Schneeflocken (Dark GG/ R-16) [complete]

Hallo Süße!

Hier bin ich wieder mal....mit FB im Schlepptau...:biggrin:

der letzte Teile war (wie alle vorgegangenen und sicher auch noch folgenden) spitze...dein Schreibstil haut mich immer wieder vom hocker.

Deine Flashbacks sind echt so gefühlecht geschrieben....das ist einfach unglaublich!!

Ich hoff ich schaff es nächste Woche wieder Fb zu geben!

hdl
deine Brezel
Stars_Hollow

P.S. Stress dich nicht, das Schreiben soll dir doch Spaß machen und die Uni geht nun mal vor!

[SIGPIC][/SIGPIC]

"Ich kam mir vor wie ein Fisch auf dem Trockenen, als ich mit Summer geschlafen habe.
Ryan, ich war Nemo und wollte einfach nur nach Hause." Seth Cohen in O.C. California

[url=http://www.gilmoregirls-fanfiction.de.tp/][/url]
Zitieren

hey süße, man ich hab dir so ein riesen fb geschrieben anfang des monats, weil ich alle teile nachgelesen hab und dank dem serverausfall ist das fb weg. mensch das krieg ich doch nie wieder so gut hin :heul:

jedenfalls hab ich damals von deinen verknüpfungen geschwärmt. die geschichte lebt einfach... man liest nicht einfach nur und denkt: joa nett, sondern man fängt an darin zu leben. ich fühl mich in eine andere welt versetzt, der tiefe sog dieser bittersüßen traurigkeit über lores anstehenden tod und dann die ironie und die geschehnisse die dazwischen geschmissen werden, aus dieser fanfic wird einfach nur ein gebilde das den leser fängt und atemlos macht und gefangen hält. das hintertückische daran, dass du die richtige mischung aus traurigkeit, vergangenheit, charakterzüge der person und geschehen hast, niemand will freiwillig mehr aus dieser unrealen welt auftauchen, denn es ist verdammt schön da.

so ich hoffe ich hab verständlich gemacht, dass ich hellauf begeistert bin!

lg sandy

~
And I start to feel for him again. Stupid me.
[SIZE=2]~

[/SIZE]
Zitieren

Süße...
ich habe die Teile nachgelesen, die ich verpasst habe...

ich weiß einfach nicht mehr, was ich sagen soll.. es ist so unglaublich deine Geschichte zu lesen...ich fieber jedes Mal mit, bin voll in der Geschichte drin!

Ich freu mich schon auf neue Teile und werde in nächster Zeit sicher wieder regelmäßig hier sein und dann auch FB geben!

Hdl
Bussi
Schlumpfinchen

[Bild: alex_fanclub_small.jpg]
sig made by life_of_agony *thx*, [SIZE=1]1.inoff. Alex-Fanclub-Cause he's got fractious hair; NufA; meine FFs:Suburbian Life, Fliegen bedeutet sich fallen zu lassen[/SIZE]

Zitieren

ich finde deine ff totla super
aber wann kommt der nächste teil?
ich hoffe bald...

[SIGPIC][/SIGPIC]
Du bist nicht wie ich,doch das ändert nicht,
dass du bei mir bist und ich zuseh' wie du schläfst
Zitieren

Hallo ihr Lieben :knuddel:

@Stars_Hollow: Danke für dein FB :freu: Hab mich total darüber gefreut!
Zitat:
Stress dich nicht, das Schreiben soll dir doch Spaß machen und die Uni geht nun mal vor!
Ich freu mich echt schon, wenn der Unistress mal für ne Zeit vorbei is...aber das dauert bestimmt noch ewig...

@Ssandy: Erst mal, mach dir keine Sorgen. Hab das damalige FB eh auch gelesen, wollte aber erst antworten wenn ich einen neuen Teil hab. Danke schön. :freu:
Wow, auch vielen Dank für dein letztes FB! Bin ganz verlegen. Freut mich, dass es mir gelungen ist, das so zu vermitteln.

