07.10.2005, 16:12
Also gut. Wie versprochen gibt es jetzt den neuen Teil. Er ist jetzt doch nicht so extrem geworden, wie ich angekündigt habe. Das kann ich euch ja nicht antun.
Aber weil ich mich jetzt so lange nicht gemeldet habe und nicht weiÃ, wann ich weiterschreibe, ist das jetzt ein laaaaanger Teil. Ich hoffe er gefällt euch. Also, ...langer rede kurzer Sinn...
Weiter geht's mit...
Wofür es sich zu kämpfen lohntâ¦
âJess!â tönte es laut durch den Flur, sodass er zusammen zuckte. Niemand in diesem Krankenhaus, geschweige denn in dieser Stadt, kannte ihn. Niemand würde so laut seinen Namen rufen, und dabei die anderen Patienten nerven. Niemand. Wirklich niemand. Nur eine Person. Und zu dieser Person gehörte diese Stimme. Und diese Stimme hörte er so gerne. Er liebte sie. Nein, er liebte nicht die Stimme. Zumindest nicht nur. Er liebte sie.
Er drehte sich um und gleich darauf war sie ihm um den Hals gefallen, sodass er ein paar Schritte nach hinten taumelte. Doch glücklicherweise konnte er sein Gleichgewicht behalten.
âRory, was machst du denn hier? Ist etwas passiert?â, fragte er, als er sich endlich aus ihrer Umklammerung lösen konnte.
âNein...ich meine ja, irgendwie schon.â
âJess zog seine Augenbrauen in die Höhe und sah sie erwartungsvoll an. Rory atmete tief durch, bevor sie mit der Neuigkeit herausplatzte.
âIch bin durch.â
âWo bist du durch?â
âBei meiner Prüfung natürlich. Ich habe bestanden.â
Jess sah sie zuerst so an, als würde er sie nicht verstehen, doch dann schien ihm ein Licht aufzugehen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
âÃhm...du...ich meine...das ist ja groÃartig.â
âIch weiÃâ, antwortete Rory und war ihm schon wieder um den Hals gefallen. Sie umarmte ihn so fest, dass er kaum noch Luft bekam. Irgendwie erinnerte sie ihn an einen Klammeraffen. Sachte versuchte er, sie von sich zu drücken.
âAber was machst du hier?â
âNaja...â, setzte Rory an und legte ihre Hand in die seine, â...ich wollte es dir unbedingt persönlich sagen. Und mich noch einmal bei dir bedanken. Und auÃerdem dachte ich, es wäre Zeit, dass ich dich auch mal unterstütze. Mit deiner Mum, meine ich.â
Sie biss sich auf die Lippen und wartete auf seine Reaktion. Möglicherweise würde er sich freuen. So wie sie sich gefreut hatte, dass er übers Wochenende nach Stars Hollow gekommen war. Doch es konnte genauso gut sein, dass er wütend werden würde. Er hatte sie nie gebeten, hierher zu kommen. Genaugenommen hatte er sie immer davon abgehalten. Er hatte das ganze immer als eine Angelegenheit betrachtet, die nur ihn und seine Mum etwas anging. Doch jetzt war sie einfach so ohne Vorankündigung aufgetaucht. Sie war praktisch in sein Revier eingedrungen.
Und als sie in seine Augen blickte, konnte sie genau das sehen. Jess wollte sich nicht helfen lassen. Er war jemand, der sein ganzes Leben mehr oder weniger allein gemeistert hatte. Der gelernt hatte, auf seinen eigenen zwei Beinen zu stehen, ohne dass ihn dabei jemand unterstützt hatte. Wenn er Hilfe benötigte, war es, als würde ihm jemand seine Schwächen zeigen. Er hatte Schwächen, dass wusste er, aber die anderen durfte sie nicht sehen. Wenn er Hilfe annahm, fühlte er sich in seinem Stolz angekratzt.
Und Rory konnte diesen Schatten in seinen Augen sehen. Sie sah ihn unsicher an. Sie fürchtete, dass er sie sofort wieder nach Hause schicken würde. Doch dann klärte sich Jessâ Blick wieder auf und er lächelte sie an.
âDas ist nett von dir.â
Und wenn schon. Von seiner Frau konnte er doch ruhig Hilfe annehmen. Sie kannte seine Schwächen so oder so. Vor ihr hatte er nichts zu verheimlichen.
Liz lag in ihrem Bett und wartete. In letzter Zeit tat sie nichts anderes mehr. Was hätte sie auch tun sollen?
Für sie gab es nichts zu tun, als im Bett zu sitzen, die Chemogifte in ihren Körper einsickern zu lassen und sich der Misshandlung durch die Schwestern mit ihren Nadeln auszusetzen. Man erfährt vorher ja nie, wie sie im Krankenhaus über einen herfallen. Es ist, als würde einem der eigene Körper nicht mehr gehören, als wäre er das Eigentum der Krankenschwestern und Ãrzte, die einem nach Herzenslust alles mögliche in die Adern pumpten.
Sie war am ganzen Körper mit blauen Flecken und Narben und Nadeleinstichen übersät, auf dem Handrücken, an ihren Armen, überall. Kaum war sie wach, wurde sie von den Krankenschwestern bei lebendigem Leib massakriert.
Sie fühlte sich andauernd vergiftet und wurde so schwach, dass sie nur noch an die Decke starren oder schlafen wollte.
Wenn sie keine Schmerzen hatte, war ihr schlecht, und wenn ihr nicht kotzübel war, musste sie daran denken, dass sie Krebs hatte. Und wenn sie nicht daran dachte, überlegte sie sich, wann es endgültig vorbei sein würde. Und wenn sie sich das nicht überlegte, dann hatte sie Schmerzen. Und wenn sie keine Schmerzen hatte, war ihr schlecht und alles fing wieder von vorne an.
Das Ãbelkeitsgefühl hatte etwas mit den schlimmen Nebenwirkungen der Behandlung zu tun. Der Krebs gab einem nur ein unbestimmtes Gefühl des Unwohlseins, aber die Chemo war ein endloser Horror. Irgendwann war sie soweit, dass ihr die Behandlung schlimmer vorkam, als die eigentliche Krankheit. Ein unbedarfter Beobachter denkt bei Krebs an Haarausfall, krankhafte Blässe und ständige Gewichtsabnahme. Aber das sind im Grunde nur die Nebenwirkungen der Therapie. Die Chemo brannte förmlich in ihren Adern. Sie hatte das Gefühl, als würde sie langsam aber sicher von innen her von einem endlosen Strom von Giften aufgefressen, bis sie am Ende nicht eine einzige Wimper mehr hatte, Sie musste ständig husten, wobei sich dunkle Brocken, eine undefinierbare, teerige Masse, aus der Tiefe ihrer Brust lösten. Chemo bedeutete auch, sich ständig übergeben zu müssen. Und das tat sie auch.
Innerhalb von 3 Monaten musste sie 4 Zyklen über sich ergehen lassen. In jeder Phase bauten sich die Giftstoffe in ihrem Körper auf. Zuerst war es gar nicht so schlimm gewesen. Am Ende des zweiten Behandlungszyklusâ war ihr immer nur ein bisschen schlecht gewesen und sie hatte ständig über Müdigkeit geklagt. Nach dem dritten Zyklus war sie völlig am Ende gewesen und hatte mit letzter Kraft gegen die Ãbelkeit angekämpft. Sie überkam sie immer wie eine Welle, und sie hatte das Gefühl, als wären alle ihre inneren Organe zerstört. Im vierten Zyklus â in dem befand sie sich jetzt â mehr gibt es bei Krebspatienten nicht und so weit ging man auch nur bei den extremen Fällen, lag sie zusammengekrümmt auf ihrem Bett und übergab sich in einem fort.
Das Verrückte war, je schlechter sie sich fühlte, um so besser ging es ihr â rein medizinisch gesehen.
Aber die Chemo tötet nicht nur den Krebs, sie tötet auch gesunde Zellen. Sie griff ihr Knochenmark , ihre Muskeln, ihre Zähne und ihren Magen an und schwächte ihre Widerstandskraft so sehr, dass sie anfällig für alle möglichen Infektionen wurde. Ihr Zahnfleisch blutete, in ihrem Mund bildeten sich Geschwüre. Und natürlich verlor sie den Appetit und das war ein wirklich ernstes Problem. Denn ohne ausreichende Proteinzufuhr wäre ihr Körper nicht in der Lage, neue Gewebe aufzubauen, nachdem die Chemo schon ihre Haut, ihr Haar und ihre Fingernägel weggefressen hatte.
So eine Chemo gab einem das Gefühl, ein lebendiger Toter zu sein. Oft dämmerte sie im Halbschlaf vor sich hin, verlor jegliches Zeitgefühl, wusste nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war â und das gefiel ihr überhaupt nicht. Es war verwirrend, so als ob alles aus den Fugen geraten würde, als ob sich alles von ihr entfernte.
Meistens fühlte sie sich so elend, dass es ihr manchmal schwer fiel zu sprechen. Ihr war so schlecht, dass sie weder essen noch fernsehen konnte. Sie konnte ihre Post nicht lesen und nicht mit Luke telefonieren.
An den Tagen, an denen es ihr wirklich dreckig ging, lag sie auf ihrem Bett auf der Seite, hatte sich in Decken gewickelt und kämpfte gegen die Ãbelkeit, dieses schreckliche Gefühl im Magen und das Fieber, das unter ihrer Haut brannte. Sie konnte dann nur noch unter ihrer Decke herausgucken und unartikulierte Laute von sich geben.
Aber es gab auch gute Tage. Manchmal, auch wenn es nur sehr selten vorkam, wachte sie morgens auf, ohne die geringste Spur von Ãbelkeit. Dann hatte sie sogar wieder richtig Appetit und der trockene Humor kehrte in ihre Erzählungen zurück.
An solchen âgutenâ Tagen wartete sie dann voller Ungeduld auf das Eintreffen von TJ oder Jess. Heute war einer dieser Tage.
