Hallo meine SüÃen :knuddel:
Es tut mir so leid, dass ich so lange keinen neuen Teil gepostet habe!
Ich habe eigentlich schon länger weitergeschrieben gehabt, wollte den neuen Teil aber mit den zwei folgenden posten, da er nur ein kurzer (wenn auch für den weiteren Verlauf nicht unwichtiger) Ãbergangsteil ist.
Ich habe mich aber nun entschlossen, ihn doch schon online zu stellen.
Ich hoffe, er gefällt euch. Freu mich über Feedback!
Bussi Selene
23. Teil
Sarah
Stockholm, 1977
Lieber Eduardo,
Es sind nun schon fünf Wochen seit dem Abschied in unserem Park vergangen. Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie sehr ich dich vermisse. Wie sehr du mir fehlst.
Ich denke immerzu nur an dich, alles andere scheint so bedeutungslos. Mir wird zunehmend bewusst, wie wenig ich doch hier her gehöre.
Sarah betrachtete die mit schwarzer Tinte geschriebenen Sätze nachdenklich. Ihre Mutter und GroÃmutter wären sehr verletzt, wüssten sie von diesen Worten. Sarah strich über das funkelnde Armband. Sie trug es nur, wenn sie alleine war. Denn weder Maja noch Ilse wussten von ihrer Beziehung mit Eduardo. Beziehung. War es das tatsächlich? Würde er sein Wort halten und zurückkommen? Oder würde er sie vergessen?
Sarah schüttelte den Kopf, als könnte sie damit die schmerzenden Gedanken und die Unsicherheit aus ihrem Herzen verbannen.
Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass es schmerzt.
Sie hatte ihm schon geschrieben. Jeden Tag. Ihm jedes Detail erzählt. Jedes langweilige Detail ihres noch langweiligeren Lebens.
Eduardo hatte noch nicht geschrieben. Dass hieÃ, möglicherweise war auch noch keiner seiner Briefe angekommen.
Ich freue mich auf deine Briefe. Erzähle mir alles. Ich will es mir ganz genau vorstellen können.
Der Briefträger pflegte die Post zwischen zwölf Uhr Mittags und ein Uhr Nachmittags zu bringen. Sarah saà täglich bereits um halb zwölf auf den verstaubten Stufen des kleinen Vorgartens um ihn auf keinen Fall zu verpassen.
Meine Mutter möchte heute Abend mit mir essen gehen. Aber ich habe keine Lust darauf. Sie meint, ich würde mich seit Wochen anders verhalten, und wird mich höchstwahrscheinlich einem Kreuzverhör unterziehen. Ich möchte ihr auch von uns erzählen, aber sie würde es nicht verstehen. In ihren Augen bin ich noch immer das kleine Mädchen, welches mit Puppen spielt und zwischendurch für einen Jungen schwärmt.
Doch uns verbindet mehr als eine kindische Schwärmerei. Das ist Liebe. Wahre Liebe. Uns hat das Schicksal zusammen geführt.
Ach Eduardo, wärst du nur bei mir.
„Sarah?“ Das Mädchen vernahm ein leises Klopfen an ihrer Zimmertür. Sie legte das Armband und den Brief schnell in die Schreibtischlade. „Ja?“
Die Tür öffnete sich langsam. Maja musterte ihre Tochter Stirn runzelnd. „Es ist heute so warm. Hast du gar keine Lust schwimmen zu gehen? Das machst du doch so gerne mit deinen Freundinnen.“
Sarah seufzte leise und wich dem Blick ihrer Mutter aus. „Ich habe Kopfschmerzen.“
Maja setzte sich auf das Bett gegenüber dem Schreibtisch. „Was ist denn los mit dir? Du gehst seit Wochen kaum mehr raus. Hattest du Streit mit deinen Freundinnen oder ist irgendetwas anderes passiert? Du kannst mit mir über alles sprechen, das weiÃt du doch!“ Sie musterte sie besorgt.
