Heartbeat - tw. R-16 (2. Tread)
#21

46. Teil


Lorelai wurde durch das fröhliche Gezwitscher von Vögeln geweckt. Sie

lächelte und öffnete langsam die Augen. „Frühling.“ Murmelte sie

glücklich. So sehr sie den Winter liebte wenn es schneite, so sehr liebte

sie es im Frühling von Vögeln geweckt zu werden.

Sie drehte sich zu Luke, der noch tief schlief. Lorelai blickte ihn zärtlich an

und lauschte seinem ruhigen Atem. Sie streichelte ihm sanft über die

Wange.

Luke öffnete die Augen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“

Flüsterte Lorelai.

„Hast du nicht.“ Er lächelte. Es war für ihn ein unbeschreiblich schönes

Gefühl neben ihr aufzuwachen. In ihre strahlenden Augen zu blicken. Er

wünschte sich, dass es immer so sein würde. Luke liebte sie so sehr. Er

hatte noch niemals so sehr geliebt.

Lorelai küsste ihn zärtlich. Sie liebte seine sanften Lippen und die kleinen

Bartstoppeln, die sie leicht kitzelten. „Ich liebe dich.“ Hauchte sie zärtlich.

Er streichelte sanft ihren Rücken.

Lorelai genoss seine Berührungen. Plötzlich fiel ihr Blick auf Lukes

Radiowecker.

Sie setzte sich mit einem Ruck auf. „Es ist beinahe acht Uhr!“

Luke fuhr in die Höhe. Er hatte noch niemals verschlafen. Die Gäste

würden draußen verzweifelt warten. Weder Lane noch Caesar besaßen

einen Schlüssel. Er sprang aus dem Bett und zog sich schnell an. Lorelai

tat es ihm gleich. „Ich werde dir unten helfen!“


Sie vernahmen laute, fröhliche Stimmen vom Diner, kaum waren sie aus

der Wohnung gegangen. Es roch nach Kaffee und gutem Essen.

Verwundert gingen sie die Treppe hinab.

Das Diner war voll, es gab keinen einzigen Sitzplatz. Lane, Caesar und

Jess nahmen gut gelaunt Bestellungen auf und unterhielten sich mit den

Gästen – was gerade für Jess sehr ungewöhnlich war.


Miss Patty winkte ihnen fröhlich. „Guten Morgen, ihr Turteltäubchen! Gut

geschlafen?“ Sie zwinkerte vergnügt.

Lorelai setzte sich an die Bar, wo eben ein Platz frei geworden war. Jess

reichte ihr eine Tasse Kaffee. „Guten Morgen!“ begrüßte er sie und Luke

lächelnd.

„Wann bist du nachhause gekommen, Jess?“ Sein Onkel hatte

angenommen, dass er bei Rory im Wohnheim schlafen würde.

„Ich weiß es nicht mehr genau.“

„Dein Bett war unbenützt.“

„Gut erkannt.“

„Hast du herunten geschlafen?“

„Nein. Im Auto.“ Erklärte Jess.

„Aber das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Meinte Lorelai.

„Kein Problem. Entschuldigt mich bitte, ich muss wieder an die Arbeit.“

Luke und Lorelai tauschten einen überraschten Blick.


Rory erwachte durch laute Stimmen am Gang. Sie war auf der Couch

eingeschlafen.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Tana stürmte fröhlich in die

Wohnung.

Rory richtete sich auf. Ihr Rücken schmerzte.

„Hi Rory!“ Tana umarmte sie fröhlich.

„Hey. Wie waren deine Ferien?“

„Unglaublich schön. Ich zeige dir gleich die Fotos. Ich trage nur meinen

Koffer ins Zimmer.“ Sie lachte vergnügt.

Rory fand es unerträglich, dass jemand um diese Zeit so munter sein

konnte. Sie hoffte, dass Tana ihren Koffer noch auspacken würde bevor

sie wieder kommt, so konnte sie noch ein wenig dösen. Rory schloss die

Augen. Plötzlich fiel ihr etwas ein. Aber es war zu spät.

Tana kam mit verwirrtem Gesichtsausdruck aus ihrem Zimmer. „Ähm...

Rory, bitte nimm mir die Frage nicht übel, aber hast du jemanden in

meinem Bett übernachten lassen?“

Sie hatten vergessen das Bett zu machen.

„Ja, entschuldige. Eine Freundin braucht eine Unterkunft. Sie war zu müde

um noch nachhause zu fahren. Ich hoffe du bist mir nicht böse.“ Log sie

schnell.

„Aber nicht doch.“ Tana lächelte.

Paris kam verschlafen aus ihrem Zimmer. „Was soll der Lärm? Rory, habt

ihr gestern das Bett gemacht? Tana wird nicht gerade begeistert sein

wenn sie...oh, hi Tana. Wie geht’s?“

Paris blickte Rory entschuldigend an. Diese seufzte. „Entschuldige, Tana.

Jess und ich...“

Tana starrte sie ungläubig an. „Ihr habt mein Bett als Liebesnest benützt?“
„Ja. Es tut mir leid.“ Gestand Rory.

„Das ist so cool.“ Tana grinste begeistert.

Paris verdrehte die Augen.

„Wollt ihr Fotos sehen?“

„Nein.“ Meinte Paris kühl.

„Später gerne. Paris und ich haben noch etwas vor.“

Paris sah Rory fragend an, nickte aber schließlich.

„Was denn?“ fragte Tana neugierig.

„Wir machen einen Ausflug.“

„Cool. Darf ich mitkommen? So ein Frauentag ist herrlich!“

„Das geht leider nicht. Wir treffen Freunde aus unserer Chilton Zeit. Du

würdest dich langweilen.“ Rory hasste es zu lügen. Aber sie wusste im

Moment keine andere Möglichkeit.

„Ich verstehe.“ Tana klang traurig.

„Hey, aber heute Abend machen wir uns einen Frauenabend. Pizza, Eis

und Videos.“ Versuchte Rory sie aufzuheitern.

„Klingt toll.“ Tana lächelte.

„Was hast du vor?“ fragte Paris gelangweilt als Tana wieder in ihrem

Zimmer verschwunden war.

„Wir beide amüsieren uns heute so richtig.“

„Ich muss lernen.“

„Das kannst du morgen auch noch.“


Emily nippte an ihrem Kaffee. „Ich freue mich, dass du Zeit hattest.“

Chris lächelte. „Ich kann doch die Einladung einer so schönen Dame nicht

abschlagen.“

„Oh, du alter Charmeur.“

„Wo ist denn Richard?“

„Er spielt heute Golf mit Matthew Wilkins.“

„Das Wetter ist toll zum Golf spielen.“

„Nicht wahr?“

„Also, ich muss zugeben mich verwirrt diese Einladung etwas, Emily.

Worüber möchtest du denn mit mir reden?“


„Ich find es super, dass du her gekommen bist.“ Mandy lächelte.

Sie saßen auf einer sonnigen Bank am Campus.

„Ich komme immer wenn du mich rufst, da weißt du doch.“ Carlos

lächelte.

Sie nickte. „Das weiß ich.“

„Ihr habt es schön hier.“

„Ja. Der Campus ist unglaublich groß. Als ich das erste mal hier war,

dachte ich, das wäre das Paradies.“ Mandy sah sich strahlend um.

„Wie war denn dein Urlaub?“

„Toll. Ich habe einen neuen Freund.“ Sie lächelte glücklich.

„Er ist doch gut zu dir?“

Sie nickte strahlend.

„Ich hoffe, du hast ihn nicht bei einem Saufgelage kennen gelernt. Diese

Typen taugen nichts.“

Mandy lachte. „Du machst dir zu viele Sorgen.“

Er lächelte kurz und blickte auf ihre Arme. Sie bemerkte es und änderte

ihre Haltung.

„Mandy, deine Tante übernimmt doch wirklich deine Studiengebühren

nächstes Semester?“

„Würde ich dich belügen? Natürlich tut sie es. Späte Schuldgefühle...“

„Du weißt, du kannst immer mit mir rechnen.“

„Ich schaff das schon! Ich bin erwachsen. Nicht mehr das kleine Mädchen,

das du schützen musst!“ Mandy lachte.

„Warum wolltest du, dass ich her komme? Ich freue mich natürlich immer

dich zu sehen. Aber wolltest du etwas Bestimmtes?“

„Ich habe dich vermisst. Unsere Gespräche. Wir müssen uns wieder

öfters sehen. Und ich möchte, dass du meinen Freund kennen lernst.“

„Oh, nein.“

Mandy musste lachen. „Er ist wirklich toll. Und er ist nett zu mir.“

„Das will ich ihm auch raten.“

„Was gibt es denn bei dir neues? Wie geht es Paris? Sie wirkte echt nett.“

Carlos blickte auf seine Schuhe und schwieg.

„Du hast ihr das Herz gebrochen...“ Mandy blickte ihn vorwurfsvoll an

„Kommt jetzt wieder eine Amanda-Moralpredigt?“

„Ich verstehe dich nicht.“

Er sah sie fragend an.

„Ich habe gesehen wie du sie angesehen hast und ich habe gesehen wie

du die anderen angesehen hast. Es war anders. Und sie empfindet genau

so.“

„Woher willst du das wissen? Kannst du auf einmal Gedanken lesen?“

„Sie hat sich betrunken – noch dazu mit diesem ekelhaften Zeug – weil

sie dachte ich wäre deine Freundin.“

„Du - meine Freundin? Das ist witzig.“

Mandy versetzte es einen kurzen Stich. Sie überging die Bemerkung und

sprach weiter.

„Ich habe sie vor dir gewarnt.“

„Wie bitte?“

„Ich habe ihr gesagt, dass sie sich nicht mit dir einlassen soll. Aber sie hat

nicht auf mich gehört...“

„Wieso sagst du so etwas?“

„Weil sie so nett war und ich nicht wollte, dass du ihr weh tust.“

„Du hast eine sehr gute Meinung von mir.“ Stellte Carlos fest.

„Du bist der beste Mensch der Welt und ich liebe dich....wie einen Bruder

meine ich... aber sehr bindungsfreudig warst du noch nie.“

„Nein. Sie hätte auf dich hören sollen.“

„Du kannst mir nichts vor machen. Ich kenne dich.“

„Ich mache dir nichts vor.“

„Doch. Tust du.“

„Glaub was du willst. Außerdem hasst sie mich.“

„Natürlich.“ Mandy verdrehte die Augen.


„Also der Stopp gefällt mir bis jetzt am besten.“ Meinte Paris.

Sie saßen in einem kleinen italienischen Cafe’ in Hartford. Da es so warm

war, waren draußen Tische aufgestellt.

Rory lächelte und reichte ihrer Freundin die Speisekarte. „Pure Völlerei

auf meine Kosten. Sei ruhig unverschämt.“

„Ich weiß immer noch nicht was ich von diesem Mitleidstrip halten soll.“

„Was heißt Mitleid? Wir sind zwei Freundinnen, die sich amüsieren.“

„Danke, Rory.“ Paris lächelte leicht.

Rory ließ ihren Blick fröhlich durch den Cafe’ Garten schweifen. Plötzlich

entdeckte sie zwei junge Frauen, die gerade gekommen waren. Ihre gute

Laune war mit einem Mal verschwunden.
Was macht sie denn hier?

„Ist das nicht Sarah? Die neben ihr bewirbt sich anscheinend als

Playmate des Monats. Das Kleid reicht kaum über ihren Po. Wozu zieht

sie überhaupt etwas an?“ Paris schüttelte abfällig den Kopf.

Rory hoffte, dass Sarah sie nicht sehen würde.

„Hi Rory! Paris!“ Sarah kam fröhlich zu ihrem Tisch.

„Können wir uns setzen?“ Sie warteten keine Antwort ab und setzten sich.

„Entschuldigt meine unhöfliche Freundin. Ich bin Samantha.“ Sie reichte

beiden die Hand.

Paris versteifte sich. Sie wechselte einen Blick mit Rory.

„Hi, ich bin Rory, das ist Paris. Wir haben leider nicht lange Zeit...“

„Ein Shake geht schon noch. Die gehen auf mich.“ Meinte Sarah und

bestellte.

Rory seufzte genervt.


„Wie geht es denn dir und Jess?“ erkundigte sie sich.

„Bestens.“

„Du bist die Freundin von Jess?“ Samantha sah sie verwundert an.

„Allerdings. Seit mehr als einem Jahr.“

„Jess ist toll.“ meinte Samantha.

„Ja.“ Rory konnte sie nicht ausstehen.

„Hat er noch immer diese tolle Massagetechnik drauf?“

Rory ballte die Hände unter dem Tisch zu Fäusten.

„Ja, hat er.“

„Halt dich etwas zurück, Samantha.“ Meinte Sarah grinsend.

„Studierst du auch, Samantha?“ erkundigte sich Paris.

„Ja, hin und wieder.“ Samantha lachte.

„Wir studieren in Yale.“ Erklärte Paris.

„Ich bin beeindruckt.“ Sagte Samantha sarkastisch.

„Was studierst du denn hin und wieder?“

„Dies und das. Kann mich nicht entscheiden.“

„Ist so ein planloses Leben nicht furchtbar hart?“ fragte Paris.

Rory verkniff sich ein Grinsen.

„Oja, manchmal schon. Aber ich weiß mich zu entspannen.“

„Da bin ich mir sicher.“

Samantha funkelte Paris wütend an.

„Bist du immer so gereizt? Habt ihr keine Männer in Yale? Ist doch eine

große Stadt dachte ich.“

„Yale heißt nur die Universität. Die Stadt heißt New Haven.“ Korrigierte

Rory Samantha.

„Wie auch immer. Ich muss kurz telefonieren.“ Samantha erhob sich

elegant.

„Entschuldigt, sie ist etwas...eigen.“ erklärte Sarah.

Samantha kam wenige Sekunden später zurück. „Er hat schon wieder

abgeschalten.“

„Wenn du von meinem reizenden Ex redest, der ist wahrscheinlich grad

mit einer anderen beschäftigt. Oder er hat deine Nummer sperren lassen.

Vielleicht bist du ihm langweilig geworden.“ Spottete Sarah.

„Er kommt immer zu mir zurück, Kleines.“

„Ach, wann hat Carlos dich so nett vor die Tür gesetzt? Ist auch schon

zwei Monate her wenn nicht sogar noch länger!“ Sarah grinste

schadenfroh.

Rory und Paris wechselten einen Blick.

„Entschuldigt, Mädels. Unternehmen wir noch etwas?“

„Nein, wir müssen leider zurück.“ Sagte Rory.

„Lernen.“ Meinte Samantha spöttisch.

Rory lächelte sie an. „Wir müssen noch viel Schlaf nachholen. Unsere

Männer haben uns letzte Nacht nicht zum Schlafen kommen lassen.

Aber ihr wisst ja bestimmt wie das ist.“ Rory und Paris schenkten Sarah

und Samantha ihr süßestes Lächeln und erhoben sich elegant.


„Oh mein Gott, können die dumm drein schauen!“ meinte Rory lachend

als sie im Auto saßen.

„Ja. Das war eine coole Aktion. Sonst hätte ich dieses arrogante Miststück

erwürgen müssen.“

„Vergiss sie, Paris.“

Paris nickte langsam.

Sie fuhren noch ein wenig durch die Gegend und kamen am späten

Nachmittag nach Yale zurück.

„Das war ein toller Tag.“ Meinte Rory fröhlich. Sie gingen auf den Campus

Eingang zu.

Rory merkte plötzlich, dass Paris stehen geblieben war. Sie drehte sich

um. Paris starrte auf ein Auto. „Das ist sein Auto. Was tut er hier?“ Sie

war verzweifelt.

„Sollen wir wieder fahren? Wir könnten ins Kino gehen?“

„Nein. Gehen wir ins Wohnheim.“

„Bist du dir sicher?“

Sie nickte leicht.


Carlos saß auf einer Bank vor ihrem Wohnheim. Er stand auf als er die

beiden sah.

„Wir können einfach vorbei gehen.“ Flüsterte Rory.

Er ging auf sie zu. „Paris, ich muss mit dir reden.“

Diese blickte ihn wütend an. „Ich sagte, du solltest mich in Ruhe lassen!“

„Ich verspreche dir, du siehst mich nie wieder nachdem wir geredet

haben.“

Rory sah Paris fragend an. Paris nickte. Rory ging seufzend ins Wohnheim.

Paris setzte sich auf eine Bank. Carlos setzte sich neben sie.

„Also. Rede.“ Forderte sie ihn auf.


Jess stieg aus dem Auto. Er hatte Luke belogen, gesagt er würde zu Rory

fahren. Er hatte ihm nicht die Wahrheit erzählen können.

Er stand vor einem großen, grauen Wohnblock. Hier hatte sie gewohnt.

Das Schild an der Tür sagte ihm, dass die Wohnung nun jemand anders

bewohnte. Jess beschloss mit der Nachbarin zu reden. Sie musste wissen

was mit Mandy passiert war.



47. Teil

Jess läutete an. Es meldete sich niemand über die Gegensprechanlage.

Er seufzte und probierte es erneut. Jess erinnerte sich nur mehr

sehr dunkel an die ältere Dame mit dem nordischen Akzent. Mandy

hatte sie sehr gemocht. Sie hatte sie einmal die Woche besucht um

mit ihr Karten zu spielen. Die Nachbarin hatte keine Verwandten und sich

deshalb um so mehr über die Besuche gefreut.

"Hallo?" meldete sich plötzlich jemand.

"Elsa? Ich bin es, Jess. Ich weiß nicht ob Sie sich noch an mich

erinnern..." Sie hatte ihn nur dreimal gesehen.

Ein Surren war zu vernehmen. Jess öffnete die Tür und betrat das

Wohnhaus. 3. Stock. Mandy hatte am 3. Stock gewohnt.

Elsa - ihr Nachname war so schwer auszusprechen, dass sie jeder so

nannte - stand vor ihrer Wohnungstür und beäugte ihn misstrauisch.

"Guten Tag."

Sie schüttelte entschieden den Kopf. "Ich kenne Sie nicht."

"Ich bin ein Freund von Mandy."

"Wem?" Sie blickte ihn verwirrt an.

"Amanda. Sie wohnte neben Ihnen."

"Da wohnt dieser seltsame Mann mit dem Hund. Was wollen Sie von

mir?"

"Sie wohnte früher hier. Sie war eines der Wood Mädchen."

"Wood? Ich verstehe nicht." Sie blickte ihn verwirrt an, plötzlich

weiteten sich ihre Augen. "Amanda und Sue, natürlich."

Er nickte.

"Komm rein. Es ist nicht aufgeräumt. Also pass auf wo du hinsteigst."


Nachdem Jess vorsichtig drei Wäscheberge, zwei große Kisten und diverse

Haushaltsgegenstände, die am Boden lagen, umgangen war,

setzte er sich an den kleinen Tisch in Elsas Küche.

"Wie geht es dir, Jess?" Sie reichte ihm ein Glas mit durchsichtiger

Flüssigkeit.

Er hatte großen Durst und nahm daher einen großen Schluck.

Jess verzog den Mund und stellte das Glas wieder ab. Er schluckte

tapfer hinunter. Es schüttelte ihn.

"Was hast du denn, Junge? Vertragst du nichts mehr?" Elsa leerte ihren

Wodka pur als wäre es Wasser.

"Ich muss heute noch fahren."

"Es gibt U-Bahnen."

"Ich wohne nicht mehr in New York."

Sie sah ihn schockiert an. Elsa lebte in New York seit sie nach Amerika

ausgewandert war, damals war sie 17 gewesen. In welchem Jahr das

gewesen war, verriet sie nicht. Keiner sollte ihr Alter kennen.

Sie putzte ihre Brille und begann über die Vorteile eines Lebens in

New York City zu erzählen.


Paris sah Carlos in die Augen. Er sollte bloß nicht glauben, dass sie

seinem Blick nicht stand halten konnte. Sie war wütend. Er hatte sie zu

einem dieser Mädchen gemacht zu denen sie niemals gehören hat wollen.

„Wenn du nicht redest, dann werde ich es.“

„Paris...“

„Nein, jetzt rede ich. Du hast mit mir gespielt. Und dann besitzt du die

Frechheit dich per SMS zu entschuldigen. Was bist du nur für ein Mensch?“

„Paris, ich habe nicht mit dir gespielt. Ich habe dir niemals falsche

Versprechungen gemacht.“

Sie sah ihn entsetzt an. Ihre Wut verstärkte sich. Wie kann er nur?

„Du hast versprochen zu verschwinden nachdem wir geredet haben. Also

werden wir reden, damit du schnell wieder fahren kannst.“

„Paris...“

„Oh, nein. Jetzt bin ich an der Reihe. Du hast schon zu viel gesagt. Du

hast mich benutzt, die ganze Zeit! Höre jetzt gut zu, dass wirst du nur

einmal hören. Ich habe dir begonnen zu vertrauen. Möglicherweise waren

da sogar Anzeichen von Gefühle für dich. Ich habe mich

wie die letzte Idiotin benommen wegen dir. Ich habe das Lernen

vernachlässigt. Ich habe einige meiner Grundregeln gebrochen!“ Sie holte

Luft. Paris konnte ihn nicht mehr ansehen. Es tat zu weh.

Sie senkte den Blick und konzentrierte sich auf die verdorrten Grashalme

unter der Bank.

„Paris...“ Er griff nach ihrer Hand. Sie rutschte schnell ein Stück weiter.

„Ich hasse dich. Und ich hoffe, dass ich dich nie wieder sehen muss.“

Sie konnte es nicht länger zurück halten. Tränen rannen über ihre

Wangen. Sie fröstelte.

„Und jetzt weine ich wegen dir. Hast du jetzt endlich genug? Das müsste

dir doch Triumph genug sein! Geh endlich!“ Sie bedeckte das Gesicht mit

den Händen und weinte.

Paris schaffte es nicht aufzuhören, der Schmerz war zu groß.

Sie zitterte am ganzen Körper.

Carlos legte ihr seine Jacke über die Schultern. „Ich wollte dir nicht weh

tun.“ Sagte er.

Sie sah ihn an. Ihre Augen waren ganz gerötet. „Was hast du denn

gedacht, wie ich mich fühlen würde? Jess warf dir all diese Dinge vor und

du hast nichts dazu gesagt.“

„Nur weil ich ihm nichts ins Wort gefahren bin, heißt das nicht, dass er

recht hat.“

„Sonst rechtfertigst du dich auch immer sofort.“

„Paris, Rory ist deine beste Freundin. Wem hättest du denn mehr

geglaubt, ihrem Freund oder mir?“

„Hat Jess denn gelogen?“

„Nein.“

Paris schüttelte den Kopf und sah auf ihre Zehenspitzen.

„Jess hatte keine Ahnung was uns beide betraf. Wir hatten lange keinen

Kontakt. Er wusste doch nicht einmal, dass wir uns kennen. Weißt du, er

erwartet, dass es ihm jeder glaubt, dass er sich

so seit Rory geändert hat. Das hat er auch. Man sieht ihm an wie sehr er

sie liebt. Aber sobald es um mich geht, muss alles natürlich sein wie es

früher war.“

„Hast du dich denn geändert?“

„Ich weiß nicht wie schnell sich Menschen wirklich ändern können. Auf

jeden fall hab ich mich noch nie wegen einer Frau so sehr wie ein Idiot

benommen. Ich wäre früher nie auf den

Gedanken gekommen ständig so weit zu fahren nur um ein Mädchen zu

sehen. Besonders wenn sie mir noch keine einzigen Signale gegeben hat.“

„Jess sagte, du hättest mich benutzt weil du Rory nicht bekommen

konntest.“

„Ich war nie an ihr interessiert. Es war falsch Rory so anzumachen. Ich

habe mich dafür bei ihr entschuldigt.“

„Warum hast du es getan? Wirklich nur um Jess zu provozieren?“

„Ja.“ Gab er zu.

„Sehr reif.“ Meinte Paris sarkastisch.

„Ich weiß.“

Paris schwieg. Sie wollte gehen, schaffte es aber nicht aufzustehen.

„Ich hätte ihn sofort unterbrechen und die Wahrheit sagen müssen. Es tut

mir wirklich leid.“

„Was ist denn die Wahrheit?“

„Dass ich es vollkommen ernst mit dir meine.“

Sie blickte ihn an. Sie wusste nicht ob sie ihm trauen konnte. Er klang

aufrecht, sie kannte ihn aber zu wenig um es wirklich beurteilen zu

können.

„Was ist mit Samantha?“

„Was soll mit ihr sein?“

„Wirst du sie wieder sehen?“

„Nicht absichtlich.“

„Ich bin momentan verwirrt. Ich weiß nicht was ich denken soll."

Er nickte. „Es war mir wichtig mit dir zu reden. Ich verstehe, dass

du nicht sofort antwortest. Nur glaub mir bitte, ich wollte dir niemals weh

tun.“

Paris sah in seine Augen und seufzte.

„Du brauchst nichts zu sagen. Ich hab es wohl nicht anders verdient.

Ich werde jetzt gehen. Machs gut, Paris.“ Er stand auf und ging.

Sie sah ihm lange nach bevor sie ins Wohnheim ging.


"Am Land bekommst du außerdem nicht dasselbe Angebot an

Schnäpsen. An den richtigen Schnäpsen aus Osteuropa. Mein Großvater..."

"Elsa, verzeihen Sie. Ich komme aus einem bestimmten Grund her."

"Ich werde dir nichts vererben!" Sie sah ihn empört an.

Jess verkniff sich ein Lachen. "Das ist doch nicht der Grund.

Ich wollte fragen...seit wann leben die Woods nicht mehr neben ihnen?"

Elsas Augen weiteten sich. "Du weißt es nicht..."

"Ich habe lange nichts mehr von Mandy gehört..."

Sie dachte angestrengt nach. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

"Alles in Ordnung, Elsa?"

"Jess, geh bitte. Ich will es nicht mehr sehen." Sie hielt sich eine Hand

vor die Augen.

Sie murmelte ein paar Sätze in einer fremden Sprache - Jess nahm an,

dass es russisch war.

"Elsa? Ich wollte Sie nicht aufregen..."

"Die Kleine...Alles voller Blut..."

Jess starrte sie entsetzt an. "Wer hat das getan?"

"Sie schnitt sich die Pulsadern auf. Wie schlecht muss die Welt

sein, dass sich ein so junges Mädchen umbringt?" Elsa weinte.

Jess nahm ihre Hand. "Entschuldigen Sie."

"Sie war so jung. Es war kurz vor ihrem 13. Geburtstag. Ich hatte ihr

einen Schokoladenkuchen gebacken. Mrs. Palmer alarmierte die

Rettung, aber es war zu spät."

Jess kannte Sue. Sie wäre eher noch weggelaufen als sich umzubringen.

"Hat sie sich wirklich selbst umgebracht?"

"Das weiß niemand so genau. Wir leben hier nicht in Manhattan. Fälle

werden zu schnell aufgegeben. Es passiert schließlich täglich etwas..."

"Wo war ihr Vater?"

Elsa blickte ihn traurig an und schüttelte den Kopf.

"Weg, wie immer. Ein paar Wochen später fand man seine Leiche.

Es hatte endlich mal jemanden getroffen, der es verdiente."

"Was wurde aus Mandy?"

Sie sah ihn überrascht an. Elsa seufzte. "Sie hat von all dem Grauen

wahrscheinlich niemals erfahren."

Jess blickte sie fragend an.

"Da war diese Nacht vor mehr als zwei Jahren, bald drei Jahren.

Niemand weiß was passiert ist.

Ihr Vater hatte sie raus geschmissen. Ich habe nie wieder von ihr

gehört."

Jess erstarrte. Es ist meine Schuld. Es ist alles meine Schuld.

"Warum bist du hier, Jess?"

"Ich suche nach ihr."

Elsa biß sich auf die Unterlippe. "Es ist sinnlos. Es war eine kalte Nacht.

Sie sind wahrscheinlich erfroren."

"Sie sind...?"

"Sie ist, natürlich. Mein Englisch wird noch schlechter wenn ich

aufgeregt bin." Sie wich seinem Blick aus.

"Ich werde Mandy finden." Jess versuchte sicher zu klingen.

"Viel Glück, Kleiner." Elsa blickte ihn traurig an.
#22

48. Teil


Jess setzte sich ins Auto und legte den Kopf aufs Lenkrad. Er war völlig fertig.

Sue war ganz alleine. Sie hätte sich niemals das Leben genommen, wenn

sie einen anderen Ausweg gewusst hätte. Sie war alleine.

Der einzige Mensch, den sie hatte

war nicht bei ihr. Mandy hätte sie davon abgehalten. Aber sie war nicht

bei ihr.

Sie lebte wahrscheinlich zu der Zeit gar nicht mehr. Jess’ Augen füllten sich mit Tränen.

Er dachte an jene letzte Nacht. Er hat sie aus der Wohnung geworfen. Wegen mir.
Es ist alles meine Schuld.

