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Auch Lorelai lag an diesem Abend in ihrem Bett und konnte, obwohl sie verdammt müde war, nicht annährend an Schlaf denken. Dass Rory nun bei ihr lebte, wenn vielleicht auch nur vorübergehend, erfüllte sie mit unbeschreiblichem Glück. Dieses Gefühl hatte sich lange Zeit von ihr und ihrer gebrochenen Seele fern gehalten. Manchmal hatte sie geglaubt spüren zu können, wie sie in einem tiefen und unscheinbaren See ertrank. Am Anfang hatte sie gekämpft, doch ihre Glieder waren mit der Zeit schwer und steif geworden und während sie mit jedem Atemzug weiter sank, spürte sie wie ihr Gewissen sie an der Wasseroberfläche zappeln lieÃ. Dies war ihre Strafe gewesen. Sie hatte sie akzeptiert. Da Rory nun bei ihr lebte, würde sich einiges ändern und sie hatte die Hoffnung, dass sie im Leben ihrer Tochter eine gröÃere Rolle einnahm, als vorher.
Flashback:
Ein Jahr war vergangen, seit Lorelai ihre Tochter zur Adoption gegeben hatte.
Ein Jahr war es her, dass sie einen Anflug von einem Lächeln gezeigt hatte.
Ein Jahr war es her, dass sie vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens stand. Ein Jahr war vergangen, seit sie das letzte Mal das Gesicht ihres kleinen Mädchens in Augenschein nehmen durfte. An dem verheerenden Tag, als sie Rory der Sozialarbeiterin überlieÃ, hatte sie nicht nur ihr Kind, sondern auch sich selbst verloren. Jeder Tag war in diesem Jahr vergangen, wie der Tag zuvor: voller Schmerz, Verzweiflung und Trauer. Sowohl Emily, als auch Richard konnten Lorelais Abwesendes und kühles Verhalten nicht einordnen, geschweige denn definieren und sahen fast hilflos mit an, wie ihre Tochter sich immer mehr zurück zog und sich von der AuÃenwelt abkapselte. Ihre Nachmittage verbrachte sie auf ihrem Zimmer, in ihrem groÃen, leeren Bett. Dort lag sie erstarrt und Fassungslos, bis die Sonne am nächsten Morgen aufging. Die Spuren der Tränen des vergangenen Abends waren am Morgen deutlich zu erkennen, doch niemand sollte es sehen.
Lorelai versuchte auf ihre Mitmenschen stark zu wirken, doch es fiel ihr schwer, denn diese Gefühle der Schuld lieÃen nicht von ihr ab. Sie hatte ihre kleine, wehrlose Tochter im Stich gelassen. Jeden Tag haderte sie mit ihrem Gewissen, ob es ihr überhaupt noch zustand ein Teil dieser Menschheit zu sein, ein Teilchen unter Vielen.
Es war nun genau ein Jahr, seit der Adoption, vergangen. Wie so oft zog sich Lorelai nach der Schule zurück. Sie lieà ihre Zimmertüre ins Schloss fallen und riegelte sie ab. Niemand sollte sie heute stören. Keiner sollte ihr Tränen sehen, die sie schon seit den frühen Morgenstunden versucht hatte zu unterdrücken.
In der Pause hatte sie sich auf die Toiletten zurückgezogen, um dort in einem geschlossen Rahmen ihren Tränen freien Lauf zu lassen. In ihrer Hand hielt ein Foto ihrer Tochter, das gestern mit der Post vom Jugendamt gekommen war. Das Foto zeigte Rory an ihrem zweiten Geburtstag, wie sie freudig ein Stück Torte in den Mund steckte. Lorelai starrte das Bild an, als sei es ihr Rettungsboot in einem unaufhörlichen Sturm. Wellen, die Meter hoch zu sein schienen, prallten auf sie hinab, wieder und immer wieder. Keiner ihrer Mitschüler hatte gewagt Lorelai darauf anzusprechen, dass ihre Augen rot und geschwollen wirkten. Stattdessen versuchten sie ihr auszuweichen, was für alle Beteiligten sicher am sinnvollsten gewesen war, denn Lorelai war nicht in der Stimmung sich mit der Meinung anderer Menschen auseinander zusetzten.
Als sie an diesem Tag endlich in ihrem Bett lag spürte sie, wie ihre Tränen ihr Kissen befeuchteten, aber diese Tränen waren anders. Das Foto hielt sie in ihren zitternden Händen. Es gab ihr einen Halt, den sie längst geglaubt hatte, verloren zu haben. Lorelai spürte wie mit jeder Träne die Anspannung in ihr nachgab. Dieses Foto hatte ihr etwas gegeben, was sie in ihrem Selbstmitleid vergessen, oder verdrängt hatte. Es war für sie der Moment gekommen, wo sich etwas in ihrem Leben ändern musste und nicht mal ihre Eltern konnten ihr dabei helfen. Sie musste jetzt ihren eigenen Weg gehen. Auf dem Foto konnte sie erkennen, dass Rory glücklich und zufrieden war. Mehr hatte sie sich nie erhofft, aber dass es ihrer Tochter gut ging, erfüllte auch sie mit Glück.
Lorelai richtete sich auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah sich das Foto an. Jetzt lag es an ihr etwas aus sich zu machen, worauf ihre Tochter stolz sein würde. Sie würde Rory eines Tages wieder gegenüber treten und für diesen Moment würde sie nun beginnen sich vorzubereiten.
An diesem Tag hatte sich wahrlich etwas verändert, denn Lorelai hatte ihre Lebensmut zurück gewonnen und dies verdankte sie ihrem kleinen Mädchenâ¦
Flashback Ende
Lorelai dachte an diesen Tag, als sie dieses bestimmte Foto aus ihrer Nachtischschublade zog und sich mit Tränen in den Augen ansah. Es war geschehen. Sie hatte ihr kleines Mädchen nun bei sich und nichts und niemand würde ihr je wieder ihr Kind wegnehmen, das schwor sie sich!
Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken.
âGilmore?!", nahm sie das Gespräch an. Verwundert sah Lorelai auf die Uhr. Inzwischen war es nach Mitternacht.
âLorelai???", hörte sie eine allzu bekannte Stimme sprechen.
âLorelai??? Bist du das?"
âJaâ¦", hauchte sie ins Telefon. Sie spürte wie ihre Finger sich um den Hörer krampften. Wieâ¦? Ihr wurde plötzlich ganz kalt und als würde sie Schutz suchen, zog sie die Decke höher.
âLorelai, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig!"
Lorelai glaubte zu fantasieren. Vielleicht fantasierte sie ja auch. Es waren Monate seit ihrer letzten fatalen Begegnung vergangen. Warum meldete er sich ausgerechnet jetzt? Statt in Trauer zu verfallen spürte Lorelai wie ihr Zorn, den sie versucht hatte zu verdrängen, aufkam.
âWas willst du Christopher???"
:confused: :confused: :confused:
:geist:
Harm:"Mac, we have 12 hours!" Mac:"We've had 9 years!"
Harm:"I guess,maybe I just needed a deadline..."Mac:"Well, you got one, sailor!"