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9.1
Von Erwachsenen die wieder Teenager werden...
Mit geschlossenen Augen taumelte Lorelai noch schlaftrunken die Treppe hinunter. Es war für sie eine kurze Nacht gewesen. Etwas lies sie jederzeit aufwachen, wenn sie wieder im Tiefschlaf war. Für einige Zeit machte sie sich Gedanken und fiel wieder in ihren Schlaf. Sie brauchte Kaffee, anders würde sie den anstehenden Tag nicht überleben. Langsam tastete sie sich in die Küche vor. Die Sonne brannte in ihren Augen, deshalb hielt sie diese lieber geschlossen.
"Mum, du bist auch schon wach?"
Ein Grummeln antwortete auf Rorys Frage. Lorelai schlurfte hinüber zu der Kaffeemaschine und goà sich blind eine Tasse ein, die sie zuvor aus dem Regal darüber gezogen hatte. Sie hörte plötzlich ein Kichern, dachte sich nichts dabei und lieà sich auf einen Stuhl fallen. Vorsichtig rückte sie ihren Stuhl ein Stück zur Seite, damit sie nicht mehr mitten in der prallen, aufgehenden Sonne saÃ. Sie spürte wieder das Brennen in ihren Augen, erinnerte sich, dass sie in der Nacht geweint hatte.
"Mum? Mum, geht es dir gut?"
"Ja... Ich hab nur schlecht geschlafen."
"Okay... Soll ich dir einen Poptard machen?"
"Bitte. Um wie viel Uhr müssen wir nochmal in Hartford sein?"
"Mum..." Rory lieà die Toastpackung auf die Arbeitsplatte fallen. Ihre Mutter erwiderte kein Wort. "Mum, bitte. Was ist mit dir heute los? Hast du etwa... Ich weià nicht. Bist du so nervös mit deinem Lukey auf den Ball zu gehen, oder warum bist du heute so durch den Wind?"
Lorelai rià erstaunt ihre Augen auf. "Rory!"
"Was hast du?", lachte ihre Tochter.
"Er ist nicht mein Lukey und warum sollte ich wegen ihm, gerade wegen ihm aufgeregt sein?" Sie zog ihre Beine ein wenig an, stellte ihre FüÃe mit auf ihren Stuhl. Vorsichtig umarmte sie ihre Knie, machte sich so kleiner.
"Du warst noch nie so merkwürdig. Du freust dich auf einen Ball. Mum, das ist doch nicht normal bei dir."
"Laà mich doch. Es wird bestimmt schön werden..."Langsam legte sie ihren Kopf schiefer, stützte ihn auf ihren Knien ab. Sie hatte ihre Augen noch immer geschlossen, erinnerte sich an die letzte Nacht, in der sie nur wegen ihm kaum Schlaf gefunden und geweint hatte. Er hatte die Schuld, dass sie von ihm träumte, später aufwachte und an nichts anderes mehr denken konnte, als an den Abend vor zwei Tagen. Sie hätte es nicht versuchen sollen ihn zu küssen. Sie hätte es wissen müssen, dass sie dadurch nur noch mehr Probleme hervor rufen könnte.
"Wegen ihm...", hörte sie Rory für sich wispern und ging nicht näher darauf ein. Ihre Gedanken schweiften wieder ab. Es war endlich Samstag und an diesem Abend war der Ball. Vielleicht sollte sie sich endlich zurecht machen. Der Tag war nicht so lang wie er schien. Zielstrebig stand sie auf, wollte wieder in ihr Zimmer gehen um sich umzuziehen, als Rory sie zurückrief.
"Wann willst du ihm eigentlich sein Hemd wieder zurück geben?"
Geschockt starrte Lorelai ihre Tochter an. "Was?"
"Er wird sich bestimmt freuen, wenn du es irgendwann nicht mehr als Schlafanzug verwendest.", grinste diese.
