08.06.2007, 16:00
So zweiter Versuch, nachdem beim ersten Mal plötzlich alles weg war. Mal sehen ob ich es noch mal zusammen kriege.
[email=Also@Selene]Also @Selene[/email]. Ich danke dir sehr für deine Worte, das baut echt auf. Und ich werde auf jeden Fall weiter schreiben, egal was noch kommen mag. Dazu stecke ich viel zu viel Energie und Ideen in meine Geschichte und den Sequel, der mir mittlerweile genauso ans Herz gewachsen ist wie MoL. Also die Drohung an alle, es geht noch ein ganzes Stück weiter. Du hast auch recht, dass nicht jeder immer genug Zeit hat, aber einige sehe ich hier jeden Tag rumspringen, da bin ich dann schon traurig drüber, während es bei anderen wirklich Zeitmangel ist. Wer das hier jetzt liest, wird wohl wissen, wer sich da angesprochen fühlen darf und wer nicht.
Wir dem auch sei. Es gibt heute das nächste Kapitel. Etwa mittlere Länge, aber ich darf behaupten, dass es mir ausnahmsweise mal richtig gut gefällt. Euch vielleicht auch. In diesem Sinne. Viel Spass beim lesen.
Lg Emerson Rose
Teil 50
Nach einer, durch das kleine Bett zwar etwas unbequemen aber trotzdem romantischen Nacht, ziehen sich David und Sarah am Vormittag für die Fahrt zu Davids Vater um. Jim und seine Frau Carrie wohnen mit dem gemeinsamen Sohn Robert am entgegen gesetzten Ende der Stadt. Eine gute Stunde sind sie dadurch unterwegs und müssen früh genug losfahren, um zum Mittag essen pünktlich da zu sein.
Sarah ist während dieser Zeit ungewöhnlich still und in sich gekehrt. Anfangs spielt David den Fremdenführer und erklärt ihr, an welchen Sehenswürdigkeiten sie gerade vorbeifahren, doch irgendwann lässt er es.
âWas geht nur in deinem hübschen Kopf herum?â
âWie bitte?â Sarah erwacht aus ihrem Tagtraum und sieht zu David rüber.
âDu hörst mir überhaupt nicht zu.â Er schmunzelt.
âSorry, ich habe das alles nur auf mich wirken lassen und festgestellt, wie sehr sich Washington von Boston unterscheidet. Es ist alles so hektisch und laut hierâ, versucht sie von ihren eigentlichen Gedanken abzulenken, die sie seit dem aufstehen beschäftigen und einfach nicht loslassen wollen.
âDu musst aber zugeben, Boston ist auch nicht gerade eine Kleinstadt.â
âTrotzdem bin ich froh, wenn wir wieder zu Hause sind.â
âIch auch Schatz, ich auch. Mich hält hier nichts.â
âAuch nicht dein Vater?â tastet Sarah sich allmählich zum Kern der Sache vor.
âWie kommst du jetzt darauf?â Langsam dämmert es David.
âNa ja, weil ihr wieder Kontakt habt, nach der langen Zeit. Immerhin ist er ein Teil deiner Familie.â
âSchatz, meine Familie, das sind du und Emily bzw. Julie. Das ist Fakt und wird immer so sein. Dass ich mit Jim wieder rede und wir ihn jetzt besuchen werden, steht auf einem anderen Blatt. Er hat sich geändert, das weià ich mittlerweile, trotzdem sind zu viele Jahre vergangen, um das alles aufzuholen, was eine richtige Vater/Sohn Beziehung ausmacht. Und das will ich auch gar nicht. Für mich ist Jim ein Mann, der in seinem Leben Fehler gemacht hat, die ich zwar nicht vergessen kann, aber verzeihen. Mir ist bewusst, das hast du alles von mir schon mal gehört, aber ich möchte, dass du ihn als den Menschen siehst, der er heute ist und nicht als der, der er einmal war.â
âIch werde es versuchen. Es ist sonst auch nicht meine Art jemanden vorher zu verurteilen. Doch es geht um dich und da bin ich wohl nicht wirklich objektiv.â Da sie gerade an einer roten Ampel stehen, beugt Sarah sich rüber und drückt David flink einen Kuss auf die Wange. âIch liebe dich.â
âIch dich auch mein Sonnenschein.â
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Endlich angekommen, werden David und Sarah bereits von Robert, Davids Halbbruder erwartet. Er hat vor dem Haus scheinbar Basketball gespielt und schlendert nun mit dem Ball unter dem Arm auf das Auto zu.
