Moments of Life

Lava schrieb:Hey Süße
Es ist schön noch vor Weihnachten etwas von dir lesen zu können. Habe mich auch sehr darüber gefreut.
Du hast mir mit diesem Teil voll die Gänsehaut und Tränen in den Augen bereitet. Wie David und Elisabeth nach dem Besuch bei Sarah über sie sprechen und die ganze Situation analysieren war einfach nur heftig. An dieser Stelle musste ich echt mit den Tränen kämpfen. Hätte sonst heulend vor dem Laptop gesessen^^
Aber vor allem für die beiden Kinder wird es ja auch nicht leicht werden, falls Sarah dann sterben wird. Vor allem Emily kriegt es ja auch sehr mit.
Die Geschichte von Landon und Jamie ist auch sehr traurig. Auch von Dawn und Matt.
Musst du denn immer so traurige Geschichten mitreinbringen?
Wenigstens versteht sich Anne mit den Kindern und kann sie ein wenig ablenken und sie ein wenig aufmuntern.
Freu mich schon auf einen neuen Teil von dir Süße
Wünsche dir schöne Festtage und einen fleißigen Weihnachtsmann
Hab dich lieb Anne

Danke dir Süße für die Worte. Wollte dich nicht zum weinen bringen. Aber manchmal geht es einfach mit mir durch und der Teil ist wirklich etwas heftig ausgefallen. Glück und Leid liegen eben nah beieinander. Immerhin wollen Jenny und Tony heiraten. Smile
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Guten Morgen meine Süße :knuddel:

Es freut mich, dass weiter geschrieben hast. Ich liebe deine gefühlvolle Geschichte. Sie berührt mich tief in meinem Innersten. Macht mir jedesmal erneut bewusst, wie wichtig es ist, das Beste aus seinem leben zu machen. Es so weit wie möglich mit seinen Lieben zu genießen und sich nicht von so absolut lächerlichen Sorgen wie dem Studium oder ein paar Gramm zuviel auf den Hüften den Tag verderben zu lassen. In deiner Geschichte kommt perfekt rüber, was wirklich zählt. Liebe, Familie, Freundschaft. Deine erschaffenen Charaktere sind einfach wunderbar. Sie sind als wären sie aus Fleisch und Blut. Authentisch und einfach nur liebenswert. Ich liebe es immer wieder in deine Welt einzutauchen und möchte gar nicht mehr wieder raus.

Es schmerzt mich, wenn ich die arme Sarah vor meinem inneren Auge sehe. Noch mehr schmerzt mich jedoch, wenn ich daran denke, wie es David, den Kindern und den anderen Verwandten und Freunden gehen muss. Vor allem David und den Mädchen. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als so etwas durchzumachen.

Das kurze Gespräch Sarahs mit ihrer Großmutter hat mich sehr berührt und Tränen in die Augen getrieben.

Zitat:“Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist, Sarah in ihrem jetzigen Zustand zu sehen. Als hätte sie mit dem Leben abgeschlossen und wartet nur noch auf das Ende.”

Das ist so traurig. Ich hoffe wirklich, dass es noch eine Chance für sie gibt, dass ein Wunder geschehen wird. Die Menschheit braucht auch Wunder.
Und sollte das geschehen, was ich fürchte, lass sie noch schöne Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre haben.

Schön, dass Elisabeth David ein klein wenig Kraft geben konnte, auch wenn sie sicherlich genauso leidet.

Die Sache mit Matt und Dawn, sowie Jamie und Landon berührt mich auch sehr.

Die Personen deiner Geschichte haben mit so vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, ich hoffe, dass ihre Herzen alles überstehen werden und dass es wieder mehr Lichtblicke geben wird.

Die Erinnerung Sarahs an ihre Mutter war auch sehr berührend, hatte erneut Tränen in den Augen, wie eigentlich das gesamte Kapitel über.

Süße, du schreibst einfach unglaublich. Ich bewundere dich für deinen Schreibstil. Ich liebe es immer etwas Neues von dir zu lesen und freue mich schon auf jedes folgende Kapitel.

Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest!

Bussi Selene
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So ihr Lieben, wie versprochen, gibt es noch in diesem Jahr ein weiteres Kapitel. Etwas Vorlauf habe ich ja noch, auch wenn mir das Ende äusserst schwer fällt. Aber das steht ja heute noch nicht an.
Anne und Selene, ich wünsch euch auf diesem Wege schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein erfolgreiches 2008. *hab euch lieb*

Und wie immer, viel Spass beim lesen.

Teil 63

Anthony und Jennifer haben sich die S. Patricks Gemeinde ausgesucht, einer kleinen Kirche, dessen Charme die beiden vom ersten Augenblick in ihren Bann gezogen hat. So ähnlich ergeht es auch den anderen Gästen, die bei der Ankunft des Brautpaares schon anwesend sind.

Da es eine offizielle Weihnachtsmesse ist, hat Pfarrer Whyatt die Hochzeitszeremonie in seine Rede mit eingebaut.

“Ich freue mich, dass sie heute zu unserem Gottesdienst erschienen sind. Neben der Geburt Christi an diesem Tag, ist es eine Ehre für mich, diese beiden Menschen in den heiligen Stand der Ehe zu begleiten. Denn was kann schöner sein, als eine Familie zusammen zu führen. Das ist in diesem Fall wortwörtlich zu nehmen.” Pfarrer Whyatt lächelt.

