29.03.2005, 15:31
Einigen von euch ist vielleicht aufgefallen, dass ich den alten Thread zu meiner FF geschlossen habe. Nachdem ich ein paar sehr unschöne PMs bekommen hatte (von wegen ich solle meine FF aus dem Verkehr ziehen usw) habe ich dies dann auch getan.
Allerdings weià ich jetzt, dass dies ein Fehler war, da es genug andere Leute gibt, die meine FF gerne lesen und die mir immer positives Feedback geben. Für diese Leute möchte ich auch meine FF weiter schreiben und alle anderen müssen sie ja nicht lesen, ich zwinge niemanden dazu.
An dieser Stelle ein rieÃen Dankeschön an meine Leser und besonders an Biene und Kerstin, die immer für mich da sind, wenn gar nichts mehr geht, bzw ich einen Tritt' brauch um weiterzumachen.
Und hier die bisherigen Teile von Es könnte ein Anfang sein ... aka Was, du auch Handweh? , welche unter dem Titel Eine etwas andere Ãberraschung veröffentlicht wurden.
Sie zitterte und ihr wurde plötzlich wieder schwindelig, sie musste sich an der Wand abstützen um nicht umzufallen. Dies war jedoch nichts Ungewöhnliches. Emily ging in das nächste Badezimmer um einen Schluck Wasser zu trinken. Normalerweise pflegte sie nur Mineralwasser aus Frankreich zu trinken, aber hier konnte sie ja einmal eine Ausnahme machen, es war schlieÃlich ein Notfall. Das kalte Wasser half ihr sich wieder zu sammeln. Sie drehte den Wasserhahn ab und sah dann in den Spiegel, der über dem Marmorwaschbecken hing. Sie beugte sich näher zum Spiegel. Wer war die Frau die sie da im Spiegel sah? War sie das wirklich, oder war es nur eine Halluzination? Die Frau im Spiegel hatte gewisse Ãhnlichkeiten mit ihr, aber sie sah viel älter aus, so gar nicht nach ihr. Emily fasste sich an das Gesicht und stellte fest, dass sie das wirklich war. Ihr Haar hing lasch an ihr herunter, ihre Augen waren von dicken, dunklen Ringen umgeben, sie sah ganz ausgemergelt aus und sie hatte den Glanz in ihren Augen verloren. Sie war nur mehr ein Schatten ihresgleichen. Sie konnte es nicht glauben, dass war aus ihr geworden? Sie drehte den Wasserhahn nochmals auf und beugte ihren Kopf hinunter um ihn unter das kalte Wasser zu halten, vielleicht half es etwas. Sie blickte wieder in den Spiegel, nein keine Veränderung, noch immer blickte sie diese ausgemergelte Frau an. âEmily? Ich bin zu Hause!â hörte sie Richard im unteren Stockwerk rufen, sie wartete, und dann fiel auch schon die Tür seines Arbeitszimmers zu. Emily gab sich einen Ruck, sie trocknete ihr Gesicht in dem weichen Handtuch ab und ging die Treppe hinunter. Sie wollte mit Richard sprechen, sie musste mit ihm reden. Es war wichtig und vor allem sie musste wissen, was er dazu zu sagen hatte. Sie klopfte an seiner Arbeitszimmertür. âRichard?â Sie klopfte erneut, doch da sich nichts rührte beschloss sie die Tür aufzumachen. Richard auf der Ledercouch und telefonierte. Er winkte sie zu sich und deutete ihr sich zu setzen. Emily setzte sich, doch sie war nervöser als zuvor⦠Ihr Gesicht war noch immer blass und man sah deutlich die Ringe unter ihren Augen, man sah ihr an, dass ihr irgendetwas schwer zu schaffen machte. Aber was erwartete man sich auch von ihr? Dachten sie sich wirklich, dass sie das alle so leicht verkraften würde? Gestern, als sie Besuch hatten, der erste seit einem Monat, erwähnte Colin Marshall immer wieder, dass Emily sehr mitgenommen aussehen würde. Wollte er sie damit absichtlich verletzten? Oder tat er nur so, als ob er nichts von der Geschichte wüsste? Emily war verzweifelt und ihr stiegen die Tränen, wie schon so oft im vergangenen Monat, wieder in die Augen. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass Lorelai von zu Hause fortgegangen war und auch noch die kleine Rory mitnahm. Emily war verzweifelt gewesen und litt sosehr unter dieser Trennung, dass sie einen Zusammenbruch erlitt und sich noch immer nicht richtig erholte hatte. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass ihre Tochter den Entschluss gefasst hatte von zu Hause Fortzugehen, einfach so. War sie denn wirklich eine so schlechte Mutter gewesen? Und wenn sie wirklich eine so schlechte Mutter gewesen war? Richard seufzte und sah seine Frau an, er sah die Tränen in ihren Augen und er wusste, dass sie wieder an Lorelai und an die Kleine dachte. Sanft streichelte er ihr über die Wange und nahm ihre Hand und drückte sie fest. Emily lächelte ihn gequält an. Konnte er nicht endlich das Gespräch beenden? Sie wollte endlich mit ihm reden, sie ergriff seine Hand und drückte sie an sich. Sie suchte seine Nähe und legte deswegen ihren Kopf auf seine Schulter. Er streichelte ihr über das kastanienbraune Haar, während er sich von seinem Gesprächspartner verabschiedete. Emily? Liebling? Emily schluchzte auf und fing an bitterlich zu weinen. Emily ⦠Was ist los mit dir? Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Er sah das schmerz-verzehrte Gesicht und wischte ihr die Tränen von der Wange. Sie sah schlimm aus, so mitgenommen, vielleicht sollte er sie von hier fortbringen. Ein Urlaub wurde ihr sicherlich gut tun und vor allem würde er sie auf andere Gedanken bringen ⦠âRichard, ich muss mit dir reden. Es ist wirklich wichtig!â âWas ist so wichtig, Emily? Möchtest du â¦â Sie lieà ihn nicht ausreden, denn sie wusste, dass er sie auf Lorelai ansprechen wollte, doch der Schmerz in ihr war noch zu groÃ. âNein, ich muss die was anderes sagen, aber ich weià nicht wie!â âDu weià nicht wie? Emily, ich bitte dich.â âRichard ⦠ich bin schwanger!â
Als Emily endlich wieder zu sich kam, war sie nicht mehr in Richards Büro. Langsam öffnete sie ihre Augen, es war so grell in diesem Zimmer, das sie die Augen schnell wieder schloss . Alles war so verschwommen in diesem Raum. Wo bin ich? Sie drehte langsam den Kopf und sah undeutlich die Umrisse zweier Gestalten neben dem Bett stehen, die sich zu unterhalten schienen. Der eine hatte etwas Spitzes in seiner Hand, aber was es war konnte sie nicht erkennen.
Da nahm die Hand der anderen Person ihre eigene in die seine, sie war angenehm warm und so geschmeidig. Zärtlich streichelte die Person ihr damit über den Handrücken. Dann hob er ihren Arm an und streckte ihn. Aber Emily verstand dies noch immer nicht, es war ihr alles so fremd und die unklaren Linie halfen ihr auch nicht weiter. Sie sah noch immer alles durch einen Schleier hindurch, alles war verzerrt und so unscharf, was war bloà geschehen?
âEmily?â Eine ihr wohlbekannte Stimme drang in ihr Ohr, doch sie wusste nicht zu wem sie gehörte.
âSie ist noch immer bewusstlos Mr Gilmore. Geben sie ihr etwas Zeitâ, ertönte es von der anderen Stimme. âIch werde ihr noch eine Spritze geben bevor ich wieder gehe und dann sollte es ihr eigentlich besser gehen.â Damit näherte sich der spitze Gegenstand Emilys Arm. Sie kniff die Augen nochmals zusammen, was wollte er damit nur tun? Dann wusste sie es, ein brennender Schmerz machte sich in ihrem Arm breit. Sie zuckte zusammen, so schnell der Schmerz auch gekommen war, so schnell war er wieder weg. Erleichtert blickte Emily den beiden Gestalten nach die das Zimmer verlieÃen.
Neugierig blickte sie sich in dem Zimmer um und langsam wurde alles klarer, endlich nahm alles Gestalt an und sie konnte Umrisse und Formen endlich erkennen. Ihr Blick schweifte vom Fenster bis zur Tür, wo ihr Blick schlieÃlich auch hängen blieb, denn dort stand eine Person die schon die ganze Zeit hier gewesen war. Sie stand im Schatten der Tür und schien sie zu beobachten, doch sie konnte nicht erkennen wer es war. Mit schwacher, zitternder Stimme presste Emily âLorelai?â hervor, doch niemand reagierte. Erneut kam ein noch zitternderes âLorelai!â doch es rührte sich noch immer nichts. Emily versuchte sie aufzusetzen, doch sie war zu schwach und sank zurück in die Kissen. Tränen rannen ihr über das Gesicht und mit einem noch Verzweifelteren âLorelai!â gab sie schlieÃlich auf. Sie spürte ein Brennen in ihrer Kehle und griff sie sich verzweifelt an den Hals. Es war so als hätte man ihr die Lunge zugeschnurrt. Sie japste nach Luft und versuchte gierig den Sauerstoff einzuatmen, doch es ging nicht. Sie bekam keinen Atem. Mit einem Satz sprang die Gestalt aus dem Schatten hervor und rannte auf sie zu und mit einem gekonnten Griff verhalf sie Emily wieder Luft zu holen. Erleichternd stellte die Person fest, dass Emily wieder normal atmete. Emily sog gierig das lebensnotwenige Element ein. Es war wie eine Erlösung und dann blickte sie zu ihrem rettenden Engel auf. Das Licht lieà sie endlich die Person erkennen.