Somit hat Sarah Gelegenheit, sich Robert genauer anzusehen und vielleicht Ãhnlichkeiten mit David zu erkennen. Die scheinen allerdings minimal zu sein. âWollen wir aussteigen?â David hat sie schon wieder beim träumen erwischt. Sarah nickt nur, schnallt sich ab und öffnet dann die Tür. Als sie Emily mit samt der Babyschale aus dem Auto befreit, begrüÃen sich die Brüder herzlich. âNa Kumpel, wie gehtâs?â
âSuper. Ist das deine Freundin?â fragt Robby leise und sieht verstohlen zu Sarah rüber.
âJa, das ist Sarah, und das kleine Mädchen da, ist deine Nichte Emily. Du bist also Onkel. Welcher Neunjährige kann das schon von sich behaupten.â
Robby grinst und zeigt seine derzeitige Zahnlücke. âIst ja cool.â
Gemeinsam gehen sie ins Haus, wo Sarah zum ersten Mal Jim Hannigan gegenüber steht bzw. ihn unauffällig mustert, als David sie miteinander bekannt macht. Der Mann wirkt so ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hat. Jim Hannigan ist 54 Jahre alt, ca. 1,80 m groà mit wachen, blauen Augen und dichten, dunklen Haaren, die hier und da erste graue Strähnen aufweisen. Freundlich lächelt er Sarah jetzt an, als er ihr die Hand reicht und er strahlt noch etwas mehr beim Anblick seiner Enkeltochter. David hat sie inzwischen hochgenommen.
âDu bist also Emily. So ein hübsches kleines Mädchen und bis auf die Augen kommst du ganz nach deiner Mommy.â Jim kann sich gar nicht satt sehen, bleibt aber auf Distanz und schaut von David zu Sarah und wieder zurück. âWir freuen uns, dass ihr unserer Einladung gefolgt seid.â
âKein Thema Jim. Wenn wir schon mal alle in Washington sind.â
Erst jetzt fällt Sarah bewusst auf, dass David nicht Dad oder Vater sagt, sondern ihn mit Jim anspricht. Wie bei einem Bekannten oder Freund. So einfach scheint es für ihn also doch nicht zu sein, die Vergangenheit zu vergessen und bewältigen.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Zum Mittag hat Carrie, Jims Frau, den Tisch im Wintergarten gedeckt, wo sie jetzt im Frühling einen wundervollen Blick auf die Landschaft hinterm Haus haben und die Sonne wärmend vom Himmel scheint.
Die Stimmung während des Essens ist entspannt. Obwohl Sarah immer wieder verstohlen zu Jim rüber sieht, ihn beobachtet, wie er mit Robby umgeht oder sich mit David unterhält. Dabei fragt sie sich im Stillen, wieso die Vergangenheit so ausarten konnte.
Als auch der letzte Krümel des Desserts aufgegessen ist, und Carrie das Geschirr abräumt und in die Küche bringt, steht Sarah mit auf und hilft ihr dabei. Robby ist schon wieder vor dem Haus Basketball spielen. David und Jim beschäftigen sich derweil mit Emily die, obwohl es eigentlich ihre Zeit wäre, noch putzmunter ist.
âEs ist sehr schwer und mit vielen Anstrengungen verbunden das was mal war zu vergessen oder es zumindest zu verarbeitenâ, hört sie Carrie und fühlt sich ertappt.
Sie hat sich beim Blick zum Wintergarten verloren. Jim hält gerade Emily auf dem Schoà und erzählt ihr scheinbar etwas. âDu weiÃt also, was er David damals angetan hat.â Es ist teils Frage und teils Feststellung. Carrie nickt und stellt sich neben Sarah an den Tresen, der zur Kücheninsel gehört. Die Teller und das Besteck haben Zeit.