“Als ich Anthony Hemmingwell zum ersten Mal persönlich kennen lernte, war das nicht hier in der Kirche an einem Sonntag, sondern im städtischen Krankenhaus auf der Kinderintensivstation. Ich weiß, das ist nicht gerade der ideale Ort, aber Gott wartet nicht auf den idealen Zeitpunkt, sondern auf den richtigen. Und der war in dem Augenblick da. Und jetzt, findet nicht nur er, ist es an der Zeit zu heiraten.

So frage ich dich Anthony Stuart Hemmingwell, willst du die hier anwesende Jennifer Marie Calendar zu deiner Ehefrau nehmen. Sie lieben und achten. In guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tot euch scheidet, so antworte Ja, ich will mit Gottes Hilfe.”

Anthony zögert nicht einen Augenblick. “Ja ich will mit Gottes Hilfe.”

“Und so frage ich dich Jennifer Marie Calendar, willst du den hier anwesenden Anthony Stuart Hemmingwell zu deinem Ehemann nehmen. Ihn lieben und achten. In guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tot euch scheidet, so antworte Ja, ich will mit Gottes Hilfe.”

“Ja ich will mit Gottes Hilfe.” Jennifer ist jetzt auch etwas aufgeregt und spricht leiser, als es sonst ihre Art ist.

“Somit erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau.”

Tony und Jenny atmen erleichtert auf und tauschen lächelnd ihre Ringe, bevor sie sich zum ersten Mal als Ehepaar küssen.

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Das anschließende Mittagessen zur Feier des Tages wird im Cafe von Annys Vater eingenommen. Alles ist extra für den Anlass dekoriert. Auf der Mitte des Tisches steht eine selbst gebackene Hochzeitstorte.
“Mein Hochzeitsgeschenk für euch.” begründet Mr. Parker das kleine Extra.

“Außerdem interessiert mich, ob ihr zu gemeinsamer Arbeit im Stande seid.” grinst er und reicht Anthony und Jenny das Tortenmesser.
Da lassen sich die beiden natürlich nicht zweimal bitten. Mit geübten Schnitten, wird der Kuchen in gleichmäßige Portionen geteilt, bevor es ans eigentliche Mittagessen geht.

Alle Gäste verbringen eine entspannte und lustige Zeit. Es werden Reden gehalten. Jeder möchte dem frisch vermählten Paar ein paar nette Worte zukommen lassen. Auch der obligatorische erste Tanz wird nicht vergessen. Als es allerdings auf sechzehn Uhr zugeht, herrscht allgemeine Aufbruchstimmung. Immerhin ist der 24. Dezember auch Heiligabend.

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Wieder zu Hause angelangt, bringt Anne als erstes Hannah ins Bett in ihrem Kinderzimmer, während David Sarah nach oben begleitet. Das Baby schläft schon eine ganze Weile seelenruhig. Bei Sarah dagegen dauert es etwas länger. Die Wirkung des Morphiums lässt langsam nach, die Schmerzen kehren zurück. Erschöpft und vor Kälte zitternd lässt sich Sarah aufs Bett fallen. Der schöne Schein des Vormittags ist verflogen. Der Alltag hat sie wieder.

“Sarah schläfst du schon?” David hat aus der Küche eine Flasche Wasser und die Tabletten geholt und setzt sich auf den Bettrand.
“Ich bin noch wach.” Sarah klingt abgekämpft und heiser. Mühsam rappelt sie sich hoch und nimmt ein Medikament nach dem anderen ein, die David ihr reicht.
“Wenn das so weiter geht, ernähre ich mich irgendwann nur noch von roten, blauen und gelben Pillen.” David hat den sarkastischen Unterton in ihrer Stimme gehört und kontert.

“Vergiss die grünen nicht. Die sind ganz besonders wichtig.” Er stellt das leere Wasserglas beiseite und küsst Sarah vorsichtig auf die Stirn. “Wir schaffen das. Du wirst sehen.”
“Mmm.” Sarah laufen schon wieder dicke Tränen übers Gesicht. “Bitte halt mich fest”, schluchzt sie. “Ich will nicht allein sterben.”
“Schsch. Keine Angst, ich bin bei dir, egal was kommt.” David legt sich mit aufs Bett und wiegt Sarah leicht hin und her. Immer öfter in den vergangenen Wochen und Monaten wurde sie von Ängsten übermannt und gequält, die ihr auch niemand nehmen kann. Denn die Zeit läuft davon. Unwiderruflich.

Nach einer knappen viertel Stunde ist Sarah erschöpft eingeschlafen. Die Medikamente wirken. David stellt das Babyphone auf den kleinen Nachttisch und geht dann nach unten zu Anthony und Jennifer.
Die haben sich inzwischen etwas Legereres angezogen und trinken Tee im Wohnzimmer. Dazu läuft im Hintergrund weihnachtliche Musik.

Es ist sehr ruhig im Haus, denn auch Emily hat sich auf dem Sofa zwischen ihren Urgroßeltern zusammen gerollt und blättert dabei gedankenverloren in einem Buch. Als sie auf der Treppe Schritte hört, springt sie hoch um nachzusehen und läuft ihrem Vater in die Arme.