Ein Auto fuhr vorbei und blendete ihn. Er kniff die Augen

zusammen.

Jess musste erfahren, was mit ihr passiert war. Es gab nur mehr eine

Person, die es wissen konnte. Er startete seufzend den Motor und fuhr los.


Paris schloss die Wohnungstür hinter sich.

„Gut, dass du hier bist. Wir können uns zwischen zwei Filmen einfach nicht entscheiden.“

Tana hielt zwei Kassetten in die Höhe.

Paris zuckte mit den Schultern. Es gab in diesem Moment nichts was sie weniger interessierte.

Rory stand auf und ging zu ihr. „Alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt.

„Ich bin müde. Ich leiste euch ein andres mal Gesellschaft.“ Sagte Paris leise und ging

ins Schlafzimmer.

„Was ist denn mit ihr?“ erkundigte sich Tana.

„Sie ist müde.“ Erklärte Rory und folgte ihrer Freundin.


„Womit habe ich denn diese Ehre verdient?“ Carlos blickte Jess wütend an.

„Darf ich rein kommen?“

„Was willst du, Jess?“

Jess seufzte. „Bitte.“

„Wenn es wegen Paris ist...“

„Nein.“

Carlos ließ ihn in seine Wohnung. Jess sah sich um. „Deine Schwester hat Geschmack.“ lobte er

„Ich bezweifle, dass du hergekommen bist um die Möbel zu bestaunen.“

Sie setzten sich einander gegenüber auf den kleinen Küchentisch.

„Willst du etwas trinken?“ erkundigte sich Carlos.

„Nein...danke.“

Sie sahen sich schweigend an.

„Und wie geht’s deinem Bruder?“

„Gut.“

„Deiner Großmutter?“

„Gut?“

„Deiner...“

„Jess, meine Familie ist groß. Es geht allen bestens. Jetzt komm bitte endlich zur Sache und

sag mir was du willst.“

„Ich war heute bei Elsa...“ begann Jess.

Carlos zündete sich eine Zigarette an.

„Würdest du...?“

Carlos seufzte und gab ihm auch eine.

„Du kennst Elsa?“

„Wer Mandy kennt, kennt auch Elsa. Wie geht es denn der alten Lady?“

„Ganz gut.“

„Sie hat mir einiges erzählt...“ begann Jess.

„Hey, sie hat mich dazu angestiftet!“

„Wie bitte?“ Jess war verwirrt.

„Also es geht nicht um den Wodka?“

„Wozu hat sie dich angestiftet?“

„Ich muss ihr Schnaps besorgen.“
„Du versorgst eine alte Dame mit Schnaps?“

„Hab ich eine Wahl? Du kennst sie doch. Aber ich verdünne ihn meist.

Dreimal hab ich ihr Wasser eingefüllt.

Die ersten beiden male hat sie es nicht einmal gemerkt. Aber das dritte

mal hat sie mir die Hölle heiß gemacht.“

Jess schüttelte den Kopf.

„Sie meint, dass sie das gesund halte. Ansonsten würde sie schwer krank werden.“

Jess schmunzelte.

„Warum warst du bei ihr?“

„Ich war auf der Suche nach Mandy.“ Nun war es heraußen.

Carlos Miene verfinsterte sich. „Warum?“

„Ich wollte sie wieder sehen. Elsa hat mir erzählt was passiert ist.“

„Elsa ist nicht unbedingt immer eine sichere Quelle, das hättest du eigentlich trotz jahrelanger

Abwesenheit mitbekommen müssen.“

„Du weißt was mit Mandy passiert ist.“

Carlos schwieg.

„Ich habe mich nie wieder bei ihr gemeldet. Ich muss mit ihr sprechen. Es ist...einiges passiert

damals.“

„Und was soll ich jetzt tun?“

„Ich mache mir Sorgen um sie. Ich muss wissen was passiert ist...“ Jess blickte Carlos

verzweifelt an.

„Dein Interesse kommt sehr spät. Es geht ihr gut. Sie studiert in Harvard. Mehr musst du nicht wissen.“

„Sie hat es also nach Harvard geschafft.“

„Daran habe ich nie gezweifelt.“

„Aber wer zahlt die Gebühren?“

„Sie hatte einen Job während des letzten High School Jahres. Und einen Teil übernimmt ihre Tante.“

„Elsa sagte, ihr Vater hätte sie raus geschmissen...“

Carlos erwiderte nichts.

„Wo hat sie gewohnt?“

„Hier. Sie hatte immer ein gutes Verhältnis zu meiner Schwester.“

Jess wusste, dass Carlos ihm noch lange nicht alles erzählt hatte.

Es war ihm aber nicht so wichtig. Im Moment zählte nur, dass es ihr gut ginge. Er wollte sie sehen, mit ihr darüber reden was passiert war.

„Du hast also Kontakt zu ihr?“

„Ich würde Mandy niemals im Stich lassen. Ich war leider zwei Jahre verhindert, aber wir hatten trotzdem Kontakt.“

Jess hörte den Vorwurf aus seiner Stimme.

„Würdest du mir ihre Telefonnummer geben?“

„Hast du den Verstand verloren? Du wirst dich von ihr fern halten! Du darfst sie nichtwieder aufwühlen. Es geht ihr endlich einigermaßen gut. Du bist Teil ihrer Vergangenheit und an diese will sie nicht erinnert werden.“

„Bitte gib mir ihre Nummer. Ich verspreche dir, ich werde sie in Ruhe lassen wenn sie nichtmit mir reden möchte.“ Er sah ihn flehend an.

Carlos schrieb etwas auf einen Zettel und reichte ihn Jess.

„Ich weiß jetzt schon, dass ich das bereuen werde. Aber ich schwöre dir, solltest du sie irgendwie aufregen,...“

„Ich habe es verstanden. Danke.“


Rory und Paris saßen auf Paris Bett.

Paris blickte ihre Freundin unsicher an. „Was soll ich nur tun?“

Rory seufzte. „Ich weiß es nicht. Glaubst du ihm?“

„Ich weiß es nicht.“ Paris sah aus dem Fenster. Sie wünschte die Zeit zurück spulen zu können. Sie wollte ihr einfaches, geregeltes Leben zurück.

„Du solltest nach deinem Gefühl entscheiden.“

„Diese Beziehung wäre doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt.“

„Vielleicht. Aber so etwas weiß man nie.“

„Ich dachte, du kannst ihn nicht leiden.“

„Ich versuche objektiv zu bleiben. Lass dir Zeit mit deiner Entscheidung

bis du dir ganz sicher bist.“

Paris nickte.

Plötzlich klingelte Rorys Handy.

„Hallo?“

„Rory, gut, dass ich dich erreiche.“

„Luke. Hi.“ Rory war überrascht.

„Gibst du mir mal bitte Jess? Es ist dringend.“

Rory runzelte verwirrt die Stirn

„Jess ist nicht hier...“

„Ist er schon gefahren?“

„Er war heute nicht hier. Oh mein Gott. Was wenn ihm etwas passiert ist?“

Rory Magen krampfte sich zusammen.

„Es geht ihm bestimmt gut. Mach dir keine Sorgen. Ich habe wahrscheinlich nur etwas missverstanden...“


„Was ist denn los?“ Lorelai kuschelte sich an Luke. Sie übernachtete heute bei ihm.

„Jess. Er ist nicht bei Rory.“

Lorelai richtete sich auf. „Hoffentlich ist ihm nichts passiert...“

Plötzlich klingelte das Telefon. Luke sprang auf und hob ab.

„Jess?“

„Hey. Du hast mir eine Nachricht hinter lassen.“

„Wo bist du?“

„In New Haven. Ich musste vorhin noch zu einer Bekannten. Hatte länger gedauert als erwartet.“

„Okay.“ Luke nickte. Er zweifelte an Jess’ Ehrlichkeit, beschloss aber mit ihm darüber zu reden wenn er wieder zuhause und Lorelai nicht hier war.


„Alles in Ordnung?“ Paris blickte ihre Freundin besorgt an.

Rory zitterte am ganzen Körper. Sie wählte Jess Nummer, kam aber sofort zum

Anrufbeantworter.

Plötzlich klingelte es an der Tür.

Sie rannte aus dem Zimmer.

„Jess!“ Sie umarmte ihn stürmisch.

„So erfreut mich zu sehen?“ Jess grinste.

Sie zog ihn in die Wohnung.

Tana blickte die beiden traurig an. „Ich dachte, dass würde ein Frauenabend werden.“

Rory wandte sich ihr zu. „Entschuldige.“

„Ich bin es gewohnt.“ Tana ging in ihr Zimmer und schloss die Tür. Sie war verletzt. Es tat ihr weh immer ausgeschlossen zu werden.

Janet ignorierte sie und widmete sich voll und ganz
ihren Gymnastikübungen. Jene hatte von der Idee eines Frauenabends wenig gehalten.

Sie konnte weder Paris noch Tana besonders leiden, außerdem wäre eine Pizza für ihre Figur sehr schädlich gewesen.


„Ich habe mir solche Sorgen gemacht...“ Rory küsste Jess.

„Luke hat angerufen...“

Sie nickte.
„Wo warst du denn?“

Er seufzte. „Ich wollte eine alte Bekannte besuchen, sie war aber nicht da.“

„Wen?“ Rory sah ihn fragend an.

„Wir waren einmal gute Freunde.“ Er wollte mit Mandy reden bevor er Rory alles erzählte.

„Wie heißt sie?“

„Mandy.“

„Du hast mir nie von ihr erzählt.“

„Entschuldige.“

„Stellst du sie mir vor?“

„Das lässt sich bestimmt einmal einrichten.“

„Jess.“ Sie umarmte ihn und schluchzte.

Er streichelte sanft ihren Rücken. „Was hast du denn?“

„Ich hatte solche Angst. Ich liebe dich!“

„Es tut mir leid. Ich hab Luke nur einen Teil meines Abendprogramms erzählt. Ich wollte

nicht, dass ihr euch sorgt.“ Er küsste sie.


Paris stand vor ihrem Zimmer und beobachtete Rory und Jess. Sie senkte den Kopf und seufzte traurig.


Luke war schon fast eingeschlafen als Lorelai ihm sanft über den Rücken streichelte.

„Ich hätte eine Riesenbitte an dich.“ Flüsterte sie.

„Nein, du bekommst jetzt keinen Kaffee mehr.“

„Ich möchte, dass du am Freitag mitkommst zu meinen Eltern.“

Emily hatte ihn nicht eingeladen. Lorelai wollte ihr zeigen, dass sie

zusammen gehörten indem sie ihn einfach mitbrachte.

Sie hoffte, dass ihre Mutter es endlich begreifen würde und

ihre Verkupplungsversuche mit Christopher endlich beenden würde.


Christopher stellte den neuen antiken Tisch ab.

Emily lächelte.

Er ist ein toller Mann. Ich hoffe, Lorelai sieht das bald ein, dass ER zu

ihr und Rory gehört und nicht dieser Luke.

„Vielen Dank, Christopher. Es ist sehr nett von dir, dass du dir schon in

der früh Zeit genommen hast. Wie lange wirst du denn noch in Hartford

sein?“

„Bis Ende nächster Woche.“

„Möchtest du nicht am Freitag zum Essen kommen? Richard und ich

würden uns sehr freuen. Und Rory und Lorelai auch.“


Jess saß auf der Brücke. Er war gleich nach der Schule her gekommen.

Neben ihm lang sein Handy. Er wollte sie anrufen, schaffte es aber nicht.

Seine Hand fuhr über den Zettel, auf dem ihre Nummer stand. Er seufzte

und wählte. Es läutete viermal, bevor er schließlich zum Anrufbeantworter

kam.

Jess zuckte zusammen als er ihre Stimme hörte.

Er atmete tief durch. „Mandy, hier ist Jess. Es ist ziemlich lange her. Ich

würde gerne mit dir reden...“

Er ärgerte sich über seine Nachricht. Was würde sie jetzt wohl denken?

Jess hinterließ seine Nummer und Adresse und legte auf.


Rory ging aus dem Hörsaal. Es war ihre letzte Vorlesung für heute gewesen.

Sie beschloss zu Lane zu fahren.

Ihre Freundin hatte ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass es tolle

Neuigkeiten gäbe.


Paris stand vor Carlos Wohnungstür. Sie wusste nicht, ob sie das Richtige tat.

Paris hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Kurz nach der Vormittagsvorlesung war sie schließlich ins Auto gestiegen und einfach los gefahren.

Sie läutete zaghaft an. Ihre Finger zitterten. Sie überlegte wieder zu gehen.

Ihr Plan erschien ihr nun als vollkommen dumm. Plötzlich wurde die Tür einen Spalt geöffnet.

„Kann...kann ich dir helfen?“ Ein Junge sah sie groß an.

„Darf ich reinkommen?“ fragte Paris kühl.

„Oh, natürlich.“ Er öffnete ihr und beeilte sich ins Wohnzimmer.

Sie folgte ihm. Als sie eintrat versteckte er gerade mit hochrotem Kopf eine Kassette in einem

Kasten neben dem Fernseher.

„Links.“

„Wie bitte?“

„Du hast den Film in den falschen Kasten getan.“

Er wurde noch verlegener.

„Carlos ist nicht da. Aber er müsste gleich wieder kommen. Holt sich nur Zigaretten. Se...setz dich doch.“

„Wie heißt du?“

„Enrico.“

„Warum schaust du dir solche Filme an? Frauen werden durch sie abgewertet.“ Paris lehnte

sich auf der Couch zurück und blickte ihn erwartungsvoll an.

Enrico sah sie verzweifelt an. „Ich wollte das nicht.“

„Wer hat dich denn gezwungen?“

Er verfiel immer mehr.

Plötzlich sperrte jemand die Tür auf. Enrico atmete erleichtert auf.


Kaum hatte Carlos den Raum betreten, stürmte Enrico auf ihn zu.

„Sie...sie kennt doch Mama nicht?“

Carlos erblickte Paris. Seine Miene erhellte sich kurz.

„Oh doch. Sie sind gute Freundinnen.“

Enrico wurde blass und blickte Paris ängstlich an.

Sie lächelte nur.

„Du...du sagst doch nichts von den Filmen?“

„Darauf würde ich mich nicht verlassen. Sie ist Emanze mit Leib und Seele.“ Meinte Carlos

emotionslos und setzte sich neben sie.

„Und wenn ich verspreche, nie wieder zu schauen?“

Carlos ignorierte ihn und blätterte in der New York Times.

Paris blickte Enrico streng an. „Wie könnte ich das überprüfen?“

„Ich...ich gehe jetzt besser. Schönen Abend noch.“ Enrico verschwand aus der Wohnung.

Paris sah zu Carlos, der vor sich hin grinste.

„Du hast ihm Angst gemacht.“ Meinte er.

„Du hast mit gemacht.“

„Oh ja, wir sind das perfekte Team.“

Sie blickte auf ihre Zehenspitzen. „Ähm...ich habe etwas für dich.“

Er sah auf. Sie griff nach ihrer Tasche und reichte ihm einen dicken Notizblock.

„Was ist das?“ Er blätterte darin. „Was soll das, Paris?“

„Wenn du das wirklich ernst gemeint hast, was du gesagt hast und mit mir...zusammen sein möchtest, dann musst du dich an diese Regeln halten.“

„Ein Gesetzbuch für Beziehungen. So etwas kann nur dir einfallen.“

„Es geht nichts mehr ohne Regeln. Wenn es dir zu blöd ist, brauchst du es ja nicht zu tun.“

„Gibt es ein zweites Exemplar?“

„Wie bitte?“

„Für dich.“

„Ich weiß die Regeln auswendig.“

Er sah sie belustigt an und schlug den Block auf. „Regel 37?“

„Absolute Ehrlichkeit.“

„Steht da auch irgendwo Vertrauen?“

„Regel 40.“

„Widerspricht sich das nicht mit der Grundidee des Buches?“

„Mag sein. Aber wie viel auf der Welt ist widersprüchlich.“

„Hat Jamie auch so sein Buch bekommen?“

Sie schwieg.

„Du solltest dich an deine eigenen Regeln halten.“

„Nein.“ Sie senkte den Kopf.

„Also bis wann muss ich das können?“

„Wie bitte?“

„Muss ich sie mir auswendig merken oder darf ich nachschlagen?“

„Ich denke nachschlagen ist okay.“ Sie lächelte leicht.

„Gut. Ich hab es nicht so mit Zahlen musst du wissen.“

„Du solltest dir Regel 87 anschauen bevor du dich entscheidest. Ach ja und 45. Könnte hart werden. Besonders 87.“

Er seufzte und las sich die beiden Regeln durch. „45 zeigt dein Schubladendenken. Wie oft glaubst du gibt es bei uns Familienfeste? Du solltest weniger Fernsehen.“

„Wann ist das nächste?“ erkundigte sich Paris.

„Nächsten Monat.“

„Freu mich schon.“

Er seufzte. „Dir ist klar, dass wir nicht eine dieser intakten, fröhlichen, mexikanischen Fernsehfamilien sind?“

„Ich weiß, dass wir in der Realität leben.“

„Regel 87....du bist wirklich sadistisch!“ Er sah sie entsetzt an.

„Lies das Kleingedruckte...“

„Jetzt ist es schon viel besser...“ meinte Carlos sarkastisch.

Paris blickte ihn erwartungsvoll an.

„Ich glaube du solltest dann besser wieder fahren. Ich würde noch gerne in diesem Buch lesen. Bin gespannt was da noch alles steht.“

„Wir ziehen das also durch?“ Sie sah ihn an. Ihr Herzschlag wurde schneller.

„Ja, trotz dieser gemeinen Regel 87.“

Paris wurde warm ums Herz. Würde er sich auf so etwas einlassen wenn er es nicht ernst meint? Beunruhigende Gedanken folgten, die sie schnell wieder verdrängte.

„Du wirst es überleben.“ Sie lächelte und stand auf.

Er begleitete sie zum Auto. „Danke, Paris.“

Sie sah ihn fragend an.

„Dass du mir eine Chance gibst.“

„Verspiel sie bloß nicht. Wenn du mir das Herz brichst, kannst du etwas erleben.“ Sagte sie.

Er zog sie sanft an sich und blickte ihr tief in die Augen. Sein warmer Atem verursachte ein regelrechtes Herzrasen bei ihr. Ihre Lippen näherten sich.

Sie bemerkten nicht, dass sie von zwei wütenden Augen beobachtet wurden.
#23

49. Teil

Mandy spazierte durch den Campus. Es war ein anstrengender Tag gewesen und sie freute sich schon auf ihre kühle Wohnung. Der April ging allmählich dem Ende zu, in weniger als zwei Wochen würde es Mai werden. Ginge man jedoch nach den Temperaturen, könnte man glauben, dass dieser bereits zu Ende ging.
Mandy hatte den Sommer immer geliebt. Stundenlang war sie mit ihrer Schwester im Central Park gelegen, sie hatten Eis gegessen und über Passanten gespottet. Wahrscheinlich waren diese Erinnerungen auch Gründe für ihre Abneigung gegen die warme Jahreszeit.
Mandy grüßte einige Studenten im vorbei gehen. Sie hatte noch nie so viele Freunde gehabt.
Ein Angstgefühl machte sich in ihrem Herzen breit. Bald würde sie keine Wahl mehr haben und würde ihre Weste im Kasten hängen lassen müssen. Und dann würden sie Fragen stellen.


Rory und Lane saßen Eis essend im Pavillon.
„Wirklich gut.“ Lobte Lane.
„Ja, der Laden war eine tolle Idee.“
Lane schloss die Augen und ließ sich das Eis auf der Zunge zergehen.
„Erzählst du mir jetzt die Neuigkeiten?“ Rory blickte ihre Freundin neugierig an. Lane hatte darauf bestanden, dass sie sich zuerst ein Eis holten und sich einen Ort suchten an dem man gut reden konnte, der aber draußen sein musste.
„Wir haben einen Gig nächsten Monat!“ Lane strahlte.
„Das ist ja toll. Sag mir wann und wo, ich werde dort sein.“ Rory freute sich für ihre Freundin.
„Rory, das Beste kommt noch...“ Lane holte Luft.
Rory lächelte. Sie hatte ihre Freundin schon lange nicht mehr so glücklich gesehen.
„Dort wird ein Produzent einer Plattenfirma sein!“ Lane wäre das Eis beinahe aus der Hand gerutscht, sie fing es rechtzeitig auf.
„Oh mein Gott...Wahnsinn!“
„Ja, ich bin so nervös!“
„Ihr schafft das bestimmt. Ich werde in der ersten Reihe stehen, im Takt wippen und euch kräftig die Daumen drücken.“
„Danke. Dave kommt übrigens auch! Wir werden uns jetzt so oft wie möglich sehen.“ Lane lächelte.
„Ich freue mich so für dich.“ Rory lächelte.
„Es war eine gute Idee zu ihm zu fahren.“
„Du warst die ganze Woche bei ihm, stimmt`s?“
Lane nickte strahlend.


Als Mandy die Wohnung betrat, saßen ihre Mitbewohnerinnen und besten Freundinnen Mel und Keisha vor dem Fernseher.
„Gut, dass du kommst. Zwei Stück Pizza sind noch da. Setz dich. Diese Wahnsinnigen sind zum kaputt lachen.“ Plapperte Mel fröhlich drauf los, wandte ihren Blick nicht vom Bildschirm.
„Sie muss mal wieder Talk Shows schauen.“ Keisha seufzte.
Mandy setzte sich zwischen die beiden auf die Couch und nahm sich ein Stück Pizza.
„Worum geht’s denn?“
„Sie streiten gerade über Diäten. Echt dumme Hühner. Und wir sitzen hier, essen genüsslichst und lachen über sie.“ Mel kicherte.
„Schalte bitte endlich um.“ Flehte Keisha.
Mel seufzte und zappte durch das Programm bis sie zu einer anderen Talk Show kam.
„Sally ist die Beste. Teenagerschwangerschaften. Das Thema ist doch echt abgedroschen...aber mal sehen. Vielleicht wird es ja amüsant.“
Mandy schluckte den letzten Bissen hinunter und erhob sich. „Ich gehe lernen, Mädels.“ Sagte sie schnell und ging in ihr Zimmer.


Mandy setzte sich auf ihr Bett. Sie nahm ihr Handy vom Nachttisch.
„Hey, was war das denn?“ Keisha war ihr gefolgt und setzte sich neben sie.
„Was meinst du?“
„Du plantest doch einen lernfreien Nachmittag...“
Mandy sah verwundert auf den Display ihres Handys. „Hast du mein Handy gehört? Es hat jemand angerufen. Ich kenne die Nummer nicht.“
„Hab nichts gehört. Aber bei Mels Fernsehlautstärke kein Wunder. Hat dir jemand drauf gesprochen?“
„Ja.“
„Dann höre doch einfach die Nachricht ab! Manchmal benimmst du dich wie meine Grandma!“
Mandy wählte.
Keisha begann eine Anekdote von ihrer Großmutter zu erzählen, stoppte jedoch als sie
realisierte, dass Mandy ganz blass geworden war und ins Leere starrte. Ihre Hand zitterte, wodurch das Handy auf den Boden fiel.
„Hey, so billig war es nun wieder auch nicht.“ Versuchte Keisha sie aufzuheitern.
Mandy reagierte jedoch nicht. Sie begann am ganzen Körper zu zittern.
„Hey, Süße! Wer war das denn?“


Samantha saß wütend in einem verrauchten Cafe’. Sarah leistete ihr Gesellschaft.
„Was bildet sich diese kleine Ziege eigentlich ein?“
Sarah grinste schadenfroh. „Sie scheint ja seinen Terminkalender auszufüllen.“
„Sie ist doch nur eine Abwechslung für ihn. Aber bei Jess und Rory scheint es ja etwas Ernstes zu sein.“
„Das wird sich noch zeigen.“


Tana stand verzweifelt vor dem Spiegel. Ihre Haare standen wirr vom Kopf ab. Sie steckte sie seufzend hoch. Am Bett lagen alle ihre Kleider. Chester würde sie in einer halben Stunde abholen. Ihr erstes Date. Sie hatten sich erst vor wenigen Tagen kennen gelernt.
Sie wollte Rory um Rat fragen, doch diese war vor zehn Minuten mit Jess nach Stars Hollow aufgebrochen, wo sie das ganze Wochenende bleiben würde. Paris und Janet waren noch in Vorlesungen, aber die beiden hätte sie sowieso nicht fragen können.


„Diesmal werde ich selbst zurück fahren, damit du mich nicht immer abholen musst.“ Versprach Rory.
Jess lächelte. „Das stört mich doch nicht.“
„Wir sehen uns doch heute nach dem Abendessen noch, oder?“
„Natürlich. Entschuldige, Lane fühlt sich nicht gut. Deshalb muss ich nachmittags Luke helfen.“
„Schon klar. Ich werde Lane besuchen.“ Rory hatte Blumen und eine CD für ihre Freundin besorgt. „Sie ist ganz verzweifelt weil sie wegen der Grippe nicht üben kann.“
Jess nickte.
„Sag mal, ist irgend etwas passiert?“
Jess blickte sie kurz verwirrt an, konzentrierte sich dann wieder auf den Verkehr.
„Du warst in den letzten Tagen oft abwesend. Du kannst mit mir über alles reden.“
„Ich weiß, danke. Es ist nichts.“


Als es an der Tür klingelte wurde Tana noch nervöser. Er würde doch nicht zwanzig Minuten zu früh kommen? Wie würde Chester wohl reagieren wenn sie im Bademantel vor ihm stand? Sie wollte erst nicht öffnen, ging aber schließlich doch zur Tür.

Tana blickte Carlos verwundert an. „Hi. Willst du zu Janet?“
„Du musst Tana sein.“
„Entschuldige, wie unhöflich von mir. Hi, ich bin Tana.“ Sie reichte ihm die Hand.
„Freut mich, Tana. Ich bin Carlos.“ Er musterte sie.
„Oh, ich habe normalerweise mehr an. Komm rein.“
„Dachte ich mir schon. Ist Paris da?“
„Nein, noch nicht. Entschuldige bitte, dass ich nicht sofort geöffnet habe. Ich dachte es wäre Chester.“
„Das erklärt alles.“
„Wir haben heute unser erstes Date.“ Erzählte Tana aufgeregt.
„Hat Paris dir beigebracht, dass du einen Typen warten lassen musst?“
Tana senkte den Kopf. „Sie redet mit mir nicht über diese Themen. Aber irgendwann werden wir bestimmt Freundinnen.“
„Natürlich.“
„Das erste Date an einem Freitag.Das ist doch aufregend, findest du nicht?“
„Absolut.“
„Ich finde, Freitag ist der ideale Tag für ein erstes Date.“
Carlos sah sie groß an.
Tana sah kurz auf ihre Uhr und erschrak. „Was mache ich nur? Er wird in 15 Minuten hier sein!“
„Wie wäre es mit umziehen?“
„Ich weiß nicht was! Du musst mir helfen!“
„Wie bitte?“
„Ich weiß nicht was ich anziehen soll! Der erste Eindruck ist doch der wichtigste!“
„Den hatte er doch schon als er dich kennen lernte.“
Sie sah ihn flehend an.
„Also gut.“
„Du musst mitkommen.“
„In dein Schlafzimmer?“
„Ja. Jetzt komm schon!“
„Mal ein neuer Grund um das Schlafzimmer einer Frau zu betreten.“
Tana wurde rot.
„Das war ein Witz. Also gehen wir?“


„Die sind meine Favouriten.“ Tana deutete auf vier Kleider.
„Also stehen würden sie dir bestimmt alle, nur dieses seltsame grüne solltest du eher auf einer Party tragen.“
„Danke. Ich will ihm nicht den falschen Eindruck vermitteln.“ Erklärte sie.
„Was erwartest du dir denn von diesem Date?“
„Ich weiß nicht. Er soll mich gut finden.“ Tana blickte verzweifelt auf ihre Kleider.
„Willst du mit ihm schlafen?“
Tana sah ihn schockiert an und wurde feuerrot. „Wir...wir sind noch nicht in diesem Stadium. Aber ein Kuss sollte schon sein. Oder mehrere.“ Sie strahlte.
„Das ist doch nicht dein erstes Date, oder?“
„Da gab es einen Studenten. Aber das war ein Reinfall. Ich bin froh, nicht mit ihm geschlafen zu haben. Ich hatte sogar an Heirat gedacht. Ich möchte diesmal alles richtig machen.“ Erklärte Tana.
„Wie alt bist du?“
„17. Ich weiß, ich bin noch furchtbar unerfahren für mein Alter.“
„Zieh das an. Er wird hingerießen sein.“ Er deutete auf ein rotes Kleid.
„Danke.“ Sie strahlte.


„Danke nochmals fürs chauffieren.“ Rory lächelte Jess an.
„Für dich doch immer.“ Jess lächelte und küsste sie sanft.
„Wenn es morgen wieder so schön ist, könnten wir doch auf unserer Brücke picknicken.“
„Wenn ich das Essen mitbringen darf...“ Er grinste.
Rory lachte und umarmte ihn. Er strich ihr zärtlich durch die Haare und küsste sie.
Sie schenkte ihm noch ein Lächeln bevor sie aus dem Auto stieg.


