Nachschub kommt - bitte lyncht mich nicht
Part 19
Lorelai stieà einen spitzen Schrei aus und sprang auf â diesmal allerdings, ohne Luke in die Unterlippe zu beiÃen. Geschockt packte sie Lukes Hand, zog ihn hoch und starrte Rachel mit offenem Mund an. Ihr Blick wanderte zu Luke, der noch geschockter als sie zu sein schien.
âRachel, was...â stotterte Luke. Er konnte es einfach nicht fassen. Da stand sie, die erste Frau, die er je geliebt hatte. Und direkt neben ihm stand sie. Die Frau, die er wohl sein Leben lang lieben würde. Mit der er seine Zukunft verbringen wollte.
Seine Vergangenheit und seine Zukunft. In einem Raum. Wie verrückt war diese Welt eigentlich?
Lukes Blick fiel auf die Reisetasche, die seine Vergangenheit in der Hand hielt.
âAlso seid ihrâ, begann Rachel, um das Schweigen zu brechen, doch sie wollte nicht weiterreden.
âJa,â antwortete Luke automatisch. âJa, ich denke schon.â Er wollte eigentlich Lorelai anschauen, wollte sehen, ob sie seinen Worten zustimmte. SchlieÃlich war theoretisch gesehen noch nichts zwischen ihnen offiziell, auch wenn alles darauf hin deutete.
Doch er konnte den Blick nicht von Rachel wenden. Seine Gedanken rasten, ihm wurde klar, dass Rachel ihre Reisetasche nicht umsonst mitgebracht hatte.
âIch bin nicht lange hierâ, sagte Rachel, da Luke mit sich selbst beschäftigt war und Lorelai seit drei Minuten an ihrer Kleidung herumzupfte. âNur für ein, zwei Wochen. Auf der Durchreise. Nach Südamerika. Brasilien.â
âAhâ, machte Luke nicht gerade intelligent â doch er fand beim besten Willen nicht die passenden Worte.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass Lorelai noch immer seine Hand festhielt. Er merkte, wie diese kalt wurde. Ihr schien gar nicht aufzufallen, dass sie nervös an seinen Fingern herumknetete.
Doch kaum registrierte sie, dass er es bemerkt hatte, sah auch sie es und zog schnell ihre Hand weg.
âAlso, Rachelâ, sie wollte diesen Namen eigentlich nicht so unfreundlich aussprechen, aber was sollte sie tun?, âwo, ähm...wo willst du denn...wohnen?â
âIch dachte eigentlich...â Vorsichtig blickte sie Luke an.
Dieser verstand, worauf sie hinauswollte â und auch Lorelai konnte es sich denken.
Sofort verspürte sie ein Ziehen in ihrem Bauch, und Wut baute sich auf. Cool bleiben, das war jetzt die Hauptsache. Gar nicht erst darüber nachdenken, dass Luke mit der Liebe seines Lebens zusammenleben würde. Obwohl sie doch gerade noch so glücklich gewesen waren.
âIch gehe jetzt besser.â Sie schaute Luke nur für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen.
Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen, doch sie lächelte nur nervös, wandte sich schnell ab und verschwand mit einem zittrigen âBye!â aus der Wohnung.
âSo...â
âSo...â
Nach diesem erschöpfenden Wortgefecht herrschte abermals Schweigen zwischen den beiden.
âHör mal, ich kann auch im Hotel wohnen. Lorelai hat doch dieses...â
âDu kannst hier bleibenâ, unterbrach Luke sie und ignorierte dieses mulmige Gefühl das ihn überkam.
âDankeâ, schien Rachel ehrlich erleichtert zu sein, âdas ist wirklich nett von dir, Luke.â
Nach einer weiteren Anschweigungs-Aktion redete sie von neuem, diesmal jedoch in einem weitaus vorsichtigeren Ton.
âSeit wann seid ihr zwei ein Paar?â
âSeit kurzem.â Er musste ihr ja nicht auf die Nase binden dass es erst seit gestern war...
âAha. Und...bist du glücklich?â
âGehen dir die guten Fragen aus?â
âEhrlich gesagt, ja.â
Und schon wieder hatte sich dieses unangenehme Schweigen hinterhältig hereingeschlichen.
Er konnte jetzt nicht einfach so stehen bleiben, er musste unbedingt etwas tun â deshalb werkelte er nervös an der Spüle herum, spülte die sauberen Teller noch einmal ab und traute sich nicht mehr, sich umzudrehen.
Rachel stand mittlerweile nur verlassen im Raum herum. Sie wusste absolut nicht, was sie jetzt machen sollte. Wollte er sie etwa durchgehend ignorieren?
âHaben die Teller nicht schon genug gelitten?â fragte sie daher mit einem schiefen Lächeln, welches Luke natürlich nicht sehen konnte.
Er seufzte. Bevor sie seine Wohnung als Hotel benutzen würde, sollte er zumindest einige wichtige Dinge klarstellen. Das allerwichtigste am besten zuerst. Er holte noch einmal tief Luft und drehte sich dann um.
âRachel...Ich will nicht dass es kaputt geht.â
âLuke, was meinst...?â
âDas mit uns. Mit mir und Lorelai. Verstehst du? Es ist mir wichtig.â
âIch weiÃâ, entgegnete Rachel leise. âEs tut mir Leid. Ich hätte hier nicht so reinplatzen dürfen.â
âStimmtâ, dachte Luke sofort als er an vorhin dachte, sagte jedoch nur âMag seinâ und fragte sich, ob nun alles Wichtige gesagt war. Abgesehen von der richtigen Pflege der Waschmaschine und der festen Ordnung in seiner Sockenschublade. Rachel brachte immer alles durcheinander, daran konnte er sich mehr als gut erinnern...
âIch muss jetzt wieder nach unten, Caesar bricht bestimmt gleich zusammen vor Ãberlastung.â
âOkay.â
Sie warfen sich noch einen letzten, ungewöhnlich distanzierten und doch irgendwie verbundenen Blick zu. Dann ging Luke schnell nach unten, wo er bereits von Babette empfangen wurde, die ihn sorgenvoll betrachtete.
âLuke, SüÃer, ist alles in Ordnung zwischen euch beiden?â
âWas meinst du, Babette?â Verdammt, hatte irgendjemanden Spione auf ihn angesetzt?
âLorelai ist gerade die Treppe heruntergekommen, sie sah irgendwie fertig aus. Hat sich nicht mal umgedreht als ich ihr nachgerufen habâ, berichtete Babette und legte die Stirn in Falten. âSicher dass es ihr gut geht?â
âEs ist alles okayâ, beruhigte Luke die Frau halbherzig und verschwand dann mit einem recht unglaubwürdigen âOh, Caesar hat gerade gerufen!â in der Küche...