19.06.2006, 17:22
Denn es ist Juli... Nee, noch nit, aber fast.
Moriarty verlangsamte seine Schritte erst wieder, als sie aus dem Gebäude auf die StraÃe traten, doch Alex konnte ihm ansehen, dass er sich noch immer über diesen Mann aus dem Aufzug und dessen zweideutige Bemerkungen ärgerte. Doch was dieser Auftritt eben zu bedeuten hatte, darauf konnte sie sich beim besten Willen keinen Reim machen.
âWarten Sie mal. Wer war denn das da eben im Aufzug?â
âDas war Thomas Windhamâ, er spuckte den Namen regelrecht aus. âUnd ich geb dir nen guten Rat: Halt dich von ihm fern!â
Das Mädchen verstand nicht ganz, was das heiÃen sollte. âWieso? Was ist denn mit ihm?â
âTu einfach, was ich dir sage!â
Alex schrak über den ruppigen Tonfall zusammen. Gerade als sie dachte, ihr Praktikum würde doch nicht so schlimm werden, zeigte sich Jim wieder von seiner unfreundlichen Seite. Sie hatte doch nur eine simple Frage gestellt, da musste er sie schlieÃlich nicht gleich so anschnauzen. Und überhaupt: Was hatte er denn gegen Windham? Er schien doch ganz in Ordnung zu sein und hatte bestimmt nur einen Scherz gemacht. Moriarty wurde ihr immer rätselhafter. Aber dieses Rätsel würde sie schon noch lösen. Notfalls eben mit Windhams Hilfe. Denn dass zwischen den beiden irgendetwas nicht stimmte, das war offensichtlich. Moriarty weiter zu löchern, darüber war sie sich im Klaren, würde bestimmt keinen Erfolg bringen. Und wer garantierte ihr überhaupt, dass er ihr auch die Wahrheit sagen würde?
Moriarty führte sie zu einem nagelneuen, weinroten Ford Mustang, der am StraÃenrand geparkt war. Er schloss die Tür auf, machte in eine auffordernde Geste in ihre Richtung und stieg ein. Alex folgte und setzte sich auf den Beifahrersitz. Moriarty lieà den Wagen an, dessen Motor sprichwörtlich schnurrte wie ein Kätzchen... oder eine Raubkatze. Geschickt manövrierte er den Wagen durch den dichten New Yorker Verkehr.
Alex war etwas mulmig zumute. Sie kam aus einer Kleinstadt und war solche überfüllten StraÃen eigentlich nicht gewohnt. Bei ihr zu Hause legte man ohnehin die meisten Wege zu Fuà zurück. Hier in New York fuhr sie grundsätzlich mit dem Taxi oder der U-Bahn, denn ans Steuer würde sie sich in diesen StraÃen nicht trauen. Und in Anbetracht von Moriartys Fahrweise zweifelte sie auch schon an der Klugheit ihrer Entscheidung, zu ihm ins Auto zu steigen.
âWäre es nicht besser gewesen, wenn wir ein Taxi genommen hätten?â, fragte sie nach einem besonders brenzligen Ãberholmanöver.
âWieso sollten wir?â
âNa ja, ich meine ja nur. Bei dem ganzen Verkehr hier...â
Moriarty lachte. âHast du etwa Angst? Kleine, ich kenn mich mit dem Verkehr hier genauso gut aus wie jeder verdammte Taxifahrer in dieser Stadt.â
Das bezweifelte Alex zwar, sagte aber nichts. Moriarty raste um eine Kurve, was ihm das ärgerliche Hupen der anderen Verkehrsteilnehmer einbrachte. Alex, die neben ihm saÃ, knetete nervös die Hände in ihrem SchoÃ. Ihr war diese Fahrweise ganz und gar nicht geheuer.
âMüssen wir so schnell fahren?â
âIch hab doch gesagt, wir habenâs eilig. Und du willst doch nicht zu spät kommen und unsere Verabredung warten lassen, oder?â
Bei diesem Argument musste sie sich geschlagen geben. âNein, natürlich nicht.â
âAlso, dann beschwer dich auch nicht. Wir sind sowieso gleich da.â
Na, das war doch schon mal ungemein beruhigend. Das Mädchen war erleichtert, die Fahrt bald zu Ende zu wissen und hoffte inständig, Moriarty würde nur so fahren, wenn er unter Zeitdruck stand. Sonst würde die Rückfahrt nämlich wieder ziemlich unangenehm werden.
Zwei waghalsige Ãberholmanöver und fünf StraÃenecken weiter, hielt Jim den Wagen endlich am StraÃenrand.
âSo, da wären wir.â Er deutete auf die andere StraÃenseite. Ãber dem Erdgeschoss eines New Yorker Altbaus prangte ein schlichtes Schild mit der Aufschrift âAntonio`sâ und etwas kleiner darunter âRistorante - Pizzeriaâ.
Moriarty wollte sich allen ernstes mit einer Spanierin in einem italienischen Restaurant treffen? Alex musste grinsen. Na, wenn er wirklich meinte.
Jim hatte wohl ihr Grinsen bemerkt, denn er wandte sich ihr wieder zu. âIst was?â
âNein, nein.â
âFalls du dich darüber wunderst, dass wir ausgerechnet in einer Pizzeria essen gehen: Sra. Marquez hat das Lokal vorgeschlagen.â
Womit er ihr mal wieder allen Wind aus den Segeln genommen hatte.
âSo, kommst du nun?â Er sah Alex auffordernd an.
Sie nickte und die beiden stiegen aus dem Wagen. Es gestaltete sich für die beiden als etwas schwierig, die StraÃe zu überqueren, um zum Restaurant zu kommen, da der Strom der vorbeifahrenden Autos einfach nicht enden wollte. Irgendwann schafften sie es dann aber doch noch, eine Lücke abzupassen und auf die andere StraÃenseite zu gelangen.
Jim hielt es nicht für nötig, seiner Praktikantin die Tür aufzuhalten, sondern betrat das düstere Lokal, ohne sich auch nur nach ihr umzusehen.
Fortsetzung folgt
Moriarty verlangsamte seine Schritte erst wieder, als sie aus dem Gebäude auf die StraÃe traten, doch Alex konnte ihm ansehen, dass er sich noch immer über diesen Mann aus dem Aufzug und dessen zweideutige Bemerkungen ärgerte. Doch was dieser Auftritt eben zu bedeuten hatte, darauf konnte sie sich beim besten Willen keinen Reim machen.
âWarten Sie mal. Wer war denn das da eben im Aufzug?â
âDas war Thomas Windhamâ, er spuckte den Namen regelrecht aus. âUnd ich geb dir nen guten Rat: Halt dich von ihm fern!â
Das Mädchen verstand nicht ganz, was das heiÃen sollte. âWieso? Was ist denn mit ihm?â
âTu einfach, was ich dir sage!â
Alex schrak über den ruppigen Tonfall zusammen. Gerade als sie dachte, ihr Praktikum würde doch nicht so schlimm werden, zeigte sich Jim wieder von seiner unfreundlichen Seite. Sie hatte doch nur eine simple Frage gestellt, da musste er sie schlieÃlich nicht gleich so anschnauzen. Und überhaupt: Was hatte er denn gegen Windham? Er schien doch ganz in Ordnung zu sein und hatte bestimmt nur einen Scherz gemacht. Moriarty wurde ihr immer rätselhafter. Aber dieses Rätsel würde sie schon noch lösen. Notfalls eben mit Windhams Hilfe. Denn dass zwischen den beiden irgendetwas nicht stimmte, das war offensichtlich. Moriarty weiter zu löchern, darüber war sie sich im Klaren, würde bestimmt keinen Erfolg bringen. Und wer garantierte ihr überhaupt, dass er ihr auch die Wahrheit sagen würde?
Moriarty führte sie zu einem nagelneuen, weinroten Ford Mustang, der am StraÃenrand geparkt war. Er schloss die Tür auf, machte in eine auffordernde Geste in ihre Richtung und stieg ein. Alex folgte und setzte sich auf den Beifahrersitz. Moriarty lieà den Wagen an, dessen Motor sprichwörtlich schnurrte wie ein Kätzchen... oder eine Raubkatze. Geschickt manövrierte er den Wagen durch den dichten New Yorker Verkehr.
Alex war etwas mulmig zumute. Sie kam aus einer Kleinstadt und war solche überfüllten StraÃen eigentlich nicht gewohnt. Bei ihr zu Hause legte man ohnehin die meisten Wege zu Fuà zurück. Hier in New York fuhr sie grundsätzlich mit dem Taxi oder der U-Bahn, denn ans Steuer würde sie sich in diesen StraÃen nicht trauen. Und in Anbetracht von Moriartys Fahrweise zweifelte sie auch schon an der Klugheit ihrer Entscheidung, zu ihm ins Auto zu steigen.
âWäre es nicht besser gewesen, wenn wir ein Taxi genommen hätten?â, fragte sie nach einem besonders brenzligen Ãberholmanöver.
âWieso sollten wir?â
âNa ja, ich meine ja nur. Bei dem ganzen Verkehr hier...â
Moriarty lachte. âHast du etwa Angst? Kleine, ich kenn mich mit dem Verkehr hier genauso gut aus wie jeder verdammte Taxifahrer in dieser Stadt.â
Das bezweifelte Alex zwar, sagte aber nichts. Moriarty raste um eine Kurve, was ihm das ärgerliche Hupen der anderen Verkehrsteilnehmer einbrachte. Alex, die neben ihm saÃ, knetete nervös die Hände in ihrem SchoÃ. Ihr war diese Fahrweise ganz und gar nicht geheuer.
âMüssen wir so schnell fahren?â
âIch hab doch gesagt, wir habenâs eilig. Und du willst doch nicht zu spät kommen und unsere Verabredung warten lassen, oder?â
Bei diesem Argument musste sie sich geschlagen geben. âNein, natürlich nicht.â
âAlso, dann beschwer dich auch nicht. Wir sind sowieso gleich da.â
Na, das war doch schon mal ungemein beruhigend. Das Mädchen war erleichtert, die Fahrt bald zu Ende zu wissen und hoffte inständig, Moriarty würde nur so fahren, wenn er unter Zeitdruck stand. Sonst würde die Rückfahrt nämlich wieder ziemlich unangenehm werden.
Zwei waghalsige Ãberholmanöver und fünf StraÃenecken weiter, hielt Jim den Wagen endlich am StraÃenrand.
âSo, da wären wir.â Er deutete auf die andere StraÃenseite. Ãber dem Erdgeschoss eines New Yorker Altbaus prangte ein schlichtes Schild mit der Aufschrift âAntonio`sâ und etwas kleiner darunter âRistorante - Pizzeriaâ.
Moriarty wollte sich allen ernstes mit einer Spanierin in einem italienischen Restaurant treffen? Alex musste grinsen. Na, wenn er wirklich meinte.
Jim hatte wohl ihr Grinsen bemerkt, denn er wandte sich ihr wieder zu. âIst was?â
âNein, nein.â
âFalls du dich darüber wunderst, dass wir ausgerechnet in einer Pizzeria essen gehen: Sra. Marquez hat das Lokal vorgeschlagen.â
Womit er ihr mal wieder allen Wind aus den Segeln genommen hatte.
âSo, kommst du nun?â Er sah Alex auffordernd an.
Sie nickte und die beiden stiegen aus dem Wagen. Es gestaltete sich für die beiden als etwas schwierig, die StraÃe zu überqueren, um zum Restaurant zu kommen, da der Strom der vorbeifahrenden Autos einfach nicht enden wollte. Irgendwann schafften sie es dann aber doch noch, eine Lücke abzupassen und auf die andere StraÃenseite zu gelangen.
Jim hielt es nicht für nötig, seiner Praktikantin die Tür aufzuhalten, sondern betrat das düstere Lokal, ohne sich auch nur nach ihr umzusehen.
Fortsetzung folgt
Manchmal ist es leicht, die Antwort zu finden. Manchmal nicht. Manchmal fällt es uns sogar schwer, die richtige Frage zu stellen.
(Terry Pratchett - Hohle Köpfe)