Sorry, ich weiss, ich habe euch ziemlich lange warten lassen, aber meine Muse war mal wieder auf der Flucht und es hat mich einiges an Ãberredung gekostet, sie zur Rückkehr zu überreden. Ich hoffe mal sie bleibt jetzt länger.
Eine neue Leserin darf ich auch begrüÃen. @Cherry 159 es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte so gut gefällt. Deine Frage wird heute beantwortet. Zumindest teilweise.
An meine Stammleserinnen Derya, Anne, Selene und Isi ein dickes Knuddelbussi. Es macht einfach mehr Spaà zu schreiben, wenn man weiss, dass die Geschichte auch gelesen/kommentiert wird. Das baut ungemein auf.
Damit geht es heute weiter. Wieder mal nicht beta gelesen, und ich glaube, ich sollte mir langsam eine Vertretung suchen. Meine Betaleserin ist beruflich einfach zu sehr eingespannt. Also falls jemand Lust hat, einfach mal ne PN schicken.
So genug gesabbert. Es geht weiter. Viel Spaà beim lesen.
LG Emerson Rose
Teil 47
Sarah wird wach und glaubt kurz zu träumen. Sie reibt sich die Augen, wirft einen Blick auf den Wecker und hört dann noch mal genauer hin. Doch da weint ein Baby, ihr Baby. Aber warum hat sie Emily nicht eher gehört? Sonst wacht sie doch auch bei jedem Mucks ihrer Tochter auf.
Sarah schaltet das Licht auf ihrem Nachtschrank ein, doch nach dem Babyphone sucht sie vergeblich. Bis es ihr siedentheiss einfällt. Das kleine Empfangsgerät steht noch im Wohnzimmer ihres Vaters.
Eilig zieht Sarah sich eine Nickyjacke über den Pyjama und geht ins Kinderzimmer. Emily liegt in ihrem Bettchen und weint herzzerreiÃend. Das Gesicht ist gerötet von der Anstrengung.
âHey SüÃe, es tut mir leid. Was hast du denn?â
Sie nimmt ihre Tochter hoch und drückt sie an sich. Emily ist ganz warm und klamm. Zu warm, wie Sarah vorkommt. Und sie weint weiterhin, auch wenn es jetzt eher einem Wimmern gleicht.
Sarah überlegt nicht lange und befreit ihre Tochter erstmal von den verschwitzten Schlafsachen. Eine neue Windel und eine Flasche Milch und Emily ist schon wesentlich ruhiger. Allerdings hat sie Fieber und die Prozedur mit dem Fieberthermometer höchst ungnädig über sich ergehen lassen.
âIrgendwas brütest du aus meine SüÃeâ, murmelt Sarah und nimmt Emily mit zu sich ins Schlafzimmer. Eigentlich hatten sie und David vereinbart, so etwas niemals anzufangen, da sich Kinder so früh als möglich an ihr eigenes Bett gewöhnen sollten. Aber David ist nicht da und es wird die Ausnahme bleiben.
Emily hat sich etwas beruhigt, will aber einfach nicht schlafen. Sie liegt mit offenen Augen da, brabbelt leise vor sich hin und spielt mit ihrem Nuckel. Sarah liegt daneben und versucht krampfhaft wach zu bleiben. Immer wieder streicht sie Emily über die feuchtwarme Stirn, singt ihr etwas vor, holt sogar die Spieluhr und das Lieblingsstofftier, doch ihr kleiner Nachtgeist denkt gar nicht daran zu schlafen.
Dafür schreckt Sarah hoch, als Emily wieder anfängt mit schreien. Sie ist wohl doch kurz eingenickt.
âHey SüÃe, willst du, dass Mommy auch wach bleibt? Das geht aber nicht.â
Sarah versucht es mit Tee, aber Fehlanzeige. Emily möchte weder Fencheltee noch schlafen. Sie will beschäftigt werden und das ausgerechnet nachts um drei Uhr.
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Als am Morgen schlieÃlich der Wecker klingelt fühlt Sarah sich nicht nur wie gerädert, sie ist es auch. Der Blick in den Badspiegel bestätigt das. Emily grinst ihre Mom aus der Babyschale heraus an, während diese versucht ihre Augenringe zu kaschieren. Ãberhaupt ihr ganzes ÃuÃeres für das Vorstellungsgespräch in einen akzeptablen Zustand zu bringen.
Seit Emilys Geburt hat sie sich eher um ihr Baby und den Abschluss des Studiums gekümmert, als sich darüber Sorgen zu machen, ob und wie ihre Haare liegen. Doch jetzt kommt es darauf an.
Als Sarah mit Emily bei Eliza ankommt, verlässt James gerade das Haus.
