Tod eines Bruders
#1

[SIZE=2]Einen wunder, wunder, wunderschönen guten Tag^^ [/SIZE]


Ich bin wieder im Lande und ich hab was mitgebracht, eine Story, die aus einem Traum entstanden ist. Kennt ihr das, ihr habt einen Traum und seid der Meinung, dass es unbedingt jeder erfahren sollte, aber ihr nicht so viel Zeit habt es der ganzen Welt zu erzählen?


Nun für soetwas gibt es ja bekanntlich das Internet und eine gut funktionierende Tastatur.


Ich hatte vor kurzem einen solchen Traum und


in dieser Story, die ich hier verfasst habe, geht es um mich und meine Umgebung. Die Personen sind real, nur ist die Handlung wie gesagt aus dem Traum entstanden und nie passiert!



Titel: Tod eines Bruder


Rating: sagen wir 12


Genre: Drama


Teil: 1 ob es mehr geben wird, weiß ich noch nicht... mal sehen Wink am besten ihr entscheidet =)



so hier jetzt aber erst einmal die Story! Auch wenn sie sehr traurig ist, ich hoffe sie gefällt euch trotzdem

[Bild: 050108164801_Unbenannt.jpg]


Tod eines Bruder


Ihre Augen flackerten gefährlich, Tränen stiegen in ihr hoch und liefen über ihre Wangen.
Sie biss sich krampfhaft auf die Unterlippe und krallte ihre Fingernägel in ihre Arme.
Ihr war kalt und er war es ebenfalls. Innen wie außen. Das Blut rauschte in ihren Ohren und schien sie langsam von innen heraus zu gefrieren.
Hinter sich hörte sie Schritte, die sich rasend schnell entfernten und vor sich sah sie rot. So viel rote Farbe, die sich überall verteilte. Auf der Straße, auf der langsam die Autos bremsten und die Fahrer ausstiegen, auf seiner Kleidung, die von der roten Farbe schon ganz nass war, auf ihren Schuhen, die früher einmal weiß gewesen waren und auf seinem gesamten Körper, der sich langsam verfärbte und immer blasser wurde.
Er sprach nicht mit ihr, denn das konnte er jetzt nicht mehr. Kurz zuvor hatten sie noch über irgendeinen Film gesprochen, den er gut fand, als er ihn letztens mit Chris gesehen hatte.
Sie hatte wie immer nur genickt und an den richtigen Stellen gelacht oder komisch geguckt. Sie war mit den Gedanken ganz woanders gewesen, aber sie hatte zumindest oberflächlich zugehört.
Und nun lag er da und starrte regungslos auf irgendeinen Punkt im Himmel. Sein Mund war vor Schmerz verzehrt und seine Hände lagen schlaff an seinen Seiten.
Ihr sackten die Knie weg, als sie ihn weiterhin anstarrte und sie fiel auf den nassen Asphalt der Hauptstraße, die nicht weit von ihrem Haus entfernt war.
Vielleicht zwei Minuten zu Fuß, wenn man langsam ging. Und er konnte nun nicht mehr dorthin zurück.
Sie wimmerte leise und strich ihm mit den Fingern übers Gesicht. Seine Haut war so unnatürlich kalt und starr und sie hinterließ blaue, nur langsam weichende Abdrücke auf seinen Wangen, während sie ihren Kopf an seine Brust lehnte und leise weinte.
Er würde sie jetzt auslachen, hoffte sie, so wie er es immer getan hatte, aber da war nichts. Kein Lachen, kein Wegschieben, nicht einmal ein einfacher Seufzer. Sie schluchzte und zog die Nase hoch, doch da war kein „Bäh“, wie er es immer sagte. Wieso sagte er denn nichts? Wieso bewegte er sich nicht? Warum zum Teufel atmete er denn nicht einmal?
Ihre Tränen flossen immer schneller und heißer über ihre Wagen, während ihr leise geflüstertes „Nein“ immer lauter wurde.
Ihr Blick ging starr geradeaus ohne ein Ziel zu haben. Da irgendwo war einmal das Haus ihrer Nachbarn gewesen. Aber sie sah es nicht. Es war so dunkel. Ein Schrei drang tief aus ihrem Bewusstsein an die Öffentlichkeit und erschütterte alle Umstehenden bis ins Mark.
