04.04.2005, 16:00
Kapitel 18
Das Buch war auf eine absurde Weise fesselnd. Was sie das las war ekelerregend, doch sie konnte trotzdem nicht aufhören. Die Geschichte zog sie in ihren Bann. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie jemand nur so grausam sein konnte und wie es möglich war, dass niemand etwas gegen so etwas unternahm.
Wie hatte sie nur denken können ihre Mutter wäre unfair.
Sie vermisste sie so sehr. Doch sie hatte Angst, wie ihre Mum reagieren würde wenn sie jetzt anrief.
Doch je mehr sie las, was diese Frau ihrem Sohn in dem Buch antat, desto mehr sehnte sie sich zu ihrer Mum.
Ihre Sehnsucht siegte über ihre Angst und sie griff zu ihrem Handy
Es war als würde das Handy Ewigkeiten klingeln. Das monotone Piepen brachte sie noch um den Verstand. Wieso ging ihre Mum nur nicht ran?
âHallo?â Ertönte jedoch fünf Sekunden später die Stimme von ihrer Mutter.
âMum?â
âRory?â
âIch hab dich lieb.â Die Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie wünschte sich nichts sehnlicher als ihre Mum jetzt zu umarmen.
âIch dich auch.â Auch Lore liefen Sturzbäche über das Gesicht. âWo bist du? Gehtâs dir gut? Rory, ich bin ja so froh, dass du endlich angerufen hast.â
âEs tut mir so Leid, Mum. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Mir gehtâs gut. Wir wohnen in der Wohnung eines Freundes von Jess.â
âIch bin so froh deine Stimme zu hören. Und wie .. wie geht es Jess?â
âIhm geht es gut.â Ihre Stimme war trockener geworden. Dieses Thema war merkwürdig. SchlieÃlich hatten sie sich ja wegen ihm gestritten.
âRory, es tut mir Leid. Ich weià nicht ⦠mir fällt es einfach schwer ihn zu akzeptieren. Ich wollte ihn nicht schlecht machen, doch irgendwie hat er es immer geschafft, dass ich total wütend auf ihn wurde, auch wenn er nicht viel getan hatte. Ich weià nicht, Dean war einfach so ein toller erster Freund und ich war wohl einfach verwöhnt. Als du noch mit ihm zusammen warst konnte ich nachts besser schlafen, wenn ihr noch unterwegs wart und bei Jess ⦠ich weià nicht, er hat einfach so eine Art an sich, die mich manchmal fuchsteufelswild macht. Ich wollte dir damit nicht wehtun.â
âIst schon in Ordnung, Mum. Nur versprich mir, dass du dir Mühe gibst, wenn wir wieder da sind. Klar ist er kein Dean, ich will aber auch keinen Dean, ich will eine Jess und ich wünsche mir einfach, dass meine Mum meinen Freund akzeptiert.â
âVersprochen.â
âDanke.â
âDu sagtest ´â¦wenn wir wieder da sind´.â Wann seid ihr denn wieder da? Ich vermisse dich, Rory. Es ist so leer hier im Haus. Da fällt mir ein, ich muss dir noch was erzählen. Luke wohnt jetzt so lange bei mir, wie du nicht da bist und ich weià nicht ⦠was hältst du davon, wenn er ab jetzt für immer bei uns wohnt? Ich meine, wenn du etwas dagegen hast, dann sag es ruhig. Wir hatten mal die Regel aufgestellt, dass ich keine Männer mit ins Gilmore-Haus schleppe, aber vielleicht könnten wir bei Luke eine Ausnahme machen? Stell dir nur mal vor, wie es wäre jeden morgen von frischem Kaffeeduft geweckt zu werden.â
âDu verstehst es im richtigen Moment die richtigen Argumente zu bringen.â
âAlso hast du nichts dagegen?â
âNein. Wann wirst du es Luke sagen?â
âIch weià es noch nicht. Vielleicht lass ich ihn noch eine Weile zappeln.â
âDu bist gemein.â
âIch weiÃ.â
âTypisch.â Rory musste über ihre Mum grinsen.
âWann kommst du nun wieder?â
âIch weià nicht genau. Ich denke, ich werde New York noch eine Weile genieÃen und dann so schnell es geht wiederkommen.â
âLass Mommy nicht so lange alleine.â
âVersprochen. Ich hab dich lieb.â
âIch hab dich auch lieb, SüÃe.â Erwiderte Lore und legte auf.
Als Jess aus dem Bad kam stockte Rory der Atem. Seine Haare waren noch nass und er sah einfach umwerfend aus.
âMit wem hast du vorhin gesprochen?â
âIch hab meine Mum angerufen.â
Er nickte nur und nahm dann eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank.
Sie hatten noch etwas zu Essen besorgt, als sie aus Manhattan wiederkamen.
Auch Rory hielt er eine Flasche hin.
âDanke.â Sie blickte ihn nachdenklich an. âWas ist das nun für eine Ãberraschung?â
âWenn ich es dir erzählen würde wäre es keine Ãberraschung mehr.â
Sie verdrehte die Augen und holte dann ein Handtuch und frische Sachen aus ihrer Reisetasche um auch duschen zu gehen.
Sie hatte gerade den Hahn zugedreht, als es an der Tür klopfte.
âJa?â schnell griff sie sich ihr Handtuch und wickelte es sich um den Körper.
âZieh das neue Kleid an.â
âWieso?â
âWeil wir noch weggehen.â Langsam dämmerte ihr, wie die Ãberraschung aussah.
Es ist aber noch drauÃen in einer der Tüten.
Sie hörte Schritte die sich entfernten und dann wieder zurückkamen.
Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Ihr war es peinlich und sie wollte nicht, dass er sie so nackt sah.
Er reichte ihr das Kleid durch den Schlitz und sie schloss die Tür eilig wieder.
Jess liebte diese Schüchternheit an ihr. Sie war so anders, als alle anderen Mädchen mit denen er vorher zusammen gewesen war.
Nach einer halben Stunde kam sie aus dem Bad.
Was er da sah, nahm ihm den Atem. Das neue lila Kleid spielte um ihre Knie, es war so leicht, wie ein Hauch von nichts und doch auf eine gewisse Art brav.
Ihre Haut sah so zart und hell aus, wie Alabaster. Die Haare fielen in Locken über ihre Schultern.
Als er sie küsste roch er den Duft ihres Parfums, süÃlich, jedoch nicht aufdringlich.
Alles an ihr sah zerbrechlich und wunderschön aus.
âVerrätst du mir jetzt wo es hingeht?â Sie blickte ihm in die Augen.
âMeine Freunde geben heute eine Party und ich muss noch etwas wegen meinem Job klären. Also hab ich mir gedacht, können wir ja mal gucken, was dort so los ist. Was hältst du davon?â
Auf der einen Seite hatte sie ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, weil sie dort ja niemanden auÃer Jess kennen würde, doch sie war auch neugierig wie seine Freunde waren also stimmte sie zu.
Die Party fand in einer alten Fabrikhalle statt.
Den GroÃteil des Raumes nahmen tanzende Leute und eine Ecke mit alten zerschlissenen Sofas ein. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein langer Tisch voller Getränke und Chips. Es sah nicht so aus, als würde es hier alkoholfreie Sachen geben.
Neugierig musterte sie die Leute. Sie schienen einigermaÃen normal zu sein. Zumindest die meisten.
Jess ging auf einen Typen zu, der mit ein par anderen gerade in der nähe der Sofas stand. Rory folgte ihm unsicher.
