So meine SüÃen.
Es gibt endlich den neuen Teil. Nächste Woche Freitag krieg ich mein Zeugnis und dann habe ich endlich wieder Ferien wo ich dann auch wieder mehr schreiben kann. Aber erst mal der Teil.
Er ist wahrscheinlich sehr kitschig, aber dass muss man ja auch haben.
Also viel Spaà beim Lesen.
Teil 28 â Trust Me, Love me
Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die dicke Wolkendecke. Stürmisch wehte der Wind durch die Bäume und StraÃen hindurch. Leise rieselten die kleinen Schneeflocken auf die Erde hinzu und störten die Sicht der Spaziergehenden Menschen und der Autofahrer. Immer wieder wälzte er sich von einer Seite zu anderen. Zerknüllte seine Decke, zersauste seine Haare immer mehr. Immer wieder stöhnte er auf und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Ein paar einzelne SchweiÃperlen liefen ihm die Stirn herunter und ein paar Haarsträhnen klebten an seiner Haut. Weit die Augen aufreiÃend, setzte er sich kerzengerade in sein Bett und hielt die Decke in seinen zu Fäusten geballten Händen fest. Schnell senkte sich sein Brustkorb auf und nieder und er atmete schwer. Seine Augen bewegten sich suchend im Raum um und langsam lieà er eine Hand zur Seite des Bettes gleiten. Er konnte noch ihre Wärme spüren, doch merkte er keinen Körper mehr. Panik machte sich in ihm breit und immer schneller suchte er den Raum nach ihr ab, bis sein Blick an der offenen Balkontür hängen blieb. Ein Seufzer der Erleichterung verlieà seinen Körper und entspannte kurz seinen ganzen Körper. All seine Muskeln lieÃen die Spannung von ihnen abfallen. Sein Atem regulierte sich und die Luft strömte gleichmäÃig ein und aus.
Mit seiner Hand fuhr er über seine Augen und wischte sich den Schweià von seiner Stirn, bevor er seine FüÃe unter der Decke hervor holte und sie sachte auf den FuÃboden aufsetzte. Vorsichtig ging er zur Tür und blickte auf die nackten Fliesen seines Balkons. Er erblickte die nackten FüÃe und die nackten Beine von ihr. Ihre Schlafhose umspielte sanft ihre Oberschenkel und ihr T-Shirt verdeckte ihren Oberkörper. âAnne?â, flüsterte er leise und ging langsam auf sie zu. Sachte berührte er ihren Oberarm und könnte die Kälte spüren, die sie umfing. Und es war nicht nur die Kälte der Umgebung. Es war die Kälte, die von ihrem Körper ausging und die ihren Körper im Inneren erfrieren lieÃ. Ihr Herz zu einem Eisblock machte und all ihre Gefühle erkälten lässt. âAnne. Komm mit rein. Du wirst noch zu Tode erfrieren.â Er versuchte sie leicht am Arm zu ziehen, doch ihre Hände krallten sich fest um das Gelände und er konnte sie keinen Millimeter wegbewegen. âVielleicht will ich dieses jaâ, flüsterte sie leise in den Himmel, âvielleicht möchte ich ja erfrieren. Vielleicht möchte ich endlich wieder etwas in mir spüren. Möchte endlich wieder etwas fühlen. Und sei es auch Schmerz. Ich möchte einfach nur wieder etwas spüren.â
Sie drehte ihren Kopf zu ihm und sah ihn mit ihren ausdrucklosen und matten Augen an. âDu hast mir dieses Gefühl genommen. Hast es mir in der Nacht genommen, als wir uns gestritten haben. Und nur du kannst es mir wiedergeben. Also gebe es mir wieder. Lass mich endlich wieder etwas spüren. Lass mich endlich wieder etwas empfinden. Lass mich endlich wieder Wärme ausstrahlen und Liebe aussendenâ, flehte sie ihn an. Jess starrte sie einfach nur verwirrt an und konnte nicht glauben, was sie sagte. Er konnte sie einfach nur anstarren. âDu kannst es nicht oder? Du kannst es mir einfach nicht wiedergeben.â Sie schüttelte leicht ihren Kopf, bevor sie sich von ihm wegdrehte und sich langsam aufs Gelände stützte. Jess stand einfach nur neben ihr und beobachtete sie. Konnte nichts sagen, konnte sich nicht bewegen. Sie zog sich langsam auf das Gelände und stand mit ihren FüÃen auf dem kalten Eisen. Breit öffnete sie ihre Arme und sah aus, als wenn sie sich vom Wind tragen lassen will. In die weite Welt fliegen möchte und alles von oben beobachten möchte. âWenn du mir das Gefühl nicht zurück geben kannst, muss ich es mir selber wiederholenâ, flüsterte sie leise, bevor sie sich leicht nach vorne beugte und auf die Erde zuflog. Er erwachte endlich aus seiner Starre und konnte nur noch mit ansehen, wie sie mit Weitaufgerissenen Augen auf den Boden fiel.
