So, dann kommt jetzt noch ein neuer Teil. Diese Teile hab ich erst vor kurzem geschrieben, den Anfang hatte ich, bis zur Geburt, aber hier hab ich fast das ganze Konzept geändert. Was ihr bis jetzt gelesen habt, war von vor einem halben Jahr, das was jetzt kommt von vor zwei Wochen. Ich denke ihr werdet feststellen, dass sich mein Schreibstil doch sehr verändert hat. Ich bitte für den und die nächsten Teile um sehr viele Kommentare, da sie mir sehr am Herzen liegen, wie ihr wahrscheinlich bald merken werdet.
Das ist einfach nicht fair!
Inzwischen hatten sich Rory und Luke grüne Plastikkittel über ihre Alltagskleidung gezogen und wurden in den Raum gebracht, in dem Lorelai war. Sie lag friedlich in einem Krankenbett und war an piepsende Monitore angeschlossen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich wieder und wieder. Das einzige Zeichen dafür, dass sie noch am Leben war. Bis auf das Piepsen herrschte eine Totenstille in dem Raum.
Luke setzte sich auf einen Stuhl neben Lorelais Bett und nahm ihre Hand. Vor nicht annähernd einer Stunde hatte er sie festgehalten, Lorelai hatte Lukes Hand vor Schmerzen fast zerquetscht, er hatte sich zu dem Zeitpunkt gewünscht, dass sie ihren Griff lockern würde, damit er seine Hand wieder spüren konnte. Jetzt würde er alles dafür geben, wenn Lorelai sie wieder zerquetschen würde, wenn er irgendeine Reaktion, ein Lebenszeichen seiner Frau wahrnehmen könnte.
“Mom sieht so friedlich aus. Als würde sie schlafen.” Rory setzte sich auf den Stuhl, der gegenüber dem von Luke war. Ihre Mutter sah oft so aus, wenn sie schlief. Rory hatte sie schon viele Male wecken müssen, denn Lorelai hatte immer behauptet, Rorys Geschrei wäre sehr viel wirksamer, als ein Wecker.
Rory konnte nur mühsam den Wunsch unterdrücken, aufzuspringen, Lorelai anzubrüllen und aus Leibeskräften anzuschreien, warum sie sie nur alleine lieÃ, was Rory denn getan hatte, um so eine Strafe zu verdienen, warum Lorelai ihr so furchtbar wehtat. Rory hatte schon oft gedacht, dass sie es ohne Lorelai schaffen könnte, aber wie so oft, wurde sie eines besseren belehrt. Nur etwas war dieses Mal anders. Rory konnte Lorelai nicht mehr anrufen, wenn sie Heimweh hatte, wenn sie etwas mit Dean klären musste, wenn sie glaubte, nichts im Leben schaffen zu können. Diesmal war niemand da, der ihr helfen konnte. Sicher, es gab Luke, Sookie und auch ihre GroÃeltern, aber niemand war wie Lorelai, niemand konnte ihr den Lebensmut geben, den sie immer von Lorelai erhalten hatte, wenn sie ihn brauchte. Niemand konnte ihr Lorelai ersetzen. Ihr wurde klar, wie wichtig sie für Rory war, welche zentrale Rolle Lorelai in ihrem Leben gespielt hatte und immer spielen würde, selbst wenn sie jetzt sterben sollte.
Rory musste sehr schwer schlucken, als sie daran dachte, dass ihre neuen Geschwister Lorelai vielleicht niemals kennen lernen durften, dass sie vielleicht niemals das Lachen Lorelais und ihren Humor erleben würden, niemals diese, voller Zuversicht strotzende, heitere und unheimlich starke Frau bewundern würden. Lorelai hatte für so vieles in ihrem Leben kämpfen müssen, sie hatte nichts geschenkt bekommen und so viele Schicksalsschläge einstecken müssen, dass es Rory einfach nicht fair erschien, Lorelai jetzt schon aus dem Leben zu reiÃen. Endlich hatte sie alles, von dem sie je geträumt hatte, alles was sie sich je gewünscht und erhofft hatte, und jetzt durfte sie dieses Glück nicht genieÃen? Wie konnte das fair sein? Lorelai hatte immer nur ihr eigenes Hotel haben wollen, ihre eigene kleine glückliche friedvolle Familie und einen Partner der für sie da war, ihr zuhörte, ihr Mut machte, wenn sie einmal nicht weiterwusste. Jetzt, wo sie das alles hatte, sollte sie es nicht genieÃen dürfen, sollte sie sich nicht an dem erfreuen dürfen, für das sie solange gearbeitet hatte, sollte sie ihre Kinder niemals kennen lernen, auf die sie sich gefreut hatte, wie noch nichts anderes in ihrem Leben?
Je länger Rory darüber nachdachte, desto wütender wurde sie auf die Ãrzte, die anscheinend nichts machen konnten, als zuzusehen, wie eine Familie zerstört wurde, für die solange und so hart gekämpft wurde, und die gerade begonnen hatte zu funktionieren.