Sie weinte hilflos und klammerte sich an ihn, als würde er dadurch wärmer und würde wieder aufwachen, aber er wollte nicht aufwachen. Jemand legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch sie schüttelte sie ab, sie konnte ihn hier nicht allein lassen. Er musste doch nach Hause mit ihr zum Essen.
Aber sie hatte das ungute Gefühl, dass er nie wieder etwas essen würde.
Ein hysterischer Schrei drang aus der Menge und sie klammerte sich noch enger an ihn. Nie wieder würde sie ihn loslassen.
Doch dann wurde sie einfach weggerissen und er schlug durch den Ruck mit dem Kopf auf dem Asphalt auf Irgendjemand hatte einen Krankenwagen bestellt und nun gingen die Sanitäter direkt auf ihn zu. So ausdruckslos, als würden sie das jeden Tag machen.
Die starken Arme, die sie weggerissen hatten lagen in einem Griff um sie, der sie nicht entkommen ließ und so konnte sie nur hilflos mit ansehen, wie ein schwarzer Gummisack über seinem Kopf zugezogen wurde.
Immer wieder wisperte sie seinen Namen und versuchte nach ihm zu greifen, aber sie konnte und durfte nicht. Er wurde in dem schwarzen Sack auf die Liege gehievt, die bereitstand und dann in das Auto hinein geschoben. Das hässliche, schwarze Auto mit dem langen Innenraum für seinen Sarg.
Sie sank auf die Knie und legte den Kopf in die Hände, der Griff löste sich und ihre Mutter war plötzlich vor ihr, um sie schützend in die Arme zu nehmen. Sie weinten beide auf der Straße kniend, während ihre Freunde und Verwandten sich langsam ansammelten.
Chris saß mit Roger und Ron in der Bushaltestelle und starrte fassungslos geradeaus. Sein bester Freund mit dem er vor einer halbe Stunde über Roger hergezogen war, war nun nicht mehr im Stande dies zu tun und seine Schwester würde wohl nie wieder die Selbe sein wie früher, als er sie noch alle zum Lachen gebracht hatte.
Das konnte er nun nicht mehr. Nie wieder. Er war weg. Sie sah auf und blickte direkt in seine Augen. Es tat irgendwie weh den selben Schmerz darin zu sehen, wie sie ihn selbst gerade fühlte.
Er stand auf und kam auf sie zu, als es plötzlich anfing in Sturzbächen zu regnen. Es bildete sich ein roter Fluss auf der Straße, der sich zu kleinen Pfützen aufteilte und die rote Farbe fast gänzlich wegwischte.
Chris ergriff ihre Hand und hielt sie fest, während sein Blick dem kleinen Bach folgte. Der Regen wurde stärker, doch niemand rührte sich. Alle standen regungslos da, so wie er bis gerade eben noch regungslos auf dem Boden gelegen hatte. Und sie alle hatten Tränen in den Augen und wünschten es würde nicht passiert sein. Nicht hier, nicht heute, nicht mit ihm.
Nun war er tot und sein Platz war leer. Genauso wie der Blich der Umstehenden. Nie wieder würde er sie zum Lachen bringen, niemals würde mehr jemand mit ihm streiten, sich aus Spaß prügeln oder ihn beschimpfen.
Er war weg… und sie war allein.

Freundschaft flieߟt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt
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#2

wow, also hat mir echt voll gut gefallen!!! es war so traurig:heul:du schreibst echt voll schön, ich mag deinen stilHeart
ich fänds toll wenns noch ein bissl weitergehen würde!

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#3

Dein Teil hat mich wirklich berührt... und es wäre schade, wenn du nicht weiter schreiben würdest, weil du hast wirklich Talent darin einen Text in Gefühlen umzuwandeln.. (oke, evt. ein bisschen seltsam ausgedrückt, ich möchte einfach sagen, dass du mit deinem Text was aussagen kannst, ein bestimmtes Gefühl hervorbringen..)

Bitte schreibe weiter!..

hdl

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#4

Oh mein gott ist das traurig :heul::heul::heul::heul:
du schreibst echt schön, ich kann mich nur anschließen. weiter so.
Lg
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#5

Man ich zittere richtig!
Ich hab tränen in den Augen und
mir ist ganz schrecklich kalt!
Wunderschön geschrieben extrem traurig!
Mach bitte weiter
Crazylittlegirl
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#6

*heult* leute ich liebe euch, ich dachte schon die Story is so mies, dass sie keiner lesen will, und deswegen werdet ihr auch belohnt, ich hoffe doch, es kommen noch ein paar Kommis dazu =)
*lüb euch*
Mel
2
Sie saß einfach nur da.
Still und regungslos, als würde sie nichts mehr wahrnehmen.
Der Pfarrer sprach so unbedeutsame Worte, die in ihrem Herz brannten und sie zwangen wegzuhören.
Er erwähnte nicht, dass Phil ein Mensch war, der andere gern zur Weisglut und eigentlich immer sehr verschlossen gewesen war.
Er sagte nichts über die vielen Stunden, Tage, Wochen, Monate, die er mit seinen Freunden verbracht hatte, die ihn abgöttisch geliebt hatten. Niemand wollte ihn zum Feind haben, denn er wusste, wie man sich wehrte und er hatte es bis zum Ende ausgenutzt.
Aber er hatte seine Freunde nie gegen sich aufgebracht. Immer hatten sie hinter ihm gestanden und er hinter ihnen. Niemand hätte ihm jemals einfach so den Rücken gekehrt oder auf ihn geschossen. Er war der Typ Mensch, von dem man immer redete. Er war verrückt und manchmal total durchgeknallt, aber er hatte auch seine guten Seiten.
Er war immer da und wollte allen helfen, auch wenn es nichts mehr zu retten gab. Er regte sich manchmal auf, wenn Menschen hoffnungslos aufgaben und nicht mehr weiterwollten. Er war ein unbewusster Wohltäter und hatte so unglaublich vielen Freunden geholfen, die ihn jetzt schrecklich vermissten.
Niemand wollte ihn einfach so gehen lassen, aber es schien, als würde es kein Zurück mehr geben. Kein Wiedersehen mit diesem hübschen Jungen, der alle gegen sich aufgebracht hatte, um dann noch mehr von ihnen geliebt zu werden.
Der Pfarrer erwähnte auch nicht den Schmerz, den er ihnen allen bereitet hatte und er ließ es auch aus, dass seine Schwester, die ihn wirklich jahrelang gehasst hatte, ihn mehr vermisste als jeder andere in der kleinen Kirche des Nachbardorfes.
Er behauptete er sei an einem Ort, der ihm sicher besser gefallen würde, als alles, was er bisher gesehen hatte. Aber was sollte er an einem Ort, den er mit niemandem teilen konnte? An dem er völlig einsam war ohne seine Freunde, ohne seine Familie und deren Nähe? Was sollte er da, wo er alles, was ihm im Leben wichtig war, nicht sehen konnte?
Hinter ihr war ein leises Schluchzen zu hören und neben ihr weinte ihre Mutter still. Tränen vergoss sie seit einer Woche ununterbrochen, wenn sie an seinem Zimmer vorbeiging, wenn sie ihn zum Essen rief und niemand antwortete, wenn sie seine Handynummer wählte, aber keiner abnahm, nur seine Stimme, die ihn fröhlich begrüßte und ihr mitteilte, dass er nicht zu erreichen war.
Nie wieder würde sie ihn erreichen können. Nie wieder mit ihm reden können. Warum sagte der Pfarrer so etwas Dummes? Dass man ihn irgendwann sicher wieder sehen würde? Dass man Phil im Himmel begegnen würde?
Kathrin weinte auch nachts, wenn sie nicht schlafen konnte, und an ihren einzigen Sohn denken musste, der nun, laut Pfarrer, irgendwo zwischen Himmel und Erde schwebte und seinen Frieden suchte.
Manchmal sah sie sie einfach nur auf seinem Bett sitzen, seine alte Plüschmaus im Arm halten und an einem seiner Pullover riechen. Sie versuchte ihn gedanklich am Leben zu erhalten, aber immer wieder fiel ihr ein, dass er wohl nie zurückkommen würde. Der Pfarrer schloss seine Ansprache und der Sarg wurde angehoben.
Ihr Cousin Rob, ihr Onkel Paul und der zweite Onkel Paul, ihr Dad und ihr Grandpa trugen ihn, gefolgt von einer trauernden Gemeinde, die sich langsam in der winzigen, kalten Kirche erhob, zu einem ausgehobenen Loch, an dessen Ende ein hölzernes Kreuz steckte.
Es lag etwas abseits von den restlichen Gräbern, die alle Innschriften von Altgewordenen Menschen trugen und sie daran erinnerten, dass er niemals so alt werden würde, wie der Rest, der auf dem kleinen Friedhof in dem kleinen Dorf, begraben lag.
Der Sarg wurde in die Erde hinab gelassen und ihre Mutter brach neben ihr laut schluchzend zusammen.
In Strömen flossen ihre Tränen, aber sie blieb standhaft und krallte sich in den nächsten Arm, den sie fand. Es war kalt an diesem Dezembernachmittag, doch sie fröstelte nicht wegen dem eisigen Wind, der ihr durchs kurze, weinrote Haar fuhr, sondern weil ihr das alles so unnatürlich erschien, was da vor ihr ablief.
Wie in einem Film, der nicht enden wollte. Ein Film, der langsam zur Realität wurde und das machte ihr zunehmend Angst.
Sie ergriff mit der anderen Hand die ihrer Mutter und drückte sie fest, als würde es ihr dadurch Mut verleihen und die Kraft sich wieder zu erheben und dem Begräbnis still beizuwohnen. Aber ihre Mutter weinte weiter, während ihre kleine, siebenjährige Schwester gar nicht recht zu begreifen schien, warum sie das tat.
Irgendein Trottel fing an Erde in das Grab zu schaufeln und ihre Unterlippe begann zu zittern. Was machten sie da? Warum taten sie das? Warum überschütteten sie ihn mit Erde? Er würde doch keine Luft mehr bekommen! Und wie sollte er es aus dieser Holzkiste schaffen? Das war doch unmöglich!
„Hört auf damit.“, sagte sie leise und der Griff ihrer Hände wurde fester. „Lasst das, habe ich gesagt.“, sagte sie etwas lauter, doch niemand hörte ihr zu, immer mehr Erde platschte mit einem ekelhaften Geräusch auf das dunkle Holz.
„Sofort aufhören!“, schrie sie die zwei schaufelnden Männer an und Tränen der Wut brannten in ihren Augen. Alle starrten sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
„Er kann doch gar nicht atmen, da drin! Wieso wollt ihr denn alles noch schlimmer machen? Was hat er denn getan? Womit hat er das verdient?“ Ihre Stimme bebte und wurde immer leiser, weinerlicher. Ihr Herz krampfte sich zusammen und in ihren Augen brannten heiße Tränen.
Ihre Sicht war verschwommen und ihr Blick ging starr gerade aus. Sie wollte dieses Bild nicht sehen, dass sich ihr da bot in dem riesigen, klaffenden Loch, dass man achtlos ausgeschaufelt hatte, damit man ihn hineinwerfen konnte.
„Warum tut ihr ihm das an? Warum tut ihr ihm denn so weh? Holt ihn zurück! Warum holt ihn denn keiner zurück?“ Ihr letzter Satz war nur noch ein leises Wispern und dann brach ihre Stimme in ein heftiges Schluchzen um.
Chris zog sie in seine Arme, so, dass sie den Blick vom Grab abwenden musste, doch sie hörte immer noch das platschende Geräusch, der Erde, die auf den Sarg geworfen wurde und es klang grausam in ihren Ohren.
Sie weinte bebend und klammerte sich immer noch mit einer Hand an ihre Mutter, als plötzlich jemand auf sie zukam und sie am Saum ihrer Jacke zog. Melody sah auf und erblickte ihre kleine Schwester.
Eine Schwester, die mit ihren blauen Augen und ihren blonden Haaren überhaupt nicht in das Bild ihrer Familie passte. Ihre Augen glänzten nass in der späten Nachmittagssonne, die langsam unterging und so sah sie zu ihr auf.
„Ist Philipp jetzt im Himmel?“, fragte die Kleine Nadja und ihre Unterlippe begann zu zittern. Melody ging in die Knie und nahm ihre Schwester in den Arm.
„Das weiß ich nicht.“, antwortete Melody ehrlich und weinend und presste das Einzige, was ihr in ihrer Familie noch geblieben war, dass nicht älter als dreißig war, an sich.
Nadja fing an zu schluchzen und zog ihre Nase hoch, dann weinte sie bitterlich und sagte immer wieder, dass ihr großer Bruder doch lieber wieder nach Hause kommen sollte, sonst würde er noch erfrieren dort oben im Himmel.
Melody nickte und setzte sich einfach auf den Boden und so weinten sie, bis die Sonne untergegangen war und jemand ihre Hand ergriff und sie zum Wagen führte.
Das Auto war so leer ohne ihn. Und als sie daheim ankamen, war es so unglaublich still. Melody glaubte Schritte und den leisen Bass seiner Anlage zu hören, aber als sie nachsehen wollte, war da nichts.
Und es würde nie wieder etwas sein…

