09.07.2007, 13:01
Ok weiter gehts. Selene wünsche ich einen erholsamen Urlaub und Anne knuddele ich mal ganz kurz. Ich habe mich über euer beider FB sehr gefreut. Obwohl ich zwei Leute hier sehr vermisse.
Aber egal. Weiter gehts mit Teil 53. Gerade mal schauen muss. Ach ja, wieder ein Sprung aber diesmal nur ein kleiner. Diesmal habe ich sogar einen Titel für das Kapitel.
Viel Spass beim lesen.
Teil 53 Emilys erster Tag im Kindergarten
04. Februar 2001
Es ist schon spät an diesem ersten Sonntag im Februar. David hat Emily in die Obhut seiner Schwiegereltern gegeben und steht jetzt im Krankenhaus vor Sarahs Zimmertür. Noch einmal atmet er tief durch, bevor er die Klinke langsam runterdrückt. Ein Weg, den er inzwischen seit zwei Wochen täglich geht. Immer darauf hoffend, dass es langsam wieder aufwärts geht und sie in absehbarer Zeit hier raus kommt.
Sarah hat wie immer ein Einzelzimmer mit Blick auf den Fluss. Eines der Privilegien, wenn sich die Krankenhausaufenthalte häufen.
âHi Sonnenschein.â David zieht sich einen Stuhl ans Bett und küsst seine Freundin flink auf die Stirn, bevor er sich setzt. Weitere Zärtlichkeiten bleiben ihnen aufgrund der Ansteckungsgefahr verwehrt.
âHi. Haben dich die Schwestern denn noch so einfach rein gelassen?â Sarah legt ihr Buch zur Seite und nimmt Davids Hand. Augenblicklich fühlt sie sich besser, nur durch die bloÃe Anwesenheit ihres Freundes.
âNa ja, etwas schief haben sie schon geschaut, aber das war mir egal. Es ging einfach nicht früher. Emily war den ganzen Tag wie aufgezogen, hat ihre Schultasche durchs Haus getragen und uns mit Fragen gelöchert, wie es morgen wird.â
âDas hätte ich zu gern gesehen. Genau wie morgen ihr erster Tag im Kindergarten.â Wehmütig schaut Sarah nach drauÃen, auch wenn es dort längst dunkel ist und sie nur die Lichter von Boston sehen kann. Einziges Zeugnis, dass die Stadt noch nicht schläft und es auch niemals tut. Ohne es zu wollen, rinnen plötzlich Tränen über ihre Wangen und tropfen auf die Krankenhausbettwäsche.
âSorry, ich habe heute wohl etwas nah am Wasser gebautâ, versucht sie einen kläglichen Versuch der Verteidigung gegenüber David. Doch der kennt seine Freundin nur zu gut und weiÃ, was in ihr vorgeht.
âDu bist traurig, das ist mehr als verständlich. Ich wünschte auch, du könntest morgen dabei sein. Allein um unseren kleinen Wirbelwind etwas zu zähmen. Zurzeit testet sie alles aus. Besonders ihre Grenzen.â
âUnd du bist ihr natürlich nicht gewachsen.â Sarah lächelt unter ihrem Tränenschleier. Sie kann sich lebhaft vorstellen, wie Emily David auf der Nase herumtanzt. Er ist seiner Tochter hoffnungslos unterlegen.
âDieses Süppchen darfst du erst mal selbst auslöffeln. Wenn es nach den Ãrzten geht, komme ich frühestens Mitte Februar hier raus. Die Entzündungswerte liegen jenseits von gut und böse und heute früh war beim Abhusten wieder Blut dabei. Zwar kein frisches, aber ich habe der Schwester einen ordentlichen Schrecken eingejagt.â
âKann es sein, dass du einen mir bisher verborgenen schwarzen Humor entwickelst?â David runzelt leicht die Stirn.
âBesser schwarzer Humor, als gar keiner. Ansonsten gehe ich hier bald die Wände hoch vor Langeweile. Besonders jetzt am Wochenende.â
âUnd das war jetzt wohl der Wink mit dem Zaunpfahl. Aber ich verspreche dir, wenn es erlaubt ist, bringe ich nächsten Samstag Emily mit zu Besuch. Dann hast du garantiert Beschäftigung. Bis auf heute, will sie schon die ganze Woche mit mir Quartett spielen und gewinnt dabei in neun von zehn Spielen. Einfach unbegreiflich.â
âWas, dass Emily so eine Ausdauer an den Tag legt, oder dich ständig schlägt. Wobei letzteres am fotografischen Gedächtnis liegt. Das haben fast alle kleinen Kinder und dadurch uns Erwachsenen gegenüber ein Vorteil.â
âGut zu wissen, dass es nicht an mir liegt.â David grinst schief. âAb morgen kann sie ihr Talent bei ihren Spielkameraden austestenâ¦â
Mitten in ihre Unterhaltung platzt die Krankenschwester ins Zimmer.
âAuch wenn ich ungern störe, aber die Nachtruhe hat vor ein paar Minuten begonnen. Ich möchte sie bitten zu gehen und das nächste Mal vielleicht zu den Besuchszeiten zu erscheinen.â
Den letzten Teil des Satzes kann sich die Schwester doch nicht verkneifen, verlässt zu Sarahs und Davids Erleichterung das Zimmer jedoch wieder.