Als es an der Tür klopfte, rief sie leise âHereinâ und richtete sich im Bett auf.
Jess trat ein und lächelte sie an.
âHey, wie geht es dir?â
Liz lächelte zurück und da wusste Jess, dass das einer dieser âgutenâ Tage war.
âIch habe eine Ãberraschung für dich.â
Er öffnete die Tür ein Stück weiter und da betrat Rory das Zimmer. Liz sah sie zuerst überrascht an, freute sich dann aber wahnsinnig über den Besuch ihrer Schwiegertochter.
Rory ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
âRory, Kind, schön dich zu sehen. Du siehst gut aus.â
Rory lächelte verlegen. Jetzt wusste sie, warum Jess sie immer davon abgehalten hatte, hierher zu kommen. Er wollte ihr diesen Anblick ersparen. Er hatte sie zwar vorgewarnt, aber dennoch war sie schockiert. Liz sah blass aus. Ihr Gesicht hob sich kaum von der Farbe des Lakens ab. Die Wangen waren eingefallen und man sah die Knochen deutlich hervortreten. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und hatten jeglichen Glanz verloren. Wimpern und Augenbrauen hatten die Chemogifte schon weggefressen. Und ihre langen, blonden Haare waren bis auf ein paar dünne Strähnen auch verschwunden.
Nur ein paar seltsame Flecken, so bräunliche Verfärbungen, zierten ihre Haut. Das waren Chemo-Verbrennungen. Die Medikamente verbrannte ihre Haut von innen nach auÃen und hinterlieÃen dabei diese Verfärbungen.
Rory schluckte und versuchte sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Doch Liz konnte hinter ihre Fassade blicken. Rorys Augen waren vor Schrecken geweitet und schon beim Betreten des Zimmers hatte sich ihre Gesichtsfarbe zu einem blassen Schimmer geändert. Und Liz konnte es verstehen. Immer, wenn sie in den Spiegel sah, war sie genauso erschreckt darüber, wie sehr sie die Krankheit verändert hatte.
Rory setzte sich auf einen Stuhl, den ihr Jess hingestellt hatte. Er zog sich selbst einen ans Bett und lieà sich darauf fallen.
Rorys Blick schweifte durchs Zimmer. Es war groÃ. Wie eine kleine Suite. Die Sterbenden bekommen die besten Zimmer, dachte Rory ironisch, verdrängte diesen Gedanken aber schnell wieder. Die Sonne fiel durch die hohen Fenster mitten in den Raum. Hinter ihr stand ein kleiner Tisch, auf dem Zeitschriften und Bücher lagen. Beim genaueren Hinsehen, erkannte sie, dass es sich um Unterlagen zu Lizâ Krankheit handelte. Rory erinnerte sich, dass Jess erzählt hatte, viel Fachliteratur über Krebs zu lesen. Früher hatten er und seine Mum das gemeinsam getan, um sich zu informieren, aber mittlerweile war Liz zu schwach dafür geworden.
Jedenfalls wussten sie jetzt, dass, wenn die Chemo den Krebs nicht zum Stillstand brachte, würde sie es nicht schaffen. In allen Büchern wurde ihr Status kurz und bündig abgehandelt. Patienten, bei denen die Erkrankung trotz Behandlung mit Chemotherapie weiter fortschritt, hatten eine schlechte Prognose für jegliche andere Form der Behandlung. Das und ähnliches stand in allen Büchern.
Jess las sich quer durch den wissenschaftlichen Untersuchungsbericht über Hautkrebs mit Auflistung verschiedener Behandlungsarten und den entsprechenden Ãberlebenschancen, und er kritzelte seine eigenen Berechnungen und Bemerkungen dazu an den Rand. Aber es lief immer auf dasselbe hinaus: Sofern bei erstmaligem Einsatz von Chemotherapie die Symptome nicht vollkommen abklingen, sind die Ãberlebenschancen gering anzusetzen. So der Bericht. In Kurzform hieà das: Die Chemo funktionierte â oder sonst gar nichts.
Rory erzählte Liz, aber vor allem Jess, wie es bei ihrer Prüfung so gelaufen war und auch, dass Marty Yale verlassen wollte. Sie war gerade dabei, jede einzelne Prüfungsfrage zu analysieren, als plötzlich eine Krankenschwester das Zimmer betrat. Sie erklärte Liz und ihren Besuchern, dass sie eine neue Infusion anlegen müsste.
Rory fiel auf, dass Jess jeden ihrer Handgriffe aufmerksam verfolgte. Es war fast so, als wäre er ein Oberarzt, der eine einen Kontrollgang auf der Station machte. Der die Schwestern beobachtete, ob sie auch alles richtig machten. Und irgendwie fühlte er sich schon so.
Inzwischen konnte er eine Röntgenaufnahme genauso gut lesen wie jeder Arzt. Er kannte alle Fachausdrücke und Dosierungen. Er durchlöcherte die Schwestern und Ãrzte mit Fragen und wollte alles bis ins kleinste Detail wissen. Er wollte über jede Verbesserung von Lizâ Gesundheitszustand informiert werden. Jede ungeplante Abweichung mussten sie ihm erklären. Wenn er sich jetzt in einen Kurs auf der Uni anmelden würde, hätte er wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit das Niveau von Medizinstudenten im 3. Semester erreicht.