âHey, Leute.â
âHey, Jess, Mann. Wo hast du so lange gesteckt, Alter.â Kam ein Typ aus der Gruppe auf ihn zu. Er hatte blonde Haare und sah auf eine besondere Weise gut aus. Er war nicht sonderlich gestylt oder so aber er hatte ein Lächeln das ansteckte.
Neugierig blickte er zu Rory.
âWen hast du da mitgebracht?â
âDas ist Rory, meine Freundin.â
âSchade, wieso müssen die tollen Mädchen alle immer schon vergeben sein?â
Rory schoss die Röte ins Gesicht. Sie war es nicht gewohnt einfach so ein solches Kompliment zu bekommen und das auch noch vor ihrem Freund.
âBleib mal locker. Hier gibt es noch genug Frischfleisch für dich, wie ich sehe.â
Jess stellte Rory den anderen die da rumstanden vor.
âLeute, das ist Rory. Rory, das GroÃmaul von eben ist Robby, das sind Amanda, Charly, Tom, Kathy, Adam, Chris und Chester.â
âHey.â Rory lächelte schüchtern.
Doch nach kurzer Zeit war alle Schüchternheit verflogen und sie fühlte sich wohl bei den Leuten.
Sie hatte sich mit Kathy und Adam über die Colleges unterhalten auf die sie gehen würden.
Kathy wollte nach Princeton und Adam wusste noch nicht ob er studierte.
âWovon hängt es ab, ob du studierst?â Fragte sie neugierig.
âMein Dad hat eine Firma in die ich einsteigen soll. Das will ich aber eigentlich nicht. Ich will viel lieber Medizin studieren. So lange ich meinen Vater jedoch nicht überreden konnte, dass ein Studium das richtige für mich ist, brauch ich überhaupt keine Bewerbungen abschicken.â
âOh.â Rory bemerkte, dass sie schrecklichen Durst hatte und ging zu dem âBüffetâ rüber.
Es türmten sich Chipstüten und verschiedene Dips. Sie wollte gerade nachsehen, ob vielleicht doch etwas Alkoholfreies für sie dabei war, als sich Robby neben sie stellte.
âNa, was machst du hier so alleine?â
âIch such nach was zu trinken. Habt ihr hier nichts Alkoholfreies?â
âSei kein Spielverderber und probier doch mal ein Bier.â Er öffnete eine Dose und hielt sie ihr hin. Vorsichtig nahm sie einen Schluck. Es schmeckte nicht besonders, doch wegstellen wollte sie die Dose nicht. Als Kleinkind zu gelten war nicht ihre Absicht, vor allem nicht vor Robby.
âWo kommst du her?â Charmant grinsend blickte er sie an.
âAus Stars Hollow.â
âAh! Wie hat Jess es noch mal genannt? Pleasentville in Farbe.â
âSo schlimm ist es auch wieder nicht! Ich fühl mich jedenfalls dort wohl.â
Langsam spürte sie die Wirkung des Alkohols. Ihr Gespräch wurde immer lockerer und sie musste immer wieder lachen.
âWas hältst du von tanzen?â
âNa ja, ich weià nicht â¦â Sie blickte sich nach Jess um. Trotz des Alkohols wurde ihr bewusst, dass sie das vielleicht besser nicht machen sollte. Rory sah wie sich Jess angeregt mit Amanda unterhielt. Sie hatte sich an die Wand gelehnt und flirtete offensichtlich mit ihm und ihn schien es nicht zu stören. Er schien kein schlechtes Gewissen zu haben, also bräuchte sie ja wohl auch keines haben.
âGönn mir einen Tanz, Prinzessin.â
âIn Ordnung.â Sie lieà sich von ihm auf die Tanzfläche ziehen und begann zu tanzen.
Als wöllte der liebe Gott sie testen, setzte sofort ein langsames Lied ein.
Eigentlich wäre dies die Stelle gewesen, an der sie hätte aufhören sollen, doch ein Blick auf Jess lieà sie wissen, dass er noch nicht ans aufhören dachte.
Sie legte ihre Arme um Robbys Hals und bewegte sich langsam im Rhythmus der Melodie.
Der Alkohol in ihrem Blut lieà es ihr schwer fallen, ihre Bewegungen zu koordinieren weshalb sie sich einfach von Robby führen lieÃ.
Das Lied war verklungen und er merkte, dass das Mädchen in seinen Armen kaum noch aufrecht stehen konnte, also legte er ihr einen Arm um die Taille und brachte sie raus an die Frische Luft.
Kaum hatten sie die Fabrikhalle hinter sich gelassen, musste sich Rory übergeben. Robby hielt ihre Haare fest und sorgte dafür, dass sie das Gleichgewicht behielt.
Rory fühlte sich so elend. Sie war sich sicher, dass sie nie wieder Alkohol anrühren würde.
Nachdem sich ihr Magen wieder beruhigt hatte, richtete sie sich auf.
âDanke. Es tut mir Leid. Ich vertrag wohl nicht so viel Alkohol.â
âIst schon in Ordnung. Ich geh mal schnell rüber zu meinem Wagen. Im Kofferraum müsste ich noch Limo haben. So kriegst du den ekligen Geschmack aus dem Mund.â
âDankeschön.â Sie blickte ihn entschuldigend an.
Wieso hatte sie nur das Bier austrinken müssen?
Nachdem sie fast die halbe Flasche leer getrunken hatte, war der eklige Geschmack verschwunden.
âWillst du wieder reingehen?â Robby sah sie besorgt an.
âNein. Ich glaube ein bisschen frische Luft kann mir nicht schaden. Hast du was dagegen wenn wir noch ein bisschen hier drauÃen bleiben? Dort drinnen ist die Luft so stickig.â
âKein Problem. Aber lass uns ein Stück laufen. Die Atmosphäre hier auf dem Parkplatz ist nicht unbedingt traumhaft.â
âAllerdings. Ich glaube die Mülltonnen sind auch nicht gerade nach Feng Shui ausgerichtet.â Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
âWow, ein Witz aus deinem Mund. Ich dachte du bist aus Prinzip heute den ganzen Abend ernst, schlieÃlich ist dein Freund dort drinnen.â
âIch denke einen Witz kann ich mir erlauben, ohne dass gleich ein Blitz in mich einschlägt und der liebe Gott mich bestraft.â
âDann bin ich ja beruhigt. Sonst müsste ich nämlich Blitzableiter spielen.â
Seine grünen Augen zogen sie in ihren Bann. Im gleichen Moment blickte sie hastig zum Boden. Wie blöd war sie eigentlich. Nur weil Jess dort drinnen mit einem anderen Mädchen redete, musste sie das nicht als Ausrede nehmen, um sich Robby an den Hals zu werfen.
Natürlich hatte er eine gewisse Anziehungskraft auf sie, doch sie liebte Jess und wollte diese Beziehung zu ihm nicht einfach so wegwerfen.
âIch würde dich ja jetzt gern küssen, aber ich glaube das ist keine so gute Idee.â Seine Augen schienen sie zu durchbohren und auf jede noch so kleine Reaktion von ihr zu achten.
âIch glaube es ist besser, wenn wir wieder reingehen.â Rory drehte sich hastig um und lief auf die Tür zu.
Als sie die Stahltür zur Fabrik öffnete, lief sie Jess in die Arme.
âWo warst du? Ich hab dich verm ⦠Robby? Was wolltest du mit ihm da drauÃen?â Der Zorn und die Eifersucht kochten in ihm hoch.