SchweiÃgebadet öffnete er seine Augen und sein schneller Atem schallte durch den lautlosen Raum. Einzelne Mondstrahlen schienen durch die dichten Jalousien seines Fensters. Schon wieder dieser Traum. Seit 2 Wochen raubt ihn dieser elendliche Traum seinen Schlaf und seine Nerven. Genervt rieb er sich mit seinen Händen über sein Gesicht, bevor er langsam ein und aus atmete und dabei seinen Oberkörper beobachtete, wie er sich gleichmäÃig bewegte. 2 Wochen waren seitdem Streit vergangen. Und die Kälte zwischen ihnen war noch kälter als die Antarktis. Kein einziges Wort fiel zwischen den beiden, kein einziger Blick wurde ausgetauscht. Und wenn sie alleine in einem Raum waren, herrschte Totenstille und man konnte immer eine Stecknadel fallen hören. Er konnte erkennen, dass der strahlende Glanz in ihren Augen verloren war und sie nur noch matt und ausdruckslos waren. Es zog ihm jedes Mal das Herz zusammen, wenn er sie so sah und der Schmerz durch fuhr seinen ganzen Körper wie einzig groÃer Stich. Immer wieder versuchte er mit ihr zu reden, doch blockte sie entweder ab, beschäftigte sich schnell mit etwas anderen oder ignorierte ihn.
Er schloss kurz seine Augen um die Gedanken abzuschütteln, doch blieben sie an ihm haften wie ein groÃes Pflaster, dass er nicht wagte abzureiÃen um den unendlich groÃen Schmerz zu spüren. Er setzte sich aufrecht in sein Bett und stützte seinen Kopf mit seinen Händen ab. Er konnte sich am Tag nach den Streit nicht mehr an viel erinnern. Doch immer wieder fielen ihm die Worte ein, die er zu ihr gesagt hatte. Und immer wieder tauchte das Bild vor seinen Augen auf, wie ihre Augen ihnen flehend ansahen und im Meer von Schmerzen versanken. Jedes Mal zerbrach es ihm sein Herz und er konnte es nicht glauben, dass er ihr die Schmerzen zugefügt hatte. Vor allem, weil er sich versprochen hatte, dass er sie niemals verletzen wollte. Doch er hatte dieses Versprechen gebrochen und sich selber betrogen. Er stieg langsam aus seinem Bett aus und stellte sich vor das Balkonfenster. Sein Blick huschte über den gefliesten Boden und Bilder aus seinem Traum traten in sein Gedächtnis. Er schüttelte seinen Kopf und wollte, dass die Bilder verschwanden. Doch auch wenn sie verschwanden, blieb der giftige Beigeschmack von ihnen und es belastete weiterhin sein Herz und seine Seele.