Sarah wich ihrem Blick aus. „Es ist nichts. Es geht mir gut.“
„Warum verhältst du dich dann aber plötzlich so anders?“
Sarah seufzte leise. „Du würdest es ohnehin nicht verstehen...“
„Möchtest du es denn nicht einmal versuchen? Ich denke, diese Chance hätte ich verdient.“
„Versprich mir, mich nicht wieder wie ein Kind zu behandeln. Ich bin fast fünfzehn.“ Sarah
erhob sich langsam von dem alten Holzstuhl und setzte sich neben ihre Mutter.
„Versprochen.“ Maja legte den Arm um sie.
Ihre Tochter lehnte den Kopf an ihre Schulter. Sie zögerte ein wenig, ehe sie begann. „Es gibt da jemanden...“ Ihre Stimme wurde heiser. Sie wich dem Blick ihrer Mutter aus, als sie die aufkeimende Röte in ihrem Gesicht spürte. Ihr Herzschlag wurde schneller.
Maja seufzte erleichtert. „Du bist verliebt.“ Sie lächelte leicht. „Wie heiÃt er?“
Sarah erwiderte das Lächeln. „Sein Name ist Eduardo. Er ist sehr attraktiv, gebildet und hat auch Sinn für Humor. Du würdest ihn mögen. Eduardo ist so charmant und liebevoll. Er erzählt mit einer Leidenschaft, welche andere unwillkürlich in ihren Bann zieht...“ Sarahs Herz wurde von einem warmen Schauer erfasst.
„Klingt, als wäre er ein guter Fang.“ Maja betrachtete ihre Tochter lächelnd. „Geht er in eine Klasse mit dir? Bist du deshalb so zurückgezogen, weil du ihn in den Ferien nicht sehen kannst?“
Sarah runzelte die Stirn. „Da ist mehr als Schwärmerei zwischen uns. Wir sind zusammen. Ich liebe ihn...“ Sie wich Majas Blick aus.
Ihre Mutter betrachtete sie milde lächelnd. „Ach Schätzchen...“
„Das ist die Wahrheit!“ Ihre Stimme hob sich. „Du nimmst mich schon wieder nicht ernst.“
Maja strich ihr sanft über den Kopf. „Entschuldige. Ist er verreist? Könnt ihr euch deshalb nicht treffen?“
„Nein...“ Sarah seufzte. „Er wohnt in Kolumbien...aber er wird mich so bald wie möglich besuchen kommen.“
Maja musterte ihre Tochter Stirn runzelnd. „Wo habt ihr euch denn kennen gelernt?“
„Vor ein paar Wochen in Finnland. Aber wir haben uns hier in Stockholm wieder gesehen und ein paar Mal getroffen. Mummy, ich weiÃ, dass du nicht mehr wirklich an so etwas wie Schicksal glaubst, aber vertrau mir, es existiert und hat uns zusammengeführt.“
„War er mit seinen Eltern hier auf Urlaub?“
„Nein, mit befreundeten Arbeitskollegen. So wie du, Eeva und Marita im Winter nach Spanien geflogen ward.“
Maja senkte den Blick und strich sanft über Sarahs Rücken. „Wie alt ist er denn?“
Ihre Tochter runzelte die Stirn. „Zwanzig. Aber das ist nicht von Bedeutung, das sind doch nur Zahlen.“
„Sarah...“ Maja seufzte leise. „Du bist erst vierzehn.“
„Ich werde in wenigen Monaten fünfzehn. Ich bin kein Kind mehr, Mummy...“
„Du bist aber auch noch nicht erwachsen. Im Gegensatz zu ihm.“ Maja schüttelte den Kopf. „Wir hätten dir nicht so viel Freiraum lassen dürfen. Meine Mutter hat befürchtet, dass so etwas passieren könnte...“
Sarah sprang wütend auf. „Es ist nichts passiert, auÃer dass ich meine groÃe Liebe kennen gelernt habe! Entschuldige, dass mir dieses Glück schon früher vergönnt ist als dir und ich es auch nicht so einfach aufs Spiel setzen werde!“
Maja seufzte. „Sarah! Er ist über fünf Jahre älter als du. Du hast noch keinerlei Erfahrungen gesammelt, er sicherlich bereits sehr viele. Sarah, ich fürchte du steigerst dich da in etwas hinein...“
„Mummy!“ Ihre Augen begannen zu tränen. Sie lief zu der Schreibtischschublade und zog das Armband heraus. „Eduardo hat gesagt, ich sei etwas ganz Besonderes für ihn und er hat mir das geschenkt. Er hat versprochen so oft zu schreiben, wie möglich und er wird mich auch so bald wie möglich besuchen kommen...“
Maja ergriff das Armband und betrachtete es Stirn runzelnd. „Das war gewiss teuer. Du hättest es nicht annehmen dürfen.“
„Er liebt mich, Mummy.“ Sarah lieà sich langsam neben Maja sinken.
