02.06.2006, 17:23
Teil 14
Wir legten Laila und Lucas in ihre Kinderbettchen und wir uns auf die Couch. Lukes Couch war nicht gerade das bequemste was man kriegen konnte, aber immerhin besser als das unbequemste aller Betten, zumal es auch noch ein Einzelbett war. und zwar Jessâ altes Bett. Ich konnte dieses harte Teil mit den fast schon herausquilenden Federn noch nie ausstehen. undenkbar, wie Jess darauf schlafen konnte. Ich weià es jedenfalls heute noch nicht.
Als wir da so lagen und die Decke anstarrten, kamen viele Fragen auf, die wir uns gern gegenseitig gestellt hätten. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass er sie auch stellen wollte, allerdings konnte ich das nicht genau sagen, da es ja nicht meine Gedanken waren, die in seinem Kopf herum schwirrten. Also fragte ich nach ungefähr einundzwanzig Minuten, heiÃer Küsse, fünf Minuten an die Decke starren und zehn Minuten zurechtkuscheln endlich: âAn was denkst du gerade?â Jess lächelte sein Jess-Lächeln und ich musste plötzlich grinsen. âNur an dich â mit einem dicken Babybauch!â Ich knuffte ihn sanft in die Seite und versuchte mich dann selbst an diesen Gedanken zu gewöhnen. âIch werde jeden Abend nachdem ich von der Arbeit als Journalist wiedergekommen bin, an deinem Bett sitzen und über deinen Bauch streicheln, jeden Abend werde ich darauf warten, dass mein Kind seine ersten Kennzeichen in deinem Bauch setzt und jeden Abend werde ich daran denken, dass die beste Frau der Welt mein Kind in sich trägt!â Ich konnte nicht anders ich musste einfach heulen. Diese Zärtlichkeiten von Jess waren mir vollkommen unbekannt. Wer Jess kannte, wusste was ich meinte, und ich meinte es wirklich ernst. Jess hatte sich definitiv verändert, und man konnte ihm förmlich ansehen, dass er mich liebte. Und ich liebte ihn. Das wurde mir damals nicht zum ersten mal klar, ich wusste es schon vorher und hatte es nie ausgesprochen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Jess nie gesagt hatte, dass ich ihn liebte. Und nun war es an der Zeit. Es war Zeit ihm zu sagen: âJess, vermutlich kommt das jetzt etwas zu früh aber ich muss das einfach loswerden, ich weià dass du dich nie wirklich binden wolltest, ich weià auch, dass du nie wirklich damit einverstanden warst, das ich dich abgewiesen habe, nachdem du mir deine Liebe gestanden hast, aber mir war damals noch nicht klar, was mir jetzt ganz klar ist: Jess â Ich liebe dich!â Der Blick, der mir entgegen geworfen wurde, sagte wortwörtlich mehr als tausend Worte. Aber er brauchte nicht mehr als drei davon. Vier kleine Worte und ich wäre überglücklich.
âIch liebe dich auch Rory!â
Man kann sich das jetzt vermutlich nur schwerlich vorstellen, aber unmittelbar nach diesem âGeständnisâ â das heiÃt sechs Monate später â machte er mir dann tatsächlich einen Antrag. Ich war so überwältigt davon, dass ich wahrhaftig zu heulen begann, und dann auch noch zu kotzen, zum Glück war es noch nicht zu spät, als ich die Klotür weit aufriss und mein Hähnchen wieder erbrach. Allerdings war Jess das merklich egal, er machte zum Glück keine Szene deswegen. Ich war richtig froh, dass er mich noch einmal fragte, und ich nicht noch mal kotzen musste. Natürlich sagte ich ja, was sollte ich denn bitte sonst tun? Ich meine, ich liebte ihn und war mittlerweile dreiundzwanzig. Ich konnte es mir also leisten zu heiraten und meine Mom hatte auch nichts dagegen:
âMom... ich muss dir was wichtiges sagen!â
âOh hey cool, ich wollte schon immer wissen, wie es in New York war! Erzähl schon!â
âWas? Es geht nicht im New York, das liegt doch schon zehn Monate zurück! Es geht aber um mich und Jess!â
âOh nein, sag bloà nicht, er will wieder zurück und dich verlassen, ich schneit diesen Idioten die Kehle durch wenn er es wagt dich zu verlassen!â
âJetzt reg dich bitte nicht so auf, er will mich nicht verlassen!â
âWill er etwa Bänker werden, oder warum hast du so nen schweren Ver-lo-bungs-ring an â der â Hand? Oh mein Gott, sag dass das nicht wahr ist!â
âDoch, ich fürchte das ist es!â
âMeine Tochter wird heiraten, ich... oh mein Gott! LUKE!!!â
Das sie so reagierte hatte ich mehr oder weniger erwartet, aber Lukes Reaktion war dann doch etwas ausgefallener:
âDu willst was? Du willst doch nicht wirklich dein Leben für so ein Arschloch vergeuden oder? Stell dir mal vor, wie er faul auf deiner schönen, bereits Bierdurchtränkten Couch schläft und dich dann auch noch schlägt, ist das dein ernst?â
âLuke! Hör auf, es ist doch ihre Entscheidung oder?â Mom hatte sich mal wieder eingemischt. War ja klar, sie wollte schlieÃlich nur das beste für ihre groÃe Tochter. Aber verteidigen konnte ich mich eigentlich auch selber, nur das begriff Mom erst später.
âWenn sie so einen faulen Sack heiratet, kann uns das egal sein, Mom ist ja auch umgezogen!â
âSiehst du, es war ihr nicht egal!â
âLuke, hör auf!â
Oops, wegen meiner Hochzeit gibtâs Streit bei den bereits verheirateten. Das hieà also: Hau ab, so lange du noch kannst! âIch nehme Lucas und Laila mit okay, ruft mich an, wenn ihr sie zurück haben wollt!â das machte ich eigentlich immer, wenn der Haussegen der Familie Gilmore/Danes schief hing. Weg mit den Kindern! Aber meistens kamen Mom oder Luke bereits wenige Minuten danach zu mir oder Jess.
Freundschaft fließt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt