31.03.2006, 17:45
Hier der neue Teil, viel SpaÃ
Kapitel 20
Rory mochte die Nacht hier besonders gern. Es war nicht zu heiÃ, der Sand war schon abgekühlt; die Sonne untergegangen, aber auch nicht kalt oder windig. Sie mochte es, manchmal ihre Strickjacke zu packen und einfach einen kleinen Spaziergang zu machen. Und diesmal würde sie es auch tun. Sie hatte viel nachzudenken, über ihre verzwickte Situation mit Jess und was sie nun tun oder lassen sollte. Denn in den letzten Tagen war ihr klar geworden, dass sie für Jess mehr empfand, als nur reine Freundschaft. Nur wie sollte sie es ihm eingestehen? Die Sache mit Dean damals, war auch zu einfach gewesen. Er war da, er hatte sich für sie interessiert, kurze Zeit später waren sie dann zusammen gekommen. Aber nun mit Jessâ¦
Rory lief den Strand entlang, in ihrem hellblauen Sommerkleid, es war schon recht spät und dunkel. Sie hörte das Meer sanft rauschen, ein paar Boote und Schiffe fuhren noch weiter ins Meer hinaus und von irgendwoher, ertönte Musik. Wahrscheinlich wieder irgendeine Strandparty. Rory lieà sich fallen, vergrub ihre Zehen in den feuchten Sand und starrte nachdenklich in die Weite. Abwesend, zeichnete sie Kreise und Figuren in den Sand, der kurze Zeit später wieder vom Wasser verwischt wurden.
Rory fühlte sich einsam.
Lane hatte ihren Dave gefunden, natürlich war Rory sehr glücklich und stolz auf Lane, dass sie ihre zweite Hälfte gefunden hatte, aber nun war diese lieber mit ihrem Freund zusammen als mit ihr. Rory vermisste plötzlich ihre Mom. Mit ihr, hätte sie schon längst alles analysiert, alles beredet und Lorelai hätte sie sicherlich auch getröstet oder in den Arm genommen. Aber die Telefonate mit ihr reichten nun mal nicht.
Rory seufzte, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, welche der Wind zerzaust hatte und folgte mit ihren Augen einem Boot, das im Hintergrund segelte. Sie wusste, sie musste etwas an dieser Lage ändern. Sie war nicht zufrieden, aber sie wusste, wenn sie es wollte könnte sie vielleicht etwas daran ändern. Etwas mutiger, stand sie deshalb wieder auf, nahm einen tiefen Luftzug und machte sich auf, Jess im Zimmer zu treffen.
Jess war froh, dass er Luke angerufen hatte, obwohl er es sicher niemals zugeben würde. Es wurde langsam Zeit, dass er sich bei ihm meldete, Rory hatte wieder einmal Recht gehabt. Sie hatte doch immer Recht. Jess dachte, Luke würde es nicht kümmern, ob er nun anrufen würde oder nicht, er dachte, er war ihm sowieso immer eine Last gewesen. Aber als er seine glückliche Stimme gehört hatte, wurde Jess schnell klar, wie sehr er sich geirrt hatte und plötzlich tat es ihm Leid, dass er nicht schon vorher angerufen hatte. Der Anruf war zwar noch etwas unangenehm gewesen, anscheinend war auch Luke damit überfordert und überrascht gewesen, aber es würde sich sicher legen, wenn Jess sich in Zukunft öfter meldete.
Nun saà er zufrieden auf seinem Bett und las, während er weiter über Luke nachdachte. Eigentlich war er doch glücklich, dass er ihn hatte.
Bevor Rory in ihr Zimmer lief, entschied sie sich doch, erst mit Lane zu reden. Sie steuerte gerade die Tür an, als sie wütende Schreie aus dem Zimmer hörte. Sie erkannte, dass Dave brüllte, aber konnte nichts verstehen, da trotz der dünnen Wände, die Stimme gedämpft wurden. Nun war sie etwas unsicher, sollte sie wirklich mit Lane reden, obwohl sie sich gerade mit Dave stritt? Rory presste ihr Ohr gegen die hölzerne Tür und versuchte zu begreifen um was es überhaupt ging, als plötzlich jemand die Tür aufriss.
âRory!â rief Lane erleichtert, packte Roryâs Arm und zerrte sie ins Zimmer. Dave tigerte aufgebracht durchs Zimmer, hielt sich sein Handy ans Ohr und er war schon tiefrot im Gesicht.
âWas ist los?â flüsterte Rory, immer bereit aus dem Weg zu laufen, falls sie Dave anspringen sollte.
âZach ist dran. Oder Brian, ich weià es nicht. Sie wechseln sich immer ab.â Flüsterte Lane mit der Schulter zuckend zurück. Rory hob ihre Augenbrauen, sie verstand nicht.
Lane hielt sich den Finger an den Mund und signalisierte Rory, dass sie nur zuhören musste.
âNein, Brian. Wie kommst du überhaupt auf die Idee? Wieso sollte ich denn aus der Band steigen?â Dave sah aus wie eine Tomate. âGib mir sofort Zach!â
âAnscheinend denken die Jungs, dass Dave aussteigt, ich hab nur noch nicht ganz mitbekommen wieso.â Erklärte Lane leise, Rory nickte.
âHör zu, in ein paar Monaten, komme ich wieder, dann können wir mit den Proben ganz einfach wieder beginnenâ¦Ja natürlich weià ich dass Lane im Christencamp ist!â
Ah, Zach und Brian wussten also noch nichts von Lanes und Daves Romanze. Rory wandte sich an Lane. Diese wurde etwas rot und sah beschämt den Boden an.
âZach ihr könnt doch nicht einfach eine Annonce ausstellen, ich bin doch nicht tot!â Dave war verzweifelt. Etwas war unglaublich schief gegangen. Und dabei hatte er Lane, die böse Nachricht noch gar nicht gesagt. Wie Zach und Brian das jedoch herausgefunden hatten, war ihm schleierhaft.
Plötzlich blieb er stehen um sich zu beruhigen, nahm tief Luft und fing an, ganz ruhig, wie mit einem Kleinkind, zureden.
âNa gut, wir kriegen das wieder hin. Ihr werdet einfach die Sommerferien über allein Ãben und wenn Lane und ich wieder da sind, ist wieder alles so wie vorher.â Einen Moment hörte er zu was Zach zu sagen hatte, dann nahm er wieder Luft, sah Lane entschuldigend an und verschloss sich im Badezimmer. Verdattert blickte diese ihn an.
âLane? Alles in Ordnung?â Rory sah ihre Freundin an, sie nickte.
âJa, alles in bester Ordnung. Was ist los? Ist etwas passiert?â Lane beschloss sich jetzt Rory zuzuwenden, denn immerhin war sie doch zu ihr gekommen.
âIch, ich geh jetzt zu Jessâ, sagte Rory leise und ihre Wangen wurden leicht rot. Lanes Augen weiteten sich und sie schmiss ihre Arme um ihre Freundin.
âOh mein Gott, du sagst es ihm! Du wirst es ihm sagen!â Lane sprang auf und ab und lachte, Rory stimmte bald mit ein.
âDu wirst ihm sagen dass du ihn liebst!â
âWhoa Lane, beruhig dich, so weit bin ich noch nicht!â lachte Rory, wurde dennoch etwas roter.
Lane grinste breit, doch bald gefror sie.
âWas machst du dann noch hier? Los geh schon!â sie schubste Rory unsanft aus dem Zimmer, bevor sie sich selbst wieder auf Dave vorbereitete.
So stand Rory ein zweites Mal unschlüssig auf dem Flur. Sie fuhr sich noch mal schnell durch die Haare, versuchte sie sich, mit der Hand etwas zu richten und glättete dann ihr Kleid, um Zeit zu schinden. Dann, als sie dachte, sie würde halbwegs normal aussehen, griff sie nach der Klinke und öffnete langsam die Tür. Jess lag auf dem Bett, lesend, das Licht war gedämmt. Diese romantische Atmosphäre machte es ihr garantiert nicht leichter.
Rorys Herz fing an zu klopfen, sie konnte kaum atmen. Wie hatte sie sich das denn
vorgestellt?
Er musste wissen, dass sie ihm Zimmer war, trotzdem bewegte er sich kaum. Seine Augen fixierten immer noch die Zeilen in seinem Charles Bukowski Roman, wandten sich auch nicht ab, als sie sich räusperte.
Frustriert, von der ihr wenig zugewendeten Aufmerksamkeit, schritt sie zum Bett hin, starrte ihn dabei ausgelassen an und lieà sich dann neben ihm nieder. Dennoch, sah er nicht auf, aber sie bemerkte wie er unwohl auf seiner Betthälfte herumrutschte. Rory lächelte kurz auf, genau dann als er entschied aufzublicken. Ihr Lächeln erstarrte, konnte sich gegen seinen starken Blick nicht durchsetzen und sah zurück auf ihre Hände. Jess seufzte erleichtert auf, musterte sie und legte dann sein Buch beiseite und wartete darauf dass sie endlich anfing zu reden. Doch als nach wenigen Sekunden nichts kam, wurde sein Blick finsterer, seine Miene versteinerte sich und seine Laune sank. Sie war nervös, alles was sie sich im Kopf ausgedachte hatte, all ihre zurecht gelegten Pläne waren durch seinen Anblick zerstört worden. Rory hatte keine Ahnung was sie nun tun sollte. Immer wieder streifte sie ihre Haare hinter die Ohren, obwohl keine mehr da waren, welche sie zurückstreifen konnte. Jess wusste, dass sie dies nur aus Nervosität tat, etwas was ihm schon am Anfang aufgefallen war, etwas was er immer wissen würde, egal wann. Auch wenn sie sich vielleicht irgendwann nicht mehr sehen würden.
Jess sah sie immer noch durchdringend an, aber solang er doch wartete, nichts kam aus ihrem Mund und er beschloss anzufangen, es ihr leicht machen.
âWillstâ¦willst du einen Film gucken?â fragte er ganz unschuldig, selbst ziemlich nervös. Sie hörte auf ihre Hände zu kneten und sah besänftigt auf. Ihre Augen leuchteten und sie lächelte wieder. Mit einem Nicken zeigte sie ihm nicht nur, dass sie gerne einen Film gucken würde, sondern, dass sie froh war, dass er angefangen hatte. Jess schluckte schwer, stand auf und kramte durch seinen Schrank.
âDu...könntest etwas zu essen holen. Ich such den Film aus.â Er drehte sich von ihr weg und suchte nach dem passenden Film. Rory nickte wieder kurz auf, es war ihr klar, dass er sie nicht sah, denn sie nickte eher zu sich selbst.
Schnell hatte sie wichtige Nahrungsmittel wie Popcorn, Schokolade oder Gummibärchen aufgetrieben, sich sogar für den widerlichen Hotelkaffee entschieden. Wieder, das dritte Mal heute stand sie vor ihrer Tür, doch diesmal würde sie mehr aus sich herausbringen als ein lausiges Nicken. Wieder atmete sie einmal tief durch und öffnete die Tür. Jess stand vorgebeugt über dem Videorecorder und stopfte eine Kassette rein. Rory warf ihre ergatterten Sachen aufs Bett und sah Jess einen Moment lang über die Schulter. Welchen Film er wohl ausgesucht hatte? Sie lieà sich auf ihr Bett fallen und wartete bis sich Jess endlich zu ihr gesellte.
Mit einem triumphalen Lächeln, drehte sich dieser um und setzte sich von sich selbst überzeugt, zu ihr.
âWasâ¦was für einen Film hast du ausgesucht?â fragte ihn Rory vorsichtig, doch er antwortete ihr nur mit einem Schulterzucken. Sein Grinsen wurde breiter. Rory starrte auf den Fernseher und wartete bis die FBI Warnungen vorbei rauschten, gespannt auf den Titel des Films.
âNeinâ, rief sie empört, fing aber an zu grinsen. âSogar Mom ist schon allergisch gegen diesen Filmâ, lachte sie, denn wieder einmal, hatte er Almost Famous ausgesucht. Nach den Filmabenden welche sie mit ihm und Lorelai verbrachte hatte, konnte er es nicht lassen, ab und zu Almost Famous in den Videorecorder zu schmuggeln.
Jess hatte diesen Film sicher nicht nur aus sentimentalen Gründen ausgesucht. Er dachte, wenn er die Situation auflockern sollte, würde es dieser Film sicherlich gut tun. Vorher war Rory noch umgeben von Mauern, lieà keinen an sich ran, vor allem ihn nicht, aber jetzt fühlte sie sich wieder etwas wohler.
Jess kannte den Film auswendig, also war es auch nicht schlimm, dass er sowieso kein Wort mitbekam. Das Einzige, an das er denken konnte, war die Person neben ihm, die gelegentlich in die Gummibärchen Packung griff, oder aus ihrem Kaffeebecher schlürfte. Aber auch Rory passte nicht wirklich auf. Sie genoss einfach die Zeit, die sie mit ihm verbrachte, denn sie hatte ihn schon zu vermissen angefangen. Und obwohl sie nicht wirklich viele Wörter wechselten, war sie glücklich.
Dann nach Stunden, als der Film zum Ende gekommen war, entstand wieder erdrückende Stille.
Jess lag neben ihr, mit einem zufriedenen Ausdruck und versuchte sich selbst davon abzubringen immer wieder zu ihr zu starren. Dann, nach dem letzten Versuch, gab er auf und drehte seinen Kopf zu ihr, seine Augen glänzten sie fragen an.
Sie zwang sich zu einem Gesprächsthema und das einzige was ihr einfiel, war Lane.
âZach und Brian denken, dass Dave die Band verlassen willâ, sagte sie plötzlich und Jess blickte sie überrascht an. âDave hat sie eben angeschrieen und ihnen versichert, dass er immer noch in der Band ist. Trotzdem versteh ich nicht wie sie darauf kommen konntenâ¦â Rory stockte kurz und überlegte. Jess sah sie Stirn runzelnd an.
âDas war sicher nur ein Missverständnisâ, er wusste er sollte mehr sagen, aber der Small Talk war nun mal nicht sein Ding. Ihr enttäuschtes Gesicht verriet ihm, dass auch sie der Meinung war. Er räusperte sich.
âIchâ¦ich hab Luke angerufenâ, gab er zu.
Rory hob ihren Blick schnell und sah ihm mit einem Lächeln in die Augen.
âWirklich? Ich habe doch gewusst das duâs tun würdest!â sie lachte. Jess mochte Luke doch eigentlich. Natürlich hätte er ihn früher oder später angerufen. Und sie war froh, dass er es getan hatte.
âJessâ¦ichâ¦es tut mirâ¦â Jess sah sie mit groÃen Augen an und wartete dass sie ihren Gedanken zu Ende führte. Wieder sah sie ihm in die Augen, er hatte diesen einzigartigen hoffnungsvollen Blick, den sie nicht sehr oft zu sehen bekam.
âEs tut mir Leidâ, flüsterte sie.
Er wusste nicht genau was sie meinte. Meinte sie den Kuss vor der Bar? Oder, dass sie mit diesem Esel aus war? Oder, dass sie ihm vorher Tagelang aus dem Weg ging?
Doch er nickte und lächelte kurz, versuchte sich zu erinnern wann sie so nah zu ihm gerutscht war.
âIch wollte nicht, dass es soweit kommtâ, hauchte sie und lag jetzt so nah neben ihm, dass er ihre Körperwärme spürte. Jess wusste nicht wie es dazu kommen konnte, aber plötzlich spürte er einen dicken Kloà im Hals. Er war nervös. Er war nervös, wegen einem Mädchen. Wenn das jemand von seinen alten Kumpels aus New York erfahren sollte, würden sie sich totlachen. Aber hier saà er, schweiÃgebadet, weil Rory ein paar Zentimeter zu nah saÃ. Obwohl er könnte sich doch glatt daran gewöhnen. Eine kurze Bewegung reichte, und schon hielt er ihre Hand in seiner und sie machte keine Anstalten sie ihm wieder wegzuziehen.
Nein, auch sie lächelte etwas breiter.
âMir tutâs auch sehr Leidâ gab er leise zu und fing an Kreise mit seinem Daumen über ihren Handrücken zu zeichnen. Jess spürte wie sie kurz zusammen zuckte und sie Gänsehaut bekam und ihn freute es, dass er so eine Wirkung auf sie hatte. Sie hob langsam und unsicher ihre andere Hand und berührte nur kurz seine Wange und lehnte sich vor, bereit auch noch seine Lippen zu berühren. Doch genau in diesem Augenblick, klopfte jemand hart gegen die Tür und die beiden fuhren verschreckt auseinander.
So das wars fürs erste...FB macht glücklich
Kapitel 20
Rory mochte die Nacht hier besonders gern. Es war nicht zu heiÃ, der Sand war schon abgekühlt; die Sonne untergegangen, aber auch nicht kalt oder windig. Sie mochte es, manchmal ihre Strickjacke zu packen und einfach einen kleinen Spaziergang zu machen. Und diesmal würde sie es auch tun. Sie hatte viel nachzudenken, über ihre verzwickte Situation mit Jess und was sie nun tun oder lassen sollte. Denn in den letzten Tagen war ihr klar geworden, dass sie für Jess mehr empfand, als nur reine Freundschaft. Nur wie sollte sie es ihm eingestehen? Die Sache mit Dean damals, war auch zu einfach gewesen. Er war da, er hatte sich für sie interessiert, kurze Zeit später waren sie dann zusammen gekommen. Aber nun mit Jessâ¦
Rory lief den Strand entlang, in ihrem hellblauen Sommerkleid, es war schon recht spät und dunkel. Sie hörte das Meer sanft rauschen, ein paar Boote und Schiffe fuhren noch weiter ins Meer hinaus und von irgendwoher, ertönte Musik. Wahrscheinlich wieder irgendeine Strandparty. Rory lieà sich fallen, vergrub ihre Zehen in den feuchten Sand und starrte nachdenklich in die Weite. Abwesend, zeichnete sie Kreise und Figuren in den Sand, der kurze Zeit später wieder vom Wasser verwischt wurden.
Rory fühlte sich einsam.
Lane hatte ihren Dave gefunden, natürlich war Rory sehr glücklich und stolz auf Lane, dass sie ihre zweite Hälfte gefunden hatte, aber nun war diese lieber mit ihrem Freund zusammen als mit ihr. Rory vermisste plötzlich ihre Mom. Mit ihr, hätte sie schon längst alles analysiert, alles beredet und Lorelai hätte sie sicherlich auch getröstet oder in den Arm genommen. Aber die Telefonate mit ihr reichten nun mal nicht.
Rory seufzte, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, welche der Wind zerzaust hatte und folgte mit ihren Augen einem Boot, das im Hintergrund segelte. Sie wusste, sie musste etwas an dieser Lage ändern. Sie war nicht zufrieden, aber sie wusste, wenn sie es wollte könnte sie vielleicht etwas daran ändern. Etwas mutiger, stand sie deshalb wieder auf, nahm einen tiefen Luftzug und machte sich auf, Jess im Zimmer zu treffen.
Jess war froh, dass er Luke angerufen hatte, obwohl er es sicher niemals zugeben würde. Es wurde langsam Zeit, dass er sich bei ihm meldete, Rory hatte wieder einmal Recht gehabt. Sie hatte doch immer Recht. Jess dachte, Luke würde es nicht kümmern, ob er nun anrufen würde oder nicht, er dachte, er war ihm sowieso immer eine Last gewesen. Aber als er seine glückliche Stimme gehört hatte, wurde Jess schnell klar, wie sehr er sich geirrt hatte und plötzlich tat es ihm Leid, dass er nicht schon vorher angerufen hatte. Der Anruf war zwar noch etwas unangenehm gewesen, anscheinend war auch Luke damit überfordert und überrascht gewesen, aber es würde sich sicher legen, wenn Jess sich in Zukunft öfter meldete.
Nun saà er zufrieden auf seinem Bett und las, während er weiter über Luke nachdachte. Eigentlich war er doch glücklich, dass er ihn hatte.
Bevor Rory in ihr Zimmer lief, entschied sie sich doch, erst mit Lane zu reden. Sie steuerte gerade die Tür an, als sie wütende Schreie aus dem Zimmer hörte. Sie erkannte, dass Dave brüllte, aber konnte nichts verstehen, da trotz der dünnen Wände, die Stimme gedämpft wurden. Nun war sie etwas unsicher, sollte sie wirklich mit Lane reden, obwohl sie sich gerade mit Dave stritt? Rory presste ihr Ohr gegen die hölzerne Tür und versuchte zu begreifen um was es überhaupt ging, als plötzlich jemand die Tür aufriss.
âRory!â rief Lane erleichtert, packte Roryâs Arm und zerrte sie ins Zimmer. Dave tigerte aufgebracht durchs Zimmer, hielt sich sein Handy ans Ohr und er war schon tiefrot im Gesicht.
âWas ist los?â flüsterte Rory, immer bereit aus dem Weg zu laufen, falls sie Dave anspringen sollte.
âZach ist dran. Oder Brian, ich weià es nicht. Sie wechseln sich immer ab.â Flüsterte Lane mit der Schulter zuckend zurück. Rory hob ihre Augenbrauen, sie verstand nicht.
Lane hielt sich den Finger an den Mund und signalisierte Rory, dass sie nur zuhören musste.
âNein, Brian. Wie kommst du überhaupt auf die Idee? Wieso sollte ich denn aus der Band steigen?â Dave sah aus wie eine Tomate. âGib mir sofort Zach!â
âAnscheinend denken die Jungs, dass Dave aussteigt, ich hab nur noch nicht ganz mitbekommen wieso.â Erklärte Lane leise, Rory nickte.
âHör zu, in ein paar Monaten, komme ich wieder, dann können wir mit den Proben ganz einfach wieder beginnenâ¦Ja natürlich weià ich dass Lane im Christencamp ist!â
Ah, Zach und Brian wussten also noch nichts von Lanes und Daves Romanze. Rory wandte sich an Lane. Diese wurde etwas rot und sah beschämt den Boden an.
âZach ihr könnt doch nicht einfach eine Annonce ausstellen, ich bin doch nicht tot!â Dave war verzweifelt. Etwas war unglaublich schief gegangen. Und dabei hatte er Lane, die böse Nachricht noch gar nicht gesagt. Wie Zach und Brian das jedoch herausgefunden hatten, war ihm schleierhaft.
Plötzlich blieb er stehen um sich zu beruhigen, nahm tief Luft und fing an, ganz ruhig, wie mit einem Kleinkind, zureden.
âNa gut, wir kriegen das wieder hin. Ihr werdet einfach die Sommerferien über allein Ãben und wenn Lane und ich wieder da sind, ist wieder alles so wie vorher.â Einen Moment hörte er zu was Zach zu sagen hatte, dann nahm er wieder Luft, sah Lane entschuldigend an und verschloss sich im Badezimmer. Verdattert blickte diese ihn an.
âLane? Alles in Ordnung?â Rory sah ihre Freundin an, sie nickte.
âJa, alles in bester Ordnung. Was ist los? Ist etwas passiert?â Lane beschloss sich jetzt Rory zuzuwenden, denn immerhin war sie doch zu ihr gekommen.
âIch, ich geh jetzt zu Jessâ, sagte Rory leise und ihre Wangen wurden leicht rot. Lanes Augen weiteten sich und sie schmiss ihre Arme um ihre Freundin.
âOh mein Gott, du sagst es ihm! Du wirst es ihm sagen!â Lane sprang auf und ab und lachte, Rory stimmte bald mit ein.
âDu wirst ihm sagen dass du ihn liebst!â
âWhoa Lane, beruhig dich, so weit bin ich noch nicht!â lachte Rory, wurde dennoch etwas roter.
Lane grinste breit, doch bald gefror sie.
âWas machst du dann noch hier? Los geh schon!â sie schubste Rory unsanft aus dem Zimmer, bevor sie sich selbst wieder auf Dave vorbereitete.
So stand Rory ein zweites Mal unschlüssig auf dem Flur. Sie fuhr sich noch mal schnell durch die Haare, versuchte sie sich, mit der Hand etwas zu richten und glättete dann ihr Kleid, um Zeit zu schinden. Dann, als sie dachte, sie würde halbwegs normal aussehen, griff sie nach der Klinke und öffnete langsam die Tür. Jess lag auf dem Bett, lesend, das Licht war gedämmt. Diese romantische Atmosphäre machte es ihr garantiert nicht leichter.
Rorys Herz fing an zu klopfen, sie konnte kaum atmen. Wie hatte sie sich das denn
vorgestellt?
Er musste wissen, dass sie ihm Zimmer war, trotzdem bewegte er sich kaum. Seine Augen fixierten immer noch die Zeilen in seinem Charles Bukowski Roman, wandten sich auch nicht ab, als sie sich räusperte.
Frustriert, von der ihr wenig zugewendeten Aufmerksamkeit, schritt sie zum Bett hin, starrte ihn dabei ausgelassen an und lieà sich dann neben ihm nieder. Dennoch, sah er nicht auf, aber sie bemerkte wie er unwohl auf seiner Betthälfte herumrutschte. Rory lächelte kurz auf, genau dann als er entschied aufzublicken. Ihr Lächeln erstarrte, konnte sich gegen seinen starken Blick nicht durchsetzen und sah zurück auf ihre Hände. Jess seufzte erleichtert auf, musterte sie und legte dann sein Buch beiseite und wartete darauf dass sie endlich anfing zu reden. Doch als nach wenigen Sekunden nichts kam, wurde sein Blick finsterer, seine Miene versteinerte sich und seine Laune sank. Sie war nervös, alles was sie sich im Kopf ausgedachte hatte, all ihre zurecht gelegten Pläne waren durch seinen Anblick zerstört worden. Rory hatte keine Ahnung was sie nun tun sollte. Immer wieder streifte sie ihre Haare hinter die Ohren, obwohl keine mehr da waren, welche sie zurückstreifen konnte. Jess wusste, dass sie dies nur aus Nervosität tat, etwas was ihm schon am Anfang aufgefallen war, etwas was er immer wissen würde, egal wann. Auch wenn sie sich vielleicht irgendwann nicht mehr sehen würden.
Jess sah sie immer noch durchdringend an, aber solang er doch wartete, nichts kam aus ihrem Mund und er beschloss anzufangen, es ihr leicht machen.
âWillstâ¦willst du einen Film gucken?â fragte er ganz unschuldig, selbst ziemlich nervös. Sie hörte auf ihre Hände zu kneten und sah besänftigt auf. Ihre Augen leuchteten und sie lächelte wieder. Mit einem Nicken zeigte sie ihm nicht nur, dass sie gerne einen Film gucken würde, sondern, dass sie froh war, dass er angefangen hatte. Jess schluckte schwer, stand auf und kramte durch seinen Schrank.
âDu...könntest etwas zu essen holen. Ich such den Film aus.â Er drehte sich von ihr weg und suchte nach dem passenden Film. Rory nickte wieder kurz auf, es war ihr klar, dass er sie nicht sah, denn sie nickte eher zu sich selbst.
Schnell hatte sie wichtige Nahrungsmittel wie Popcorn, Schokolade oder Gummibärchen aufgetrieben, sich sogar für den widerlichen Hotelkaffee entschieden. Wieder, das dritte Mal heute stand sie vor ihrer Tür, doch diesmal würde sie mehr aus sich herausbringen als ein lausiges Nicken. Wieder atmete sie einmal tief durch und öffnete die Tür. Jess stand vorgebeugt über dem Videorecorder und stopfte eine Kassette rein. Rory warf ihre ergatterten Sachen aufs Bett und sah Jess einen Moment lang über die Schulter. Welchen Film er wohl ausgesucht hatte? Sie lieà sich auf ihr Bett fallen und wartete bis sich Jess endlich zu ihr gesellte.
Mit einem triumphalen Lächeln, drehte sich dieser um und setzte sich von sich selbst überzeugt, zu ihr.
âWasâ¦was für einen Film hast du ausgesucht?â fragte ihn Rory vorsichtig, doch er antwortete ihr nur mit einem Schulterzucken. Sein Grinsen wurde breiter. Rory starrte auf den Fernseher und wartete bis die FBI Warnungen vorbei rauschten, gespannt auf den Titel des Films.
âNeinâ, rief sie empört, fing aber an zu grinsen. âSogar Mom ist schon allergisch gegen diesen Filmâ, lachte sie, denn wieder einmal, hatte er Almost Famous ausgesucht. Nach den Filmabenden welche sie mit ihm und Lorelai verbrachte hatte, konnte er es nicht lassen, ab und zu Almost Famous in den Videorecorder zu schmuggeln.
Jess hatte diesen Film sicher nicht nur aus sentimentalen Gründen ausgesucht. Er dachte, wenn er die Situation auflockern sollte, würde es dieser Film sicherlich gut tun. Vorher war Rory noch umgeben von Mauern, lieà keinen an sich ran, vor allem ihn nicht, aber jetzt fühlte sie sich wieder etwas wohler.
Jess kannte den Film auswendig, also war es auch nicht schlimm, dass er sowieso kein Wort mitbekam. Das Einzige, an das er denken konnte, war die Person neben ihm, die gelegentlich in die Gummibärchen Packung griff, oder aus ihrem Kaffeebecher schlürfte. Aber auch Rory passte nicht wirklich auf. Sie genoss einfach die Zeit, die sie mit ihm verbrachte, denn sie hatte ihn schon zu vermissen angefangen. Und obwohl sie nicht wirklich viele Wörter wechselten, war sie glücklich.
Dann nach Stunden, als der Film zum Ende gekommen war, entstand wieder erdrückende Stille.
Jess lag neben ihr, mit einem zufriedenen Ausdruck und versuchte sich selbst davon abzubringen immer wieder zu ihr zu starren. Dann, nach dem letzten Versuch, gab er auf und drehte seinen Kopf zu ihr, seine Augen glänzten sie fragen an.
Sie zwang sich zu einem Gesprächsthema und das einzige was ihr einfiel, war Lane.
âZach und Brian denken, dass Dave die Band verlassen willâ, sagte sie plötzlich und Jess blickte sie überrascht an. âDave hat sie eben angeschrieen und ihnen versichert, dass er immer noch in der Band ist. Trotzdem versteh ich nicht wie sie darauf kommen konntenâ¦â Rory stockte kurz und überlegte. Jess sah sie Stirn runzelnd an.
âDas war sicher nur ein Missverständnisâ, er wusste er sollte mehr sagen, aber der Small Talk war nun mal nicht sein Ding. Ihr enttäuschtes Gesicht verriet ihm, dass auch sie der Meinung war. Er räusperte sich.
âIchâ¦ich hab Luke angerufenâ, gab er zu.
Rory hob ihren Blick schnell und sah ihm mit einem Lächeln in die Augen.
âWirklich? Ich habe doch gewusst das duâs tun würdest!â sie lachte. Jess mochte Luke doch eigentlich. Natürlich hätte er ihn früher oder später angerufen. Und sie war froh, dass er es getan hatte.
âJessâ¦ichâ¦es tut mirâ¦â Jess sah sie mit groÃen Augen an und wartete dass sie ihren Gedanken zu Ende führte. Wieder sah sie ihm in die Augen, er hatte diesen einzigartigen hoffnungsvollen Blick, den sie nicht sehr oft zu sehen bekam.
âEs tut mir Leidâ, flüsterte sie.
Er wusste nicht genau was sie meinte. Meinte sie den Kuss vor der Bar? Oder, dass sie mit diesem Esel aus war? Oder, dass sie ihm vorher Tagelang aus dem Weg ging?
Doch er nickte und lächelte kurz, versuchte sich zu erinnern wann sie so nah zu ihm gerutscht war.
âIch wollte nicht, dass es soweit kommtâ, hauchte sie und lag jetzt so nah neben ihm, dass er ihre Körperwärme spürte. Jess wusste nicht wie es dazu kommen konnte, aber plötzlich spürte er einen dicken Kloà im Hals. Er war nervös. Er war nervös, wegen einem Mädchen. Wenn das jemand von seinen alten Kumpels aus New York erfahren sollte, würden sie sich totlachen. Aber hier saà er, schweiÃgebadet, weil Rory ein paar Zentimeter zu nah saÃ. Obwohl er könnte sich doch glatt daran gewöhnen. Eine kurze Bewegung reichte, und schon hielt er ihre Hand in seiner und sie machte keine Anstalten sie ihm wieder wegzuziehen.
Nein, auch sie lächelte etwas breiter.
âMir tutâs auch sehr Leidâ gab er leise zu und fing an Kreise mit seinem Daumen über ihren Handrücken zu zeichnen. Jess spürte wie sie kurz zusammen zuckte und sie Gänsehaut bekam und ihn freute es, dass er so eine Wirkung auf sie hatte. Sie hob langsam und unsicher ihre andere Hand und berührte nur kurz seine Wange und lehnte sich vor, bereit auch noch seine Lippen zu berühren. Doch genau in diesem Augenblick, klopfte jemand hart gegen die Tür und die beiden fuhren verschreckt auseinander.
So das wars fürs erste...FB macht glücklich