So kurz vor Ende des Jahres gibt es dann noch einen Teil. Es ist erst mal die ungebeatete Version, weil ich euch den Teil nicht vorenthalten wollte. Also wünsche ich euch viel Spaà beim lesen und wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Dieser Teil ist für Cedric, weil er es geschafft hat, sich durch die FF zu kämpfen und weil die Gespräche mit ihm immer wieder lustig sind. Danke^^
Teil 29 – The Story of the Father
Sanft färbten die Rot- und Orangetöne die Umgebung. Sonnenstrahlen erkämpften sich ihren Weg über die gefärbte Landschaft. Die knorrigen Ãste ragten in den Himmel und sanft wurde ihr Schatten auf die Erde geworfen. Einzelne Menschen bewegten sich über die ungepflasterten Wege. Entlang des Weges standen einzelne Steine und zeigten jeweils den Namen und die Daten an. Sachte legte er die roten Rosen auf das Grab und strich vorsichtig über die eingravierten Buchstaben. William Lewis Mariano, geliebter Ehemann, Vater und Sohn. Er seufzte einmal tief und atmete ein und aus, bevor er sich die aufkommende Träne aus dem Auge wischte. Schlaff hing sein Kopf herunter und er starrte Gedanken verloren auf die aufgewühlte Erde, die durch den Regen leicht aufgeschwemmt war. Er schüttelte immer wieder unglaubwürdig den Kopf, bevor er wieder auf den weiÃen Stein sah und die Buchstaben vor seinen Augen verschwammen. Er wischte sich wieder die Tränen aus seinen Augen, bevor er wieder den Kopf schüttelte und sich kurz ein kleines Lächeln auf seine Lippen legte, als er an eine Erinnerung mit seinem Vater denken musste.
Flashback
„Lauf, Junge. Noch ein Stückchen“, rief ihm sein Vater zu, während er in der rechten Hand den Football hielt und mit der linken Hand ihm andeutete, noch ein wenig weiter zurück auf der Wiese zu gehen. Mit einem Grinsen lief der kleine Junge noch ein wenig weiter von seinem Vater weg, bis er sich wieder zu ihm umdrehte und die Hände weit öffnend gen Himmel richtete. Sein Vater lieà den Football aus seiner Hand gleiten und Sekunden später landete er, unter Jubel, in den Armen des Jungen. „Ich habe ihn! Ich habe ihn gefangen!“, rief er freudestrahlend seinem Vater entgingen und sprang immer wieder mit dem Football in seinen Händen auf und nieder. Unter dem Baum klatschte seine Mutter begeistert und machte dieses auch mit den kleinen Händchen seiner kleinen Schwester. „Gut gemacht, mein Sohn“, sagte William zu Jess und klopfte ihn voller Stolz auf die Schulter. Jess lächelte seinen Vater an und umarmte ihn. Langsam und sanft fuhr William seinem Sohn durch seine schwarzen Haare und hatte dabei ein Lächeln auf dem Lippen.
Er drehte sich zu dem Baum um und sah seiner Frau in ihre Whiskeybraunen Augen. Ihr Lächeln erstrahlte die Gegend und sein Herz machte wieder einen Hüpfer. Die Liebe war immer noch so stark und glühend, wie an ihrem ersten Tag. Und seit der Geburt seiner kleinen Tochter, war ihr Leben noch perfekter geworden. Langsam lösten die beiden sich aus der Umarmung und setzten sich zu Claire und Zora auf die Decke. William gab Claire einen sanften Kuss auf den Mund, bevor er sich zu Zora runterbeugte und sie in die Arme nahm. Sie lächelte ihren Vater mit ihrem ersten Zahn an. Sanft drückte er seine Lippen gegen ihre Wangen und kitzelte sie kurz auf den Bauch, was Zora einen kleinen Lacher entweichen lieÃ. „Der Kleinen gefällt es hier“, sprach Claire zu ihm und er nickte mit dem Kopf, bevor er Zora in die Arme ihres groÃen Bruders legte und er sich gegen den Baumstamm fallen lieÃ. Er legte seine eine Hand um die Taille von Claire und zog sie leicht an sich. Gemeinsam beobachteten sie, wie Jess sanft mit Zora sprach und ihr dabei immer wieder mit einem Finger über den Bauch kitzelte.