Auch Rory beobachtete die Schwester genau. Auf den ersten Blick sieht eine Chemo nach nichts aus. Man kann es gar nicht glauben, dass ein solches Teufelszeug einen derart harmlosen Eindruck machen kann. Das Präparat war in durchsichtigen Plastikbeuteln verpackt. Die silbrige, klare Flüssigkeit schwappte völlig unschuldig in den Plastikbehältern. Es hätte genauso gut Zuckerwasser sein können. Verräterisch waren allerdings die dicken Gummihandschuhe, die die Schwester trug, wenn sie sich mit den Plastikbeuteln beschäftigte. AuÃerdem gab es noch einen Stempel âgefährliches Materialâ. Die Schwester steckte einen Schlauch in den Beutel und verband ihn mit einem anderen Schlauch, der in Lizâ Port, also in ihre Blutbahn führte.
Aber diese Flüssigkeiten hatten eine so zerstörerische Wirkung, dass sie Lizâ ganzes Blut zum Verdampfen brachten.
Nachdem die Schwester gegangen war, setzte Rory ihre Erzählung fort. Liz beobachtete sie und Jess genau. Es war ein wunderbares Bild. Die beiden gingen so harmonisch miteinander um. So liebevoll. Rory sah ihren Mann mit leuchtenden Augen an. Man Selbst ein blinder konnte sehen, wie verliebt sie ineinander waren. Immer wieder beugte sich Rory vor und gab Jess einen Kuss.
Und da fühlte Liz einen Stich in ihrem Herzen. Jess hatte seine groÃe Liebe gefunden. Rory war sein ein und alles. Für sie würde er wahrscheinlich sogar sterben. Und in dem Moment wusste sie, dass es richtig war, Jess nach Stars Hollow zu schicken. Sie hatte damals ständig ein schlechtes gewissen gehabt. Sie wollte ihren Sohn nicht weggeben. Aber er hatte zu viel Mist gebaut und sie war mit ihm überfordert gewesen. Und dennoch hatten sie immer diese Gewissensbisse geplagt. Sie war ihm nie eine gute Mutter gewesen. Sie hatte ihm kein anständiges Leben bieten können. Aber sie hatte ihn immer geliebt. SchlieÃlich hatte sie schon nachts seinen Atemzügen gelauscht, als er noch ein Baby war. Sie hatte ihn nach Stars Hollow geschickt, um ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Sie hatte geglaubt, die harten Zeiten wären überstanden - und dann das. Jetzt, wo sie endlich zu einander gefunden hatte, hing ihr Leben nur noch an einem seidenen Faden. Selbst wenn die Ãrzte optimistisch waren, selbst wenn die Chemotherapie anschlug und sich ihre Werte verbesserten, es war noch lange nicht vorbei. Es würde nie vorbei sein. Ihre Situation könnte sich sofort wieder ändern. Der Krebs könnte sich gegen die Chemo wehren. Er könnte wieder aktiv werden. Oder er könnte zurückkommen, wenn sobald sie das Krankenhaus verlassen hatte. Er könnte dann jederzeit zurückkommen.
Und dann hätte sie nur noch eine geringe Chance auf Heilung. Wahrscheinlich würde sie dann sterben. Und sie müsste Jess zurücklassen.
Während sie dalag und die beiden beobachtete, bauten sich zwei völlig gegensätzliche Gefühle in ihr auf. Zuerst empfand sie eine überwältigende Woge der Dankbarkeit. Sie war dankbar, dass sie noch am Leben war. Aber dann baute sich eine zweite Welle auf, eine Welle der Wut, und die zweite Gefühlswallung prallte mit der ersten zusammen wie zwei ineinanderstürzende Wogen. Sie war lebendig, und sie war voll Wut, und sie konnte das eine nicht ohne das andere empfinden. Sie war lebendig genug, um wütend zu sein. Sei wollte kämpfen vor Wut, leben vor Wut, überhaupt alles vor Wut. Sie war wütend, weil sie im Bett liegen musste, wütend auf die Infusionen, wütend auf die Schläuche, die sie fesselten, so wütend, dass sie auÃer sich war, so wütend, dass sie fast anfing zu heulen.
Sie würde nicht sterben. Sie durfte nicht sterben. Sie hatte ein langes und glückliches Leben verdient. Jess und Rory hatten ein glückliches Leben verdient. Nein, sie würde nicht sterben. Sie würde weiterkämpfen. Ein Leben lang. Allein wegen den beiden lohnte es sich zu kämpfen.
Na, wie war das? Bevor ihr mich jetzt lobt oder auch kritisiert, viele Stellen sind gar nicht von mir. die hab ich mir aus einem Buch geklaut. Ich dachte, dass solltet ihr vielleicht wissen. So gut kenn ich mich dann nämlich auch nicht aus mit Krebs und Therapie und so...
