Ad Astra - Denn Blutrot scheint der Mond....

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

Ein warmer Schauer durchfährt sie, ihr Lächeln wird noch breiter, ein träges Glücksgefühl. "Ich liebe dich", sagt sie und legt ihre Arme um ihn, ihren Kopf auf seine Schulter. Bei Richard hat sie sich immer sicher gefühlt, vom ersten Augenblick an hat seine Größe, seine Haltung sie beeindruckt. Starke Schultern wie man so schön sagt. Es ist seltsam, eigentlich hat sie nie erwartet tatsächlich einen Mann zu finden der so ist. Sie hat natürlich erwartet einen guten Mann zu finden. Aber das Stichwort Liebe fiel in diesem Zusammenhang, selbst in ihren Tagträumen nie. Man lernt mit der Zeit zu lieben, hat man ihr imer gesagt. Sie war bereit mit der Zeit lieben zu lernen. Richard hat sie von Anfang an geliebt. Sie hat also wirklich mehr bekommen als sie erwartet hat. Trotzdem wünscht sie sich noch mehr. Mehr Zeit. Eigentlich ziemlich egoistisch.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Ein leichter Stich in seiner Brust, als sie die Worte ausspricht, eine Mahnung daran, was sie verbindet. Liebe. Damals hat er das zumindest gedacht, heute ist er sich manchmal nicht mehr so sicher. Liebe, Gewohnheit, Bequemlichkeit, Freundlichkeit, Zärtlichkeit? Wo war der Unterschied, wo die Grenze? Wenn er mit Emily nur aus Bequemlichkeit, aus Gewohnheit zusammen ist? Manchmal zweifelt er, hat das Gefühl, nicht einmal mehr zu wissen, wie es ist, einen Menschen wirklich zu lieben. Doch dann gibt es wieder Augenblicke, in denen ihm alles so klar erscheint. Jetzt, wie sie sich an ihn schmiegt, sie ihn zu brauchen scheint. Automatisch legt er seine Arme um sie, hält sie fest, hat es immer so getan. Liebe... Er ist sich unsicher, ob es wirklich eine Rolle spielt, ob er sie liebt oder nicht. Sie ist seine Frau, sein Leben, seine Vertraute. Und es stimmt zwischen ihnen, meistens zumindest.
"Ich dich auch.", sagt er leise, zieht Emily noch fester an sich. "Ich dich auch..."

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

Es fühlt sich gut an. Perfekt. Der perfekte Augenblick, sie betet, dass er nicht aufhört, zumindest nicht so schnell. Irgendwie haben sie es doch geschafft, nach all den Reibereien und Streitereien in den letzten Wochen und Monaten. Dieser eine einzige Abend vorgestern, ein Dinner und Tanzen, eine wunderschöne Nacht, diese paar Stunden scheinen Richard wieder daran erinnert zu haben, dass sie mehr braucht als nur den Geschäftsmann zum Ehemann. Richard scheint sich wieder zu erinnern, dass das Leben so viel mehr zu bieten hat als sein Büro und seine blöde Arbeit.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

So sitzen sie eine Weile, es können auch nur ein paar Sekunden gewesen sein, Richard weiß es nicht. Jedenfalls kommt es ihm wie eine Ewigkeit vor, eine Ewigkeit, in der er es bereut, dass Freitag ist, dass Lorelai und Rory gleich auftauchen werden, dass Trix im Obergeschoss residiert.
Vorsichtig streicht er Emily über den Rücken, würde ihr lieber durch die Haare streichen, doch er weiß, dass sie es nicht sonderlich schätzen würde. Ihre heilige Frisur, bestimmt hat sie Ewigkeiten gebraucht, um sie zu richten. Er muss schmunzeln, hat Mühe, der Versuchung zu widerstehen, ihr Kunstwerk zu zerstören, lässt sich schließlich doch dazu hinreißen, fährt ihr mit einer Hand durch die Haare.

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

"Richard", protetestiert sie und löst sich von ihrem Mann, beginnt umgehend prüfend ihr Haar zu betasten, also wirklich, nach vierzig Jahren sollte er gerlernt haben, dass sie es überhaupt nicht mag, wenn er ihr am hellichten Tag durch die Haare fährt und sie somit in Unordnung bringt. "Du bist wirklich unmöglich", schiebt sie hinterher und wirft ihm einen bösen Blick zu, steht dann auf und hastet in den Flur, wo sie ihr Haar vor dem antiken Spiegel zurechtzupft, zum Glück hat er nicht allzuviel angerichtet. Es reicht schon, dass Lorelai wieder einmal - und das zurecht - an der Unordnung auf Lorelais Kopf herumnörgeln wird, da muss nicht auch noch sie wie eine Vogelscheuche aussehen. Wobei Lorelai und Rory scheinbar nicht mehr die Absicht haben aufzutauchen. Emily überlegt kurz, ob sie sie anrufen soll, lässt es jedoch und geht zurück in den Salon. "Dein Glück, dass deine Zudringlichkeit keine ernsten Folgen hatte, mein Lieber", neckt sie Richard und hebt die Augenbrauen dabei, setzt sich wieder neben ihn, nippt an ihrem Drink.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Belustigt sieht er Emily zu, wie sie ihre Frisur richtet. Der ganze Aufwand darum, er wird es nie begreifen. Er beobachtet, wie sie wieder zu ihm zurückkommt, nimmt jede ihrer Bewegungen ganz bewusst wahr. Runde, vielversprechende Bewegungen. Er lässt seinen Blick zu ihren Beinen, ihren Hüften wandern, sieht ihr dann schließlich wieder in die Augen, nachdem sie sich neben ihn gesetzt hat.
"Was würdest du als ernste Folge bezeichnen?", fragt er nach, kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er fortfährt: "Lorelai?" Er wartet ihre Reaktion gar nicht erst ab, redet weiter: "So zudinglich war auch wieder nicht, Emily, noch nicht."
Er beugt sich vorsichtig zu ihr, küsst sie.