Ohne, dass sie es bemerkt hatte, liefen Rory Tränen über die Wangen. Sie war so dabei gewesen, nach einem Schuldigen zu suchen, der ihr Leben von der einen auf die andere Minute so verpfuscht hatte, ihr die wichtigste Person genommen hatte, die sie jemals haben würde, dass sie nicht mehr bemerkte, was sich um sie herum abspielte. Langsam wurden Rorys Augenlider schwer, ihr Kopf sank nach unten und sie schlief ein.
Luke hatte am Rande mitbekommen, dass Rorys Kopf zu Lorelai auf das Bett gesunken war, aber wirklich bewusst wurde er sich dem nicht. Zu sehr war er in seinen Gedanken gefangen, zu viele Vorwürfe machte er sich, dass er nicht die ganze Zeit bei Lorelai gewesen war, ihr nicht sofort geholfen hatte, als die Wehen eingesetzt hatten, nicht bei ihr war, als der Kaiserschnitt durchgeführt worden war, nicht selbst der Mensch war, der die Zwillinge hatte bekommen können, der Lorelai die Schmerzen der Geburt und die Belastung der Schwangerschaft hatte abnehmen können. Er machte sich Vorwürfe, sie nicht genug unterstützt zu haben, erst so spät erkannt zu haben, was er für diese einzigartige Frau empfand. Wenn sie eher zusammen gekommen wären, eher geheiratet hätten, Lorelai eher schwanger geworden wäre, wäre sie keine Risikoschwangere gewesen und müsste jetzt nicht um ihr Leben kämpfen.
Luke stellte sich vor, wie er sich fühlen würde, wenn es Lorelai jetzt gut ginge. Sie hätten sich alle über die Geburt der Zwillinge gefreut, hätten vielleicht auf die beiden neuen Erdenbürger angestoÃen und sich vorgestellt, was später einmal aus ihnen werden würde. Sie hätten diskutiert, wer was von wem hatte und sich gewundert, wie winzig und wunderschön die beiden Babys wären. Sie wären endlich die Familie gewesen, die sich Luke gewünscht hatte, seit er Lorelai kennen gelernt hatte.
Er suchte in seiner Brieftasche nach dem Horoskop, dass Lorelai ihm vor fast zehn Jahren gegeben hatte. Vom ersten Augenblick an hatte sie ihn mit ihrer Aura und ihrem Charme gefangen genommen, ihn mit ihrem Wesen fasziniert und bezaubert. Es war kein Tag vergangen, an dem er sich nicht gewünscht hatte, neben ihr aufzuwachen, sie zu umarmen oder zu küssen. Seit sie zusammen waren, hatte er Gott jeden Tag dafür gedankt, dass er ihm dieses wunderbare Wesen geschenkt hatte, das ihm jede einzelne Minute seines Lebens versüÃt hatte, und nun wollte er Gott am liebsten dafür verfluchen, dass er ihr das wichtigste nahm, das er besaÃ, dass er ihm den Inhalt seines Lebens nahm, alles was ihm jemals wirklich etwas bedeutet hatte.
In diesem Moment schwor er sich und auch Lorelai etwas. Er würde der beste Vater sein, den seine Kinder jemals haben konnten, er würde immer für sie sorgen, immer für sie da sein, ihnen immer helfen. Das schuldete er Lorelai, wenn sie dafür schon ihr Leben lassen musste, sollte sie wenigstens wissen, dass es jemanden gab, der immer auf ihre gemeinsamen Kinder aufpassen würde. Und das musste er ihr sofort mitteilen, denn wenn sie streben sollte, musste sie Gewissheit darüber haben, dachte Luke. Langsam und leise begann er zu sprechen.
“Lorelai, ich verspreche dir, dass ich mich immer um unsere Kinder kümmern werde, dass ich sie nie im Stich lassen werde, wie es mein Dad getan hat. Sie werden es gut haben, ich hoffe das weiÃt du.
Ich bitte dich aber, verlass mich nicht, lass uns drei und Rory nicht im Stich, dafür brauchen wir dich zu sehr. Auch wenn ich mich um unsere Kinder kümmern werde, sie brauchen dich. Sie brauchen die verrückte Frau, die ihnen im Alter von fünf Jahren schon ihren ersten Kaffee servieren wird, die sich mit ihnen hirnrissige Filme ansehen wird, die einfach alles für sie tun würde, damit sie es gut haben. Sie brauchen dich, Rory braucht dich.” Und leise flüsternd fügte er hinzu: “Ich brauche dich.” Stumm rannen einige Tränen Lukes Wangen hinunter und er verlor sich wieder in Gedanken, die sich ausschlieÃlich um die Liebe seines Lebens drehten.
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Life sucks, and then you die. - Yeah, I should be so lucky.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.04.2006, 15:53 von
ChrissiTine.)