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Registriert seit: 04.10.2004
So ihr lieben, hier gibt es es den neuen Teil, diesmal Speziell für Riskalein!! :knuddel:
Viel spaà damit und über FB freuen wir uns.
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Kaum das er am kleinen Tisch saà verlangte er schon nach seinem Essen, dass Emilys Mutter so schnell es ging servierte, während Hopie und Emily nur regungslos und so still es ging auf dem Sofa saÃen. Bloà keine lauten Geräusche machen, die Aufmerksamkeit des Vaters auf keinen Fall auf sie lenken. Wenn er betrunken nach Hause kam war es immer das beste wenn er die beiden nicht bemerkte, wenn er sie gar nicht bemerkte, einfach vergas das er Kinder hatte. Er würde einfach ein wenig herumschreien, unfaire Sachen sagen und dann zu Bett gehen, ohne auch nur ein Wort mit seinen Töchtern gewechselt zu haben und das war das beste was den beiden passieren konnte. Natürlich, sie hatten gelernt das sie ihren Vater lieben sollten, doch wie sollten sie einen Mann lieben, der Trank, ständig betrunken war und ihre Mutter schlug und misshandelte. Sicher, damals waren sie zu klein gewesen das alles wirklich zu verstehen, es in seinem ganzen Ausmaà zu verstehen, doch sie hatten gewusst, es hatte nicht sein dürfen, es war falsch!
Auch an diesem Abend dauerte es nicht lange, bis Emilys Vater durchdrehte. Er warf ihrer Mutter vor, dass Essen wäre kalt und ungenieÃbar. Er schrie, tobte und erhob die Hand gegen sie, besann sich jedoch ausnahmsweise im letzten Moment und schlug sie nicht. Statt dessen nahm er seinen Teller und warf ihn gegen die nächste Wand, wo er zerschlug und auf den Boden fiel. âDa ist es gut aufgehobenâ, sagte er dazu nur und wand sich um. âUnd ihr, ihr seid auch noch da?â, was das einzige was ihm zu seinen Töchtern einfiel. Wenn er sie einmal beachtete, dann sprach er nur so mit ihnen, anders schien es gar nicht zu gehen....jeden falls kannten die beiden es nicht anders.
Lange habe ich mich gefragt, ob es wirklich so sein muss... ist es normal das Väter so mit ihren Kindern umgehen und Mütter ihre Kinder immer vor allem beschützen wollen? Ich habe lange darüber nachgedacht, habe so manche Nacht wach gelegen und mich das gefragt, doch ich habe nie eine Antwort gefunden, jeden falls nicht ehe ich selber Mutter wurde. Es mag so manches zwischen meiner Tochter und mir falsch gelaufen sein, doch sie hat mir die Augen geöffnet. Als ich Richard und sie zum aller ersten mal zusammen gesehen habe, wusste ich, dass es nicht so musste. Es konnte auch herzlich zwischen Vater und Kind gehen.
Als mir dies bewusst wurde, habe ich angefangen zu hassen. Ich habe angefangen meinen Vater dafür zu hassen, dass er mein Leben ruiniert hat, dafür das er meine Kindheit und die Kindheit meiner Schwester zerstört hat, dafür das ich wegen ihm so viele Probleme im meinem Leben hatte, dafür das ich und Hopie soviel haben durchmachen müssen, vor allem aber dafür, dass ich wegen ihm ein so verdrehtes Familienbild hatte, dass ich nicht fähig war eine liebevolle Beziehung zu führen, bis ich Richard kennen lernte.
Und für all das hasse ich ihn, und er weià es nicht einmal. Er weià nicht wie weh er mir und Hopie getan, er weià nicht wie viel Schmerz er uns zugefügt hat und er wird es vermutlich auch nie erfahren.... dabei würde ich es ihm so gerne einmal ins Gesicht sagen.
âMary, bring mir einen Schnaps.â, das war alles, was er noch sagte, ehe er sich neben Emily auf das Sofa setzte. Emily sagte nichts, rümpfte nur die Nase. Ihr Vater stank nach Rauch und billigem Schnaps, ein Geruch, der ihr vertraut war, aber den sie trotz allem verabscheute. Jedes Mal, wenn er so roch, mochte sie ihn nicht. Dabei hatte sie ihn doch lieb, er war ihr Vater. Er war ja nicht immer so, nur manchmal, in letzter Zeit vielleicht häufiger, doch im Grunde war er ein lieber Mensch.
Ich weià noch, in dem Jahr, als dieser schreckliche Zwischenfall geschehen ist, war mein Vater mit uns an meinem Geburtstag im Zoo. Es war ein tolles Erlebnis, weil wir nur selten Ausflüge machten. Wir waren eine richtige Familie, gemeinsam unterwegs. Hopie und ich haben sogar Zuckerwatte bekommen, ich war zu diesem Zeitpunkt überzeugt gewesen, dass nichts besser schmecken konnte, als Zuckerwatte.
Da war mein Vater so, wie ich mir einen Vater vorstellte, liebevoll und lustig. Es war ein wirklich toller Nachmittag. Eine der wenigen guten Erinnerungen, die ich an ihn behalten habe. Für Weihnachten hatten wir uns so viel vorgenommen. Er hatte uns versprochen, dass wir gemeinsam feiern würden und zusammen zur Kirche gehen würden.
Aus heutiger Sicht kommt es mir fast pervers vor, doch mein Vater war ein sehr gläubiger Mensch. Jeden Sonntag wurden wir zur Kirche geschleppt, in unsere schönen Kleidchen gepackt. Damals verstand ich nicht, worum es dabei wirklich ging, ich lauschte den Bibelgeschichten und langweilte mich dann wieder, lieà meinen Blick durch die Kirche schweifen, bewunderte die Bilder an den Wänden.
Ich denke, mein Vater hat auch nicht begriffen, was gepredigt wurde, ansonsten wäre er niemals in der Lage gewesen uns all das Leid zuzufügen.
Irgendwann in der Nacht wurde Emily wach, irgendetwas hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen, sah zuerst Hopie, die friedlich schlafend neben ihr auf der Matratze lag. Dann hob sie ihren Blick und erblickte ihre Mutter. In der Dunkelheit konnte sie nur ihre Umrisse erkennen. Sie kniete sich neben Emily und flüsterte dann: âRutsch ein wenig hinüber, ich schlafe heute Nacht bei euch.â Emily tat, wie ihr geheiÃen wurde und ihre Mutter kroch zu ihr unter die Decke.
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~Emily&Lorelai~All in the Family| Jünger des Emilynismus| It's me![/SIZE]