„Kann ich mit Hannah spielen?“
„Tut mir leid mein Schatz.“ David nimmt Emily hoch und streicht ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hannah und deine Mom schlafen. Da wollen wir sie besser nicht stören. Aber wie wäre es, wenn ich dir etwas vorlese.“
Emilys Augen, die eben noch traurig geschaut haben, fangen bei diesem Vorschlag an zu leuchten.
Eifrig nickt sie, strampelt sich frei und holt eilig das Buch vom Sofa.
Emily liebt es, wenn ihr Vater sie durch Bücher in die Welt der Märchen, Feen und Kobolde entführt.
Gemeinsam setzen sie sich in den wuchtigen alten Lehnstuhl, der in Tonys Arbeitszimmer steht, und sind die nächsten zwei Stunden mit Hans-Christian Anderson und seinen Geschichten beschäftigt.

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Als Emily eingeschlafen ist, nutzt David die Zeit, um nach seiner Freundin zu sehen. Das Babyphone ist angesprungen, aber nicht durch Hannah, denn ihre jüngste Tochter ist ein kleines Murmeltier, was das anbelangt. Wenn sie erst mal schläft dann schläft sie. Und das seelenruhig.

Nicht so Sarah. Sie sitzt auf dem Bett, den Rücken zum Buckel gekrümmt und hustet sich die Seele aus dem Leib, als David das Zimmer betritt. Ihre Lippen sind bereits blaulila angelaufen, während der Sauerstofftank gurgelnde Geräusche von sich gibt und ein rotes Lämpchen blinkt. Der Kanister ist leer.
„Oh, shit. Sorry Sarah.“
Eilig verschwindet David im Wohnzimmer und holt den Lindy-Walker um ihr erst einmal vorübergehend Erleichterung zu verschaffen. Während er die Kabel umsteckt, macht er sich still Vorwürfe nicht noch mal hingeschaut zu haben, ob genug Sauerstoff im Tank war.
Sarah hat den schuldbewussten Blick von David gesehen und zieht ihn zu sich aufs Bett, als frischer Sauerstoff ihre Lungen füllt.

„Es war nicht deine Schuld. Ich habe vorhin die Zufuhr hoch gedreht und nicht drauf geachtet, ob noch genug drin ist.“
Ihre Worte sind abgehackt. Immer wieder unterbrochen von Hustenanfällen und einem eigenartigen Gurgeln.
„Trotzdem hätte ich noch mal nach dir sehen sollen. Ich habe fürchterliche Angst, nicht genug für dich tun zu können.“ David nimmt seine Freundin zärtlich in die Arme und streicht ihr behutsam über den Rücken, um die Verspannungen durch das ständige Husten etwas zu lockern. Ihr ganzer Körper ist angespannt, während sie versucht, genug Luft zum leben in ihre Lungen zu bekommen. Es wird mit jedem Tag und Atemzug schwerer.

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So sitzend findet Anthony die beiden, als er zum Abendessen rufen will.
Sarah hat inzwischen die Augen geschlossen und ist in einen unruhigen Schlaf abgedriftet. Immer wieder zuckt sie leicht zusammen und rollt unter den geschlossenen Lidern mit den Augen.
„Es gibt Essen. Kommst du?“ Anthony versucht sich möglichst wenig anmerken zu lassen. Aber er erträgt es kaum, seine jüngste Tochter so schwach zu sehen. Glaubte er mal, dass sich ihr Zustand mit den Jahren vielleicht doch noch verbessern würde, so hat er jetzt das Gefühl, sie bald für immer verloren zu haben. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht.

„Seit mir nicht böse. Aber ich würde lieber bei Sarah bleiben, falls sie wieder aufwacht.“
„Ist gut. Ich bring euch nachher etwas zu essen und kümmere mich solange um Emily. Sie ist vorhin aufgewacht und hat nach dir gesucht. War etwas durcheinander unser Krümel, hat sich aber schnell beruhigt, als ich ihr sagte, wo du bist. Am besten nehme ich Hannah auch gleich mit. Es ist fast Zeit für ihre Flasche.“
„Danke.“ David lächelt und nickt seinem Schwiegervater kurz zu, während dieser im Kinderzimmer verschwindet und mit seiner Enkelin dann nach unten geht.

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Wider Erwarten wird es ein ruhiger Abend. Nach einer weiteren Stunde Schlaf, ist Sarah bereit eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen, obwohl sie Hunger oder Durst schon lange nicht mehr verspürt und sie vieles auch nicht mehr verträgt. Allein um bei Kräften zu bleiben, muss sie etwas essen.
Später kommt Emily nach oben und schmiegt sich an ihre Mom, die die Schmusestunden mit ihrer ältesten Tochter immer sehr genießt und es Beiden gut tut, sich so nah zu sein.
Währenddessen kann David Hannah für die Nacht fertig machen, ehe auch Emily ins Bett muss.

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Früh am nächsten Morgen, zupft Emily solange an der Bettdecke ihrer Eltern herum, bis zumindest David wach wird und mit seiner Tochter nach unten ins großelterliche Wohnzimmer geht. Santa Claus war da, aber bevor die Geschenke ausgepackt werden dürfen, gibt es heiße Schokolade mit Marshmellos und die Weihnachtsgeschichte. Dabei kuschelt sich Emily mit ihrem Dad in den wuchtigen Sessel, der zur Wohnzimmereinrichtung gehört und lauscht gespannt Davids Worten.