„Wir haben zwei wunderbare Kinder“, flüsterte William ihr ins Ohr und küsste sie kurz darauf auf den Hals. Claire nickte mit ihrem Kopf und drehte sich zu ihrem Mann um. „Und es werden hoffentlich noch welche hinzukommen“, und hatte dabei ein Flackern in den Augen, welches ihre Augen Bernsteinfarben erschienen lieÃ. William lächelte sie an und zog sie zu sich. Ihre Lippen berührten sich und wieder loderte das Feuer in ihn beiden, dass sie schon immer gespürt hatten, wenn sie sich küssten oder einfach nur berührten. Als sie sich voneinander lösten, grinste William Claire an. „Was hast du schon wieder für Gedanken?“, fragte Claire mit einem heiteren Unterton nach. „Das kann ich jetzt vor den Kindern nicht sagen. Aber ich werde es dir heute Abend zeigen“, flüsterte er ihr zart entgegen, damit Jess nichts hörte. Claire schüttelte nur ihren Kopf, gab ihm noch einen kleinen Kuss auf den Mund, bevor sie sich gegen ihn lehnte und ihre beiden Kinder beobachtete. Sanft strich William mit seinem Fingern über ihren Arm. Er befand sich im Himmel. Und dieses Gefühl wollte er nie wieder missen.
Flashback Ende
Sein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und seine Augen erstrahlten wegen der Erinnerung. Es war der erste warme Frühlingstag gewesen und sein Vater hatte ihm gezeigt, wie man einen Football fängt. In der Highschool trat er auch dem Footballteam seiner Schule bei und fühlte sich bei jedem Training, bei jedem Spiel mit seinem Vater verbunden. Und dieses Gefühl hatte er wieder in sich, als er an die Erinnerung denken musste und die Bilder vor seinem Auge vorbeizogen. Ein Seufzer lieà die Stille um ihn herum kurz ersticken. Sein Blick glitt wieder über den Stein und die eingemeiÃelte Schrift. „Hey Dad.“ Wieder holte er tief Luft und Tränen traten ihm wieder in die Augen. „Dir geht es bestimmt dort oben gut. Uns hier unten auch. Es hat sich einiges geändert seit letztem Jahr. Wir haben wieder ein neues Au Pair. Sie heiÃt Anne und kommt aus Deutschland. Wir sind jetzt seit ungefähr 6 Monaten zusammen.“ Ein kleines breitete sich wieder auf seinen Lippen aus und er schüttelte seinen Kopf. „Du würdest sie lieben. Sie ist genau das Mädchen, was du bestimmt für mich ausgesucht hättest.
Sie ist klug, nett und kann einfach super mit den beiden Kleinen umgehen. AuÃerdem ist sie genauso ein Bücherwurm wie ich und hört auch fast die gleiche Musik wie ich. Du hättest sie sofort in dein Herz geschlossen. Und sie dich genauso. Ich habe ihr schon ein paar Mal von dir erzählt. Und sie hätte dich gerne kennen gelernt.“ Schnell wischte er sich die Träne von seiner Wange. „Wieso musstest du ausgerechnet an diesem Tag auf dieser StraÃe sein? Wieso bist du nicht zu Hause geblieben?“, fragte er wieder, wie jedes Jahr. Und jedes Mal konnte er sich keine Antwort zusammen reimen. Konnte keine Antwort von seinem Vater erwarten. Er hörte, wie hinter ihm jemand kam. Er stand auf und drehte sich um. Mit roten Rosen in ihren Händen kam Zora ihm entgegen. Sie blieb vor ihm stehen und er konnte die Tränen in ihren Augen sehen. „Du warst heute morgen nicht in deinem Zimmer, als ich dich zum Frühstück holen wollte“, sagte sie zu ihm und wandte sich zum Grabstein. Sachte legte sie die Blumen nieder und blieb mit gesenktem Kopf vor dem Stein stehen. „Ich kann mich zwar nicht mehr wirklich an ihn erinnern, aber trotzdem vermisse ich ihn.“ Leise Schluchzer lieÃen ihren Körper erzittern. Sachte trat Jess an sie heran und zog sie an sich. „Ich habe immer noch das Lied im Kopf, was Dad dir immer gesungen hatte, als du nicht einschlafen wolltest.“
Flashback
Sanft wiegte er das kleine Geschöpf in seinen Händen hin und her. Immer wieder ging er im Zimmer auf und ab und versuchte durch sanfte Worte seine kleine Tochter zu beruhigen. „Shhhh Prinzessin. Du weckst noch alle anderen“, flüsterte er sanft in die Dunkelheit des Zimmers, doch hallte immer noch das Geschrei des Kindes hindurch. Leise beobachtete er von der Tür aus seinen Vater und verfolgte jeden Schritt von ihm. Er sah, wie sich sein Vater in den Schaukelstuhl gegenüber des Fensters setzte und der Mondschein die beiden Menschen vollkommen einhüllte. Sein Vater erschien für ihn in diesem Moment, wie eine unnatürliche Erscheinung. Durch den silbernen Glanz des Mondlichtes wirkte sein 3-Tage-Bart grau und seine Augen spiegelten sich wider. Er lieà sich leise an den Türrahmen herunter gleiten und setzte sich so hin, dass er seinen Vater beobachten konnte. Immer noch versuchte er Zora zu beruhigen. „Hey Prinzessin. Was hast du heute Abend nur?“ Zora lag mit zusammen gekniffenen Augen in seinen Armen, strampelte mit ihren kleinen FüÃen und ihr Mund war weit aufgerissen.