Er lieà seinen Kopf gegen das kalte Glas fallen und schloss seine Augen. Er versuchte sich ihre strahlenden Augen mit ihrem fröhlichen Lächeln ins Leben zurufen. Versuchte sich an die Berührung ihrer Haut auf seiner zuerinnern. Dachte an ihre sinnlichen Lippen und das Gefühl, was sie in ihm auslösten, wenn sie seine Haut und seine Lippen verwöhnten. Ein leises Stöhnen entfloh seinem Mund und er spürte wie der Drang in ihm wuchs, sie in seinen Armen zuhalten. Ihren Geruch ihrer frisch gewaschenen Haare in seiner Nase zu haben und sie nie wieder loszulassen. Er ballte seine rechte Hand zur Faust und sie lieà sie immer wieder gegen die Wand gleiten. Mit jedem Schlag erhöhte er den Druck. Erhöhte jedes Mal den Schmerz auf seiner Haut. âDu bist so ein Idiotâ, flüsterte er sich immer wieder vor. âWie konntest du ihr nur so etwas antun? Du bist so ein Vollidiot.â Immer wieder lieà er die Faust gegen die Wand fallen und riss immer mehr seine Hand auf, bis einzelne Bluttropfen hervortraten und er in der Bewegung inne hielt. Eine einzelne Träne bahnte sich seinen Weg über seine Wange und hinterlieà all den Schmerz den er fühlte auf seiner Haut. Von seinem Kinn flog sie dem Boden entgegen und zersprang in kleine Stücke.
Seine beiden Hände glitten zum Fenster und stützten seinen Körper zusätzlich ab. Er musste irgendetwas tun. Er würde sonst noch irgendwann an diesem Traum, an dem Bild von ihr, an diesen Schmerz zerbrechen. Langsam atmete er immer wieder ein und aus. Versuchte sich zu beruhigen, was ihm nach einigen Minuten gelang. Nachdenklich betrachtete er die Landschaft. Lieà seinen Gedanken freien Lauf und versuchte eine Lösung zu finden. Er merkte nicht, wie er langsam am Fenster zu Boden rutschte und sein Atem immer mehr gleichmäÃiger ging, bis er einen konstanten Rhythmus hatte und damit den Raum füllte. Seine Augen waren fest geschlossen und ohne es zu merken, war er wieder in einen leichten Schlaf gefallen, wie die letzten Wochen auch. Als die ersten Sonnenstrahlen wieder durch die Himmeldecke drangen und sie ihn leicht an der Nase kitzelten, öffnete er langsam seine Augen. Verwirrt sah er sich kurz um und wunderte sich, warum er auf den Boden geschlafen hatte. Doch fiel ihm dann wieder ein, wie er in der Nacht vom Alptraum erwacht war und auf den Boden eingeschlafen war.
Kurz rieb er sich mit seinen Handflächen über seine Augen, bevor er langsam aufstand. Streckend, lieà er seinen Körper langsam erwachen. Er konnte all seine Muskeln in seinem Inneren spüren. Hier und dort waren welche verspannt. Massierend versuchte er seinen Nacken ein wenig zu lösen. Sein Blick glitt kurz zum Fenster und der im rötlichen Licht des Sonnenaufganges bestrahlten Landschaft. Wieder kamen die Erinnerungen an die Nacht in seinen Sinn. Und wieder kam ihn seine Idee in den Kopf, die er umsetzen wollte. Die er umsetzen musste, um Anne zurück zukriegen. Er zog sein Hemd aus und nahm sich ein Neues aus seinem Schrank, bevor er seine Boxershorts wechselte und eine Jeans anzog. Mit seinen Finger fuhr er kurz durch seine Haare, bevor er sein Zimmer verlieà und an die Tür von Zora klopfte und dann eintrat. Die Dunkelheit ihres Zimmers umhüllte ihn und seine Augen brauchten kurze Zeit sich daran zu gewöhnen, bevor er die leichten Umrisse ihres Bettes sah. Mit vorsichtigen Schritten ging er auf das Bett zu und ging langsam in die Hocke. âZora? Bist du wach?â, flüsterte er leise und schüttelte sie sachte.