Später darf sie unter Aufsicht ihrer Großeltern noch vor dem Frühstück ein Paket öffnen. Damit ist Emily erstmal beschäftigt, und David hat Zeit, Sarah zu wecken.

Im Schlafzimmer bietet sich ihm ein Bild, das ihn sehr berührt und Tränen in die Augen treibt.
Sarah hat Hannah zu sich ins Bett geholt, singt ihr leise etwas vor und gibt ihr dabei die bereitgestellte Flasche. Es ist nicht gerade melodisch, aber Hannah stört das nicht. Genüsslich trinkt sie ihre Milch und lässt sich durch die Töne berieseln. Sie ahnt noch nicht, dass sie in einigen Monaten vielleicht ohne ihre Mom wird auskommen müssen.

Ein Weilchen bleibt David im Türrahmen stehen und prägt sich diese Szene genau ein, während Tränen seinen Blick langsam verschleiern. Für Sarah und die Kinder versucht er stark zu sein, aber immer öfter gibt es Momente, in denen er einfach nicht mehr weiter kann und über die Ungerechtigkeit in dieser Welt nachdenkt. Was hatte die Psychologin Anfang des Monats gesagt, sie müssten sich den Tatsachen stellen, dass Sarah nur noch wenige Monate bleiben. Denn Wunder geschehen äußerst selten.

David verbannt diese Überlegungen ganz schnell aus seinem Hirn, wischt sich die Tränen aus den Augen und tritt langsam näher.

„Hey meine beiden Hübschen.“ Vorsichtig streichelt er über Hannahs Köpfchen und küsst dann Sarah. „Ein frohes Weihnachtsfest euch beiden.“

Sarah lächelt selig, obwohl sie weiß, dass es vielleicht ihr letztes Weihnachtsfest ist. Doch diese Tatsache verdrängt sie in diesem Augenblick ganz weit nach hinten. Sie lüftet kurz die Decke, damit David drunter schlüpfen kann. Gemeinsam betrachten sie ihre jüngste Tochter, die inzwischen ihre Flasche leer hat und schon wieder ins Land der Träume eingetaucht ist.

„Sie ist einfach perfekt.“ Sarah würde Hannah am liebsten immerzu ansehen. Im Schlaf kräuselt die Kleine ab und zu die Nase und schnauft hin und wieder wie eine kleine Dampflok.

„David?“

„Ja?“

„Was hältst du davon, wenn wir sobald als möglich heiraten.“

Die Frage hat David jetzt überhaupt nicht vermutet und starrt Sarah erstmal sprachlos an. Auch als sie, nun etwas verunsichert über seine Reaktion, fortfährt. „Ich meine, den Heiratsantrag hast du mir ja bereits damals vor Liams Geburt gemacht und, na ja, ich habe ihn angenommen. Nur an der Durchführung hat es bisher immer gehapert. Sowohl zeit- als auch gelegenheitstechnisch.“ Sie schaut wieder auf Hannah.

„Du weißt aber, dass du meine Frau bist. Trauschein hin oder her. Wir haben und sind eine Familie. Du, Emily, Hannah und ich. Daran wird sich nie etwas ändern.“
„Doch, wenn es nicht rechtzeitig eine neue Lunge für mich gibt. Im Testament ist zwar alles geregelt, aber…“ Sarah bricht ab und ringt nach Worten.

„Es soll offiziell sein. Auch vor dem Gesetz! Oder?“

Sie nickt. „Nicht nur, aber auch, ja. Wie du schon sagst. Wir hatten immer vor zu heiraten. Jetzt sind vielleicht die letzten Wochen angebrochen, wo wir die Gelegenheit haben. Granny und Grandpa bleiben ebenfalls noch länger. Und vielleicht können wir Jim und Carrie dazu einladen.“

„Und wann darf ich um deine Hand anhalten? Ich meine, immerhin müssen wir das Aufgebot bestellen und einen Termin mit dem Pfarrer ausmachen.“

„Du hältst mich also nicht für verrückt.“

„Nein, und selbst wenn, dann bist du immer noch meine Verrückte, die ich aus tiefstem Herzen liebe und heiraten möchte. Hast du dabei an ein bestimmtes Datum gedacht?“

„An den 17. Januar, also Emilys Geburtstag. Zeit genug, um alles vorzubereiten und trotzdem nicht zu spät.“ Sarahs zweideutige Aussage versetzt David wieder mal einen Stich ins Herz und er muss kurz schlucken, um den Klos aus seinem Hals zu entfernen. Denn die Ärzte im Krankenhaus sind mit ihrem Latein wortwörtlich am Ende. Sarah spricht kaum noch auf eine Behandlung an, gegen fast alle Antibiotika ist sie resistent. Es sind einzig und allein Erhaltungsmaßnahmen. Wie lange ihr geschwächter Körper das noch durchhält steht in den Sternen. Aber die Zeit läuft eindeutig gegen sie.