@Schlumpfinchen: Danke schön :freu: Hab mich sehr über dein FB gefreut!

@Noir-Girl: Eine neue Leserin :freu:
Freut mich, dass dir meine Ff so gut gefällt.
Der neue Teil kommt gleich.

@Alle: Danke nochmals, dass ihr mir immer FBs gebt :knuddel: Freu mich immer so sehr!
Ihr habt mich so motiviert, dass ich mich trotz Megastress dran gesetzt hab. Ich hoffe, euch gefällt der neue Teil. Freu mich über FBs!

Bussi Selene



26. Teil

„Der Zauber San Franciscos, oder Frisco - wie wir damals noch sagten - hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Es war Liebe auf den ersten Blick…“ Ich atmete tief durch. Die Erinnerung an die Ankunft in dieser bunten und freundlichen Stadt war ganz deutlich.


--------- Flashback---------


Der Flughafen war unglaublich groß. Wir waren erschöpft als wir uns durch die dichten Gruppen von Menschen schoben. Logan stöhnte auf. „Das beginnt ja gut…“
Die kleine Carol quiekte fröhlich, auch sie spürte den Zauber.
Ich sah in die freundlichen Gesichter der Menschen. Sie lachten und unterhielten sich. Einige zwinkerten meiner Tochter zu. Sie war ein unglaublich süßes Baby, ihre kommende Schönheit war bereits sichtbar.
„Ist die Kleine nicht putzig!“ Eine ältere Dame schob sich uns entgegen und versperrte so den Weg. „Wie heißt sie denn?“ Fragte sie mit dem warmen kalifornischen Akzent.
Ich lächelte. „Carol.“
„So niedlich.“ Sie strich der Kleinen entzückt über die Wange. „Bist du zum ersten Mal in San Francisco?“
Carols blaue Augen weiteten sich so verwundert, dass es mir schwer fiel ein Lachen zu unterdrücken. „Ja, wir sind gerade hier her gezogen.“ Erklärte ich. „Wir kommen aus Connecticut.“
„San Francisco war eine hervorragende Wahl! Die beste Stadt um ein Kind groß zu ziehen.“
„Rory, wo bleibst du denn?“ Logan war wütend zurück zu uns gekommen.
„Entschuldigen Sie…“ Doch er hatte mich schon unsanft mitgezehrt.
Die Frau warf mir noch einen mitleidigen Blick zu, bevor sie von der Masse verschluckt wurde.
Logan schob mich unsanft aus der Tür. „Wir haben keine Zeit. Freundschaften kannst du noch dein ganzes Leben lang schließen…“
Ich wollte etwas erwidern, als ich plötzlich begann meine Umgebung wahrzunehmen. Ein warmer Wind wehte durch meine Haare. Ich blickte bewundernd auf die Palmenallee vor meinen Augen. Drei Cabrios, zwei schwarze und ein rotes, fuhren mit lauter Musik vorbei. In jedem saßen gutgelaunte Jugendliche, welche mir lachend zuwinkten.
Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen.
„Verdammt, Rory, unser Wagen ist schon da!“ Logan stöhnte genervt auf.
Einer seiner Freunde hatte versprochen uns abzuholen. Ich hatte einen dieser Angeber mit langer Limousine erwartet. Doch ich sollte irren.
„Hey, ich bin Kev.“ Eine starke Hand schüttelte meine.
„Hi.“ Ich musterte den Mann in kurzer Hose und Hawaiihemd überrascht.
„Und das muss die kleine Carol sein.“ Er strich ihr entzückt durch das helle Haar. Das kleine Mädchen antwortete mit einem fröhlichen Quieken.
„Kommt schon.“
Meine Augen mussten sich um das zehnfache geweitet haben, als ich den alten Kleinbus entdeckte, welcher mit bunten Farben verziert worden war. Aber das sollte noch lange nicht alles gewesen sein.
„Diese Stadt verändert die meisten Menschen.“ Kev grinste. „Zumindest jene, die offen für Veränderungen sind.“ Er warf einen Seitenblick auf Logan, welcher stöhnend einstieg.
Ich folgte ihm lächelnd.
„Erste Lektion: Sprecht vor uns nie über ‚Frisco’. Wir hassen den Namen.“ Er drehte grinsend das Radio auf und es verwunderte mich nicht, als „ The Mamas and the Papas“ ihr „Flowers in your Hair“ anstimmten. Später sollte ich erfahren, dass Kev einfach so war, wie er war und so eine Show niemals für uns abziehen würde. Unsere immer tiefer werdende Freundschaft erleichterten alle Anfangsschwierigkeiten in der neuen Stadt sowie meine Probleme mit Logan. Bis zum heutigen Tage stelle ich mir die Frage, was wohl passiert wäre, wäre er nicht zwei Jahre nach unserer Ankunft bei einem Autounfall tödlich verunglückt.