âNein, Emily â ich bin es Hopie!â Die junge Frau trat näher an Emilys Bett heran und beugte sich zu ihr hinunter.
âHopie?â Sie blickte in Hopies Augen, sie blickte in ihre Augen. Ihre kleine Schwester war hierher gekommen. Sie drückte ihre Schwester, wie lange hatte sie dies schon nicht mehr getan. Hopie lebte doch in Frankreich und war seit ihrem College Abschluss nicht mehr hier gewesen.
âJa, Em, ich bin es. Ich bin hier und ich bleibe hier bis es dir besser geht.â Emily drückte sie an sich. âAber wieso? Sag mir warum du hier bist, Hopie!â Ihre Stimme klang verzweifelt und sie blickte ihr in die Augen, doch bevor sich die Blicke der Schwestern trafen wand Hopie ihren Blick von Emily ab.
âRichard hat mich angerufen und mir erzählt was passiert ist, ich wusste wie schlecht es dir gehen würde, Emily, ich wusste es einfach und ich wollte bei dir sein und dir helfen!â Emily richtete sich auf. âNach all der Zeit? Warum bist du nicht früher gekommen?â entgegnete sie ihr, schärfer als sie es eigentlich wollte. âAch Emily, du weiÃt warum ich nicht gekommen bin!â Sie wandte sich von ihr ab und starrte aus dem Fenster.
âHopie, sieh mich an!â Doch sie starrte weiterhin aus dem Fenster âIch bin wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie Lorelai gegangen! Ihr habt mich alle eingeengt, mir gesagt was ich tun sollte und wie ich es tun sollte! Ich war nicht so wie ihr und schon gar nicht wie du, Emily! Du warst immer die perfekte Tochter, hast alles getan was man von dir erwartet hat und ich, sieh mich doch anâ sie drehte sich zu Emily, die sie leicht irritiert ansah. âIch bin das schwarze Schaf der Familie, bin noch immer Single und lebe mein Leben wie es mir gefällt! Ich tue was ich will und wann ich es will, mein Leben wird nicht von einem Terminkalender bestimmt und ...â
âBist du gekommen um mir das zu sagen?â fuhr die noch immer schwache Emily ihre kleine Schwester an. âNein, ich bin hier um dir zu helfen, ich möchte dir helfen deine Tochter zu verstehen!â âHopie, du kennst Lorelai nicht! Du hast sie in all den Jahren kein einziges Mal hier besucht!â âDu glaubst ich kenne deine Tochter nicht?â âNein! Wie denn auch?â
Plötzlich flog die Tür auf und Richard stürzte herein, er hatte die ganze Zeit vor der Tür gestanden und den Beiden zugehört. Doch als Emilys Stimme immer lauter zu werden schien und Hopie diesen âich weià es besserâ Tonfall bekam, wusste er dass es Zeit war dem Gespräch ein Ende zu bereiten. Bestimmt forderte er Hopie auf das Zimmer zu verlassen. âHopie, ich bitte dich, gehâ nach unten, ich komme dann nach!â und sie verlieà das Zimmer.
âEmily?â Er schaute seine Frau besorgt an, auf seiner Stirn bildeten sich die kleinen Falten, die er immer bekam, wenn er sich über etwas Gedanken machte. Er setzte sich zu ihr auf das Bett und nahm ihre Hand. âSie kennt Lorelai nicht! Sie kann mir nicht so einfach sagen, dass sie weià warum meine Tochter von zu Hause fortgelaufen ist, das kann sie nicht!â âEs ist schon gut Emily, beruhige dich wieder, es war ein langer Tag und es ist Zeit etwas zu schlafen!â âIch bin ruhig Richard!â Er lächelte sie an und drückte sie an sich.