âJess, ich ⦠mir ging es nicht so gut und ich brauchte nur ein bisschen frische Luft.â Versuchte sie die Situation zu erklären.
âAch? Und dann hast du dich gleich von dem guten alten Robby begleiten lassen? Konntest du deine Pfoten nicht von meinem Mädchen lassen?â
âHey, Alter, komm mal wieder runter. Es ist nichts passiert. Wir haben nur geredet.â
âKlar, und meine Oma ist ein Fan von Metallica.â
Rory stiegen die Tränen in die Augen. Sie wollte doch keinen Streit anfangen. Der Alkohol hatte sie einfach leichtsinnig gemacht und sie war sich gar nicht bewusst gewesen was sie da überhaupt tat.
âJess, bitte â¦â
âKomm! Wir fahren.â
Sie folgte ihm die Treppe runter ohne sich noch einmal nach Robby umzudrehen. Er stand da und blickte ihr traurig hinterher.
Jess hatte kein Wort mehr gesagt seit sie im Auto saÃen. Sie würden bald am Appartement ankommen. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 03:24.
âWar da wirklich nichts zwischen dir und ihm?â Er wendete den Blick von der StraÃe und sah Rory tief in die Augen.
âWirklich. Da war nichts.â
âIn Ordnung.â Er atmete auf. Jess hätte nicht gewusst, was er gemacht hätte, wenn sie ihn wirklich betrogen hätte. Sie war sein ein und alles und er konnte sich nicht vorstellen ohne sie zu sein.
âBist du mir wirklich nicht böse?â
âNein. Bei mir sind nur die Sicherungen durchgebrannt als ich dich und ihn gesehen habe.â
âHey, ich liebe doch nur dich.â
Er blickte zu ihr rüber, lächelte sie an und griff nach ihrer Hand.
Kapitel 19
Sie hatte sich gerade ein Wasser aus dem Kühlschrank genommen, als ein kleines Fellbündel an ihr vorbeigesaust kam und die Haustür ansteuerte.
âWas hast du denn, SüÃe? Ah, ich weià schon SüÃe ⦠du bist eine ganz schlaue. Du weiÃt wann der Mann mit dem leckeren Futter kommt.â Grinsend ging sie zur Tür und drückte ihrem Freund einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund.
âDu hast uns Gilmore Girls voll im Griff.â
âManchmal denke ich, ist es eher andersrum. Wenn ihr euch selber versorgen könntet, würdet ihr mich doch gar nicht brauchen.â
âKlar brauch ich dich noch für andere Dinge.â Sie lächelte ihn verführerisch an.
âAch? Was denn für Dinge?â
âDas zeig ich dir, wenn ich gegessen hab. Man muss schlieÃlich Prioritäten setzen.â Sie nahm Luke die Tüte mit dem Essen aus der Hand und setzte sich aufâs Sofa.
âWieso hast du so gute Laune? Ist das Essen bei deinen Eltern so gut gelaufen?â Verwundert sah er Lore an.
âDas Essen? Es war die totale Katastrophe.â
âUnd wieso hast du dann so gute Laune?â
âRory hat angerufen. Ihr geht es gut. Wir haben uns ausgesprochen und sie kommt bald zurück. Ich könnte tanzen, so froh bin ich, dass sie sich gemeldet hat und dass wir uns ausgesprochen haben.â
âWow, toll. Und wie geht es Jess?â
âIhm geht es auch gut. Da fällt mir ein, ich sollte meine Eltern anrufen wenn ich neues von Rory weiÃ.
Sie stand auf und ging zum Telefon. Nach dem dritten Läuten ging das Hausmädchen ans Telefon.
âBei Gilmore, mit wem darf ich verbinden?â
âGeben sie mir bitte den Hausdrachen.â
âWie bitte? Wer ist da?â
âGeben sie mir bitte Emily Gilmore und sagen sie ihr hier ist ihre Tochter.â
âLorelai?â Ging es nach wenigen Sekunden.
âHallo, Mum. Ich habe gerade mit Rory telefoniert. Ihr geht es gut und sie kommt bald zurück.â
âSchön, dass du uns das mitteilst. Wir sehen uns Freitag.â Und schon hatte Emily wieder aufgelegt.
Erstaunt blickte Lorelai den Hörer an.
âWow, das war eines der kürzesten Telefonate, die ich je geführt habe.â
âWieso? Was hat sie gesagt?â
â`Schön, dass du uns das mitteilst. Wir sehen uns Freitag.â Nicht gerade nett. Aber so ist sie nun. Die Schneekönigin ist nichts gegen meine Mum.â
Lore schüttelte noch einmal den Kopf über die Eigenarten ihrer Mutter und lieà sich dann wieder auf das Sofa fallen.
Sie wühlte in der Tüte, die Luke mitgebracht hatte, und stapelte das Essen auf dem Couchtisch.
âHier, das Grünzeug dürfte deine sein.â Sie drückte es ihm in die Hand.
âDir würde es auch nicht schaden, wenn du ab und zu etwas Gesundes zu dir nehmen würdest.â
âAuf deinen Burgern ist genug Salat. Wenn ich zusätzlich noch mehr gesunde Sachen essen würde, wäre ich bestimmt irgendwann ganz grün im Gesicht. Ich hab nicht so ein merkwürdiges Verdauungssystem wie du.â
âSagte die Frau, die 10 Becher Kaffe hintereinander trinkt.â
âHey, immerhin bin ich deine beste Kundin.â
âWenn du bezahlen würdest wärst du das.â Er lächelte sie liebevoll an.
âIch bezahle anders.â Sie küsste ihn zärtlich.
âDas war aber höchstens eine Tasse Kaffe und du hast heute mindestens schon drei getrunken.â
Lore legte ihre Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu sich, um ihn leidenschaftlich zu küssen.
In einer kurzen Atempause: âDas war mehr als für 10 Tassen Kaffee. Jetzt krieg ich aber auch Wechselgeld wieder.â
âVersprochen.â Erwiderte Luke und drückte sie erneut auf das Sofa.
Als Rory aufwachte, war das Bett neben ihr leer.
Sie horchte, ob vielleicht Geräusche aus dem Bad kommen würden, die ihr sagen könnten, dass Jess dort war, doch es war still.
Langsam stand sie auf und blickte sich um. An der Tür klebte ein Post-it.
Hey, Rory!
Na, ausgeschlafen?
Musste auf Arbeit,
komm gegen 17 Uhr
wieder. Könnte vielleicht
auch etwas später werden.
Jess
Das hieÃ, sie würde den Tag alleine verbringen müssen.
Als Rory sich gewaschen und angezogen hatte, beschloss sie sich ein kleines Café zu suchen, um ordentlich zu frühstücken.
In dem kleinen Kühlschrank würde sie wohl kaum etwas finden, was einem ordentlichen Frühstück bei Luke gleichkam.
AuÃerdem vermisste sie eine ordentliche Tasse Kaffee oder am besten gleich zwei.
Den Schlüssel schob sie unter die FuÃmatte, damit Jess auch rein kam, falls er doch eher als sie wieder zurück sein würde.
Nachdem sie mit der U-Bahn nach Manhattan gefahren war, setzte sie sich in ein Star Bucks und suchte sich einen Tisch an einem Fenster, damit sie das bunte Treiben in der Stadt beobachten konnte.
Es war wie im Paradies. Die verschiedensten Kaffeesorten waren im Angebot. Sie befand sich im Kaffeehimmel.