„Shhhh. Deine Mutter braucht doch auch ein wenig Schlaf“, versuchte William sie wieder zu beruhigen. Doch nützte es nichts. Immer weiter schrie sich Zora ihre Seele aus dem Leib und lieà ihren Vater fast verzweifeln. Plötzlich hörte Jess wie sein Vater anfing zu singen. „Mach die Augen zu und träume sanft. Der Mond wird von oben auf dich aufpassen. Die Sonne wird sein Begleiter sein. Und alle Sterne werden dich beschützen. Mach die Augen zu und träume sanft.“ Dabei wiegte William Zora immer hin und her und steckte ihren Schnuller in den Mund. Langsam schloss Zora ihre Augen und es herrschte Stille im Raum. Nur noch William war zu hören, wie er leise die Melodie des Liedes weiter summte und damit hundertprozentig sicher gehen wollte, dass seine kleine Tochter eingeschlafen war. Nach kurzer Zeit hörte er zu summen auf und blickte auf seine Prinzessin herunter. Er stand vom Schaukelstuhl auf und legte sie sanft in ihr kleines Bettchen zurück. Als er sich zur Tür umdrehte, sah er seinen schlafenden Sohn auf dem FuÃboden liegen. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen und er hob Jess auf.
Er brachte ihn in sein Bett zurück und deckte ihn zu. Bevor er das Zimmer seines Sohnes verlieÃ, konnte er ihn leise flüstern hören „Ich hab dich lieb Dad“. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter und er nickte mit dem Kopf, bevor er die Tür schloss und sich zurück in sein Bett begab, wo seine Frau auf ihn wartete. „Schläft die Kleine wieder?“, kam die Frage von Claire, als sich William wieder in sein Bett legte und sie an sich zog. Er nickte mit dem Kopf. „Ich habe ihr ein kleines Lied vorgesungen“, antwortete er ihr und drückte ihr einen kleinen Kuss auf ihre Schläfe, „dein Sohn ist dabei auch wieder eingeschlafen.“ Claire lächelte ihren Mann an und kuschelte sich mehr an ihn heran. „Ich liebe dich“, murmelte er ihr leise ins Ohr, bevor er seine Augen schloss und wieder zurück ins Land der Träume verschwand. Claire sah ihren Mann mit einen kleinen Lächeln auf dem Lippen an. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie zurück, schloss ihre Augen und war kurz darauf auch wieder eingeschlafen.
Flashback Ende
„Dad hat mir früher dieses Lied auch immer vorgesungen, wenn ich nicht einschlafen konnte. Manchmal summe ich es mir abends vor.“ Sie hatten sich mittlerweile auf eine Bank in der Nähe des Grabes gesetzt und Jess strich immer wieder sanft über Zora´s Arm. „Ich habe Dad immer sehr gerne dabei zu gehört, weil er eine tiefe und raue Stimme hatte. Du hast ihn immer angelächelt, wenn er anfing mit dir zu reden.“ Zora hatte sich mittlerweile wieder beruhigt. Ihr Körper erzitterte nicht mehr von Schluchzen und ihr Atem ging wieder gleichmäÃig. Nur ihre Augen waren stark gerötet und wiesen daraufhin, dass sie vor kurzem noch geweint hatte. „Ich sehe immer noch Dad´s lächelndes Gesicht vor mir. Es ist so eine Mischung aus unseren beiden Lächeln. Und seine Augen haben immer gestrahlt. In solchen Momenten habe ich gedacht, dass sogar die Sonne nicht gegen dieses Strahlen ankommen würde“, erzählte Jess weiter und sah dabei immer wieder auf das Grab ihres Vaters. „Beschreib mir noch einmal, wie er aussah“, bat Zora leise und blickte ihren groÃen Bruder dabei in die Augen. Jess nickte nur mit seinem Kopf und schloss seine Augen, um sich ein Bild von seinem Vater vor seinem geistigen Auge hervorzurufen.