âJim hat es mir gleich bei unserer ersten Begegnung gesagt. Allerdings auch noch acht anderen Leuten. Wir haben uns bei den Anonymen Alkoholikern kennen gelernt. Tja und irgendwann nach ca. einem dreiviertel Jahr merkten wir, dass da mehr ist als nur Freundschaft. Dabei wurden von vielen Seiten Stimmen laut, eine Beziehung bzw. Ehe zwischen zwei trockenen Alkoholikern, das geht nie gut. Das kann einfach nicht funktionieren. In einer Krisensituation würden wir uns ab einem bestimmten Punkt zwangsläufig gegenseitig in den Abgrund ziehen. Das wäre das Ende und Jim und ich erneut da, wo wir nie wieder hin wollten. Dabei wissen wir beide, vielleicht sogar besser als manch anderer, über unsere Schwächen bescheid, geben uns gegenseitig Kraft, wenn es mal nicht so läuft wie es soll oder sind umso dankbarer für jeden glücklichen Moment. Mag er noch so klein sein.â
âDas verstehe ich nur zu gut. Ohne David, da fehlt mir etwas. Nämlich er. Allein schon wenn ich jetzt Emily ansehe. Sie hat so viel mehr von David als nur die Farbe seiner Augen. Wenn sie mich anlächelt, ihre kleinen Ãrmchen nach mir ausstreckt, dann fühle ich mich genauso geborgen wie in seinen Armen. Ohne Emily wäre es bestimmt ungleich schwerer gewesen, die Wochen und Monate seit Anfang Januar zu überstehen. Ich habe auch so oft genug im Bett wach gelegen und gegrübelt. Wie geht es David, was tut er gerade, kontrolliert er vielleicht noch Hausarbeiten oder denkt er ebenfalls gerade an mich.â
âIhr habt eine schmerzhafte Trennungszeit hinter euch, für Jim war es dafür groÃes Glück, dass David einige Monate hier in Washington lebte und sie sich nach so vielen Jahren wieder treffen konnten. Schon früher hat er ab und zu davon gesprochen, mit ihm und Julie wieder Kontakt aufzunehmen. Doch die Scham und Angst vor der Zurückweisung war gröÃer. Erst als Joyce im Sterben lag, haben sie Briefe ausgetauscht und zwei oder dreimal telefoniert. Sie wollte ihre Kinder nicht allein zurück lassen, auch wenn die zwei schon lange keine Kinder mehr sind.â
âWohl wahr. Jim hat mittlerweile nicht nur eine Enkelin sondern auch einen Enkelsohn, Connor. Weià er davon?â
âJa, Julie hat uns Anfang des Jahres angerufen und danach ein paar Zeilen und Fotos geschickt. Ein wirklich niedlicher kleiner Kerl.â
âUnd ganz vernarrt in Emily. Er konnte es kaum erwarten, dass sie geboren wurde. Natürlich hat Connor das ganze noch nicht wirklich begriffen, immerhin wird er diesen Juni erst drei Jahre alt, aber er hat sich genauso gefreut wie die ganze Familie.â
âKinder sind schlieÃlich unsere Zukunft.â
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
An diesen Satz denkt Sarah noch immer, als sie sich am frühen Abend auf dem Heimweg befinden. Sie ist genauso still und in sich gekehrt wie am Vormittag, doch jetzt liegt ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht, ihre Züge sind entspannt und die Augen leuchten wie zwei grüne Smaragde.
âWas hältst du davon, wenn wir Carrie, Jim und Robby ab und zu mal besuchen oder sie vielleicht zu uns einladen?â fragt sie und schaut dabei zu David rüber. Der schaut nur kurz überrascht zurück, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentriert und antwortet.
âIst dir das wirklich ernst mit der Einladung?â
âDu hast mir heute Morgen gesagt, ich soll Jim so sehen, wie er jetzt ist und daran habe ich versucht mich zu halten. Meine Entscheidung steht fest, ich würde es gern sehen, wenn wir als Familie auch weiterhin Kontakt halten.â
David schweigt eine ganze Weile und Sarah glaubt erst, ihre Worte sind nicht angekommen. Doch das sind sie, denn David blinzelt gegen die tief stehende Sonne und wischt sich rasch eine verirrte Träne aus dem Augenwinkel. âDankeâ flüstert er kaum hörbar. âDu glaubst gar nicht, wie viel mir das bedeutet.â
âDann gilt der Dank auch Carrie. Sie ist eine sehr kluge Frau, offen und herzlich, aber trotzdem ehrlich zu sich selbst und anderen.â
âMan kann gar nicht anders, als sie gern zu habenâ, fügt David hinzu. Sarah nickt nur und legt eine Hand auf den Unterarm ihres Freundes. Sie sind sich einig, da bedarf es keiner weiteren Worte. Der Dämon, der David über Jahre hinweg begleitete und nie wirklich los lieÃ, ist endlich verschwunden. Ein neuer Abschnitt seines, ihres gemeinsamen Lebens kann beginnen.
tbc..?
PS: Beinahe vergessen. Einen ganz lieben Dank an Curly_Angel fürs beta lesen.
[email=Also@Selene]Also @Selene[/email]. Ich danke dir sehr für deine Worte, das baut echt auf. Und ich werde auf jeden Fall weiter schreiben, egal was noch kommen mag. Dazu stecke ich viel zu viel Energie und Ideen in meine Geschichte und den Sequel, der mir mittlerweile genauso ans Herz gewachsen ist wie MoL. Also die Drohung an alle, es geht noch ein ganzes Stück weiter. Du hast auch recht, dass nicht jeder immer genug Zeit hat, aber einige sehe ich hier jeden Tag rumspringen, da bin ich dann schon traurig drüber, während es bei anderen wirklich Zeitmangel ist. Wer das hier jetzt liest, wird wohl wissen, wer sich da angesprochen fühlen darf und wer nicht.
Wir dem auch sei. Es gibt heute das nächste Kapitel. Etwa mittlere Länge, aber ich darf behaupten, dass es mir ausnahmsweise mal richtig gut gefällt. Euch vielleicht auch. In diesem Sinne. Viel Spass beim lesen.
Lg Emerson Rose
Teil 50
Nach einer, durch das kleine Bett zwar etwas unbequemen aber trotzdem romantischen Nacht, ziehen sich David und Sarah am Vormittag für die Fahrt zu Davids Vater um. Jim und seine Frau Carrie wohnen mit dem gemeinsamen Sohn Robert am entgegen gesetzten Ende der Stadt. Eine gute Stunde sind sie dadurch unterwegs und müssen früh genug losfahren, um zum Mittag essen pünktlich da zu sein.
Sarah ist während dieser Zeit ungewöhnlich still und in sich gekehrt. Anfangs spielt David den Fremdenführer und erklärt ihr, an welchen Sehenswürdigkeiten sie gerade vorbeifahren, doch irgendwann lässt er es.
âWas geht nur in deinem hübschen Kopf herum?â
âWie bitte?â Sarah erwacht aus ihrem Tagtraum und sieht zu David rüber.
âDu hörst mir überhaupt nicht zu.â Er schmunzelt.
âSorry, ich habe das alles nur auf mich wirken lassen und festgestellt, wie sehr sich Washington von Boston unterscheidet. Es ist alles so hektisch und laut hierâ, versucht sie von ihren eigentlichen Gedanken abzulenken, die sie seit dem aufstehen beschäftigen und einfach nicht loslassen wollen.
âDu musst aber zugeben, Boston ist auch nicht gerade eine Kleinstadt.â
âTrotzdem bin ich froh, wenn wir wieder zu Hause sind.â
âIch auch Schatz, ich auch. Mich hält hier nichts.â
âAuch nicht dein Vater?â tastet Sarah sich allmählich zum Kern der Sache vor.
âWie kommst du jetzt darauf?â Langsam dämmert es David.
âNa ja, weil ihr wieder Kontakt habt, nach der langen Zeit. Immerhin ist er ein Teil deiner Familie.â
âSchatz, meine Familie, das sind du und Emily bzw. Julie. Das ist Fakt und wird immer so sein. Dass ich mit Jim wieder rede und wir ihn jetzt besuchen werden, steht auf einem anderen Blatt. Er hat sich geändert, das weià ich mittlerweile, trotzdem sind zu viele Jahre vergangen, um das alles aufzuholen, was eine richtige Vater/Sohn Beziehung ausmacht. Und das will ich auch gar nicht. Für mich ist Jim ein Mann, der in seinem Leben Fehler gemacht hat, die ich zwar nicht vergessen kann, aber verzeihen. Mir ist bewusst, das hast du alles von mir schon mal gehört, aber ich möchte, dass du ihn als den Menschen siehst, der er heute ist und nicht als der, der er einmal war.â
âIch werde es versuchen. Es ist sonst auch nicht meine Art jemanden vorher zu verurteilen. Doch es geht um dich und da bin ich wohl nicht wirklich objektiv.â Da sie gerade an einer roten Ampel stehen, beugt Sarah sich rüber und drückt David flink einen Kuss auf die Wange. âIch liebe dich.â
âIch dich auch mein Sonnenschein.â
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Endlich angekommen, werden David und Sarah bereits von Robert, Davids Halbbruder erwartet. Er hat vor dem Haus scheinbar Basketball gespielt und schlendert nun mit dem Ball unter dem Arm auf das Auto zu.