--------- Flashback Ende---------



Ich vermied es jedoch Mum etwas von Kev zu erzählen. Es schmerzte zu sehr.
„Ich fühlte mich vom ersten Moment an geborgen. Die Menschen waren humorvoll und nett, das Arbeitsklima der Zeitung, bei der ich zu arbeiten beginnen sollte, ungewöhnlich harmonisch. Ich war eine junge Frau Anfang zwanzig. Alles schien so neu und aufregend. Trotz des Steines, der meine Seele oft zu erdrücken schien. Es mag furchtbar klingen, aber es war vor allem der Zauber dieser Stadt und meine interessante Arbeit, die mein Leben lebenswert machten…und die Telefonate mit dir…“
Mums Augen tränten als sie meine Hand drückte. „Du bist mir immer mehr entglitten…“
Ich senkte den Kopf. Der alte Schmerz überkam mich erneut. „Du warst so weit weg…Beatrice, Logan…sie hatten immer mehr begonnen über mein Leben zu bestimmen. Ich wollte so oft gehen, hatte aber stets den Mut verloren. Ich hatte Angst…Angst einfach wieder zurück zu gehen. Es war nicht so einfach…und dann war es plötzlich zu spät. Sie hatten mich unterdrückt. Ich begann an mir zu zweifeln, verlor mein Selbstwertgefühl immer mehr…“ Nur mit Mühe gelang es mir die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. „Ich hatte keine wirklichen Freunde…zu Lane und Paris hatte ich beinahe völlig den Kontakt verloren. Die Beziehungen zu meinen Kollegen blieben oberflächlich…Logan und seine Familie waren meine einzig wirklichen Bezugspersonen…“ Mum wischte mir die Tränen von den Wangen.
„Warum hast du nicht mit mir gesprochen?“ Sie runzelte die Stirn.
Meine Stimme zitterte. „Weil ich die Wahrheit nicht hören wollte…ich konnte sie nicht ertragen…mein Talent mir selbst etwas vorzumachen, ließ zu spät nach…“ Als Mum mich in ihre Arme zog, schluchzte ich hemmungslos. Ihre schwache Hand strich sanft über meinen Kopf. „Es ist niemals zu spät, meine Süße.“
Ich konnte sie durch den Tränenschleier nur vage wahrnehmen. „Doch, Mum. Das ist es. Ich war dumm. So dumm…so stolz und hochmütig…wollte es nicht begreifen…ich war so schwach! Was ist nur aus mir geworden, Mummy? Was ist nur aus deiner perfekten Rory geworden? Hättest du vor über vierzig Jahren jemals geglaubt, dass ich so tief sinken könnte?“ Ich senkte den Blick.


--------- Flashback---------


„Ich bin ja so stolz auf dich!“ Mum umarmte mich so fest, dass mir die Luft abgeschnürt wurde. Ich löste mich sanft von ihr. „Danke, Mummy.“
Mums Augen tränten. „Du bist viel zu schnell erwachsen geworden. Jetzt hast du deinen Abschluss, in wenigen Monaten wirst du mit deinem Studium beginnen.“
„Aber zuvor werden wir einen tollen Sommer in Europa verbringen.“ Ich umarmte sie.