„Gut das dürfte zu schaffen sein. Gleich im neuen Jahr melde ich uns im Standesamt an. Wann sagen wir es den anderen?“

„Gleich nachher. Das heißt also, sobald ich Hannah versorgt habe und selbst vorzeigbar bin.“

David will erst einwenden, dass er sich doch um Hannah kümmern kann, wird von Sarah jedoch sogleich unterbrochen. „Lass mich machen. Zu viel reicht meine Kraft nicht mehr, aber meine Tochter wickeln und anziehen, das schaffe ich gerade noch so. Also keine Widerrede. Wir sehen uns nachher unten. Ich komme zurecht.“

„Ok.“ David gibt ihr noch einen zärtlichen Kuss, bevor er aufsteht und nach unten geht. Sarahs sehen ihm kurz nach und wendet sich dann wieder Hannah zu. „So meine Süße, dann werden wir dich mal ausgehfertig machen.“

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Eine knappe Woche später, genauer gesagt an Silvester, ist David gerade dabei, die Reste des gemeinsamen Frühstücks wegzuräumen, als das Telefon schellt.

„Ich gehe, ich gehe.“ Emily wirft ihr Puzzleteil, das sie gerade in der Hand hält, übermütig auf den Tisch und sprintet in Richtung Küchenanrichte. Mittlerweile ist sie so groß, dass sie da mit etwas auf die Zehenspitzen stellen ranreicht. Doch ihr Vater ist schneller, drückt auf den kleinen grünen Knopf des Mobilteils und meldet sich mit „Hannigan.“

Erst hört er gar nichts, dann nur undefinierbare Geräusche und ganz entfernt so was wie Stimmen. David will schon fast wieder auflegen, weil er glaubt jemand hat sich verwählt, als er endlich angesprochen wird.

„Hey, ich bin’s James. Hast du das gehört?“
„Ja, ich kann es bloß nicht zuordnen. Obwohl ich langsam eine Ahnung habe.“
„Warte, ich gehe mal etwas näher ran.“ David vernimmt Schritte über die Hörmuschel und wieder lautere Hintergrundgeräusche. „Ist Sarah auch in der Nähe?“ fragt James zwischendurch.

„Ja sie ist auch hier. Ich stell mal den Lautsprecher an.“ David setzt sich mit an den Wohnzimmertisch, wo Sarah ihrer ältesten Tochter beim Puzzeln zuschaut und gegebenenfalls mithilft. „So da sind wir.“

„Hi Sweetheart, hallo Krümel.“
„Hallo Onkel James.“ Emily winkt eine Runde in Richtung des Telefons und wendet sich dann wieder ihrer Beschäftigung zu. Jetzt, wo sie weiß, wer es ist, ist ihre Neugier befriedigt und das Spiel wichtiger.

„Emily winkt dir zu James.“

„Und ich drücke sie ganz fest. So nach mal.“

Wieder ist ein eigenartiges Gurgeln und Blubbern zu hören, die auch Sarah jetzt nicht so wirklich zu interpretieren vermag. „Reparierst du gerade nen Abfluss von der Spüle?“

James lacht laut auf, bevor er antwortet. „Das was du für eine defekte Spüle hältst, ist Lukas. Der eben gerade gebadet wird.“ In seiner Stimme kann man den Stolz und die Freude deutlich heraushören.

Sarah und David dagegen sind erstmal baff. Sie waren am Vortag erst da gewesen. Da hatte nichts auf eine baldige Geburt hingedeutet. Im Gegenteil. Die Ärzte waren mit der Entwicklung sehr zufrieden und wollten die werdenden Eltern im neuen Jahr nach Hause entlassen. Tja so schnell wendet sich das Blatt.

„Herzlichen Glückwunsch“, findet Sarah als erste ihre Sprache wieder und strahlt dabei ebenfalls übers ganze Gesichte.
„Wie geht’s euch denn. Ist alles glatt gegangen?“

„Eliza ist etwas groggy. Ganz klar. Außerdem hat sie mich während der Wehen beschimpft und geflucht wie ein Kesselflicker. Aber das bin ich ja noch von Jeans Geburt gewohnt. Dafür ging es relativ schnell. Heute Früh um halb sieben hat Lukas seine gemütliche Einzimmerwohnung gesprengt und jetzt ist er schon über eine halbe Stunde alt. Sarah du darfst dich also zum zweiten Mal als Patentante bezeichnen.“

„Wieder ein kleiner Racker, der dich um deinen Nachtschlaf bringt.“ Das ist David. Doch es ist nicht böse gemeint, den James kontert grinsend zurück. „Na aber doch. Immerhin müssen wir mit euch doch Schritt halten.“ Beide Männer sind alt genug, um zu wissen, wie sie mit diesen Schlagabtauschen umgehen.

„Ich muss jetzt Schluss machen. Ich rufe nämlich aus dem Kreissaal an. Ich melde mich heute Abend noch mal von zu Hause. Außerdem will ich Jean gleich von ihren Großeltern abholen. Damit sie ihren kleinen Bruder noch in diesem Jahr willkommen heißen kann. Bye bis bald.“

James hat aufgelegt und auch David stellt den Lautsprecher wieder aus.