Aber weil ich mich jetzt so lange nicht gemeldet habe und nicht weiÃ, wann ich weiterschreibe, ist das jetzt ein laaaaanger Teil. Ich hoffe er gefällt euch. Also, ...langer rede kurzer Sinn...
Weiter geht's mit...
Wofür es sich zu kämpfen lohntâ¦
âJess!â tönte es laut durch den Flur, sodass er zusammen zuckte. Niemand in diesem Krankenhaus, geschweige denn in dieser Stadt, kannte ihn. Niemand würde so laut seinen Namen rufen, und dabei die anderen Patienten nerven. Niemand. Wirklich niemand. Nur eine Person. Und zu dieser Person gehörte diese Stimme. Und diese Stimme hörte er so gerne. Er liebte sie. Nein, er liebte nicht die Stimme. Zumindest nicht nur. Er liebte sie.
Er drehte sich um und gleich darauf war sie ihm um den Hals gefallen, sodass er ein paar Schritte nach hinten taumelte. Doch glücklicherweise konnte er sein Gleichgewicht behalten.
âRory, was machst du denn hier? Ist etwas passiert?â, fragte er, als er sich endlich aus ihrer Umklammerung lösen konnte.
âNein...ich meine ja, irgendwie schon.â
âJess zog seine Augenbrauen in die Höhe und sah sie erwartungsvoll an. Rory atmete tief durch, bevor sie mit der Neuigkeit herausplatzte.
âIch bin durch.â
âWo bist du durch?â
âBei meiner Prüfung natürlich. Ich habe bestanden.â
Jess sah sie zuerst so an, als würde er sie nicht verstehen, doch dann schien ihm ein Licht aufzugehen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
âÃhm...du...ich meine...das ist ja groÃartig.â
âIch weiÃâ, antwortete Rory und war ihm schon wieder um den Hals gefallen. Sie umarmte ihn so fest, dass er kaum noch Luft bekam. Irgendwie erinnerte sie ihn an einen Klammeraffen. Sachte versuchte er, sie von sich zu drücken.
âAber was machst du hier?â
âNaja...â, setzte Rory an und legte ihre Hand in die seine, â...ich wollte es dir unbedingt persönlich sagen. Und mich noch einmal bei dir bedanken. Und auÃerdem dachte ich, es wäre Zeit, dass ich dich auch mal unterstütze. Mit deiner Mum, meine ich.â
Sie biss sich auf die Lippen und wartete auf seine Reaktion. Möglicherweise würde er sich freuen. So wie sie sich gefreut hatte, dass er übers Wochenende nach Stars Hollow gekommen war. Doch es konnte genauso gut sein, dass er wütend werden würde. Er hatte sie nie gebeten, hierher zu kommen. Genaugenommen hatte er sie immer davon abgehalten. Er hatte das ganze immer als eine Angelegenheit betrachtet, die nur ihn und seine Mum etwas anging. Doch jetzt war sie einfach so ohne Vorankündigung aufgetaucht. Sie war praktisch in sein Revier eingedrungen.
Und als sie in seine Augen blickte, konnte sie genau das sehen. Jess wollte sich nicht helfen lassen. Er war jemand, der sein ganzes Leben mehr oder weniger allein gemeistert hatte. Der gelernt hatte, auf seinen eigenen zwei Beinen zu stehen, ohne dass ihn dabei jemand unterstützt hatte. Wenn er Hilfe benötigte, war es, als würde ihm jemand seine Schwächen zeigen. Er hatte Schwächen, dass wusste er, aber die anderen durfte sie nicht sehen. Wenn er Hilfe annahm, fühlte er sich in seinem Stolz angekratzt.
Und Rory konnte diesen Schatten in seinen Augen sehen. Sie sah ihn unsicher an. Sie fürchtete, dass er sie sofort wieder nach Hause schicken würde. Doch dann klärte sich Jessâ Blick wieder auf und er lächelte sie an.
âDas ist nett von dir.â
Und wenn schon. Von seiner Frau konnte er doch ruhig Hilfe annehmen. Sie kannte seine Schwächen so oder so. Vor ihr hatte er nichts zu verheimlichen.
Liz lag in ihrem Bett und wartete. In letzter Zeit tat sie nichts anderes mehr. Was hätte sie auch tun sollen?
Für sie gab es nichts zu tun, als im Bett zu sitzen, die Chemogifte in ihren Körper einsickern zu lassen und sich der Misshandlung durch die Schwestern mit ihren Nadeln auszusetzen. Man erfährt vorher ja nie, wie sie im Krankenhaus über einen herfallen. Es ist, als würde einem der eigene Körper nicht mehr gehören, als wäre er das Eigentum der Krankenschwestern und Ãrzte, die einem nach Herzenslust alles mögliche in die Adern pumpten.
Sie war am ganzen Körper mit blauen Flecken und Narben und Nadeleinstichen übersät, auf dem Handrücken, an ihren Armen, überall. Kaum war sie wach, wurde sie von den Krankenschwestern bei lebendigem Leib massakriert.
Sie fühlte sich andauernd vergiftet und wurde so schwach, dass sie nur noch an die Decke starren oder schlafen wollte.
