Hallo ihr Lieben :knuddel:
@Dani: Danke für deine Worte, SüÃe!
@alle: Ich habe weiter geschrieben und poste gleich das neue Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch. Freu mich, wie immer, sehr auf FBs!
Schönen Abend noch
Bussi Selene
3. Kapitel
Der sanfte Wind wehte durch ihr Haar. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Niemals zuvor hatte sie den Herbst gerochen. Es hatte bis vor wenigen Minuten geregnet. Das feuchte Gras schien in der Sonne zu schimmern. Rory verspürte die Lust die Schuhe auszuziehen und zu laufen. So weit und lange sie ihre FüÃe tragen würden. Einfach zu laufen, das feuchte Gras und die Erde zu spüren. Zu Leben, inmitten dieser Pracht von Farben. Rory wünschte sich nichts mehr als wieder zu leben.
Garden Manor warf einen sanften Schatten auf seine Gartenanlage. Rory dachte an Rosie und Elizabeths Worte. Rosie lebt in einer Welt, welche sie sich selbst kreiert hat. Aber in gewisser Weise tun wir das doch alle, oder? Auch wenn Elizabeth das wahrscheinlich vor allem auf ihr eigenes Leben bezogen hatte, die Worte hatten Rorys Herz schmerzlich berührt. Während sie über die funkelnden Gräser schritt, dachte sie an ihre Mutter. Was Lorelai wohl gerade machte? Sie sah sie vor sich, mit Luke auf der Couch sitzend. Einander umschlingend. Sich küssend. Doch das war ein Trugbild, das wusste sie. So sehr sie den beiden nichts anderes wünschte, sie wusste, dass sie nicht mehr so einfach ihre Liebe leben konnten. Nicht nachdem, was passiert war. Lorelai sorgte sich zu sehr um ihre Tochter und das war sicherlich ein weiterer Grund dafür, dass jene sich entschlossen hatte für ein paar Monate weg zu gehen. Rory wollte nicht nur Abstand zu einem vergangenen Leben gewinnen, es sollte auch Abstand von ihr bekommen. Vielleicht würde durch ihre Abwesenheit wieder alles besser werden.
Sie dachte an Elizabeths Worte. „Meine Mutter war mir nicht nur Inspiration, sie war mir Vorbild und Seelenschwester. Durch sie hatte ich gelernt mich durchzusetzen und für meine Träume zu kämpfen. Sie war viel talentierter und leidenschaftlicher als ich, hatte aber nie die Möglichkeit gehabt sich zu entfalten, sich zu verwirklichen. Was haben wir Töchter doch für ein Glück.“ Elizabeths Augen hatte ein feuchter Schimmer durchzogen. Sie hatte das Thema gewechselt und von ihrer frühen Kindheit erzählt, in welcher sie in einer winzigen Wohnung gemeinsam mit ihrer Familie gelebt hatte. Das Gespräch war erneut in oberflächliche Bahnen verlaufen. Doch Rory hatte es gesehen. Für einen kurzen Augenblick hatte sie tief in Elizabeths Seele geblickt und es gespürt. Da war so viel, was die ältere Dame in Wirklichkeit sagen wollte. Und Rory hatte das Gefühl, dass sie es nicht einer Fangemeinde erzählen wollte, welche begierig die Reportage verschlingen würde, sondern allein ihr.
„Du kannst immer auf mich zählen. Ich bin immer da für dich. Ich liebe dich, mein Schatz, mehr als alles andere.“ Lorelais Augen hatten getränt, als sie diese Worte gesprochen hatte.
Rory war ihrer Mutter dankbar. Diese war ihr stets beigestanden, hatte alles für sie getan. Ohne ihre Unterstützung hätte sie niemals all diese Möglichkeiten im Leben erhalten, wäre nicht zu diesem Menschen geworden, der sie einmal gewesen war. Eine einzelne Träne rann über ihre Wange. „Sprich mit mir, Rory. Sag doch etwas!“ Rory presste die Augen zusammen. Die Worte hallten in ihrem Kopf. Sie hatte den Menschen, der ihr alles bedeutete, der stets für sie da gewesen war, von sich gestoÃen. Lorelais Tränen hatten sie nur noch wütender gemacht. Sie hatte die Menschen, welche sie am meisten liebte, verletzt. Sie hatte sie verletzt, weil sie ihr helfen wollten.
Der Wind wurde kühler. Rory fröstelte. Ihre Beine begannen unter der dünnen schwarzen Stoffhose zu zittern.
