10.08.2005, 16:37
Wow, so viel liebes fb... Danke! :knuddel: Ihr seid wirklich die Besten!
Kapitel 53
Rory blickte geradeaus aus dem Fenster. Seit ihrem Gefühlsausbruch hatten sie und Jess kein Wort mehr miteinander gewechselt. Diese Tatsache bewertete sie durchaus als positiv, da ihr das Schweigen seltsamerweise nicht unangenehm war, sondern weil es ihr sehr wichtig vorkam. Seit der Hochzeit hatte sie kaum eine ruhige Minute erlebt, ein Ereignis jagte das nächste. Jetzt hatte sie die Chance diese Woche Revue passieren zu lassen, all das Geschehene zu verarbeiten doch das fiel ihr sehr schwer. In der Letzten Woche hatte sie Menschen, die sie Jahre lang begleitet und ihr zur Seite gestanden hatten, verloren und neue und alte Charakter waren in ihr Leben getreten. Das alles war innerhalb einer Woche geschehen. Sie hatte den wohl wichtigsten Menschen in ihrem Leben leiden sehen, ihre Mum. Endlich hatte diese nach all den Jahren das Glück gefunden und nun hatte man es ihr gewaltsam wieder entrissen. Doch auch Rorys Leben hatte sich stark verändert. Sie hatte Dean, ihren ersten festen Freund, gebeten auf Distanz zu ihr zu gehen und ihm gesagt, dass sie ihre gemeinsam verbrachte Nacht für einen Fehler hielt und sie am liebsten rückgängig machen wollte. Sie hatte ihm wehgetan, ihn zu tiefst verletzt. Es tat ihr weh, doch sie wusste tief in ihrem Inneren, dass es das Richtige gewesen ist. Nun war sie mit Jess, ihrem zweiten festen Freund, wieder zusammen. Als er damals ohne ein Wort nach Kalifornien abgehauen war, hatte sie sich gewünscht ihn nie wiederzusehen doch schon kurz darauf hatte sie sich wieder nach ihm gesehnt. Die Welt mit Jess war verrückt und anders doch mittlerweile genoss Rory diese. Er hatte sich nur für sie verändert und war trotzdem noch derselbe. Jetzt, würde sie sehr weit für ihn gehen, fast zu weit.
,,Ich glaube, wir sind da." Mit diesen Worten riss er die Yalestudentin aus ihren Gedanken. Das erste Mal nach geraumer Zeit sah sie ihn wieder an und sie wusste, dass sie das Richtige tat. Die Beiden stiegen aus dem Jeep und stellten sich vor das Haus auf das Trottoir. Es war ein groÃes Gebäude, es war ein Mehrfamilienhaus. Bei den meisten Fenstern waren die Jalousien herunter gelassen und aus den meisten Wohnungen drangen die Geräusche eines Fernsehers. Gemeinsam betraten sie das Haus und stiegen Stufe für Stufe empor. Als sie ganz oben angekommen waren meinte Jess auÃer Atem: ,,Willkommen in Lizzys irrer Welt." Danach öffnete er die Tür und ihnen kam sofort der penetrante Geruch von Verbranntem entgegen. Jess ging voraus und Rory fächerte sich mit ihrer rechten Hand Luft zu. Während ihr Freund in die Küche ging um sich den Brandschaden genauer anzusehen, ging sie geradeaus weiter um den Rest der Wohnung zu erkunden. Die Yalestudentin war überrascht. Sie hatte sich Liz Wohnung anders vorgestellt, sie passte einfach nicht zu der Frau, die sie nach Jess` und Lukes Aussagen war. Biedere und gewöhnliche Möbel- und Einrichtungsstücke fanden sich in fast jedem Raum durch den Rory ging. Natürlich erkundete sie nicht jeden, wie zum Beispiel das Schlafzimmer. Sie wollte Liz` und TJs Privatsphäre aufrecht erhalten. SchlieÃlich endete ihre Erkundungstour im Wohnzimmer, wo sie sich auf der Couch niederlieÃ.
,,Um ehrlich zu sein habe ich mir die Wohnung deiner Mutter anders vorgestellt", gestand sie ihrem Freund, der kurz darauf auch aus der Küche kam. Jess lachte und zog seine rechte Augenbraue nach oben.
,,Ich habe mit vielem gerechnet aber nicht mit so was." Innerlich verglich er die Wohnung, in der er aufgewachsen war, und diese. Sie trugen keine Gemeinsamkeit, nur das seine Mum hier lebte.
,,Das hier hat nichts mehr mit der alten Lizzy zu tun", ergänzte er und steuerte auf eine kleine Kommode, die auch im Wohnzimmer stand, zu. Er beugte sich zu ihr hinunter und öffnete sie.