„Wer ist Lukas Mommy?“
„Das ist Jeans kleiner Bruder mein Schatz.“
„So wie Hannah?“
Sarah schmunzelt. „Ja so ungefähr. Jean ist jetzt genau wie du große Schwester.“

TBC...?
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Hey Süße
Schön,dass wir noch etwas vor dem neuen Jahr von dir lesen können. Habe mich sehr darüber gefreut.
Die Hochzeit von Anthony und Jenny war einfach nur total schön. Und die Hochzeitstorte als Geschenk ist echt ne schöne Idee. Und ich finde es klasse, dass Sarah das alles noch miterleben konnte.
EmersonRose schrieb:“Bitte halt mich fest”, schluchzt sie. “Ich will nicht allein sterben.”
Da musste ich richtig schlucken. Für Sarah war es ja eigentlich schon von Anfang klar, dass sie nicht so viel Zeit haben wird, aber als sie das ausgesprochen hatte, musste ich erst einmal fest schlucken und nicht anfangen zu heulen. Sie tut mir so leid und ich wünsche mir, dass sie doch noch eine Lunge bekommen würde. Das wäre einfach klasse. Sie konnte dann noch für Hannah und Emily da sein. Und für David.
Die Idee mit der Heirat finde ich richtig klasse und das Datum ist ja wohl ne voll süße Idee von Sarah. Ich hoffe, dass sie es bis dahin durchhält. Es wäre echt zu schön.
Und das zweite Baby ist endlich da. Vor allem voll süß wie Emily so nachfragt. Kann mir das richtig vorstellen.
Freu mich schon auf einen neuen Teil von dir Süße.
Ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr und nicht so viel trinken^^
Hab dich lieb Anne

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Perfect love is rare indeed - for to be a lover will require that you continually have the subtlety of the very wise, the sensitivity of the artist, the acceptance of the saint. [Leo Buscaglia]
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Oh Mann, regt mich das auf! Ich hab so schnell gelesen und bin trotzdem erst auf Seite 5.. Und die Einsicht, dass deine Geschichte schon so 28 Seiten lang ist hat mich ganz schön entmutigt. Sieht so aus, als ob ich die restlichen 23 Seiten heute nicht mehr schaffen werde. Und morgen ist Stress angesagt, weil ich packen muss. Arbeite für 1 Woche ehrenamtlich in einer Freizeitgestaltung für Familien mit behinderten Angehörigen. Dann fängt wieder Schule an und ich werde ewig nicht online gehen können. So was Blödes! Aber ich möchte so bald wie möglich weiterlesen und dann ein richtiges FB geben. Ich mach sonst nämlich immer einen großen Bogen um "non GG-FFs", habs mal bei einer versucht, aber dann war es mir doch zu anstrengend, mich an die ganzen neuen Charaktere zu gewöhnen, also hab ichs gelassen. Aber der Anfang deiner Geschichte hat einem das Gefühl vermittelt, schon mittendrin im Geschehen zu sein, ich konnte mich also sofort perfekt reinfühlen und mitfiebern. Es geht viel um Krankheiten, so viel weiß ich bis jetzt schon. Ich finde das super, weil ich mich sowieso für Krankheiten interessiere und irgendwie hast du es geschafft, dass ich mich allen ernstes frage, ob ich vllt mal in das Arztgeschehen reinschnuppern soll, aber ich bewerb mich wohl doch lieber erstmal für einen Ausbildungsplatz als Buchhändlerin. Halt, jetzt komm ich vom Thema ab. Also, ich mag deine Geschichte sehr gerne. Hätte sie gerne schon viel früher gelesen, aber entweder war sie gut versteckt oder ich hab sie instinktiv übergangen. Mensch, dann wär ich jetzt auf dem aktuellen Stand und müsste nicht erst alles nachlesen *ärger*.
So, jetzt hüpf ich mal schnell ins Bett. Muss morgen früh raus.
Lese so bald wie möglich weiter.
Lg, Aki:herz:
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Hey,

Die beiden Kapitel waren toll und zugleich echt traurig. Du machst echt klar, das Sarah nicht mehr lange hat und das auch jeden moment enden könnte. Alle schlagen sich tapfer vor allem mit so einer großen Last.

Das Sarah und David nun heiraten wollen find ich toll. Ich hoffe es kommt nichts dazwischen.

Du beschreibst die Gefühle und Situationen echt klasse!

Wünsche dir einen guten Rutsch ins Neue Jahr! *knuddel*
Derya
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Hallo Süße :knuddel:

So, nun endlich zu deinem Feedback. Ich habe mich schon sehr darauf gefreut, das verpasste Kapitel nachzulesen. Du hast einen wunderbaren Schreibstil, ich liebe deine Geschichte. Es ist immer wieder schön, in deine Welt einzutauchen, wenn sie auch traurig und bedrückend ist. Dennoch ist noch ein kleiner Hoffnungsschimmer in mir was Sarah betrifft und ich hoffe, dass er sich doch noch irgendwie erfüllen wird.

Du schreibst so wunderbar emotional, bin jedes mal wieder begeistert. Ich bewundere dich sehr für deine Art zu schreiben.

Zitat:“Mmm.” Sarah laufen schon wieder dicke Tränen übers Gesicht. “Bitte halt mich fest”, schluchzt sie. “Ich will nicht allein sterben.”

Diese Szene zwischen Sarah und David hat mir Tränen in die Augen getrieben. Ich bin sprachlos, weiß nicht, was ich sagen soll.
Ich hoffe so sehr, dass sie noch eine Chance bekommt.

Ich finde es unglaublich, wie es dir gelingt mit diesem schwierigen und ernsten Thema, welches leider viel zu oft tabuisiert wird, umzugehen. Du hast wirklich großes Talent.

Ich finde es schön, dass Sarah und David heiraten wollen. Ich wünsche ihnen die schönste Hochzeit, die es geben kann.

Ich freu mich schon auf die neuen Kapiteln.