Aber wie heiÃt es doch so schön: âWas der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.â
Also bestellte sie einen einfachen Kaffee und ein Stück Apfelkuchen.
DrauÃen war ein unglaublicher Verkehr, alles Leute, die zur Arbeit fuhren.
Beim dem Gedanken daran bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sie, die brave fleiÃige Rory, hatte einfach so die letzten Schultage ausfallen lassen. In zwei Wochen war die Abschlussfeier. Bis dahin würde sie zurückfahren müssen. Doch der Gedanke daran rief Vorfreude in ihr hoch.
Dann würde sie nach Yale gehen. Seit sie ein kleines Mädchen war, hatte sie nach Harvard gehen wollen und jetzt ging sie bald nach Yale.
Rory hatte den Tag mit Sightseeing und Bummeln verbracht.
Sie war in der New York Public Library gewesen und hatte gelesen.
Danach war sie das Empire State Building hochgefahren. Der Blick über New York war einfach umwerfend gewesen.
Jetzt fuhr sie total erschöpft mit der U-Bahn nach Hause.
Eigentlich hatte sie am Nachmittag zu Hause sein wollen, um vielleicht noch ein bisschen baden zu gehen, doch die GroÃstadt hatte sie nicht losgelassen. Jetzt wurde es drauÃen schon langsam dunkel. Hoffentlich war sie bald zu Hause. New York war nicht gerade eine der sichersten Städte. Erst recht nicht, wenn es dunkel wurde.
Die kühle Luft strich über ihre erhitzten Wangen, als sie endlich die U-Bahn verlassen hatte und die StraÃe zu ihrem Appartement langging.
Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie endlich vor der Haustür stand. Sie wollte gerade klopfen, doch die Tür war nur angelehnt.
âEinbrecher!â Schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf.
Vorsichtig schob sie die Tür einen Spalt auf. Gedämpftes Licht fiel durch den Spalt nach drauÃen.
Einbrecher würden doch nie Licht anmachen. Sie schob die Tür ein Stück weiter auf, sodass ihr Blick in das kleine Appartement fiel.
âWow!â Ein Laut des Erstaunens kam über ihre Lippen. Ãberall waren Kerzen. Hunderte waren im ganzen Raum verteilt.
Sie betrat das Zimmer und blickte sich nach Jess um. Nirgendwo war ein Zeichen von ihm. Doch! Auf dem Bett lag ein kleiner weiÃer Umschlag. Rory ging auf das Bett zu und zog ein Blatt Papier aus dem Umschlag.
Dreh dich um!
Ein Lächeln spielte um ihren Mund, als sie das las. Langsam drehte sie sich in Richtung der Kochnische. Und da stand er und grinste sie auf seine charmante, aufregende Art an.
Jess ging langsam auf sie zu und küsste sie vorsichtig.
âIst das der richtige Zeitpunkt?â
âJa.â Sie küsste ihn leidenschaftlich und zog ihn dann zum Bett.
Sie streifte sein T-Shirt über seine Schultern und lieà ihre Lippen über seinen Oberkörper gleiten.
Vorsichtig zog er ihr das Top aus.
Jetzt stand sie nur noch im BH vor ihm. Er würde sie also gleich nackt sehen. Der Gedanke war fremd vor Rory. So hatte sie noch niemand auÃer ihrer Mutter gesehen. Doch sie wusste, dass sie Jess wollte und dies nahm ihr fast alle Ãngste.
Als Jess aufwachte war vollkommene Stille um ihn herum. Er hatte seinen Arm um Rory geschlungen und diese hatte sich an ihn geschmiegt.
Die letzte Nacht war unbeschreiblich schön gewesen. Ihr so nah sein zu können. Es war als würde ihre Reinheit für einen Moment auf ihn übergehen und als würde sie allen Schmutz von ihm wegtragen, weit weg, alle Sorgen und Probleme, sein ganzes beschissenes Leben war vergessen und das einzige was noch zählte war Rory.
Doch die Nacht ging vorüber, genauso wie die Magie des Augenblickes.
Langsam wurde er wieder der alte harte Jess, der kaum Gefühle zeigen konnte und er hasste sich dafür.
Langsam löste er sich von Rory und stieg vorsichtig aus dem Bett.
Er hatte gerade die Tür zum Bad hinter sich geschlossen, als auch Rory aufwachte.
Als sie bemerkte, dass das Bett neben ihr leer war, ging ihr Blick instinktiv zur Tür. Vielleicht hing dort ja wieder ein Post-it.
Doch die Tür war kahl. Da hatte sich die Frage nach Jessâ Aufenthaltsort jedoch schon wieder geklärt, denn aus dem Bad drang das Plätschern des Wassers.
Sie stand auf, klopfte an die Badtür und als keine Protestreaktion kam, öffnete sie zögernd die Tür.
Jess stand vor dem Spiegel und putzte sich die Zähne. Kurzentschlossen stellte sie sich neben ihn und begann ebenfalls ihre Zähne zu putzen.
âWie ein altes Ehepaar.â Meinte Jess stichelnd.
âNur das wie uns noch nicht streiten.â
âNein, das tun wir noch nicht.â Er sagte diesen Satz mit einer seltsamen Betonung, sodass Rory ihn aufmerksam im Spiegel musterte.
âIst was?â
âNein, was soll denn sein?â
âKeine Ahnung. Du bist schon wieder so komisch.â
âKomisch?â
âIch weià auch nicht. Manchmal weià ich nicht, ob ich das was du sagst ernst nehmen soll, oder manchmal sagst du auch gar nichts und, ich weià nicht, das verwirrt mich eben.
âEs ist wirklich nichts.â Er drückte ihr einen Kuss auf den Mund, sodass Rory gar nicht mehr weiter protestieren konnte.
Als er sie endlich wieder freigab, musste sie trotzdem die Frage stellen, die ihr schon längere Zeit auf der Zunge lag: âJess, was ist das eigentlich für ein Job, den dir dein Kumpel verschafft hat?â
âAch nichts Weltbewegendes.â Er machte eine wegwerfende Handbewegung und wollte schon das Bad verlassen, doch Rory hielt ihn zurück.
âWenn es nichts Weltbewegendes ist, kannst du es mir doch erzählen.â
âNa schön, der Vater meines Freundes hat einen Schlüsseldienst und er hat mir in der Firma eine Job besorgt.â
âAls Schlüsseldienst? Und woher kannst du das?â
âIch hab früher schon mal so was in der Art gemacht.â
âSo was in der Art? Wieso muss ich dir denn immer alles aus der Nase ziehen? Es ist doch nichts Verbotenes dabei, oder?â
âGut zu wissen, was du von mir denkst.â
âJess, so war das doch nicht gemeint. Es ist nur, du bist immer so verschwiegen und erzählst nie etwas, irgendwann macht man sich halt Gedanken. Es tut mir Leid.â Sie blickte ihn mit ihrem Dackelblick an.
Da konnte er nicht mehr böse sein und küsste sie erneut.
Diese Unterhaltung war ihm zu brenzlig. Wie hätte er ihr auch erzählen sollen, dass er früher mit seinen Kumpels ein par Wohnungen aufgebrochen hatte. Diese Zeiten waren zwar vorbei, doch es war trotzdem besser für Rory, wenn sie davon nichts wusste.
Am Ende würde sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, wenn sie erst einmal wusste, was für Mist er in seiner Vergangenheit gebaut hatte.
Aber Vergangenes sollte man ja bekanntlich ruhen lassen.
Das Buch war auf eine absurde Weise fesselnd. Was sie das las war ekelerregend, doch sie konnte trotzdem nicht aufhören. Die Geschichte zog sie in ihren Bann. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie jemand nur so grausam sein konnte und wie es möglich war, dass niemand etwas gegen so etwas unternahm.
Wie hatte sie nur denken können ihre Mutter wäre unfair.
Sie vermisste sie so sehr. Doch sie hatte Angst, wie ihre Mum reagieren würde wenn sie jetzt anrief.
Doch je mehr sie las, was diese Frau ihrem Sohn in dem Buch antat, desto mehr sehnte sie sich zu ihrer Mum.
Ihre Sehnsucht siegte über ihre Angst und sie griff zu ihrem Handy
Es war als würde das Handy Ewigkeiten klingeln. Das monotone Piepen brachte sie noch um den Verstand. Wieso ging ihre Mum nur nicht ran?
âHallo?â Ertönte jedoch fünf Sekunden später die Stimme von ihrer Mutter.
âMum?â
âRory?â
âIch hab dich lieb.â Die Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie wünschte sich nichts sehnlicher als ihre Mum jetzt zu umarmen.
âIch dich auch.â Auch Lore liefen Sturzbäche über das Gesicht. âWo bist du? Gehtâs dir gut? Rory, ich bin ja so froh, dass du endlich angerufen hast.â
âEs tut mir so Leid, Mum. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Mir gehtâs gut. Wir wohnen in der Wohnung eines Freundes von Jess.â
âIch bin so froh deine Stimme zu hören. Und wie .. wie geht es Jess?â
âIhm geht es gut.â Ihre Stimme war trockener geworden. Dieses Thema war merkwürdig. SchlieÃlich hatten sie sich ja wegen ihm gestritten.
âRory, es tut mir Leid. Ich weià nicht ⦠mir fällt es einfach schwer ihn zu akzeptieren. Ich wollte ihn nicht schlecht machen, doch irgendwie hat er es immer geschafft, dass ich total wütend auf ihn wurde, auch wenn er nicht viel getan hatte. Ich weià nicht, Dean war einfach so ein toller erster Freund und ich war wohl einfach verwöhnt. Als du noch mit ihm zusammen warst konnte ich nachts besser schlafen, wenn ihr noch unterwegs wart und bei Jess ⦠ich weià nicht, er hat einfach so eine Art an sich, die mich manchmal fuchsteufelswild macht. Ich wollte dir damit nicht wehtun.â
âIst schon in Ordnung, Mum. Nur versprich mir, dass du dir Mühe gibst, wenn wir wieder da sind. Klar ist er kein Dean, ich will aber auch keinen Dean, ich will eine Jess und ich wünsche mir einfach, dass meine Mum meinen Freund akzeptiert.â
âVersprochen.â
âDanke.â
âDu sagtest ´â¦wenn wir wieder da sind´.â Wann seid ihr denn wieder da? Ich vermisse dich, Rory. Es ist so leer hier im Haus. Da fällt mir ein, ich muss dir noch was erzählen. Luke wohnt jetzt so lange bei mir, wie du nicht da bist und ich weià nicht ⦠was hältst du davon, wenn er ab jetzt für immer bei uns wohnt? Ich meine, wenn du etwas dagegen hast, dann sag es ruhig. Wir hatten mal die Regel aufgestellt, dass ich keine Männer mit ins Gilmore-Haus schleppe, aber vielleicht könnten wir bei Luke eine Ausnahme machen? Stell dir nur mal vor, wie es wäre jeden morgen von frischem Kaffeeduft geweckt zu werden.â
âDu verstehst es im richtigen Moment die richtigen Argumente zu bringen.â
âAlso hast du nichts dagegen?â
âNein. Wann wirst du es Luke sagen?â
âIch weià es noch nicht. Vielleicht lass ich ihn noch eine Weile zappeln.â
âDu bist gemein.â
âIch weiÃ.â
âTypisch.â Rory musste über ihre Mum grinsen.
âWann kommst du nun wieder?â
âIch weià nicht genau. Ich denke, ich werde New York noch eine Weile genieÃen und dann so schnell es geht wiederkommen.â
âLass Mommy nicht so lange alleine.â
âVersprochen. Ich hab dich lieb.â
âIch hab dich auch lieb, SüÃe.â Erwiderte Lore und legte auf.
Als Jess aus dem Bad kam stockte Rory der Atem. Seine Haare waren noch nass und er sah einfach umwerfend aus.
âMit wem hast du vorhin gesprochen?â
âIch hab meine Mum angerufen.â
Er nickte nur und nahm dann eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank.
Sie hatten noch etwas zu Essen besorgt, als sie aus Manhattan wiederkamen.
Auch Rory hielt er eine Flasche hin.
âDanke.â Sie blickte ihn nachdenklich an. âWas ist das nun für eine Ãberraschung?â
âWenn ich es dir erzählen würde wäre es keine Ãberraschung mehr.â
Sie verdrehte die Augen und holte dann ein Handtuch und frische Sachen aus ihrer Reisetasche um auch duschen zu gehen.
Sie hatte gerade den Hahn zugedreht, als es an der Tür klopfte.
âJa?â schnell griff sie sich ihr Handtuch und wickelte es sich um den Körper.
âZieh das neue Kleid an.â
âWieso?â
âWeil wir noch weggehen.â Langsam dämmerte ihr, wie die Ãberraschung aussah.
Es ist aber noch drauÃen in einer der Tüten.
Sie hörte Schritte die sich entfernten und dann wieder zurückkamen.
Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Ihr war es peinlich und sie wollte nicht, dass er sie so nackt sah.
Er reichte ihr das Kleid durch den Schlitz und sie schloss die Tür eilig wieder.
Jess liebte diese Schüchternheit an ihr. Sie war so anders, als alle anderen Mädchen mit denen er vorher zusammen gewesen war.
Nach einer halben Stunde kam sie aus dem Bad.
Was er da sah, nahm ihm den Atem. Das neue lila Kleid spielte um ihre Knie, es war so leicht, wie ein Hauch von nichts und doch auf eine gewisse Art brav.
Ihre Haut sah so zart und hell aus, wie Alabaster. Die Haare fielen in Locken über ihre Schultern.
Als er sie küsste roch er den Duft ihres Parfums, süÃlich, jedoch nicht aufdringlich.
Alles an ihr sah zerbrechlich und wunderschön aus.
âVerrätst du mir jetzt wo es hingeht?â Sie blickte ihm in die Augen.
âMeine Freunde geben heute eine Party und ich muss noch etwas wegen meinem Job klären. Also hab ich mir gedacht, können wir ja mal gucken, was dort so los ist. Was hältst du davon?â
Auf der einen Seite hatte sie ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, weil sie dort ja niemanden auÃer Jess kennen würde, doch sie war auch neugierig wie seine Freunde waren also stimmte sie zu.
Die Party fand in einer alten Fabrikhalle statt.
Den GroÃteil des Raumes nahmen tanzende Leute und eine Ecke mit alten zerschlissenen Sofas ein. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein langer Tisch voller Getränke und Chips. Es sah nicht so aus, als würde es hier alkoholfreie Sachen geben.
Neugierig musterte sie die Leute. Sie schienen einigermaÃen normal zu sein. Zumindest die meisten.
Jess ging auf einen Typen zu, der mit ein par anderen gerade in der nähe der Sofas stand. Rory folgte ihm unsicher.
