29.01.2007, 21:48
Chapter VI: I cried for You
VO: Immer wieder werden wir dazu genötigt, uns mit unserem Schicksal auseinander zu setzen.
Als Ãrzte kriegen wir immer wieder zu hören, dass es nicht an der eigenen Lebensweise liegt, dass unsere Patienten krank werden. Es ist Schicksal.
Es ist ja auch um einiges leichter, nach dem Schicksalsprinzip zu leben, als für seine Handlungen die alleinige Verantwortung zu tragen.
Es ist ja auch um einiges leichter, nach dem Schicksalsprinzip zu leben, als für seine Handlungen die alleinige Verantwortung zu tragen.
Addison hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Gleichzeitig zwang sie das Adrenalin, das durch jeden Zentimeter ihrer Körpers schoss, die Nerven zu behalten.
Izzie und Cristina bemühten sich darauf, sich auf die Neugeborenen zu konzentrieren, aber natürlich blieben die verzweifelten Bemühungen der Ãrztin auch für sie nicht unbemerkt.
Und dann füllte jenes Geräusch den Raum, vor dem sich jeder Chirurg fürchtete.
Elendiges, monotones Pfeifen.
Addison vernahm dieses Geräusch dumpf, wie aus weiter Ferne. Als würde es irgendwo im Inneren ihres Kopfes entspringen.
In Sekundenbruchteilen folgte ihre Reaktion. Sie setzte den Defibrillator an, welcher sogleich so viel Strom in Kellys leblosen Körper jagte, dass dieser sich für einen Moment aufbäumte, um danach wieder auf die Trage zurückzusinken.
Warten.
Noch immer lag das einheitlich fiepende Geräusch im Raum, welches den Anwesenden die schreckliche Wahrheit offenbarte.
Alles schien still zu stehen, als Addison sich den Mundschutz vom Gesicht riss. Ihre Augen verrieten, wie es momentan in ihr aussah. Sie nickte einer Krankenschwester zu, welche daraufhin schweigend den Bildschirm des EKG ausschaltete.
Kaum zu ertragende Stille legte sich über den Raum.
âZeitpunkt des Todes: 15 Uhr 42.â
âWas ist passiert?â Derek traf soeben auf George, welcher schon völlig aufgelöst erschien. Es waren gefühlte Stunden, die er bereits auf den Neurochirurgen wartete. Dabei waren, seitdem er ihn gepaged hatte, gerade einmal neun Minuten vergangen.
âDr. Shepherd, Gott sei Dank.â George hätte den Freund seiner Freundin umarmen können, doch schien es ihm nicht der richtige Zeitpunkt für Gefühlsausbrüche zu sein. Deswegen beschränkte er sich auf die Fakten. âMrs. Burton wurde eingeliefert. Sie hatte akute Atemnot, welche zu Bewusstseinsverlust führte. Ich habe intubiert, ihr Zustand ist kritisch, aber stabil. EKG-Werte liegen bereits vor.â Er schaute seinen Vorgesetzten an.
âGut.â Derek fuhr sich mit der Hand über den Mund. âDr. OâMalley, ich möchte, dass sie die Patientin auf die OP vorbereiten. Wir haben keine Zeit mehr, die Lunge scheint schon derartig beschädigt zu sein, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen. Ach, und benachrichtigen Sie Dr. Burke. Ich will ihn bei der OP dabeihaben.â Mit diesen Worten drehte er sich um und George stand wieder mutterseelenallein in der Notaufnahme. Fast. Denn jemand tippte ihm auf die Schulter.
âWie⦠wie geht es meiner Mama?â George drehte sich um und schaute geradewegs in die Augen von Graces Tochter. Sie waren vom Weinen ganz rot und das kleine Mädchen trat unruhig von einem Bein aufs andere. George kniete sich zu ihr nieder.
âNun ja, deine Mama ist sehr krank und damit sie wieder gesund werden kann, muss Dr. Shepherd sie operieren.â
âWegen ihrem Hals, stimmtâs?â Das Mädchen schluckte. âIch bin schon sieben Jahre, weiÃt du. Ich kriege schon so einiges mit.â
George lächelte sie an.
âDa bin ich mir ganz sicher. Pass auf, ich werde jetzt zu deiner Mutter gehen und sie für die Operation fertig machen. Glaubst du, du bist stark genug, hier vorne auf sie zu warten?â Er zwinkerte der Kleinen zu. Diese seufzte laut.
âJa.â Sagte sie schlieÃlich. âIch glaube schon.â
âDas ist sehr mutig von dir.â Er erhob sich und begleitete sie noch zu den Stühlen.
Addison lehnte an der Glasscheibe der Säuglingsintensivstation und ihr Blick ruhte auf den schlafenden Winzlingen in den beiden Inkubatoren.
Es war so surreal. Die beiden Kinder waren noch keine fünf Minuten auf der Welt gewesen, als sich ihre Mutter für immer von dieser verabschieden musste. Sie würde ihre Babies nie in den Armen halten können, nicht sehen, wie sie aufwachsen. Sie würde ihnen nie zeigen können, wie sehr sie sie liebt.
Die Ãrztin fühlte, wie sich ihre Augen langsam mit Tränen füllten.
âDr. Montgomery?â Addison drehte sich um. Izzie und Cristina traten aus dem Raum. Sie hatte sie gar nicht bemerkt.
âSind Sie okay?â Izzie blickte ihre Mentorin besorgt an. Auch sie war sichtlich gezeichnet von den Geschehnissen. Cristina blickte bestürzt zu Boden.
Die Ãrztin wischte sich mit einer Hand über die Augen.
âJa, ich bin okay.â Ihre Stimme zitterte. Izzie bemühte sich um ein Lächeln, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte.
âDen beiden Mädchen geht es gut. Ihr Herzschlag ist regelmäÃig und stabil.â Sie hoffte, dass diese Information Addison ein wenig aufmuntern würde.
âDas⦠das ist gut.â Sie legte sich eine Hand auf die Stirn und schloss für einen Moment die Augen. âIch werde jetzt ihren Mann benachrichtigen. Sie können in der Zeit-â
âWir werden Sie begleiten!â Izzie nickte Cristina zu. Addison schien überrascht.
âNun gut. Kommen Sie.â
Alex schlurfte durch die Notaufnahme. So langsam wurde ihm langweilig und er war sich sicher, dass er es persönlich nehmen durfte, dass heute scheinbar niemand an ihm interessiert war.
AuÃerdem hatte sein Gespräch mit Meredith ihn aufgewühlt. Es beunruhigte ihn, dass seine Gefühle Izzie gegenüber scheinbar doch als Leuchtreklame auf seiner Stirn geschrieben standen.
Sein Blick fiel auf ein Mädchen, welches gedankenverloren in einem Stuhl gekauert saà und mit den Beinen schaukelte.
âHey, Kleine. Wartest du auf jemanden?â
âMhmm. Meine Mama ist da drin.â Sie zeigte mit dem Finger in Richtung der groÃen Tür, die zu den Operationssälen führte. Sie musterte Alex eindringlich und legte den Kopf schief. âBist du auch ein Arzt?â
âWas glaubst du denn?â Alex zwinkerte dem Mädchen zu, welches ihn weiter kritisch beäugte.
âDu siehst nicht aus wie ein Arzt.â
Alex musste lachen. Eine solche Direktheit ihm gegenüber war er von dem weiblichen Geschlecht nicht gewohnt â wenn man einmal Izzie auÃer Acht lässt.
âNach was sehe ich deiner Meinung nach denn aus?â
Das Mädchen überlegte kurz.
âWie ein groÃer Bruder.â
Okay. Mit einer solchen Einschätzung seiner Person hatte Alex wahrhaftig nicht gerechnet. Er blickte sich kurz um, denn insgeheim hoffte er, Izzie hätte diese Bemerkung gehört. Doch sie war nirgends zu sehen. Er wandte sich wieder seiner Gefährtin zu.
âDarf ich fragen, wie du heiÃt?â Alex lächelte ihr amüsiert zu.
âEmma.â Sie lächelte zurück und schaute dann etwas beschämt auf ihre FüÃe.
âSkalpell.â George tat, wie ihm geheiÃen und reichte Derek das gewünschte Instrument. Dieser führte daraufhin einen sorgfältigen Schnitt entlang des Halses von Mrs. Burton durch.
âDie Lunge ist soweit stabil.â Dr. Burke versorgte seinen Kollegen mit den notwendigen Informationen, um die OP weiterführen zu können.
âSehr schön.â Derek war konzentriert. Es war eine Routineoperation, aber er wusste über die Risiken Bescheid.
George verfolgte das Geschehen vor seiner Nase konzentriert und gespannt. Er verfolgte jeden Handgriff von Derek und warf immer wieder beunruhigende Blicke auf das EKG, welches in regelmäÃigen Abständen seine charakteristischen Töne ausstoÃ.
