliche Frau an, die die beiden mit unverhohlenem Interesse beobachtet hatte. Daraufhin nahm diese ihr Kind an die eine Hand, das Tablett in die andere und setzte sich an einen anderen Tisch, weit weg von den beiden Streitenden.
Daraufhin kam ein Angestellter, der die Szene ebenfalls schon eine Weile beobachtet hatte an ihren Tisch.
âDürfte ich Sie bitten, Ihre Lautstärke zu mäÃigen, sonst müssen Sie gehen.â
âSchon gut. Mach dir nicht ins Hemd.â Blaffte Jess den blassen hochgewachsenen Jungen an, der daraufhin noch eine Nuance blasser wurde und sich kleinlaut wieder entfernte.
âWo waren wir stehen geblieben?â Wandte sich Jess nun wieder Paige zu.
âDu hast mich zur Schnecke gemacht, weil ich dir noch nichts von meiner Familie erzählt habe.â Ãber Paiges Gesicht huschte ein Grinsen. So sehr sich die beiden auch gerade angeschrieen hatten, in diesem Moment war ihnen nur noch nach lachen zu Mute. Die gesamte Situation war so absurd. Im einen Moment musste beide einfach ihre Aggressionen rauslassen und im nächsten Moment erkannten sie, dass sie so ein Gespräch einfach nicht in diesem Tonfall führen konnten. Nicht weil es die Leute gestört hätte, sondern weil die Emotionen, die mit der Geschichte der beiden verbunden waren, einfach zu stark waren, um sie in einer solchen Lautstärke zu durchleben. Das hätten beide nicht durchgehalten, ohne endgültig verrückt zu werden.
Nachdem sie sich beruhigt hatte und ihre Gedanken und Erinnerungen geordnet hatte, begann Paige zu erzählen â von ihren Eltern, die mit ihr in einer kleinen Wohnung gewohnt hatte, bescheiden aber glücklich, von ihrem Vater, der sein Auto gegen einen Strommast gesetzt hatte und damit ihr Leben und das ihrer Mutter für immer zerstört hatte, davon, wie ihre Mutter einen Mann nach dem anderen angeschleppt hat und wie sie die Schrei ihrer Mutter gehört hatte, als diese von ihren Freunden verprügelt wurde, wie sie es nicht mehr ausgehalten hatte, nachdem auch sie immer öfter eine gelangt bekam, wie sie vergeblich nach einem Job gesucht hatte, bis eine Bekannte ihr erzählt hatte, dass man im âBlue Sombreroâ leicht Geld verdienen konnte und wie Karl, ihr Boss angefangen hatte sie zu schikanieren.
Jess kam vieles aus ihrer Geschichte bekannt vor. Auch er hatte keinen Vater gehabt und musste mit den unzähligen Versagern kämpfen, die seine Mutter ihre Freunde nannte.
Auch er hatte oft Schläge von ihnen bezogen und lernen müssen, wie es war auf sich allein gestellt zu sein.
Als Paige ihre Geschichte beendet hatte, lief ihr eine leise Träne die Wange hinunter, die sie jedoch sofort wegwischte. Stark sein und keine Gefühle zeigen, hatte sie schon ziemlich zeitig lernen müssen, das konnte sie auf Kommando.
Jess wusste nicht, wie er reagieren sollte. Im Trösten war er noch nie gut gewesen. Erst recht nicht, wenn alle Worte falsch klingen würden.
Doch er musste nichts sagen, Paige hatte den Funken in Jessâ Augen gesehen, den Funken des Schmerzes, als sich auch Jess an seine mehr als verkorkste Kindheit erinnerte.
Paiges Kehle tat ihr weh, das viele Sprechen hatte sie durstig gemacht. Sie nahm ihre Cola und trank, bis sich das raue, kratzende Gefühl in ihrem Hals verflüchtigt hatte.
âLass uns eine Runde drehen. Mich kotzt der Laden hier an. AuÃerdem bist du mir noch eine Geschichte schuldig.â
Mit dem Vorschlag einverstanden erhob sich Jess und gemeinsam verlieÃen sie das McDonalds, ohne den blassen Angestellten zu beachten, der schon ansetzte, um ihnen zu sagen, dass sie gefälligst ihren Tisch abräumen sollten.
TBC
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