HDL Bussi Selene
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Hey, ich hoffe ihr seit alle gut ins neue Jahr gerutscht bzw. wieder gesund und bereit für tatatata "Die Hochzeit" Big Grin. Ich habe mich wie immer über eure FB riesig gefreut und darf Aki recht herzlich begrüßen. Meine Hochachtung, dass du dich durch die ganzen Seiten wühlst, obwohl es keine GG-FF ist.
Ach ja zur Hochzeit, das Kapi ist nicht so sonderlich lang und auch nicht gebetat, aber wenn ihr wollt gibt es in den kommenden Tagen noch einen Zusatzteil, der von der Überraschung erzählt. Ich werdet verstehen, was ich meine, wenn ihr das Stück hier gelesen habt. Also viel Spass und noch ein schönes WE.

Lg Emerson Rose

Teil 64

17. Januar 2003

„So fertig.“ James legt den Puderpinsel zurück auf den Tisch und schaut dann lächelnd in den Spiegel. Dort treffen seine Blicke auf Sarahs.
„Es ist toll geworden. Danke.“ Sarah kann es immer noch nicht ganz glauben. Heute ist der große Tag da und sie hat durchgehalten. Mehr noch, sie fühlt sich heute richtig gut. Von den zittrigen Händen einmal abgesehen. Die seit Wochen anhaltende Übelkeit war heute Früh beim aufstehen wie weggeblasen. Dafür ist die Aufregung da. Und das nicht zu knapp.

Jetzt betrachtet sie sich im Spiegel und ist überrascht, was James in den letzten gut eineinhalb Stunden vollbracht hat. Ihr zugegeben ziemlich schmales Gesicht, vorhin noch blas und mit Schatten unter den Augen, strahlt ihr jetzt geradezu entgegen. Das Make Up ist auf ihren Typ und den Anlass hin abgestimmt. Ebenso die Frisur. Während sich ihre Haare sonst eher locken, hat er sie heute Strähne für Strähne durch ein Glätteisen gezogen, einen Teil mit Hilfe von blütenbesetzten Spangen zu einem Zopf nach hinten zusammen gefasst. Der Rest fällt ihr wie ein Schleier gleichmäßig weit über den Rücken.

Das Kleid hat Sarah vor einigen Tagen gemeinsam mit Alyson und Jenny in der Stadt ausgesucht, nachdem sie vorher telefonisch rumfragten, ob Garderobe in ihrer Konfektionsgröße vorhanden war. Es sollte keine Überraschungen geben, da dieser Ausflug einmal mehr an ihren Kräften gezehrt hat und sie den Rest des Tages nur noch schlief. Das Kleid, welches sie sich letzt endlich ausgesucht und nun ordentlich auf dem Bügel am Schrank hängt, ist eher schlicht. Rein weiß mit Pailletten bestickt, fällt es von oben eng in einer leichten A-Form nach unten weg. Da es nur Spagettiträger hat, vervollständigt eine weiße, leicht transparente Stola das Outfit. Nicht ganz passend für eine Hochzeit. Andererseits findet sie zu Hause im engsten Familienkreis statt.

„Na wie schauts aus?“ Alyson, Eliza und Christin riskieren einen Blick ins Zimmer. Sie fungieren heute einerseits als Brautjungfern und jetzt als moralische Unterstützung bzw. um beim anziehen behilflich zu sein.

„Wenn ich für Frisur und Make Up zuständig bin, immer grandios“, grinst James, packt noch seine letzten Sachen zusammen und verschwindet dann. „Bis gleich Sweetheart.“ Er muss sich selbst noch umziehen und außerdem schauen, ob Nick mit der Nachwuchsraubtierbande klar kommt.

Seitdem feststeht, dass Emily, Jean, Sean und Ryan gemeinsam Blumen streuen werden, üben sie mit wachsender Begeisterung im ehemaligen Kinderzimmer von Dawn, welches sich als einziges in Parterre befindet. Connor als Ältester, versucht das Kissen, auf dem die Ringe liegen werden, mit einer Hand zu balancieren. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass das toller ist und lässt sich auch nicht von Robby, Davids Bruder, umstimmen. Er hat die Oberaufsicht über diesen Kindergarten, wie er sich mit der Überlegenheit eines fast 14jährigen ausdrückt. Nur leider hört niemand so wirklich auf ihn. Ein bis zwei Erwachsene sind also dringend vonnöten, um die Blütenblätter vom Teppich zu sammeln und Connor umzustimmen, doch beide Hände zu benützen.

Im Schlafzimmer von Jenny und Tony, das auch diesmal für die Braut dient, geht es in die heiße Phase. Das Kleid passt wie angegossen. Etwas geliehenes, die Stola ist von Chris, ist dekorativ um Sarahs Schultern drapiert. Etwas Neues und gleichzeitig blaues wickelt sie gerade aus der Verpackung und wird augenblicklich rot bis in die Haarspitzen. Das liegt nicht unbedingt an dem babyblauen Strumpfband, das zum Vorschein kommt, sondern viel mehr an der darunter liegenden Nachtwäsche, die mehr frei lässt als bedeckt.