Freundschaft flieߟt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt
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#7

He du!
Ich weiß nicht ob es Sinn machen kann
wenn ich sage du deprimierst mich in einer
positiven Weise aber es ist so! Wunderschön geschrieben
und sooo traurig! Mach bald weiter
Crazylittlegirl
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#8

Du hast das alles echt wunderbar beschrieben... aber es macht mich echt traurig... Sad irgendwie kann ich da voll mitfühlen... ich hatte eben echt tränen in den augen... schreib weiter so schön, dein schreibstil ist genial!
Lg, Smile
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#9

total schön geschrieben! aber das ist echt traurig! ich stell mir vor es wäre mein bruder gewesen.:heul:
schreib schnell weiter, ich freu mich auf den nächsten teil!Smile

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#10

Thx für die süßen Kommis erst mal schon im Voraus und im nachhinein und ich möchte euch nochmal daran erinnern, dass alles, die szenerie usw existiert Rolleyes - mein bruder lebt zwar noch und geht mir immer noch auf die nerven^^
aber die beziehungen, so wie sie stehen, gibt es real auch.
Näheres dazu werdet ihr in den folgenden kapiteln erfahren, denn ich werde aus diesem Oneshot, so wie er eigentlich geplant war ne hübsche/traurige story machen...
Ich hoffe mal ihr kommt damit klar, auch wenn einiges teilweise sehr verwirrend werden könnte, ich blick in meinem leben ja auch nich durch momentan :koch:Help