Rory beschloss noch kurz zu Dooses zu gehen um eine Musikzeitschrift für Lane zu besorgen.
Bei der Tür stieß sie mit Lindsay zusammen. „Hast du keine Augen im Kopf?“ Lindsay blickte sie wütend an und stolzierte davon. Rory blickte ihr kopfschüttelnd nach.
Ist hier heute das Treffen der anonymen Zicken? Dachte sie genervt als sie Nancy vor dem Zeitschriftenregal erblickte. Sie ignorierte jene und nahm eine Zeitschrift.
„Hi Rory.“ Grüßte Nancy kühl.
„Hey.“
„Na wie geht es dir?“
„Bestens.“
„Es wird dich freuen zu hören, dass ich nach der High School in Kalifornien studieren werde.“
„Scön für dich.“ Meinte Rory desinteressiert.
„Dann brauchst du dir wegen Jess und mir keine Sorgen mehr zu machen.“
„Ich habe mir niemals Sorgen gemacht.“
„Ich freue mich schon auf Stanford. Ist eine tolle Universität. Ich war vor ein paar Tagen mal dort und ein wirklich netter Student hat mich herumgeführt.“
„Wie toll. Ich muss jetzt gehen.“
„Er ist auch von hier. Dean Forrester. Du kennst ihn bestimmt.“ Nancy lächelte.
„Ja, ich kenne ihn. Entschuldige bitte, dass ich unsere wirklich aufregende Unterhaltung beenden muss, aber ich habe noch einiges zu erledigen.“


„Und abschließend werden wir noch in ein kleines Cafe gehen. Wenn wir Glück haben, sind wir bei Sonnenuntergang dort.“ Chester strahlte.
Tana lächelte verlegen.
Carlos blickte die beiden kopfschüttelnd an.
„Ich hoffe du bist uns nicht böse, dass wir jetzt gehen müssen.“
„Ich glaube ich kann damit leben.“
„Gut, dann schönen Tag noch.“ Tana lächelte und verließ mit Chester die Wohnung. Am Gang stieß sie mit Paris zusammen. „Entschuldige, bitte. Paris, das ist Chester.“
Paris nickte kurz und ging in die Wohnung.
„Du bist schon da?“
„Ich war pünktlich im Gegensatz zu dir.“
„Der Professor überzog.“
„Es gibt da so eine seltsame Erfindung. Da schickt man jemanden Nachrichten über das Handy.“
„Ich kann doch nicht mein Handy während der Vorlesung einschalten.“
„Aber ich muss mir Geschichten über Tanas Liebesleben anhören?“
„Die können nicht sehr lange gewesen sein.“
„Sind wir heute wieder gut drauf.“
„Es war ein harter Tag, okay?“
„Okay. Komm her.“

Sie setzte sich zu ihm. „Was hast du vor?“
„Wenn du näher kommst, werd ich’s dir zeigen.“ Er grinste leicht.
Sie rückte näher und blickte in seine Augen. Er zog sie an sich und küsste sie. Seine Hände streichelten zärtlich ihren Rücken.
„Und geht’s dir jetzt besser?“ hauchte er in ihr Ohr.
Sie legte die Arme um ihn und küsste ihn stürmisch.
Sie sanken auf die Couch. Carlos Hände glitten unter ihr Shirt.
Paris schob sie weg und setzte sich auf. „Das können wir nicht.“
Er seufzte. „Das war kein Regelverstoß, Paris.“
„Es wäre einer geworden.“
„Hättest du dich denn dann nicht mehr zurück halten können?“ Er grinste.
Sie funkelte ihn wütend an. „Die Regeln haben ihren Gründe .“
Er seufzte wieder. „Ich habe große Achtung vor deinen Regeln...“
„Unseren Regeln...“
„Wie auch immer. Aber haltest du zwei Monate nicht für extrem? Schließlich haben wir doch schon...“
„Du wirst es überleben.“
„Rory hat bestimmt nicht so ein Buch für Jess geschrieben.“
„Seit wann denkst du darüber nach was andre tun?“
„Schon gut. Fahren wir?“
„Wohin?“
„Wirst du schon sehen.“


Luke kam aus dem Bad. Er zog ein schwarzes Jacket über und begutachtete sich nochmals im Spiegel. Jess sah von seinem Buch auf.
„Wir haben uns aber zurecht gemacht.“
„Bis später; Jess.“ Jess nickte ihm zu.
Er versuchte sich wieder auf Hemingway zu konzentrieren, schweifte jedoch ständig mit den Gedanken an. Er wollte die Sache klären. Endlich seinen inneren Frieden finden, aber sie meldete sich einfach nicht. Hasste sie ihn denn so sehr? So etwas sah Mandy nicht ähnlich.
Jess dachte an Elsas Worte. Es war eine kalte Nacht gewesen... In jener Nacht in der er bei Mandy gewesen war, war es nicht kalt gewesen. Sie hatten noch darüber geredet wie ungewöhnlich warm es für Herbst war. Elsa war eine alte Frau und empfand das Wetter wahrscheinlich ganz anders. Außerdem hatte Carlos recht gehabt als er gesagt hatte, dass sie nicht unbedingt die sicherste Quelle war. Elsa war tatsächlich oft sehr verwirrt. Die dritte Möglichkeit war, dass Mandy zu einem späteren Zeitpunkt die Wohnung verlassen hatte müssen. Wie auch immer es wirklich war, ich muss mit ihr reden. So bald wie möglich.


Mandy dachte an Jess. Jahre hatte sie nichts von ihm gehört gehabt.
Warum hatte er sich nun plötzlich gemeldet? Warum gerade jetzt? Mandy hatte lange gebraucht um ihre Vergangenheit zu verarbeiten, ganz hatte sie es bis heute nicht geschafft, aber zumindest dachte sie nicht mehr ständig daran. Und ausgerechnet jetzt musste er anrufen und alles kam wieder hoch. Tränen rannen über ihre Wangen. Ihre Finger strichen über die Narben.
Vielleicht war es nun an der Zeit. Sie blickte aus dem Fenster. Stars Hollow hatte er gesagt. Sie hatte auf der Karte nach gesehen. Sie würde etwa zwei bis drei Stunden fahren. Morgen.
Heute würde sie auf eine Wohnheim Party gehen. Vermutlich meine letzte.

Luke, Lorelai und Rory standen vor dem Haus der Gilmores.
„War das wirklich so eine gute Idee?“ fragte Luke. Er hatte kein gutes Gefühl dabei zu erscheinen ohne eingeladen worden zu sein.
„Ja. Rory, läutest du an?“
„Warum ich?“
Ihre Mutter sah sie flehend an. Rory seufzte und läutete an.
Emily öffnete strahlend. „Guten Abend, Kinder. ...Guten Tag, Luke.“ Ihre eben noch so warme und fröhliche Miene schien zu gefrieren.
Luke grüßte höflich.


Nachdem sie das Haus betreten hatten, zog Emily Lorelai zur Seite. „Was soll das? Ich kann mich nicht erinnern ihn eingeladen zu haben.“ Flüsterte sie ihr wütend zu.
„Ich habe ihn eingeladen.“ Erklärte Lorelai.
Sie betraten das Wohnzimmer wo Richard und Christopher saßen. Emily ging voraus.
„Wir haben heute noch einen Gast.“
Richard wandte sich verwundert von Chris ab und erblickte Luke. „Guten Abend.“ Er erhob sich, reichte jenem die Hand und warf Lorelai einen eigenartigen Blick zu.


„Was macht er hier?“ flüsterte Luke Lorelai zu.
„Ich wusste nicht, dass sie ihn eingeladen hat. Ich schwöre es.“
Rory umarmte ihren Vater kurz zur Begrüßung, was Emily mit einem Lächeln beobachtete.
„Ich fand es eine nette Idee Christopher einzuladen. Dorothy, wir brauchen noch ein Gedeck!“ rief sie dem Hausmädchen zu. „Sie müssen wissen, wir haben nicht mit ihrem Besuch gerechnet, Luke.“ Erklärte sie lächelnd.
Lorelai warf ihr einen tödlichen Blick zu, worauf Rory sanft ihre Hand drückte.
„Also, dann lasst uns essen gehen.“ Meinte Richard.


Lorelai stocherte ihm Essen herum. Sie fühlte sich schlecht. Hätte sie geahnt, dass ihre Mutter Christopher einladen würde, hätte sie niemals Luke mit genommen. Er musste sich wie ein Außenseiter fühlen. Chris und Richard hatten seit Beginn des Essens über die Arbeit geredet.
„Lorelai, du bist heute so schweigsam. Schmeckt es dir denn nicht?“
„Es ist köstlich, Mum.“
„Wirklich ausgezeichnet, Emily.“ Pflichtete Luke ihr bei.
„Rory, wie läuft es in Yale?“ erkundigte sich Richard.
„Sehr gut."
" Schön. Du bist so ehrgeizig – ganz wie dein Vater. Er hat es sehr weit gebracht und das wirst auch du“ Meinte Emily.
Chris lächelte verlegen.
„Und wie läuft es in ihrem Cafe’, Luke?“ fragte Richard.
„Ganz gut.“ Antwortete Luke.
„Sei nicht so bescheiden. Ihr habt immer mehr Stammgäste. Dein Essen ist einfach das Beste.“ Lobte Rory.
„Ich hörte, ihr habt jetzt einen Vater-Tochter-Tag.“ Emily strahlte Rory an.
Sie nickte.
“Wie ähnlich sie euch beiden sieht. Sie wird von Tag zu Tag hübscher. Ach Lorelai, ich habe unlängst entzückende Fotos gefunden. Von dir und Christopher. Eurem ersten Ball.“
Rory sah zu Luke. Er versuchte noch immer freundlich zu lächeln, man kannte ihm aber an wie weh ihm Emilys Ablehnung tat.
Als Emily auch noch begann Anekdoten von der Beziehung ihrer Tochter und Chris zu erzählen, reichte es Lorelai schließlich.
„Mum, findest du nicht, dass es allmählich reicht?“ Sie blickte sie wütend an.
Emily sah verwundert hoch.
„Findest du es nicht unhöflich gegenüber Luke?“
„Lorelai, benimm dich. Ich darf wohl noch meiner Enkelin von der Beziehung ihrer Eltern erzählen.“
„Ist schon okay.“ Meinte Luke.
„Nein, es ist nicht okay.“
„Lorelai, wenn du unbedingt laut werden musst, dann mach das bitte draußen.“
„Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe.“ Meinte Chris.
„Oh nein, du bleibst. Wir haben dich eingeladen.“
„Ohne mit mir und Rory davor darüber zu reden!“ Lorelai blickte Emily wütend an.
„Ich muss doch sehr bitten. Er ist der Vater deiner Tochter.“
„Und Luke ist mein jetziger Freund, den ich sehr liebe! Außerdem war er für Rory schon immer wie ein Vater. Ihn hättest du einladen sollen.“
„Liebe, du hast auch behauptet, dass du diesen Max liebst! Christopher tut es weh, dass er in eurem Leben keinen hohen Stellenwert mehr einnimmt!“
Lorelai blickte Chris an. „Du heulst dich bei meiner Mutter aus? Wie alt bist du? Außerdem weißt du genau, dass du immer einen hohen Stellenwert haben wirst!“
„Lorelai...“ begann er.
„Lorelai, beruhige dich gefälligst. Oder soll ich dich auf dein Zimmer schicken?“
„Nicht nötig. Wir fahren.“
„Wir hatten das Dessert noch nicht. Du hast kein Benehmen...“ meinte Emily.
„Wir wissen ja, von wem ich das habe...“
#24

[size=1][size=2][size=1]50.Teil


Es war eine laue Vollmondnacht. Rory und Jess saßen auf ihrer Brücke und beobachteten die glitzernden Wellen. Er hatte seinen Arm zärtlich um sie gelegt. Rory schmiegte sich an seine Schulter. Der Abend hatte sie sehr mitgenommen. Jess hatte ihr in Ruhe zugehört, ihre Hand genommen und sie hier her geführt. An diesem Ort würde sie immer Frieden finden, er gab ihr Hoffnung.

Rory hatte ein schlechtes Gewissen, fragte sich ob sie nicht trotzdem bei ihrer Mutter bleiben hätte sollen. Diese hatte dies jedoch abgelehnt, wollte nur noch schlafen damit der Tag endlich vorbei sein würde. Luke hatte es ihr wahrscheinlich gleich getan. Auch wenn er es runtergespielt hatte, Rory wusste, dass ihn Emilys Verhalten sehr verletzt hatte.

„Versuch an etwas anderes zu denken.“ Flüsterte Jess ihr ins Ohr. Er hielt es für sinnlos über etwas nachzugrübeln für das es seiner Meinung nach sowieso keine Lösung gab. Rory kannte seine Gedanken, konnte und wollte jedoch nicht akzeptieren, dass man an der Situation nichts ändern könne. Sie überlegte, ob es wohl etwas nützen würde mit ihrer Großmutter zu reden. Sie verstand nicht, warum diese Luke nicht akzeptieren konnte. Er war ihr doch immer wie ein Vater gewesen. Sie sollte ihn deshalb schätzen anstatt auf ihn herabzusehen, bloß weil er einen ihrer Meinung nach nicht ordentlichen Beruf ausübte.
Rory war sehr wütend auf Emily. Sie ärgerte sich über deren Oberflächlichkeit. Emily hatte vor Wochen versprochen gehabt, ihr Verhalten zu ändern...

Jess strich zärtlich über ihren Arm und bedeckte ihren Nacken mit Küssen. Er wollte sie auf andere Gedanken bringen. „Ich werde immer für dich da sein.“ Hauchte er zärtlich in ihr Ohr.
Ein angenehmer Schauer lief über ihren Rücken. Sie strich ihm zärtlich über die Wange und lächelte. Er blickte tief in ihre blauen Augen. Ihre Lippen näherten sich. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie leidenschaftlich.


Paris und Carlos standen vor der Wohnungstür. „Du hast dich gut gehalten. Keine einzige Zigarette in fünf Stunden.“ Lobte sie.
„Regel 27 verbietet es in deiner Gegenwart zu rauchen.“ Erklärte er.
„Es wird dir nicht schaden.“
„Ich fühle mich wie auf Entzug.“
„Schon mal mit Kaugummi probiert?“
„Hilft nichts. Aber ich wüsste da schon etwas.“
Paris sah ihn fragend an. Er drückte sie sanft gegen die Tür und küsste sie.
„Und das hilft?“
„Oh ja.“ Er blickte ihr tief in die Augen.
„Du küsst mich also nur um dir das Rauchen abzugewöhnen?“
„Ich brauche seit diesem Gesetz eine höhere Dosis deiner Küsse.“
„Du weißt wie vollkommen verrückt das klingt?“
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie wieder.
„Gefällt es dir denn nicht?“
Sein Blick ließ einen angenehmen Schauer über ihren Rücken laufen.
Sie schlang die Arme um ihn und küsste ihn stürmisch.
Paris löste sich langsam. „Du...du musst nicht gehen.“
Er grinste. Wie hatte sie dieses Grinsen früher gehasst. „Du willst, dass ich mit reinkomme?“
„Nun, es ist nicht ungefährlich um diese Uhrzeit noch zu fahren, da die Konzentration beinahe ihren Tiefpunkt erreicht hat.“ Erklärte Paris.
„Du sorgst dich also um mich.“
„Weißt du was? Wenn du unbedingt nachhause willst, dann fahre doch.“ Sie sperrte genervt die Tür auf.
Er folgte ihr in die Wohnung. „Ich will nicht unbedingt nachhause.“
„Wieso nicht?“
„Wegen der Konzentration.“ Erklärte er.
„Okay.“
„Außerdem habe ich so die Chance das ganze Wochenende mit meiner Freundin zu verbringen.“
Paris wurde warm ums Herz. „Sag das nochmals.“
„Was?“
„Den letzten Teil.“
„Verbringen?“
„Das mit der Freundin...“
Er setzte sich auf die Couch und zog sie auf seine Schoß.
„Ich verbringe sehr gerne Zeit mit meiner Freundin.“
Sie küsste ihn stürmisch.
Er grinste. „Was tust du denn wenn ich es noch öfters sage?“
Sie wollte etwas empört erwidern, doch plötzlich kam Tana aus ihrem Schlafzimmer.

„Hi Leute! Schön, dass ihr zurück seid. Ich habe doch bei nichts gestört?“ Sie blickte die beiden unsicher an.
Paris stand schnell auf. „Warum schläfst du noch nicht?“
„Ich kann nicht schlafen. Mein Abend war so aufregend!“
„Hat er dich geküsst?“ erkundigte sich Carlos.
Paris warf ihm einen genervten Blick zu.
„Oja. Bei Sonnenuntergang.“ Tana strahlte.
Er nickte. „Also ein perfekter Abend.“
„Absolut. Es ist so aufregend einen Freund zu haben, findest du nicht auch, Paris?“
Carlos sah Paris an.
„Extrem aufregend.“ Meinte sie sarkastisch.
„Ich lass euch dann wieder alleine. Gute Nacht.“ Tana schwebte beinahe vor Glückseligkeit in ihr Zimmer.

„Ich hoffe, ich raube dir nicht auch den Schlaf.“
„Ganz und gar nicht.“
„Gut. Das will ich nämlich nur wenn ich bei dir bin.“
Paris verdrehte die Augen. „Ich dachte, du wolltest hier schlafen. Noch so ein Spruch und du darfst im Auto schlafen.“
„Auf der Rückbank ist genug Platz für uns beide...“
„Carlos...“
„Entschuldige, du weißt die Uhrzeit. Lass uns ins Bett gehen...“
„Wie bitte?“
Er grinste. „Du denkst immer nur an das eine. Das ist echt tragisch. Ich meinte schlafen gehen. War doch eindeutig.“
Sie seufzte genervt. „Kannst du nicht einmal ernsthaft sein?“
Er stand auf und zog sie an sich. „Du bist noch schöner wenn du dich ärgerst.“
Sie wollte etwas erwidern, was er durch einen Kuss verhinderte.
„Das war unhöflich.“ Meinte sie.
Er küsste sie wieder.
„Also gehen wir.“

Paris deutete auf ihr Bett. „Du kannst in meinem schlafen. Ich schlafe in Rorys.“
„Das meinst du jetzt aber nicht ernst?“ Er sah sie entsetzt an.
„Es ist zu früh...“
„Um nebeneinander zu schlafen?“
„Ja.“
„Das ist lächerlich.“
„Nein.“
„Gut.“ Er zog sich bis auf die Boxershort aus.
Sie starrte auf seinen durchtrainierten Körper.
Er grinste.
„Was soll das?“ fragte sie.
„Ich schlafe immer so. Bereust du nun deine Entscheidung?“
„Was? Nein.“
„Na dann.“ Er legte sich in ihr Bett und blickte sie erwartungsvoll an. „Willst du dich nicht ausziehen?“
„Wie bitte?“
„Du willst doch nicht so schlafen gehen?“
„Was? Nein, natürlich nicht.“
Er grinste. „Ich scheine dich zu verwirren.“
„Ich muss mich umziehen.“
„Alles klar.“
Sie blickte ihn erwartungsvoll an.
Er sah sie fragend an.
„Ähm...würdest du dich bitte umdrehen?“
Er seufzte und tat worum sie gebeten hatte.


Jess Hände strichen zärtlich über Rorys Rücken.
„Ich liebe dich.“ Sie lächelte.
Er küsste sie. Sie erwiderte den Kuss voller Leidenschaft.
Rory ließ sich zurück sinken und beobachtete die Wolken, die am Mond vorbei zogen.
„Das ist wunderschön. Der Mond hat so etwas magisches.“ Sie lächelte.
Jess beugte sich über sie und bedeckte ihren Nacken mit Küssen. Sie schlag die Arme um ihn und küsste ihn stürmisch.
Ihre Küsse wurden immer gieriger. Sie vergaßen wo sie waren, dass sie jemand sehen könnte und gaben sich ihrer Leidenschaft hin. Alle Sorgen, die sie noch vor einer halben Stunde geplagt hatten, schienen nun vergessen. Die Vergangenheit und Zukunft schienen so fern. Es zählte nur das Hier und Jetzt.


Lorelai konnte nicht schlafen. Die Erinnerung an das Abendessen bei ihren Eltern schmerzte. Warum war ihre Mutter niemals zufrieden? Warum konnte sie sich nicht für ihr Glück freuen?
Lorelai schloss die Augen und presste die Lippen zusammen. Sie wollte nicht weinen. Wünschte sich nichts sehnlicher als endlich zu schlafen. Der furchtbare Tag sollte endlich zu Ende sein. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war bereits Samstag. Tränen rannen über ihre Wangen.
Sie stand langsam auf und ging in Rorys Zimmer. Das Bett war noch leer. Sie legte sich nieder und vergrub ihr Gesicht in Rorys Kissen.


Die Nacht ging in ihrem Ende zu, die Sonne würde bald aufgehen. Rory betrat leise das Haus und schlich in ihr Zimmer.
Lorelai war vor einer Stunde schließlich eingeschlafen. Rory deckte sie zu und küsste sie auf die Wange. Schuldgefühle plagten sie. Sie hätte mich gebraucht, aber ich bin nicht da gewesen. Ihre Wimperntusche ist verlaufen, sie hat geweint. Ich hätte für sie da sein müssen.
Rory legte sich neben sie und schloss die Augen.


Mandy saß auf der Couch und blätterte in einer Zeitschrift. Ihre Mitbewohnerinnen kamen nach einer weile noch sehr verschlafen aus ihren Zimmern.
„Echt schlimm, dieser Lärm da draußen.“ Mel schüttelte wütend den Kopf und setzte sich.
Keisha tat es ihr gleich. „Ich hab solche Kopfschmerzen. Können die nicht leiser arbeiten?“
„So etwas an einem Samstag!“ meinte Mel empört.
„Sag mal, wann bist du denn gestern Abend schon gegangen? Man erzählt, du wärst mit Jordan in seinem Zimmer verschwunden.“ Keisha grinste Mandy an.
„Und wer erzählt das?“
„Einige. Stimmt es denn nicht?“
„Doch. Aber ich war nur eine halbe Stunde dort.“ Mandy verzog den Mund.
Mel starrte sie ungläubig an. „Also ich wäre die ganze Nacht geblieben.“ Sie lachte.
„Wissen wir.“ Erwiderte Keisha.
„Also was hat er denn falsch gemacht?“
„Er legte Barry Manilow auf...“ Mandy seufzte genervt als sie daran dachte.
Mel und Keisha lachten. „Weiß er denn nicht was du für Musik hörst?“
„Er dachte ich würde Barry Manilow lieben.“
„Der Typ hat eine Logik... weiß er eigentlich, dass das Lied für einen Hund war? Das habe ich einmal in einer Show gehört.“ Erzählte Mel.
„Wohl kaum. Wann seht ihr euch wieder?“ erkundigte sich Keisha.
„Es ist aus zwischen uns.“ Erklärte Mandy.
Mel blickte sie fassungslos an. „Nur weil du dir ‚Mandy’ anhören musstest? Ist das nicht übertrieben? Er ist doch ansonsten wie geschaffen für dich!“ Sie sah zu Keisha.
Diese schüttelte den Kopf. „Es ist nicht wegen diesem Lied. Jordan hat nicht diese unglaublich dunklen Augen. Er schafft es nicht sie so zum Lachen zu bringen. Jordan würde wahrscheinlich auch nicht auf die Idee kommen so weit für sie zu fahren. Ach ja, und wenn er ihren Namen sagt, klingt das auch nicht so sexy.“
„Hör auf!“ Mandy war genervt.
„Du vergleichst doch jeden mit ihm! Es war dir auch so wichtig zu wissen was er von ihm haltet! Mir ist egal was meine Kumpels von James denken!“
„Ich habe meine eigene Meinung.“ Mandy stand auf.
„Wo willst du hin?“ fragte Mel.
„New York.”
Keisha grinste.
“Bevor du noch völlig ausflippst vor Freude, ich besuche nur eine alte Freundin.”


Rory weckte ihre Mutter sanft.
Lorelai rieb sich verschlafen die Augen. „Ich dachte, dass ich niemals einschlafen würde.“
„Grandma ist wahrscheinlich nicht einmal bewusst, was sie getan hat.“
„Sprich bitte nicht von ihr.“
Rory nickte. „Dad hat übrigens angerufen. Er hat eine Nachricht hinter lassen. Dad will, dass du ihn anrufst.“
„Darauf kann er lange warten.“
„Er kann nichts dafür, Mum.“
„Vielleicht.“
„Rufst du ihn an?“
Lorelai antwortete nicht.
„Mum...ihr müsst euch aussprechen.“
Lorelai seufzte.
„Reden wir nicht mehr darüber. Heute werden wir uns so richtig amüsieren.“ Rory versuchte gewinnend zu lächeln.
Lorelai sah sie fragend an.
„Wir fahren shoppen und gehen danach schön essen. Ich lade dich ein.“
„Das musst du nicht, Schatz.“
„Ich möchte es aber.“ Rory sah sie flehend an.
„Okay. Aber vorher Frühstück bei Luke?“
„Natürlich.“ Rory lächelte.


Lorelai und Rory setzten sich an einen kleinen Tisch im Diner.
Lane begrüßte die beiden fröhlich und schenkte ihnen Kaffee ein.
„Ich komme sofort wieder.“ Rory ging zur Bar.
„Hi Luke.“
„Hey.“ Er nickte Lorelai zu.
„Wie geht es dir?“ erkundigte sich Rory.
Luke nickte nur leicht. „Wie geht es deiner Mum?“ Er beobachtete seine Freundin besorgt.
„Sie hat nur wenig geschlafen.“
Luke setzte sich neben Lorelai und küsste sie sanft.
„Danke, das brauchte ich jetzt.“ Sie lächelte leicht.
Luke strich ihr sanft über die Wange.
„Es tut mir leid wegen gestern.“
„Du hast nichts getan was dir leid tun müsste.“ Er legte den Arm um sie.

Rory beobachtete die beiden. Sie hatte ihre Mutter noch niemals so erlebt. Es machte sie wütend, dass Emily sie so verletzt hatte. Sie beschloss nach dem Einkaufsbummel und Essen zu ihrer Großmutter zu fahren


Du kannst nicht vor ihr davon laufen. Es ist unmöglich ihr zu entkommen. Die Vergangenheit wird dich immer wieder einholen, egal wo du bist und wer du zu sein versuchst.Mandy versuchte sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Elsa hatte recht. Sie musste sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.
Sie warf einen kurzen Blick auf die Karte, die am Beifahrersitz lag.


Lorelai und Rory gingen aus dem Diner. „Geh schon mal zum Auto. Ich habe etwas vergessen.“
Luke blickte Rory verwundert an. „Hast du etwas vergessen.“
„Hast du kurz Zeit?“
Er nickte. „Natürlich.“
„Ich schäme mich für Grandmas Verhalten. Es tut mir leid, wie sie sich benommen hat. Ich wollte dir sagen, dass ich sehr glücklich bin, weil du mit Mum zusammen bist. Du warst schon immer wie ein Vater für mich.“
Luke kamen die Tränen, was er zu verbergen versuchte. Er umarmte Rory kurz und sagte „Du warst auch schon immer wie eine Tochter für mich.“
Rory lächelte und ging zurück zu ihrer Mutter.


Es war bereits Nachmittag, als Mandy ihr Auto vor dem Diner parkte. Sie stellte den Motor ab und holte tief Luft. Am liebsten wäre sie sofort wieder gefahren.
Die Gäste sahen sie verwundert an. Mandy fühlte sich unbehaglich. Es war als ob sie es wüssten. Sie zog den Zipfverschluss ihrer Strickweste hoch und setzte sich schnell an die Bar.
„Die schauen immer so, wenn jemand von außerhalb kommt.“ Flüsterte Lane, die gerade mit einem vollen Tablett vorbei ging, ihr schmunzelnd zu.
„Was darfs sein?“ erkundigte sich Luke freundlich.
Mandy musterte ihn. Das ist also Jess’ Onkel. „Ich...ich weiß nicht.“
Er reichte ihr die Karte, sie entschied sich schließlich für einen Salat und ein Glas Wasser.
„Endlich mal jemand, der sich gesund ernährt.“ Luke grinste.
„Entschuldigen Sie die Frage, Sie sind doch Mr. Danes?“
„Luke. Ja.“
Mandy nickte.
„Wollten Sie denn zu mir?“
„Ich kenne Ihren Neffen von früher...“
„Jess hat für heute frei. Ich weiß nicht, wo er ist. Er sagte aber, dass er gegen sechs zurück sein wolle. Wenn Sie wollen, können Sie gerne hier warten.“
Mandy nickte leicht und stocherte in ihrem Salat. Der Druck auf ihrem Herzen verstärkte sich. Sie glaubte zu ersticken.
„Ist der Salat in Ordnung?“
Sie sah verwundert hoch. „Ja, er ist unglaublich gut.“ Sie versuchte zu lächeln.