---------- Flashback Ende ---------



Mum ergriff meine Hand. Ich wunderte mich über ihren kräftigen Händedruck. „Sieh mich an.“
Vorsichtig hob ich den Kopf.
„Nenn mir einen Menschen, nur einen einzigen, der frei von Fehlern ist!“
„Ich dachte, du würdest dich lediglich einzumischen versuchen…ich habe alles verloren. Meine Mutter, meine Tochter, meine besten Freundinnen…“
„Du hast mich niemals verloren. Mein Herz hat dich stets begleitet. Ich habe immer gewusst, dass du eines Tages wieder kommen würdest.“
Tränen tropften auf das weiße Laken. „Ich hätte früher kommen müssen…“ Flüsterte ich. Auch Mums Augen begannen zu tränen. „Ich habe mir oft überlegt, zu dir nach Seattle zu fahren…aber ich habe es nicht geschafft. Mein Gedächtnis lässt immer mehr nach. Aber ich erinnere mich, dass ich an einem Sonntag vor zehn Jahren ins Auto gestiegen bin, los gefahren bin, aber an der nächsten Abfahrt wieder zurück nachhause gefahren bin.“
Mein Körper begann zu zittern.
„Ich frage mich heute noch, was wohl gewesen wäre, wenn ich weiter gefahren wäre.“
Wie hätte ich wohl reagiert, wenn sie plötzlich vor meiner Tür gestanden hätte? Eine Frage, die ich bis zum heutigen Tage nicht zu beantworten weiß. „Ich…ich hätte ihn nie heiraten dürfen…“ Jahrelang hatte ich Logan die Schuld an allem gegeben. Doch ich hatte erkennen müssen, dass ich allein es war, die für mein Leben verantwortlich gewesen war.
„Schätzchen, es bringt uns nicht weiter, über diese Dinge nachzudenken. Sie sind bereits geschehen. Wir müssen die Zeit, die uns bleibt nützen. Denn immer wollen wir uns daran erinnern…“
Ich wischte die Tränen von meinen Wangen. Bis heute kann ich nicht erklären, warum es ausgerechnet in diesem Moment passierte. Ich hatte lange mit mir gerungen überhaupt davon zu beginnen, doch plötzlich war es passiert. „Erinnerst du dich an Corinne?“
Mums Gesichtszüge blieben unverändert. „Ich habe meine Töchter in keiner Sekunde meines Lebens vergessen.“
Ein schmerzhafter Stich durchfuhr meinen Körper.
„Ich spüre den Schmerz ihres Verlustes heute noch…“ Ihre Augen tränten. „Es sollte einfach nicht sein. Akzeptieren werde ich es niemals können. Warum durfte meine Kleine nicht leben…diese Frage stelle ich mir bis heute. Meine Ärztin hat mir sehr geholfen, sonst wäre ich wohl am Verlust meiner Töchter zerbrochen…“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Aber Corinne lebt in meinem Herzen.“
Meine Hände zitterten, als Mum diese ergriff. „Du musst mich doch hassen, Mum. Es war meine Schuld…allein meine Schuld…wir hatten so oft gestritten. Diese Streits und mein Entschluss mit Logan nach San Francisco zu gehen, müssen dich sehr belastet haben…ich verstehe, wenn du mir nicht verzeihen kannst…ich kann es doch selbst nicht…“
„Rory…“ Sie hob mein Kinn und zwang mich sie anzusehen. „Niemals, nicht einmal einen einzigen Moment haben Luke oder ich dir die Schuld gegeben…“ Die andere Hand strich durch mein Haar. „Ich erlitt die Fehlgeburt höchstwahrscheinlich aufgrund einer Infektion.“
Tränen rannen über meine blassen Wangen. Ich machte mir nicht mehr die Mühe sie wegzuwischen. „Ich war an ihrem Baum…“ Flüstere ich.
Sie lächelte leicht. „Ich war jeden Tag dort. Habe mit ihr gesprochen. Sie hat meinen Humor.“
„Es tut mir so leid, Mummy…alles…“
