Hey ihr, danke für euer Fb! :herz: (ja, ich machs heute mal wieder kurz, sorry!^^)
...und weg ist er
Betrübt sass Jess in der Wohnung seines Onkels und lass wie schon so oft in Hemingways ,Der alte Mann und das Meerâ. Er hatte den Streit zwischen Luke und Lorelai mitbekommen, und mit dem Türknallen Lorelais war seine letzte Hoffnung einfach so zerplatzt. Wie eine unscheinbare Seifenblase an der prallen Mittagssonne.
Nach ein paar Seiten musste er das Buch wieder beiseite legen. Zu sehr verband er es mit Rory. Vor noch nicht einmal all zu langer Zeit, hatte er ihr das Buch gegeben, im Glauben er würde sie niemals wiedersehen. Damals war er davon überzeugt, dass der Abschied für immer wäre, doch das Schicksal, obwohl Jess nicht daran glaubte, hatte sie wieder zusammen geführt. Doch jetzt war es wohl wirklich endgültig. ,,Verdammt!ââ Wütend und traurig zugleich schmiss er Hemingway erbarmungslos an die Wand. Es erschien ihm beinahe lächerlich, dass seine Beziehung zu Rory all seine begangenen Fehler überstanden hatte, doch jetzt an einem nie geschehenem Ereignis zerbrach. Vielleicht war es ihnen einfach nicht bestimmt, egal wie sehr er sie liebte. Er rang lange mit sich, doch schlussendlich hatte er eine Entscheidung getroffen und marschierte in sein Zimmer in Lizâ und TJâs Haus.
Erst zögerlich doch dann bestimmt, packte er nun bereits zum 3. Mal seinen Seesack, um Stars Hollow zu verlassen, mit der Gewissheit, dass es dieses Mal für immer wäre. Es tat ihm leid, dass er Luke und Liz schon wieder enttäuschen musste, doch er wusste nicht, wie er in dieser Kleinstadt leben sollte, wenn er jederzeit Rory über den Weg laufen könnte. Egal wie sehr er sich bemühen würde, wenn er in ihre Augen sähe, dann würde seine coole Fassade einstürzen und alle Welt würde über den kleinen Jess Mariano und seinen Kummer spotten.
Mit zitternder Hand schrieb er einen Abschiedsbrief an Luke und seine Mum. Nach langem Hin und Her verfasste er sogar einen an Rory. Auch wenn sie den Brief wahrscheinlich ungelesen zerreiÃen würde, wollte er dennoch die Wahrheit loswerden. Was sie damit anfing war ihre Sache.
Er hatte keine Ahnung wohin er jetzt gehen würde und wo er seine Nächte verbringen könnte, doch er war bereit, im Notfall auf irgendeiner Parkbank zu schlafen, solang er nicht in Rorys Nähe sein musste.
Vorsichtig schlich er zu ihrem Fenster und klemmte den Brief dort ein, als sein Blick auf die zusammengekauerte Person auf dem Bett fiel. Am liebsten hätte er sie sofort in den Arm genommen und ihr die Tränen von ihren zartrosafarbenen Wangen gewischt. Er wusste nicht, weshalb sie tatsächlich weinte, doch wenn er geahnt hätte, dass sie nichts lieber wollte, als sich in seine Arme zu kuscheln, dann hätte er sich nicht umgedreht und wäre gegangen, egal wie schwer es ihm fiel.
Paris und Alessandra hatten sich gleich nach Lorelais Ankunft wieder nach Yale begeben, um die beiden Frauen nicht zu stören.
Unterdessen heulte seit Stunden Rory hinter der verschlossenen Zimmertür in ihr Kissen. Die Worte ihrer Mutter hallten unaufhörlich in ihrem Kopf.
,,Wenn du wirklich glaubst, dass das die Wahrheit ist, dann bist du ziemlich naiv und auch wenn er dich bis jetzt tatsächlich nicht betrogen und hintergangen haben sollte, dann ist das bloss eine Frage der Zeit, bis er es tut!ââ, hatte sie gesagt. Auch wenn Lorelai wusste, wie sehr sie ihre Tochter damit verletzte, glaubte sie daran, dass sie Rory im Endeffekt vor noch viel gröÃerem Kummer bewahrte. Die Tatsache, dass sowohl Jess, Luke wie auch Alessandra beteuerten, dass Jess wirklich nie etwas mit Cassandra hatte, überging sie. Völlig unbewusst hatte sie das ganze anfängliche Misstrauen gegenüber Jess wieder hervorgeholt und rebellierte nun mit aller Macht gegen die Gefühle die Rory für ihn hatte.
Als sie sich bei dem Gedanken ertappte, wie sie sich vorstellte eine riesige Schutzmauer um ihr Kind aufzubauen, jagte ihr ihre übertriebene Mutterliebe einen Schauer über den Rücken. Wann war sie bloss zu solch einem Monster mutiert, dass sie dabei sogar die Gefühle ihrer Tochter eiskalt überging? War Rory denn nicht alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und Fehler zu begehen, aus denen sie lernen würde? Gut möglich, dass sie völlig falsch reagiert hatte, doch Emilys Gene verbaten es ihr, sich das einzugestehen. Stattdessen klopfte sie mit einer grossen Tasse Kaffee ausgerüstet an Rorys Zimmertür.
Aus dem Zimmer drang dumpf die Stimme ihrer Tochter in den Gang. ,,Was ist? Willst du mir etwa noch einmal sagen, wie naiv und dumm ich doch bin? Danke, aber ein mal hat gereicht. Ich weiss jetzt, wie du von mir denkst!ââ
Schuldbewusst liess Lorelai den Kopf hängen. Sie konnte es nicht leiden, wenn Rory wütend auf sie war, vor allem nicht, wenn es berechtigt war.
,,Nein, Schatz. Ich wollte mich bei dir...entschuldigen. Mach bitte die Tür auf....ich hab auch eine Tasse wohlduftenden Kaffee für dich!ââ Nach wenigen Sekunden ertönte ein kurzes Klicken, worauf Lore die Klinke hinunterdrückte.
,,Es tut mir wirklich leid, Schatz. Ich wollte dich nicht so anfahren, aber weiÃt du, ich kann einfach nicht mit ansehen, wie dich Jess ständig verletzt!ââ Resigniert setzte sie sich auf das schmale Bett und starrte Rory, die mit ausdruckslosem Gesicht vor ihr stand, abwartend an.
,,Mum, er...wie soll er sein wahres Ich zeigen, wenn alle immer gleich Vorurteile ihm gegenüber haben? Er ist nicht so wie du denkst, er ist...ich weiss, dass er wirklich etwas für mich empfindet und...ich kann nicht von dir verlangen, dass du ihn gleich in dein Herz schlieÃt und schon mal unsere Hochzeit planst, aber versuch wenigstens zu erkennen, dass er es ernst mit mir meint. Ich will mit ihm zusammen sein, auch wenn du etwas dagegen haben solltest.ââ Für einen langen Moment erfüllte Schweigen die Atmosphäre, doch irgendwann begriff Lorelai, dass sie entweder der Beziehung von Rory und Jess zustimmen konnte, oder weiterhin ihren Unmut dazu äuÃern konnte, was ziemlich an der Mutter-Tochter-Beziehung nagen würde.
,,Okay, wenn du wirklich mit Jess zusammen sein willst und ihn liebst, dann kann ich nichts dagegen machen, aber versprich mir, dass ich ihn höchstpersönlich auf die Ringe des Saturns befördern darf, sollte er irgendwann wieder Mist bauen, was ich natürlich nicht hoffe!ââ
Erleichtert umarmte sie ihre Mum und liess sich mit ihr rücklings auf dem Bett nieder.
,,Wollen wir gleich ins Diner? Ich sollte mich da nämlich bei einem gewissen Mann im Flannelhemd entschuldigen, der rein zufällig der Verlobte einer überaus reizenden und wunderhübschen Frau ist.ââ Es war völlig unnötig, dass Rory in einen Spiegel sah, denn sie wusste auch so, dass ihr Gesicht vom vielen Weinen völlig aufgedunsen war, weshalb sie eifrig den Kopf schüttelte.
,,Nein, bloss nicht. So wie ich aussehe, darf mich niemand sehen, ausser ich will für ein bösartiges Alien gehalten werden, dass unschuldige Leute entführt! Lass uns lieber morgen früh gehen, dann bin ich nämlich wieder einigermassen anschaulich und du kannst dir schon mal eine gute Entschuldigung einfallen lassen!ââ
,,Oh ja, so solltest du wirklich nicht aus dem Haus gehen!ââ, neckte sie Rory und bekam daraufhin auch gleich ein Kissen in die Magengegend gedrückt.
,,Nimm das sofort zurück, oder ich zeige Luke das Foto auf dem du Courtney Love imitierst!ââ
,,Bloss nicht, bitte mach das nicht! Ich nehme auch alles zurück, du....äh....siehst toll aus...wirklich hübsch! Ich hab in der Vogue gelesen, dass es nächsten Herbst total im Trend ist, die Wimpertusche über die Wangen verteilt zu haben!ââ
,,Mum!ââ, sagte Rory empört.
,,Schon gut, ich hör ja schon damit auf. Sag mal, wieso richt es den so merkwürdig in diesem Zimmer?ââ erkundigte sie sich naserümpfend bei ihrem Spross.
,,Paris hat vorhin versucht, Alessandra mit dem Insektenvernichtungsspray loszuwerden!ââ, lachte sie amüsiert, während sie zum Fenster ging um es zu öffnen. Eigentlich hätte ihr in diesem Moment ein mit ihrem Namen beschrifteter Brief entgegenflattern sollen, doch dem war nicht so. Wie denn auch, wenn ihn vorher jemand hinterhältig entwendet hatte?
In dieser Nacht schlief Rory voller Vorfreude auf den nächsten Tag ein, nicht ahnend, dass Jess bereits im Bus Richtung New York war.