Wenn sie keine Schmerzen hatte, war ihr schlecht, und wenn ihr nicht kotzübel war, musste sie daran denken, dass sie Krebs hatte. Und wenn sie nicht daran dachte, überlegte sie sich, wann es endgültig vorbei sein würde. Und wenn sie sich das nicht überlegte, dann hatte sie Schmerzen. Und wenn sie keine Schmerzen hatte, war ihr schlecht und alles fing wieder von vorne an.
Das Ãbelkeitsgefühl hatte etwas mit den schlimmen Nebenwirkungen der Behandlung zu tun. Der Krebs gab einem nur ein unbestimmtes Gefühl des Unwohlseins, aber die Chemo war ein endloser Horror. Irgendwann war sie soweit, dass ihr die Behandlung schlimmer vorkam, als die eigentliche Krankheit. Ein unbedarfter Beobachter denkt bei Krebs an Haarausfall, krankhafte Blässe und ständige Gewichtsabnahme. Aber das sind im Grunde nur die Nebenwirkungen der Therapie. Die Chemo brannte förmlich in ihren Adern. Sie hatte das Gefühl, als würde sie langsam aber sicher von innen her von einem endlosen Strom von Giften aufgefressen, bis sie am Ende nicht eine einzige Wimper mehr hatte, Sie musste ständig husten, wobei sich dunkle Brocken, eine undefinierbare, teerige Masse, aus der Tiefe ihrer Brust lösten. Chemo bedeutete auch, sich ständig übergeben zu müssen. Und das tat sie auch.
Innerhalb von 3 Monaten musste sie 4 Zyklen über sich ergehen lassen. In jeder Phase bauten sich die Giftstoffe in ihrem Körper auf. Zuerst war es gar nicht so schlimm gewesen. Am Ende des zweiten Behandlungszyklusâ war ihr immer nur ein bisschen schlecht gewesen und sie hatte ständig über Müdigkeit geklagt. Nach dem dritten Zyklus war sie völlig am Ende gewesen und hatte mit letzter Kraft gegen die Ãbelkeit angekämpft. Sie überkam sie immer wie eine Welle, und sie hatte das Gefühl, als wären alle ihre inneren Organe zerstört. Im vierten Zyklus â in dem befand sie sich jetzt â mehr gibt es bei Krebspatienten nicht und so weit ging man auch nur bei den extremen Fällen, lag sie zusammengekrümmt auf ihrem Bett und übergab sich in einem fort.
Das Verrückte war, je schlechter sie sich fühlte, um so besser ging es ihr â rein medizinisch gesehen.
Aber die Chemo tötet nicht nur den Krebs, sie tötet auch gesunde Zellen. Sie griff ihr Knochenmark , ihre Muskeln, ihre Zähne und ihren Magen an und schwächte ihre Widerstandskraft so sehr, dass sie anfällig für alle möglichen Infektionen wurde. Ihr Zahnfleisch blutete, in ihrem Mund bildeten sich Geschwüre. Und natürlich verlor sie den Appetit und das war ein wirklich ernstes Problem. Denn ohne ausreichende Proteinzufuhr wäre ihr Körper nicht in der Lage, neue Gewebe aufzubauen, nachdem die Chemo schon ihre Haut, ihr Haar und ihre Fingernägel weggefressen hatte.
So eine Chemo gab einem das Gefühl, ein lebendiger Toter zu sein. Oft dämmerte sie im Halbschlaf vor sich hin, verlor jegliches Zeitgefühl, wusste nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war â und das gefiel ihr überhaupt nicht. Es war verwirrend, so als ob alles aus den Fugen geraten würde, als ob sich alles von ihr entfernte.
Meistens fühlte sie sich so elend, dass es ihr manchmal schwer fiel zu sprechen. Ihr war so schlecht, dass sie weder essen noch fernsehen konnte. Sie konnte ihre Post nicht lesen und nicht mit Luke telefonieren.
An den Tagen, an denen es ihr wirklich dreckig ging, lag sie auf ihrem Bett auf der Seite, hatte sich in Decken gewickelt und kämpfte gegen die Ãbelkeit, dieses schreckliche Gefühl im Magen und das Fieber, das unter ihrer Haut brannte. Sie konnte dann nur noch unter ihrer Decke herausgucken und unartikulierte Laute von sich geben.
Aber es gab auch gute Tage. Manchmal, auch wenn es nur sehr selten vorkam, wachte sie morgens auf, ohne die geringste Spur von Ãbelkeit. Dann hatte sie sogar wieder richtig Appetit und der trockene Humor kehrte in ihre Erzählungen zurück.
An solchen âgutenâ Tagen wartete sie dann voller Ungeduld auf das Eintreffen von TJ oder Jess. Heute war einer dieser Tage.
Als es an der Tür klopfte, rief sie leise âHereinâ und richtete sich im Bett auf.
Jess trat ein und lächelte sie an.
âHey, wie geht es dir?â
Liz lächelte zurück und da wusste Jess, dass das einer dieser âgutenâ Tage war.