âNettes Personal hierâ, grinst David und schaut kurz zur Tür, bevor er sich wieder seiner Freundin zuwendet.
âVielleicht sollte sie mal in meine Krankenakte sehen, ehe sie das nächste Mal so einen Aufstand macht. Seit letzten Herbst hat Prof. Harold angeordnet, dass ich, soweit es mein Gesundheitszustand erlaubt, jederzeit Besuch empfangen darf.â
âJederzeit?â David ist beeindruckt. âDas heiÃt also, ich kann hier auch mitten in der Nacht auftauchen, wenn ich Sehnsucht nach dir habe?â
Sarah grinst nun ebenfalls.
âGenau so ist es.â
Auch wenn es im Laufe der Jahre nicht einfacher geworden ist und sie inzwischen Eltern einer dreijährigen Tochter sind, das Verlangen und die Sehnsucht zueinander hat bei Sarah und David niemals nachgelassen. Noch immer nutzen sie jede sich bietende Gelegenheit für Zärtlichkeiten, nehmen sich, vielleicht sogar öfter in den Arm, kuscheln sich aneinander, als andere Paare in ihrem Alter und Situation. Sie danken einfach Gott und dem Schicksal für ihr Zusammentreffen und jeden gemeinsamen neuen Tag.
Trotz des mehr als offensichtlichen Rausschmiss der Krankenschwester, bleiben sie die folgende halbe Stunde unter sich und reden über Gott und die Welt. Bis Sarah die Augen zufallen und David den Heimweg antritt.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Früh am nächsten Morgen schlägt David kurz die Augen auf, will sich noch einmal umdrehen und weiterschlafen. Doch da hat jemand was dagegen. Mit blitzblanken Augen, im rosa Schäfchenpyjama und ihrem derzeitigen Lieblingskuscheltier, ein Pinguin mit einer Fliege um den Hals, steht Emily vor dem Bett. Sogar ihre Brille hat sie bereits auf und lächelt ihren Vater erwartungsvoll an.
âDaddy wann geht es los? Darf ich Pete mitnehmen?â und streckt den Arm mit dem Plüschtier aus. âSind da auch andere Kinder?â
Von wem Emily diese Munterkeit bereits am frühen Morgen hat, ist David ein Rätsel. Von ihm auf jeden Fall nicht. Der Blick auf den Wecker zeigt auÃerdem, dass noch zwei Stunden Schlaf drin sind. Es ist gerade mal kurz nach fünf. Und sein kleiner unruhiger Geist überschüttet ihn mit Fragen.
âHey Prinzessin, komm zu mir.â David schlägt die Bettdecke auf Sarahs Seite zurück, wartet dass Emily sich auf den freien Platz kuschelt und deckt sie dann zu.
âWas hältst du davon, wenn wir noch etwas schlafen. Zum aufstehen ist es viel zu früh. Schau mal, der Mond steht am Himmelâ, versucht David sein Glück.
âIch bin aber gar nicht mehr müdeâ, kommt die prompte Antwort.
Na prima. Emily will also beschäftigt werden.
âWie wäre es dann mit einer Geschichte?â David greift über sich. Auf dem Regal, eigentlich in der ganzen Wohnung an verschiedenen Stellen, liegen Kinder- und Märchenbücher parat. Emily liebt es, wenn ihr jemand vorliest und ist in solchen Momenten eine ausdauernde Zuhörerin. So auch jetzt. Mit einem begeisterten Nicken rutscht die 3jährige noch ein Stück näher an ihren Daddy heran und lauscht gespannt seinen Worten.
Die kleine Märchenstunde verfehlt seine Wirkung nicht. Kaum hat Cinderella ihren Prinzen geheiratet, ist Emily noch einmal ins Land der Träume eingetaucht und auch David bleibt etwas Zeit, bevor der Wecker klingelt.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Knapp drei Stunden später hat David so seine liebe Mühe mit Emilys Haaren. Sie sind, wenn auch nicht so dunkel, aber genauso dick wie seine. Ausgerechnet für ihren ersten Tag in der Vorschule möchte sie zwei französische Zöpfe haben. Die Frage der Kleiderwahl war zum Glück schneller geklärt. Ein rosa Pullover mit einem ebenfalls in rosa geblümten Kragen und eine kakifarbene Stoffhose, haben sie bereits am Vorabend gemeinsam rausgesucht und bereit gelegt.
Doch an der lockigen Haarpracht seiner Tochter verzweifelt er fast, bis ihm etwas einfällt.
âWie wärs, wir schauen mal nach, ob dein Grandpa das Frühstück fertig hat und fragen Grandma Jenny, ob sie uns bei den Zöpfen hilft.â
âNein Daddy, du solltst das machen.â
âAber du willst doch hübsch aussehen. Und Daddy kann das nicht so gut.â
âOk.â Emily springt förmlich von ihrem Stuhl hoch und rennt in Windeseile zur Treppe.
Die Ermahnung von David langsam zu gehen, hört sie schon nicht mehr. Allerdings hat Emily vor allen Höhenunterschieden, aufgrund des Augenfehlers, einen gehörigen Respekt und geht äuÃerst vorsichtig die Treppen runter. Egal ob bekannt oder unbekannt. Also sucht David die restlichen Dinge, seine Tasche, Emilys Rucksack, ihre Schuhe sowie Jacke, Mütze, Schal und Handschuhe zusammen und folgt dann seiner Tochter.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Nach dem gemeinsamen Frühstück, Jenny hat sich gern bereit erklärt und Emily ihre Zöpfe geflochten, geht es los in die Stadt. Unterwegs steht Emilys Mund nicht still. Unablässig stellt sie Fragen, die David ihr schmunzelnd und geduldig beantwortet. Selten hat er seine Tochter so aufgeregt erlebt. Ansonsten hat sie ein sehr ausgeglichenes Naturell, ist für eine gerade mal Dreijährige äuÃerst geduldig und ausdauernd. Natürlich tobt sie auch, genau wie alle anderen Kinder ihres Alters gern drauÃen herum, vor allem mit Scoutch. Aber wenn es das Wetter nicht zulässt, sitzt sie genauso gern vor ihren Malsachen, einem Puzzle oder schaut sich Märchenbücher an. Einige Geschichten hat sie mittlerweile so oft gehört, dass sie eine Kurzfassung bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten gibt. Wahrscheinlich, so glauben Sarah und David, kann sie es kaum noch erwarten endlich selbst lesen zu können und ist deshalb so aufgekratzt an ihrem ersten Tag.
Immer wieder schaut David in den Rückspiegel zu seiner Tochter und lächelt automatisch. Wie sie in ihrem Kindersitz sitzt, während des Redens mit den Armen fuchtelt und gestikuliert. Als würde sie eine unheimlich wichtige Ansprache halten.
Nach Liams Tot vor mittlerweile fünf Jahren, hätte er nicht gedacht jemals so empfinden zu dürfen. Emily ist sein Ein und Alles. Und seit ihrer Geburt dankt er Gott jeden Tag aufs Neue für ihren kleinen Engelâ¦
Erst als sich Emily an der Hand von David dem Schulgebäude nähert, wird sie ruhiger und klammert sich richtiggehend an ihrem Dad fest.
âAlles in Ordnung?â Kurz hinter der Eingangstür tritt David ein Stück beiseite und kniet sich vor seine Tochter. âBist du bereit?â
Auch wenn Emily vorsichtig nickt, deutet David ihre plötzliche Schweigsamkeit richtig. Er zieht ihr die Jacke aus, im Gegensatz zu drauÃen ist im Gebäude gut geheizt, und nimmt sie für den Rest des Weges auf den Arm.
Obwohl auf dem Flur viele Mütter und Väter mit ihren Kindern entlang laufen, wird David den Verdacht nicht los, zu spät zu sein. Nicht zu Unrecht. Mindestens 20 Augenpaare sind auf ihn gerichtet, als er die richtige Tür gefunden hat und das Klassenzimmer betritt.
âWenn sie Familie Hemmingwell sind, dann sind wir jetzt komplett und können beginnenâ, begrüÃt sie die Lehrerin. Eine Mitzwanzigerin mit fast hüftlangen, braunen Haaren und groÃen blauen Augen. Durch die Jeans und dem bunt gemusterten Shirt wird der Eindruck verstärkt, sie ist eher eine Studentin im dritten Semester, als eine Pädagogin. Andererseits glauben auch die wenigstens Menschen in seiner Umgebung, dass er Grundschullehrer ist. Allein durch seine Vorliebe für dunkle Hemden und schwarze Ledermäntelâ¦.
David nickt kurz, setzt sich auf den letzten noch freien Stuhl und nimmt Emily auf den SchoÃ.
âMein Name ist Coleen Stelton und ich unterrichte hier an die Grundschule die Kinder von drei bis sechs Jahren. Unsere Schule ist integrativ, sodass ich mit einer Sonderpädagogin zusammen arbeite. Sie kümmert sich gerade um die anderen Kinder der Gruppe. Bevor ich sie alle etwas näher kennen lernen möchte, schlage ich vor, zeige ich euch die Schule. Das wird sicher spannend.â
Ihr Vorschlag stöÃt auf allgemeine Begeisterung. Im Gänsemarsch folgen die zehn Jungen und Mädchen der jungen Lehrerin auf den Flur und von dort zu den anderen Räumlichkeiten. Die Erwachsenen bleiben zurück. So auch David. Interessiert schaut er sich im Raum um. Die Wände sind mit gezeichneten Bildern der Kinder dekoriert. An einer Seite sind Haken für Jacken und Taschen angebracht. Insgesamt ist alles mit Liebe zum Detail und trotzdem kindgerecht und funktionell eingerichtet.
Nebenbei versucht er die Blicke in seinem Rücken zu ignorieren, die ihn fast durchbohren. Er ist tatsächlich der einzige Vater. Dabei hätte er es sich niemals nehmen lassen, seine kleine Prinzessin an ihrem ersten Tag hier her zu begleiten. Egal ob Sarah gesund war oder im Krankenhaus lag. Allerdings wäre es ihm jetzt in diesen Minuten tausendmal lieber, sie an seiner Seite zu wissen. Sarah hätte bestimmt schon erste Kontakte geknüpft. Frauen untereinander können das einfach besser. Er jedoch weià nicht so recht, wie er beginnen soll und ist dankbar, als eine der Frauen, mit ihren knallroten Haaren und dem angenehmen Lächeln erinnert sie David an seine Schwägerin Alyson, auf ihn zusteuert und sich vorstellt.
âHallo, mein Name ist Angela Hicks und ich vermute, sie sind das erste Mal hier.â
âNett sie kennen zu lernen. David Hannigan, und sie vermuten richtig. Es ist die erste Einschulung. Obwohl ich beruflich schon mehrmals das Vergnügen hatte.â
âDann sind sie Lehrer. Interessant.â
âJa, an einer kleinen Grundschule. Aber es ist schon ein Unterschied von welcher Seite man es miterlebt.â
âEs bleibt immer aufregend. Obwohl Joseph mittlerweile unser drittes Kind ist, das hier unterrichtet wird.â Angela erzählt einige kleine Episoden und David ist froh, dass er nur zuhören muss. Smalltalk mit anderen Müttern ist nicht so sein Ding. Zumindest nicht, wenn er als Vater allein unterwegs ist. In der Grundschule hat er dagegen kein Problem, fühlt sich sicher und ist souverän im Umgang mit den Eltern seiner Schützlinge.
Plötzlich ist wieder Leben im Klassenzimmer. Die Kinder laufen aufgeregt zu ihren Eltern. Coleen geht lächelnd nach vorn und wartet kurz, bevor sie alle bittet, sich wieder zu setzen. Sie möchte die Kinder und ihre Eltern etwas näher kennen lernen und fängt dazu im Alphabet mal hinten an. So oder so, Emily steht auf der Liste gut mittig und sie und David sind somit nach Angela Hicks und ihrem Sohn an der Reihe.
âMr. Hemmingwell und Emilyâ werden sie von der jungen Frau aufgerufen und nach vorn gebeten. David kennt das. Die Vorstellung scheint in jeder Vor- und Grundschule ähnlich abzulaufen. Emily hebt er auf den dafür vorgesehenen Stuhl, gibt ihr ihren Pinguin und stellt sich dann daneben.
âMein Name ist David Hannigan, nur um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Emilys Mom und ich sind nicht verheiratet. Zumindest noch nicht. Ich bin 26 Jahre alt und selbst an einer Grundschule als Lehrer tätig. Sarah, meine Freundin, ist 24 und arbeitet als Dolmetscherin. Emily ist unsere erste Tochter.â
âUnd wie alt bist du?â wendet sich Coleen an das kleine Mädchen. Emily überlegt erst, schaut dann zu ihrem Daddy und flüstert schlieÃlich drei in das Fell ihres Kuscheltiers. Dazu hält sie aber ihre rechte Hand mit ausgestrecktem Daumen, Zeige- und Mittelfinger nach oben. Somit können alle sehen, wenn auch nicht hören, wie alt sie ist.
âUnd wenn hast du da mitgebracht? Sie deutet auf den Pinguin. âDas ist Pete.â Langsam verliert Emily ihre Scheu und wird lauter. âDer, der ist von meinem Onkel James.â
âDas ist ja toll. Weil du uns das alles so prima erzählt hast, darfst du dir jetzt einen Tieranstecker aussuchen. Das Tier findest du später dann an der Wand, wo du deine Jacke aufhängen kannst. Ok?â
âOk.â Emily wühlt eine Zeitlang in der kleinen Kiste und entscheidet sich schlieÃlich, wie sollte es anders sein, für einen kleinen Pinguin mit seiner Mama. Dann dürfen sie und David sich wieder setzen.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Nachdem sich alle Kinder mit ihren Müttern vorgestellt haben, heiÃt es langsam Abschied nehmen.
âAlso Prinzessin.â David kniet vor seiner Tochter und streicht ihr eine Strähne der dunklen Locken nach hinten. âDaddy fährt jetzt zur Arbeit und du bist lieb und bleibst hier. Heute Nachmittag hole ich dich dann wieder ab. Ok?â
âHmm.â Emily schlingt ihre Ãrmchen ganz fest um Davids Hals. Er hört sie schlucken und muss sich selbst zusammen reiÃen. âHey, es wird dir hier gefallen. Ganz bestimmt sogar. Pete leistet dir solange Gesellschaft und ehe du dichs versiehst, bin ich wieder da.â
âOk. Ich hab dich lieb Daddy.â
âIch dich erst mein Schatz.â
âNa Emily, wie wärs.â Coleen hat sich bisher im Hintergrund gehalten, übernimmt jetzt allerdings und begibt sich dazu auf Augenhöhe mit der Dreijährigen. âIch zeige dir jetzt deinen Platz und dann suchen wir uns was Schönes zum Spielen. Magst du Puzzle?â
âJa, ganz gern.â Emily klettert von ihrem Stuhl, winkt noch mal zu ihrem Daddy und begleitet Coleen dann in den Nebenraum. David ist froh, dass der Abschied nun doch ohne Tränen verlaufen ist. Einen Moment schaut er Emily noch nach, dann geht er raus zum Auto und fährt zur Arbeit.