Sie zog mich in ihre schwachen Arme. „Ich weiß. Ich habe es immer gewusst.“
„Ich liebe dich, Mummy…“
„Ich dich auch, mein Schätzchen. Du wirst immer meine kleine Rory sein…“
Ich presste meinen Kopf an ihre Brust. „Ich täte alles dafür, die Zeit zurück drehen zu können.“ Presste ich unter Tränen hervor.
„Es ist unmöglich die Vergangenheit zu verändern. Aber du hast die Macht über deine Zukunft…nur du alleine…“
Ich nickte leicht.
„Erzähle mir von deiner Begegnung mit Jess.“ Forderte sie mich lächelnd auf.
Meine Stimme stockte anfangs, meine Sätze wurden aber mit jedem auffordernden Nicken von Mum fließender. „Das war es. Wir wussten, dass wir uns niemals wieder sehen würden. Es war uns eine letzte Nacht geschenkt worden. Wir hatten diese genützt. Nun war es wieder an uns gewesen unser Leben fortzuführen. Ohne den anderen. Vergessen habe ich ihn jedoch niemals…“
Mum schüttelte den Kopf. „Seine große Liebe vergisst man niemals.“ Sie lächelte. „Jess hat sich verändert. Ich habe ihn die letzten Jahre öfters gesehen. Luke und er haben den Kontakt niemals gebrochen…Einmal war er sogar mit seiner Familie da. Er ist ein wunderbarer Vater…“ Sie fuhr sich durchs silberne Haar. „Seine Töchter haben nun beide selbst Kinder. Jess ist seit drei Jahren geschieden und lebt noch immer in New York.“ Erzählte sie.
„Matt weiß es nicht…“ Begann ich leise.
„Du würdest ihm die größte Freude machen, würde er erfahren, dass Logan nicht sein leiblicher Vater ist.“ Mum zwinkerte, wurde aber schließlich wieder ernst. „Du musst es ihm sagen…“
Ich nickte leicht. „Es muss noch so viel geklärt werden…“
„Rory, du musst mit Carol sprechen…du sagtest einmal, sie hatte stets versucht ihren Großeltern väterlicherseits zu gefallen…aber du warst es in Wirklichkeit, der sie gefallen wollte. Rory, ich weiß, dass es dir schwer fällt, ihr gegenüber Gefühle zu zeigen. Aber du liebst sie. Mindestens genauso sehr wie du ihre Geschwister liebst. Weil sie ihren Weg gegangen ist, ohne zu zögern. So sehr du sie genau deswegen kritisiert hast, so sehr warst du aus diesem Grund auch stolz auf sie. Carol hatte ein schweres Leben, mit häufigen Rückschlägen. Doch sie hat es geschafft.“
Plötzlich vernahmen wir ein leises Klopfen. Carol musterte uns nachdenklich. Sie strich sich durchs Haar. „Entschuldigt…“ Ich spürte, dass sie die letzten Sätze gehört haben musste.
„Mum, ich soll dich fragen, ob du auch eine Pizza willst…“
„Pizza…“ Mum lächelte sehnsüchtig.
„Nein, danke. Ich habe keinen Hunger.“
Carol nickte und verließ langsam den Raum. Ich blickte ihr traurig nach.
Mum drückte meine Hand.
Meine Augen tränten. „Ich habe sie schon vor vielen Jahren verloren…sogar ihre Tante und ihr Onkel waren ihr mehr Familie als ich…schließlich war sie als Kind sehr oft bei ihnen.“
„Hast du dich nie gefragt, warum sie plötzlich nicht mehr dort war?“
„Nun, das Verhältnis zu Sheila hatte sich etwas verschlechtert…“
Mum lächelte milde und wechselte das Thema. „Carol hat erzählt, Susana würde die nächsten Tage kommen…“
„Ja…“ Ich seufzte.
„Ich mag sie. Susana ist so humorvoll und herzlich.“
Ich nickte leicht.
„Warum kannst du sie nicht leiden? Weil du glaubst, sie würde mit Carol eine Beziehung haben, wie ihr niemals haben könntet?“ Sie musterte mich prüfend.