âIch habe eine Ãberraschung für dich.â
Er öffnete die Tür ein Stück weiter und da betrat Rory das Zimmer. Liz sah sie zuerst überrascht an, freute sich dann aber wahnsinnig über den Besuch ihrer Schwiegertochter.
Rory ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
âRory, Kind, schön dich zu sehen. Du siehst gut aus.â
Rory lächelte verlegen. Jetzt wusste sie, warum Jess sie immer davon abgehalten hatte, hierher zu kommen. Er wollte ihr diesen Anblick ersparen. Er hatte sie zwar vorgewarnt, aber dennoch war sie schockiert. Liz sah blass aus. Ihr Gesicht hob sich kaum von der Farbe des Lakens ab. Die Wangen waren eingefallen und man sah die Knochen deutlich hervortreten. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und hatten jeglichen Glanz verloren. Wimpern und Augenbrauen hatten die Chemogifte schon weggefressen. Und ihre langen, blonden Haare waren bis auf ein paar dünne Strähnen auch verschwunden.
Nur ein paar seltsame Flecken, so bräunliche Verfärbungen, zierten ihre Haut. Das waren Chemo-Verbrennungen. Die Medikamente verbrannte ihre Haut von innen nach auÃen und hinterlieÃen dabei diese Verfärbungen.
Rory schluckte und versuchte sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Doch Liz konnte hinter ihre Fassade blicken. Rorys Augen waren vor Schrecken geweitet und schon beim Betreten des Zimmers hatte sich ihre Gesichtsfarbe zu einem blassen Schimmer geändert. Und Liz konnte es verstehen. Immer, wenn sie in den Spiegel sah, war sie genauso erschreckt darüber, wie sehr sie die Krankheit verändert hatte.
Rory setzte sich auf einen Stuhl, den ihr Jess hingestellt hatte. Er zog sich selbst einen ans Bett und lieà sich darauf fallen.
Rorys Blick schweifte durchs Zimmer. Es war groÃ. Wie eine kleine Suite. Die Sterbenden bekommen die besten Zimmer, dachte Rory ironisch, verdrängte diesen Gedanken aber schnell wieder. Die Sonne fiel durch die hohen Fenster mitten in den Raum. Hinter ihr stand ein kleiner Tisch, auf dem Zeitschriften und Bücher lagen. Beim genaueren Hinsehen, erkannte sie, dass es sich um Unterlagen zu Lizâ Krankheit handelte. Rory erinnerte sich, dass Jess erzählt hatte, viel Fachliteratur über Krebs zu lesen. Früher hatten er und seine Mum das gemeinsam getan, um sich zu informieren, aber mittlerweile war Liz zu schwach dafür geworden.
Jedenfalls wussten sie jetzt, dass, wenn die Chemo den Krebs nicht zum Stillstand brachte, würde sie es nicht schaffen. In allen Büchern wurde ihr Status kurz und bündig abgehandelt. Patienten, bei denen die Erkrankung trotz Behandlung mit Chemotherapie weiter fortschritt, hatten eine schlechte Prognose für jegliche andere Form der Behandlung. Das und ähnliches stand in allen Büchern.
Jess las sich quer durch den wissenschaftlichen Untersuchungsbericht über Hautkrebs mit Auflistung verschiedener Behandlungsarten und den entsprechenden Ãberlebenschancen, und er kritzelte seine eigenen Berechnungen und Bemerkungen dazu an den Rand. Aber es lief immer auf dasselbe hinaus: Sofern bei erstmaligem Einsatz von Chemotherapie die Symptome nicht vollkommen abklingen, sind die Ãberlebenschancen gering anzusetzen. So der Bericht. In Kurzform hieà das: Die Chemo funktionierte â oder sonst gar nichts.
Rory erzählte Liz, aber vor allem Jess, wie es bei ihrer Prüfung so gelaufen war und auch, dass Marty Yale verlassen wollte. Sie war gerade dabei, jede einzelne Prüfungsfrage zu analysieren, als plötzlich eine Krankenschwester das Zimmer betrat. Sie erklärte Liz und ihren Besuchern, dass sie eine neue Infusion anlegen müsste.
Rory fiel auf, dass Jess jeden ihrer Handgriffe aufmerksam verfolgte. Es war fast so, als wäre er ein Oberarzt, der eine einen Kontrollgang auf der Station machte. Der die Schwestern beobachtete, ob sie auch alles richtig machten. Und irgendwie fühlte er sich schon so.
Inzwischen konnte er eine Röntgenaufnahme genauso gut lesen wie jeder Arzt. Er kannte alle Fachausdrücke und Dosierungen. Er durchlöcherte die Schwestern und Ãrzte mit Fragen und wollte alles bis ins kleinste Detail wissen. Er wollte über jede Verbesserung von Lizâ Gesundheitszustand informiert werden. Jede ungeplante Abweichung mussten sie ihm erklären. Wenn er sich jetzt in einen Kurs auf der Uni anmelden würde, hätte er wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit das Niveau von Medizinstudenten im 3. Semester erreicht.