Sie betrachtete die Gravur lächelnd. Sie war fein geschwungen. Wie viel Arbeit mochte wohl hinter diesem Kunstwerk stecken? „In ewiger Liebe.“
Es war sein Ernst gewesen. Er liebte sie. Und sie vertraute seinen Worten, dass sie die erste war, welcher er sein Herz geschenkt hatte.
Drei Jahre lang hatten ihre Seelen, ihre Herzen, gemeinsam Wege beschritten. Sonnige, ebene. Aber auch steinige und verstaubte. Doch nach jeder stürmischen Nacht war ein sanfter Morgen gekommen. Bis es eines Tages keinen Morgen mehr gegeben hatte. Die Sonne gänzlich verschwunden war und den Himmel in tiefer Dunkelheit zurückgelassen hatte. Die Schluchten waren wie aus dem Nichts erschienen und hatten Rory mit sich gerissen. Mit sich in unergründliche Tiefen.
„Wir müssen reden. Bitte, Rory. Du kannst das nicht machen.“ Tränen spiegelten sich in seinen Augen.
Doch sie schlug die Tür zu. Und rannte. Er hatte es zugelassen. Er hatte sie nicht fest gehalten, als sie in den Abgrund gestürzt war.
Rory presste die Augen zusammen. Sie wollte es nicht mehr sehen. Sie konnte nicht mehr. Tränen rannen über ihre Wangen. Nichts wird dich länger verfolgen als deine Vergangenheit, schlieÃt du nicht mit ihr ab. Das hatte Elizabeth vor vielen Jahren geschrieben. Die junge Frau in der Kurzgeschichte hatte sich das Leben genommen. Die schweren Seile der Verdrängung hatten ihr Herz so fest umschlossen, dass es erstickt war. Erstickt am eigenen Leid.
Würde es Rory eben so gehen? Würde sie diesem Druck länger standhalten können? Sie versuchte sich wieder auf die Wiese zu konzentrieren, die bunten Bäume. Rory atmete tief ein und dachte an Elizabeths Worte, welche sie noch am kommenden Abend nieder schreiben wollte.
Der nächste Morgen wurde von einem heulenden Sturm begleitet. Rory atmete erleichtert auf, als sie das geheizte Gebäude endlich betreten hatte und schloss die Tür schnell. Im Speisesaal herrschte munteres Geplauder. Mittwochs war immer Apfelstrudeltag, wie Rory später erfahren sollte. Die Heimbewohner freuten sich immer besonders auf jene Köstlichkeit. Zumindest jene, die diese essen durften.
Rosie winkte Rory schon von weitem. Der Stuhl neben ihr war leer. Rory erwiderte ihr Lächeln und näherte sich der älteren Dame. „Guten Morgen, Rosie. Wie geht es Ihnen?“
Rosie pickte eine Rosine aus dem Strudel und verschlang sie gierig. „Wunderbar, mein Kind. Und Ihnen?“
„Sehr gut, danke. Sagen Sie, hat Mrs. O’ Reilly bereits gefrühstückt?“
Rosie runzelte die Stirn und fixierte ihre Kaffeetasse. SchlieÃlich schüttelte sie überzeugt den Kopf. „Nein. Heute habe ich Elizabeth noch nicht gesehen. Aber…welchen Tag haben wir denn heute?“
„Mittwoch.“
Rosie nickte. „Mittwochs bekommen wir immer Apfelstrudel. Elizabeth ist so empört darüber, dass sie lieber in ihrem Zimmer frühstückt.“
„Guten Morgen!“ Mia war an den Tisch getreten. „Miss Gilmore, Elizabeth hat es heute vorgezogen in ihrem Zimmer zu frühstücken. Sie können sie dort gerne schon besuchen. Etwas Gesellschaft wird ihr gut tun.“
„Vielen Dank.“ Rory nickte.
Mia wandte sich sogleich ab und lief zu einer Patientin eines anderen Tisches, welche sie gerufen hatte.
„Auf wieder sehen, Rosie. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ Rory drückte die Hand der älteren Dame und verlieà den Saal.
An jenem Tag drang keine Musik aus dem Zimmer Elizabeths. Rory klopfte zweimal und öffnete die Tür, nachdem keine Antwort gekommen war.
Elizabeth saà Tee trinkend über eine Zeitung gebeugt und sah nicht hoch.