âHeyâ, begrüÃt er sie überschwänglich. âNa, was macht meine Lieblingspatentochter?â
âWächst und gedeiht.â
Sarah schmunzelt. Seitdem James weiÃ, dass Eliza und er ebenfalls bald Eltern werden, nutzt er noch mehr als vorher jede Gelegenheit, sich mit Emily zu beschäftigen. Jetzt gerade benimmt er sich wie ein kleiner/groÃer Junge und schneidet in Richtung des Kinderwagens Grimmassen. Ein Bild für die Götter.
âDafür siehst du, verzeih mir meine Offenheit, ziemlich mitgenommen aus.â
Er schaut kritisch von Sarahs Versuch einer Hochsteckfrisur, über die Schatten unter ihren Augen bis hin zu ihrem Hosenanzug, der ihr etwas zu groà zu sein scheint.
âZu wenig Schlaf?â
âDefinitiv. Seit Tagen bzw. Nächten hält mich unser kleiner Geist hier wacht. Am härtesten war es die vergangene Nacht. Emily wollte nicht schlafen und ich durfte scheinbar auch nicht. Jedes Mal wenn ich etwas weggenickt war, hat sie angefangen zu weinen. Andererseits hat sie Fieber. Vielleicht rührt daher ihre Unruhe.â
âAlso geht es nachher zum Kinderarztâ, stellt James fest.
âAuf jeden Fall. Bevor ich mich bei Emily anstecke, lasse ich das lieber abklären. Vorher habe ich allerdings noch ein Vorstellungsgespräch bei einem Verlag in der Stadt. Eliza passt dann solange auf unseren Krümel hier auf.â
James klingt leicht entsetzt. âDu willst so zum Verlag?â
âJa, wieso?â Sarah schaut an sich runter und dann ihren Freund verständnislos an.
âKomm mit.â James fackelt nicht lange, ist Sarah mit Emily im Kinderwagen behilflich und geht mit ihr zurück ins Haus. Eliza ist genauso erstaunt und überrumpelt, als James ihr ohne viele Worte Emily anvertraut und Sarah nach oben ins Bad bugsiert.
âUnd was wird das jetzt, wenn es fertig ist?â fragt sie, als sie auf einem Hocker vor dem Spiegel sitzt. âMusst du nicht weg? Du warst doch auf dem Weg irgendwo hin?â
âNur zum aufräumen ins Theater und das kriegen sie auch ohne mich hin. Mach dir also keine Gedanken, hier werde ich dringender gebraucht.â
James wuselt um seine beste Freundin herum, sucht hier und dort Utensilien zusammen. Und Sarah staunt mal wieder aufs Neue, was er damit in den nächsten Minuten im wahrsten Sinne des Wortes zaubert.
Als sie nach einer guten halben Stunde das Endergebnis im Spiegel bestaunt, ist der Unterschied nur zu offensichtlich. Sarahs blonde Locken umspielen ihr Gesicht, keine strenge Hochsteckfrisur, nur eine verzierte Holzspange, die die Haare locker nach hinten hält. Dazu ein Make Up, das die Schatten unter ihren Augen kaschiert und trotzdem die leichte Bräune von Marthas Vineyard zur Geltung bringt. Etwas Lipgloss und voila.
âAus Aschenputtel ist Cinderella gewordenâ, bringt es Eliza auf den Punkt. âOder was meinst du Emily?â
Emily sagt gar nichts, denn die Bürste, die sie gerade eingehend untersucht, ist viel interessanter. Ãberhaupt scheint sie bei Eliza auf dem Arm wesentlich ruhiger zu sein und Sarah überlegt kurz, ob es vielleicht an ihrer eigenen Nervosität liegt, die sich indirekt auf ihre Tochter überträgt.
âWenn Cinderella jetzt noch pünktlich zu ihrer Veranstaltung erscheinen will, müssen wir langsam losâ, bemerkt Sarah nach einem Blick auf ihre Armbanduhr.
Eliza schaut an sich runter. Eine bequeme Stoffhose mit Gummizug und eine bunt bedruckte Bluse sollten ausreichend sein. Für teure Umstandsmode hat sie nicht viel Geld übrig. âIch bin startklar.â
âIhr könnt mit mir fahren und ich setze euch in der Stadt dann ab. Das ist das einzig gute am Theaterjob, Parkplätze für die Mitarbeiter.â
âGute Idee. Auf gehtâs.â
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âHi, ich möchte zu Mr. Peterson.â
Nur gut, dass James sie mitgenommen hat, sonst wäre Sarah zu spät gekommen. Der Hauskomplex, in dem sie sich jetzt befindet, ist riesig. Zwölf Etagen, vier Eingänge und fast vierzig Firmen. In dem Gebäude kommt man sich vor wie in einem Labyrinth. Jetzt steht sie vor dem Empfangstresen und knetet nervös ihre Finger, während sie auf eine Antwort wartet.