Er konnte ihr Grummeln hören und kurz darauf tastete eine Hand verirrt nach den Schalter ihrer Stehlampe. Kurz darauf erhellte das Licht das Zimmer und er konnte in die fast geschlossenen Augen seiner kleinen Schwester sehen. âIch hoffe für dich, dass du einen guten und triftigen Grund hast warum du mich um diese gottverdammte Zeit weckstâ, zischte sie ihm zu und lieà sich wieder in ihr Kissen fallen. Jess musste kurz schmunzeln und dachte daran, wie ähnlich sich die beiden doch sind. âDu kannst gleich wieder weiter schlafen. Ich möchte dich nur um etwas bitten, was sehr wichtig istâ, antwortete er ihr und lächelte sie dabei an. Zora nickte mit dem Kopf, während sie sich einen Arm über ihre Augen legte. âKönntest du es schaffen, dass Anne heute so gegen 20 Uhr auf ihrem Balkon steht und von da aus auch in den Garten schaut?â Verwirrt nahm Zora ihren Arm von den Augen und sah ihren Bruder verdutzt an. âWieso sollte ich das tun? Und warum soll Anne da sein?â âEs ist ein Versuch sie zurückbekommenâ, bekam Zora ihre Antwort in einem Flüsterton von ihrem Bruder. Sie nickte mit dem Kopf. âIch kann es dir aber nicht versprechen. Aber ich werde mein Bestes tunâ, sagte sie zu ihm und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Jess strich ihr kurz über ihre Haare, bevor er sich wieder ordentlich hinstellte. âDankeâ, kam es nur von ihm, bevor er aus ihrem Zimmer ging und sich auf den Weg in die Küche machte.
Erstarrt blieb er in dem Ãbergang zur Küche stehen. Anne lehnte sich gegen den Tresen und blickte verloren an die Wand. Seine Atemzüge brannten wieder in seiner Lunge und sein Herz zog sich zusammen bei ihrem Anblick. Den Blick, den sie hatte, war wie ein Schlag in die Magengrube für ihn. Und er wusste, dass es seinetwegen war. Mit sachten Schritten ging er in die Küche und räusperte sich kurz, als er am anderen Ende des Tresens stand. Anne zuckte kurz zusammen und sah dann verwirrt zur ihrer linken Seite. Als sie Jess sah, entfaltete sich wieder die Leere in ihrem Körper. All der Schmerz und Leid, den sie nun seit 2 Wochen mit sich rumschleppte, keimte wieder in ihr auf. Und sie konnte einfach nicht dagegen ankämpfen. Doch zeigte sie es ihm nicht. Ihre Augen verdunkelten sich und versteckten den Trauerschleier. âGuten Morgenâ, konnte sie ihm flüstern hören. Fast glaubte sie es sich nur eingebildet zu haben, aber als sie in seine Augen und auf seine Lippen sah, konnte sie sehen, dass sie sich bewegten. Resigniert nahm sie es zur Kenntnis. Sie stieà sich vom Tresen ab und ging dicht an ihm vorbei. Ihr stieg der Duft von ihm in die Nasen. Den Duft, den sie so sehr vermisste. Und es machte sie wieder schwach. Doch kämpfte sie dagegen an, sich an ihm an den Hals zu schmeiÃen und endlich wieder seine Lippen auf ihren zu spüren. Sie war fast an ihm vorbei, als sie seine Berührung um ihr Handgelenk spürte.