„Er hatte dunkle, kurze Haare. Ungefähr wie meine. Aber er hatte sie immer natürlich liegen gehabt. Und sie wahrscheinlich nie gekämmt nach dem Aufstehen. Sie lagen immer total zersaust und wild auf seinem Kopf herum. Er war ein wenig gröÃer als Mum. Er konnte immer seinen Kopf auf ihren legen. Seine Augen glichen deinen. Aber er hatte immer noch so ein gewisses Funkeln mitdrinne, was man nicht wirklich beschreiben konnte. Er hatte die gleichen Gesichtszüge wie du und den Mund wie ich. Wir sind der perfekte Mischmasch von ihm. Ich habe seinen sarkastischen Humor geerbt und du das Einfühlsame. Und beide haben wir die Bücherleidenschaft von ihm geerbt. All die ganzen Bücher im ganzen Haus sind von Dad. Jedes Mal wenn ich ein Buch davon aufschlage, stelle ich mir vor, wie Dad es vor Jahren schon aufgeschlagen und es gelesen hatte. Ich fühle mich dann irgendwie immer verbunden mit ihm“, erzählte Jess ihr weiter. Er merkte, wie wieder die Tränen in seine Augen traten und schluckte sie schnell herunter. Er musste vor seiner kleinen Schwester stark sein. Langsam löste sich Zora von Jess und setzte sich neben ihn auf die Bank. Sie strich sich kurz mit ihrer Hand über die Wangen und verwischte die letzten Spuren ihrer Tränen.
Sie drehte sich zu Jess um und sah ihn direkt in die Augen. Sie konnte den Schmerz erkennen, den er spürte, wenn er über ihren Vater sprach. Konnte das Verlangen sehen, ihn noch einmal zu sehen. Und konnte auch die Eifersucht auf alle anderen Kinder erkennen, die ihren Vater noch hatten. Auch wenn er nichts dafür konnte. „Kannst du mir noch einmal erzählen, wie er gestorben ist?“, flüsterte sie leise die Frage und holte Jess aus seinen Gedanken. Er zuckte kurz zusammen und sah sie dann perplex an. „Bitte Jess“, war alles was sie noch sagen konnte, bevor er kurz seinen Kopf senke und tief ein und ausatmete, bevor er sie wieder ansah und nur kaum bemerkbar seinen Kopf nickte. Er schloss kurze seine Augen und fuhr sich mit seinen Händen über sein Gesicht. Er entspannte kurz all seine angespannten Muskeln, bevor er die Augen wieder öffnete und Zora ansah. „Es war an einem Donnerstagabend im November. Mum und ich hatten gerade noch einen Film geguckt und auf Dad gewartet, der noch einen Freund besuchen war. Du lagst schon im Bett und hast geschlafen. Ich bin auch irgendwann eingeschlafen und erst aufgewacht, als es an der Haustür geklingelt hatte“, begann er wieder die Geschichte zu erzählen. Und wieder durchzog ihn einen Blitz der Trauer.
„Ich hatte gedacht gehabt, dass es Dad sei und bin schon zur Tür gerannt, bevor Mum aus der Küche nachkam. Doch als ich die Tür aufmachte, stand nicht Dad davor sondern ein Polizist und auf unserer Auffahrt stand sein Auto. Ich weià noch ganz genau, dass die Sirene an war und das Licht unser Haus ein wenig färbte. Bevor er irgendwann etwas sagen konnte, war Mum auch schon hinter mir und sie schien total überrascht zu sein. Aber ich glaube, sie hatte damals schon eine kleine Ahnung gehabt, was passiert war“, sagte er zu Zora und musste wieder die Tränen herunterschlucken, die versuchten sich einen Weg zu bahnen. Zora legte ihre Hand auf die von Jess und wollte ihn damit ein wenig Kraft geben. Sie wusste, wie schwer es Jess immer fiel, ihr das zu erzählen. Aber er hatte es bisher jedes Jahr gemacht. Und jedes Jahr auf Neue kämpfte er mit sich selber und seinen Gefühlen. „Mum hatte mich ins Wohnzimmer geschickt, aber ich blieb hinter der Wand stehen und konnte alles mithören. Er erzählte Mum, dass Dad einen Autounfall hatte und ihn nicht überlebt hatte. Ich weià noch, dass Mum plötzlich zu schreien anfing und dem Polizisten alles Mögliche an den Kopf warf, bis sie sich kurz beruhigt hatte und er sie in den Arm nehmen konnte. Ich rannte auf mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Tränen liefen mir bereits schon über die Wangen und ich boxte immer wieder in meine Kissen“, erzählte er weiter und stoppte kurz in seiner Erzählung.