Diese seufzte leise. „Hat er dir das gesagt? Wie viele Briefe hat er dir schon geschrieben? Verkriecht er sich auch Tag und Nacht in seinem Zimmer?“
Sarah fuhr hoch. Tränen liefen über ihre Wangen. „Er hat viel zu tun. AuÃerdem dauert die Postzustellung nach Kolumbien sicherlich länger als innerhalb Europas! Und du weiÃt, dass sogar der Brief an Tante Mona nach Deutschland damals fast zwei Wochen brauchte...“ Sie verwischte die Tränen. „Warum vergönnst du mir mein Glück nicht einfach? Warum kannst du dich nicht für mich freuen?“
„Schätzchen...“ Maja erhob sich und umarmte ihre schluchzende Tochter. „Ich will dich doch nur schützen.“
Sarah löste sich aus ihren Armen. „Wovor denn? Der Liebe?“
„Sarah...“ Maja strich ihr die verklebten Haare aus der Stirn. Ihre Tochter vermochte ihren Blick nicht zu deuten. „Liebe...“ Sie atmete tief durch. „...muss wachsen. Ihr kennt euch doch erst seit kurzem. Es mag sein, dass ihr euch verliebt habt. Aber du kannst einen Menschen nicht nach wenigen Tagen lieben.“
Sarah schüttelte den Kopf. „Warum nicht? Weil du es nicht kannst? Es gibt viele Paare, welche vom ersten Augenblick an wussten, dass sie füreinander bestimmt sind.“ Sie blickte ihrer Mutter in die Augen. Ein trauriger Glanz durchzog diese.
Maja runzelte die Stirn. „Du solltest aber dein eigenes Leben nicht vollkommen aufgeben. Das ist kein Mann wert. Nicht einmal die groÃe Liebe. Kommt ein Brief von ihm, wird dieser dich auch erreichen, wenn du nicht zuhause gewesen bist. Wenn dieser Eduardo dich wirklich liebt, will er gewiss nicht, dass du dich den ganzen Tag vor der Sonne und anderen Menschen versteckst.“
Sarah presste den Kopf schluchzend an die Brust ihrer Mutter. „Ich vermisse ihn so sehr.“
Maja atmete tief durch und strich ihr sanft über den Kopf. Auf ihrer Stirn bildete sich eine tiefe Falte. „Er wird dir schreiben.“ Sagte sie schlieÃlich. „Aber bis dahin solltest du ein wenig raus gehen. Du möchtest ihm doch in deinem nächsten Brief mehr zu erzählen haben, oder? Ich würde von meiner Freundin lieber etwas über heitere Erlebnisse der letzten Woche erfahren, als über die pastellgelben Wände ihres Zimmers...“ Maja hob Sarahs Kinn. „...obwohl diese Farbe zugegeben wirklich schön und zumindest einen Absatz wert ist.“ Sie zwinkerte.
Sarah gelang es nicht das Lächeln zu unterdrücken.
„Was war das denn? Hat da eben ein wenig meiner Tochter durchgeblitzt?“
„Mum...“
Maja musterte sie lächelnd. „So, jetzt zieh dich um. Wir wollen doch das neue Restaurant einweihen und dazu solltest du nun wirklich festlicher gekleidet sein.“
Sarah zögerte zuerst, nickte aber schlieÃlich. „Ich gehe nur noch schnell duschen.“
Maja blickte ihr Stirn runzelnd nach. Ein beunruhigendes Gefühl hatte sie beschlichen, welches sich nicht zu mildern wollte.