3
Der Schnee glitzerte weiß auf dem breiten Waldweg, auf dem sie zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder, zum See hinunterging.
Sie war nachdenklich und fühlte sich einsam ohne sein Lachen, die Sticheleien oder die anderen Blödeleien, die er immer veranstaltet hatte, wenn sie nach draußen gingen, um sich mit den anderen zu treffen.
Sie hatte sich mit niemandem verabredet, aber sehen wollte sie jetzt auch keinen.
Zu Hause hatte sie das ständige Schluchzen ihrer Mutter oder das wütende, eigentlich nicht ernst gemeinte, Gebrüll ihres Vaters nicht mehr ausgehalten und die Kälte, die durch jeden Raum fuhr, war ihr unangenehmer geworden als die winterlichen Temperaturen im Dorf.
Zwei Wochen war sie nicht mehr draußen gewesen, und zwei Wochen hatte sie nur mit leerem Blick vor sich hingestarrt.
Die Bilder immer wieder im Hinterkopf habend.
Diese Leere in seinen Augen und das immer langsamer werdende Herz. Sie sah es richtig vor sich, wie es pulsierte und dann immer langsamer wurde.
Wie er auf die Knie fiel und dann zur Seite wegsackte.
Sie bemerkte die Tränen gar nicht mehr, die ihr über die Wange liefen, denn sie waren zu einem Teil ihres Lebens geworden. Das neue Leben, ohne ihn.
Langsam stieg sie die Steinstufen hinab, die er im letzten Sommer gebaut hatte, um es einem etwas älteren Angler leichter zu machen, hinunter ans Seeufer zu gelangen, an dem sie immer saßen und ihre Geschichten erzählten, während sie ihre Zigaretten rauchten.
Der Angler lebte noch…
Hinter sich hörte sie näher kommende Schritte und sie horchte auf. Hoffnung schimmerte in ihren Augen, als sie sich umdrehte. Doch es war nur Chris, der sich ihr näherte.
Melody wandte sich enttäuscht wieder ab und nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die sie schon seit zwei Wochen nicht mehr angerührt hatte. Der bittere Nachgeschmack des ersten Zugs war irgendwie tröstlich und sie kostete ihn voll aus, ehe sie sich wieder umwandte und Chris traurig anlächelte.
Sie waren lange nicht mehr allein in der Kälte gewesen und auch jetzt traute sich keiner zuerst zu sprechen.
Er ging einen Schritt auf sie zu, um sich dann vor ihr auf einen Stein zu setzen, den er irgendwann einmal mit Phil gebaut hatte, so wie auch alles andere, was an diesem Steinbruch verändert worden war.
Die Steine lagen seit dem Sommer nicht mehr nutzlos herum, sondern waren in einem Halbkreis um das Ufer angeordnet worden. Sie hatten hier schon gegrillt und Eishockey auf dem gefrorenen Wasser gespielt. Jetzt schien das alles unendlich weit zurückzuliegen.
Vieles hatte sich hier verändert, seit sie mit drei und fünf von Rostock in das kleine Dorf am Rande der Zivilisation gezogen waren. Mit vier kam sie zum ersten Mal in den neuen Kindergarten im Nachbardorf, wo sie ganz normale, lebensfrohe Kinder kennen lernte. Wegen ihrer mandelförmigen Augen und den Pausbäckchen wurde sie oft gehänselt, bis sie in die Mittelschule kam, wo sie langsam ihr Selbstbewusstsein wieder erlangte und sich zur Wehr setzte.
Melodys Pausbacken verschwanden und sie begann ihre Augen mehr zu mögen, als alles andere an ihrem Körper.
Ihr großer Bruder war von Anfang an anders gewesen. Er war beliebt bei allem und jedem und fing an die dichten schwarzen Locken immer kürzer zu schneiden. Seine Augen waren ebenso dunkel, fast schwarz, wie ihre und seine haut ein paar Farbnuancen dunkler als die der anderen, während sie eher blässlich wirkte.
Man erkannte sie nicht als Bruder und Schwester, nur wenn man es den Fragenden sagte, aber selbst dann sah man die Geschwister eher ungläubig an.
Und nun gab es nur noch zwei Schwestern, die sich noch unähnlicher waren. Ganze acht Jahre lagen zwischen ihnen und Melody verstand die Entscheidung ihrer Eltern immer noch nicht. Sie war fast sicher, dass Nadja nur ein Unfall war, aber das sagte sie nie laut.