Ich senkte den Blick. „Es ist nicht nur das. Ich kann ihre ganze Familie nicht leiden. Ramón hat Carols Leben zerstört. Susana hat den Fehltritt Logans mit ihrer Schwester versucht zu rechtfertigen…und…“ Ich seufzte. „Sie gibt mir immer wieder das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein, womit sie eigentlich nicht unrecht hat, und ihr Großcousin…“ Ich biss mir auf die Unterlippe.
„Was ist mit ihm?“
Ich seufzte. Niemandem hatte ich jemals erzählt, was auf Carols Hochzeit geschehen war.
„Rory!“ Mum drückte meine Hand fester. „Antworte mir.“ Sie musterte mich besorgt.
Die Erinnerung an diesen Tag versetzte meinem Herzen einen schmerzhaften Stich. „Ich wollte vor meinen langweiligen Sitznachbarinnen und Logans offensichtlichem Flirt mit María flüchten und bin auf dem Klo verschwunden. Als ich in Susanas geräumiges Wohnzimmer ging, traf ich auf Josè.“ Ich atmete tief durch. „Er war wahrscheinlich schon etwas betrunken…“ Versuchte ich den Vorfall unnötigerweise hinunterzuspielen.
Mum erstarrte. „Er hatte doch nicht etwa gegen deinen Willen…“
Ich senkte den Blick. „Nein…er hat es versucht. Meine Sitznachbarin Juanita war plötzlich aus dem Garten hinein gekommen. Sie hatte nichts bemerkt, sondern unschuldig gefragt, ob sie mich denn gelangweilt hätte…“
Mum zog mich in ihre Arme. „Das hatte ich nicht gewusst…“
„Woher denn auch?“ Ich atmete tief durch. „Ich hatte Ramón lange dafür gehasst, dass er sich ausgerechnet von José zu einem Job verhelfen ließ. Das war nicht fair, ich weiß. Er kann es schließlich nicht wissen.“
Mum schüttelte den Kopf. „Meine Süße…“ Sie küsste meine Hand.
„Dieser Vorfall hat meinen Hass ungerechterweise auf die ganze Familie verstärkt.“
„Wenn ich damals nicht aufgrund meiner Blinddarmoperation im Krankenhaus gewesen wäre, hätte ich dich beschützen können…“ Mum strich mir durchs Haar.
„Es ist ja nichts passiert…“
„Zum Glück…“ Sie drückte mich an sich. „Warum hast du niemandem davon erzählt?“
„Ich weiß es nicht…“ Flüsterte ich. Eine einzelne Träne tropfte auf Mums Kissen. „Wem denn?“ Es war beinahe lautlos.
„Mir, Rory. Mir.“ Sie strich mir sanft über die Wange.
Ein leises Klopfen riss uns erneut aus unseren Gedanken. Jenny trat zögernd mit einem Karton ein. Sie musterte mich erschrocken. „Mummy…“
„Schon gut, Kleines. Deine Grandma und ich haben nur über früher geredet…“
„Carol meinte, du könntest Hunger bekommen. Wir sind alle sehr besorgt um dich…“ Ich öffnete den Karton. „Eine Pizza mit allem.“ Erklärte Jenny.
„Die liebt sie! Rory, du solltest wirklich essen.“ Meinte Mum.
Wir waren doch wegen Mum hier. Warum schien sich aber jeder um mich zu sorgen?
„Okay.“ Willigte ich schließlich ein.
Jenny lächelte. „Ich hoffe, sie schmeckt dir.“
„Das wird sie.“ Ich erwiderte ihr Lächeln.
Meine Tochter wandte sich an Mum. „Wie fühlst du dich, Grandma?“
„Etwas müde, aber sonst sehr gut.“ Sie griff nach Jennys Hand. „Danke.“
„Möchtest du schlafen?“ Fragte ich Mum besorgt.
Sie überlegte. „Ich würde am liebsten tage- und nächtelang mit euch sprechen, aber angesichts meiner Müdigkeit wäre es wohl besser, dies auf Morgen zu verschieben. Nimm deine Geschwister und deine Mum mit, wenn du morgen kommst, okay?“
Jenny nickte. „Gute Nacht, Grandma.“ Sie küsste diese sanft.
„Gute Nacht, Mum.“ Ich drückte sie kurz, bevor wir das Zimmer verließen.