Rory schloss die Tür Stirn runzelnd. „Guten Morgen, Mrs. O’ Reilly. Mia sagte, ich könnte schon zu Ihnen. Ich hoffe, dass ist auch Ihnen Recht?“
Elizabeth sah hoch und schob die Brille höher. „Wenn nicht, würden Sie wieder gehen?“
„Und etwas später oder morgen wieder kommen, ja.“
Elizabeth schob die Zeitung seufzend beiseite. „Dann bringen wir es schnell hinter uns. Ich spiele mittwochs vor dem Mittagessen immer Schach mit Martha. Sie ist die geborene Verliererin. Setzen Sie sich.“ Sie wies auf den Stuhl gegenüber.
Rory folgte ihren Worten.
Elizabeth betrachtete sie eingehend. „Sie sehen blass aus.“
„Ich habe die letzte Nacht nur vier Stunden geschlafen.“
Die Ãltere nickte. „Ich habe in Ihrem Alter in jeder Nacht nur vier Stunden geschlafen.“ Sie nahm die Brille ab und putzte sie mit ihrem Rockzipfel. „Also? Wo waren wir stehen geblieben?“
„Sie haben über Ihre Mutter erzählt und Ihre frühen Kinderjahre.“ Rory zog das Diktiergerät aus ihrer Tasche und stellte es an.
Elizabeth nickte langsam und fixierte ihre dunkelblaue Teetasse. „Ich hatte drei Geschwister. Joshua war der älteste von uns. Er war sechs Jahre älter als ich und bereits mit fünfzehn ein richtiger Mann. Wir haben ihn immer bewundert. Mit siebzehn ging er auf ein College und zog aus. Wenig später gründete er seine eigene Familie. Er motivierte mich stets zum Schreiben, obwohl er meine Worte stets heftig kritisierte.“ Für einen Moment spiegelte sich ein leichtes Lächeln auf Elizabeths Lippen. „Gloria war ein Jahr jünger als ich. Sie war bildhübsch, ihr Gesicht glich dem einer Porzellanpuppe. Gloria war immer sehr auf ihr ÃuÃeres bedacht, aber sie war nicht hochmütig. Im Gegenteil. Gloria war ungewöhnlich bescheiden, friedliebend und half vor allem Mutter stets. Sie konnte mit Gedichten und Geschichten nie etwas anfangen, auÃer sie handelten von der Liebe. Sie war so verträumt und erzählte mir immer von ihrem Ritter in schillernder Rüstung. Es überraschte niemanden, dass sie bereits im zarten Alter von siebzehn den jungen Liam, den Sohn eines Geschäftskollegen unseres Vaters, heiratete.“ Elizabeths Stimme wurde ernster. „Dann war da noch Frederic. Freddy war unser aller Liebling, unser Sonnenschein. Er war stets fröhlich und liebevoll, zu allen Menschen. Seine leichte, geistige Behinderung beeinträchtigte ihn nur wenig. Dennoch, kein Arbeitgeber zeigte die Bereitschaft ihn einzustellen. Er bekam seinen ersten Arbeitsplatz erst mit zweiunddreiÃig Jahren. In einer Fabrik, welche Spielzeug herstellte. Mehr traute man ihm nicht zu…“ Sie schüttelte den Kopf. „Freddy besaà ein unglaubliches Talent. Er spielte am Klavier wie ein junger Gott. Doch das interessierte niemanden. Er war geistig behindert, das war alles, an was die Leute dachten.“ Elizabeth erhob sich langsam und ging zu ihrem Bett. Sie öffnete die Nachttischlampe und zog eine kleine Kassette heraus, welche sie in den alten Rekorder, welcher auf dem Nachttisch stand, einlegte. Die sanfte Melodie begann Rory sofort zu fesseln. Sie klang anfangs zart, schlieÃlich leidenschaftlich und kraftvoll. Aber auch schwermütig, berührend. Eine einzelne Träne rann über Rorys Wange.
Elizabeth bemerkte es. „Das war das einzige wirklich bewundernswerte, was ich geschaffen habe. Freddy hat mich inspiriert es zu schreiben und er hat es gespielt. Erst Jahre später haben wir es aufnehmen lassen. Joshua, damals bereits Chirurg, hat die Kosten übernommen.“
„Es ist wundervoll. Unbeschreiblich. Warum…warum haben Sie es nie verkauft?“
Elizabeth schaltete den Kassettenrekorder aus. Eine bedrückende Stille erfüllte den Raum augenblicklich. Ein merkwürdiger Druck erfasste Rorys Herz.