Er schloss kurz seine Augen und atmete mehrmals tief ein und aus. Jedes Jahr aufs Neue kämpfte er mit seinen Gefühlen und riss sich zusammen, um nicht vor Zora einzusacken und wieder die Gefühle zuzulassen, die er damals gespürt hatte. Er wollte nicht, dass sie sah, wie seine Mauer und seine Hülle einbrachen wie ein Kartenhaus und er wieder in die Tiefe seiner Empfindungen gezogen wird. Er ballte seine Hände kurz zu Fäusten, bevor er sie wieder entspannte und weiter erzählte. „Kurze Zeit später kam Mum ins Zimmer und ich konnte ihre roten Augen erkennen. Wir lagen die ganze Nacht in meinem Bett Arm im Arm und haben nur geweint. Am Morgen hat Mum dir dann versucht, dir klar zu machen, dass Dad nie mehr wieder kommen würde. Aber ich glaube, dass du es damals noch nicht so wirklich verstanden hattest oder?“, fragte er sie und sah Zora dabei in die Augen. Sie schüttelte leicht ihren Kopf und er konnte erkennen, dass wieder Tränen ihre Wangen zierten. Leise flüsterte er ihr zu, dass sie näher zu ihm kommen sollte und er nahm sie wieder in die Arme. So saÃen sie einige Minuten lang auf der Bank.
„3 Tage später war die Beerdigung von Dad. Grandma und Grandpa kamen aus Kalifornien und blieben auch ein paar Tage noch bei uns. Sie hatten Mum sogar vorgeschlagen gehabt, dass sie mit uns dahin ziehen sollte, aber sie hatte abgelehnt. Sie wollte Dad nicht alleine lassen. Und ich bin glücklich mit der Entscheidung gewesen. Es war zwar eine harte Zeit für uns, aber wir haben es schlieÃlich geschafft. Und als Mum Jamie kennen gelernt hatte, war sie seit langer Zeit wieder glücklich. Auch wenn ich damals sehr lange gebraucht hatte, um zu begreifen, dass Dad nicht irgendwann wieder durch die Tür kommen würde, war ich doch froh, dass ich Jamie als Ersatzvater kriegte“, beendete er wieder die Erzählung wie jedes Jahr und schwieg. Leise vernahm er noch die letzten Schluchzer von Zora, bevor sie sich wieder beruhigte und sie aus seiner Umarmung löste. „Danke Jess“, sagte sie nur und gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange. Sei stand von der Bank auf und drehte sich zu Jess um. „Kommst du mit nach Hause?“ Jess schüttelte leicht den Kopf. „Ich bleibe noch ein bisschen hier“, antwortete er ihr und blickte wieder auf den Grabstein. Zora nickte mit dem Kopf. „Ich sage dann Anne bescheid, dass du hier bist. Sie hat sich heute Morgen auch gewundert, wo du bist“, kam es von ihr, bevor sie sich umdrehte und den Friedhof verlieÃ.
Jess sah seiner kleinen Schwester noch kurz hinterher, bevor er sich wieder zu dem Grab drehte und die Schrift in sich aufsaugte. „Ich weiÃ, dass du irgendwo da oben bist und uns immer beobachtest. Vielleicht hast du uns auch Jamie geschickt. Ich weià es nicht. Aber ich bin dir trotzdem dankbar dafür“, murmelte er dem Grab entgegen, bevor er sich von der Bank erhob, sich ein letztes Mal vor das Grab niederkniete und die Schrift mit seinen Finger nachzog. „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder. Ich vermisse dich“, flüsterte er noch, bevor er sich erhob, dem Grab den Rücken zuwandte und den Weg entlang ging. Plötzlich kam ein starker Wind auf und lieà die kahlen Ãste im Wind tanzen. Jess drehte sich noch einmal zum Grab um und hatte das Gefühl, dass sein Vater doch nicht soweit von ihm stehen würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen, verlieà er den Friedhof und machte sich auf den Weg nach Hause.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.01.2008, 22:57 von
Lava.)