Während Melody sich die dunkelblonden Haare kürzer schnitt und sie dunkelrot färbte, war Nadja mit ihren graublauen Augen und den weißblonden Haaren eher unscheinbar und ziemlich klein für ihr Alter.
Chris sah sie schon eine ganze Weile nachdenklich an, doch in ihrem Kopf ratterte es immer noch, bis sie zurück ins Diesseits kam.
„Ist mit dir alles okay?“, fragte er, während sie den letzten Zug ihrer Zigarette nahm und diese dann wegschnippte.
Dass sie zitterte, wurde ihr erst jetzt bewusst.
Sie hob die Schultern und wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Ihr Blick ging wieder ins leere, um ihr Zeit zum Nachdenken zu geben, aber Chris, der sich ihre hoffnungslose Miene nicht ansehen konnte, zog sie zu sich und sie platzierte sich auf seinem Schoß, wieder zum See hinausschauend.
Auf dem steinernen Steg, den Phil ebenfalls gebaut hatte, stand er nun und warf etwas ins Wasser, dann sah er sie an und zeigte ihr übertrieben die Zunge, woraufhin sie leise „Du bist fies.“ Zu ihm flüsterte und er verschwand.
Das Zittern hatte aufgehört, während sie sich an Chris’ Körper schmiegte und versuchte sich an jede Einzelheit in seinem Leben mit ihr zu erinnern.
Ihr war immer noch kalt, obwohl es relativ warm auf dem Schoß ihres besten Freundes war, der sie teilweise regelrecht an sich presste.
Aber die Kälte kam auch nicht aus der Umgebung, nicht vom Schnee, der erneut auf die Erde hinabrieselte, auch nicht vom Wind, der die gefrorenen Blätter auffliegen ließ und sie umherwehte. Diese eisige Kälte kam auch nicht vom Wasser, das bis zur Hälfte gefroren war, aber noch nicht dick genug, um darauf gehen zu können.
Nein, denn das alles war ihr unwichtig.
Das was ihr wichtig war, war gegangen und ihr Herz schien zu erfrieren.
Melody wandte sich vom See ab und legte gedankenverloren ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich weiß nicht, ob alles in Ordnung ist, Chris. Ich weiß noch nicht einmal, ob je wieder alles in Ordnung sein wird.“, antwortete sie leise auf seine Frage, die er schon vor Stunden gestellt zu haben schien.
Chris nickte nur strich ihr eine Strähne des weinroten Haares aus der Stirn.
„Ich will nicht mehr nach Hause zurück. Nicht zu meiner Mom, die mich noch wahnsinnig macht, oder meinem Dad, der nicht trauert, sondern immer aggressiver wird. Ich will nicht zu Nadja, die mich ständig fragt, wo er ist. Ich will… ich will das alles nicht mehr. Ich will einfach nur, dass er zurückkommt und alles wieder so wird wie früher.“, flüsterte sie leise und vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke, die nicht mehr ordentlich zuging, da der Reißverschluss gerissen war.
Er umfasste sie fester und zog sie noch näher an sich, dann seufzte er und begann zu sprechen. „Es hört sie dämlich an, wenn ich sage, dass es vielleicht das Schicksal war, das ihn mitgenommen hat, weil du weißt, dass ich an so nen Mist nicht glaube, aber vielleicht war es ja wirklich so. Vielleicht sollte es so sein. Du darfst dich deswegen nicht so fertig machen, auch wenn er dein Bruder war. Er wird es immer sein und niemand wird seinen Platz hier einnehmen.
Glaub mir, er fehlt uns allen und wie versuchen nur dir nicht zu zeigen, dass wir ihn eigentlich genauso vermissen, wie du es tust.“
„Er hat ne Menge Scheiße gebaut, huh?“, fragte sie und sah ihn an. Die türkisblauen Augen sahen sie traurig an, als er nickte, aber sie wusste, dass er eigentlich lieber den Kopf schütteln wollte, um ihr zu sagen, dass er nicht immer so ein schlechter Mensch war.
Er hatte sie alle mit seinen Sticheleien belästigt und teilweise auch genervt und nie wusste jemand, wie ernst er es meinte, aber nie hatte er jemandem wehtun wollen. Zumindest daran glaubte sie fest.
Wie sie immer fest an alles Gute in ihm geglaubt hatte.
Jetzt war es ihr egal, wie er gewesen war, sie wollte ihn einfach nur zurückhaben.

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