...
Zitieren

...

Vor dem Stiegenabgang blieb Jenny schließlich stehen. Sie atmete tief durch. „Ich muss dir etwas sagen…“
„Ja?“ Ich blickte sie aufmunternd an. Meine Jüngste hatte mir niemals Sorgen bereitet. Sie war stets selbstbewusst ihren Weg gegangen und hatte mit ihrer gutherzigen Art aller verzaubert.
„Das Studium…“ Sie zögerte.
„Ja, mein Schatz?“ Ich lächelte. Jenny würde an meiner Stelle Auslandskorrespondentin bei CNN werden, dessen war ich mir sicher. Und zugegebenermaßen erfüllte es mich mit ungeheurem Stolz.
„Mummy, ich habe ehrlich gesagt schon nach dem ersten Semester erkannt…“ Sie senkte den Blick. „…dass es nicht das Richtige für mich ist…“
Ich runzelte irritiert die Stirn.
„Ich…ich habe dann gewechselt. Ich studiere Psychologie und mache mein erstes Praktikum bei Dr. Roberts im kommenden Sommer. Aber für den Stanford Flyer schreibe ich trotzdem noch, weil es mir so Spaß macht und Geld einbringt…“ Sie hob vorsichtig den Kopf.
„Warum hast du mir nie von deinem Wechsel erzählt? Wir können doch über alles sprechen, oder nicht?“
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich wollte dich nicht enttäuschen, dir keinen Kummer bereiten. Du warst so glücklich als ich begonnen hatte Journalismus zu studieren.“
„Süße, ich bin glücklich, wenn du es bist…“ Trotz meiner Enttäuschung über ihre Unehrlichkeit, fühlte ich auch eine Erleichterung in meinem Herzen. Wie lächerlich schien diese kleine Lüge im Vergleich zu all den anderen Problemen und Geheimnissen, welche diese Familie umgaben. „Ich könnte doch nicht böse sein, nur weil du deinen Weg gehst…“
Sie nickte leicht. „Es tut mir leid.“
„Mach dir keine Sorgen, meine Kleine.“ Ich schloss sie in meine Arme. „Dr. Roberts ist ein sehr angesehener Psychotherapeut. Du kannst verdammt stolz auf dich sein.“ Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Augen tränten. „Was hast du denn, mein Schätzchen?“
„Du hast mich immer für so perfekt gehalten…dabei bin ich alles andere als das…“ Sie presste ihren Kopf an meine Brust und schluchzte.
Eine schmerzhafte Unruhe erfasste mich mit einem Mal. „Gibt es noch etwas, dass du mir erzählen möchtest?“
Sie hob langsam den Kopf. „Ja…da ist so viel…aber ich kann das jetzt nicht…“ Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. „Entschuldige bitte, aber ich möchte mich jetzt hinlegen…“
Ich nickte leicht. „Gute Nacht, mein kleiner Engel.“
Sie wandte sich schluchzend ab und ging in ihr Gästezimmer.
„Es war für uns alle ein harter Tag.“
Ich drehte mich langsam um und erblickte meine Älteste am Treppenabsatz.
„Du weißt es, nicht? Du weißt, was sie mir sagen möchte?“
Carol biss sich auf die Unterlippe und nickte leicht. „Ja. Ich denke schon.“
„Warum weißt du es, aber nicht ich? Ich dachte zumindest Jenny und ich hätten ein inniges Verhältnis…“
Sie trat seufzend auf mich zu. „Das musst du sie selbst fragen. Sie hatte gewiss ihre Gründe. Du kennst doch Jenny. Sie würde niemals jemanden absichtlich verletzen. Am wenigsten ihre eigene Familie. Du weißt doch, sie war es immer, die uns alle retten wollte.“ Carol lächelte.
Ich senkte den Kopf. „Diesen Part scheint nun Mum zu übernehmen.“
„Grandmas Wunsch ist, dass die Familie wieder eine Einheit ist, bevor sie uns verlässt. Aber…“ Sie schüttelte den Kopf. „…das ist innerhalb weniger Wochen unmöglich. Wahrscheinlich werden wir alle niemals wieder eine Einheit sein. Aber vielleicht sollten wir einander zumindest eine Chance geben. Das, zumindest das, müssen wir einander wert sein.“
Ihre Augen begannen zu tränen. Ich ging noch einen Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme.
„Es war für uns alle nicht leicht…“ Flüsterte sie unter Tränen.