Aber egal. Weiter gehts mit Teil 53. Gerade mal schauen muss. Ach ja, wieder ein Sprung aber diesmal nur ein kleiner. Diesmal habe ich sogar einen Titel für das Kapitel.
Viel Spass beim lesen.
Teil 53 Emilys erster Tag im Kindergarten
04. Februar 2001
Es ist schon spät an diesem ersten Sonntag im Februar. David hat Emily in die Obhut seiner Schwiegereltern gegeben und steht jetzt im Krankenhaus vor Sarahs Zimmertür. Noch einmal atmet er tief durch, bevor er die Klinke langsam runterdrückt. Ein Weg, den er inzwischen seit zwei Wochen täglich geht. Immer darauf hoffend, dass es langsam wieder aufwärts geht und sie in absehbarer Zeit hier raus kommt.
Sarah hat wie immer ein Einzelzimmer mit Blick auf den Fluss. Eines der Privilegien, wenn sich die Krankenhausaufenthalte häufen.
âHi Sonnenschein.â David zieht sich einen Stuhl ans Bett und küsst seine Freundin flink auf die Stirn, bevor er sich setzt. Weitere Zärtlichkeiten bleiben ihnen aufgrund der Ansteckungsgefahr verwehrt.
âHi. Haben dich die Schwestern denn noch so einfach rein gelassen?â Sarah legt ihr Buch zur Seite und nimmt Davids Hand. Augenblicklich fühlt sie sich besser, nur durch die bloÃe Anwesenheit ihres Freundes.
âNa ja, etwas schief haben sie schon geschaut, aber das war mir egal. Es ging einfach nicht früher. Emily war den ganzen Tag wie aufgezogen, hat ihre Schultasche durchs Haus getragen und uns mit Fragen gelöchert, wie es morgen wird.â
âDas hätte ich zu gern gesehen. Genau wie morgen ihr erster Tag im Kindergarten.â Wehmütig schaut Sarah nach drauÃen, auch wenn es dort längst dunkel ist und sie nur die Lichter von Boston sehen kann. Einziges Zeugnis, dass die Stadt noch nicht schläft und es auch niemals tut. Ohne es zu wollen, rinnen plötzlich Tränen über ihre Wangen und tropfen auf die Krankenhausbettwäsche.
âSorry, ich habe heute wohl etwas nah am Wasser gebautâ, versucht sie einen kläglichen Versuch der Verteidigung gegenüber David. Doch der kennt seine Freundin nur zu gut und weiÃ, was in ihr vorgeht.
âDu bist traurig, das ist mehr als verständlich. Ich wünschte auch, du könntest morgen dabei sein. Allein um unseren kleinen Wirbelwind etwas zu zähmen. Zurzeit testet sie alles aus. Besonders ihre Grenzen.â
âUnd du bist ihr natürlich nicht gewachsen.â Sarah lächelt unter ihrem Tränenschleier. Sie kann sich lebhaft vorstellen, wie Emily David auf der Nase herumtanzt. Er ist seiner Tochter hoffnungslos unterlegen.
âDieses Süppchen darfst du erst mal selbst auslöffeln. Wenn es nach den Ãrzten geht, komme ich frühestens Mitte Februar hier raus. Die Entzündungswerte liegen jenseits von gut und böse und heute früh war beim Abhusten wieder Blut dabei. Zwar kein frisches, aber ich habe der Schwester einen ordentlichen Schrecken eingejagt.â
âKann es sein, dass du einen mir bisher verborgenen schwarzen Humor entwickelst?â David runzelt leicht die Stirn.
âBesser schwarzer Humor, als gar keiner. Ansonsten gehe ich hier bald die Wände hoch vor Langeweile. Besonders jetzt am Wochenende.â
âUnd das war jetzt wohl der Wink mit dem Zaunpfahl. Aber ich verspreche dir, wenn es erlaubt ist, bringe ich nächsten Samstag Emily mit zu Besuch. Dann hast du garantiert Beschäftigung. Bis auf heute, will sie schon die ganze Woche mit mir Quartett spielen und gewinnt dabei in neun von zehn Spielen. Einfach unbegreiflich.â
âWas, dass Emily so eine Ausdauer an den Tag legt, oder dich ständig schlägt. Wobei letzteres am fotografischen Gedächtnis liegt. Das haben fast alle kleinen Kinder und dadurch uns Erwachsenen gegenüber ein Vorteil.â
âGut zu wissen, dass es nicht an mir liegt.â David grinst schief. âAb morgen kann sie ihr Talent bei ihren Spielkameraden austestenâ¦â
Mitten in ihre Unterhaltung platzt die Krankenschwester ins Zimmer.
âAuch wenn ich ungern störe, aber die Nachtruhe hat vor ein paar Minuten begonnen. Ich möchte sie bitten zu gehen und das nächste Mal vielleicht zu den Besuchszeiten zu erscheinen.â
Den letzten Teil des Satzes kann sich die Schwester doch nicht verkneifen, verlässt zu Sarahs und Davids Erleichterung das Zimmer jedoch wieder.