âAch Emily ... vielleicht hat Hopie doch recht und wir haben Lorelai etwas eingeengt!â Sie drückte sich von ihm weg. âWir haben sie nicht eingeengt, Richard. Warum auch? Wir wollten ihr helfen und vor allem für das Baby wollten wir nur das Beste.â âSie wollte diese Hilfe nicht, Emily.â âWie kann man Hilfe ablehnen, wenn man sie nötig hat? Sie hatte doch nichts und jetzt, und jetzt arbeitet sie als Dienstmädchen in einem Hotel. Sie putzt und räumt hinter anderen her, sie tut alles um nicht wieder nach Hause zu müssen, Richard! Ich will das nicht! Mein Kind hat etwas Besseres verdient!â Emily schluchzte auf und Richard drückte sie noch fester als zuvor an sich, mit den Fäusten schlug sie auf seine Schulter und sie fing an bitterlich zu weinen.
âWarum, Richard, warum? Sind wir ... bin ich, bin ich ihr wirklich so verhasst, dass sie uns nicht mehr in ihrem Leben haben will? Was habe ich bloà falsch gemacht?â âIch weià es nicht, Liebling, ich weià es nicht!â Minuten vergingen und Emily weinte weiter, Richard hielt sie noch immer fest. Irgendwann, es war sicher schon eine Stunde vergangen flüsterte sie ihm leise ins Ohr âHalt mich fest! Halt mich ganz fest und lass mich nicht mehr los.â âNein, Emily ich lass dich nicht wieder los!â gab er ihr im Flüsterton zur Antwort. Sanft streichelte er ihr über das Haar und sie kuschelte sich dicht an ihn. Er gab ihr einen Kuss und streichelte ihr Haar weiter.
Es dauerte noch eine ganze Weile bist Emily eingeschlafen war und die letzte Träne getrocknet war, Richard stand auf. Er deckte Emily zu und sah sie an, da lag sie nun. Völlig erschöpft lag sie eingerollt in ihrem Bett und immer wieder hörte man sie aufschluchzen, doch es kamen keine Tränen mehr. Es waren heute schon zu viele Tränen geflossen. Richard stand einige Minuten so da und innerlich schien es ihn zu zerreisen. Er konnte den Anblick seiner Frau nicht länger ertragen und ging aus dem Zimmer. Leise schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich an die Wand und dann fing auch er, dass erste Mal seit Lorelai fort war, an leise zu weinen. Tränen rannen ihm über die Wange und er wischte sie schnell weg, er war ein Gilmore und Gilmores weinten bekanntlich nie â auch in einer solchen Situation nicht.
âRichard?â Er zuckte zusammen, Hopie war neben ihm aufgetaucht. âKomm!â Sie nahm ihn am Arm und führte ihn hinunter ins Wohnzimmer. âIch machâ uns eine Tasse Tee, dass wird dir helfen!â âTee? Ich bräuchte schon etwas Stärkeres!â âHopie lächelte ihn an und ging in die Küche um Tee zu machen und für Richard etwas Starkes aufzutreiben. Währendessen saà Richard im Wohnzimmer und starrte in den Kamin. Das Feuer prasselte und Funken flogen hinauf. Was für ein Farbenspiel das doch war.
Richard war ganz in seinen Gedanken versunken und bemerkte nicht das Hopie soeben wieder in das Zimmer gekommen war. Sie stellte den Tee auf den Beistelltisch und auch Richards Whiskey wurde daneben hingestellt. Hopie sah ihren Schwager an, wie er so da saÃ, ganz in sich gekehrt, irgendwie kam er ihr so hilflos wie ein Baby vor. Sie setzte sich neben ihn auf das Sofa und legte den Arm um seine Schulter. Erst als Richard den Arm von Emilys Schwester auf sich spürte, drehte er sich erschrocken um. Sie sah ihm tief in die Augen und auch Richard konnte sich dem Blick Hopies nicht entziehen. Sie hatte wunderbare Augen, es war ein wunderschönes blau, nicht so ein blau wie Lorelais Augen es hatten, doch die Intensität war die gleiche. Er hätte noch stundenlang in diese Augen sehen könne, sie wahrscheinlich auch in die seinen ... .
Allerdings weià ich jetzt, dass dies ein Fehler war, da es genug andere Leute gibt, die meine FF gerne lesen und die mir immer positives Feedback geben. Für diese Leute möchte ich auch meine FF weiter schreiben und alle anderen müssen sie ja nicht lesen, ich zwinge niemanden dazu.