âHaben sie einen Termin?â fragt die Dame dahinter freundlich.
âJa, mein Name ist Sarah Hemmingwell.â
âAh ja hier stehtâs. Mr. Peterson erwartet sie bereits. Folgen sie mir bitte.â
Während Sarah hinter der Sekretärin hergeht, überlegt sie krampfhaft, ob es nun gut oder schlecht ist, nicht warten zu müssen. Ist sie vielleicht doch zu spät und weià es nur nicht? Dabei hat sie sich die Uhrzeit extra notiert. Es wirft nicht gerade ein gutes Licht auf sie und ihre Qualitäten, zum Vorstellungsgespräch zu spät zu erscheinenâ¦
âMr. Peterson, Miss. Hemmingwell ist jetzt daâ, wird Sarah aus ihren Gedanken gerissen und steht Augenblicke später ihrem vielleicht zukünftigen Brötchengeber gegenüber.
âGuten Tag Miss. Hemmingwell, setzen sie sich bitte.â
âDanke gern.â Sarah nimmt Platz und schaut sich ihr Gegenüber genauer an. Jeffrey Peterson ist ca. 1,80 m groÃ, hat dunkle, graumelierte Haare und einen sorgfältig gestutzten Drei-Tage-Bart. Hinter einer geschmackvollen, randlosen Lesebrille verbergen sich wache, blaugraue Augen. Trotzdem hat Sarah keine Ahnung, was in dem Mann gerade vorgeht, dann an seinem Gesicht ist es nicht erkennbar.
âIch hoffe, sie haben gut hergefundenâ, fragt er und legt einige Unterlagen beiseite.
âSagen wir mal so, ich hatte genug Zeit zum suchen.â
âDas kann ich mir vorstellen.â Mr. Peterson schmunzelt. âWer dieses Gebäude das erste Mal betritt, verläuft sich fast zwangsläufig. Später wird es besser.â
âGut zu wissen.â
âWarum habe sie sich bei uns beworben?â geht er zum geschäftlichen über und blättert dabei in Sarahs Mappe.
âIhr Verlag hat einen ausgezeichneten Ruf in dieser Stadt. Da war mit sehr wichtig bei meinen Bewerbungen.â
âRichtig erkannt. Ihre Noten sind nicht zu verachten, ebenso wie ihre vielfältigen Sprachkenntnisse. Was mir allerdings fehlt sind Arbeiten auÃerhalb des Studiums, Ãbersetzungsproben, so etwas in der Art.â
âDa gibt es leider nicht viel.â Sarah holt einen Schnellhefter aus ihrer Tasche und reicht ihn rüber.
âMein letzter Job ist mittlerweile fast ein Jahr her und auch davor hatte ich nicht oft Zeit und Gelegenheit zu arbeiten. Es ist eine Menge geschehen in den vier Jahren seit der Highschool.â Sarah weià selbst am allerbesten, dass diese Seiten im Hefter viel zu wenig für eine Bewerbungsmappe sind. Doch sie will auch kein Mitleid erwecken und hält ihre Begründung deshalb so allgemein wie möglich.
âIhnen ist aber bewusst, dass unsere Firma ihre Mitarbeiter nach Wörtern bezahlt, zumindest am Anfang.â
âJa, das weià ich Sir. Mich reizt auch mehr die Tatsache, von zu Hause aus arbeiten zu können. Das Geld ist da eher zweitrangig. Ich weiÃ, dass ich es kann, meine Ãbersetzungen sehr gut sind und jetzt möchte ich es auch beweisen.â
âUnd warum nicht als Dolmetscherin?â
âDazu reicht meine Luft nicht. Ein Lungenschaden. Das geht auf Dauer nicht. AuÃerdem habe ich eine vier Monate alte Tochter, für die ich sorge.â Sarah ist jetzt alles egal. Wenn Mr. Peterson schon so beharrlich nachfragt, kann sie ihm gleich die Karten offen auf den Tisch legen.
Der Verleger hört sich alles an, äuÃert sich jedoch nicht. Vielmehr schlägt er den Hefter zu und gibt ihn Sarah zurück.
âDa sie nicht unsere einzige Bewerberin sind, melde ich mich, sobald eine Entscheidung getroffen ist.â Er steht auf und geht um den Schreibtisch herum. âEs hat mich gefreut Miss Hemmingwell und sie hören von uns.â
Sarah ist so überrumpelt über das plötzliche Ende des Gesprächs, dass sie nur noch âDankeâ stammelt und auch schon wieder auf dem Flur der Firma steht. Ihre FüÃe tragen sie ganz von allein aus dem Gebäude raus, während ihr Kopf wie leer gefegt ist. Nur der eine Satz âsie hören von unsâ hallt in ihr wider. Und was das bedeutet, weià Sarah genau. Wieder eine Absage mehr auf ihrer Liste...
TBC..?