Elizabeth setzte sich. Sie sah ihr in die Augen. Regungslos. „Freddy hatte niemals die Chance gehabt sein eigenes Stück auf Kassette anzuhören. Er war schon länger krank gewesen und starb in seinem Kinderbett, bevor ich mit der Musikkassette nachhause gekommen war. Wir konnten nicht gleich alles bezahlen. Davor wollten sie uns allerdings die Kassette nicht geben. Joshua und ich fuhren an jenem verregneten Morgen gemeinsam zu der Firma. Als wir nachhause kamen glühten unsere Wangen vor Freude, unsere Herzen pochten wie verrückt. Wir brannten darauf Freddy endlich die Kassette zu überreichen. Ich wusste es, als uns Mutter plötzlich im Vorraum, wo wir hastig aus den nassen Schuhen geschlüpft waren, entgegenkam. Ihre Augen. Ich habe den Ausdruck in ihren Augen niemals vergessen.“ Elizabeth atmete tief durch. Sie fixierte die Teetasse.
Rory verspürte das Bedürfnis ihre Hand zu drücken, wagte es jedoch nicht. „Sie hatten eine sehr innige Beziehung zu Ihrem Bruder. Meine Mutter sagte einmal, dass Menschen ewig leben, so lange sie in unserem Herzen sind.“
Elizabeths Miene änderte sich augenblicklich. Ihre Augen bekamen erneut einen emotionslosen Ausdruck. Sie nippte an ihrem Tee, der nun schon kalt sein musste. „Ich brauche weder eine Freundin noch eine Therapeutin, Miss Gilmore. Sie kommen Jahrzehnte zu spät.“
Rory unterdrückte ein Seufzen. „Worum ging es in dem Stück?“ Fragte sie schlieÃlich zögernd.
Elizabeth lehnte sich zurück. „Warum wollen Sie das wissen? Denken Sie, das interessiert Ihre Leser? Sie werden es doch ohnehin niemals hören. Oder wollen sie die Melodie etwa beschreiben? Musik ist nicht in Worte fassbar. Sie ist so viel mehr als nur leblose Sätze.“
Rory biss sich auf ihre Unterlippe und unterdrückte eine Frage, welche ihr am Herzen lag. Sie betrachtete Elizabeth nachdenklich. „Hat Ihr Bruder noch weitere Ihrer Stücke gespielt?“
Die Ãltere lachte auf. „Jedes einzelne. Ohne die Gewissheit, dass er es weià zu spielen, hätte ich es nie gewagt es zu veröffentlichen. Und ihre Mutter…hat sie auch jeden Ihrer Artikeln gelesen?“
Rory lächelte leicht, als sie an Lorelai dachte. Ihre Mutter hatte sie immer motiviert, sie unterstützt ihren Traum zu verwirklichen. Warum hatte sie den Menschen, den sie am meisten liebte, nur so sehr verletzt? Elizabeth hätte Freddy gewiss nie so wehgetan, sie hätte ihn niemals alleine gelassen. „Ja, das hat sie.“
Elizabeth nickte. „Und was sagt sie? Gefallen ihr Ihre Werke?“
„Ja, die meisten.“ Rory strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Sie haben noch nichts über Ihren Vater erzählt. Wie war Ihre Beziehung und die Ihrer Geschwister zu ihm?“
Elizabeth runzelte die Stirn. „Er musste viel arbeiten um uns zu ernähren. An mir und Freddy hatte er nicht viel Interesse, er konzentrierte sich mehr auf die zwei hoffnungsvolleren Kinder.“ Es klang gleichgültig. Rory fragte sich, wie sehr Elizabeth und Freddy wohl unter der Kühle ihres Vaters tatsächlich gelitten haben mussten. „Und sollte das Ihre nächste Frage sein: Nein, mein Vater hat die Beziehung zu meinem Mann nicht beeinflusst. Sie haben Ihre Berufung verfehlt, Miss Gilmore.“
„Entschuldigen Sie, ich wollte nicht taktlos erscheinen.“
Elizabeth verschränkte die Arme und legte sie auf ihren Bauch. „So wird das nichts. Sie dürfen sich nicht stets entschuldigen. Sie müssen selbstsicherer werden. Stehen Sie zu Ihren Worten, zu ihren Gedanken, zu Ihren Gefühlen, nur so können sie tatsächlich schreiben. Nicht Ihre Hand sollte Sie führen, sondern alleine ihr Herz. In Wirklichkeit ist jedes Schriftstück eine Beichte, eine Offenbarung der Seele, von Gefühlen, welchen man sich manchmal gar nicht bewusst gewesen ist.“
