Ad Astra - Denn Blutrot scheint der Mond....

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

Er sieht sie erstaunt an, glaubt, sich verhört zu haben. Das kann sie unmöglich ernst meinen, unmöglich. Kopfschmerzen. Lächerlich. Selbst eine Grippe hätte sie unter anderen Umständen nicht davon abgehalten zu dem Spiel zu fahren.
"Das meinst du nicht ernst, oder?", setzt er an. "Du weißt doch, was heute für ein Tag ist? Du kannst doch unmöglich..." Er unterbricht sich selbst, weiß selbst nicht, was sie unmöglich kann. Viele Dinge, die sie heute gesagt hat, sind ihm bisher unmöglich vorgekommen und doch, sie hat sie ausgesprochen. Vielleicht war also nichts unmöglich.

Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

"Natürlich weiß ich, was für ein Tag heute ist. Wir haben uns kennengelernt. Ich war betrunken, du warst es. Wir haben miteinander geschlafen. Vielleicht haben wir uns ja auch ineinander verliebt", ein nachdenkliches Schnauben. "Ich habe es zumindest. Allerdings weiß ich nicht mehr, ob ich diesen Umstand feiern sollte", gesteht sie.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Es kränkt ihn, dass sie das alles so abwertet, dass sie sich nicht mehr sicher ist. Natürlich waren sie betrunken, haben miteinander geschlafen. Aber es war etwas Besonderes, sonst hätte er niemals Pennilyn für Emily verlassen. Niemals. Pennilyn! Wie hat das alles nur geschehen können. Wie kann er jetzt, nachdem er 40 Jahre mit Emily zusammen ist, an ihrer Beziehung zweifeln? Wie kann sie daran zweifeln? 40 Jahre. Man kann sie nicht einfach so wegwerfen, nicht einfach so als Fehler bezeichnen.
"Bereust du es, dass wir geheiratet haben?", fragt er leise, ist sich nicht sicher, ob er ihre Antwort hören will.

Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

Die Frage trifft sie völlig unerwartet. "Ich - Nein", widerspricht sie. "Aber manchmal - manchmal".... manchmal, würde ich mir einfach wünschen, dass es einfacher wäre. Du bist ständig weg. Du arbeitest. Und arbeitest. Du arbeitest dich zu Tode. Du hattest schon einen Herzinfarkt. Es ist dir egal, du arbeitest weiter und weiter. Sie spricht es nicht aus, beißt sich stattdessen auf die Unterlippe. "Aber darum geht es hier nicht. Es geht um deine Mutter. Darum, dass du nicht für mich einstehst. Ich sollte also wohl eher dir die Frage stellen, ob du es bereust, mich geheiratet zu haben."

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

"Anscheinend geht es nicht nur um meine Mutter, sonst hättest du das gerade eben nicht erwähnt.", meint er und fügt er dann mit fester Stimme hinzu: "Ob ich es bereue, dich geheiratet zu haben? Nein, natürlich nicht." Es entspricht der Wahrheit, die Ehe an sich bereut er nicht, er bereut es, dass er nicht weiß, was er verpasst hat, was gewesen wäre, wenn...
"Warum stellst du unsere Ehe in Frage? Warum ausgerechnet heute? Was ist los mit dir, Emily? Es kann doch nicht nur an Trix' Besuch liegen."

Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

"Steh für mich ein", ist alles was sie sagt. Denn wie kann sie ihm erklären? Nein. Es ist an ihm. Er muss den Anfang machen. Nicht immer nur sie, sie ist es so leid! "Steh für mich ein. Das ist alles was ich will und alles worum es mir geht. Ich bin es ja auch. Ich bin für dich eingestanden. Ich habe dich meinem Vater gegenüber verteidigt. Ich habe meine Eltern seit 36 Jahren nicht mehr gesehen, weil ich für dich eingestanden bin. Und ich denke, jetzt ist es an der Zeit, dass du das deine tust, da deine Mutter ganz offensichtlich nicht die Absicht hat, jemals damit aufzuhören, mich zu tyrannisieren."

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

Ihre Eltern, es war nur eine Frage der Zeit bis sie diese Karte ausspielen würde.
"Emily, du wusstest von Anfang an, dass ich ein sehr nahes Verhältnis zu meiner Mutter habe. Ich habe niemals ein Geheimnis daraus gemacht." Er macht eine kurze Pause, holt Luft. "Das damals war deine Entscheidung. Was erwartest du jetzt von mir? Soll ich meine eigene Mutter vor die Türe setzen?"
Bei dem Gedanken daran muss er lachen, so absurd kommt es ihm vor.

Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

Sie glaubt nicht, dass er sie jemals mehr verletzt hat. Ebensowenig, wie sie glaubt, dass er jemals versucht hat - sie hat es sich nur eingebildet, alles. Das vorgestern Abend, es war nicht romantisch, es war vermutlich nur Kalkül zur Befriedigung seines Egos, seiner Bedürfnisse. Er kann sie gar nicht mehr lieben, sonst würde er nicht so reagieren. "Ich bin meinen Eltern ebenso nahe gestanden", zischt sie eisig. "Und mach dir keine Mühe, von mir aus kann deine Mutter den Rest ihres Lebens hier verbringen, da ich nämlich den meinen woanders verbringen werde!"

Mit diesen Worten lässt sie ihn stehen, überlegt auf dem Weg durch das Esszimmer noch kurz, ob sie erst packen sollte - aber nein, keine Sekunde hält sie es länger mit diesem Mann aus, nicht eine halbe.

Deshalb geht sie geradewegs zur Garderobe und reißt ihren Mantel herunter, greift nach ihrer Handttasche und zu den Schlüsseln ihres Mercedes. Sie knallt die Haustür so laut es geht hinter sich zu. Erstens, um ihrer Wut Luft zu machen und zweitens in der Hoffnung den Drachen aufzuwecken. Ein letzter Gruß, denkt sie bitter.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

Er steht einen Augenblick ratlos da, blickt auf die Türe, durch die Emily gerade eben verschwunden ist. Wirklich fassen kann er es noch immer nicht, was gerade geschehen ist. So irrational und kindisch hat er sie in all den Jahren noch nicht erlebt, für einen Augenblick zweifelt er, ob er sie überhaupt jemals wirklich gekannt hat. Die Emily, die er geheiratet hat, hätte niemals so reagiert.
Eigentlich würde er nach dieser Auseinandersetzung ein Glas Schnaps brauchen, aber nach der letzten Nacht, übergeht er diesen Schritt und macht sich auf den Weg ins Schlafzimmer, um sich anzukleiden. Sie wird ihn nicht sitzen lassen, oh nein. Was sie kann, kann er schon lange. Er schlüpft in eine Hose, zieht sich ein Hemd über, kämt sich noch schnell.
Dann macht er sich wieder auf den Weg nach unten, legt noch schnell eine Notiz für Trix auf den Tisch, greift seinen Aktenkoffer und setzt sich in sein Auto, fährt los.
Er weiß noch nicht, wohin genau, gibt einfach Gas, fährt schließlich den Highway entlang, immer schneller und schneller, bis in seinem Kopf und in seinem Herzen völlige Leere herrscht.

Emily Gilmore - Gilmore Mansion, morgens

Sie rast wütend und orientierungslos durch die stadt und aus der Stadt. Am liebsten würde sie etwas kurz und klein schlagen. Am liebsten würde sie Richard kurz und klein schlagen. All die Jahre, die sie an ihn verschwendet hat, die Dinge, die sie für ihn geopfert hat. Ihre eigenen Träume zugunsten von seinen. Alles und das umsonst. Er respektiert es nicht. Er dankt es ihr nicht. Soll er sich doch eine andere suchen. Aber nicht mit ihr. Auch sie hat ihren Stolz und ihre Würde und keiner, weder Richard noch seine Mutter, werden jemals wieder mit Füßen darauf herumtrampeln.


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