„Danke für diesen tollen Vor- und Nachmittag. Du bist meine Lieblingstochter.“
Lorelai umarmte Rory.
“Ich habe noch etwas zu erledigen. Ich werde gegen neun Uhr zurück sein. Dann machen wir uns einen tollen Videoabend, okay?“ Rory lächelte.
„Klingt gut. Dann werde ich Luke währenddessen nerven.“
Rory war froh, dass es ihrer Mutter wieder besser ging.


Lorelai begrüßte Luke mit einem Kuss. „Hi.“
„Hi.“ Er lächelte.
Sie setzte sich neben Mandy. „Einen Kaffee bitte.“
Luke schenkte ihr seufzend ein und deutete auf Mandys Wasser. „Solltest du auch einmal probieren. Wäre gesünder. Du bringst dich noch um.“
„Ich trinke auch sehr gerne Kaffee.“ Erklärte Mandy.
Luke verdrehte die Augen. „Immer diese Frauensolidarität.“ Er nahm wieder Bestellungen auf.
Lorelai grinste. „Hi, ich bin Lorelai.“
„Mandy.“ Sie reichten sich die Hände.
„Magst du Barry Manilow?“
„Es gibt niemanden dessen Musik ich mehr hasse.“ Mandy grinste.
„Woher kommst du denn?“
„Ich studiere in Harvard, komme aber aus...“

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Jess betrat das Diner. Mandy stoppte mitten im Satz und starrte ihn an. Er bemerkte sie zuerst nicht.
„Hey, Jess. Du wolltest schon vor einer halben Stunde zurück sein!“ meinte Luke.
Jess wollte etwas erwidern, er erkannte sie jedoch plötzlich und erstarrte.
Luke und Lorelai sahen von einem zum anderen. „Das ist ja richtig unheimlich.“ Meinte Lorelai.

Mandys Knie zitterten. Sie bereute es hergekommen zu sein.
Die Zeit, die sie brauchte um aufzustehen kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor.
„Du...wolltest mit mir reden.“
Jess sah sie durchdringend an. Sie hatte sich kaum verändert. Er nickte. „Gehen wir.“
„Es war schön dich kennen zu lernen, Lorelai. Danke für den Salat und das Glas Wasser, Luke.“ Sie legte das Geld auf den Tresen und folgte Jess aus dem Diner.
Lorelai und Luke tauschten einen verwunderten Blick.


Rory atmete tief durch. Noch konnte sie wieder fahren. Aber sie wollte es hinter sich bringen. Ihr Finger zitterte leicht als sie klingelte.


Mandy und Jess standen auf der Brücke. Er hatte diesen Ort gewählt, weil sie nur hier einigermaßen ungestört reden konnten. Jess war völlig unvorbereitet. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich melden würde – geschweige denn, dass sie plötzlich im Diner auftauchen würde.

Mandy starrte auf das Wasser. Sie hoffte, dass er endlich reden würde. Sie hasste dieses Schweigen.

„Ich...bin froh, dass du gekommen bist.“
„Ach ja?“ Sie würdigte ihn keines Blickes.
„Es tut mir leid. Ich hätte nicht einfach gehen dürfen ohne mich zu verabschieden.“
Sie schwieg.

„Ich machte mir schlimme Vorwürfe, hatte zu wenig Mut anzurufen oder zu dir zu fahren...“
Mandy seufzte. „Von wem hattest du meine Nummer?“ Sie wusste es längst.
„Carlos gab sie mir.“
Sie nickte grimmig.
„Er hat es nett gemeint.“
„Er weiß, dass ich dich nie wieder sehen wollte.“
„Weiß er das mit uns? Ich meine diese Nacht...“
„Dann würdest du nicht hier stehen, glaubs mir. Es weiß niemand davon. Gar niemand. Also wenn’s dir darum geht, brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen.“

„Ich wollte mich mit dir aussprechen. Ich möchte, dass wir beide unseren inneren Frieden finden und es wäre sehr schön wenn wir wieder Freunde werden könnten. Wie früher.“
„Wie früher.“ Mandy lachte auf.
„Was ist nach meinem Umzug passiert, Mandy?“
Sie sah ihn an. „Du möchtest also deinen inneren Frieden, ja?“


Rory setzte sich. Das neue Hausmädchen servierte Kaffee und Brötchen.
„Also, Rory, was liegt dir am Herzen?“


Mandy warf ihre Weste zu Boden.
Jess starrte auf ihre vernarbten Arme. „Mandy...“
Sie konnte es nicht mehr länger zurück halten. Sie hatte es lange genug verdrängt. Es brach alles aus ihr heraus.

„DU bist jetzt still. Du wolltest wissen was passiert ist, das werde ich dir jetzt erzählen. Ich musste in dieser eisigen Nacht die Wohnung verlassen. Er hat mich nicht einmal eine Decke oder sonst irgend etwas mitnehmen lassen! Nach zwei Tagen ging ich zu der einzigen Person zu der ich gehen konnte. Anita war immer für mich da. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, sie hatte bestimmt andere Probleme als mich. Durch sie erfuhr ich vom Tod meiner Schwester.
Mein Vater hätte es verhindern müssen, aber er war ja wieder in irgendeiner Bar. Es geschah ihm Recht, dass er kurze Zeit später einer Schießerei in einem dieser Wettlokale zum Opfer fiel. Meine Schwester hatte ein Glück...ich habe dreimal versucht mich umzubringen, es hat kein einziges mal geklappt.“

„Wie kannst du so etwas sagen?“

„Ich bin noch nicht fertig, Jess. Ich habe dich wirklich geliebt. Du hast dich einen Dreck für mich interessiert. Geschlafen hast du trotzdem mit mir. Kannst du dich noch erinnern wie mich mein Vater bezeichnete? In der Nacht bevor du es vorgezogen hast einfach spurlos aus New York zu verschwinden und dich nie wieder zu melden? Er nannte mich eine Hure! Und weißt du was? Er hatte recht. Er hat mich zu einer Hure gemacht! Schau nicht so, Jess. Verträgst du die Wahrheit nicht? Ich wollte nach Harvard, die High School beenden. Ich wollte niemanden mehr zu Lasten fallen. Ich brauchte Geld. Was hätte ich denn tun sollen? Hätte es für mich denn eine andere Möglichkeit gegeben? Zu meiner Tante konnte ich nicht. Anita verdiente nicht gerade sehr viel, außerdem plante sie schon ihren Umzug. Ich wollte nicht, dass sie wegen mir später gehen musste. Dieser Job...schau nicht so, es war ein Job...hat mich noch mehr zerstört. Obwohl ich’s nur dreimal gemacht habe. Ich habe mich ein drittes mal versucht umzubringen. Es war mir alles zuviel. Meine Schwester war tot, wegen mir. Unterbrich mich jetzt nicht. Sie hat sich vollkommen alleine und verloren gefühlt. Aber ich konnte mich nur so selten bei ihr melden. Wenn es Vater mitbekommen hätte... ich weiß nicht was ihr noch furchtbares widerfahren ist. Ich hätte es verhindern müssen.

Carlos hat mich irgendwann dazu gebracht doch mit meiner verhassten Tante zu sprechen. Sie war so schockiert, dass sie nun das Studium zahlt und mir sogar ein Auto gekauft hat. Späte Schuldgefühle. Ich hätte es ablehnen sollen. Ich habe es für meine Schwester nicht getan. Sie hätte gewollt, dass ich nach Harvard gehe und ein neues Leben beginne. Und ich habe ein neues Leben begonnen.

Es ging mir echt gut, Jess! Bis du anriefst und die Erinnerungen an diese eisigen Nächte, das Baby, meinen Vater, meine Schwester, und die ganze andere verdammte Sch***** wieder hoch kam! So, jetzt weißt du es! Bist du nun zufrieden?! Hast du jetzt endlich deinen inneren Frieden?!“

„Mandy, ich wusste das alles nicht...erklär mir bitte..ich...Baby? Du...“

„Ich war schwanger, Jess! Mein Vater fand den Test und schickte mich aus der Wohnung nachdem er mich noch einmal verprügelt hatte! Ich habe das Kind verloren! Unser Kind, Jess! Ich war von dir schwanger!“
Sie sank zusammen und begann zu weinen.
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#25

51. Teil


„Hi, ich bin Amanda. Aber nenn mich Mandy.“
„Mandy, wirklich schön...“
„Findest du?“

„Sie ist etwas Besonderes, Jess. Spiel nicht mit ihr.“

„Es war ein unglaublicher Tag.“
„Er muss noch nicht zu Ende sein.“
„Für alles weitere wäre es wohl noch zu früh.“
„Es ist niemand hier. Wir können nach unseren eigenen Regeln handeln.“



Jess wollte sich aus seiner Starre lösen, die Erinnerungen abschütteln. Mandy schluchzte bitterlich. Er wünschte er hätte sie nie angerufen, sie nie aus ihrem neuen Leben heraus gerissen.

Jess setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. Sie versteifte sich kurz, ließ es aber schließlich zu. Tränen rannen über ihre Wangen.


„Auf unsere Freundschaft, Jess.“
„Wir werden immer Freunde sein.“
„Zumindest bis wir auf unterschiedliche Colleges gehen...“
„Nein, Mandy. Ich werde mein Leben lang für dich da sein.“

„Ich brauch dich jetzt. Ich halte es nicht mehr aus zuhause. Ich hasse ihn so sehr.“

„Du musst dich an die Fürsorge wenden.“
„Es interessiert sich niemand für uns Jess. Wenn mein Vater erführe, dass ich auch nur an so etwas denke, würde er mich umbringen.“

„Du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann.“
„Vergiss das bloß niemals.“

„Wir werden uns heute einfach nur ablenken und Spaß haben. Soweit wir Spaß haben können. Deshalb behandelt uns bitte endlich einmal wie ganz normale Mädchen aus einer ganz normalen Mittelschicht Familie.“



Jess strich sanft über ihren Rücken. Es schmerzte ihn sie so zu sehen.


„Du hast was getan? Hast du den Verstand verloren? Sarah ist...“
„Ich weiß was du von ihr hältst.“
„Sie ist Carlos Freundin!“
„Stell dich nur wieder auf seine Seite! Er schläft doch mit jeder und du würdest...“
„Sei jetzt besser still bevor du etwas sagst was du später bereuen könntest!“



Jess strich sanft über Mandys Kopf. Er wusste, dass er etwas sagen musste. Aber über seine Lippen kam kein einziger Ton.


„Ein dummer Streit.“
„In der Tat.“
„Es tut mir leid.“
„Wir hatten alle einen harten Tag.“

„Mandy, es tut mir leid!“
„Das muss es nicht. Es war...wundervoll. Unsere Gefühle sind einfach mit uns durchgegangen.“
„Es war nicht richtig.“
„Vielleicht war es einfach Schicksal. Jess, ich liebe dich. Ich wollte dir das schon lange sagen, aber der Zeitpunkt hat einfach nie gepasst. Ich weiß auch nicht ob er es jetzt tut, aber ich musste es dir endlich sagen.“



Jess kniff die Augen zusammen.


„Wo warst du, Jess?“
„Nirgendwo.“
„Deine aufmüpfige Art reicht mir allmählich, mein Lieber. Du treibst dich nächtelang irgendwo herum, das alles wird jetzt ein Ende haben!“

„Hi, ich bin Rory.“
„Dachte ich mir schon.“



Schicksal... Stars Hollow, Luke und vorallem Rory waren sein Schicksal. Er war hier zum ersten mal wirklich glücklich gewesen. Für Mandy kam nach seinem Umzug die schlimmste Zeit ihres Lebens. Konnte das Glück des einen die Hölle des anderen sein?

Wenn ich nicht gegangen wäre, hätte Mandy das alles niemals durch machen müssen. Ich hätte sie geheiratet, wir hätten uns Jobs und eine Wohnung gesucht. Aber ich hätte Rory niemals kennen gelernt...

Jess Augen begannen zu tränen, er dachte an die furchtbaren Dinge, die Mandy durch gemacht hatte.

„Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“
Mandy atmete tief durch und richtete sich auf.

„Ich hätte niemals gehen dürfen, Mandy.“
„Was hättest du denn tun wollen? Meinen Vater umbringen? Mich heiraten? Und Sue? Wäre sie in ein Heim gekommen und hättest du sie dann adoptiert wenn du 18 geworden wärst?“
„Ich habe mich so schäbig verhalten.“ Jess konnte ihr nicht in die Augen sehen.
„Ja, das hast du. Weil du umgezogen bist ohne dich zu verabschieden und nie angerufen hast. Ich hätte dich gebraucht, Jess. Ich habe mich so alleine gefühlt. Aber ich musste immer stark sein. Für meine Schwester. Und dann hat er es raus gefunden und mich rausgeworfen...“ Sie begann erneut zu weinen.

„...das Baby. Es überlebte nicht. Er tötete es! Er schlug erst auf mich ein und dann musste ich in die eisige Nacht hinaus. Ich wusste es bevor der Arzt mein Zimmer betrat. Trotzdem stand ich unter Schock als man es mir sagte. Miss Wood, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Sie ihr Kind verloren haben. Diese Schmerzen, Jess. Seelisch und körperlich.“

Jess starrte auf das Wasser. Er wusste nicht was er sagen sollte. Mandys Schicksal machte ihn fertig.

„Danach folgten die schlimmsten Jahre meines Lebens. Ich wünschte, ich wäre damals in der Kälte gestorben.“
„Hör auf solche Dinge zu sagen!“
„Ich will das kurze Leben zurück, dass ich hatte. Aber das ist unmöglich.“
Mandy erhob sich langsam. Ihre Beine zitterten.

„Wo willst du hin?“ Jess wollte nicht, dass sie ging.
„Ich werde fahren, Jess. Du weißt nun was passiert ist. Das wolltest du doch.“
„Bitte gehe noch nicht.“Er wusste, dass er mit ihr reden musste. Genauso war ihm aber bewusst, dass er zu sehr unter Schock stand um mit ihr zu reden.

Mandy sah ihn kurz an, ging aber schließlich an ihm vorbei.
Jess wollte sie aufhalten, mit ihr reden. Er konnte sich jedoch nicht bewegen. Es war als wäre sein Körper festgewachsen.
Jess sah ihr nach bis sie am Horizont verschwunden war. Er stützte seinen Kopf in die Hände und atmete tief durch.


Rory trank ihren Kaffee und atmete tief durch. Ihre Großeltern blickten sie erwartungsvoll an.
„Es ist wegen gestern...“ begann Rory langsam.
Emily seufzte und tauschte einen Blick mit Richard.
„Du hast Mum sehr weh getan.“
„Rory, das ist eine Sache zwischen deiner Mutter und mir. Wenn du nur deshalb her gekommen bist, muss ich dich leider bitten wieder zu gehen.“
Rory blickte ihre Großmutter fassungslos an.
„Grandma, das betrifft uns alle. Luke hat einen sehr wichtigen Stellenwert in unser beider Leben – dem meiner Mum und meinem. Er war immer für mich da. Wie ein Vater. Warum kannst du ihn nicht akzeptieren? Mum ist so glücklich mit ihm! Wieso gönnst du ihr das nicht?“
„Rory, es gibt Dinge, die wirst du erst verstehen wenn du älter bist...“
Rory erhob sich. „Ich verstehe jetzt schon.“ Sie verabschiedete sich von Richard und verließ das Haus.
Richard sah seine Frau kopfschüttelnd an.
Emily trank einen Schluck Kaffee. Ihre Hand zitterte, wodurch ihr die Tasse beinahe runter gefallen wäre.


„Morgen ist mein Lerntag.“ Erklärte Paris. Sie standen am Gang vor der Wohnungstür.
„Steht ganz genau in deinem...unserem Buch. Ich ruf dich an, okay?“ Carlos küsste sie.
Paris lächelte leicht. „Fahr vorsichtig. Gute Nacht.“
Er streichelte ihr sanft über die Wange. „Schlaf gut.“
„Ich freue mich auf das nächste Wochenende.“ Sagte sie leise.
Er drückte sie sanft gegen die Tür und küsste sie stürmisch.
„Du anscheinend auch.“ Sie lächelte.
„Wir können uns auch schon früher sehen.“
„Vielleicht. Ich muss...“
„Lernen.“
„Genau.“ Sie blickte ihm tief in die Augen.
„Dann solltest du ausgeschlafen sein. Ich werde jetzt gehen.“
Sie nickte leicht und öffnete die Wohnungstür. „Vielleicht ergibt sich ja die eine oder andere Lernpause...“ Sie schenkte ihm noch ein leichtes Lächeln bevor sie die Tür schloss.

Er grinste und machte sich auf den Weg zum Ausgang des Wohnheimes.
„Was sollte das?“ Tristan lehnte wütend an der Tür.
Carlos seufzte. „Hör mal, ich bin größer und stärker als du. Du solltest mir besser freiwillig Platz machen.“
„Was sollte das mit Paris?“
„War das nicht offensichtlich? Beobachtest du immer andere Paare? Hast du kein eigenes Intimleben?“
„Lass sie in Ruhe!“
„Hör mal...Tristan, richtig? Ich habe keine Zeit für diese kindische Sch*****, die du da abziehst. Wenn du willst, treffen wir uns mal die nächsten Tage und diskutieren das ausführlich, aber nicht jetzt.“
„Warum denn so eilig? Hast du noch eine andere zu der du fährst?“
„Entweder du rührst dich jetzt sofort von der Stelle oder ich muss dir dabei behilflich sein.“
Tristan machte ihm Platz und blickte ihm wütend nach.


Rory blieb vor dem Diner stehen. Sie brauchte dringend Kaffee bevor sie zu ihrer Mutter fahren konnte.
„Hey, ich weiß, ihr hättet schon geschlossen, aber ich brauche ganz dringend Kaffee!“
Luke nickte nur kurz und reichte ihr eine Tasse.
Kein Spruch über die Ähnlichkeit mit Mum? „Alles in Ordnung, Luke?“
Luke holte tief Luft. „Jess ist weg.“
Rory erstarrte. „Was...wieso...wann?“
„Da war eine junge Frau. Sie gingen irgendwohin um zu reden. Er kam vor einer halben Stunde zurück, holte seinen Rucksack, murmelte irgendetwas von wegen er müsse ein paar Tage weg und verschwand.“
Rory schüttelte ungläubig den Kopf.
„Bevor ich ihn zur Rede stellen konnte, saß er schon in seinem Auto.“
Rory stellte die Tasse ab und verließ das Diner wie im Trance. Er ist wieder gegangen.

Ihr Herz drohte zu zerspringen. Sie parkte das Auto vor dem Haus und stieg langsam aus. Sie hatte zweimal veruscht ihn anzurufen, sein Handy war jedoch ausgeschalten.

Warum hat er das getan? Warum nur?
Sie suchte nach ihrem Hausschlüssel. Ihre Finger zitterten. Plötzlich erblickte sie ein Kuvert, das vor der Tür lag. Der Schlüssel rutschte ihr aus der Hand. Sie ignorierte ihn und ergriff zitternd das Kuvert. Rory. Sie erkannte Jess Handschrift.

Rory setzte sich auf die Stufen und öffnete es langsam. Ihr Magen krampfte sich zusammen als sie das Blatt Papier aus dem Kuvert zog. Es war zweimal zusammengelegt worden. Sie faltete es langsam auseinander.
#26

52. Teil


Es war eine laue Nacht, ein zarter Wind wehte. Der Himmel war ganz klar, man konnte die Sterne in schönster Pracht strahlen sehen.

Rory fröstelte. Wie spät es wohl sein mochte? Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren.

Wusste nicht wie lange sie schon auf den Stufen saß. Ob Minuten, ob Stunden – es machte keinerlei Unterschied.

Ihre Hände zitterten als sie den Brief erneut auseinander faltete und zu lesen begann.

Sie wusste nicht mehr wie oft sie ihn schon gelesen hatte.

Der Text blieb derselbe,wie oft sie ihn auch las. Dennoch tat sie es wieder und wieder, in der Hoffnung zu verstehen.


Liebe Rory,


Jess hatte schnell geschrieben. Er musste es sehr eilig gehabt haben. Nur wohin musste er so eilig? Wer war diese junge Frau, von der Luke gesprochen hatte? War er bei ihr?


Es tut mir leid, dass wir uns heute nicht mehr sehen werden.


Rory sah kurz hoch, weil sie glaubte ein Geräusch gehört zu haben.


Aber ich muss für ein paar Tage weg von hier.


Rory runzelte die Stirn. Sie stellte sich immer wieder dieselben Fragen.
Wohin war er gefahren? Warum hatte er es so eilig gehabt? Warum hat er sie nicht einfach angerufen? Wie lange wird er bleiben? Wird er überhaupt wieder kommen?


Ich liebe dich

Jess



Was war nur passiert, dass ihn zu einem so schnellen Aufbruch bewegte?

Rory strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie las den Brief ein weiteres Mal.

Rory tastete nach ihrer Tasche und zog das Handy heraus. Vielleicht hatte sie es unabsichtlich auf lautlos gestellt oder abgeschalten. Ihre kleine Hoffnung wurde mit einem kurzen Blick auf das Display zerstört.

Sie wählte Jess Nummer, immer und immer wieder, aber sie kam jedes Mal auf seinen Anrufbeantworter.

Unfähig etwas darauf zu sprechen, legte sie wieder auf.

Ihr Herz schmerzte. Er hatte sie alleine gelassen, nur diese kurzen Zeilen hinterlassen.

Ich liebe dich. Rory fixierte diese drei Wörter immer wieder. Sie waren wie ein Rettungsanker

Vielleicht gab es ja einen Grund und er würde bald anrufen um ihr alles zu erklären. Sie redete sich diesen Satz immer und immer wieder ein.

Rorys Blick fiel auf ihre Uhr am Handydisplay. Es war zehn Uhr. Ihre Mutter machte sich gewiss schon Sorgen.

Sie musste zu ihr gehen. Der versprochene Videoabend. Ihre Mutter war endlich wieder einigermaßen gut gelaunt. Sie konnte ihr weder von dem Besuch bei Emily noch von Jess’ plötzlichem Verschwinden erzählen. Letzteres vor allem weil Lorelai doch nun endlich begonnen hatte ihm eine Chance zu geben.

Rory atmete tief durch. Sie wollte, dass ihre Mutter einen schönen Abend haben würde.

Sie musste versuchen fröhlich zu sein. Glücklich, obwohl es einer der durch und durch furchtbarsten Abende ihres Lebens gewesen war.

Lorelai durfte ihr nichts anmerken. Doch wie spielt man dem Menschen, der einen am besten kennt etwas vor?



Sie blickte sich ein letztes Mal in den Spiegel und war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.
Ein Blick auf Uhr sagte ihr, dass es nun an der Zeit war zu gehen.
Sie nahm ihre Tasche und verließ das Gebäude. Es war dunkel und nicht ungefährlich in dieser Gegend. Doch die Gedanken an die bevorstehenden Stunden machten sie zu aufgeregt um an mögliche Gefahren zu denken.



Er sah seufzend aus dem Fenster. Es war ein Fehler gewesen. Er hätte es niemals zu lassen dürfen, dass sie aus seinem Leben verschwand. Regen prasselte an die Scheiben. Sie gehörte zu ihm, er zu ihr. Er wollte nichts mehr als sie zurück zu haben. Seine Finger glitten über ihr Foto.



Sie läutete an der Klingel neben dem schon schwer entzifferbaren Schild. Die Zeit bis man ihr öffnete, kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Sie hatte das Gebäude nie wieder betreten wollen. Langsam ging sie die Stufen empor. Ihre Beine zitterten. Es war die einzige Möglichkeit. Es gab niemanden mit dem sie sonst darüber reden konnte. Sie war sofort nach dem Gespräch her gefahren.
Die alte Dame umarmte sie und forderte sie auf hereinzukommen.



Er strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht und küsste sie.
Sie hatten den ganzen Abend gemeinsam verbracht. Er spürte, dass sie nicht gehen wollte.
Es war falsch. Er liebte eine andere. Er musste sie auffordern zu gehen. Doch ehe er reagieren konnte, hatte sie ihn aufs Bett gezogen.



Laura kletterte vorsichtig aus ihrem Zimmerfenster. Sie durfte keinen Lärm machen, das wäre zu riskant. Beinahe lautlos lief sie die Straße hinunter. Es waren nur zwei Minuten bis zu dem Pub. Sie würde zwei Stunden bleiben. Exakt 120 Minuten. Dann würde der Film beinahe aus sein. Sie musste zurück sein bevor ihre Eltern ihre Zimmertür öffnen würden um einen glückseligen Blick auf den Stolz der Familie zu werfen.



Rory stand langsam auf. Es war kurz nach zehn. Ihre Mutter erwartete sie seit über einer Stunde. Der Schlüssel lag immer noch am Boden. Sie hob ihn auf und sperrte langsam auf.


Lorelai war vor dem Fernseher eingeschlafen. Sie erwachte als Rory den Raum betrat.
„Wie lange habe ich geschlafen?“
„Um ehrlich zu sein, ich bin erst gerade gekommen. Ich...ich wurde aufgehalten. Es tut mir leid! Das nächste mal rufe ich an, versprochen.“ Rory setzte sich zu ihrer Mutter.
„Wer hat dich denn aufgehalten? Warst du noch bei Jess?“
Rory schloss die Augen und atmete tief durch.
Lorelai sah sie besorgt an. „Rory?“ Sie nahm sie in die Arme. “Was ist denn los, mein Schatz?”
Rory konnte es nicht länger zurück halten. Tränen rannen über ihre Wangen.



Jess betrat das kleine, verrauchte Pub. Er musste auf andere Gedanken kommen. Schuldgefühle plagten ihn. Gegenüber Mandy und gegenüber Rory, die sich bestimmt große Sorgen machte. Aber er konnte nicht mit ihr reden. Noch nicht. Er wusste nicht wie er ihr das sagen sollte. Genauso wenig wusste er wie es nun weiter gehen würde. Er hätte beinahe einen Unfall gehabt, war dem Auto gerade noch rechtzeitig ausgewichen.
Er setzte sich an die Bar.

Jess orderte einen Whiskey. Er brauchte nun etwas Starkes. Heute Nacht würde er einen Platz zum Schlafen brauchen, aber darüber beschloss er später nachzudenken. Wie unwichtig schien es im Moment zu schlafen.

Jess’ Kehle brannte. Er hasste Whiskey. Aber er ließ ihn vergessen. Zumindest für eine kurze Zeitspanne. Er bestellte ein sechstes Glas.

„Jess Mariano?“

Er blickte das hübsche Mädchen verwundert an.

Laura lächelte und setzte sich neben ihn. „Wie geht es dir?“

Er antwortete nicht.

„Erkennst du mich denn nicht?“ Sie sah ihn gespielt strafend an.

Jess musterte sie.

„Laura.“ sagte sie.

Jess sah sie fragend an, plötzlich weiteten sich seine Augen.

„Laura Cortez?“

Sie nickte lächelnd.

„Spendierst du mir einen Drink?“

„Wie bitte?“

„Du hast mir damals versprochen, dass wir ausgehen würden wenn ich 16 bin. Aber das hast du bestimmt auch schon vergessen. Übernächste Woche habe ich endlich Geburtstag. Also,
ich denke es wäre angebracht mich einzuladen.“

„Von mir aus, bestell dir etwas.“ Er orderte ein weiteres Glas für sich.

„Alles in Ordnung?“ Sie sah ihn fragend an.

Jess antwortete nicht. Er blickte schweigend auf sein Glas, schob es schließlich dem Barkeeper zu, der sofort nachschenkte.

Laura beobachtete ihn kritisch.

„Brauchst du Hilfe?“

Er leerte das Glas und orderte ein weiteres.

„Nein.“ Lallte er.

„Du fährst heute nicht mehr mit dem Auto, hoffe ich.“

„Musst du nicht schon zuhause sein?“ Jess war genervt. Sein Kopf rumorte.

Laura warf einen Blick auf ihre Uhr und erkannte, dass es Zeit war zu gehen.

„Jess, gib mir deinen Schlüssel!“

„Willst du mein Auto klauen? Glaubst du wirklich ich gebe ausgerechnet dir meinen Schlüssel?"

Laura verdrehte die Augen. „Du bist echt unausstehlich wenn du getrunken hast.“

„Dann labere mich nicht voll.“

„Schwöre, dass du nicht mehr fährst!“

„Verschwinde, du nervst.“

„Jess, versprich mir im Auto zu schlafen und nicht mehr zu fahren!“

„Von mir aus.“

„Schwöre es!“

Jess stand genervt auf und wankte zur Tür. Alles drehte sich.

Laura bezahlte seine Rechnung und folgte ihm.

Jess ließ sich auf die Stufen vor dem Pub fallen. Er konnte keinen Schritt mehr gehen. Sein Körper sehnte sich nach Schlaf. Das letzte an was er sich erinnern konnte war Lauras Hand auf seiner Schulter.