âNettes Personal hierâ, grinst David und schaut kurz zur Tür, bevor er sich wieder seiner Freundin zuwendet.
âVielleicht sollte sie mal in meine Krankenakte sehen, ehe sie das nächste Mal so einen Aufstand macht. Seit letzten Herbst hat Prof. Harold angeordnet, dass ich, soweit es mein Gesundheitszustand erlaubt, jederzeit Besuch empfangen darf.â
âJederzeit?â David ist beeindruckt. âDas heiÃt also, ich kann hier auch mitten in der Nacht auftauchen, wenn ich Sehnsucht nach dir habe?â
Sarah grinst nun ebenfalls.
âGenau so ist es.â
Auch wenn es im Laufe der Jahre nicht einfacher geworden ist und sie inzwischen Eltern einer dreijährigen Tochter sind, das Verlangen und die Sehnsucht zueinander hat bei Sarah und David niemals nachgelassen. Noch immer nutzen sie jede sich bietende Gelegenheit für Zärtlichkeiten, nehmen sich, vielleicht sogar öfter in den Arm, kuscheln sich aneinander, als andere Paare in ihrem Alter und Situation. Sie danken einfach Gott und dem Schicksal für ihr Zusammentreffen und jeden gemeinsamen neuen Tag.
Trotz des mehr als offensichtlichen Rausschmiss der Krankenschwester, bleiben sie die folgende halbe Stunde unter sich und reden über Gott und die Welt. Bis Sarah die Augen zufallen und David den Heimweg antritt.
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Früh am nächsten Morgen schlägt David kurz die Augen auf, will sich noch einmal umdrehen und weiterschlafen. Doch da hat jemand was dagegen. Mit blitzblanken Augen, im rosa Schäfchenpyjama und ihrem derzeitigen Lieblingskuscheltier, ein Pinguin mit einer Fliege um den Hals, steht Emily vor dem Bett. Sogar ihre Brille hat sie bereits auf und lächelt ihren Vater erwartungsvoll an.
âDaddy wann geht es los? Darf ich Pete mitnehmen?â und streckt den Arm mit dem Plüschtier aus. âSind da auch andere Kinder?â
Von wem Emily diese Munterkeit bereits am frühen Morgen hat, ist David ein Rätsel. Von ihm auf jeden Fall nicht. Der Blick auf den Wecker zeigt auÃerdem, dass noch zwei Stunden Schlaf drin sind. Es ist gerade mal kurz nach fünf. Und sein kleiner unruhiger Geist überschüttet ihn mit Fragen.
âHey Prinzessin, komm zu mir.â David schlägt die Bettdecke auf Sarahs Seite zurück, wartet dass Emily sich auf den freien Platz kuschelt und deckt sie dann zu.
âWas hältst du davon, wenn wir noch etwas schlafen. Zum aufstehen ist es viel zu früh. Schau mal, der Mond steht am Himmelâ, versucht David sein Glück.
âIch bin aber gar nicht mehr müdeâ, kommt die prompte Antwort.
Na prima. Emily will also beschäftigt werden.
âWie wäre es dann mit einer Geschichte?â David greift über sich. Auf dem Regal, eigentlich in der ganzen Wohnung an verschiedenen Stellen, liegen Kinder- und Märchenbücher parat. Emily liebt es, wenn ihr jemand vorliest und ist in solchen Momenten eine ausdauernde Zuhörerin. So auch jetzt. Mit einem begeisterten Nicken rutscht die 3jährige noch ein Stück näher an ihren Daddy heran und lauscht gespannt seinen Worten.
Die kleine Märchenstunde verfehlt seine Wirkung nicht. Kaum hat Cinderella ihren Prinzen geheiratet, ist Emily noch einmal ins Land der Träume eingetaucht und auch David bleibt etwas Zeit, bevor der Wecker klingelt.
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Knapp drei Stunden später hat David so seine liebe Mühe mit Emilys Haaren. Sie sind, wenn auch nicht so dunkel, aber genauso dick wie seine. Ausgerechnet für ihren ersten Tag in der Vorschule möchte sie zwei französische Zöpfe haben. Die Frage der Kleiderwahl war zum Glück schneller geklärt. Ein rosa Pullover mit einem ebenfalls in rosa geblümten Kragen und eine kakifarbene Stoffhose, haben sie bereits am Vorabend gemeinsam rausgesucht und bereit gelegt.
Doch an der lockigen Haarpracht seiner Tochter verzweifelt er fast, bis ihm etwas einfällt.
âWie wärs, wir schauen mal nach, ob dein Grandpa das Frühstück fertig hat und fragen Grandma Jenny, ob sie uns bei den Zöpfen hilft.â
âNein Daddy, du solltst das machen.â
âAber du willst doch hübsch aussehen. Und Daddy kann das nicht so gut.â
âOk.â Emily springt förmlich von ihrem Stuhl hoch und rennt in Windeseile zur Treppe.