Blitze durchzogen ihren Körper und alles in ihrem Inneren spielte verrückt. Es war diese kurze, simple Berührung die fast wieder alles in ihr zum Einsturz brachte. Es war diese zarte, sanfte Berührung nach der sie sich in jeder Minute verzehrte. Sie drehte sich zu ihm um. Seine Augen hatten seinen Glanz verloren und waren einfach nur noch fahl. Sie konnte die Augenringe erkennen, die sein Gesicht verzierten. âBitte Anneâ, flehte er sie an. Doch wollte sie ihm nicht zuhören. Wollte sie nicht mit ihm reden. Sie befreite ihre Hand aus seiner Hand. âVergiss esâ, war alles was sie zu ihm sagte, bevor sie sich wieder umdrehte und aus der Küche verschwand. Seine Augen folgten ihr, bis sie endgültig aus seinem Blickfeld verschwand. Er drehte sich zu dem Tresen hin und lieà seine Hände hart auf die Platte fallen. Immer wieder schüttelte er seinen Kopf. âDu hast es versaut. Du hast es absolut versautâ, sagte er immer wieder zu sich selbst und lieà dabei seine Hände weiterhin auf die Platte rasen. Irgendwann stützte er seinen Kopf auf der Platte ab und seine Hände vergruben sich in seinen Haaren. Er spürte einfach nur die salzige Flüssigkeit auf seiner Wange. Als er sie vorhin sah, zog sich sein Herz zusammen. Jetzt fiel es langsam auseinander und er konnte sich genau vorstellen, wie sie sich gefühlt hatte. Es fühlte sich an, als würde eine eiskalte Hand durch seine Brust greifen und einen starken Druck auf sein Herz ausüben, bevor die Hand eine ruckartige Bewegung machte und das Herz herausriss.
Anne lieà sich langsam auf ihr Bett fallen und legte sich auf die Seite. Immer wieder lieÃen die lautlosen Schluchzer ihren Körper erzittern und die Tränen bahnten sich immer wieder einen Weg über ihre geröteten Wangen. Diese kurze Berührung brachte alles in ihr durcheinander. Brachte die Kälte, die sie ihm schenkte, zum Einsturz und lieà sie fast wieder zur Wärme umlenken. Und es machte ihr deutlich, wie sehr sie ihn brauchte. Wie sehr sie ihn liebte und sie einfach seine Haut spüren musste. Seinen Körper um sich haben und jemanden zum anlehnen haben. Doch konnte sie dieses im Moment nicht haben. Und dies zerriss ihr das Herz aufs Neueste. All die Splitter splitterten sich in noch kleinere Stücke auf. All die Nägel bohrten sich mehr in ihre Haut und machten ihr das atmen schwerer. Ein groÃer Schluchzer umhüllte die Stille ihres Zimmers und sie spürte darauf, wie jemand einen Arm um ihren Körper schlang. âEs wird alles wieder gutâ, konnte sie Zora murmeln hören. Sie strich sanft über ihren Arm und versuchte Anne zu beruhigen. Sie hatte sie gesehen, wie sie zu ihrem Zimmer gerannt war und konnte nur ahnen was passiert war. Es brach ihr jedes Mal das Herz, wenn sie Anne so sah. âEs wird alles wieder gutâ, flüsterte sie noch einmal. âWann? Wann hört es endlich auf? Wann hört endlich dieser unendliche Schmerz auf? Wann kann ich endlich wieder normal schlafen? Wann kann ich endlich wieder ihn angucken, ohne dass sich mein Herz zusammen zieht und das Atmen mir weh tut? Wann wird mein Herz endlich wieder ganz sein und kein Scherbenhaufen mehr sein, den er immer wieder vergröÃern kann? Wann wird das endlich passieren?â, sprudelten aus Anne die Fragen heraus und ihre Wangen waren das reinste Tränenmeer. So gerne Zora ihre Antwort auf all diese Fragen gegeben hätte, konnte sie es nicht. âIch weià es nichtâ, flüsterte sie ihr zu.
Der Tag verging. Anne blieb die gesamte Zeit in ihrem Zimmer auf dem Bett liegen und starrte einfach nur ins Leere. Immer wieder kam Zora rein und brachte ihr etwas zum Essen oder zum Trinken. Doch rührte sie es nicht an. Sie brachte einfach nichts runter. Als Zora wieder rein kam, stand das Essen unberührt da, wie sie es zurück gelassen hatte. âWillst du etwa âMiss Hungerhakenâ werden oder warum rührst du das Essen nicht an?â, konnte sie Zora fragen hören. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, doch verschwand es schnell wieder. Zora legte sich neben sie. âIch weiÃ, dass es gerade keine gute Zeit für dich ist, aber wenn du dich zu Tode hungerst, nützt es auch keinem. Vor allem dir nichtâ, sagte sie zu ihr und sah sie besorgt an. Anne nahm es zur Kenntnis. Doch hörte sie die Worte nicht richtig. Sie fühlte sich, als wäre sie in einem Vakuum und alles um sie herum, nahm sie nur schwammig wahr. Zora sah auf den Wecker neben den Bett und sah, dass es kurz nach 20 Uhr war. Irgendwie muss ich versuchen sie nach drauÃen zu locken, dachte sie sich. âWarst du heute eigentlich schon mal an der Luft?â Anne schüttelte ihren Kopf. âDann wird es jetzt Zeit dafürâ, sagte sie zu ihr und zog sie an einem Arm hoch. Widerwillig stand Anne auf, zog schnell eine Strickjacke über, bevor sie Zora auf den Balkon folgte. Als sie heraus trat, sah sie, dass alles in einem rötlichen Schein erhellt war und es aus dem Garten kam. Sie ging zum Gelände und sah nach unten. Ihr blieb der Atem stehen, als sie sah, was in Garten war.
Tausende von Kerzen verliehen dem Rasen einen rötlichen Schein. Drum herum waren Rosen verteilt. Und in der Mitte stand Jess. Sein Blick glitt zum Balkon und er erlaubte es sich endlich zu atmen, nach dem er gesehen hatte, dass sie wirklich dort oben stand. Seine Augen blieben an ihr kleben und er konnte die Ãberraschung sehen. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Sie merkte, wie er ihr langsam die Tränen in die Augen stiegen und das Bild vor ihr schwammig wurde. Schnell wischte sie sie weg und blickte wieder auf das Bild was sich ihr bot. In seinen Händen hatte Jess einen groÃen Strauà weiÃer Rosen. Langsam lieà sie ihren Blick über die Kerzen fliegen und erkannte, dass sie nach einem Muster angelegt waren. Erst jetzt erkannte sie, dass Jess damit Wörter gebildet hatte. Sie versuchte zu erkennen, welche es waren und konnte kurz darauf lesen âEs tut mir Leid. Ich liebe dich.â Ein zartes Lächeln legte sich über ihre Lippen und nun konnte sie die Tränen nicht mehr unterdrücken. Immer wieder legte sie ihre Hand vor ihren Mund und konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Sie blickte zur Seite und konnte Zora lächeln sehen. Es ist wahr, sagte ihre innerliche Stimme zu ihr und Anne schüttelte kurz den Kopf. âIch glaube, jetzt bist du dran mit dem nächsten Schrittâ, konnte sie Zora sagen hören und sah sie wieder an. Sie deutete mit ihrem Kopf Richtung Treppe und Anne verstand.
Ein letztes Mal blickte sie zu Jess und den Wörtern, bevor sie schnell die Treppe runter lief und in den Garten trat. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen und bewunderte einfach nur die Sicht. Dann ging sie mit sachten Schritten auf Jess zu. Er beobachtete jeden Schritt, registrierte jeden Schritt, brannte sich ihr Gesicht in seinen Kopf ein. Und dann sah er endlich ihr Lächeln. Das Lächeln welches immer wieder alles in ihm zum Einsturz brachte. Was immer eine Wärme in ihm auslöste und ihn das Gefühl gab, vollkommen zu Leben. Sie blieb wenige Schritte vor ihm stehen und blickte einfach nur in seine Augen. Jess blickte kurz zum Boden, bevor er sich räusperte und sie wieder ansah. âIch weiÃ, in den letzten Tagen wolltest du nicht mit mir sprechen geschweige denn wahrscheinlich im gleichen Raum mit mir sein. Und ich kann es vollkommen verstehen. Denn ich habe es selber verschuldet. Ich weiÃ, dass ich dir an deinem Geburtstag wehgetan habe. Wenn nicht sogar dein Herz gebrochen habe. Aber im gleichen Moment habe ich dasselbe mit meinem Herz getan. Und es ist bisher noch nicht mal um 1% wieder repariert. Und ich glaube, dass es eine lange Zeit brauchen wird um wieder ganz zu sein.â Er hielt kurz inne und sah sie weiterhin an. Es folgte keine Reaktion von ihr. Ihre Augen blieben einfach an seinen hängen und zeigten nichts.
âDie letzten 2 Wochen waren die Hölle für mich. Ich konnte nicht wirklich essen oder schlafen. Mich verfolgte immer wieder ein Alptraum den ich einfach nicht losschütteln konnte. Du hast dich in diesem Traum umgebracht. Und jedes Mal, wenn ich schweiÃgebadet aufgewacht bin, habe ich zur Seite gegriffen und musste feststellen, dass sie leer, kalt, unberührt war. Und jedes Mal stieg die Panik in mir auf. Das Atmen fiel mir schwer und es war, als würden sich tausend Schnüre um mein Herz ziehen. Und ich bin jedes Mal auf meinen Balkon gegangen und habe Licht in deinem Zimmer gesehen. Erst durch dieses winzige Licht hatte ich die Sicherheit, dass du noch da warst. Noch atmen würdest. Ich hatte mir am Anfang geschworen, dir niemals weh zutun. Doch habe ich mich selber betrogen und dieses Versprechen gebrochen. Und ich hasse mich dafür. Du bist der erste Mensch, den ich nah an mich rankam. Dem ich meine tiefsten Geheimnisse erzählt hatte. Und mit dem ich so viele Gemeinsamkeiten habe. Und in den letzten 2 Wochen dich nicht berühren, dich nicht küssen, noch nicht einmal umarmen zu dürfen, war so gewesen, als wärest du tot und ich im Inneren auch. Ich vermisse dich. Ich vermisse dein Lächeln, deine Art, einfach alles.â Kurz blickte er wieder nach unten, bevor er noch einmal tief Luft holte.
âIch liebe dich, Anne. Ich liebe dich mit jeder Faser meines Körpers. Ich weiÃ, es wird seine Zeit brauchen, bis du mir wieder vertrauen kannst oder sogar lieben kannst. Aber ich werde dir beweisen, dass du es kannst. Vertrau mir wieder, Anne. Liebe mich wieder, Anne. Ich kann einfach nicht ohne dichâ¦â, doch weiter kam er nicht. Er spürte, wie sie ihre Arme um seinen Nacken legten und endlich wieder ihre sanften, zarten Lippen auf seinen spürte. Er lieà die Blumen aus seinen Händen zu Boden fallen und schlang sie um ihren Rücken. Er hob sie ein wenig vom Boden hoch und presste ihren Körper so dich es nur ging an seinem. Er wollte wieder das Gefühl des Lebens in seinem Inneren auskosten. Wollte einfach nur ihre Berührung spüren. Er setzte sie langsam wieder auf dem Boden ab und ihre Lippen lösten sich voneinander. Stirn an Stirn standen sie umgeben von den tausend Kerzen. Sie öffnete langsam ihre Augen und konnte das strahlende Lächeln auf seinen Lippen sehen. âIch liebe dichâ, flüsterte sie leise gegen seine Lippen, bevor sie sie wieder miteinander verband und die letzten 2 Wochen nachholen wollte.
Zora stand immer noch auf dem Balkon von Anne und beobachtete die Szene mit einem Lächeln auf ihren Lippen. Leise ballte sie ihre Hände zu Fäusten und biss sich auf ihre Unterlippe, um den Freudenschrei zu unterdrücken. Die beiden hatten sich endlich wieder. Und das war alles, was in diesem Moment zählte.
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Perfect love is rare indeed - for to be a lover will require that you continually have the subtlety of the very wise, the sensitivity of the artist, the acceptance of the saint. [Leo Buscaglia]