âHey, Leute.â
âHey, Jess, Mann. Wo hast du so lange gesteckt, Alter.â Kam ein Typ aus der Gruppe auf ihn zu. Er hatte blonde Haare und sah auf eine besondere Weise gut aus. Er war nicht sonderlich gestylt oder so aber er hatte ein Lächeln das ansteckte.
Neugierig blickte er zu Rory.
âWen hast du da mitgebracht?â
âDas ist Rory, meine Freundin.â
âSchade, wieso müssen die tollen Mädchen alle immer schon vergeben sein?â
Rory schoss die Röte ins Gesicht. Sie war es nicht gewohnt einfach so ein solches Kompliment zu bekommen und das auch noch vor ihrem Freund.
âBleib mal locker. Hier gibt es noch genug Frischfleisch für dich, wie ich sehe.â
Jess stellte Rory den anderen die da rumstanden vor.
âLeute, das ist Rory. Rory, das GroÃmaul von eben ist Robby, das sind Amanda, Charly, Tom, Kathy, Adam, Chris und Chester.â
âHey.â Rory lächelte schüchtern.
Doch nach kurzer Zeit war alle Schüchternheit verflogen und sie fühlte sich wohl bei den Leuten.
Sie hatte sich mit Kathy und Adam über die Colleges unterhalten auf die sie gehen würden.
Kathy wollte nach Princeton und Adam wusste noch nicht ob er studierte.
âWovon hängt es ab, ob du studierst?â Fragte sie neugierig.
âMein Dad hat eine Firma in die ich einsteigen soll. Das will ich aber eigentlich nicht. Ich will viel lieber Medizin studieren. So lange ich meinen Vater jedoch nicht überreden konnte, dass ein Studium das richtige für mich ist, brauch ich überhaupt keine Bewerbungen abschicken.â
âOh.â Rory bemerkte, dass sie schrecklichen Durst hatte und ging zu dem âBüffetâ rüber.
Es türmten sich Chipstüten und verschiedene Dips. Sie wollte gerade nachsehen, ob vielleicht doch etwas Alkoholfreies für sie dabei war, als sich Robby neben sie stellte.
âNa, was machst du hier so alleine?â
âIch such nach was zu trinken. Habt ihr hier nichts Alkoholfreies?â
âSei kein Spielverderber und probier doch mal ein Bier.â Er öffnete eine Dose und hielt sie ihr hin. Vorsichtig nahm sie einen Schluck. Es schmeckte nicht besonders, doch wegstellen wollte sie die Dose nicht. Als Kleinkind zu gelten war nicht ihre Absicht, vor allem nicht vor Robby.
âWo kommst du her?â Charmant grinsend blickte er sie an.
âAus Stars Hollow.â
âAh! Wie hat Jess es noch mal genannt? Pleasentville in Farbe.â
âSo schlimm ist es auch wieder nicht! Ich fühl mich jedenfalls dort wohl.â
Langsam spürte sie die Wirkung des Alkohols. Ihr Gespräch wurde immer lockerer und sie musste immer wieder lachen.
âWas hältst du von tanzen?â
âNa ja, ich weià nicht â¦â Sie blickte sich nach Jess um. Trotz des Alkohols wurde ihr bewusst, dass sie das vielleicht besser nicht machen sollte. Rory sah wie sich Jess angeregt mit Amanda unterhielt. Sie hatte sich an die Wand gelehnt und flirtete offensichtlich mit ihm und ihn schien es nicht zu stören. Er schien kein schlechtes Gewissen zu haben, also bräuchte sie ja wohl auch keines haben.
âGönn mir einen Tanz, Prinzessin.â
âIn Ordnung.â Sie lieà sich von ihm auf die Tanzfläche ziehen und begann zu tanzen.
Als wöllte der liebe Gott sie testen, setzte sofort ein langsames Lied ein.
Eigentlich wäre dies die Stelle gewesen, an der sie hätte aufhören sollen, doch ein Blick auf Jess lieà sie wissen, dass er noch nicht ans aufhören dachte.
Sie legte ihre Arme um Robbys Hals und bewegte sich langsam im Rhythmus der Melodie.
Der Alkohol in ihrem Blut lieà es ihr schwer fallen, ihre Bewegungen zu koordinieren weshalb sie sich einfach von Robby führen lieÃ.
Das Lied war verklungen und er merkte, dass das Mädchen in seinen Armen kaum noch aufrecht stehen konnte, also legte er ihr einen Arm um die Taille und brachte sie raus an die Frische Luft.
Kaum hatten sie die Fabrikhalle hinter sich gelassen, musste sich Rory übergeben. Robby hielt ihre Haare fest und sorgte dafür, dass sie das Gleichgewicht behielt.
Rory fühlte sich so elend. Sie war sich sicher, dass sie nie wieder Alkohol anrühren würde.
Nachdem sich ihr Magen wieder beruhigt hatte, richtete sie sich auf.
âDanke. Es tut mir Leid. Ich vertrag wohl nicht so viel Alkohol.â
âIst schon in Ordnung. Ich geh mal schnell rüber zu meinem Wagen. Im Kofferraum müsste ich noch Limo haben. So kriegst du den ekligen Geschmack aus dem Mund.â
âDankeschön.â Sie blickte ihn entschuldigend an.
Wieso hatte sie nur das Bier austrinken müssen?
Nachdem sie fast die halbe Flasche leer getrunken hatte, war der eklige Geschmack verschwunden.
âWillst du wieder reingehen?â Robby sah sie besorgt an.
âNein. Ich glaube ein bisschen frische Luft kann mir nicht schaden. Hast du was dagegen wenn wir noch ein bisschen hier drauÃen bleiben? Dort drinnen ist die Luft so stickig.â
âKein Problem. Aber lass uns ein Stück laufen. Die Atmosphäre hier auf dem Parkplatz ist nicht unbedingt traumhaft.â
âAllerdings. Ich glaube die Mülltonnen sind auch nicht gerade nach Feng Shui ausgerichtet.â Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
âWow, ein Witz aus deinem Mund. Ich dachte du bist aus Prinzip heute den ganzen Abend ernst, schlieÃlich ist dein Freund dort drinnen.â
âIch denke einen Witz kann ich mir erlauben, ohne dass gleich ein Blitz in mich einschlägt und der liebe Gott mich bestraft.â
âDann bin ich ja beruhigt. Sonst müsste ich nämlich Blitzableiter spielen.â
Seine grünen Augen zogen sie in ihren Bann. Im gleichen Moment blickte sie hastig zum Boden. Wie blöd war sie eigentlich. Nur weil Jess dort drinnen mit einem anderen Mädchen redete, musste sie das nicht als Ausrede nehmen, um sich Robby an den Hals zu werfen.
Natürlich hatte er eine gewisse Anziehungskraft auf sie, doch sie liebte Jess und wollte diese Beziehung zu ihm nicht einfach so wegwerfen.
âIch würde dich ja jetzt gern küssen, aber ich glaube das ist keine so gute Idee.â Seine Augen schienen sie zu durchbohren und auf jede noch so kleine Reaktion von ihr zu achten.
âIch glaube es ist besser, wenn wir wieder reingehen.â Rory drehte sich hastig um und lief auf die Tür zu.
Als sie die Stahltür zur Fabrik öffnete, lief sie Jess in die Arme.
âWo warst du? Ich hab dich verm ⦠Robby? Was wolltest du mit ihm da drauÃen?â Der Zorn und die Eifersucht kochten in ihm hoch.