Die Ermahnung von David langsam zu gehen, hört sie schon nicht mehr. Allerdings hat Emily vor allen Höhenunterschieden, aufgrund des Augenfehlers, einen gehörigen Respekt und geht äuÃerst vorsichtig die Treppen runter. Egal ob bekannt oder unbekannt. Also sucht David die restlichen Dinge, seine Tasche, Emilys Rucksack, ihre Schuhe sowie Jacke, Mütze, Schal und Handschuhe zusammen und folgt dann seiner Tochter.
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Nach dem gemeinsamen Frühstück, Jenny hat sich gern bereit erklärt und Emily ihre Zöpfe geflochten, geht es los in die Stadt. Unterwegs steht Emilys Mund nicht still. Unablässig stellt sie Fragen, die David ihr schmunzelnd und geduldig beantwortet. Selten hat er seine Tochter so aufgeregt erlebt. Ansonsten hat sie ein sehr ausgeglichenes Naturell, ist für eine gerade mal Dreijährige äuÃerst geduldig und ausdauernd. Natürlich tobt sie auch, genau wie alle anderen Kinder ihres Alters gern drauÃen herum, vor allem mit Scoutch. Aber wenn es das Wetter nicht zulässt, sitzt sie genauso gern vor ihren Malsachen, einem Puzzle oder schaut sich Märchenbücher an. Einige Geschichten hat sie mittlerweile so oft gehört, dass sie eine Kurzfassung bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten gibt. Wahrscheinlich, so glauben Sarah und David, kann sie es kaum noch erwarten endlich selbst lesen zu können und ist deshalb so aufgekratzt an ihrem ersten Tag.
Immer wieder schaut David in den Rückspiegel zu seiner Tochter und lächelt automatisch. Wie sie in ihrem Kindersitz sitzt, während des Redens mit den Armen fuchtelt und gestikuliert. Als würde sie eine unheimlich wichtige Ansprache halten.
Nach Liams Tot vor mittlerweile fünf Jahren, hätte er nicht gedacht jemals so empfinden zu dürfen. Emily ist sein Ein und Alles. Und seit ihrer Geburt dankt er Gott jeden Tag aufs Neue für ihren kleinen Engelâ¦
Erst als sich Emily an der Hand von David dem Schulgebäude nähert, wird sie ruhiger und klammert sich richtiggehend an ihrem Dad fest.
âAlles in Ordnung?â Kurz hinter der Eingangstür tritt David ein Stück beiseite und kniet sich vor seine Tochter. âBist du bereit?â
Auch wenn Emily vorsichtig nickt, deutet David ihre plötzliche Schweigsamkeit richtig. Er zieht ihr die Jacke aus, im Gegensatz zu drauÃen ist im Gebäude gut geheizt, und nimmt sie für den Rest des Weges auf den Arm.
Obwohl auf dem Flur viele Mütter und Väter mit ihren Kindern entlang laufen, wird David den Verdacht nicht los, zu spät zu sein. Nicht zu Unrecht. Mindestens 20 Augenpaare sind auf ihn gerichtet, als er die richtige Tür gefunden hat und das Klassenzimmer betritt.
âWenn sie Familie Hemmingwell sind, dann sind wir jetzt komplett und können beginnenâ, begrüÃt sie die Lehrerin. Eine Mitzwanzigerin mit fast hüftlangen, braunen Haaren und groÃen blauen Augen. Durch die Jeans und dem bunt gemusterten Shirt wird der Eindruck verstärkt, sie ist eher eine Studentin im dritten Semester, als eine Pädagogin. Andererseits glauben auch die wenigstens Menschen in seiner Umgebung, dass er Grundschullehrer ist. Allein durch seine Vorliebe für dunkle Hemden und schwarze Ledermäntelâ¦.
David nickt kurz, setzt sich auf den letzten noch freien Stuhl und nimmt Emily auf den SchoÃ.
âMein Name ist Coleen Stelton und ich unterrichte hier an die Grundschule die Kinder von drei bis sechs Jahren. Unsere Schule ist integrativ, sodass ich mit einer Sonderpädagogin zusammen arbeite. Sie kümmert sich gerade um die anderen Kinder der Gruppe. Bevor ich sie alle etwas näher kennen lernen möchte, schlage ich vor, zeige ich euch die Schule. Das wird sicher spannend.â
Ihr Vorschlag stöÃt auf allgemeine Begeisterung. Im Gänsemarsch folgen die zehn Jungen und Mädchen der jungen Lehrerin auf den Flur und von dort zu den anderen Räumlichkeiten. Die Erwachsenen bleiben zurück. So auch David. Interessiert schaut er sich im Raum um. Die Wände sind mit gezeichneten Bildern der Kinder dekoriert. An einer Seite sind Haken für Jacken und Taschen angebracht. Insgesamt ist alles mit Liebe zum Detail und trotzdem kindgerecht und funktionell eingerichtet.
Nebenbei versucht er die Blicke in seinem Rücken zu ignorieren, die ihn fast durchbohren. Er ist tatsächlich der einzige Vater. Dabei hätte er es sich niemals nehmen lassen, seine kleine Prinzessin an ihrem ersten Tag hier her zu begleiten. Egal ob Sarah gesund war oder im Krankenhaus lag. Allerdings wäre es ihm jetzt in diesen Minuten tausendmal lieber, sie an seiner Seite zu wissen. Sarah hätte bestimmt schon erste Kontakte geknüpft. Frauen untereinander können das einfach besser. Er jedoch weià nicht so recht, wie er beginnen soll und ist dankbar, als eine der Frauen, mit ihren knallroten Haaren und dem angenehmen Lächeln erinnert sie David an seine Schwägerin Alyson, auf ihn zusteuert und sich vorstellt.