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

Sie erwidert den Kuss, es ist alles so seltsam leicht plötzlich, zumindest einen kurzen Augenblick - denn dann schiebt sich das Lorelai in fetten Buchstaben vor ihr inneres Auge. Sie versucht sie zwar zu verscheuchen, aber es geht nicht, Pflicht und Ordnung mahnt sie sich, du bist kein junges Schulmädchen mehr, auch wenn du jetzt gerne eines wärst. Nur einmal wieder tun und lassen was sie will. Eines Tages, nicht jetzt, wie gesagt: Lorelai. Deshalb löst sie sich wieder von Richard, wischt ihm mit einer sanften bewegungen die schwachen Lippenstiftspuren vom Mund. "Deine Mutter könnte jeden Moment nach unten kommen", sagt sie dabei leise und fährt ihm über die Wange. "Ich denke ich sollte nach dem Essen sehen", erklärt sie. "Und du könntest versuchen Lorelai zu erreichen, sie und Rory haben bereits eine halbe Stunde Verspätung."

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Ein leises Seufzen, einen Moment lang das Gefühl des Bedauerns, dann steht er auf, macht sich auf den Weg in sein Büro. Lächerlich, diese Anwndlungen von Zärtlichkeit, in ihrem Alter völlig unangemessen, vor allem, wenn man bedenkt, dass seine Mutter im Obergeschoss ist. Dennoch ist es sehr schön gewesen, hatte wieder einmal so etwas Verbotenes an sich, wie damals sein erster Kuss im Auto vor Pennilyns Haus. Es ist lange her, war in einem anderen Leben.
Er lässt sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, greift zum Telefon, wählt Lorelais Handynummer. Und wie immer, wenn man jemanden dringend erreichen muss, kommt er auf die Mobilbox. Er erspart sich die Mühe etwas hinaufzusprechen, legt auf.
Dass sie gerade heute zu spät kommen muss... Nun, er kennt sie gut genug, um sich über ihr Verhalten zu wundern, eigentlich, stellt er fest, hätte er mit dieser Verspätung rechnen müssen.
Langsam geht er zurück zur Bar, holt sein Glas vom Tisch, gießt sich noch einmal einen doppelten Whiskey ein, ehe er sich wieder auf das Sofa setzt und auf Emily wartet.

Stephen Lott - Lott Mansion, abends

Wieder einmal gibt es Fisch, er wird es nie begreifen, warum Pennilyn an dieser völlig überholten Tradition festhält und freitags nur Fisch serviert. Nun, so wenig er sich für den Fisch begeistern kann, so sehr begeistert ihn der Weißwein. Das muss er Pennilyn lassen, bei Wein kennt sie sich wirklich aus.
"Ein hervorragender Wein.", meint er schließlich, nimmt noch einen Schluck.
Dann schiebt er demonstrativ den Fisch von sich, er hat noch immer ein wenig Hunger, hofft daher aber auf eine üppige Nachspeise.
Um die Zeit bis dahin zu Überbrücken, gießt er sich und Pennilyn noch ein Glas Wein ein.
Wieder einmal breitet sich betretenes Schweigen aus, er weiß nicht so richtig, was er sagen soll, entscheidet sich dann für etwas Unverfängliches: "Morgen werden wir es den Crimson Boys mal wieder zeigen, nicht wahr?"
Er freut sich auf das Spiel, würde selbst gerne mitspielen, um die Ehre seiner Schule zu verteidigen. Nun, er wäre kein Gewinn für seine Mannschaft, zu alt, zu unsportlich. So übermittelt er der Schule jedes Jahr großzügige Spenden, sein Beitrag zum Erfolg.
"Unsere Jungs sollen heuer wirklich gut in Form sein. Man munkelt, dass der neue Quaterback es vielleicht sogar eines Tages in die NFL schaffen wird."

Sie hatte sich viel zu lang bei Luke aufgehalten. Das wusste sie. Aber sie konnte sich einfach nicht aufraffen. Luke hatte widerwillig noch ein paar mal nachgeschenkt, bis er sich letztendlich strikt weigerte.
Das war der richtige Zeitpunkt um zu gehen.
Sie sieht noch einmal auf die Uhr. 'Eine halbe Stunde zu spät', denkt sie mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck. Noch ein kurzer Blick auf das Handy. Ein Anruf in Abwesenheit. 'Rory', schießt es ihr durch den Kopf. Sie hatte schon seit zwei Tagen nichts mehr von ihr gehört. Und so wie es aussah, war sie auch noch nicht hier. Doch auf dem Display ist die Nummer ihres Vaters zu sehen. Sie lässt das Handy wieder in ihre Tasche gleiten.
Ein letzter Blick in den Rückspiegel und noch einmal tief durchatmen. Dann steigt sie aus dem Auto.
Auf dem Weg zur Tür, streicht sie noch einmal über ihr Kleid und zieht ihre Strickjacke etwas enger, um den kleinen Kaffee Fleck zu überdecken.
Dann drückt sie auf die Klingel und wartet darauf, dass die Tür geöffnet wird.


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