An dieser Stelle ein rieÃen Dankeschön an meine Leser und besonders an Biene und Kerstin, die immer für mich da sind, wenn gar nichts mehr geht, bzw ich einen Tritt' brauch um weiterzumachen.
Und hier die bisherigen Teile von Es könnte ein Anfang sein ... aka Was, du auch Handweh? , welche unter dem Titel Eine etwas andere Ãberraschung veröffentlicht wurden.
Part I - IX
Emily ging im oberen Stockwerk auf und ab. Tausend Gedanken kreisten ihr durch den Kopf und sie wollte sie ordnen. Es waren jedoch so viele und sie wusste einfach nicht mehr wie sie diese ordnen sollte, was eigentlich nicht ihrer Art entsprach. Sie war der kühle Kopf der Familie, der alles stets geplant hatte und nicht ohne Terminkalender, in dem alles feinsäuberlich eingetragen war, das Haus verlassen zu pflegte. Doch jetzt war alles anders. Ihr Leben hatte sich schlagartig verändert und sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte. Es war einfach zu viel auf einmal, zuviel für Emily Gilmore. Richard war ihr auch keine Hilfe, er war den ganzen Tag im Büro und abends, wenn er endlich heimkam meistens zu Müde um irgendetwas zu machen, er hatte doch nicht einmal mehr Zeit für sie, er vergrub sich immer mehr in Arbeit. Sie zitterte und ihr wurde plötzlich wieder schwindelig, sie musste sich an der Wand abstützen um nicht umzufallen. Dies war jedoch nichts Ungewöhnliches. Emily ging in das nächste Badezimmer um einen Schluck Wasser zu trinken. Normalerweise pflegte sie nur Mineralwasser aus Frankreich zu trinken, aber hier konnte sie ja einmal eine Ausnahme machen, es war schlieÃlich ein Notfall. Das kalte Wasser half ihr sich wieder zu sammeln. Sie drehte den Wasserhahn ab und sah dann in den Spiegel, der über dem Marmorwaschbecken hing. Sie beugte sich näher zum Spiegel. Wer war die Frau die sie da im Spiegel sah? War sie das wirklich, oder war es nur eine Halluzination? Die Frau im Spiegel hatte gewisse Ãhnlichkeiten mit ihr, aber sie sah viel älter aus, so gar nicht nach ihr. Emily fasste sich an das Gesicht und stellte fest, dass sie das wirklich war. Ihr Haar hing lasch an ihr herunter, ihre Augen waren von dicken, dunklen Ringen umgeben, sie sah ganz ausgemergelt aus und sie hatte den Glanz in ihren Augen verloren. Sie war nur mehr ein Schatten ihresgleichen. Sie konnte es nicht glauben, dass war aus ihr geworden? Sie drehte den Wasserhahn nochmals auf und beugte ihren Kopf hinunter um ihn unter das kalte Wasser zu halten, vielleicht half es etwas. Sie blickte wieder in den Spiegel, nein keine Veränderung, noch immer blickte sie diese ausgemergelte Frau an. âEmily? Ich bin zu Hause!â hörte sie Richard im unteren Stockwerk rufen, sie wartete, und dann fiel auch schon die Tür seines Arbeitszimmers zu. Emily gab sich einen Ruck, sie trocknete ihr Gesicht in dem weichen Handtuch ab und ging die Treppe hinunter. Sie wollte mit Richard sprechen, sie musste mit ihm reden. Es war wichtig und vor allem sie musste wissen, was er dazu zu sagen hatte. Sie klopfte an seiner Arbeitszimmertür. âRichard?â Sie klopfte erneut, doch da sich nichts rührte beschloss sie die Tür aufzumachen. Richard auf der Ledercouch und telefonierte. Er winkte sie zu sich und deutete ihr sich zu setzen. Emily setzte sich, doch sie war nervöser als zuvor⦠Ihr Gesicht war noch immer blass und man sah deutlich die Ringe unter ihren Augen, man sah ihr an, dass ihr irgendetwas schwer zu schaffen machte. Aber was erwartete man sich auch von ihr? Dachten sie sich wirklich, dass sie das alle so leicht verkraften würde? Gestern, als sie Besuch hatten, der erste seit einem Monat, erwähnte Colin Marshall immer wieder, dass Emily sehr mitgenommen aussehen würde. Wollte er sie damit absichtlich verletzten? Oder tat er nur so, als ob er nichts von der Geschichte wüsste? Emily war verzweifelt und ihr stiegen die Tränen, wie schon so oft im vergangenen Monat, wieder in die Augen. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass Lorelai von zu Hause fortgegangen war und auch noch die kleine Rory mitnahm. Emily war verzweifelt gewesen und litt sosehr unter dieser Trennung, dass sie einen Zusammenbruch erlitt und sich noch immer nicht richtig erholte hatte. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass ihre Tochter den Entschluss gefasst hatte von zu Hause Fortzugehen, einfach so. War sie denn wirklich eine so schlechte Mutter gewesen? Und wenn sie wirklich eine so schlechte Mutter gewesen war? Richard seufzte und sah seine Frau an, er sah die Tränen in ihren Augen und er wusste, dass sie wieder an Lorelai und an die Kleine dachte. Sanft streichelte er ihr über die Wange und nahm ihre Hand und drückte sie fest. Emily lächelte ihn gequält an. Konnte er nicht endlich das Gespräch beenden? Sie wollte endlich mit ihm reden, sie ergriff seine Hand und drückte sie an sich. Sie suchte seine Nähe und legte deswegen ihren Kopf auf seine Schulter. Er streichelte ihr über das kastanienbraune Haar, während er sich von seinem Gesprächspartner verabschiedete. Emily? Liebling? Emily schluchzte auf und fing an bitterlich zu weinen. Emily ⦠Was ist los mit dir? Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Er sah das schmerz-verzehrte Gesicht und wischte ihr die Tränen von der Wange. Sie sah schlimm aus, so mitgenommen, vielleicht sollte er sie von hier fortbringen. Ein Urlaub wurde ihr sicherlich gut tun und vor allem würde er sie auf andere Gedanken bringen ⦠âRichard, ich muss mit dir reden. Es ist wirklich wichtig!â âWas ist so wichtig, Emily? Möchtest du â¦â Sie lieà ihn nicht ausreden, denn sie wusste, dass er sie auf Lorelai ansprechen wollte, doch der Schmerz in ihr war noch zu groÃ. âNein, ich muss die was anderes sagen, aber ich weià nicht wie!â âDu weià nicht wie? Emily, ich bitte dich.â âRichard ⦠ich bin schwanger!â
Als Emily endlich wieder zu sich kam, war sie nicht mehr in Richards Büro. Langsam öffnete sie ihre Augen, es war so grell in diesem Zimmer, das sie die Augen schnell wieder schloss . Alles war so verschwommen in diesem Raum. Wo bin ich? Sie drehte langsam den Kopf und sah undeutlich die Umrisse zweier Gestalten neben dem Bett stehen, die sich zu unterhalten schienen. Der eine hatte etwas Spitzes in seiner Hand, aber was es war konnte sie nicht erkennen.
Da nahm die Hand der anderen Person ihre eigene in die seine, sie war angenehm warm und so geschmeidig. Zärtlich streichelte die Person ihr damit über den Handrücken. Dann hob er ihren Arm an und streckte ihn. Aber Emily verstand dies noch immer nicht, es war ihr alles so fremd und die unklaren Linie halfen ihr auch nicht weiter. Sie sah noch immer alles durch einen Schleier hindurch, alles war verzerrt und so unscharf, was war bloà geschehen?
âEmily?â Eine ihr wohlbekannte Stimme drang in ihr Ohr, doch sie wusste nicht zu wem sie gehörte.
âSie ist noch immer bewusstlos Mr Gilmore. Geben sie ihr etwas Zeitâ, ertönte es von der anderen Stimme. âIch werde ihr noch eine Spritze geben bevor ich wieder gehe und dann sollte es ihr eigentlich besser gehen.â Damit näherte sich der spitze Gegenstand Emilys Arm. Sie kniff die Augen nochmals zusammen, was wollte er damit nur tun? Dann wusste sie es, ein brennender Schmerz machte sich in ihrem Arm breit. Sie zuckte zusammen, so schnell der Schmerz auch gekommen war, so schnell war er wieder weg. Erleichtert blickte Emily den beiden Gestalten nach die das Zimmer verlieÃen.
