Hi ihr SüÃen!
Danke, ihr seid so lieb!
Ein kleiner Teil kommt doch heute schon. Is eher kurz, ich hoffe ihr mögt ihn trotzdem.
6. Teil
--------- Flashback --------
Es war bereits stockdunkel. Der Regen prasselte gegen die Scheiben meines Autos. Es war gefährlich, aber das war nicht von Bedeutung. Ich musste an mein Ziel kommen. Mein Herz raste. Ich hatte Angst, furchtbare Angst.
Komm so schnell wie möglich. Hatte er gesagt. Seine Stimme war zitternd gewesen. Er musste geweint haben.
Der Druck auf meinem Herzen verstärkte sich je näher ich meinem Ziel kam. Meine Hände begannen zu zittern.
Im Radio lief ein fröhliches Lied aus einem weit entfernten Leben. Ich stellte es ab.
Der Parkplatz war beinahe leer. Trotzdem brauchte ich zehn Minuten um einzuparken. Einzuparken hieà Auszusteigen. Auszusteigen bedeutete mich mit der Wahrheit zu konfrontieren. Es würde kein Zurück mehr geben, sobald ich das Gebäude betreten hatte.
Kann man der Vergangenheit entkommen?
Ich sperrte den Wagen nicht ab. Sollte er doch gestohlen werden.
Ich spürte nichts von der Nässe und Kälte als ich in das Krankenhaus lief.
Luke saà im Wartezimmer, den Kopf in die Hände gestützt.
Er sah nicht auf als er meine Schritte hörte.
âMum. Wo ist Mum?â Tränen rannen über meine Wangen. Der Druck auf meinem Herzen wurde stärker. Ich glaubte zu ersticken.
Luke sah langsam hoch. Seine Augen waren gerötet. âZimmer 172.â Er wirkte abwesend, war nur ein Schatten seiner selbst.
âIst..istâ¦â Meine Kehle war wie zugeschnürt.
Lukes Augen blickten mich nur ausdruckslos an. Er wusste, was ich fragen wollte und ich kannte die Antwort.
Meine Beine begannen zu zittern. Ich fröstelte.
Das Wartezimmer hatte kalte weiÃe Wände. Es befanden sich nur Luke, eine Krankenschwester und ich im Raum.
Auf der Wand hinter Lukes Stuhl hing ein Bild. Es zeigte eine Frau und ein Baby. Sie hielt es lächelnd in ihren zarten Bleistiftarmen. Das Baby lachte. In der oberen rechten Ecke war eine groÃe gelbe Sonne mit gelb- orangen Strahlen. Zwei verkrüppelte âVâ sollten wohl Vögel darstellen. Möwen. Im Hintergrund waren drei Palmen zu sehen. Waren die beiden ans Meer gereist? Das Baby hatte gesunde rote Bäckchen und klatschte mit den Händen. In der rechten unteren Ecke befand sich die Signatur der jungen Künstlerin âYasmineâ.
âSie können jetzt zu ihrer Mutter.â Hatte da wirklich jemand gesprochen? Ich kann es nicht beantworten. Ich weià nur noch, wie lange dieser weiÃe Gang war. Es schien Stunden, Jahre, zu dauern bis ich das Zimmer erreichte.
â172â Die Tür war geschlossen. Was würde mich erwarten. Ich atmete tief durch. Meine Hand zitterte als ich nach der Türschnalle griff. Ich schwitzte. Ich fror.
Mum war alleine in dem kleinen Zimmer. Sie bemerkte mich nicht. Ihre Augen waren ausdruckslos auf die kahle Wand gegenüber gerichtet. Ihre Lider waren geschwollen, ihre Auge gerötet. Wie viele Tränen kann ein Mensch weinen?
Ich trat langsam näher. Eine Träne tropfte auf meine Hand. Ich wusste was passiert war.
Der letzte Funke Hoffnung war durch Mums Anblick verschwunden.
Es gab keinen Zweifel mehr. Auch nicht daran, wer Schuld gehabt hatte.
âMum?â Meine Stimme klang heiser.
Sie sah mich nicht an.
âMum?â Ich versuchte es ein weiteres Mal.
Bitte sprich mit mir!
Ihr Kopf drehte sich ganz langsam zu mir. âIch habe sie verloren.â Ihre Stimme zitterte, sie hatte nur ganz leise gesprochen. Mum hatte noch nicht realisiert was passiert war. Sie stand unter Schock.
Ich griff vorsichtig nach ihrer Hand, doch sie entzog sie mir sofort wieder.
âMumâ¦â
Ich wusste nicht was es war, das in ihren Augen für einen Moment aufleuchtete, aber ich würde es niemals vergessen.
âWas möchtest du mir sagen, Rory? Denkst du denn tatsächlich, dass du mich mit irgendetwas trösten könntest? Du hast die letzten Monate schon zuviel gesprochen! Ich habe mein Baby verloren! Glaubst du, es gibt irgendetwas womit du mich trösten könntest?â Ihre Stimme überschlug sich. Tränen rannen über ihre Wangen.