Somit hat Sarah Gelegenheit, sich Robert genauer anzusehen und vielleicht Ãhnlichkeiten mit David zu erkennen. Die scheinen allerdings minimal zu sein. âWollen wir aussteigen?â David hat sie schon wieder beim träumen erwischt. Sarah nickt nur, schnallt sich ab und öffnet dann die Tür. Als sie Emily mit samt der Babyschale aus dem Auto befreit, begrüÃen sich die Brüder herzlich. âNa Kumpel, wie gehtâs?â
âSuper. Ist das deine Freundin?â fragt Robby leise und sieht verstohlen zu Sarah rüber.
âJa, das ist Sarah, und das kleine Mädchen da, ist deine Nichte Emily. Du bist also Onkel. Welcher Neunjährige kann das schon von sich behaupten.â
Robby grinst und zeigt seine derzeitige Zahnlücke. âIst ja cool.â
Gemeinsam gehen sie ins Haus, wo Sarah zum ersten Mal Jim Hannigan gegenüber steht bzw. ihn unauffällig mustert, als David sie miteinander bekannt macht. Der Mann wirkt so ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hat. Jim Hannigan ist 54 Jahre alt, ca. 1,80 m groà mit wachen, blauen Augen und dichten, dunklen Haaren, die hier und da erste graue Strähnen aufweisen. Freundlich lächelt er Sarah jetzt an, als er ihr die Hand reicht und er strahlt noch etwas mehr beim Anblick seiner Enkeltochter. David hat sie inzwischen hochgenommen.
âDu bist also Emily. So ein hübsches kleines Mädchen und bis auf die Augen kommst du ganz nach deiner Mommy.â Jim kann sich gar nicht satt sehen, bleibt aber auf Distanz und schaut von David zu Sarah und wieder zurück. âWir freuen uns, dass ihr unserer Einladung gefolgt seid.â
âKein Thema Jim. Wenn wir schon mal alle in Washington sind.â
Erst jetzt fällt Sarah bewusst auf, dass David nicht Dad oder Vater sagt, sondern ihn mit Jim anspricht. Wie bei einem Bekannten oder Freund. So einfach scheint es für ihn also doch nicht zu sein, die Vergangenheit zu vergessen und bewältigen.
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Zum Mittag hat Carrie, Jims Frau, den Tisch im Wintergarten gedeckt, wo sie jetzt im Frühling einen wundervollen Blick auf die Landschaft hinterm Haus haben und die Sonne wärmend vom Himmel scheint.
Die Stimmung während des Essens ist entspannt. Obwohl Sarah immer wieder verstohlen zu Jim rüber sieht, ihn beobachtet, wie er mit Robby umgeht oder sich mit David unterhält. Dabei fragt sie sich im Stillen, wieso die Vergangenheit so ausarten konnte.
Als auch der letzte Krümel des Desserts aufgegessen ist, und Carrie das Geschirr abräumt und in die Küche bringt, steht Sarah mit auf und hilft ihr dabei. Robby ist schon wieder vor dem Haus Basketball spielen. David und Jim beschäftigen sich derweil mit Emily die, obwohl es eigentlich ihre Zeit wäre, noch putzmunter ist.
âEs ist sehr schwer und mit vielen Anstrengungen verbunden das was mal war zu vergessen oder es zumindest zu verarbeitenâ, hört sie Carrie und fühlt sich ertappt.
Sie hat sich beim Blick zum Wintergarten verloren. Jim hält gerade Emily auf dem Schoà und erzählt ihr scheinbar etwas. âDu weiÃt also, was er David damals angetan hat.â Es ist teils Frage und teils Feststellung. Carrie nickt und stellt sich neben Sarah an den Tresen, der zur Kücheninsel gehört. Die Teller und das Besteck haben Zeit.