âJess, ich ⦠mir ging es nicht so gut und ich brauchte nur ein bisschen frische Luft.â Versuchte sie die Situation zu erklären.
âAch? Und dann hast du dich gleich von dem guten alten Robby begleiten lassen? Konntest du deine Pfoten nicht von meinem Mädchen lassen?â
âHey, Alter, komm mal wieder runter. Es ist nichts passiert. Wir haben nur geredet.â
âKlar, und meine Oma ist ein Fan von Metallica.â
Rory stiegen die Tränen in die Augen. Sie wollte doch keinen Streit anfangen. Der Alkohol hatte sie einfach leichtsinnig gemacht und sie war sich gar nicht bewusst gewesen was sie da überhaupt tat.
âJess, bitte â¦â
âKomm! Wir fahren.â
Sie folgte ihm die Treppe runter ohne sich noch einmal nach Robby umzudrehen. Er stand da und blickte ihr traurig hinterher.
Jess hatte kein Wort mehr gesagt seit sie im Auto saÃen. Sie würden bald am Appartement ankommen. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 03:24.
âWar da wirklich nichts zwischen dir und ihm?â Er wendete den Blick von der StraÃe und sah Rory tief in die Augen.
âWirklich. Da war nichts.â
âIn Ordnung.â Er atmete auf. Jess hätte nicht gewusst, was er gemacht hätte, wenn sie ihn wirklich betrogen hätte. Sie war sein ein und alles und er konnte sich nicht vorstellen ohne sie zu sein.
âBist du mir wirklich nicht böse?â
âNein. Bei mir sind nur die Sicherungen durchgebrannt als ich dich und ihn gesehen habe.â
âHey, ich liebe doch nur dich.â
Er blickte zu ihr rüber, lächelte sie an und griff nach ihrer Hand.
Kapitel 19
Sie hatte sich gerade ein Wasser aus dem Kühlschrank genommen, als ein kleines Fellbündel an ihr vorbeigesaust kam und die Haustür ansteuerte.
âWas hast du denn, SüÃe? Ah, ich weià schon SüÃe ⦠du bist eine ganz schlaue. Du weiÃt wann der Mann mit dem leckeren Futter kommt.â Grinsend ging sie zur Tür und drückte ihrem Freund einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund.
âDu hast uns Gilmore Girls voll im Griff.â
âManchmal denke ich, ist es eher andersrum. Wenn ihr euch selber versorgen könntet, würdet ihr mich doch gar nicht brauchen.â
âKlar brauch ich dich noch für andere Dinge.â Sie lächelte ihn verführerisch an.
âAch? Was denn für Dinge?â
âDas zeig ich dir, wenn ich gegessen hab. Man muss schlieÃlich Prioritäten setzen.â Sie nahm Luke die Tüte mit dem Essen aus der Hand und setzte sich aufâs Sofa.
âWieso hast du so gute Laune? Ist das Essen bei deinen Eltern so gut gelaufen?â Verwundert sah er Lore an.
âDas Essen? Es war die totale Katastrophe.â
âUnd wieso hast du dann so gute Laune?â
âRory hat angerufen. Ihr geht es gut. Wir haben uns ausgesprochen und sie kommt bald zurück. Ich könnte tanzen, so froh bin ich, dass sie sich gemeldet hat und dass wir uns ausgesprochen haben.â
âWow, toll. Und wie geht es Jess?â
âIhm geht es auch gut. Da fällt mir ein, ich sollte meine Eltern anrufen wenn ich neues von Rory weiÃ.
Sie stand auf und ging zum Telefon. Nach dem dritten Läuten ging das Hausmädchen ans Telefon.
âBei Gilmore, mit wem darf ich verbinden?â
âGeben sie mir bitte den Hausdrachen.â
âWie bitte? Wer ist da?â
âGeben sie mir bitte Emily Gilmore und sagen sie ihr hier ist ihre Tochter.â
âLorelai?â Ging es nach wenigen Sekunden.
âHallo, Mum. Ich habe gerade mit Rory telefoniert. Ihr geht es gut und sie kommt bald zurück.â
âSchön, dass du uns das mitteilst. Wir sehen uns Freitag.â Und schon hatte Emily wieder aufgelegt.
Erstaunt blickte Lorelai den Hörer an.
âWow, das war eines der kürzesten Telefonate, die ich je geführt habe.â
âWieso? Was hat sie gesagt?â
â`Schön, dass du uns das mitteilst. Wir sehen uns Freitag.â Nicht gerade nett. Aber so ist sie nun. Die Schneekönigin ist nichts gegen meine Mum.â
Lore schüttelte noch einmal den Kopf über die Eigenarten ihrer Mutter und lieà sich dann wieder auf das Sofa fallen.
Sie wühlte in der Tüte, die Luke mitgebracht hatte, und stapelte das Essen auf dem Couchtisch.
âHier, das Grünzeug dürfte deine sein.â Sie drückte es ihm in die Hand.
âDir würde es auch nicht schaden, wenn du ab und zu etwas Gesundes zu dir nehmen würdest.â
âAuf deinen Burgern ist genug Salat. Wenn ich zusätzlich noch mehr gesunde Sachen essen würde, wäre ich bestimmt irgendwann ganz grün im Gesicht. Ich hab nicht so ein merkwürdiges Verdauungssystem wie du.â
âSagte die Frau, die 10 Becher Kaffe hintereinander trinkt.â
âHey, immerhin bin ich deine beste Kundin.â
âWenn du bezahlen würdest wärst du das.â Er lächelte sie liebevoll an.
âIch bezahle anders.â Sie küsste ihn zärtlich.
âDas war aber höchstens eine Tasse Kaffe und du hast heute mindestens schon drei getrunken.â
Lore legte ihre Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu sich, um ihn leidenschaftlich zu küssen.
In einer kurzen Atempause: âDas war mehr als für 10 Tassen Kaffee. Jetzt krieg ich aber auch Wechselgeld wieder.â
âVersprochen.â Erwiderte Luke und drückte sie erneut auf das Sofa.
Als Rory aufwachte, war das Bett neben ihr leer.
Sie horchte, ob vielleicht Geräusche aus dem Bad kommen würden, die ihr sagen könnten, dass Jess dort war, doch es war still.
Langsam stand sie auf und blickte sich um. An der Tür klebte ein Post-it.
Hey, Rory!
Na, ausgeschlafen?
Musste auf Arbeit,
komm gegen 17 Uhr
wieder. Könnte vielleicht
auch etwas später werden.
Jess
Das hieÃ, sie würde den Tag alleine verbringen müssen.
Als Rory sich gewaschen und angezogen hatte, beschloss sie sich ein kleines Café zu suchen, um ordentlich zu frühstücken.
In dem kleinen Kühlschrank würde sie wohl kaum etwas finden, was einem ordentlichen Frühstück bei Luke gleichkam.
AuÃerdem vermisste sie eine ordentliche Tasse Kaffee oder am besten gleich zwei.
Den Schlüssel schob sie unter die FuÃmatte, damit Jess auch rein kam, falls er doch eher als sie wieder zurück sein würde.
Nachdem sie mit der U-Bahn nach Manhattan gefahren war, setzte sie sich in ein Star Bucks und suchte sich einen Tisch an einem Fenster, damit sie das bunte Treiben in der Stadt beobachten konnte.
Es war wie im Paradies. Die verschiedensten Kaffeesorten waren im Angebot. Sie befand sich im Kaffeehimmel.