Auch Rory beobachtete die Schwester genau. Auf den ersten Blick sieht eine Chemo nach nichts aus. Man kann es gar nicht glauben, dass ein solches Teufelszeug einen derart harmlosen Eindruck machen kann. Das Präparat war in durchsichtigen Plastikbeuteln verpackt. Die silbrige, klare Flüssigkeit schwappte völlig unschuldig in den Plastikbehältern. Es hätte genauso gut Zuckerwasser sein können. Verräterisch waren allerdings die dicken Gummihandschuhe, die die Schwester trug, wenn sie sich mit den Plastikbeuteln beschäftigte. AuÃerdem gab es noch einen Stempel âgefährliches Materialâ. Die Schwester steckte einen Schlauch in den Beutel und verband ihn mit einem anderen Schlauch, der in Lizâ Port, also in ihre Blutbahn führte.
Aber diese Flüssigkeiten hatten eine so zerstörerische Wirkung, dass sie Lizâ ganzes Blut zum Verdampfen brachten.
Nachdem die Schwester gegangen war, setzte Rory ihre Erzählung fort. Liz beobachtete sie und Jess genau. Es war ein wunderbares Bild. Die beiden gingen so harmonisch miteinander um. So liebevoll. Rory sah ihren Mann mit leuchtenden Augen an. Man Selbst ein blinder konnte sehen, wie verliebt sie ineinander waren. Immer wieder beugte sich Rory vor und gab Jess einen Kuss.
Und da fühlte Liz einen Stich in ihrem Herzen. Jess hatte seine groÃe Liebe gefunden. Rory war sein ein und alles. Für sie würde er wahrscheinlich sogar sterben. Und in dem Moment wusste sie, dass es richtig war, Jess nach Stars Hollow zu schicken. Sie hatte damals ständig ein schlechtes gewissen gehabt. Sie wollte ihren Sohn nicht weggeben. Aber er hatte zu viel Mist gebaut und sie war mit ihm überfordert gewesen. Und dennoch hatten sie immer diese Gewissensbisse geplagt. Sie war ihm nie eine gute Mutter gewesen. Sie hatte ihm kein anständiges Leben bieten können. Aber sie hatte ihn immer geliebt. SchlieÃlich hatte sie schon nachts seinen Atemzügen gelauscht, als er noch ein Baby war. Sie hatte ihn nach Stars Hollow geschickt, um ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Sie hatte geglaubt, die harten Zeiten wären überstanden - und dann das. Jetzt, wo sie endlich zu einander gefunden hatte, hing ihr Leben nur noch an einem seidenen Faden. Selbst wenn die Ãrzte optimistisch waren, selbst wenn die Chemotherapie anschlug und sich ihre Werte verbesserten, es war noch lange nicht vorbei. Es würde nie vorbei sein. Ihre Situation könnte sich sofort wieder ändern. Der Krebs könnte sich gegen die Chemo wehren. Er könnte wieder aktiv werden. Oder er könnte zurückkommen, wenn sobald sie das Krankenhaus verlassen hatte. Er könnte dann jederzeit zurückkommen.
Und dann hätte sie nur noch eine geringe Chance auf Heilung. Wahrscheinlich würde sie dann sterben. Und sie müsste Jess zurücklassen.
Während sie dalag und die beiden beobachtete, bauten sich zwei völlig gegensätzliche Gefühle in ihr auf. Zuerst empfand sie eine überwältigende Woge der Dankbarkeit. Sie war dankbar, dass sie noch am Leben war. Aber dann baute sich eine zweite Welle auf, eine Welle der Wut, und die zweite Gefühlswallung prallte mit der ersten zusammen wie zwei ineinanderstürzende Wogen. Sie war lebendig, und sie war voll Wut, und sie konnte das eine nicht ohne das andere empfinden. Sie war lebendig genug, um wütend zu sein. Sei wollte kämpfen vor Wut, leben vor Wut, überhaupt alles vor Wut. Sie war wütend, weil sie im Bett liegen musste, wütend auf die Infusionen, wütend auf die Schläuche, die sie fesselten, so wütend, dass sie auÃer sich war, so wütend, dass sie fast anfing zu heulen.
Sie würde nicht sterben. Sie durfte nicht sterben. Sie hatte ein langes und glückliches Leben verdient. Jess und Rory hatten ein glückliches Leben verdient. Nein, sie würde nicht sterben. Sie würde weiterkämpfen. Ein Leben lang. Allein wegen den beiden lohnte es sich zu kämpfen.
Na, wie war das? Bevor ihr mich jetzt lobt oder auch kritisiert, viele Stellen sind gar nicht von mir. die hab ich mir aus einem Buch geklaut. Ich dachte, dass solltet ihr vielleicht wissen. So gut kenn ich mich dann nämlich auch nicht aus mit Krebs und Therapie und so...
Tritt nicht in die FuÃstapfen anderer, du hinterläÃt sonst selbst keine Spuren.
Rückkehr nach Stars Hollow, Wird er sich jemals ändern? Auf der schiefen Bahn
Kurzgeschichte: Sometimes it's too late
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns mit dem Schmerz umzugehen.