âJim hat es mir gleich bei unserer ersten Begegnung gesagt. Allerdings auch noch acht anderen Leuten. Wir haben uns bei den Anonymen Alkoholikern kennen gelernt. Tja und irgendwann nach ca. einem dreiviertel Jahr merkten wir, dass da mehr ist als nur Freundschaft. Dabei wurden von vielen Seiten Stimmen laut, eine Beziehung bzw. Ehe zwischen zwei trockenen Alkoholikern, das geht nie gut. Das kann einfach nicht funktionieren. In einer Krisensituation würden wir uns ab einem bestimmten Punkt zwangsläufig gegenseitig in den Abgrund ziehen. Das wäre das Ende und Jim und ich erneut da, wo wir nie wieder hin wollten. Dabei wissen wir beide, vielleicht sogar besser als manch anderer, über unsere Schwächen bescheid, geben uns gegenseitig Kraft, wenn es mal nicht so läuft wie es soll oder sind umso dankbarer für jeden glücklichen Moment. Mag er noch so klein sein.â
âDas verstehe ich nur zu gut. Ohne David, da fehlt mir etwas. Nämlich er. Allein schon wenn ich jetzt Emily ansehe. Sie hat so viel mehr von David als nur die Farbe seiner Augen. Wenn sie mich anlächelt, ihre kleinen Ãrmchen nach mir ausstreckt, dann fühle ich mich genauso geborgen wie in seinen Armen. Ohne Emily wäre es bestimmt ungleich schwerer gewesen, die Wochen und Monate seit Anfang Januar zu überstehen. Ich habe auch so oft genug im Bett wach gelegen und gegrübelt. Wie geht es David, was tut er gerade, kontrolliert er vielleicht noch Hausarbeiten oder denkt er ebenfalls gerade an mich.â
âIhr habt eine schmerzhafte Trennungszeit hinter euch, für Jim war es dafür groÃes Glück, dass David einige Monate hier in Washington lebte und sie sich nach so vielen Jahren wieder treffen konnten. Schon früher hat er ab und zu davon gesprochen, mit ihm und Julie wieder Kontakt aufzunehmen. Doch die Scham und Angst vor der Zurückweisung war gröÃer. Erst als Joyce im Sterben lag, haben sie Briefe ausgetauscht und zwei oder dreimal telefoniert. Sie wollte ihre Kinder nicht allein zurück lassen, auch wenn die zwei schon lange keine Kinder mehr sind.â
âWohl wahr. Jim hat mittlerweile nicht nur eine Enkelin sondern auch einen Enkelsohn, Connor. Weià er davon?â
âJa, Julie hat uns Anfang des Jahres angerufen und danach ein paar Zeilen und Fotos geschickt. Ein wirklich niedlicher kleiner Kerl.â
âUnd ganz vernarrt in Emily. Er konnte es kaum erwarten, dass sie geboren wurde. Natürlich hat Connor das ganze noch nicht wirklich begriffen, immerhin wird er diesen Juni erst drei Jahre alt, aber er hat sich genauso gefreut wie die ganze Familie.â
âKinder sind schlieÃlich unsere Zukunft.â
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
An diesen Satz denkt Sarah noch immer, als sie sich am frühen Abend auf dem Heimweg befinden. Sie ist genauso still und in sich gekehrt wie am Vormittag, doch jetzt liegt ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht, ihre Züge sind entspannt und die Augen leuchten wie zwei grüne Smaragde.
âWas hältst du davon, wenn wir Carrie, Jim und Robby ab und zu mal besuchen oder sie vielleicht zu uns einladen?â fragt sie und schaut dabei zu David rüber. Der schaut nur kurz überrascht zurück, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentriert und antwortet.
âIst dir das wirklich ernst mit der Einladung?â
âDu hast mir heute Morgen gesagt, ich soll Jim so sehen, wie er jetzt ist und daran habe ich versucht mich zu halten. Meine Entscheidung steht fest, ich würde es gern sehen, wenn wir als Familie auch weiterhin Kontakt halten.â
David schweigt eine ganze Weile und Sarah glaubt erst, ihre Worte sind nicht angekommen. Doch das sind sie, denn David blinzelt gegen die tief stehende Sonne und wischt sich rasch eine verirrte Träne aus dem Augenwinkel. âDankeâ flüstert er kaum hörbar. âDu glaubst gar nicht, wie viel mir das bedeutet.â
âDann gilt der Dank auch Carrie. Sie ist eine sehr kluge Frau, offen und herzlich, aber trotzdem ehrlich zu sich selbst und anderen.â
âMan kann gar nicht anders, als sie gern zu habenâ, fügt David hinzu. Sarah nickt nur und legt eine Hand auf den Unterarm ihres Freundes. Sie sind sich einig, da bedarf es keiner weiteren Worte. Der Dämon, der David über Jahre hinweg begleitete und nie wirklich los lieÃ, ist endlich verschwunden. Ein neuer Abschnitt seines, ihres gemeinsamen Lebens kann beginnen.
tbc..?
PS: Beinahe vergessen. Einen ganz lieben Dank an Curly_Angel fürs beta lesen.