,,Was tust du da?" Rory stand auf und stellte sich neben ihren Freund. Jess begann etwas zu suchen. ,,Liz meinte, dass ich hier Fragen auf meine Antworten finden würde." Mehr sagte er nicht und fand schlieÃlich auch nach was er suchte. Mit einem Pappkarton in den Händen machte er sich auf den Weg zur Couch, stellte die Kiste auf dem Tisch ab und lieà sich auf das weiche Polster sinken.
,,Es ist besser, wenn wir sitzen", meinte Jess und wies Rory somit daraufhin, dass sie sich am besten auch setzten sollte. Das tat sie dann auch. Vorsichtig öffnete er den Pappkarton und legte den Deckel zur Seite. Als erstes fiel ihm direkt ein Bild von einem jungen Mädchen mit langen, schwarzen, gelockten Haaren und grün-braunen Augen ins Auge. Lizzy hatte tatsächlich recht, dieses Mädchen hatte wirklich Ãhnlichkeit mit seinem Onkel. Das war also Sam, seine Halbschwester.
,,Sie ist wirklich schön", brachte Rory hervor aber mehr auch nicht. Es war seltsam, bis jetzt hatte sie von Jess` Schwester gewusst, sie aber nie gesehen. Jetzt hatte sie Sam direkt vor Augen und es bestand kein Zweifel, dass diese zum Danes Klan zählte. Samanthas schiefes Grinsen und ihre treuen Augen kamen ihr nur allzu bekannt vor. Je tiefer Jess in die Kiste griff, umso älter wurden die Fotos und Sam immer jünger. Plötzlich stoppte er bei einem dieser Bilder. Eine junge Mutter mit schweiÃnassen Haaren und schwarzen Augenrändern hielt glücklich ein kleines Bündelchen in den Armen und ein kleiner junge mit schwarzen Haaren saà direkt neben dieser Frau auf dem Bett und grinste frech in die Kamera. Diese Debbie musste wohl ein Foto von ihm, Liz und seiner Halbschwester geschossen haben.
,,Sieh mal her, Jess", forderte Rory ihren Freund auf und hielt ihm braune, groÃe Briefumschläge unter die Nase.
,,Der Absender stammt aus Providence, Rhode Island. Das liegt direkt neben Connecticut", informierte die Yalestudentin aufgebracht ihren Freund, "weiÃt du was das bedeutet?" Jess fuhr sich durch sein schwarzes Haar und lieà sich tiefer in die Couch sinken. Jetzt wusste er nicht nur, dass er eine Schwester hatte, sondern auch wo er sie finden konnte. Er müsste nur seine Hand ausstrecken und zugreifen.
Zum zweiten Mal an diesem Tag stand Jens roter Porsche auf der gegenüberliegenden StraÃenseite der Werkstatt, in der Brian arbeitete.
,,Na los, geh schon", forderte Jennifer ihre beste Freundin auf. Sam atmete noch einmal tief ein und aus, bevor sie die Beifahrertür öffnete und aus dem Wagen stieg. Sie überquerte zügig die StraÃe und steuerte voller Vorsätze und guter Hoffnungen auf die Werkstatt zu. Das Glöckchen über der Tür signalisierte neue Kundschaft doch Brian bekam davon nichts mit. Angeregt unterhielt er sich mit einer Blondine und zu jedem Ãberfluss schenkte er diesem Mädchen auch noch eine Umarmung. Für Sam, die die Szene beobachten konnte, war alles klar und eindeutig. Stürmisch verlieà sie die Werkstatt wieder. Blind vor Wut, Eifersucht, Enttäuschung und Trauer überquerte sie die StraÃe und entkam nur knapp einem rasenden Auto, das sie durch ein Hupen noch rechtzeitig warnen konnte. Sie konnte nicht mit ansehen, wie Brian seiner Cousine Donna, in der über der Werkstatt liegenden Wohnung, das Gästezimmer zeigte.
Kaum zu Hause angekommen, wurde Sam auch schon von Mrs. Greenwood erwartet. Sie saà mit überschlagenen Beinen auf dem Sofa und nippte gerade an einer Tasse Tee, während ihre Tochter am Wohnzimmer vorbei in ihr Zimmer stürmen wollte.
,,Samantha, komm bitte sofort ins Wohnzimmer, wir müssen uns unterhalten."
,,Ich hab aber keine Lust mit die zu sprechen!", zischte Sam und setzte ihren Gang fort. Barbara erhob sich und folgte ihrer Tochter.
