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âMaking the most of the best of your life â Enjoying the challenges of maturityâ von Kathryn Grant und Penny Giesbrecht.
Als vor einigen Wochen die Information zu mir durchdrang, dass Laurens GroÃmutter, Kathryn Grant, vor 17 Jahren ein Buch geschrieben hatte, konnte es nur eine Strategie geben: es zu besorgen und zu lesen.
Kathryn Grant ist eine ambitionierte Aktivistin als praktizierende Baptistin. Nach ihrer 20 jährigen Missionsarbeit in Japan kehren sie und ihre Familie als Repräsentantin für das âBaptist Women´s Department, District Columbiaâ, in die Staaten zurück.
In ihrem Buch erzählt sie von und aus ihrem Leben als aktive Christin/Baptistin, ihrem Leben in Japan und ihre Entscheidung mit Ehemann Worth Grant (Laurens GroÃvater) wieder in die Staaten zurückzukehren.
Das Buch ist nicht nur ein biografischer Abriss, sondern kann auch als Lebens-beratung verstanden werden. Denn Kathryn erteilt Ratschläge, wie man sich in Krisen verhalten kann: wie man mit Angst umgeht, mit Missbrauch in Ehe und Familie, was eine gute Ehe ausmacht, wie man ein gutes Verhältnis zu den eigenen erwachsenen Kindern pflegen kann, wie man in Würde altert und vielleicht das persönlichste Kapitel, der Umgang mit Krankheit.
Um es vorweg zu sagen: als ambitionierter Lauren Fan kommt man nicht unbedingt auf seine Kosten, denn familiäre Krisen beschreibt Kathryn nur ansatzweise und man muss schon sehr zwischen den Zeilen lesen, um Informationen zu deuten. Und da liegt auch die Gefahr, dass man âdeutetâ ohne zu wissen. Das kann schnell daneben gehen.
Um (leider) weiter die Spannung herauszunehmen: über Lauren schreibt sie nur 2 Mal: einmal am Anfang, als Lauren als erstes Enkelkind in die Familie Grant geboren wird und im Nachwort, als ein Familienwochenende anstand und Lauren aus Dallas anreiste, wo sie in ihrem 2. Jahr an der South Methodist University studierte. Das war es!
Das Buch wurde 1990 veröffentlicht, da war noch nichts von wegen Erfolg, Starrummel etc. Da war Lauren bekanntermaÃen noch völlig unbekannt.
Trotz alledem ist es ein interessantes Buch und gibt ein bisschen Einblick in die Familiendynamik der Familie Grant.
Eine Herausforderung beim Lesen besteht sicher darin, den âmissionarischenâ Blick von Kathryn Grant nachzuvollziehen und da könnte beim Leser eine Art Lernprozess einsetzen, wenn man die Lebenswelt eines Menschen akzeptiert, der oder die sich zu missionarischer Arbeit verpflichtet fühlt.
Wer grundsätzlich solche Leute als hoffnungslose Idealisten oder Spinner abtut, wird mit den ganzen Bibelzitaten und dem unerschütterlichen Gottvertrauen wenig anfangen können.
Fangen wir an: wer oder was sind die Baptisten? Und warum fühlt sich jemand berufen sein Leben in den Dienst Gottes zu stellen??
Weitere Fragen des Buches sind sicher im Hinblick auf unser Unterfangen, das stete bemühen, Lauren und ihr Umfeld zu verstehen: A.) was macht das mit einem selbst, Teil einer solchen Familie zu sein? B.) Welche Rollen und Moralvorstellungen bekommt man in so einer Familie mit? C.) Wie bildet man sein eigenes Verhältnis zu Religion und Gott?
Ãber diese Themen spricht Lauren selbst wenig bis gar nicht. Wir wissen, dass sie irisch-katholisch ist, also keine Baptistin, und ab und an in die Kirche geht.
Beginnen wir also mit der Frage, wer sind die Baptisten?
Um hier jetzt keinen ellenlangen Report zu schreiben, verweise ich auf Wikipedia, die haben einen sehr guten Artikel über Baptisten.
Nur soviel: die Baptisten sind aus der reformatorischen/protestantischen Bewegung entstanden und gehören damit zu den evangelischen Freikirchen. Sie berufen sich auf die Bibel, taufen keine Kinder, sondern ausschlieÃlich Erwachsene, trennen Kirche vom Staat, daher keine Kirchensteuer, sondern Spenden der Mitglieder, haben das Laienpriestertum, heiÃt; es gibt keine Hierarchie/Klerus, jeder darf im Prinzip predigen und religiöse Handlungen ausüben. Der Gottesdienst unterliegt keinem bestimmten Ablauf/Liturgie, sondern es wird gesungen, aus der Bibel gelesen, gepredigt und viel gebetet. Das Gebet ist ein wichtiger Bestandteil in der baptistischen Gemeinde und im religiösen Leben.
Das ist ein sehr verkürzter Ãberblick, aber man kann daraus vielleicht schon erahnen, dass es dem römisch-katholischen Prinzip entgegensteht.
Wie in der evangelischen Lehre und auch allen anderen reformatorischen Bewegungen liegt auch hier ein klares moralisches wie theologisches Verständnis vor. Die Bibel ist Grundlage, interpretatorisch wird wenig Spielraum eingeräumt.
Daraus resultiert: Ehe und Familie ist der Hort der persönlichen Harmonie und Entwicklung, das Gebet ist fester Bestandteil in der täglichen Kommunikation mit Gott. Kathryn betet jeden Tag für jeden in ihrer Familie, jeder Finger repräsentiert ein Mitglied.
Moralvorstellungen bilden sich aus der Bibel. Was in der Bibel als Sünde deklariert wird (durch die 10 Gebote sowie in anderen VerhaltensmaÃnahmen, Ehebruch, Homosexualität usw.) wird als solches auch abgelehnt
(Ich will hier keine theologische Fachstunde abhalten und sollte einer oder eine meinen, das ist jetzt alles zu ungenau geschrieben, den bitte ich um Nachsicht).
Kathryn Grant wächst selbst in einer Baptistenfamilie auf, heiratet einen Baptisten, fühlt sich von Gott berufen, sich für ihn und sein Werk auf Erden einzusetzen. Sie bekommt 4 Töchter und die älteste Tochter ist Donna, Laurens Mutter.
Das Leben als Missionare mit Worth in Japan gestaltet sich für die Familie Grant sehr glücklich und erfühlt. Doch Donna wechselt jung wieder nach Amerika, um das College zu besuchen. Kathryn Grant lässt ihre Tochter nur ungern ziehen und spürt an ihren Briefen, dass die langen Jahre in Tokyo ihrer Tochter das Akklimatisieren in der US-Gesellschaft erschwert hat. Donna fühlte sich alleine und Kathryn vermutet daher auch die frühe Heirat und das gründen einer eigenen Familie, weil sie ihre Familie vermisst.
In dem Kapitel über âGlückliche Ehe und Familieâ schreibt dann Oma Grant über ihre Schuldgefühle, dass sie ihrer Tochter vielleicht zu wenig Rückhalt gegeben hatte und empfindet die Scheidung als persönliches Scheitern. Besonders, weil sie als âMutter des Jahresâ der Baptisten-Gemeinde ausgezeichnet werden soll. Sie nimmt die Auszeichnung nach langem Zureden ihrer Töchter an.
Aber trotzdem kann man in den Sätzen herauslesen, dass sie besorgt war, wie man den Kontakt zum Enkelkind gut und fruchtbar gestalten kann, was aus dem Schwiegersohn wird, den man als Teil der Familie angenommen hatte.
Kathryn Grants Strategie ist der intensive Kontakt zu ihren Familiemitgliedern. Sie schreibt Briefe oder schickt den einzelnen Personen Zeitungsartikel, von denen sie glaubt, es könne sie interessieren.
Besonders zu nennen ist die Geschichte, wie sie ihren Mann Worth kennen gelernt hat und dass sie seinen Heiratsantrag akzeptiert hatte, ohne dass die beiden sich vorher jemals geküsst hatten. Das waren noch Zeiten!
Es lässt sich nur ahnen, wie Laurens Kinofilme âBad Santaâ oder âSeeing other peopleâ auf die verehrte GroÃmutter gewirkt haben müssen. Auch das Playboy-Angebot muss ein mittleres Erdbeben in der Grant-Familie ausgelöst haben.
Es ist ein Buch wie 1000 andere Bücher auch, die man in der Rubrik âLebenshilfeâ finden kann. Der Reiz für mich war der âLauren-Faktorâ und natürlich die Hoffnung, irgendein Interviewer fragt Lauren irgendwann mal die wirklich spannenden Fragen.
Eins ist sicher: aus der Grant-Familie hat sie starke weibliche Vorbilder mitbekommen, so scheint es jedenfalls. Kathryn Grant ist ein wacher Geist â like grandmother â like grandchild!
© Koile 2007