Ich wollte sie umarmen, festhalten. Es war als wären meine Beine erstarrt, ich konnte mich nicht bewegen. âMumâ¦â
âRory, geh bitte. Ich möchte alleine sein.â
âMumâ¦der heftige Streit gesternâ¦die letzten Monateâ¦ichâ¦â
Mum richtete sich ein wenig auf. âRory, verlasse mein Zimmer! Akzeptiere wenigstens einmal meine Wünsche!â
Meine Mutter hatte mir niemals direkt die Schuld an Corinnes Tod gegeben. Ich wusste jedoch, dass sie es in ihrem Herzen tat.
Der Regen hatte aufgehört. Wäre es Tag gewesen, hätte man einen Regenbogen gesehen. Corinne würde niemals einen Regenbogen sehen.
Dem kleinen Geschöpf war das Leben verwehrt geblieben. Es hatte nie die Möglichkeit bekommen, seine Mummy kennen zu lernen.
Mit seiner Mummy ans Meer zu reisen und im Schatten der Palmen Möwen zu beobachten.
Ich hatte meine kleine Schwester umgebracht.
Das Lenkrad war hart und kalt. Mein Gewand und mein Körper waren durchnässt. Aufgrund des Regens, aufgrund der Tränen. Das konnte ich nicht sagen. Das war unwesentlich.
--------- Flashback Ende ---------
Der Traum der mich seit Jahrzehnten verfolgte. Die Erinnerung, welche niemals vergessen sein würde.
Ich lag im Bett meiner Kindheit. Das Kissen war feucht. Ich presste meinen Kopf gegen den weichen Stoff. Niemand sollte mein Schluchzen hören. Es war erst halb elf, doch ich lag seit drei Stunden in meinem Zimmer. Mum war schon früh müde gewesen.
Ich atmete tief durch. Mum erinnerte sich nicht an Corinne. Wie würde sie reagieren, wenn ich ihr vom dunkelsten Kapitel meiner Vergangenheit erzähle?
Das Klingeln war laut, doch ich bemerkte es kaum.
Erst eine junge, fröhliche Stimme lieà mich zurück in die Gegenwart kommen.
Vier Stimmen.
Sie waren angekommen.
Ich wischte mir die Tränen von den Wangen.
âWo ist Mum?â vernahm ich die leise Stimme meiner Erstgeborenen.
âSie schläft schon.â Erklärte Luke.
âWie geht es ihr?â Ihre Stimme war noch leiser geworden. Sie schien Angst zu haben, dass ich doch noch wach war.
Wie sollte es mir schon gehen?
Ich hörte Lukes Antwort nicht.
Es war beinahe Mitternacht, als ich zarte Schritte am Flur vernahm. Die Tür zu meinem Schlafzimmer wurde vorsichtig geöffnet.
âGrandma?â Ich sah Carmens zarte Silhouette.
âJa, mein Schatz.â
Sie schloss die Tür leise und kletterte in mein Bett. âHabe ich dich geweckt?â
Ich strich ihr sanft durch ihr lockiges, dunkles Haar. âNein, Kleines.â
Sie kuschelte sich an mich.
âWie geht es dir, Granny?â Ihr süÃer Akzent brachte mich zum Lächeln.
âIch bin nur ein wenig müde.â Ich war müde, unbeschreiblich müde. Aber diese Müdigkeit würde nicht vergehen, niemals. Völlig unabhängig davon, wie lange ich auch schlafen würde.
âGrannyâ¦?â
âJa?â
âWird Uroma sterben?â Carmen war immer ein fröhliches, durch und durch optimistisches Mädchen gewesen. Sie war auch immer etwas naiv gewesen.
Ich war noch nicht vorbereitet auf diese Frage. Carmen klang ängstlich. Auch ich hatte groÃe Angst.
âNein, wir pflegen sie wieder gesund.â
Carmen nickte. âIch habe eine Geschichte geschrieben. Für sie. Ich werde sie ihr morgen vorlesen.â
âDarüber freut sie sich bestimmt.â Meine Augen begannen zu tränen.
Mum erinnerte sich kaum noch an ihre Vergangenheit. Es war unwahrscheinlich, dass sie ihre Urenkelin erkennen würde.
Wie würde die kleine Carmen damit umgehen? Würde sie es verkraften können?
Würde ich es verkraften, sollte sie mich eines Tages nicht mehr erkennen können?
âGranny?â
âJa, mein Schatz?â
âIch liebe dich.â Sie umarmte mich.
Es sind die GroÃmütter und Mütter, die für ihre Kinder und Kindeskinder da sein müssen. Ihre Aufgabe ist es diese zu beschützen. Sich um sie zu kümmern, sie zu trösten.
Meine Enkeltochter war es, die mir für einen Moment Kraft gegeben hatte, die mich zum Lächeln gebracht hatte.
Es schien zum ersten Mal seit Jahrzehnten, als würde es noch eine Chance geben für Rory Gilmore.
Dieses Gefühl währte zwar nur kurz, aber es war da gewesen.
Freu mich auf eure FBs!
Bussi Selene