Nach einer guten Stunde war die OP beendet und die Maschinen sagten, dass es der Patientin gut ging.
Derek wandte sich an George.
âDr. OâMalley, Sie sorgen bitte für die postoperative Pflege der Patientin. Achten Sie vor allem auf mögliche Komplikationen.â
George nickte ihm zu.
âAlle anderen: guter Job.â
Brandon Davis saà auf einem Stuhl im Warteraum, der an den KreiÃsaal angrenzte. Den Kopf hatte er in die Hände gelegt. Seit über zwei Stunden nun wartete er bereits auf die Nachricht, dass es seiner Frau und seinen Kindern gut ging. Er wollte seine Babies nur noch in den Armen halten und Kelly sagen, wie sehr er sie liebte.
Addison, Izzie und Cristina traten auf den jungen Mann zu, der sogleich hochschreckte. Er war blass und schaute die Ãrzte erleichtert an.
âGott sei dank, ich dachte schon, Sie hätten mich vergessen.â Er lächelte erleichtert. âSind die Zwillinge da? Geht es ihnen gut?â
âJa, den Zwillingen geht es gut. Es⦠es sind zwei gesunde Mädchen.â Addison lächelte gequält und sie war sich sicher, dass dieses Lächeln wie eine Grimasse gewirkt haben musste.
Brandon lachte glücklich.
âTöchter! Kelly hat immer gesagt sie würde fühlen, dass es Mädchen sind. Ich habe sie deswegen immer ausgelacht, weil-â
Addison schnitt ihm das Wort ab. So sehr sie sich wünschte, dem Mann die folgende Nachricht ersparen zu können, wusste sie, dass er sie doch erfahren musste.
âBrandon, es gab Komplikationen⦠während der Geburt.â
Von einer Sekunde auf die andere verschwand das Licht aus Brandons Augen.
âWas meinen Sie damit?â Er wollte es nicht wissen.
âSie hatte plötzlich starke Blutungen und-â
âIch will sofort zu meiner Frau!â Brandon schrie jetzt fast und seine Stimme zitterte vor Angst.
âMr. Davis, es tut mir leid.â Addison holte tief Luft. In solchen Momenten verfluchte sie die Entscheidung, Ãrztin geworden zu sein. âWir haben alles versucht, aber-â
âNein. Nein!â Die Tränen erstickten seine Stimme. Er brach auf dem Stuhl zusammen und Addison beugte sich zu ihm hinunter.
âMr. Davis, Ihre Töchter brauchen Sie jetzt mehr denn je. Ich weiÃ, dass es schwer sein wird und dass-â
âZum Teufel, nichts wissen Sie!â Brandon stand mit einer solchen Wucht auf, dass Addison zurückstolperte. Izzie konnte sie im letzten Moment vor einem Sturz bewahren.
âIch brauche meine Frau und sonst niemanden! Haben Sie verstanden? Niemanden!â Er trat gegen den Stuhl, sodass dieser einige Meter über den Boden rutschte. Er zitterte am ganzen Körper. Dann drehte er sich um und verlieà schnellen Schrittes das Krankenhaus.
VO: Meine Erfahrungen zeigen, dass Schicksal die schlimmste Krankheit ist.
Hat sie uns erst einmal heimgesucht wünschten wir uns, wir hätten uns gegen sie impfen lassen.
Wir wünschten, wir hätten den Mut gehabt, uns früh genug gegen sie zu wehren.
Stattdessen haben wir zugelassen, dass sie sich in unseren Körpern einnistet.
Wir haben sie unser Leben bestimmen lassen.
Wir wünschten, wir hätten den Mut gehabt, uns früh genug gegen sie zu wehren.
Stattdessen haben wir zugelassen, dass sie sich in unseren Körpern einnistet.
Wir haben sie unser Leben bestimmen lassen.
... to be continued.
--------------
[Mit MerDer geht's im nächsten Kapitel weiter :p . Ich lasse euch eure schmutzigen Gedanken noch ein Weilchen :lach:]
------------
Und jetzt freue ich mich auf eure Meinung.
[Mit MerDer geht's im nächsten Kapitel weiter :p . Ich lasse euch eure schmutzigen Gedanken noch ein Weilchen :lach:]
------------
Und jetzt freue ich mich auf eure Meinung.
"i believe that we can be extraordinary together... rather than ordinary apart."
♥
♥