--------- Flashback Carol---------


Die Stadt war in kühlem Nebel eingehüllt. Carol fröstelte als sie auf der ausgetrockneten Wiese ging. Sie war diese Wetterbedingungen nicht mehr gewöhnt. Ihr Herzschlag wurde schneller als sie an ihrem Ziel angekommen war. Zitternd strich sie sich eine Strähne aus dem Haar. Die Zeit verging, es wurde Nacht, ehe ihre Lippen ein Wort formen konnten. Ihre Stimme zitterte, als sie leise begann: „ Ich verzeihe dir. Ich verzeihe dir alles, alles, was du mir angetan hast. Ich verzeihe dir jedoch nicht um deiner Willen, denn das hast du nicht verdient. Aber ich verzeihe dir um meiner Willen, denn ich habe es verdient. Ich habe es verdient, meinen inneren Frieden wieder zu bekommen. Die Gewissheit, dass wir beide uns nie wieder sehen werden, erfüllt mich mit einer unglaublichen Ruhe.“ Diese Sätze, die sie laut ausgesprochen hatte, erfüllten sie mit einer inneren Wärme. Es war der zweite Schritt. Alles würde sich nun zum Guten wenden, daran wagte sie endlich zu glauben. Als sie den Friedhof verließ, ließ sie nicht nur das Grab ihres Onkels sondern auch ein altes Selbst für immer zurück.


--------- Flashback Carol Ende ---------
Zitieren

einfach wow!!!!
ich bin sprachlos...einfach klasse!!! die gefühle kamen so richtig gut rüber!!
Freu mich auf mehr
*S*

Wer sich in seinem Leben nicht einmal Hals über Kopf verliebt hat,
hat sein Leben nicht gelebt.
Zitieren

der teil war einfach toll
und das jenny gewechselt hat finde ich toll
aber jess war verheiratet und hat drei kinder?...das finde ich irgendwie lustig
und matt ist der sohn von jess und nicht von logan...finde ich einfach toll
und die gefühle von carol im letzten flashback hast du einfach wunderbar beschrieben
mfg lava Cool

[SIZE=2][SIGPIC][/SIGPIC][/SIZE]
Perfect love is rare indeed - for to be a lover will require that you continually have the subtlety of the very wise, the sensitivity of the artist, the acceptance of the saint. [Leo Buscaglia]
Zitieren

ein wunderschöner teil
Wie du alles beschrieben hast die Gefühle und alles WOW

[SIGPIC][/SIGPIC]
Du bist nicht wie ich,doch das ändert nicht,
dass du bei mir bist und ich zuseh' wie du schläfst
Zitieren

Hallo ihr Lieben :knuddel:

Vielen Dank für eure FBs! :freu: Freut mich, dass euch der Teil so gut gefallen hat!

Ich werd versuchen, bald weiter zu schreiben.

Freu mich natürlich über weitere FBs!

Bussi Selene
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 3 Gast/Gäste