Aber wie heiÃt es doch so schön: âWas der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.â
Also bestellte sie einen einfachen Kaffee und ein Stück Apfelkuchen.
DrauÃen war ein unglaublicher Verkehr, alles Leute, die zur Arbeit fuhren.
Beim dem Gedanken daran bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sie, die brave fleiÃige Rory, hatte einfach so die letzten Schultage ausfallen lassen. In zwei Wochen war die Abschlussfeier. Bis dahin würde sie zurückfahren müssen. Doch der Gedanke daran rief Vorfreude in ihr hoch.
Dann würde sie nach Yale gehen. Seit sie ein kleines Mädchen war, hatte sie nach Harvard gehen wollen und jetzt ging sie bald nach Yale.
Rory hatte den Tag mit Sightseeing und Bummeln verbracht.
Sie war in der New York Public Library gewesen und hatte gelesen.
Danach war sie das Empire State Building hochgefahren. Der Blick über New York war einfach umwerfend gewesen.
Jetzt fuhr sie total erschöpft mit der U-Bahn nach Hause.
Eigentlich hatte sie am Nachmittag zu Hause sein wollen, um vielleicht noch ein bisschen baden zu gehen, doch die GroÃstadt hatte sie nicht losgelassen. Jetzt wurde es drauÃen schon langsam dunkel. Hoffentlich war sie bald zu Hause. New York war nicht gerade eine der sichersten Städte. Erst recht nicht, wenn es dunkel wurde.
Die kühle Luft strich über ihre erhitzten Wangen, als sie endlich die U-Bahn verlassen hatte und die StraÃe zu ihrem Appartement langging.
Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie endlich vor der Haustür stand. Sie wollte gerade klopfen, doch die Tür war nur angelehnt.
âEinbrecher!â Schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf.
Vorsichtig schob sie die Tür einen Spalt auf. Gedämpftes Licht fiel durch den Spalt nach drauÃen.
Einbrecher würden doch nie Licht anmachen. Sie schob die Tür ein Stück weiter auf, sodass ihr Blick in das kleine Appartement fiel.
âWow!â Ein Laut des Erstaunens kam über ihre Lippen. Ãberall waren Kerzen. Hunderte waren im ganzen Raum verteilt.
Sie betrat das Zimmer und blickte sich nach Jess um. Nirgendwo war ein Zeichen von ihm. Doch! Auf dem Bett lag ein kleiner weiÃer Umschlag. Rory ging auf das Bett zu und zog ein Blatt Papier aus dem Umschlag.
Dreh dich um!
Ein Lächeln spielte um ihren Mund, als sie das las. Langsam drehte sie sich in Richtung der Kochnische. Und da stand er und grinste sie auf seine charmante, aufregende Art an.
Jess ging langsam auf sie zu und küsste sie vorsichtig.
âIst das der richtige Zeitpunkt?â
âJa.â Sie küsste ihn leidenschaftlich und zog ihn dann zum Bett.
Sie streifte sein T-Shirt über seine Schultern und lieà ihre Lippen über seinen Oberkörper gleiten.
Vorsichtig zog er ihr das Top aus.
Jetzt stand sie nur noch im BH vor ihm. Er würde sie also gleich nackt sehen. Der Gedanke war fremd vor Rory. So hatte sie noch niemand auÃer ihrer Mutter gesehen. Doch sie wusste, dass sie Jess wollte und dies nahm ihr fast alle Ãngste.
Als Jess aufwachte war vollkommene Stille um ihn herum. Er hatte seinen Arm um Rory geschlungen und diese hatte sich an ihn geschmiegt.
Die letzte Nacht war unbeschreiblich schön gewesen. Ihr so nah sein zu können. Es war als würde ihre Reinheit für einen Moment auf ihn übergehen und als würde sie allen Schmutz von ihm wegtragen, weit weg, alle Sorgen und Probleme, sein ganzes beschissenes Leben war vergessen und das einzige was noch zählte war Rory.
Doch die Nacht ging vorüber, genauso wie die Magie des Augenblickes.
Langsam wurde er wieder der alte harte Jess, der kaum Gefühle zeigen konnte und er hasste sich dafür.
Langsam löste er sich von Rory und stieg vorsichtig aus dem Bett.
Er hatte gerade die Tür zum Bad hinter sich geschlossen, als auch Rory aufwachte.
Als sie bemerkte, dass das Bett neben ihr leer war, ging ihr Blick instinktiv zur Tür. Vielleicht hing dort ja wieder ein Post-it.
Doch die Tür war kahl. Da hatte sich die Frage nach Jessâ Aufenthaltsort jedoch schon wieder geklärt, denn aus dem Bad drang das Plätschern des Wassers.
Sie stand auf, klopfte an die Badtür und als keine Protestreaktion kam, öffnete sie zögernd die Tür.
Jess stand vor dem Spiegel und putzte sich die Zähne. Kurzentschlossen stellte sie sich neben ihn und begann ebenfalls ihre Zähne zu putzen.
âWie ein altes Ehepaar.â Meinte Jess stichelnd.
âNur das wie uns noch nicht streiten.â
âNein, das tun wir noch nicht.â Er sagte diesen Satz mit einer seltsamen Betonung, sodass Rory ihn aufmerksam im Spiegel musterte.
âIst was?â
âNein, was soll denn sein?â
âKeine Ahnung. Du bist schon wieder so komisch.â
âKomisch?â
âIch weià auch nicht. Manchmal weià ich nicht, ob ich das was du sagst ernst nehmen soll, oder manchmal sagst du auch gar nichts und, ich weià nicht, das verwirrt mich eben.
âEs ist wirklich nichts.â Er drückte ihr einen Kuss auf den Mund, sodass Rory gar nicht mehr weiter protestieren konnte.
Als er sie endlich wieder freigab, musste sie trotzdem die Frage stellen, die ihr schon längere Zeit auf der Zunge lag: âJess, was ist das eigentlich für ein Job, den dir dein Kumpel verschafft hat?â
âAch nichts Weltbewegendes.â Er machte eine wegwerfende Handbewegung und wollte schon das Bad verlassen, doch Rory hielt ihn zurück.
âWenn es nichts Weltbewegendes ist, kannst du es mir doch erzählen.â
âNa schön, der Vater meines Freundes hat einen Schlüsseldienst und er hat mir in der Firma eine Job besorgt.â
âAls Schlüsseldienst? Und woher kannst du das?â
âIch hab früher schon mal so was in der Art gemacht.â
âSo was in der Art? Wieso muss ich dir denn immer alles aus der Nase ziehen? Es ist doch nichts Verbotenes dabei, oder?â
âGut zu wissen, was du von mir denkst.â
âJess, so war das doch nicht gemeint. Es ist nur, du bist immer so verschwiegen und erzählst nie etwas, irgendwann macht man sich halt Gedanken. Es tut mir Leid.â Sie blickte ihn mit ihrem Dackelblick an.
Da konnte er nicht mehr böse sein und küsste sie erneut.
Diese Unterhaltung war ihm zu brenzlig. Wie hätte er ihr auch erzählen sollen, dass er früher mit seinen Kumpels ein par Wohnungen aufgebrochen hatte. Diese Zeiten waren zwar vorbei, doch es war trotzdem besser für Rory, wenn sie davon nichts wusste.
Am Ende würde sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, wenn sie erst einmal wusste, was für Mist er in seiner Vergangenheit gebaut hatte.
Aber Vergangenes sollte man ja bekanntlich ruhen lassen.
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