„Ich bin Verfasserin sachlicher Artikeln.“
Elizabeth rückte ihre Brille zurecht und musterte Rory belustigt. „Das ändert nichts daran. Sie können erst wirklich schreiben, wenn sie es mit dem Herzen tun.“
„Wann haben Sie begonnen zu schreiben?“
„Ich habe mein Leben lang geschrieben. War gerade kein Stift in der Nähe, hatte ich die Gedanken so lange festgehalten, bis sie auf Papier ihr zuhause finden konnten.“
„Können Sie sich noch erinnern, wovon Ihr erstes Werk erzählte?“
Elizabeth runzelte die Stirn. „Von meiner schweren Kindheit. Das würde gerne gelesen werden, nicht? Oder von der Behinderung meines Bruders? Von den Kriegszuständen? Dem Traum nach ewigen Frieden? Suchen Sie es sich aus. Es ist mir einerlei.“
„Ich möchte nicht irgendetwas schreiben. Mir liegt es am Herzen wahre Worte wiederzugeben.“
Elizabeth lachte. „Sie sind erst viel zu kurze Zeit Journalistin. Sehen Sie diese Zeitung dort neben der Tasse? Ohne es nachgeprüft zu haben, weià ich, dass mehr als dreiviertel des Inhalts erfunden oder hoch dramatisiert wurde.“
„Unser Magazin achtet sehr auf wohl recherchierte Artikel.“
Elizabeth nickte. „Deshalb ist es wahrscheinlich so unbekannt…so, sie wollen also die Wahrheit erfahren…gibt es denn eine Wahrheit?“
Rory runzelte die Stirn. „Sagen Sie es mir.“
Ein kurzes Lächeln umspielte Elizabeths Lippen. „Ich habe über meinen braunen Stoffteddybären geschrieben. Verkauft sich das auch?“
„Durchaus.“
„Sie werden mir hoffentlich ein Exemplar dieser Reportage senden?“
„Besser. Sie werden sie noch vor der Veröffentlichung lesen. Es wird nichts abgedruckt, was Sie nicht möchten.“
Elizabeth nickte. „Gut zu hören.“
Rory warf einen kurzen Blick auf das Bild mit der Gondel über dem Bett. Die Signatur stach ihr ins Auge, obwohl sie sie von dieser Entfernung nicht mehr entziffern konnte. Gestern hatte sie es nicht gewagt nach dem unbekannten Namen zu fragen, nun verspürte sie den Drang jedoch erneut. „Sagen Sie, Mrs. O’ Reilly,…“
Plötzlich vernahmen sie ein leises Klopfen. Die Tür wurde sogleich geöffnet. Eine kleine Dame, mit eisgrauem Haar, zu einem schlichten Dutt gebunden, musterte die beiden zögernd.
„Kannst du nicht klopfen, Martha?“
„Entschuldige, Elizabeth.“ Sie wies auf ihre Armbanduhr. „Wir wollten Schach spielen.“
Elizabeth überzeugte sich auf ihrer eigenen Uhr von der Zeit. Sie nickte. „Du hast Recht. Komm schon mal herein. Das ist Miss Gilmore.“
Martha lächelte schüchtern, erwiderte jedoch nichts auf Rorys freundlichen GruÃ.
„Kommen Sie morgen erst am Nachmittag.“ Bat Elizabeth.
Rory nickte. „Ja, natürlich.“ Antwortete sie freundlich, ohne nach dem Grund zu fragen.
Rory nippte an ihrer Tasse Kaffee. Es war bereits elf Uhr abends, doch sie konnte nicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf. Sie stellte den Laptop auf ihren Schoà und schaltete ihn ein. Das Programm öffnete sich nach wenigen Minuten.
Hallo Mum,
Ich hoffe, es geht dir gut. Wie läuft es im Hotel? Wie geht es Luke und Jamie?
Telefoniert mein kleiner Bruder noch immer so gerne? Er kommt anscheinend ganz nach uns beiden.
Mir geht es gut. Das Interview läuft sehr gut.
Irland ist wunderschön, es würde dir gefallen. Ich sende dir anbei ein paar Fotos.
Ich werde mich bald wieder melden.
Ich hab dich lieb. Grüà alle.
Rory