,,Bleib sofort stehen!", rief sie Sam nach und erwartete auch die entsprechende Reaktion von ihr doch diese dachte gar nicht daran, schlieÃlich war ihre Mutter für all ihr Leid verantwortlich. Kurz vor Sams Zimmertür holte Mrs. Greenwood ihr Kind ein und packte es am Arm. Das Mädchen mit den schwarzen Locken wirbelte herum und sah Barbara direkt in die Augen.
,,Wenn ich sage, dass du zu mir ins Wohnzimmer kommen sollst, dann hast du das auch zu befolgen, verstanden?", meinte ihre Mutter und funkelte Samantha mit schwarzen Augen an.
,,Du hast mir gar nichts mehr zu sagen Mutter, verstanden?" Der Knall hallte durch alle mit Marmor ausgelegten Gänge. Sam hielt sich mit ihrer rechten Hand die rote und schmerzende Wange und blickte ihre Mutter geschockt und fassungslos an. Noch nie hatte sie jemand geschlagen aber es gab ja für alles eine Premiere. Sam hastete in ihr Zimmer, schlug ihre Zimmertür hinter sich zu und lieà Barbara zurück. Ihr Herz raste, ihr Blutdruck stieg in die Höhe und ihr Körper bebte. Sie hatte noch nie Hand an ihre Tochter gefasst, heute war es das erste Mal gewesen. Ihre Gedanken schwankten zwischen Recht und Reue. Sam griff sofort nach dem Telefon und drückte auf die Wahlwiederholung. Freizeichen.
,,Hallo?", meldete sich eine Mädchenstimme am anderen Ende der Leitung.
,,Jen, kannst du bitte schnell her kommen?" Jennifer willigte ein und versprach, sich sofort auf den Weg zu machen. Das schwarzhaarige Mädchen legte das Telefon aus der Hand und begab sich vor den Spiegel. Darin betrachtete sie ihre Wange, die langsam anschwoll und sich rot und blau verfärbte. Vorsichtig strich sie über die brennende Verletzung und konnte es noch immer nicht fassen.
Als Lorelai ihre Augen nach etwas Schlaf wieder öffnete, nahm sie verschwommen eine Gestalt wahr. Sie rieb sich mit ihren Fingern über die Augen und blinzelte, langsam wurde ihr Gegenüber für sie schärfer und klarer. Ãberrascht und glücklich lächelte sie ihn an.
,,Was machst du denn hier?"
,,Was ist das für eine BegrüÃung?", antwortete er mit einer Gegenfrage. Seine Lederjacke hing über der Stuhllehne und sein Haar war, vermutlich vom Helm, völlig zersaust. Er legte seine Hand auf ihre.
,,Natürlich bin ich da, wenn der neue Mann der Mutter meiner Tochter im Krankenhaus liegt", erklärte er sarkastisch, "meine Tochter hat mit allerdings verschwiegen, dass ihre Mutter auch Bettruhe halten muss." Rory hatte ihn also benachrichtigt. Lorelai war ihrer Tochter für diese Handlung sehr dankbar. ,,Sie weià nichts davon, sie ist mit Jess unterwegs um seiner Mutter einen Gefallen zu tun. Sie ist einfach ein Schatz und hilft und unterstützt wo sie nur kann."
,,Der Armleuchter?", fragte Chris nach worauf Lore grinsen musste.
,,Ja, der Armleuchter und jetzt schnall dich an, der Armleuchter ist wieder ihr Freund." Chris stöhnte gespielt entsetzt auf und fing danach an zu lächeln. Er sah der Frau, die er immer noch liebte, tief in die Augen und streichelte ihr über das Haar.
,,Schön, dass du hier bist." Lorelai genoss Chris Berührungen doch wie sehr wünschte sie sich, dass ein anderer Mann jetzt neben ihr sitzen und sie liebevoll berühren würde. Erneut wurden ihre Augen wieder glasig und eine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange. Christopher verwischte diese mit seinem Daumen und drückte Lores Hand mit seiner anderen noch fester.
Mittlerweile war es drauÃen dunkel geworden und die Luft der GroÃstadt somit reiner. Der Smog der Mittagshitze war einer kühlen Nachtbrise gewichen. Die Handwerker hatten ihre erste Arbeit verrichtet und Jess und Rory hatten sie dabei beaufsichtigt. Mit seiner Hand ihre Hand haltend betraten sie das Krankenhaus doch schon nach wenigen Metern blieb Jess wie angewurzelt stehen, als er sah wer im Wartebereich auf einem der Plastikstühle saà und sich das blonde Haar über die Schulter warf.
Würde mich wie immer über fb von euch freuen...
Honey, I'll be gone before the nightfall.