âHallo, mein Name ist Angela Hicks und ich vermute, sie sind das erste Mal hier.â
âNett sie kennen zu lernen. David Hannigan, und sie vermuten richtig. Es ist die erste Einschulung. Obwohl ich beruflich schon mehrmals das Vergnügen hatte.â
âDann sind sie Lehrer. Interessant.â
âJa, an einer kleinen Grundschule. Aber es ist schon ein Unterschied von welcher Seite man es miterlebt.â
âEs bleibt immer aufregend. Obwohl Joseph mittlerweile unser drittes Kind ist, das hier unterrichtet wird.â Angela erzählt einige kleine Episoden und David ist froh, dass er nur zuhören muss. Smalltalk mit anderen Müttern ist nicht so sein Ding. Zumindest nicht, wenn er als Vater allein unterwegs ist. In der Grundschule hat er dagegen kein Problem, fühlt sich sicher und ist souverän im Umgang mit den Eltern seiner Schützlinge.
Plötzlich ist wieder Leben im Klassenzimmer. Die Kinder laufen aufgeregt zu ihren Eltern. Coleen geht lächelnd nach vorn und wartet kurz, bevor sie alle bittet, sich wieder zu setzen. Sie möchte die Kinder und ihre Eltern etwas näher kennen lernen und fängt dazu im Alphabet mal hinten an. So oder so, Emily steht auf der Liste gut mittig und sie und David sind somit nach Angela Hicks und ihrem Sohn an der Reihe.
âMr. Hemmingwell und Emilyâ werden sie von der jungen Frau aufgerufen und nach vorn gebeten. David kennt das. Die Vorstellung scheint in jeder Vor- und Grundschule ähnlich abzulaufen. Emily hebt er auf den dafür vorgesehenen Stuhl, gibt ihr ihren Pinguin und stellt sich dann daneben.
âMein Name ist David Hannigan, nur um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Emilys Mom und ich sind nicht verheiratet. Zumindest noch nicht. Ich bin 26 Jahre alt und selbst an einer Grundschule als Lehrer tätig. Sarah, meine Freundin, ist 24 und arbeitet als Dolmetscherin. Emily ist unsere erste Tochter.â
âUnd wie alt bist du?â wendet sich Coleen an das kleine Mädchen. Emily überlegt erst, schaut dann zu ihrem Daddy und flüstert schlieÃlich drei in das Fell ihres Kuscheltiers. Dazu hält sie aber ihre rechte Hand mit ausgestrecktem Daumen, Zeige- und Mittelfinger nach oben. Somit können alle sehen, wenn auch nicht hören, wie alt sie ist.
âUnd wenn hast du da mitgebracht? Sie deutet auf den Pinguin. âDas ist Pete.â Langsam verliert Emily ihre Scheu und wird lauter. âDer, der ist von meinem Onkel James.â
âDas ist ja toll. Weil du uns das alles so prima erzählt hast, darfst du dir jetzt einen Tieranstecker aussuchen. Das Tier findest du später dann an der Wand, wo du deine Jacke aufhängen kannst. Ok?â
âOk.â Emily wühlt eine Zeitlang in der kleinen Kiste und entscheidet sich schlieÃlich, wie sollte es anders sein, für einen kleinen Pinguin mit seiner Mama. Dann dürfen sie und David sich wieder setzen.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Nachdem sich alle Kinder mit ihren Müttern vorgestellt haben, heiÃt es langsam Abschied nehmen.
âAlso Prinzessin.â David kniet vor seiner Tochter und streicht ihr eine Strähne der dunklen Locken nach hinten. âDaddy fährt jetzt zur Arbeit und du bist lieb und bleibst hier. Heute Nachmittag hole ich dich dann wieder ab. Ok?â
âHmm.â Emily schlingt ihre Ãrmchen ganz fest um Davids Hals. Er hört sie schlucken und muss sich selbst zusammen reiÃen. âHey, es wird dir hier gefallen. Ganz bestimmt sogar. Pete leistet dir solange Gesellschaft und ehe du dichs versiehst, bin ich wieder da.â
âOk. Ich hab dich lieb Daddy.â
âIch dich erst mein Schatz.â
âNa Emily, wie wärs.â Coleen hat sich bisher im Hintergrund gehalten, übernimmt jetzt allerdings und begibt sich dazu auf Augenhöhe mit der Dreijährigen. âIch zeige dir jetzt deinen Platz und dann suchen wir uns was Schönes zum Spielen. Magst du Puzzle?â
âJa, ganz gern.â Emily klettert von ihrem Stuhl, winkt noch mal zu ihrem Daddy und begleitet Coleen dann in den Nebenraum. David ist froh, dass der Abschied nun doch ohne Tränen verlaufen ist. Einen Moment schaut er Emily noch nach, dann geht er raus zum Auto und fährt zur Arbeit.