Lorelai schaute an sich hinunter. Vielleicht hätte sie ihre Augen doch öffnen sollen, bevor sie aufgestanden war. Sie trug sein Flanell. Natürlich trug sie es. Sie hatte es die letzten beiden Nächte nicht mehr losgelassen und auch keinen Gedanken daran verschwendet, dass sie ihm sein Hemd eines Tages wieder geben musste. Das kleine bisschen Frieden und dieses Kribbeln, dass sie immer heimsuchte, wenn sie den Stoff berührte, bescherten ihr ein solches Glücksgefühl. Vermutlich waren diese Gefühle nur Einbildung. Sie mussten Einbildung sein. Sie musste sich einfach die letzten Tage und Wochen geirrt haben und alles würde sich bald als eine kleine, unwichtige Schwärmerei heraus stellen. Eine kindliche Schwärmerei...
Sie fühlte sich aufgewühlt und erinnerte sich wieder an diesen einen Ball vor mehr als 17 Jahren. Christopher hatte sie pünktlich abgeholt. Beide fuhren in einer Limousine, die sein Vater gemietet hatte zu dem Ball. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich wie eine Prinzessin und war damit auch zu frieden. Im nächsten Augenblick ermahnte sie jemand, dass sie ihre Beine übereinander schlagen sollte. Sie wollte nicht mehr eine Prinzessin sein.
Dies war ihr einziger Ball gewesen. Wohltätige Veranstaltungen konnte sie nicht mitzählen.
Ihr Tag verlief nicht groÃartig anders wie sie sich ihn schon ausgemalt hatte. Sie hatte sich geduscht, ihre Sachen zurecht gelegt, ihre Haare gemacht, selbst ihre Nägel neu lackiert und war die halbe Zeit mit einer unmöglichen Feuchtigkeitsmaske durch das Haus gerannt. Natürlich wusste sie im Hinterkopf, dass nur weil sie sich die ganze Zeit eine solche Arbeit gemacht hatte, er sie nicht deswegen als Freundin wollte. Doch sie liebte es plötzlich für einen kurzen Moment zu träumen. Als es an der Haustür klingelte, war sie schon bereit und fertig angezogen. Das erste Mal, das aller erste Mal in ihrem Leben, war sie bevor ihre Verabredung kam mit allem fertig. Dass sie an ihre abgehakte Liste auch ihre Nerven hinzufügen musste, war vermutlich in diesem Augenblick das kleinste Problem...
Mit zitternden, gleichzeitig so kalten Händen öffnete sie die Tür. Es würde schon gut werden...
Für einen kurzen Zeitabschnitt, wusste sie nicht was passiert war. Sie fühlte sich durcheinander, in der Lage alles abbrechen zu müssen. Ihr wurde schlecht, sie wollte weinen, ihn küssen, ihn schlagen und sich einfach nicht mehr so fühlen wie sie es gerade tat. Einen solchen wahrhaften Regen hatte sie noch nie zuvor wahr genommen. Und das allein in seiner einzigartigen Präsenz. Lorelai konnte sich nicht vorstellen, wie es seien würde, wenn sie ihn endlich wieder spüren könnte, wenn sie... Ihre Gedanken schweiften wieder ab, Unwirkliche und Unerreichbare, die sie verhinderten Lukes Worte zu hören. Mit offenen Augen starrte sie ihn einfach weiter an, wollte sich dieses Bild von ihm in einem schwarzen Anzug, mit weiÃem Hemd und fehlender Krawatte möglichst ins Gedächtnis einbrennen.
"Du... du siehst wunderschön aus..."
"Ich... Danke."
Hatte sie wirklich so viel von seinem Gesprochenen überhört, oder kam es ihr nur so vor, als ob sie nur die letzten Worte verstanden hatte?
"Du musst eher da sein, als die Kinder, nicht wahr? Vielleicht sollten wir dann losfahren?"