53. Teil


Der Mond warf ein sanftes Licht auf sie. Er bewunderte ihre Schönheit.
Sie sah ihm in die Augen. Es erfüllte sie mit einem befriedigenden Gefühl in ihnen zu lesen. Er wollte sie. Sie benützte ihn. Er benützte sie. Doch sie würde den größeren Gewinn erzielen.



Der Regen hatte noch immer nicht aufgehört. Es regnete bereits seit Stunden. Er saß auf seinem Bett, das Foto noch immer in der Hand haltend. Er konnte seinen Blick nicht von der Frau auf dem Bild abwenden. Er vermisste sie so sehr.



Lorelai streichelte ihrer Tochter sanft über den Kopf. Rorys Augen waren rot und geschwollen. Sie wollte nicht mehr weinen, konnte es nicht mehr. Der Schmerz drohte sie zu erdrücken. Sie hatte ihr alles erzählt.

Lorelai hatte sie in die Arme genommen. So saßen sie seit beinahe zwei Stunden. Lorelai war wütend. Sie wollte Emily und Jess am liebsten mit der nächsten Rakete zum Mond befördern. Wie konnten diese beiden Menschen es nur wagen ihrer geliebten Tochter so weh zu tun?

„War sie hübsch, Mum? Du hast sie doch gesehen? War sie wenigstens hübsch?“ Rory schluchzte. Ich liebe dich. War das ernst gemeint gewesen? Wo sollte er sonst sein wenn nicht bei ihr? Rory schüttelte sich kurz. Sie wollte diese Gedanken loswerden.

„Mein armes Baby.“ Lorelai küsste sie auf die Stirn.
„Vielleicht sollte ich noch einmal versuchen ihn anzurufen?“
„Nein, Schatz. Er muss sich melden.“
„Wird er das? Wird er sich melden, Mum?“ Rory schluchzte.



Elsa strich Mandy sanft über die Wange. Sie war wie eine Enkeltochter für sie.
Die alte Dame hatte sich immer sehr über ihre Besuche und die Briefe aus Harvard gefreut.
Mandys Augen begannen wieder zu tränen. „Ich hätte niemals zu ihm fahren dürfen.“

Elsa dachte an Jess’ Besuch. Sie hatte in ihrem Leben erst dreimal absichtlich gelogen. Vor vielen Jahren bezüglich ihrem Alter; vor sechs Jahren bezüglich dem mysteriösen Verschwinden einer Obstschale, die ihr in Wirklichkeit runter gefallen war. Sie stritt außerdem ihr immer schwächer werdendes Gedächtnis ab, was sie selbst allerdings niemals als lügen bezeichnet hätte. Das dritte Mal hatte sie Jess belogen, um Mandy zu schützen – und auch ihn. Stundenlang hatte sie darüber nachgedacht ob es richtig gewesen war.

„Amanda, ich glaub es war richtig, dass du zu ihm gefahren bist. Man kann die Vergangenheit nicht verdrängen. Man muss sie verarbeiten. Habt ihr euch denn richtig ausgesprochen?“
„Ich weiß es nicht. Nein. Er hat kaum etwas gesagt.“
Elsa nickte und schob ihre Brille zu recht. Es war einer dieser Momente wo sie beinahe etwas Weises ausstrahlte. „Ihr müsst miteinander reden. Nur so könnt ihr euer Leben wieder in den Griff bekommen.“
„Es wird niemals wieder so sein wie es war.“
„Nein, mein Schatz. Niemals.“

Mandy nickte. „Ich glaube, ich werde dann fahren.“
„Hasse ihn nicht dafür, Amanda. Er weiß es nicht und hat sich deshalb nichts dabei gedacht. Er liebt dich und wird dies immer tun.“
Es war einer dieser Momente, der einen unangenehmen Schauer auf Mandys Rücken auslöste.
Elsa schien oft genau zu wissen woran sie dachte.

„Ich könnte ihn niemals hassen.“
Elsa seufzte. „Ich weiß. Er kennt nur einen Teil der Geschichte. Belasse es dabei.“
Mandy nickte.
„Versprich mir etwas, mein Kind.“
„Natürlich, Elsa…ich meine, sag mir zuerst was.“
Elsa lächelte. „Du hast dazu gelernt. Du wirst nach Harvard fahren.“
Mandy biss sich auf die Unterlippe.
„Amanda, das ist keine Bitte. Du wirst wegen eines Rückschlages nicht alles wegwerfen, hörst du?“
Mandy atmete tief durch und schloss die Augen. Tränen rannen über ihre Wangen.



Laura saß auf den kalten Stiegen vor dem Pub. Sie fror. Jess Kopf lag auf ihrem Schoß.

Plötzlich hielt ein Auto mit Vollbremsung vor ihnen. Jess erwachte. Er öffnete leicht die Augen. „Jess! Du warst völlig weg getreten.“ Sie half ihm sich aufzusetzen.

„Was hast du jetzt schon wieder angestellt? Ich habe um diese Uhrzeit Besseres zu tun!“ Plötzlich erblickte Carlos Jess. Er seufzte genervt.

„Danke, dass du gekommen bist. Er hat sich total betrunken. Er wollte mir den Schlüssel nicht geben. Dann ist er raus, ich zahlte seine Rechnung! Fast fünzig Dollar! Dann sank er auf diese Stufen. Ich wollte ihn stützen und wieder aufhelfen, aber…“

„Vergiss nicht Luft zuholen. Was hattest du in diesem Pub verloren?“

„Das ist doch jetzt völlig nebensächlich! Was machen wir denn jetzt?“ Laura blickte Carlos verzweifelt an.

„Mir ist schlecht.“ Murmelte Jess.

Laura sah ihn besorgt an.

„Kein Wunder. Für fünfzig Dollar kann man hier nicht gerade wenig trinken.“

„Er braucht Hilfe und nicht deine Weisheiten!“

Carlos seufzte und half Jess auf.

„Ich glaube, ich muss…“ Jess übergab sich.

„So stellt man sich das Ende eines vollkommenen Tages vor.“ Meinte Carlos sarkastisch.

„Und jetzt gibst du mir den Schlüssel.“ Befahl Laura.

„Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher.“ Carlos grinste.

„Wozu? Es geht mir wieder bestens.“

„Du darfst nicht mehr fahren. Sei bitte vernünftig!“

„Weißt du was, Kleine? Leiste mir doch auf der Rückbank Gesellschaft, dann kannst du besser auf mich aufpassen.“


Laura tauschte einen Blick mit Carlos. Dieser grinste. „Und willst du ihm noch immer helfen?“

„Warum müsst ihr immer so widerlich werden wenn ihr betrunken seid? Ist das ein Naturgesetz?“

„Erwartest du jetzt eine Antwort?“


„Er muss bei dir schlafen!“

„Wie bitte?“ Carlos sah sie ungläubig an.

„Wo denn sonst? Soll ich bei meinen Eltern anläuten und sagen ‚Hey, ich hab einen alten Bekannten in diesem schäbigen Pub in unserer Straße getroffen. Er hat sich völlig betrunken und wird deshalb bei uns schlafen.’?“

„Tante Consuela wäre begeistert.“

„Bitte Carlos!“ Sie sah ihn flehend an.

„Du bist mir was schuldig.“

„Alles was du willst.“

„Darauf komme ich noch zurück.“



Rory erwachte durch ein lautes Hupen. Sie war gegen drei Uhr endlich eingeschlafen.

Verschlafen setzte sie sich auf. Ihr Rücken schmerzte. Plötzlich kamen die Erinnerungen an den letzten Abend. Der Druck auf ihrem Herzen verstärkte sich. Sie tastete nach ihrem Handy, das auf dem Nachttisch lag und schaltete es ein.

Vielleicht hat er sich gemeldet. Sie hielt sich an dieser kleinen Hoffnung fest. Langsam tippte sie ihren Pin Code ein. In wenigen Sekunden würde sie es wissen. Ihre Augen ruhten auf dem Display. Sie kontrollierte den Kurzmitteilungen Eingang und hörte ihren Anrufbeantworter ab. Er hatte sich nicht gemeldet.

Sie holte tief Luft. Ich werde nicht wieder weinen. Ich bin eine unabhängige, starke Frau. Kein Mädchen, das ihre Tagesstimmung von den Launen ihres Freundes abhängig macht. Sie
beschloss nicht mehr daran zu denken und das Beste aus ihrem letzten Wochenendtag zu machen.

Sie weckte ihre Mutter. „Ich bin hungrig, lass uns zu Luke gehen!“

Lorelai sah sie verwundert an, stimmte aber schließlich zu. Sie machte sich große Sorgen um Rory.



Er hatte die ganze Nacht wach gelegen und nachgedacht. Über ihre gemeinsame Vergangenheit. Er wollte man könnte die Zeit zurück drehen. Er musste handeln, durfte sie nicht so einfach aufgeben.



Jess öffnete seine Augen. Sein Kopf rumorte. Er setzte sich langsam auf. Seine Augen wanderten verwirrt durch den kleinen Raum. Er wusste weder wo er war noch wie er hier her gekommen war.

Carlos saß im Wohnzimmer und las die New York Times, als Jess den Raum betrat.
„Was mache ich hier?“
Carlos sah nicht auf. „Du hast hier übernachtet.“
„Warum?“
„Weil meine Cousine ein sehr ausgeprägtes Helfersyndrom hat.“
Jess setzte sich neben ihn. „Welche Cousine?“
„Laura. Welche Cousine von mir wohnt denn noch in New York?“
„Laura…ich kann mich nicht erinnern sie getroffen zu haben…“ Jess dachte angestrengt nach. „Doch da war jemand…ich weiß nur mehr Bruchstücke…“

„Du schuldest ihr übrigens fünfzig Dollar. Warum betrinkst du dich um fünfzig Dollar? Gibt dir dein Onkel soviel Taschengeld? Oder hast du irgendeinen tollen Nebenjob wo du das große Geld machst? Dann wolltest du noch Auto fahren…“
„Könntest du leiser reden, ich habe Kopfschmerzen.“ Jess fuhr sich durch die Haare. Mandy, Rory. Die Ereignisse des Vortages liefen wie ein Film vor seinen Augen ab.



Mandy hatte schließlich doch bei Elsa übernachtet. Vormittags machte sie sich auf den Weg zu ihrem Auto. Sie hasste es diese Straße hinunter zu gehen. Furchtbare Erinnerungen kamen hoch. Sie versuchte diese abzuschütteln, was ihr jedoch nicht gelang.

Mandy beschloss einen Umweg durch kleine Seitengassen zu gehen. An einer Ecke sah sie ein Mädchen, das bettelte. Sie gab ihr etwas Geld.

Mandy ging langsam weiter. Sie war diesen Weg früher oft gegangen. Ihr Blick fiel auf ein großes Schild, das vor einer Glastür hing. Zu verkaufen. Sie sah durch die schmutzigen Fenster. Früher war hier ein Eiscafe’ gewesen. Das Eis war billig gewesen und hatte auch dementsprechend geschmeckt, trotzdem waren sie oft hier gewesen. Jess hatte sie in diesem Cafe’ das erste Mal geküsst. Er war es auch mit dem sie das letzte Mal hier gewesen war. Am Tag bevor sie von ihm schwanger geworden war.

„Hey, das Cafe’ gibt es nicht mehr.“
Mandy drehte sich um. Samantha lächelte sie an.
„Was machst du denn hier? Studierst du nicht an so einer noblen Uni? Princeton, Yale?“
„Harvard.“ Antwortete Mandy kühl.
„Ist doch alles dasselbe.“
„Für dich schon.“
„Du bist sehr gut drauf heute. Was machst du in New York? Du willst wohl kaum diesen Laden kaufen.“
„Wohl kaum. Ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Auto.“
„Ach ja, deine Tante hat dir ja dieses tolle Auto geschenkt, damit du dich von uns abhebst.“
Mandy verdrehte genervt die Augen.

„Hast du es extra weit weg geparkt damit es nicht gestohlen wird?“
„Sagt dir das Wort Parkverbot etwas?“
„Du willst zu ihm, habe ich recht?“ Samantha lächelte triumphierend.
Mandy ging weiter, doch sie folgte ihr.

„Akzeptier es endlich, Süße. Er will nichts von dir. Rein gar nichts. Er hat doch nur aus Mitleid noch Kontakt zu dir.“
Mandy funkelte sie wütend an. „Er hat eine wirklich liebe Freundin, vielleicht solltest DU das endlich akzeptieren!“
„Tatsächlich? Von ihr hat er letzte Nacht kein Wort erwähnt.“



Laura rannte den ganzen Weg von der U-Bahn Station zu Carlos’ Wohnung.
Plötzlich stieß sie mit einer jungen Frau zusammen und stürzte beinahe.

„Entschuldige.“ Sarah half ihr auf.
„Sarah?“ Laura umarmte sie. Sie hatten sich schon sehr lange nicht mehr gesehen.
„Wie geht es dir denn? Du wirst immer hübscher.“ Sarah lächelte.
„Danke, gut und dir?“
„Sehr gut. Ich studiere jetzt.“
„Wow, das ist toll.“ Laura strahlte. Sie wollte auch in drei Jahren studieren.

„Du hattest es so eilig. Wohin gehst du denn?“
Lauras Miene veränderte sich. „Zu Carlos. Jess ging es letzte Nacht sehr schlecht, deshalb hat er bei ihm übernachtet. Er hatte sich betrunken. Ich hoffe es geht ihm heute wieder besser.“
Sarah sah sie besorgt an. „Das hoffe ich auch. Warum hat er sich denn betrunken?“
„Ich weiß es nicht.“

„Weißt du Laura, ich finde es schade, dass wir uns aus den Augen verloren haben. Treffen wir uns doch hin und wieder und telefonieren wir.“ Sie reichte ihr eine Visitenkarte.
„Das wäre schön.“ Laura lächelte. Sarah war immer nett zu ihr gewesen. Sie hatte sie zwar nie sehr gut gekannt, sie aber für ihr selbstbewusstes Auftreten und ihr Aussehen bewundert.

„Ich freue mich schon.“
„Ich mich auch. Ich wollte schon immer deine Freundin sein.“
„Du solltest dann zu Jess gehen. Ruf mich mal an wenn du Zeit hast!"
„Mach ich.“ Laura lächelte und ging weiter.
Sarah sah ihr lächelnd nach.



Lorelai trank ihren Cafe’ aus.
„Die Pancakes waren echt klasse.“ Lobte Rory. Sie versuchte fröhlich zu klingen.
„Ja, Luke hat sich wieder echt Mühe gegeben.“ Lorelai blickte lächelnd auf ihren Freund, der gerade einem Mann, der an der Bar saß, Kaffee nachschenkte.
„Mum, ich glaube ich werde dann nach New Haven fahren.“
„Bist du dir sicher?“
Rory nickte. Das Lernen würde sie am Besten ablenken. Hoffte sie zumindest.

„Ich komme gleich.“ Rory stand auf und verließ das Diner.

Sie hatte sich vorgenommen es nicht zu tun. Aber sie konnte nicht länger warten. Zitternd wählte sie Jess’ Nummer. Das Herz blieb ihr fast stehen als sie realisierte, dass er das Handy eingeschaltet hatte.
#27

54. Teil


Rorys Herz raste. Ihr Puls schien mit jedem Läuten schneller zu werden. Einerseits wollte sie, dass er abhob, andererseits hatte sie Angst zu hören was er ihr möglicherweise zu sagen hatte – das Verlangen wieder aufzulegen wurde größer, sie gab ihm jedoch nicht nach.


Laura hielt gerade eine Rede über die möglichen Gefahren bei Trunkenheit, der Carlos belustigt und Jess gar nicht lauschte. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Rory. Er hatte sie nie wieder verletzen wollen.

Plötzlich wurde Laura durch ein lautes Klingeln unterbrochen.
Jess sah verwundert auf. Er konnte sich nicht erinnern sein Handy eingeschaltet zu haben.
Laura seufzte genervt, holte es aus seiner Jacke, die bei der Garderobe hing, und reichte es ihm.
Jess nickte kurz. Seine Augen starrten auf das Display. Rory, seine Rory, die sich wahrscheinlich schon große Sorgen machte. Er seufzte. Er wusste, dass er abheben musste.
Aber was sollte er ihr sagen? Er war zu durcheinander und sein Kopf schmerzte zu sehr um einen klaren Gedanken zu fassen. Das Klingeln hörte auf.


Rory legte traurig auf. Sie war nahe dran gewesen ihm etwas auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Langsam ging sie zurück ins Diner um sich von Lorelai und Luke zu verabschieden.


„Was sollte das denn?“ Laura blickte Jess fragend an, sah dann zu Carlos.
Jess antwortete nicht und schaltete sein Handy aus. Er wollte nicht angerufen werden. Er wollte eigentlich nur alleine sein.

„Hey, ich erwarte eine Antwort!“ Laura verschränkte die Arme und blickte ihn erwartungsvoll an.
„Du wirst immer mehr wie deine Mutter...“
„Halt die Klappe, Carlos. Tu der Menschheit einen Gefallen und sei zehn Minuten still!“
Carlos sah noch immer seine Tante vor sich und verkniff sich ein Lachen. Er schlug die Times wieder auf und begann weiter zu lesen.

Laura warf ihm einen letzten genervten Blick zu, sah dann wieder Jess durchdringend an.
„Also, ich warte, Jess.“
Jess seufzte. „Ist es dir schon einmal in denn Sinn gekommen, dass es dich vielleicht nichts angehen könnte?“ fragte er kühl.
„So behandelt man keine Menschen! Man hebt ab wenn man angerufen wird!“
„Ich nicht.“ Meinte Jess, worauf sie noch wütender wurde.
„Krieg dich wieder ein Laura, er hatte bestimmt seine Gründe.“
„Ich sagte zehn Minuten! Ich bin enttäuscht von dir, Jess.“
„Ich glaube, ich kann damit leben, dass eine Klosterschülerin enttäuscht von mir ist.“
Carlos warf ihm einen Blick zu. „Das hättest du nicht sagen sollen.“ Er grinste.
Laura atmete tief durch. „Das ist keine Klosterschule!“ fuhr sie Jess wütend an.
„Das Kätzchen zeigt Krallen.“ Meinte Jess.

Carlos schlug die Zeitung zu und beobachtete die beiden amüsiert.
„Jess, du bist furchtbar! Du solltest mir lieber dankbar sein! Das ist übrigens eine katholische Privatschule! Und ich führe ein sehr aufregendes Leben! Sei jemand anders gegenüber spöttisch, nicht mir! Und du, Carlos, brauchst am wenigsten amüsiert zu sein! Das ist keine Theatervorstellung!“
„Nicht? Entschuldige, es machte den Eindruck. Sei etwas leiser, Cousinchen. Ich hab schon öfters Ärger mit den Nachbar gehabt.“
„Dann sollten deine Freundinnen leiser sein!“
Carlos sah sie belustigt an.
„Ihr seid unmöglich! Ich gehe jetzt! Wir sehen uns übernächste Woche. Ach ja, für diese Aktion hier will ich ein größeres Geschenk!“ Laura machte sich wütend auf den Weg.
„Zu spät.“ Rief Carlos ihr nach.
„Du kannst mich mal! Adios.“ Sie knallte die Wohnungstür zu.


Carlos widmete sich wieder grinsend einer Reportage.
„Ich werde dann mal wieder gehen. Ähm... wo steht mein Auto?“
„Du weißt echt nichts mehr...“ Er beschrieb ihm den schnellsten Weg. „Aber warte noch ein wenig. Laura fährt auch so und ich denke ein Treffen mit ihr im dunklen U-Bahn Schacht könnte jetzt nicht ungefährlich sein.“
„Danke für die Warnung.“
„Hast du dich bei Mandy gemeldet?“
„Was?“
„Ich hab dir ihre Nummer gegeben. Schon vergessen?“
Jess nickte leicht.
„Du willst sicher schon Auto fahren?“
„Ja.“
„Rory rief dich an, hab ich Recht?“
„Wird das ein Kreuzverhör?“
„Weiß sie, dass du in New York bist?“
„Weiß Paris alles über dich?“
Carlos verstummte und widmete sich wieder seiner Zeitung.


Lane umarmte Dave. Sie waren heute alleine in ihrem Appartement.
„Nur mehr zwei Wochen! Eigentlich waren es gestern nur mehr zwei Wochen! Oh mein Gott, ich bin so nervös!“ Lane ging unruhig auf und ab.
Dave hielt sie liebevoll fest. „Ihr schafft das!“
Lane blickte ihn unsicher an. „Du wirst bestimmt dort sein?“
„Daran könnte mich nichts hindern.“ Er lächelte und küsste ihre Nasenspitze.
Sie begann nun auch zu lächeln.
„Das wird toll werden. So viele Menschen, die ich gerne habe – und einer den ich liebe – werden dabei sein. Oh mein Gott, was wenn ich mich vor euch allen lächerlich mache? Wenn ich plötzlich nicht mehr spielen kann?“
„Lane, ganz ruhig.“ Dave nahm ihre Hände und sah ihr tief in die Augen. Er streichelte sanft ihre Arme und küsste sie zärtlich.
Sie zog ihn enger an sich und erwiderte den Kuss voller Leidenschaft.
Sie gingen sich nicht aufhörend zu küssen in ihr Schlafzimmer und sanken auf Lanes Bett.


Emily saß im Wohnzimmer und starrte auf die Zehenspitzen. Große Gewissensbisse plagten sie. Sie bereute Rory – ihre über alles geliebte Enkeltochter Rory – so behandelt zu haben.


Rory war wie im Trance gefahren. Sie hatte die Einfahrt zu dem Parkplatz des Campuses beinahe verpasst. Langsam stieg sie aus. Sie wollte nicht ins Wohnheim. Sie wollte nicht hier bleiben, schon gar nicht wollte sie wieder zurück nach Stars Hollow fahren. Rory wollte bei Jess sein. Sie wollte mit ihm reden, ihm so viele Fragen stellen - obwohl sie Angst vor den Antworten hatte. Tränen rannen über ihre Wangen.

„Hey, wer wird den hier gleich weinen? So schlecht ist der Parkplatz auch wieder nicht.“
Rory drehte sich um und blickte in zwei blaugrüne Augen.
„Will.“
„Rory.“ Sie reichte ihm die Hand.
Er strich sich durch die dunkelbraunen Haare. „In welchem Semester studierst du denn?“
„Im zweiten. Journalismus. Und du?“
„Sechstes. Philosophie. Eigentlich müsste ich ja lernen, hab aber irgendwie keine Lust dazu. Willst du einen Kaffee trinken gehen?“
„Ein andres mal vielleicht. Ich muss noch lernen.“
„Darf ich dich zum Wohnheim begleiten?“
„Okay.“ Willigte sie ein.
„Warst du bei der letzten Wohnheimparty?“
„Nein. Du bist im sechsten Semester. Wirst du dann nicht heuer oder nächstes Jahr fertig?“
Will lachte kurz auf. „Sagen wir es so, ich sollte nächstes Jahr fertig werden. Ich war wohl im Gegensatz zu dir auf zu vielen Partys.“
„Verstehe.“ Rory nickte. Sie wollte sich eigentlich gar nicht unterhalten.
„Studiert dein Freund auch hier?“ erkundigte sich Will.
„Nein. Wir sind da.“
„Es war nett sich mit dir zu unterhalten.“ Er reichte ihr eine Visitenkarte. „Falls du einmal Lust auf Kaffee hast. Also, mach’s gut, Rory.“
Rory nickte kurz und betrat das Wohnheim.


Paris nahm das nächste Skriptum zur Hand und schlug es auf. Plötzlich klingelte ihr Handy.
Sie seufzte genervt und hob ab.
„Ich sagte doch, dass ich heute lernen muss!“
„Ich freue mich auch dich zu hören, Paris.“
„Warum rufst du jetzt an?“
„Ich wollte deine Stimme hören.“
„Als nächstes schickst du mir wohl Blumen. Warum rufst du wirklich an?“
„Was trägst du drunter?“
„Ich werde jetzt auflegen!“
„Warte.“
„Was denn noch?“
„Ich bin morgen in der Gegend.“
„Schön für dich.“
„Treffen wir uns?“
„Ich kann erst ab 20 Uhr.“
„Gut, also bis morgen.“

Paris schaltete ihr Handy ab. Sie hatte sich noch viel für diesen Tag vorgenommen, wollte nicht mehr gestört werden.

Plötzlich betrat Rory das Zimmer.
„Hi.“ Sagte sie matt.
„Hey. Mit Männern ist es die reinste Qual. Zuerst verbringst du ein wirklich schönes Wochenende mit ihnen, dann rufen sie dich an und reden nichts als Unsinn.“
Rory stellte ihren Koffer ab und ließ sich aufs Bett sinken.
„Und wie war dein Wochenende, Rory?“
Rory seufzte. „Es gab schon bessere.“ Es war das Furchtbarste meines Lebens.

Paris begann detailliert ihr Wochenende zu schildern, stoppte aber abrupt als sie bemerkte, dass Rory gar nicht zuhörte.
„Ich wollte dich nicht langweilen. Bei dir war es wohl viel aufregender.“ Meinte sie beleidigt.
„Entschuldige.“ Rory seufzte traurig.
Paris setzte sich zu ihr.
„Alles in Ordnung?“
„Ja. Ich werde etwas lernen.“
„Das muss ich auch noch.“ Paris setzte sich wieder zu ihrem Schreibtisch.
Rory nahm ihr Handy aus der Tasche und kontrollierte kurz ob Jess angerufen hatte.


Nachdem er das Diner für heute geschlossen hatte, machte Luke sich auf den Weg zu Lorelai.
Sie umarmte ihn zur Begrüßung. Er küsste sie liebevoll.
„Ich freue mich, dass du schon hier bist. Ich hatte erst später mit dir gerechnet.“ Sie lächelte.
Sie setzten sich ins Wohnzimmer. Lorelai schaute fröhlich in den Korb gefüllt mit verschiedenen Speisen, den Luke mitgebracht hatte.
„Ich dachte, du bist bestimmt hungrig.“ Luke lächelte leicht.
„Du bist der Beste.“ Lorelai griff gierig zu einem Burger.


Dave strich zärtlich über Lanes Wange. Sie zog ihn an sich und küsste ihn stürmisch.
„Ich habe mir da etwas überlegt...“ begann er lächelnd.


„Hat Jess sich schon bei dir gemeldet?“ fragte Lorelai.
„Nein. Ich verstehe den Jungen nicht. Bald sind seine ersten Abschlussprüfungen und er haut einfach ab. Ich habe ihn gewarnt. Ich habe ihn nur unter den Voraussetzungen wieder bei mir wohnen lassen, dass er die Schule beendet und Rory nicht wieder weh tut.“ Luke war wütend. Er machte sich aber auch große Sorgen. „Er kann doch wenigstens anrufen. Was ist wenn er einen Unfall hatte? Ihm könnte weiß Gott was zugestoßen sein!“


Jess hatte gewusst, dass es falsch gewesen war zu fahren. Nun befand er sich am Highway. Seine Konzentration ließ immer mehr nach, dafür verstärkten sich seine Kopfschmerzen. Das Beste wäre anzuhalten, doch hier gab es weit und breit keine Möglichkeit. Er versuchte ein noch weiter entferntes Schild zu entziffern. In 30 Kilometern würde eine Abfahrt kommen. Er wechselte bereits jetzt auf die erste Spur, wobei er ein anderes Auto beinahe streifte. Die Abfahrt näherte sich. Jess spürte eine aufkeimende Müdigkeit. Es fiel ihm schwer die Augen offen zuhalten.


55. Teil

Bei Mrs. Margy’s Stube handelte es sich um ein altmodisch eingerichtetes Gasthaus, welches im oberen Stockwerk sieben Schlafzimmer enthielt. Diese bestanden lediglich aus einem Bett, einem Nachttisch mit Telefon darauf und einem Kasten. Bad und Klo, welche sich am hinteren Ende des Ganges befanden, mussten alle Gäste gemeinsam benutzen.

Mrs. Margy hatte schon immer in dem kleinen Ort gelebt. Das Gasthaus existierte bereits seit dem 19. Jahrhundert. Die Gäste waren meist Verwandte der Einwohner des Dorfes oder Bewohner selbst, die aus verschiedensten Gründen nicht im eigenen Haus schlafen konnten beziehungsweise wollten. Diese Gründe – meist die reinsten Dorfskandale – waren Mrs. Margy natürlich alle bekannt. Es gab nichts was sie nicht wusste.

Um so überraschter war sie natürlich, als sich ein unbekannter, junger Mann mühsam zur Tür reinschleppte. Durchreisende hielten kaum in diesem unbekannten Ort. Mrs. Margy bezweifelte, dass er überhaupt auf einer Landkarte existierte, was natürlich Unsinn war.