„Damit ihr eine garantiert unvergessliche Hochzeitsnacht verbringt und David auch etwas zum auspacken hat“, gluckst Alyson und fügt hinzu. „Ihr werdet völlig ungestört sein in euren vier Wänden. Emily bleibt bei Liz und James und um Hannah kümmern Oz und ich uns. Babysitterservice bis einschließlich Sonntagabend. Denn wenn ihr morgen dann aus dem Bett gefunden haben solltet, erwartet euch eine weitere Überraschung.“

„Aber das erfahrt ihr erst zu gegebener Zeit“, fügt Eliza hinzu.

„Ihr seid verrückt, aber ich danke euch.“ Kurzfristig vergisst Sarah Frisur und Make Up und umarmt Schwester, Schwägerin und beste Freundin überschwänglich.

„Bedank dich, oder besser gesagt ihr zwei euch, wenn ihr die Überraschung seht. Bis dahin sollten wir fortfahren und langsam fertig werden. Voila etwas altes.“ Aylson öffnet ihre rechte Hand und streckt sie aus. Es sind schlichte silberne Ohrringe mit einem eingefassten Zirkonia als Anhänger, die zum Vorschein kommen. „Die hat mir Grandma vorhin zugesteckt. Sie hat sie selbst zu ihrer Hochzeit damals getragen, ebenso wie Mom und du bist jetzt die nächste.“

„Ich weiß gar nicht was ich sagen soll“, flüstert Sarah und starrt wie gebannt auf die zarten Schmuckstücke.

„Hey nicht sentimental werden, heulen kannst du nachher. Sonst müssen wir James noch einmal bemühen.“

„Ja, du hast Recht.“ Vorsichtig tupft Sarah sich mit einem Stofftaschentuch über die Augen. „Wie spät ist es?“

„Fast sechs. Gleich geht’s los.“

Sarah nicht und atmet noch mal tief durch, bevor sie aufsteht.

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Im Wohnzimmer, das mit dem Essbereich genug Platz für die Zeremonie bietet, ist alles vorbereitet. Die Gäste haben sich bereits auf die Sitzgelegenheiten verteilt und hören teilweise Stuarts Klavierspiel zu oder unterhalten sich leise. Eigentlich ist es wirklich nur der engste Familienkreis, denkt David. Nervös steht er vorn beim Pfarrer, knetet seine Hände und lässt dabei die Blicke schweifen.

Neben ihm steht sein Vater Jim, der ihn immer wieder aufmunternd zunickt und David ist mehr als dankbar ihn an seiner Seite zu wissen. Seit der Aussprache vor einigen Jahren haben sie sich zwar nicht besonders oft aber doch regelmäßig gesehen oder telefoniert. In die Vater/Sohn Beziehung ist so etwas wie Ruhe eingekehrt und Jim ist sehr stolz, heute als Best Man fungieren zu dürfen. Positiver Nebeneffekt, auch seine Tochter Julie mit Familie sind anwesend. Sie und Wesley unterhalten sich mit Carrie, Jims Frau.

Elisabeth und Au Pair Anne sitzen etwas abseits neben dem Klavier und betätigen sich als Babysitter für den jüngsten Nachwuchs. In dem Fall Hannah und Lukas. Die Kleine ist ganz gegen ihren sonstigen Tagesrythmus wach und guter Dinge. Dabei machen ihr die vielen Leute überhaupt nichts aus. Und Lukas verschläft satt und zufrieden den ganzen Trubel. Mit seinen mittlerweile 17 Tagen, ist das, neben Essen, seine liebste Beschäftigung.

Am Ende des Ganges, als David gegenüber, steht ein nicht minder aufgeregter Anthony. Ständig zupft er an seiner Krawatte herum, setzt die Brille auf und wieder ab oder fährt sich durch die eigentlich perfekt sitzenden Haare. David schmunzelt. Vor knapp einem Monat war die Situation anders herum und jetzt überlegt er, warum sie diesen Schritt nicht schon früher gegangen sind. Eine großartige Hochzeit sollte es ohnehin nicht werden. Darüber waren Sarah und er sich von Anfang an einig gewesen. Und doch mussten sich erst die dunklen, bedrohlichen Wolken über ihnen zusammen brauen, um diesen Schritt zu wagen. Andererseits ist es müßig, darüber zu grübeln, was wäre gewesen wenn. Sarah wird heute vor der Familie und ihren besten Freunden seine Frau. Allein das ist es, was zählt.

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„Hey, wie schauts aus?“ Robby grinst David erwartungsvoll an, als er Connor auf den Platz ganz vorn bugsiert hat. Mit dem 6 ½ Jährigen kommt er ganz gut zurecht. Nur bei der gesamten Rasselbande hat er mittlerweile kapituliert.

„Was glaubst du wohl? Ich habe nicht mal ansatzweise geahnt, wie aufgeregt ich sein werde. Dabei heirate ich einfach nur die Liebe meines Lebens.“

„Dann kann ja gar nichts schief gehen.“ Robert zwinkert seinem Bruder noch einmal kurz zu und geht dann zu seinem Platz. Dieser grinst zurück und sieht dann wieder nach vorn zu Anthony, denn die Gespräche sind in diesem Moment verstummt und Stuart beginnt den Hochzeitsmarsch zu intonieren.

Davids Herz schlägt jetzt bis zum Hals und setzt sogar einmal kurz aus, als er Sarah das erste Mal sieht. Sie ist wunderschön. Anmutig und graziel durchschreitet sie an Tonys Arm geführt den kleinen Gang. