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*Vorhang auf für Kapitel 11*
Viel Spaà trotzdem damit und ich hoffe es findet sich noch jemand der fb gibt:o
Kapitel 11
âSoll ich dir helfen?â Lachend beobachtete Jess Rory, wie sie versuchte, ohne Abzurutschen, über die glitschigen Steine zu klettern und dabei möglichst elegant zu wirken.
âNein, danke.â Sie warf Jess einen bösen Blick zu. Im selben Moment verlor sie das Gleichgewicht und Jess, der Rorys starkes Schwanken bemerkt hatte, griff nach ihr und zog sie schnell die restliche Strecke über den Bach zu sich. Dankbar krallte sich Rory an Jessâ starken Oberarmen fest.
âDas war knapp.â, bemerkte Jess trocken. Dann lieà er Rory los und drehte sich um, um weiterzugehen.
Verdutzt sah ihm Rory hinterher. Was war das denn gewesen? War ihm die Berührung so unangenehm? Nach einigen Sekunden hatte sie sich wieder gefasst. Sie straffte ihre Oberarme und folgte Jess. Dieser lief zielsicher auf einen bestimmten Platz zu, den er auf einem seiner vielen Streifzüge durch den kleinen Wald entdeckt hatte. Plötzlich blieb er so abrupt stehen, dass Rory in ihn hineinrannte. Sein Taschenlampenkegel zeigte auf einen riesigen Baum. Der dicke Stamm teilte sich in zahlreiche kleinere und auch gröÃere Zweige auf und schirmte so die anderen Bäume von sich ab. Es war wie ein gigantischer, überdachter Platz, in dessen Mitte ein dicker Stamm in die Höhe ragte. Fasziniert betrachtete Rory wie sich sämtliche Ãste durch andere hindurch Richtung Himmel schlängelten.
Jess indessen, war damit beschäftigt seine schwarze Lederjacke auf dem warmen Sommerboden auszubreiten. Er setzte sich darauf und deutete Rory sich zu ihm zu setzen.
Jess atmete tief durch, während Rory neben ihm Platz nahm.
âKannst du auch den Sommer riechen?â, genussvoll sog er den Duft der lauen Sommernacht ein.
Erstaunt sah ihn Rory von der Seite an. Sie hatte immer gedacht, sie wäre die einzige, die das könnte. Jess bemerkte ihren Blick und deutete ihn falsch.
âIch meine, ichâ¦in Büchernâ¦also die Autoren schreiben doch oft, dass ihre Hauptpersonenâ¦â, stotternd versuchte er sich rauszureden. Er wollte nicht dass sie dachte, er sei verrückt oder noch schlimmer: ein Weichei.
Lächelnd unterbrach Rory ihn: â Ja, ich liebe diesen Geruch.â
Nun lächelte auch Jess.
âWeiÃt du was hier besonders schön ist?â, fragte er.
Rory schüttelte nur den Kopf, denn sie war gefesselt von Jessâ glitzernden Augen.
âLehn dich mal zurück.â Rory folgte seiner Anweisung und auch Jess legte seinen Kopf auf den weichen Waldboden.
Seite an Seite lagen sie jetzt nebeneinander und Jess nahm Rorys Hand. Er streckte ihren Arm gen Himmel und zeigte auf das Leuchten der Sterne, welches zwischen den blätterdichten Zweigen hervorschimmerte. Ãberwältigt betrachtete Rory die kleinen strahlenden Punkte, die millionende Kilometer entfernt waren und doch so nah wirkten. Sie dachte sie müsse nur danach greifen und schon hätte sie einen in der Hand.
Als sie langsam wieder in die Realität zurücksegelte, spürte sie Jessâ warme Hand an ihrem Arm. Sie fühlte einen warmen Schauer durch ihren Körper jagen. Er strahlte so eine wunderschöne Geborgenheit und Sicherheit aus. Sie wollte am liebsten nie wieder aufstehen. Nun bemerkte sie auch, wie eng sie neben ihm lag. Seine rechte Körperhälfte wärmte sie auf eine wunderbar angenehme Weise. Sie war ganz belämmert von den ganzen Gefühlen die gerade in ihr aufstiegen. Langsam lieà sie ihren Arm sinken und stellte enttäuscht fest, dass Jess ihn loslieÃ.
Er hätte noch stundenlang ihre Hand halten können, doch jetzt war es zu spät. Wahrscheinlich war ihr die Berührung auch nicht recht gewesen. Ruckartig setzte er sich auf. Es war ein Fehler gewesen sie hierher zu bringen. Sie hatte sich gerade eben erst von ihrem Freund getrennt und er brachte sie zu einem wunderschönen Waldstück um ihr die Sterne zu zeigen. Sie musste denken, dass er sie anmachte. Und das war doch nicht so. Oder? Um sich abzulenken kramte er in seiner Hosentasche nach einer Zigarette. Glücklicherweise befand sich noch eine darin und vorfreudig zündete er sie an. Im selben Moment riss ihm jemand die Kippe aus dem Mund und drückte sie auf der Erde aus.
Zwei böse Augen funkelten ihn an.
âMuss das sein?â, wütend starrte Rory geradewegs in Jess Augen.
Beschämt blickte er weg. Wenn er das normalerweise tat, fanden ihn die Mädchen einfach unwiderstehlich und unendlich cool. Aber, wie konnte er das vergessen? Rory war nicht wie alle anderen Mädchen. Sie war einzigartig.
Rorys Ãrger lieà nach, als sie sah wie Jessâ Wangen einen leichten Rotton annahmen. Vorsichtig tippte sie ihm an die Schulter.
âAlles okay?â, fragend sah sie ihn an.
âJa klar. Ich bin es bloà nicht gewöhnt, dass ein Mädchen es nicht mag, wenn ich in ihrer Nähe rauche.â
Rory nickte nur. Schweigend saÃen sie nun nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Rory dachte über sich und Dean nach. Was war nur mit ihnen passiert? Wieso hatte er sie betrogen? War sie ihm nicht gut genug? Und was war eigentlich mit ihr und Jess?
Jess kratzte sich am Kopf. Das war doch alles nicht möglich. Erst vor ein paar Tagen war er hier in dieses Kaff gezogen und hatte Rory kennen gelernt. Er wusste nicht wieso, aber es kam ihm vor, als würde er sie schon ewig kennen. Es war als würde sie ihn magisch anziehen.
Er lehnte sich wieder zurück und blickte zu den Sternen. Zu viel Nachdenken war nichts für ihn. Er wollte lieber Handeln.
Rory riss sich aus ihren Gedanken .Sie sah auf ihre Uhr. Es war schon nach Mitternacht. Sie musste langsam zurück nach Hause, sonst würde sich ihre Mom Sorgen machen. Als sie sich gerade aufstütze um aufzustehen, spürte sie Jessâ Hand wie er sie festhielt. Sie spürte, wie Jess Hand langsam ihren Arm hinauf zu ihrem Hals glitt. An jeder Stelle, die er berührte, durchzuckten sie tausende kleine Blitze. Er drehte ihren Kopf so, dass sie direkt in seinen Augen versinken konnte. Dann schloss sie die Augen und fühlte wie sein Gesicht näher kam. Im letzten Moment drehte sie ihren Kopf weg. Sie konnte es nicht. Enttäuscht lieà Jess seine Hand fallen und seufzte dabei.
âIch glaub, ich muss gehen.â Langsam stand sie auf. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie wartete sie auf eine Reaktion. Als jedoch nur ein genervtes Brummen ertönte, drehte sie sich um und machte sich auf den Weg nach Hause.
Sie lief durch den Wald auf die Brücke zu und spürte wie Tränen ihre Wangen benetzten. Das alles war doch völlig absurd! Sie kannte ihn doch gar nicht. Sie wusste eigentlich nichts von ihm, auÃer das er gern las. Mit zitternden Händen fuhr sie sich durch ihr Haar. Wieso war ihr dieser Kerl so wichtig? Sie stand doch gar nicht auf den Typ âBadboyâ?! Plötzlich hörte sie Geräusche hinter sich. Ãngstlich beschleunigte sie ihren Schritt.
âWarte doch mal! Rennst du immer so schnell?â Erleichtert erkannte sie Jessâ Stimme. Sie blieb stehen und wartete bis er sie eingeholt hatte.
âDu kannst doch nicht einfach ohne mich gehen. Es ist schon dunkel und hast du nicht gehört, dass hier in der Nähe ein ganz fürchterliches Loch im Asphalt ist. Du könntest hängen bleiben, hinfallen und dich verletzen. Oder du wirst von Lukeâs Ladenschild erschlagen. Ist dir schon mal aufgefallen, dass es ganz schön bedenklich schaukelt, wenn ein leichter Wind geht?â
Lächelnd setzte Rory ihren Weg fort. Jess begleitete sie und beschützte sie vor den heimtückischen Gefahren der Kleinstadtâ¦