Jess sah sich nach einem freien Tisch um. Er ließ sich müde auf eine kleine Holzbank sinken. Er wäre bei der Fahrt um ein Haar eingeschlafen. Es war ein Riesenglück gewesen, dass der ohnehin schon wütende Autofahrer hinter ihm gehupt hatte, als er langsamer geworden war.
Jess hätte vor Schreck beinahe das Lenkrad verrissen. Kurz danach war schon die Abfahrt gekommen und gleich nach dem Ortsschild hatte er dieses Gasthaus entdeckt. Er bezweifelte, dass er auf einem richtigen Parkplatz geparkt hatte, was ihm allerdings gleichgültig war.

In diesem Kaff kontrolliert bestimmt niemand.

„Was kann ich für Sie tun?“ Mrs. Margy strahlte ihn an.

„Hätten Sie vielleicht ein Zimmer für mich?“

„Sie haben riesiges Glück. Nummer 3, unsere beste Suite, ist vorhin frei geworden.“ Ihr Grinsen wurde breiter.

„Tja, ich bin ein richtiger Glückspilz.“

„Wollen Sie etwas essen? Zur Feier des Tages – der Pfarrer feiert seinen sechzigsten Geburtstag...“ Ihr Blick wanderte zu einem schon sehr betrunkenen, beleibten älteren Herren, der von einer auch schon sehr angeheiterten Männergruppe umgeben war, und diese durch sehr alte Witze in immer lauter werdendes Gelächter versetzte – wodurch Jess’ Kopfschmerzen immer heftiger wurden. „...Gibt es Gänsebraten.“

„Nein, danke. Ich würde lieber gleich schlafen gehen.“

Sie nickte enttäuscht und deutete ihm ihr zu folgen. Bei der kleinen Bar angekommen, reichte sie ihm den Schlüssel und erzählte stolz, dass der beste Freund eines Großcousins Lincolns einmal in diesem Zimmer geschlafen hatte.


Lane blickte Dave erwartungsvoll an. Ihre Augen leuchteten. Sie war noch nie so glücklich gewesen. Er gab ihr so viel Liebe und Geborgenheit wie sie noch nie zuvor erlebt hatte.

„Wir sehen uns leider nicht sehr oft, da dachte ich es könnte schön sein, wenn wir im Sommer verreisen würden. Nur wir beide.“

Lane empfand diese Idee als mehr als verführerisch, allerdings kamen ihr auch gewisse Zweifel auf.
„An welche Gegend dachtest du denn? Ich verdiene nicht sehr viel...“

Dave nickte. „Freunde meiner Eltern haben ein Ferienhaus in Florida. Sie würden es uns für drei Wochen zur Verfügung stellen.“ Er lächelte und wartete gespannt auf ihre Reaktion.

Lane strahlte. „Das klingt toll. Allerdings muss ich mit Luke reden und den anderen Bandmitgliedern.“

„Wir sollen den Millers bis Juni bescheid geben.“

„Das lässt sich machen.“ Lane lächelte und malte sich aus wie es sein würde drei Wochen alleine mit Dave zu verbringen.

Es gab noch etwas, dass Dave seine Freundin fragen wollte. Der Zeitpunkt war jedoch noch nicht der Richtige, er beschloss also noch ein wenig zu warten.


Jess ließ sich auf die viel zu harte Matratze fallen. Er dachte über die Ereignisse der letzten 24 Stunden nach. Er hatte sehr großes Glück gehabt. Zweimal war er aus Leichtsinnigkeit gefahren und war beide Male einem Unfall nur knapp entkommen. Er seufzte. Rory dürfte er nie davon erzählen. Rory. Was sie jetzt wohl macht? Sein schlechtes Gewissen plagte ihn.

Zögernd griff er zum Telefon, sein Handy hatte hier keinen Empfang. Er wusste nicht wie er es ihr erzählen sollte. Mandy. Er fühlte einen Druck auf seinem Herzen. Ich habe ihr Leben zerstört.

Jess wählte Rorys Nummer. Er wollte zumindest kurz ihre Stimme hören und ihr sagen, dass er sie liebte. Sie sollte nicht glauben, sein Verschwinden hätte etwas mit ihrer wundervollen Beziehung zu tun.


Rory kam gerade vom Kaffeeautomaten zurück, als sie ihr Handy klingeln hörte.
Sie beeilte sich zurück in die Wohnung, als sie abhob, war es jedoch schon zu spät. Es war keiner mehr dran. Rory war verzweifelt. „Warum hat keiner von euch abgehoben?“
Plötzlich erschien eine Nachricht am Display, jemand hatte ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen.

Sie zuckte kurz zusammen als sie Jess’ Stimme hörte. Der nervöse Druck auf ihrem Herzen verstärkte sich.

„Rory, hi. Ich habe dich leider nicht erreicht. Mach dir bitte keine Sorgen um mich. Ich werde dir alles erklären, wenn ich zurück bin. Ich muss noch etwas erledigen. Bitte sag Luke, dass es mir gut geht. Ich liebe dich.“


Jess hätte seine Nachricht am liebsten wieder gelöscht. Was würde sie nun denken? Er überlegte nochmals anzurufen, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. Er war total übermüdet, er könnte jetzt kein anständiges Gespräch führen, es war schon ein Wunder gewesen, dass er diese Sätze fehlerfrei herausgebracht hatte.

Sein Kopf sank auf das Kissen. Er musste morgen ausgeschlafen sein, schließlich hatte er einen langen Weg vor sich. Bevor er genauer über das, was ihm nun bevorstand, nachdenken konnte, war er auch schon eingeschlafen.


Mandy hatte sich sofort in ihr Zimmer zurück gezogen. Sie zog den großen blauen Koffer – ein Geschenk Anitas zu ihrem 18. Geburtstag – aus dem Kasten und begann ihre Sachen zu packen. Sie bemerkte nicht, dass Keisha das Zimmer betreten hatte.

„Hey, was wird das? Es waren gerade erst Ferien.“

Mandy antwortete nicht.

Keisha nahm ihr die Jeans, die sie gerade einpacken wollte, aus der Hand.

„Was immer du vor hast, es wirkt nicht so als wäre es eine gute Idee.“ Plötzlich entdeckte sie die Narben auf Mandys Armen. Sie erschrak, versuchte es sich jedoch nicht anmerken zu lassen. „Wenn du nochmals auf Urlaub fährst musst du uns das früher sagen. Du bist fest für die Verbindungsparty morgen eingeplant!“

„Was?“

„Du wolltest deine berüchtigten Cocktails mixen!“

„Keisha, ich habe jetzt andere Probleme!“

„Du darfst die Menschheit aber nicht um eine zukünftige weltberühmte Ärztin bringen! Das wäre verantwortungslos. Deshalb wirst du schön brav abbrechen, was auch immer du vor hast. Hörst du?“ Keisha sah ihre beste Freundin streng an.

Mandy seufzte. Sie setzte sich aufs Bett. Der Druck auf ihrem Herzen war fürchterlich. Sie fühlte sich, als würde sie ersticken. Mandy konnte es nicht länger zurück halten. Sie brach in Tränen aus. Keisha nahm sie in die Arme.


Jamie wollte eine bessere Ordnung in sein CD Regal bringen und beschloss nach Genre und Interpret zu ordnen. So würde er sich noch schneller zurecht finden. Plötzlich fiel ihm eine CD ins Auge. Er hatte sie schon lange nicht mehr gehört und konnte sich auch nicht entsinnen, wann er sie gekauft hatte. Paris. Paris hatte sie ihm geborgt. Sie hatten beide trotz ihrer sonstigen Überkorrektheit darauf vergessen. Er seufzte.

Jamie hatte in letzter Zeit oft an sie gedacht. Er musste mit ihr reden, auch wenn es nicht leicht werden würde. Die CD war nun ein zusätzlicher Grund ihr einen Besuch abzustatten.
Er beschloss gleich morgen nach seinem letzten Seminar aufzubrechen.


Rory wälzte sich unruhig im Bett hin und her. Sie hatte sich sofort nachdem sie die Nachricht gehört hatte, hingelegt und Paris gebeten im Wohnzimmer weiter zu lernen, was diese schließlich unter Protest getan hatte.

Rory konnte nicht einschlafen. Sie dachte an Jess' Worte. Sie hatte versucht ihn anzurufen, war jedoch jedes Mal sofort auf den Anrufbeantworter gekommen.

Wo bist du nur, Jess? Wann kommst du zurück? Kommst du zurück?

Tränen rannen über ihre Wangen. Sie hasste diese Ungewissheit.
#28

56. Teil


Lorelai setzte sich auf einen Barhocker. Sie sah sich ungeduldig um.

Das Diner war wieder einmal voll, sowohl Lane als auch Ceasar nahmen

gerade Bestellungen auf.

Lorelai seufzte erleichtert auf, als Lane nach kurzer Zeit zu ihr kam.

"Guten Morgen, Lorelai." Sie lächelte.

"Lane, du bist meine letzte Rettung! Ich brauche Kaffee!"

Lane grinste und reichte ihr eine große Tasse.

"Wo ist denn Luke?"

"Er holt etwas von Dooses." erklärte Lane.

"Da kommt er ja schon." Lorelai lächelte fröhlich, als Luke das Diner

betrat.

Er begrüsste sie mit einem Kuss. "Hast du gut geschlafen?"

"Wunderbar. Nachdem ich endlich einschlafen konnte. Du schnarchst

nämlich gewaltig, mein Lieber."

Lane machte sich verlegen lächelnd wieder an die Arbeit.

"Du bist letzte Nacht vor mir eingeschlafen." erwiderte Luke.

"Das ist nicht wahr." Lorelai nahm einen großen Schluck ihres Kaffees.

"Ich muss wieder weiter arbeiten."

Sie nickte.

"Zu viert wäre es leichter." meinte er und dachte wütend an Jess.


Kurz nachdem Luke wieder begonnen hatte Bestellungen aufzunehmen,

wurde Lorelai von einer fröhlichen, lauten Stimme begrüsst.

"Guten Morgen, Schätzchen."

Lorelai lächelte. "Guten Morgen, Patty."

"Wie geht es denn Rory, nachdem sie dieser Halunke schon wieder sitzen

gelassen hat?"

Lorelai verschluckte sich beinahe.

"Wo ist sie denn?"

"In Yale. Sie hat heute Vorlesungen."

"Das arme Ding. Immer Ärger mit diesem Jess." Miss Patty schüttelte

seufzend den Kopf, ihre Miene änderte sich plötzlich, als ihr etwas

einfiel. "Weißt du schon das Neueste?"

Lorelai seufzte. Sie hatte eigentlich keine Lust 'das Neueste' zu hören.

"Dean Forrester und Nancy Mason."

"Was ist mit ihnen?" Lorelai versuchte nicht gelangweilt zu klingen.

Miss Patty sah sich um und sprach deutlich leiser weiter.

"Die Kleine will im Herbst in Stanford studieren. Rate mal, wer sie

am Campus rumgeführt hat? Man hat die beiden auch letzte Woche einmal

zusammen hier gesehen. Keine Ahnung was Dean hier zu suchen hatte.

Aufjedenfall hat Nancy das letzte Wochenende offiziell in Palo Alto bei

ihren Großeltern verbracht. Palo Alto! Ich wette sie war in Wirklichkeit

bei diesem Schwerenöter! Die arme Lindsay. Sie hatte seit der geplatzten

Hochzeit keinen festen Freund mehr. Sie hängt noch so an ihm."

Nancy und Dean? Wie passt das denn zusammen? Lorelai schüttelte

die Gedanken beiseite. Sie hatte wirklich wichtigeres nachzudenken.

"...Und wie Rory wohl reagieren wird."

"Wie bitte?" Lorelai hatte kurz nicht zugehört.

"Rory. Wie sie auf die Sache mit Dean und Nancy reagieren wird."

Miss Patty sah sie besorgt an.

"Es wird ihr egal sein. Sie haben keinerlei Kontakt mehr."

Miss Patty nickte und machte sich auf den Weg um die große

Neuigkeit weiteren Bewohnern von Stars Hollow zu berichten.


Jess öffnete verschlafen die Augen und versuchte sich zu orientieren.

Seine Blicke wanderten durch das Zimmer, blieben dann bei der kleinen

altmodischen Uhr am Nachttisch hängen. Er erschrak. Es war beinahe

14 Uhr.

Mrs. Margy schien ihn bereits erwartet zu haben, zumindest kam sie ihm

fröhlich entgegen als er von der letzten Stufe gestiegen war.

"Gut geschlafen? Das sind unsere Betten! Die Jugend von heute

braucht anscheinend sehr viel Schlaf. Ihn ihrem Alter musste ich täglich

um fünf Uhr aufstehen. Das können sie sich wahrscheinlich gar nicht

vorstellen."

"Fünf Uhr. Nicht zu fassen." meinte Jess sarkastisch.

Er zog seine Geldbörse aus der Hosentasche.

"Wieviel schulde ich Ihnen?"

Mrs. Margy blickte ihn entsetzt an. "Ich kann das nicht verantworten

Sie ohne Essen gehen zu lassen."

Jess seufzte.

"Machen Sie einen fröhlicheren Gesichtsausdruck. Unser Essen hat

höchste Qualität. Ich bereite ihnen ein gutes Mittagessen zu. Was aufgrund

ihres langen Schlafes ja eigentlich ein Frühstück wäre."


Rory kam gerade von einer Vorlesung. Es war ein recht warmer Tag,

deshalb war am Campus sehr viel los. Sie hatte sich überhaupt nicht

auf den Vortrag konzentrieren können. Rory musste ständig an Jess

denken. Sie wusste, dass aus dem Lernen wohl nichts werden würde.

"Hey, Rory, richtig?"

Rory drehte sich verwundert um. Die Stimme kam ihr bekannt vor.

Will saß mit zwei Studienkolleginnen auf einer Bank.

Rory ging auf ihn zu. "Hi Will." Sie versuchte zu lächeln, obwohl ihr

absolut nicht nach lächeln zumute war.

"Wie gehts denn so?"

"Naja, so wie immer." Sie zuckte mit den Schultern. "Und dir?"

"Jetzt nachdem ich mit meiner Arbeitsgruppe alles besprochen habe,

super. Ich hab für heute nichts mehr zu tun. Zumindest mache ich heute

nichts unitechnisches mehr." Er zwinkerte grinsend. "Wie siehts bei dir

aus? Es ist so warm heute. Holen wir uns in einem der Cafes etwas

zu trinken?"

Rory wollte erst verneinen. Warum eigentlich nicht. Es ist doch nichts

dabei. Ich kann Ablenkung gebrauchen.


"Okay. Gehen wir."

Er stand grinsend auf und verabschiedete sich kurz von seinen

Kolleginnen.


Nach einem deftigen Essen und vielen Geschichten durfte Jess endlich

Mrs. Margys Stube verlassen. Er wusste nun über jeden Bewohner des

Dorfes bescheid.

Jess seufzte erleichtert auf als er im freien war. Schnell ging er zu seinem

Auto. Er stöhnte wütend auf als er den Zettel sah, der unter dem

Scheibenwischer geklemmt worden war.

14 Dollar fürs falsch parken! Ist den Leuten in diesem verdammten

Kaff so langweilig?



Rory und Will blieben lachend vor ihrem Wohnheim stehen.

Es war ein lustiger Nachmittag gewesen. Will hatte sich als sehr

unterhaltsamer Gesprächspartner entpuppt. Rory freute sich außerdem

jemanden gefunden zu haben, der ihre russischen Autoren mindestens

genauso verehrte wie sie.

"Das war witzig heute. Müssen wir wiederholen." meinte er.

Sie nickte. "Gerne."


"Rory, gut, dass du zurück bist." Tana stürmte ihr entgegen.

Rory blickte ihre Mitbewohnerin fragend an.

"Seid gefälligst leiser! Es gibt Leute die studieren wollen!" tönte es

wütend aus dem Zimmer von Rory und Paris.

Rory seufzte und nickte. "Sie hat mal wieder ihre Lernlaunen."

Tana nickte verzweifelt. "Kurz vor Prüfungen ist sie noch unausstehlicher

als sonst. Janet ist vor zwanzig Minuten gegangen, weil sie es nicht

mehr aushielt. Ich wüsste nicht wo ich hingehen sollte. Ich muss doch

an einer Arbeit schreiben! Das kann ich aber nur in meinem Zimmer,

wegen der Konzentration! Aber Paris meint ich tippe zu laut! Ich kann

aber nicht leiser tippen! Ich habe es ja probiert, ehrlich." Tana war den

Tränen nahe.

"Oh mein Gott, sie flippt völlig aus. Schreib in Ruhe weiter, ich mach das

schon." Rory seufzte und ging in ihr Zimmer.

"Geht es etwas leiser?" meinte Paris wütend ohne von ihrem

Skriptum aufzusehen.

Rory nahm es ihr weg.

"Was soll das?" fragt Paris.

"Wie lange lernst du schon?"

"Gerade mal fünf Stunden..."

"Gut, das reicht für heute! Du machst uns alle noch fertig! Ich wette,

du bist mit dem Stoff schon zweimal durch!"

Paris biss sich auf die Unterlippe und schwieg.

"Bis Freitag schaffst du es mindestens zwei weitere Male. Deshalb

hörst du für heute auf!"

"Rory, ich kann nicht einfach aufhören..."

"Und ob du das kannst. Tana ist schon ganz verzweifelt! Leiser tippen..."

"Es klang als würde sie mit einem Hammer auf die Tastatur einschlagen!"

Rory seufzte genervt. Wie eine Erlösung erschien ihr das Klingeln an der

Tür.

"Wer stört denn nun schon wieder? Falls es Carlos ist, schick ihn

wieder weg! Es ist zwei Stunden zu früh!"


Vielleicht ist es Jess!. Der kurze Hoffnungsschimmer wurde jedoch

zerstört.

"Carlos, gut, dass du da bist! Paris..."

"Hi Rory. Paris flippt anscheinend wieder einmal aus weil sie glaubt

zu wenig gelernt zu haben obwohl sie schon alles auswendig kann."

Rory nickte seufzend.

Paris kam wütend aus dem Zimmer.

Carlos grinste sie amüsiert an.

"Was bildest du dir eigentlich ein? Kannst du die Uhr nicht lesen? Wir

sagten 20 Uhr! Nicht 18 Uhr! Ist das so schwer?"

"Ich war früher fertig. Da dachte ich vielleicht kannst du ja schon früher."

"Deine Logik ist grenzenlos."

"Außerdem haben wir noch etwas vor..."

"Und was?"

"Lass dich überraschen."

"Okay, um 20 Uhr. Ich kann jetzt noch nicht. Tana, ich sagte leiser

tippen!"

"Entschuldige!" kam es ängstlich aus Tanas Zimmer.

"Und ob du jetzt schon kannst!" Rory schob Paris zurück ins Zimmer.

Nach ein paar Minuten kam sie wieder. "Sie zieht sich nur um. Tust du

mir einen Gefallen?"

"Kommt darauf an."

"Bring sie bitte nicht vor elf Uhr zurück!"

"Ich schau mal was sich machen lässt."


Plötzlich läutete es wieder an der Tür. Rory seufzte und öffnete.

"Jamie. Hi." Sie sah ihn etwas verunsichert an.

"Hi. Willst du mich nicht rein lassen?"

"Was? Natürlich. Komm rein. Ähm...Carlos, das ist Jamie. Entschuldigt

mich bitte einen Moment, Jungs." Sie ging schnell in ihr Zimmer.


Paris stürmte aus dem Zimmer. "Was machst du denn hier?"

"Sie ist heute zu jedem so freundlich." erklärte Carlos leise.

"Hi Paris. Ich wollte dir diese CD zurück geben. Wir hatten wohl beide

auf sie vergessen." Er reichte sie ihr.

Paris nahm sie verwundert entgegen. "Ach ja. Ich hatte sie dir mal

geborgt." Sie nickte. "Aber du hättest nicht so weit fahren müssen nur

wegen einer CD."

"Ich war mir nicht sicher wie du reagieren würdest wenn ich anrufen

würde."

"Du kannst mich ruhig anrufen. Das ist okay."

"Ich wollte auch mit dir reden. Wenn du Zeit hast, könnten wir etwas

trinken gehen."


Rory lehnte an der Schlafzimmertür und beobachtete unsicher das

Geschehen.

Er weiß es offensichtlich nicht.


"Ich habe heute schon etwas vor. Die nächsten Tage werden wieder sehr

stressig. Ich habe am Freitag Prüfung..." antwortete Paris schnell.

"Und am Freitag Nachmittag?" fragte Jamie.

Paris sah unsicher zu Rory.

"Mach dir keine Umstände wegen mir, Paris. Es ist kein Problem

wenn du erst Abends kommst. Schließlich haben wir ja dann das

ganze Wochenende für uns." meinte Carlos und legte den Arm um ihre

Hüften.

Jamie versetzte es einen kurzen Stich. "Ich werde dann wieder fahren.

Sonst komm ich noch in die Stoßzeit."

Paris nickte. "Gute Fahrt. Danke für die CD."


"Fahren wir dann?" fragte Carlos kurz nachdem Jamie gegangen war.

"Lässt dich das völlig kalt?"

Er sah sie fragend an.

"Mein Exfreund war eben hier."

"Das habe ich mitbekommen, aber danke für die Information."

"Es ist dir egal, dass mein Exfreund einfach so vorbei kommt?"

"Er hat dir eine CD gebracht und will mit dir reden. Was ist schon

dabei? Dann trefft ihr euch eben in einem Cafe' um zu reden."

"Ich würde anders reagieren, wenn Sarah vor der Tür stünde und

unbedingt mit dir reden wollte."

"Dass ich mehr Vertrauen zu dir,als du zu mir, habe, wusste ich bereits."

Paris schwieg.

"Lass uns gehen. Sonst kommen wir noch zu spät. Ich weiß doch wie

sehr du es hasst zu spät zu kommen." Er nahm ihre Hand.

"Zu spät? Wohin?"

Er küsste sie sanft. "Lass uns einfach gehen. Bye, Rory."

"Viel Spaß, wobei auch immer. Bye." meinte Rory etwas verwirrt.


Rory hatte sich eben gesetzt um ein wenig fernzusehen, als plötzlich

ihr Handy klingelte. Sie sprang auf und lief in ihr Zimmer.

Ohne auf das Display zu sehen, hob sie ab. "Jess?"

"Da muss ich dich leider enttäuschen."

"Hi Sarah." Was will sie denn schon wieder?

"Du erwartest also einen Anruf von Jess. Ich will dich dann nicht

lange aufhalten. Ich wollte mich für Samanthas Verhalten damals

entschuldigen. Sie kann echt zickig sein. Ich hoffe, dass

beeinflusst unsere Freundschaft nicht."

Seit wann sind wir befreundet? "Du kannst nichts für

Samanthas Verhalten."

"Danke. Wie geht es dir denn?" fragte Sarah unschuldig.

"Oh, toll. Richtig toll." Rory versuchte überzeugend zu klingen.

"Ich habe mir große Sorgen gemacht. Wegen dir und Jess."

"Warum? Es ist alles bestens."

"Rory, ich muss dir etwas gestehen. Ich habe Jess vorgestern

getroffen."

"Du warst in Stars Hollow?" Rory griff sich auf den Mund. Lorelai

hatte von einer Amanda gesprochen.

"Wie bitte? Nein, ich habe ihn spät abends in einer Bar getroffen. Er

war schon sehr betrunken. Wen meintest du denn vorhin?"

"Nichts, entschuldige, ich bin sehr verwirrt. Amanda, eine alte Freundin,

hat ihn am Samstag besucht." Warum habe ich das erzählt?

Rory ärgerte sich über sich selbst. Sie wusste nicht inwieweit sie

Sarah trauen konnte.

"Mandy?" Sarah horchte auf.

"Du kennst sie?"

"Natürlich. Ich wundere mich nur, dass sie Jess besucht."

"Warum?"

"Das mit den beiden ging ja nicht gerade gut aus."

"Sie waren zusammen..."

"Wusstest du das etwa nicht?"

"Doch. Sicher."

"Sie war seine große Liebe. Das erklärt seine Trunkenheit. Ihr Besuch

muss ihn vollkommen durcheinander gebracht haben."

"Hör mal, Sarah. Zwischen Jess und mir läuft alles sehr gut."

"Warum höre ich dann leichtes Zittern in deiner Stimme? Ich wünsche

dir noch einen schönen Abend, Rory."


Carlos parkte vor einem großen Gebäude.

"Wo sind wir? Oh mein Gott! Mein Lieblingsautor hält hier eine Lesung

heute Abend!" Paris strahlte glücklich. "Schade, dass ich sein neues

Werk noch nicht habe. Ich könnte es mir sonst signieren lassen."

Carlos reichte ihr lächelnd ein Buch. "Kannst du doch."

"Danke." sie lächelte glücklich. Er strich ihr eine Haarsträhne

hinters Ohr und küsste sie sanft.


Jess war mehrere Umwege gefahren um nicht zu früh da zu sein.

Einerseits wollte er es hinter sich bringen, andrerseits wollte er es

so lange wie möglich aufschieben, da er nicht wusste wie er beginnen

sollte.

Durch die Informationsleitung im Hauptgebäude hatte er erfahren,

wo sie wohnte. Zögernd läutete er an der Tür.


Es wurde ihm sogleich geöffnet. Keisha blickte ihn kurz verwundert an.

"Hallo. Bist du Gregg? Also, Mels Beschreibungen lassen immer mehr

zu wünschen übrig. Ich bin Keisha." Sie reichte ihm die Hand.

"Ich bin nicht Gregg. Ist Mandy da?"

"Wo denkst du hin? Die Queen of Cocktails mixt bereits im Partyraum."

"Wo ist der?"

Sie blickte ihn ungläubig an.

"Du studierst nicht hier, hab ich recht?" Ihre warme Stimme wurde

kalt. Sie ahnte wer er war.

"Nein."

"Wie heißt du?"

"Wieso?"

"Hör mal, mein Lieber. Wenn du mir deinen Namen nicht verrätst, verrate

ich dir auch nicht wo sie ist."

"Jess."

"Ich habs befürchtet."

"Sagst du mir jetzt wo sie ist?"

"Nein. Sie wird nicht mit dir reden wollen. Also verschwinde. Wir wollen

dich hier nicht."

"Ich will doch nur..."

"Hörst du schlecht? Du sollst auf der Stelle verschwinden!"


Jess verließ seufzend das Wohnheim. Ein Student stand rauchend

vor dem gegenüberliegenden Wohnheim. Er ging zu ihm.

"Gehst du heute auch auf die Party?" erkundigte sich Jess.

"Natürlich."

"Kannst du mir sagen wo ich Mandy finde?"

"Wen? Ach so, unsere Mandy. Soll das ein Witz sein? Bist du etwa jetzt

schon betrunken? Im Partyraum natürlich. Hier rein, Stiege einfach

hinunter gehen."


Carlos und Paris betraten das Wohnheim. "Das war ein wundervoller

Abend. Einfach perfekt." Sie lächelte.

"Du nennst etwas perfekt? Dass ich das erleben darf..."

Sie lächelte und küsste ihn. Er strich saft über ihre Wange und sah

ihr tief in die Augen. Paris wurde warm ums Herz.

"Sag mal, bis Freitag ist es noch so lange. Vielleicht können wir uns

schon davor sehen?" Ihr Blick war beinahe flehend.

"Das geht leider nicht. Ich muss Überstunden machen."

Paris nickte. Er nahm sie liebevoll in die Arme.

"Das Wochenende gehört uns ganz alleine." Er küsste sie.

"Bezüglich der einen Regel..."

"Fang jetzt bitte nicht von den Regeln an, es ist gerade so schön." Er

küsste sie wieder.

"Es ist wichtig."

Er seufzte. "Also gut."

"Hast du deiner Familie schon gesagt, dass ich zur Feier mitkomme?"

Er schwieg.

"Carlos?"

"Nein. Ich hoffte, du würdest es dir anders überlegen.

Warum willst du das unbedingt?"

"Es liegt mir sehr viel daran, dass sie mich kennen lernen."

"Es wäre schön wenn du irgendwann anfangen würdest mir zu vertrauen."

"Carlos..."

"Schon gut. Du kannst mitkommen. Aber wenn du nachher einen

Psychiater brauchst, werde ich die Kosten bestimmt nicht übernehmen."

"Abgemacht."

Er seufzte.

Sie zog ihn an sich und küsste ihn leidenschaftlich.


Sie betraten die Wohnung. Rory und Tana saßen vor dem Fernseher.

"Hi! Wie war euer Abend?" fragte Paris fröhlich.

Ihre Mitbewohnerinnen sahen sie verwundert an.

"Danke, friedlich." entfuhr es Tana.

"Wie geht es dir mit deiner Arbeit? Wenn du möchtest, kann ich sie

gerne durchlesen."

Tana blickte sie unsicher an. "Geht schon. Danke."

"Was haltet ihr davon wenn wir morgen unseren schon lange

geplanten Frauenabend machen?"

"Musst du nicht lernen?"

"Das mache ich davor. Sagt mir bescheid. Ich bin müde, werd mich

jetzt hinlegen." Sie gab Carlos einen Gute Nacht Kuss und verschwand

in ihrem Zimmer.


"Wow, wie Gehirnwäsche." meinte Tana leise.

"Du lässt dich in Zukunft öfters hier blicken." entschied Rory und sah

Carlos lächelnd an.

"Durch dich beginnt sie das Leben so richtig zu genießen. Das ist

so süß! Bei mir und Chester ist es ganz genauso. Oh mein Gott, ich

wollte ihn ja anrufen!" Tana stürmte in ihr Zimmer.

"Carlos, hast du noch kurz Zeit? Ich würde dich gerne etwas fragen."

Er setzte sich zu ihr.

"Kennst du eine Amanda Wood?"


57. Teil


Die Party hatte bereits begonnen. Jess stand vor dem berühmten Partyraum und beobachtete Mandy. Sie stand an der Bar und mischte ein buntes Getränk, während zwei Studentinnen lachend auf sie einredeten. Jess seufzte. Mandys Lachen hatte sich nicht verändert.

„Hey.“

Jess drehte sich um.

„Traust du dich nicht hinein zu gehen? Du stehst hier schon lange...“ Mel grinste.

„Ich...“ begann Jess.

„Ich bin Melanie. Aber jeder nennt mich Mel. Ich hab dich noch nie hier gesehen. Ich studiere hier. Politikwissenschaften. Manche meinen es wäre passend. Naja. Wenns nicht klappt werde ich eben Moderatorin. Talk Shows, das wäre es. Wie Sally. Kennst du Sally?“

„Nein.“

„Letzte Woche redeten sie über...“

„Entschuldige, Mel. Ich wollte eigentlich...“ Jess sah zu Mandy, die gerade einem Kollegen strahlend ein Glas reichte.

„Mandy, alles klar. Ihr wollt alle Mandy.“ Mel grinste vergnügt. „Ich wollte nur ein wenig flirten bevor mein eifersüchtiger Freund kommt, mach dir keine Sorgen. Du willst also zu Mandy. Magst du Barry Manilow?“

„Was? Nein.“

Mel nickte lächelnd. „Das ist ein Pluspunkt. Wie steht es mit deinen Fremdsprachenkenntnissen?“

„Was?“

„Schon gut. Ich sag ihr, dass du hier bist. Wie war nochmals dein Name?“

„Jess.“

„Hast du auch einen Nachnamen?“

„Mariano.“

„Jess Mariano. Das klingt gut. Entschuldige mich bitte kurz.“

„Gerne.“


„Und trink es nicht zu schnell, Harry. Sonst wird dir wieder schlecht.“ Mandy reichte einem noch sehr kindlich wirkenden Studenten einen Cocktail.

„Was darfs sein?“ fragte sie den nächsten in der Schlange.

„Du meinst außer einer Nacht mit dir?“

„Vergiss es, Doug. Ich nehme an das übliche.“

„Hey, Süße.“ Mel stand plötzlich neben ihr.

„Was ist denn? Ich arbeite. Oder willst du schon wieder Nachschub, dann stelle dich bitte an, sonst heißt es wieder ich bevorzuge Leute meines Wohnheimes.“

„Draußen steht ein wirklich heißer Typ, der unbedingt zu dir will!“

„Dann soll er reinkommen. Außerdem habe ich sowieso kein Interesse.“

„Gib ihm doch wenigstens eine Chance! Schau ihn dir doch wenigstens an. Er steht schon ewig vor der Tür und beobachtet dich!“

Mandy seufzte und sah zur Tür. Ein unangenehmer Schauer erfüllte sie.

Sie blickte Jess unsicher an, wusste seinen Blick nicht zu deuten.

„Kannst...kannst du mal übernehmen?“

„Natürlich.“ Mel zwinkerte vergnügt.



„Ja, ich kenne Mandy.“

Rory blickte auf ihre Zehenspitzen.

„Warum fragst du?“

Rory seufzte. „Ich hatte nur ein seltsames Telefonat mit Sarah.“

„Rief sie dich an?“

Rory nickte leicht.

„Was hat sie dir erzählt?“

Rory schwieg.

„Hör mal, Rory, auf Sarahs Worte solltest du nicht zu viel geben, was auch immer sie dir erzählt hat.“

„Waren Jess und Mandy zusammen?“

„Hat sie das denn behauptet? Sie waren nur kurz zusammen. Damals waren sie noch nicht einmal auf der High School.“



„Was willst du hier?“

„Ich würde gerne mit dir reden.“ bat Jess.

„Wir haben vorgestern geredet...“

„Nein. Ich möchte, dass wir richtig reden.“

Mandy sah sich um. „Gehen wir nach draußen.“


Sie gingen zum anderen Ende des Campus und setzten sich auf eine Bank.

Mandy blickte zu dem sternenklaren Himmel.

Jess atmete tief ein. „Mandy, es tut mir so leid. Das musst du mir glauben! Es tut mir von ganzem Herzen leid.“

Mandy seufzte und blickte auf ihre Zehenspitzen. Den ganzen Abend hatte sie es einigermaßen geschafft nicht daran zu denken.

„Ich würde alles dafür tun um es rückgängig machen zu können.“

„Was genau würdest du denn rückgängig machen wollen?“ Sie sah ihn durchdringend an.

„Ich hätte dich anrufen müssen. Ich hätte nicht einfach gehen dürfen. Und wir hätten niemals miteinander schlafen dürfen.“

„Warum hast du eigentlich mit mir geschlafen, Jess?“

Er schwieg.

Mandy stand auf. „Ich muss zurück, sonst bricht noch ein Chaos aus.“

„Kann es jemals wieder so werden wie früher?“

„Nein. Niemals.“

„Hast du vielleicht morgen Zeit? Wir sollten uns richtig aussprechen.“

„Nein, Jess. Es gibt nichts mehr zu reden. Akzeptier das bitte.“

„Mandy…“

„Jess, ich war dabei wieder einigermaßen mit meinem Leben klar zu kommen. Das hat mich wieder weit zurück geworfen. Ich will dir keinen Vorwurf deshalb machen. Du wusstest es ja nicht. Aber wir können nie wieder Freunde sein. Akzeptier das bitte.“

Er erhob sich seufzend und nickte langsam.

„Ich…ich wünsche dir alles Gute.“

„Leb wohl, Jess.“

Er ging langsam zum Parkplatz.

Mandy sank auf die Bank. Sie spürte ihn wieder. Diesen unbeschreiblichen Druck auf ihrem Herzen, der sie zu ersticken drohte. Sie brach in Tränen aus.


Jess legte seinen Kopf aufs Lenkrad. Er wusste nicht was er tun sollte.

Seine Schuldgefühle drohten ihn zu erdrücken.

Das mindeste was ich tun kann, ist ihrem Wunsch Folge zu leisten.


Sie ahnten beide nicht, wie schnell sich ihre Wege wieder kreuzen würden.


„In der Unterstufe also. Später lief nichts mehr?“ Rory sah Carlos verunsichert an.

„Das hätte sie mir bestimmt erzählt.“

Rory überlegte kurz von Mandys Besuch bei Jess zu erzählen, ließ es dann aber.

„Warum lässt du dich so von Sarah verunsichern?“

„Das ist eine lange Geschichte. Ich…ich möchte nicht darüber reden.“

„Okay, ich muss sowieso fahren.“ Seine Ahnung was passiert war, verstärkte sich immer mehr.



„Drei Wochen!“ Luke seufzte.

„Komm schon, gib dir einen Ruck, Luke.“ Lorelai küsste ihn.

Sie lagen aneinander gekuschelt in ihrem Bett.

„Ich weiß nicht, ob ich so lange auf sie verzichten kann.“

Lorelai küsste Luke wieder. „Keine arbeitet so hart wie Lane! Sie hat den Urlaub verdient.“

„Ich weiß nicht…eine Woche, okay. Aber drei?“

Lorelai zog ihn an sich und blickte ihm tief in die Augen.

„Das ist nicht fair…“ meinte er.

Sie lächelte und küsste ihn sanft aufs Ohrläppchen.

Er seufzte. „Also schön. Ich werde ihr morgen sagen, dass das mit dem Urlaub klar geht.“

Lorelai nickte zufrieden und küsste ihn.

„Nochmals nützt du deine weiblichen Reize nicht so schamlos aus!“

Sie schmunzelte. Luke küsste sie zärtlich.



Die Zimmer des schäbigen Motels beinhalteten ein verschmutztes, winziges Bad und einen Raum mit einem alten, klapprigen Bett und einem Nachttisch.

Jess lag im Bett, das Handy in der Hand haltend. Er hoffte auf eine Nachricht von Rory, rechnete jedoch nicht damit.

Ich kann es verstehen, wenn sie wütend ist.

Es dauerte bis sich das Handy ins Netz ein wählte. Rory hatte keine Nachricht hinter lassen. Obwohl Jess nichts anderes erwartet hatte, verspürte er einen schmerzvollen Stich.

So geht es nicht weiter. Ich kann nicht immer davon laufen. Ich werde mit ihr reden. Ihre letzte Vorlesung dienstags endet um 15 Uhr. Wie wird sie wohl reagieren?


Rory hatte versucht sich mit Lesen abzulenken, was nur für eine kurze Zeit geklappt hatte.

Sie warf einen kurzen Blick auf ihr Handydisplay, bevor sie sich ins Bett legte.

Sie hatte eine Kurzmitteilung erhalten. Ihre Hand zitterte als sie diese öffnete.

Es war Will, der sich mit ihr am kommenden Tag wieder in dem Cafe’ treffen wollte.

Sie seufzte. Warum meldet sich Jess nicht?

Bevor sie sehr viel darüber nachgedacht hatte, antwortete sie Will, dass sie da sein würde.
#29

58.Teil


Lorelai wurde durch den fröhlichen Gesang der Vögel geweckt. Lächelnd öffnete sie die Augen.

Luke strich ihr zärtlich über die Wange. „Guten Morgen, Lore.“

Sie zog ihn an sich und küsste ihn.

Er grinste. „Deine Art einen guten Morgen zu wünschen gefällt mir.“

„Ich war zu faul um zu Reden.“

„Wer? Du?“ Luke lachte auf, worauf er von Lorelai gekitzelt wurde.

Plötzlich klingelte das Telefon.
Lorelai fluchte leise, machte jedoch keinerlei Anstalten aufzustehen.

„Willst du nicht aufstehen und abheben?“

„Wer so früh anruft, kann auch auf den Anrufbeantworter sprechen.“ Meinte Lorelai.

„Es könnte Rory sein!“

Lorelai seufzte und setzte sich auf. „Es hat schon aufgehört.“

Ihr Handy begann zu klingeln. Sie nahm es vom Nachttisch.

„Hi...ich weiß nicht...was? ...wann?...Freitag...passt...Bis dann.“

„Was war das denn für ein Gespräch?“ Luke blickte sie belustigt an.

Lorelai rieb sich verschlafen die Augen. „Es sollte ein Gesetz gegen morgendliche Anrufe geben.“

„Wer war es denn?“

„Ach, nur Chris.“

Luke wurde ernst. „So. Was wollte er?“

„Er muss irgendetwas mit mir bereden. Er kommt am Freitag.“

„Und was muss er mit dir bereden?“ erkundigte sich Luke.

„Ich weiß es nicht. Er sagte nur es wäre wichtig.“

Luke nickte seufzend.

„Luke, was letzten Freitag passierte war allein Schuld meiner Mutter.“

„Ich weiß.“

„Stört es dich wenn ich mich mit ihm treffe?“

„Nein, warum sollte es?“

Lorelai lächelte und küsste ihn. „Er klang wirklich verzweifelt. Ich nehme an, es gibt Probleme wegen Scheidung.“



Die Sonne brannte auf Rorys Rücken als sie über den Campus spazierte.

Will wartete bereits auf sie. Er hatte einen letzten freien Platz unter einem der Sonnenschirme gefunden.

Rory setzte sich und bestellte einen Kaffee.

Will schob ihr die aktuelle Universitätszeitung zu. „Dein Artikel ist klasse.“

Sie lächelte. „Danke.“

„Trotzdem muss ich sagen, dass mir dein vorletzter noch immer am besten von allen gefallen hat. Man merkte wie intensiv du dich mit dem Thema beschäftigt hattest, wirklich beeindruckend.“

„Danke. Du scheinst einige meiner Reportagen zu kennen.“

Er zündete sich grinsend eine Zigarette an. „Ich kenne sie alle. Sie sind stets das erste was ich in dieser Zeitung lese. Echt toll, endlich das Gesicht zu diesen tiefgründigen, erfrischenden und oft sehr witzigen Reportagen zu kennen. Und ich muss sagen, mir gefällt was ich sehe.“

Rory wurde unsicher. Er flirtete offensichtlich mit ihr. Sie wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen. „Jess, mein Freund, fand die vorletzte Reportage auch am Besten.“

Will nickte. „Studiert Jess auch hier?“

„Nein. Er macht heuer seinen High School Abschluss.“ Erzählte Rory.

„Ist er jünger als du?“

„Nein.“

„Es ist Ende April. Da beginnt allmählich der Lernstress für die Abschlussprüfungen, nicht? War zumindest bei mir so.“

„Ja, er hat sehr viel zu tun.“

„Naja, aber diese Zeit geht auch wieder vorbei. Will er studieren?“

„Nein. Er wird arbeiten.“

„In Stars Hollow?“

“Nun, da wir in eine gemeinsame Wohnung ziehen werden, wird er sich wahrscheinlich in New Haven nach einem Job erkundigen.“ Erklärte Rory.

„Eine gemeinsame Wohnung? Wie lang seid ihr denn schon zusammen?“

„Circa ein Jahr und ein halbes.“

„Wow...“ Er sah sie ungläubig an.

„Was?“

„Wie wollt ihr denn nach nur 18 Monaten wissen ob ihr wirklich zusammen leben könnet? Ob ihr euch nicht irgendwann wegen der ständigen Nähe auf die Nerven gehen könntet? Ob ihr wirklich zusammen bleibt? Eine gemeinsame Wohnung ist ein enorm großer Schritt.“

Rory blickte ihn leicht verunsichert an. „Jess und ich, wir lieben uns.“

Will lächelte. „Ich wollte dich bestimmt nicht verunsichern, Rory. Ich denke nur, dass man so einen Schritt sehr gut überdenken sollte. Wie alt bist du? 19, 20?“

„19.“

Er nickte. „Wer bist du, Rory?“

„Wie bitte?“ Sie sah ihn verwirrt an.

„Du fängst gerade erst an dich selbst kennen zu lernen, deinen Weg zu finden. Du wirst dich noch sehr verändern, das werden wir alle. Was machst du denn, wenn du in zwei Jahren erkennst, dass ihr euch in völlig unterschiedliche, miteinander unvereinbarende Richtungen entwickelt habt?“

„Das Risiko besteht doch immer egal wie alt man ist, egal wie lange man zusammen ist. Es gibt auch Menschen, die nach 20 Jahren Beziehung und 10 Jahren Ehe erkennen, dass sie nicht zusammen gehören. Genauso gibt es Menschen, die nach zwei Jahren wissen, dass sie zusammen gehören.“

„Theoretisch hast du jetzt nicht von unterschiedlichen Menschen gesprochen.“

„Wie bitte? Du weißt, wie ich es meinte!“

„Ja, Rory. Es gibt Pärchen die lernen sich mit 17 kennen, heiraten nach dem College oder sogar früher und sterben gemeinsam.“

„Nun, soweit denke ich noch nicht. Das wäre wohl noch zu früh.“

„Du hast also noch nie daran gedacht wie es wäre an Jess Seite alt zu werden?“

„Daran hast du bestimmt auch schon gedacht!“

„Ich fühle mich eher dem weiblichen Geschlecht zu getan, aber stell ihn mir mal vor, vielleicht ändert sich ja dann meine Meinung.“

Rory verdrehte die Augen. „Du hältst wohl dich für sehr witzig. Hast du denn bei einer Exfreundin oder deiner Freundin nie an eine gemeinsame Zukunft gedacht?“

„Mit einer plante ich einen Urlaub, der zehn Monate später sein sollte. Da wir dann aber beide schon neue Partner hatten, mussten wir die Reise wieder stornieren. Die Frau, die mich dazu bringt an eine wirkliche Zukunft mit ihr zu denken, ist mir bis jetzt noch nicht begegnet. Zumindest wüsste ich noch nichts davon.“

Rory beobachtete schweigend drei Studenten, die lachend vorbei gingen.

„Lass uns das Thema wechseln.“ Schlug Will vor.

Sie nickte. „Gute Idee.“



Mrs. Kim schenkte ihrer Tochter Tee ein.

„Danke nochmals für die Einladung, Mama.“

„Bitte.“
„Der Tee ist gut.“

„Danke.“ Mrs. Kim räusperte sich. „Lane, ich muss etwas mit dir besprechen.“

Lane blickte sie erwartungsvoll an.

„Deine Großtante Aiko feiert im Juli ihren 75.Geburtstag. Ich werde daher die ersten drei Juliwochen nach Korea fliegen und würde es sehr begrüßen wenn du mich begleiten würdest.“

Lane blickte sie kurz erschrocken an, fing sich dann wieder. „Ich muss erst mit Luke reden.“

„Nun, er wird es verstehen. Schließlich handelt es sich um eine Familienangelegenheit!“



Jess saß auf einer Bank vor Rorys Wohnheim. Nachdem Paris ihm gesagt hatte, dass Rory noch nicht zurück war, hatte er beschlossen draußen auf sie zu warten. Er las gerade in einem Klassiker von Hemingway als er Rorys Lachen hörte. Jess sah auf. Rory näherte sich gemeinsam mit einem jungen Mann dem Wohnhaus, sie bemerkte ihn nicht.

„...so hätte ich es zumindest interpretiert.“ Erklärte Rory ihre Meinung zu einem klassischen Werk.

„Interessante Theorie. Dennoch weiche ich nicht von meiner.“

„Lies es nochmals, dann kannst du meine Gedankengänge besser nachvollziehen.“ Empfahl Rory.

„Das werde ich. Sobald ich es gelesen habe, werde ich dich anrufen um dir zu sagen warum ich doch recht habe.“ Er grinste.

Rory schmunzelte. Plötzlich erblickte sie Jess, der sie beobachtete. Ihr Herz begann zu rasen.

„Was hast du denn?“ Will drehte sich in ihre Blickrichtung.

Jess erhob sich langsam und ging auf die beiden zu.

„Du musst Jess sein. Hi, ich bin Will.“ Er reichte ihm die Hand.

Jess nickte kurz und sah Rory an. „Hi.“

„Hi.“ Sie spielte unsicher mit ihren Fingern.

„Ich scheine hier definitiv fehl am Platz zu sein. Es war wieder nett mit dir zu plaudern, Rory. Ich ruf dich an. Schönen Tag noch.“

Rory nickte nur kurz.

“Wer war das?” erkundigte sich Jess.

„Du verschwindest einfach so, kommst zurück und dass erste was dich interessiert, ist mit wem ich geredet habe! Er heißt Will, Jess. Er stellte sich dir vorhin vor!“

„Und wer ist Will?“

„Ein Freund! Was ist eigentlich los mit dir?“

„Entschuldige.“

Rory seufzte. „Wo warst du?“

„Können wir uns setzen?“

Sie nickte leicht.


Rory und Jess gingen zu der Bank auf der er vorher gesessen hatte.

Sie spürte seine Unsicherheit. Was macht dir Angst, Jess?
Rory spürte wie sich ihr Magen zusammenkrampfte und ihr Herzschlag schneller wurde als er ihre Hand nahm.

Jess strich sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. Er sah ihr in die Augen.

„Es tut mir leid...“

„Was ist passiert, Jess? Es war alles Bestens, dann kam ich heim und fand deinen Brief.“

Er seufzte und blickte auf seine Schuhe. Es fiel ihm schwer darüber zu reden.

Er hoffte dass alles würde nur ein böser Traum sein. Er würde erwachen und alles würde gut sein.

Jess atmete tief durch und begann von Mandy zu erzählen. Rory sollte alles erfahren.


59. Teil


Yales Bibliotheken waren an diesem Nachmittag wie ausgestorben. Jeder schien die Wettervorhersagen der letzten Tage sehr ernst zu nehmen. Von Dienstag auf Mittwoch würde es abkühlen, starke Gewitter und Stürme möglich. Der letzte Sonnentag musste genossen werden, es herrschte eine regelrechte Ferienstimmung auf dem Campus. Die Cafes waren voll, Studenten saßen mit Getränken, Lunchpaketen und kleinen Batterieradios in der Wiese und unterhielten sich.
Von allen Seiten war lautes Gelächter zu vernehmen. Prüfungen und Arbeiten schienen für die meisten für diesen Nachmittag vergessen.

Paris freute sich auch über das für April außergewöhnlich warme Wetter. Ihre Mitbewohnerinnen waren alle nicht in der Wohnung, somit konnte sie endlich wirklich ungestört lernen. Sie hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und begann gerade ihren vierten Durchgang des Stoffes als plötzlich ihr Handy klingelte. Ohne auf das Display zu schauen, hob sie ab.

„Ja?“ Sie bemühte sich so kühl wie möglich zu klingen, schließlich sollte der Anrufer wissen, dass er stört.

„Hi Paris! Entschuldige, ich werde dich nicht lange aufhalten.“

„Hi Jamie.“ Sie war etwas verwundert.

„Du sagtest es wäre okay wenn ich dich anrufe.“ Er freute sich ihre Stimme zu hören.

„Ja, es ist okay.“

„Hör mal Paris, ich finde es sehr schade, wie das mit uns geendet hat. Wir hatten eine wunderschöne Zeit.“

„Ja, es war eine sehr schöne Zeit.“ Paris blätterte nebenbei in ihrem Skriptum.

„Ich fände es sehr schön, wenn wir Freunde werden könnten. Ich möchte, dass du immer ein Teil meines Lebens bleibst.“

Paris rutschte beinahe ihr Skriptum aus der Hand. „Freunde?“

„Ja, wir könnten telefonieren, uns mailen, vielleicht sogar hin und wieder treffen. Eine Freundschaft wie zwischen dir und Rory, nur dass ihr euch öfters sehen könnt.“

„Ich weiß nicht recht...“

„Denke in Ruhe darüber nach. Ich würde mich freuen, wenn du mich anrufst.“

„Ich habe momentan sehr viel zu tun.“

„Ich weiß, deine Prüfung am Freitag...“

„Genau. Deshalb muss ich jetzt leider wieder aufhören.“

„Schon klar.“

Jamie sah seufzend aus dem Fenster. Er vermisste sie so sehr. Jamie hoffte, dass sie sein Freundschaftsgebot annehmen würde. Er wollte sie nicht ganz verloren haben, eine Freundschaft war immerhin besser als überhaupt kein Kontakt. Jamie war die letzten Wochen bewusst geworden wie sehr er sie noch immer liebte. Vielleicht bringt die Zukunft ja noch eine Chance für uns...

Paris wählte sofort nach dem Telefonat mit Jamie eine Nummer.

„Hallo?“

„Hi Paris. Was verschafft mir die Ehre?“

„Wie geht’s dir?“

„Danke gut. Und dir?“

„Danke, ganz gut.“

„Wolltest du etwas Bestimmtes? Ich freue mich natürlich immer wenn du anrufst. Allerdings ist gerade sehr viel zu tun. Der Chef sieht es außerdem nicht gerne wenn wir telefonieren.“

„Entschuldige, ich muss sowieso wieder lernen.“

„Alles in Ordnung?“

„Ja, klar. Alles bestens. Ich freu mich schon auf Freitag.“

„Das solltest du auch. Ich habe nämlich etwas ganz Besonderes für dich.“



„...und am Samstag saß sie plötzlich im Diner. Wir gingen zur Brücke um zu reden, erst da erfuhr ich die ganze Geschichte.“ Jess unterbrach kurz und sah Rory an, die den Blick auf ihre Zehenspitzen gerichtet hatte. Er strich sanft über ihre Hand und fuhr fort.

„Das kam alles so plötzlich. Ich war völlig überfordert mit dieser Situation. Schuldgefühle begannen an mir zu nagen, ich war nicht einmal fähig mit ihr zu reden. Ich musste weg. Es tut mir leid, ich hätte dich anrufen müssen anstatt bloß einen kurzen Brief zu schreiben. Aber du hättest Fragen gestellt. Fragen, die ich noch nicht fähig war zu beantworten. Ich betrank mich aus Verzweiflung. Gestern fuhr ich zu Mandy. Ich wollte nochmals mit ihr reden. Den Ausgang kennst du ja.“

Rory starrte noch immer auf ihre Zehenspitzen. Mandys Schicksal schockierte und berührte sie. Sie hatte Tränen in den Augen.

„Rory? Sag doch bitte etwas!“ Jess blickte sie flehend an.

Rory sah ihn an und atmete tief durch.
„Rory, es tut mir so leid! Ich hätte nicht einfach gehen dürfen! Das alles hat mich total überfordert...“ Er sah sie verzweifelt an.

„Du kannst nicht vor allem immer davon rennen, Jess.“

Jess senkte den Kopf und seufzte traurig. Der Druck auf seinem Herzen verstärkte sich.

„Ich habe ihr Leben zerstört, Rory. Wenn ich sie nicht alleine gelassen hätte...“ Jess schluckte. Er wollte nicht vor ihr weinen. Er schloss die Augen und atmete tief durch.

Rory strich sanft über seinen Rücken. „Jess...“

Er begann zu zittern, Tränen rannen über seine Wangen. Er hatte noch niemals geweint, zumindest konnte er sich dessen nicht entsinnen. Jess legte den Kopf an Rorys Schulter.Sie strich ihm sanft über den Kopf.

„Jess, du wusstest es nicht! Du wusstest nicht, dass sie schwanger war. Du warst es nicht, der ihr Leben zerstörte, ihr Vater war es.“

„Es geschah diesem miesen Schwein recht, dass er bei dieser Schießerei getötet wurde.“ Jess blickte hasserfüllt ins Leere.

Rorys Augen tränten. „Unfassbar, dass ein Mensch den eigenen Töchtern soviel leid zufügen kann.“

„Er war kein Mensch, Rory. Er war ein Ungeheuer.“ Er atmete tief durch.

„Wenn ich sie nur angerufen hätte, wenn ich sie nur ein einziges Mal angerufen hätte!“ Er vergrub seinen Kopf in Rorys Schulter.

Rory nahm ihn in die Arme.

„Unser Kind starb. Es überlebte die Kälte nicht.“

Sie streichelte ihm sanft über den Rücken. Es gab nichts Tröstendes was sie ihm hätte sagen können, deshalb schwieg sie. Aber er sollte spüren, dass sie für ihn da war und dies immer sein würde.

Stunden vergingen. Es begann abzukühlen. Die Horde Studenten, die vor wenigen Stunden noch den Frühling gefeiert hatten, machten sich auf den Weg zu ihren Wohnheimen um ihren Alltag wieder aufzunehmen. Es begann zu dämmern. Mit untergehender Sonne traten die ersten dunklen Wolken auf. Die Meteorologen sollten recht behalten.

Sie lösten sich erst langsam aus ihrer Umarmung als der Regen ihre Gewänder beinahe völlig durchnässt hatte. Rory küsste Jess sanft und wischte ihm eine letzte Träne aus dem Gesicht.

„Danke, Rory. Ich liebe dich.“ Er drückte sie fest an sich.

„Ich liebe dich auch, Jess.“

Ein lautes Donnern hallte über den Campus. Rory und Jess sahen auf und erblickten einen unglaublich grellen Blitz am Himmel.

„Wow, der war schön. Ich habe Gewitter schon immer geliebt.“ Erzählte Rory leise.

Ihre Kleider waren mittlerweile vollkommen durchnässt und klebten an ihren Körpern. Sie zitterten beide vor Kälte.

Aber das schien nun alles vollkommen unwichtig. Sie hatten sich nie zuvor einander so nahe gefühlt, wie sie es jetzt taten. Das war alles, was in diesem Moment zählte.


60. Teil


Der Regen prasselte gegen die Scheiben des Autos. Er schien immer

stärker zu werden.

Jess stieg etwas vom Gas. Rory und er waren auf dem Weg nach Stars

Hollow.

Er war über Nacht im Wohnheim geblieben, was Paris furchtbar aufgeregt,

Tana erfreut und Janet durch und durch kalt gelassen hatte.

Sofort nach dem Frühstück hatten sie sich auf den Weg gemacht. Rory

wollte Jess bei dem Gespräch mit Luke beistehen, auch wenn dieser dies

mehrmals dankend abgelehnt hatte.



Lorelai saß an der Bar und blickte Luke flehend an.

„Nein!“

„Luke, das kannst du mir nicht antun!“

„Du bekommst keine siebente Tasse!“

„Aber ich bin zahlende Kundin...“

„Lorelai, du hattest bereits sechs Tassen Kaffee! Das ist ungesund. Du...“

Sie lehnte sich über die Bar und unterbrach ihn mit einem innigen Kuss.