Neugierig blickte sie sich in dem Zimmer um und langsam wurde alles klarer, endlich nahm alles Gestalt an und sie konnte Umrisse und Formen endlich erkennen. Ihr Blick schweifte vom Fenster bis zur Tür, wo ihr Blick schlieÃlich auch hängen blieb, denn dort stand eine Person die schon die ganze Zeit hier gewesen war. Sie stand im Schatten der Tür und schien sie zu beobachten, doch sie konnte nicht erkennen wer es war. Mit schwacher, zitternder Stimme presste Emily âLorelai?â hervor, doch niemand reagierte. Erneut kam ein noch zitternderes âLorelai!â doch es rührte sich noch immer nichts. Emily versuchte sie aufzusetzen, doch sie war zu schwach und sank zurück in die Kissen. Tränen rannen ihr über das Gesicht und mit einem noch Verzweifelteren âLorelai!â gab sie schlieÃlich auf. Sie spürte ein Brennen in ihrer Kehle und griff sie sich verzweifelt an den Hals. Es war so als hätte man ihr die Lunge zugeschnurrt. Sie japste nach Luft und versuchte gierig den Sauerstoff einzuatmen, doch es ging nicht. Sie bekam keinen Atem. Mit einem Satz sprang die Gestalt aus dem Schatten hervor und rannte auf sie zu und mit einem gekonnten Griff verhalf sie Emily wieder Luft zu holen. Erleichternd stellte die Person fest, dass Emily wieder normal atmete. Emily sog gierig das lebensnotwenige Element ein. Es war wie eine Erlösung und dann blickte sie zu ihrem rettenden Engel auf. Das Licht lieà sie endlich die Person erkennen.
âNein, Emily â ich bin es Hopie!â Die junge Frau trat näher an Emilys Bett heran und beugte sich zu ihr hinunter.
âHopie?â Sie blickte in Hopies Augen, sie blickte in ihre Augen. Ihre kleine Schwester war hierher gekommen. Sie drückte ihre Schwester, wie lange hatte sie dies schon nicht mehr getan. Hopie lebte doch in Frankreich und war seit ihrem College Abschluss nicht mehr hier gewesen.
âJa, Em, ich bin es. Ich bin hier und ich bleibe hier bis es dir besser geht.â Emily drückte sie an sich. âAber wieso? Sag mir warum du hier bist, Hopie!â Ihre Stimme klang verzweifelt und sie blickte ihr in die Augen, doch bevor sich die Blicke der Schwestern trafen wand Hopie ihren Blick von Emily ab.
âRichard hat mich angerufen und mir erzählt was passiert ist, ich wusste wie schlecht es dir gehen würde, Emily, ich wusste es einfach und ich wollte bei dir sein und dir helfen!â Emily richtete sich auf. âNach all der Zeit? Warum bist du nicht früher gekommen?â entgegnete sie ihr, schärfer als sie es eigentlich wollte. âAch Emily, du weiÃt warum ich nicht gekommen bin!â Sie wandte sich von ihr ab und starrte aus dem Fenster.
âHopie, sieh mich an!â Doch sie starrte weiterhin aus dem Fenster âIch bin wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie Lorelai gegangen! Ihr habt mich alle eingeengt, mir gesagt was ich tun sollte und wie ich es tun sollte! Ich war nicht so wie ihr und schon gar nicht wie du, Emily! Du warst immer die perfekte Tochter, hast alles getan was man von dir erwartet hat und ich, sieh mich doch anâ sie drehte sich zu Emily, die sie leicht irritiert ansah. âIch bin das schwarze Schaf der Familie, bin noch immer Single und lebe mein Leben wie es mir gefällt! Ich tue was ich will und wann ich es will, mein Leben wird nicht von einem Terminkalender bestimmt und ...â
âBist du gekommen um mir das zu sagen?â fuhr die noch immer schwache Emily ihre kleine Schwester an. âNein, ich bin hier um dir zu helfen, ich möchte dir helfen deine Tochter zu verstehen!â âHopie, du kennst Lorelai nicht! Du hast sie in all den Jahren kein einziges Mal hier besucht!â âDu glaubst ich kenne deine Tochter nicht?â âNein! Wie denn auch?â
Plötzlich flog die Tür auf und Richard stürzte herein, er hatte die ganze Zeit vor der Tür gestanden und den Beiden zugehört. Doch als Emilys Stimme immer lauter zu werden schien und Hopie diesen âich weià es besserâ Tonfall bekam, wusste er dass es Zeit war dem Gespräch ein Ende zu bereiten. Bestimmt forderte er Hopie auf das Zimmer zu verlassen. âHopie, ich bitte dich, gehâ nach unten, ich komme dann nach!â und sie verlieà das Zimmer.
âEmily?â Er schaute seine Frau besorgt an, auf seiner Stirn bildeten sich die kleinen Falten, die er immer bekam, wenn er sich über etwas Gedanken machte. Er setzte sich zu ihr auf das Bett und nahm ihre Hand. âSie kennt Lorelai nicht! Sie kann mir nicht so einfach sagen, dass sie weià warum meine Tochter von zu Hause fortgelaufen ist, das kann sie nicht!â âEs ist schon gut Emily, beruhige dich wieder, es war ein langer Tag und es ist Zeit etwas zu schlafen!â âIch bin ruhig Richard!â Er lächelte sie an und drückte sie an sich.
âAch Emily ... vielleicht hat Hopie doch recht und wir haben Lorelai etwas eingeengt!â Sie drückte sich von ihm weg. âWir haben sie nicht eingeengt, Richard. Warum auch? Wir wollten ihr helfen und vor allem für das Baby wollten wir nur das Beste.â âSie wollte diese Hilfe nicht, Emily.â âWie kann man Hilfe ablehnen, wenn man sie nötig hat? Sie hatte doch nichts und jetzt, und jetzt arbeitet sie als Dienstmädchen in einem Hotel. Sie putzt und räumt hinter anderen her, sie tut alles um nicht wieder nach Hause zu müssen, Richard! Ich will das nicht! Mein Kind hat etwas Besseres verdient!â Emily schluchzte auf und Richard drückte sie noch fester als zuvor an sich, mit den Fäusten schlug sie auf seine Schulter und sie fing an bitterlich zu weinen.
âWarum, Richard, warum? Sind wir ... bin ich, bin ich ihr wirklich so verhasst, dass sie uns nicht mehr in ihrem Leben haben will? Was habe ich bloà falsch gemacht?â âIch weià es nicht, Liebling, ich weià es nicht!â Minuten vergingen und Emily weinte weiter, Richard hielt sie noch immer fest. Irgendwann, es war sicher schon eine Stunde vergangen flüsterte sie ihm leise ins Ohr âHalt mich fest! Halt mich ganz fest und lass mich nicht mehr los.â âNein, Emily ich lass dich nicht wieder los!â gab er ihr im Flüsterton zur Antwort. Sanft streichelte er ihr über das Haar und sie kuschelte sich dicht an ihn. Er gab ihr einen Kuss und streichelte ihr Haar weiter.
Es dauerte noch eine ganze Weile bist Emily eingeschlafen war und die letzte Träne getrocknet war, Richard stand auf. Er deckte Emily zu und sah sie an, da lag sie nun. Völlig erschöpft lag sie eingerollt in ihrem Bett und immer wieder hörte man sie aufschluchzen, doch es kamen keine Tränen mehr. Es waren heute schon zu viele Tränen geflossen. Richard stand einige Minuten so da und innerlich schien es ihn zu zerreisen. Er konnte den Anblick seiner Frau nicht länger ertragen und ging aus dem Zimmer. Leise schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich an die Wand und dann fing auch er, dass erste Mal seit Lorelai fort war, an leise zu weinen. Tränen rannen ihm über die Wange und er wischte sie schnell weg, er war ein Gilmore und Gilmores weinten bekanntlich nie â auch in einer solchen Situation nicht.
âRichard?â Er zuckte zusammen, Hopie war neben ihm aufgetaucht. âKomm!â Sie nahm ihn am Arm und führte ihn hinunter ins Wohnzimmer. âIch machâ uns eine Tasse Tee, dass wird dir helfen!â âTee? Ich bräuchte schon etwas Stärkeres!â âHopie lächelte ihn an und ging in die Küche um Tee zu machen und für Richard etwas Starkes aufzutreiben. Währendessen saà Richard im Wohnzimmer und starrte in den Kamin. Das Feuer prasselte und Funken flogen hinauf. Was für ein Farbenspiel das doch war.
Richard war ganz in seinen Gedanken versunken und bemerkte nicht das Hopie soeben wieder in das Zimmer gekommen war. Sie stellte den Tee auf den Beistelltisch und auch Richards Whiskey wurde daneben hingestellt. Hopie sah ihren Schwager an, wie er so da saÃ, ganz in sich gekehrt, irgendwie kam er ihr so hilflos wie ein Baby vor. Sie setzte sich neben ihn auf das Sofa und legte den Arm um seine Schulter. Erst als Richard den Arm von Emilys Schwester auf sich spürte, drehte er sich erschrocken um. Sie sah ihm tief in die Augen und auch Richard konnte sich dem Blick Hopies nicht entziehen. Sie hatte wunderbare Augen, es war ein wunderschönes blau, nicht so ein blau wie Lorelais Augen es hatten, doch die Intensität war die gleiche. Er hätte noch stundenlang in diese Augen sehen könne, sie wahrscheinlich auch in die seinen ... .