Es würde sicherlich bald auffallen, wenn sie nur noch das aller Nötigste sprach, dennoch konnte sie kaum noch ein tonloses "Ja..." heraus bekommen. Um sich langsam wieder an das Sprechen zu gewöhnen, begann sie von ihren Vorbereitungen mit dem Booster Club zu erzählen. Wie sie die Halle, oder doch mehr den Festsaal geschmückt hatten, verschiedene Catering Services anrufen und eine Band für den Abend heranziehen mussten. "... Ich denke aber, dass sie auch kurz ohne mich klar kommen werden...", grinste sie ihn an, als er den Wagen schlieÃlich in Hartford vor dem Saal geparkt hatte. "Ich muss doch mit meinem Freund tanzen..." Lorelai fand sich wieder in ihrem Rollenspiel wieder, liebte dieses Heimtückische und Unberechenbare. Sie wusste, dass es ihr Schmerz genauso wie Freude brachte, bringen konnte, doch nun zählte zuerst Letzteres. Der nächste Tag war noch weit entfernt...
Rory stürmte in der letzten Minute durch die Hintertür, ging gerade aus in ihr Zimmer und zog sich um. Sie war noch bei Lane gewesen und hatte sie überreden wollen doch mitzukommen. Mama Kim kam zurück nach Hause und die Beiden konnten nichts mehr machen. Lane hatte ihr noch mit ihren Haaren geholfen, dann musste sie auch schon wieder los. Es war ein merkwürdiger Tag gewesen. Ihre Mutter hatte sich auÃergewöhnlich ruhig, gleichzeitig aber auch so nervös verhalten, wie lange nicht mehr. Und sie selbst war auch am Nachmittag langsam unruhig geworden. Natürlich hatte sie das einzigst Sinnvolle getan und sich versucht einzureden, dass es nur Tristan war, mit dem sie auf den Ball ging. Es hatte nichts gebracht. Genauso wenig half ihr die Vorhersage, dass er sicherlich nach wenigen Minuten auf dem Ball zu seinen Freunden gehen würde. Henry war zu einem an diesem Abend nicht in Hartford, zum anderen würde Tristan sie sicher auch nicht alleine lassen, wenn ihre Mutter durch den Saal wuseln würde. Er wollte doch immer noch so einen guten Eindruck auf sie machen. Rory wunderte sich langsam. Es gab auf einmal so viele Anzeichen, dass er sie nicht alleine lassen würde. Er wollte zudem auch noch mit ihr nach der Veranstaltung in eine Art Pub.
Es klingelte an der Tür und ein leichter Schauer durchfuhr ihren Körper. Sie lächelte, als sie die Tür langsam öffnete und ihn sah.
"Hey Mary..." Lässig lehnte er gegen den Türrahmen, eine Hand in der Tasche seines Jaketts.
"Hey!", grinste sie zurück. Ihr ging es unheimlich gut und das strahlte sie auch aus.
"Du siehst wundervoll aus..." Plötzlich wurde er ernst. Ihr fiel es immer wieder auf, doch sie hatte sich langsam an seine Gefühlsschwankungen gewöhnt. Nebenbei war er sowieso die ganze Zeit ein kleiner Macho. Die sensible Tour hielt öfters nicht länger als wenige Minuten.
"Hier... Ich glaube die hattest du heute draussen verloren..." Wie DiCaprio zog er ein dünnes Goldkettchen aus der Brusttasche seines Polohemdes. Sie spielte mit, lächelte und hielt ladylike leicht ihre Hand vor den Mund.
"Das hättest du nun wirklich nicht machen müssen...", flüsterte sie grinsend, als sie mit dem Rücken zu ihm stand und er vorsichtig die Kette um ihren Hals legte.
"Was? Meinst du die Kette, oder die Sache mit Paris, dass ich sie in der Limo mitgenommen habe, damit sie Jess abholen kann?"
Ihr Kopf schoss plötzlich herum. Sie schaute ihn geschockt an. "Du hast doch nicht wirklich draussen eine Limousine stehen?"
"Wie bin ich denn sonst mit Paris hier hin gekommen?" Er schaute sich noch einmal aus Reflex in dem Raum um, hielt ihr seine Hand entgegen. "Können wir?"
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.05.2011, 16:48 von
Lauren132.)