Luke wollte gerade seine Predigt über gesunde Ernährung fortführen als

plötzlich die Tür geöffnet wurde. Alle Augen richteten sich neugierig auf

die beiden eintretenden Personen.


Rory blickte sich unsicher um, während Jess zielstrebig auf die Bar

zu steuerte.

Ein Raunen erhob sich.

Luke blickte Jess kühl an. „Es ist besser, wenn wir nach oben gehen.“

Rory wollte ihnen folgen, Lorelai hielt sie jedoch sanft an ihrem

Jackenärmel fest.

„Es ist besser, wenn sie sich alleine unterhalten.“

Rory blickte unsicher zu ihrem Freund, dieser nickte.

Lorelai stand auf und schenkte ihrer Tochter und ihr selbst Kaffee ein.

„Danke.“ Rory lächelte schwach.

„Ist es dir lieber, wenn wir nachhause gehen?“ fragte Lorelai leise .

Rory wollte antworten als plötzlich Miss Patty neben ihr stand.

„Wie geht es dir denn, Schätzchen?“ Sie klang besorgt.

„Es geht mir gut, danke, Patty.“

Miss Patty warf Lorelai einen mitleidigen Blick zu und setzte sich wieder zu

Babette.

„Das arme Mädchen. Zuerst Jess, dann auch noch Dean.“ Meinte diese

leise.

Rory konnte es trotzdem verstehen und sah ihre Mutter fragend an.

„Gehen wir hinaus.“ Schlug Lorelai vor.


„Du verschwindest einfach plötzlich ohne Erklärung und ein paar Tage

später tauchst du wieder auf und erwartest vielleicht auch noch einen

Willkommensgruß? Das werde ich nicht mehr länger mit machen, Jess! Du

wirst dir eine eigene Wohnung suchen! Dann kannst du kommen und

gehen wann immer du möchtest!“ Luke blickte ihn wütend an.


Jess seufzte. „Darf ich dir erst mal erklären warum ich gegangen bin?“

Luke war einen Moment sprachlos, fing sich dann jedoch wieder. „Na auf

die Erklärung bin ich ja mal gespannt!“


Lorelai und Rory saßen im Pavillon.

„Also was ist diesmal passiert?“ Lorelai gelang es nicht den Unterton zu

verbergen.

„Das ist eine furchtbar lange Geschichte. Ich weiß nicht ob es ihm recht

wäre wenn ich...“

Lorelai nickte. „Du musst es mir nicht erzählen. Ich hoffe nur um seiner

Gesundheit willen, dass er dich nicht schon wieder belogen hat.“

„Mum, du wolltest ihm eine Chance geben!“

„Er wollte dich nicht mehr im Stich lassen...“

„Das hat er nicht!“

Lorelai seufzte.

„Versprich mir, dass du ihm nach wie vor eine Chance geben wirst!“

„Schatz, er hat dir wieder weh getan...“

„Mum, sein Verschwinden hatte nichts mit unserer Beziehung zu tun.

Wenn du ihm schon nicht traust, dann bitte traue wenigstens mir. Bitte gib

ihm eine Chance! Mir liegt sehr viel daran!“

„Du liebst ihn wirklich sehr.“

Rory nickte.

Lorelai seufzte. „Ich werde ihm eine Chance geben. Aber sollte er dir

noch ein einziges mal weh tun...“

„Danke. Was meinte Babette vorhin? Bezüglich Dean.“ Rory sah ihre

Mutter fragend an.

„Ach, vergiss es. Es gibt Gerüchte, Nancy und Dean wären zusammen.

Die Leute in Stars Hollow reden doch immer.“

„Nancy? DIE Nancy?“

Lorelai nickte.

„Dean würde sich niemals mit Nancy ein lassen! Das ist völliger Unsinn!

Die beiden passen überhaupt nicht zusammen!“

„Schon gut, Schatz. Reg dich nicht so auf.“

„Ich rege mich gar nicht auf. Mir ist egal was Dean tut.“

„Schon gut. Lane war die letzten Tage richtig flippig. Wann ist

nochmals der große Tag?“

„In zehn Tagen. Ein Samstag. Sie ist schon total aufgeregt.“

Lorelai nickte. „Verständlich. Lane sagte gestern der Gig wäre in New

York. Ich dachte, er wäre in Hartford?“

„Das war nur eine anfängliche Verwechslung Brians. Es gibt in Hartford

ein sehr bekanntes Lokal mit demselben Namen. Sie werden allerdings in

dem in New York auftreten. Das und die

Tatsache, dass noch fünf weitere Bands auftreten werden, macht Lane

noch nervöser.“ Erzählte Rory.



„Du bist mir etwas schuldig!“ Mandy parkte genervt ihr Auto vor dem

Campus.

„Du kannst dir ja die Bibliothek ansehen und danach spendiere ich dir

eine Pizza.“ Schlug Mel grinsend vor.

„Ich unterstütze dich bei einem Seitensprung. Da reicht eine Pizza nicht.“

„Gregg und ich sind nicht mehr zusammen. Ich mache hier also nichts

Falsches. Yales Bibliotheken sind toll, also sei mir lieber dankbar!“

„Danke, Mel.“ Mandy verdrehte die Augen.

„Hey, sobald mein Auto repariert ist, werde ich dich chauffieren.“

„Und wohin?“

„Zu Ronnys Gig.“

„Na toll. Ich will nicht zu seinem Gig. Die Musik seiner Band gefällt mir

nicht. Außerdem hasse ich diesen Club!“

„Sei nicht so langweilig, Süße. Es werden bestimmt auch bessere Bands

auftreten! Danach wird immer gefeiert. Das alleine ist schon Grund

genug, dass du dem grauen Uni Alltag entfliehst.“

„Meinetwegen. Aber jetzt lass uns aussteigen. Je früher du bei Steve bist,

desto früher bin ich wieder daheim.“



„Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange aufgehalten.“

„Mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Ich muss allerdings dann wirklich

zum Hotel fahren. Bevor ich’s vergesse, Mum hat angerufen...“ Lorelai

seufzte genervt.

„Was hat sie gesagt?“

„Sie hat mir nur eine kurze Nachricht hinterlassen. Sie würde uns am

Freitag Abend gerne sehen. Sonst nichts! Nicht zu fassen!“ Lorelai

schüttelte bei den Gedanken an Emilys kurze

Nachricht den Kopf.

„Vielleicht will sie sich ja bei dir entschuldigen.“

„Emily Gilmore bei mir entschuldigen? Eher trifft sich der Weihnachtsmann

mit dem Osterhasen um zu Pokern! Eher...“

„Mum.“

„Schon gut.“

„Werden wir hinfahren?“

„Nach der Show damals...“

„Ich denke wir sollten uns zumindest anhören was sie zu sagen hat.“

Lorelai seufzte.

„Wir können ja nach einer halben Stunde wieder fahren.“

„Gut. Eine halbe Stunde. Aber ich werde die Zeit stoppen.“



„Hey, na endlich.“ Steve grinste die beiden fröhlich an.

Mel küsste ihn stürmisch.

„Kommt erst mal rein. Will, das sind Mel und...“ Er überlegte angestrengt.

„Mandy. Hi.“ Sie schüttelte einem jungen Mann, der gerade aus seinem

Zimmer gekommen war, die Hand.

„Mel, du wolltest doch meine CDs sehen.“ Steve zog Mel in sein Zimmer.

Diese winkte Mandy noch kurz zu, bevor sie grinsend verschwand.

„Was war das denn für ein Spruch?“ Mandy schüttelte den Kopf.

„Das macht er immer. Und ich muss davor das Zimmer räumen.“ Erklärte

Will. Er reichte ihr ein Glas Cola. “Auf unsere rücksichtsvollen

Mitbewohner.“ Sie stieß grinsend mit ihm an.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte er.

„Ich werde mir eure Bibliotheken ansehen.“

„Brauchst du einen Führer?“

„Danke, aber ich sehe mich lieber alleine um.“ Antwortete Mandy.

„Okay.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Und was machst du?“

„Ich werde es mir hier auf der Couch so richtig gemütlich machen und ein

Buch lesen.“

„Du bleibst hier während die beiden...“ Mandy blickte ihn erstaunt an.

„Hey, ich überlasse ihnen das Zimmer, aber bestimmt nicht die ganze

Wohnung.“

„Oh...Okay. Also dann...viel Spaß.“

„Wir sehen uns.“



Rory blieb im Pavillon sitzen nachdem ihre Mutter gefahren war.

Sie lehnt sich zurück und atmete tief durch.
Es gibt nichts herrlicheres

als die Luft nachdem es geregnet hat.
Sie schloss die Augen.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Langsam öffnete sie die Augen und

blickte geradewegs in zwei dunkelbraune Augen. Jess strich ihr zärtlich

durch die Haare und setzte sich neben sie.

„Hast du Luke alles erzählt?“

Er nickte.

Sie küsste ihn zärtlich. „Was haltest du davon, wenn wir uns am Samstag

so einen richtig schönen Tag zu zweit machen?“

„Luke und Lorelai machen am Samstag einen Ausflug. Er meinte es könne

den ganzen Tag dauern. Deshalb werde ich wohl im Diner bleiben

müssen.“

„Darauf hatte ich ganz vergessen. Weißt du was, ich werde euch helfen.“

„Das musst du nicht.“

„Ich möchte es aber. Und nach unserem harten Arbeitstag entspannen wir

uns dann gemeinsam.“ Sie grinste ihn frech an.

„Klingt verführerisch.“ Er küsste sie.

Rory war froh, dass sie ihn zumindest etwas aufheitern und ablenken

konnte. Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte ihr, dass es allmählich

Zeit wurde zurück zufahren. Sie musste noch lernen.

„Ich muss dann leider wieder zurück nach New Haven.“

Jess nickte.

„Hör mal Jess, ich wollte dir noch sagen, dass du jederzeit mit mir über

alles sprechen kannst.“

„Ich weiß. Danke.“ Er küsste sie.



Der Tag ging allmählich seinem Ende zu.

Rory saß lernend auf ihrem Bett als ihr Handy klingelte.

„Hallo?“ Sie hatte nicht aufs Display gesehen.

„Hi Rory.“

„Oh, hi Will.“

“Ich habe das Buch nochmals gelesen. Ich glaube wir haben beide einiges

falsch interpretiert.“

„So?“ Rory war müde und wollte nicht über das Werk diskutieren.

„Was haltest du davon, wenn du morgen Abend zu mir kommst, wir

bestellen Pizza und unterhalten uns nochmals über den Text?“

„Okay. Ich kann aber nicht vor sechs Uhr.“

„Also dann bis sechs.“
#30

61. Teil


Rory legte das Handy auf den Nachttisch und griff wieder nach ihrem Skriptum. Gähnend schlug sie das zuletzt gelesene Kapitel auf. Sie versuchte sich auf die Zeilen zu konzentrieren, was ihr jedoch nur bedingt gelang. Nach einer halben Stunde gab sie schließlich auf und beschloss
für diesen Abend zum Lernen aufzuhören. Sie stand auf und machte sich auf den Weg zum Kaffeeautomaten. Einen Kaffee musste sie sich einfach noch vor dem Einschlafen gönnen.


Mandy blickte auf ihre Armbanduhr. Es war bereits halb zehn. Mel hatte noch immer nicht angerufen. Mandy seufzte und nahm ein neues Buch aus dem Regal. Plötzlich begann ihr Handy zu vibrieren. Schnell stellte sie das Werk zurück an seinen Platz und verließ die Bibliothek.
„Mel! Endlich!“
„Hi Mandy! Wie geht’s?“
„Können wir endlich fahren?“
„Ja klar. Treffen wir uns in zehn Minuten beim Auto, ja? Ach ja. Ich habe großartige Neuigkeiten!“
„So..“ Mandy gab sich keinerlei Mühe ihr Desinteresse zu verbergen.
„Steve kommt mit zum Gig! Ein paar Freunde von ihm werden auch dabei sein. Will auch.“
„Welcher Gig?“
„Ronnys Gig in New York! In zehn Tagen! Nächste Woche Samstag!“
„Danke, ich kann zählen.“
„Ist das nicht toll?“
„Fantastisch. Hoffentlich spielen die anderen Bands besser als seine.“
„Kannst du immer nur meckern? Ich muss jetzt aufhören. Bis gleich.“
Mandy legte seufzend auf. Neben dem Bibliothekseingang stand ein Kaffeeautomat. Mandy fischte ihre Geldbörse aus der Tasche und begann nach einer passenden Münze zu suchen.


Der Kaffeeautomat bei einer der großen Bibliotheken war schon seit längerem Rorys Lieblingsautomat. Sie suchte ihn mehrmals täglich auf. Ein Tag ohne ihn schien kaum vorstellbar.
Als Rory bei ihrem Objekt der Begierde angekommen war, entdeckte sie eine junge Frau, die fluchend in ihrer Geldbörse kramte.
„Ich kann dir wechseln.“
Mandy sah verwundert hoch. „Wie bitte?“
„Ich habe genug Kleingeld. Solltest du also keine passenden Münzen haben, aber einen Fünf oder Zehn Dollar Schein, kann ich dir wechseln. Bei zwanzig Dollar würde es problematisch werden.“ Erklärte Rory.
Mandy lächelte. „Danke. Ich brauche jetzt nämlich dringend einen Kaffee.“ Sie reichte ihr einen Schein.
Rory erwiderte das Lächeln. „Das kenne ich gut.“ Sie steckte den Schein ein und gab ihr die Münzen.
Mandy steckte eine in den Automaten und drückte die Auswahltasten.
„Studierst du auch hier?“ erkundigte sich Rory.
Mandy schüttelte den Kopf. „In Harvard. Ich musste Chaffeur für eine Freundin spielen und besuchte die Bibliotheken. Eure Bibliotheken sind wirklich beeindruckend.“ Lobte sie begeistert.
Rory nickte. „Ja, sie sind toll. Aber eure sind auch nicht zu verachten. Ich war vor ein paar Jahren einmal mit meiner Mum in Harvard.“ Sie lächelte bei der Erinnerung an diesen Besuch.
Mandy machte einen großen Schluck von ihrem Kaffee. „Der ist echt gut.“
Rory wählte inzwischen ihre Bestellung aus. „Das ist mein Lieblingsautomat.“ Erzählte sie.
Mandy schmunzelte. „Ich habe auch einen Lieblingsautomaten in Harvard.“
Rory lächelte und trank aus dem heißem Becher.
Mandy warf einen Blick auf ihre Uhr. „Entschuldige. Ich muss jetzt gehen. Danke nochmals für das Wechseln, du hast meinen hoffnungslosen Abend gerettet.“


Sarah stellte gelangweilt das Radio aus. Samantha nahm sich die letzte Scheibe Pizza und lehnte sich auf der Couch zurück.
„Was soll diese schnulzige Musik?“ Sarah setzte sich seufzend.
„Manche stehen darauf.“
„Apropos Musik. Karen und die Jungs haben es endlich geschafft und dürfen nächste Woche auftreten.“
„Wie toll. Wer ist Karen? Und wer sind diese Jungs? Ich kenne viele Jungs.“
„Woher soll ich denn wissen, wie die Typen heißen. Karen! Du wirst doch wohl noch wissen wer Karen ist!“
„Ich kenne zu viele Leute.“
„Wir waren mit ihr im Englisch Kurs! Karen Suffolk!“
„Und die spielt in einer Band?“ Sam sah ihre Freundin gelangweilt an.
„Ja. Sie sind nicht einmal so schlecht.“
„Was machen sie denn für eine Musik?“
„Natürlich Punk.“
„Natürlich.“
„Das Beste kommt aber noch.“
„Ich höre.“
„Ich habe dir doch damals von diesem tollen Typen erzählt, den ich bei einem Gig kennen lernte. Er tritt am selben Abend auf. Im selben Club!“
„Was für ein Zufall.“ Meinte Samantha sarkastisch.
„Ich wäre auch nur wegen Karen hingegangen. Aufjedenfall treffe ich mich nach den Auftritten mit ihm.“
„Weißt du überhaupt noch seinen Namen?“
„Ich habe seinen Namen und seine Nummer im Handy gespeichert! Wie hätten wir sonst telefonieren können? Er heißt Zach! Kommst du mit?“
„Wozu? Soll ich euch etwa danach Gesellschaft leisten?“
„Es wird bestimmt lustig. Zachs Band ist toll und danach wird immer gefeiert! Du weißt doch wie das in diesen Clubs läuft! Und es sind bestimmt auch ein paar gutaussehende Männer dort.“
„Ich sage dir noch bescheid.“


Rory schlug lächelnd ihr Skriptum zu. Sie war für diese Woche fertig. Morgen musste sie nur noch zu einer Vormittagsvorlesung, danach konnte ein schönes Wochenende beginnen.
Sie steckte ein Buch in ihre Tasche und ging aus dem Zimmer.
Paris, die gerade lernend auf der Couch saß, sah nur kurz hoch als Rory vorbei ging und sich verabschiedete.
Wills Wohnheim war beinahe am anderen Ende des Campus. Rory war trotz Wegweiser zweimal in eine falsche Richtung gegangen und läutete deshalb zehn Minuten nach verabredeter Zeit an Wills Tür. Es wurde ihr so gleich geöffnet.
„Hi. Entschuldige bitte meine Verspätung. Ich bin normalerweise ein sehr pünktlicher Mensch.“
„Hey, Rory. Komm rein.“ Er deutete ihr auf der Couch Platz zu nehmen und griff nach seinem Handy, das am Tisch lag. „Möchtest du gleich Pizza bestellen?“
„Ja, ich bin schon sehr hungrig.“
„Das dachte ich mir.“
„Wo sind denn die anderen? Sie möchten vielleicht auch etwas. Du solltest sie fragen.“
„Welche anderen?“
„Deine Mitbewohner.“
„Zwei sind schon nachhause gefahren und einer ist bei seiner Freundin und danach auf einer Party. Wir werden also ein paar Stunden ungestört sein.“ Er grinste und rief beim Pizzalieferservice an.
Rory blickte auf ihre Zehenspitzen. Die Art wie er sie eben angesehen hatte, verunsicherte sie.
Will setzte sich nach dem Telefonat zu ihr.
„Zwanzig Minuten werden sie circa brauchen.“
Rory nickte leicht. „Gut.“
„Und ist wieder alles in Ordnung zwischen dir und Jess?“
„Es war die ganze Zeit alles in Ordnung.“
„Gut. Möchtest du, dass ich ein wenig Musik aufdrehe?“
„Ja, Musik ist gut.“
„Welche bringt dich denn in Stimmung?“
„Wie bitte?“
„Sollte nur ein Witz sein. Was hörst du denn gerne?“
„Schalte einfach unseren Uni Radio Sender ein.“
„Gute Wahl. Sein Abendprogramm ist gut.“
„Absolut.“ Stimmte Rory zu.


Will legte seine Notizen auf den Tisch. „Ich bin froh, dass wir uns endlich geeinigt haben. Ich muss sagen, es macht echt Spaß mit dir über philosophische Werke zu diskutieren.“
Rory lächelte. „Das Buch war es auch wirklich wert. Ein wahres Meisterwerk.“
Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet, dass es bereits zehn Uhr war. „Ich sollte dann wohl besser gehen. Es ist spät geworden.“ Sie war schon sehr müde.
„Gehst du denn schon so früh schlafen? Wir sind auf der Uni.“
„Ich habe morgen früh eine Vorlesung.“
„So. Das ist schade. Ich hätte nämlich noch eine kleine Überraschung für dich.“
„Was ist es?“ sie sah ihn fragend an.
„Der Pate 1-3. Du hast mir unlängst erzählt, dass du die Filme schon so lange nicht gesehen hättest. Da dachte ich mir, dass ich sie doch für heute Abend ausleihen könnte. Ich habe auch eine dieser XL Eisboxen besorgt. Schokolade und Heidelbeere.“
Rory blickte ihn unsicher an. Er hat sich solche Umstände gemacht. Ich kann jetzt nicht einfach gehen. Das wäre unhöflich. Andrerseits habe ich ihn ja nicht darum gebeten.
„Wir können uns ja einen Teil ansehen.“ Meinte sie schließlich.


Rory wurde durch das laute Telefonat einer fremden Stimme geweckt. Sie schlug die Decke zurück und rieb sich verschlafen die Augen. Die Sonne blendete sie. Rory blinzelte.
Sie richtete sich ein wenig auf und blickte sich verschlafen um. Rory erkannte das große Wohnzimmer nicht sofort. Als sie schließlich realisiert hatte, wo sie war, fuhr sie erschrocken auf.


62. Teil


Das darf nicht wahr sein! Ich muss eingeschlafen sein.
Sie sah sich nach ihrer Tasche um, fand sie auf dem Lehnstuhl gegenüber der Couch.
„Guten Morgen.“ Will, der gerade aus seinem Zimmer gekommen war, grinste sie an.
Rory warf ihm einen wütenden Blick zu. „Warum hast du mich nicht geweckt?“
„Weißt du wie süß du bist wenn du schläfst?“ Er setzte sich auf die Couch und musterte sie lächelnd.
Rory rollte mit den Augen und strich ihr Kleid glatt.
„Ich habe es versucht. Zweimal. Es war unmöglich. Also habe ich dich zu gedeckt und bin schlafen gegangen.“ Erklärte Will.
„Du…du hättest es weiter probieren müssen!“
Er blickte sie belustigt an. „Warum regst du dich so auf? Du hast hier übernachtet, was ist denn schon dabei?“
Rory wollte antworten als plötzlich Wills Mitbewohner aus dem Bad kam. Er hatte lediglich ein Handtuch um die Hüften gewickelt. „Hey Will, borgst du mir mal…“ Plötzlich fiel sein Blick auf Rory. „Dornröschen ist aufgewacht.“ Er grinste.
Rory seufzte genervt. „Ich werde jetzt gehen.“ Sie verließ schnell die Wohnung.
„Was hat sie denn?“
Will zuckte mit den Schultern.


Paris hatte ihre Koffer bereits in der früh gepackt. Sie wollte gleich nach der Prüfung nach New York fahren.
Kurz bevor sie ihr Zimmer verlassen wollte klingelte ihr Handy. Sie seufzte genervt.
„Ja?“
„Hi Paris.“
„Hi Jamie.“ Warum ruft er schon wieder an?
„Ich wollte dir nochmals viel Glück für deine Prüfung wünschen. Obwohl Glück wird ja bei deinem Können nicht notwendig sein.“
„Danke. Ich habe es sehr eilig…“
„Schon klar. Ich werde dir am Wochenende eine E-Mail schreiben.“
„Gut. Bye.“

Kaum hatte sie aufgelegt, stürmte Tana in ihr Zimmer.
„Was willst du Tana?“
„Rory war die ganze Nacht nicht hier!“
„Tatsächlich? Ich bewohne ein Zimmer mit ihr!“
„Glaubst du ist ihr etwas passiert?“ Tana blickte sie besorgt an.
„Eher jemand.“
Tana starrte sie entsetzt an. „Du glaubst doch nicht…“
Paris zwängte sich an ihr vorbei und verließ schnell die Wohnung. Am Gang prallte sie mit Rory zusammen.
„Entschuldige, Paris. Ich bin letzte Nacht…“
„Rory, es ist deine Sache mit wem du eine Nacht verbringst. Es war bestimmte eine aufregende Nacht, aber ich habe es jetzt eilig!“
Ihre Prüfungslaunen… „Paris. Warte.“
Paris verdrehte die Augen und blieb stehen.
„Ich bin wirklich nur eingeschlafen.“
„Okay. Ich muss los. Schönes Wochenende!“

Nachdem Rory Tana zweimal erklärt hatte was passiert war, betrat sie ihr Schlafzimmer.
Sie wollte eigentlich nur ihre Mappe holen und sich auf den Weg zum Hörsaal machen, doch plötzlich fiel ihr etwas ein. Jess! Ich rief ihn gestern nicht an! Wir telefonieren doch immer vor dem Einschlafen!
Sie hatte das Handy auf dem Nachtisch vergessen gehabt. Es zeigte vier unbeantwortete Anrufe…


Es war noch sehr wenig los im Diner. Lane hatte sich fest vorgenommen mit Luke wegen ihrem Urlaubsproblem zu reden, so bald sich die Gelegenheit ergeben sollte. Jetzt war sie gekommen, sie wagte es aber nicht. Lane hatte es Dave noch nicht erzählt, sie wollte es die kommende Woche persönlich machen.
Ich muss endlich mit Luke reden! Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. Plötzlich wurde das Diner geöffnet. Taylor begrüßte Luke schon von weitem. „Wir müssen etwas besprechen.“
„Nicht schon wieder!“ Luke seufzte genervt.

Lane machte sich seufzend wieder an die Arbeit.
Plötzlich betraten weitere Gäste das Diner. Unter ihnen war auch Nancy, die sich an die Bar setzte. Lane war froh, dass Jess noch in der Wohnung war.
„Was möchtest du?“ fragte sie kühl.
„Einen Kaffee.“
Lane nickte und reichte ihr eine Tasse.
„Ich hörte ihr tretet nächste Woche in New York auf.“
Lane seufzte. „Das stimmt.“
„Du bist bestimmt nervös.“
„Es geht.“
„Ich schau vielleicht vorbei.“
„Der Club ist groß…“
„Es stört dich also nicht.“
„Ich kann nicht beeinflussen wer uns zuhört.“
„Ich dachte an Rory. Sie wird bestimmt dort sein. Ich will nicht, dass sie sich unwohl fühlt.“
„Du bist Rory egal.“
„Gut. Dann komme ich. Ich werde noch jemanden mitbringen.“
„Das ist keine Privatparty sondern ein öffentlicher Club! Du brauchst weder dich noch Begleiter anzukündigen.“
„Danke für die Information. Ich werde es mir merken.“
„Ich helfe doch immer gerne.“


Rory ging im Hotel auf und ab.
„Schätzchen, Stopp! Beruhige dich erst einmal!“ Lorelai hielt sie sanft an den Schultern fest.
„Mum, ich habe die Nacht mit einem anderen verbracht!“
„Du hast eingeschlafen. Nichts weiter.“
„Jess hat sich bestimmt Sorgen gemacht! Er hat vier mal versucht mich anzurufen!“
„Mach dir keine Sorgen. Nachdem du ihm die Sache erzählt hast, werdet ihr beide darüber lachen!“
„Wahrscheinlich.“ Rory war nicht überzeugt davon.
„Jetzt solltest du aber gehen. Vergiss nicht, um kurz nach halb sieben fahren wir.“
„Keine Angst, ich lasse dich schon nicht alleine zu Grandma.“


Rory saß auf der Bank gegenüber der Stars Hollow High und beobachtete die Schüler.
Sie erinnerte sich lächelnd an ihre Zeit in dieser Schule.
Als sie Jess von weitem erkannte, kamen die kurz verdrängten Sorgen wieder hoch.
Was sage ich ihm nur? Wird er es wirklich so gelassen aufnehmen?

„Hey.“ Er küsste sie zärtlich. Rory liebte es seine weichen Lippen auf den ihren zu spüren.
Jess strich ihr zärtlich über die Wange. „Du siehst gut aus.“ Seine Blicke wanderten über ihr blaues Kleid.
Sie lächelte etwas verlegen. „Danke.“
„Ich habe etwas Tolles für morgen arrangiert.“
„Was denn?“ Sie blickte ihn neugierig an.
„Du wolltest dich doch nach unserem harten Arbeitstag so richtig entspannen…“ Jess grinste.
„Ja?“
„Die Wohnung gehört ganz alleine uns morgen Nacht.“ Sein Grinsen wurde breiter.
„Aber…“
„Lorelai und Luke werden nach ihrem langen Ausflug bei ihr übernachten.“
Rory blickte ihn ungläubig an.
„Willst du dich nicht bedanken?“ Er grinste wieder.
Sie küsste ihn zärtlich.
„Ja, das mit dem Bedanken liegt dir.“ meinte Jess.
Sie lächelte.
„Sag mal, was war denn gestern Abend los? Du warst unerreichbar.“
Sie senkte den Kopf. „Ich…bin eingeschlafen.“ Das entspricht sogar der Wahrheit.
Jess küsste sie. „Ich habe ein neues Buch. Was haltest du von einer Textstelle auf der Brücke?“
„Klingt gut.“ Warum erzähle ich es ihm nicht einfach?


Paris parkte ihr Auto direkt vor dem Wohnhaus. Sie war viel früher hier als ausgemacht.
Erfreut stellte sie fest, dass der Lift endlich repariert worden war. Das wurde auch wirklich Zeit.
Am fünften Stock angekommen, kam ihr plötzlich ein Gedanke. Was mache ich wenn er noch nicht zuhause ist? Sie hatte keinerlei Lust in dieser Gegend spazieren zu gehen.
Paris läutete an der Wohnungstür. Es wurde sogleich geöffnet. Mit einer Mischung aus Überraschung und Entsetzen starrte sie die junge Frau an.


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