Okay and here we go again ...
Nathalie hatte sich noch am selben Abend von Emily verabschiedet und war richtig aus der Gilmoreschen Residenz geflohen. Sie wollte nicht mit der Freundin zu Abend zu essen, sie war verletzt und konnte Emilys Reaktion und ihr Handeln nicht verstehen. Sie wollte sie auch nicht verstehen. Wie konnte Emily nur so dumm sein? Wie war sie überhaupt zu so einem Handeln, eigentlich einer solchen Entscheidung, fähig gewesen? Ein Kind war ein Geschenk, eine Gottesgabe wahrscheinlich auch. Wie konnte sie nur so ein wertvolles Geschenk einfach weggeben wollen? Sie hatte doch erst Lorelai verloren und nun wollte sie den gleichen Schmerz noch einmal erfahren?
Am nächsten Morgen erwachte er bei Tagesanbruch und spürte sie im selben Augenblick an seiner Seite, warm und noch schlafend. Sie hatte sich an ihn geschmiegt, geborgen im Schutz seiner Arme. Er konnte ihren Atem auf seiner Haut fühlen und das sanfte Heben und Senken ihrer Brüste. Ihr rechtes Bein hatte sie über sein Bein geschoben, und ihre rechte Hand lag auf seiner Brust.
Es war jene erhellende Stunde, in der Männer oft aufstehen und Frauen wollen, dass sie noch bleiben. Er hatte schon so manches Mal die Versuchung gespürt, sich wie ein Dieb in der Dämmerung davonzustehlen, nicht sosehr aus Schuld als vielmehr aus Angst.
Stunden später lag Emily noch immer in ihrem Bett und schlug die Augen auf. Sie drehte sich um und erwartete, Richard zu sehen. Als sie sich jedoch alleine in dem groÃen, leeren Bett wieder fand, spürte sie eine leise Panik. Dann hörte sie Stimmen, drauÃen wurde eine Autotür zugeschlagen, und ihre Panik wuchs. Sie setzte sich auf, zog ihre Beine unter den zerwühlten Laken hervor, stand auf und ging ans Fenster.
Durch einen schmalen Spalt zwischen den Vorhängen sah sie Richard ins Auto steigen und seine Mutter die daneben stand, sie redete auf ihn ein, doch er war so wütend, dass er mit einem Mal aufs Gas stieg und durch die Einfahrt preschte.
Dann drehte sich Lorelai um und kam zurück zum Haus. Emily wusste, selbst wenn Lorelai aufblickte, würde sie sie nicht sehen können und sie fragte sich, welche Veränderung diese Nacht in ihnen bewirkt hatte. Was mochte Richard nun von ihr denken? Was dachte sie jetzt von ihm?
Sie lieà den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren. Die Tränen stiegen erneut in ihre Augen. Sie hatte Richard alles gesagt, sie hatte ihm alles gebeichtet, was seine Mutter geplant hatte und zudem sie schlussendlich zugestimmt hatte.
Sie erzählte ihm, dass man ihm nach der Geburt sagen würde, dass das Baby tot sei. Das es zu schwach gewesen sei um zu überleben. Das er es nicht hätte sehen dürfen, selbst wenn er es das erste und letzte Mal in seinem Leben hätte sehen wollen. Sie würde es nie in ihre Arme nehmen dürfen! Man hätte es gleich Jessica Macmillan gegeben und die hätte das Baby dann groÃgezogen und ihm nie sagen dürfen, wer seine Eltern waren. Emily hatte geweint, ihn um Verzeihung gebeten, dass sie zu einer solchen Tat zugestimmt hatte und er saà nur da. Kein Wort kam über seine Lippen, nichts. Mit einem leeren Blick sah er sie an, keine Reaktion, keine Emotion! Nachdem sie endlich schwieg, stand er auf und küsste sie auf die Stirn und verlieà das Zimmer.
Sollte sie ihm nachlaufen? Sollte sie sich winselnd vor seine FüÃe werfen? Sie fühlte sich elend und versuchte das dumpfe Gefühl in ihrem Magen loszuwerden. Emily wusste, dass sie Richard soeben zutiefst verletzt hatte. Er war in den letzten Monaten so fürsorglich, so liebevoll gewesen. Er hatte das ganze Haus mit seiner Vorfreude auf das Baby und auf den Umbruch in ihrem Leben erfüllt. Er war glücklich wie noch nie zu vor und nun schlug sie ihm ein Brett vor dem Kopf.
Währendessen saà er drauÃen auf der Bank vor dem Haus. Alles war so friedlich, doch in ihm tobte der Sturm. Er war mit all möglichen Gefühlen beladen. Blind vor Wut wollte er um sich treten, auf etwas einschlagen, brüllen, schreien, weinen! Doch was half es ihm? Er verstand es einfach nicht! Wie konnte Emily bloà in so etwas eingewilligt haben? Hatte sie sich nicht auf das Baby gefreut? War sie nicht diejenige, die jede freie Minute damit verbrachte eines der Gästezimmer zu renovieren, also baby-tauglich zu machen? War nicht sie es gewesen die neulich abends im Keller nach Lorelaiâs alten Spielsachen gesucht hatte, aber Roryâs gefunden hatte? Berge von Babykleidung nach oben gebracht hatte und sie ihm alle nochmals gezeigt hatte? Wir ihre Wangen geglüht hatten und wie schön sie doch ausgesehen hatte. Sie war einfach umwerfend, die Schwangerschaft bekam ihr gut. Sie sah wie das blühende Leben aus, nicht mehr wie ein Gespenst mit den dunkeln Ringen unter den Augen, das kein Auge in der Nacht zutat und kaum mehr essen konnte. Umso mehr wunderte es ihn, dass sie einfach so zugestimmt hatte, das Baby wegzugeben und ihn übergangen hatte. Er hatte auch noch ein Wörtchen mitzureden und wenn die Damen im Hause Gilmore meinten ihn einfach so übergehen zu können, dann hatten Emily und Lorelai sich sichtlich getäuscht. Er würde sein Kind nicht einfach weggeben, er würde kämpfen! Es hatte ihm gereicht, dass er einmal kampflos aufgegeben hatte und eines der wichtigsten Dinge in seinem Leben einfach gehen lies.
Abrupt wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er eine den leichten Druck einer Hand auf seiner Schulter spürte.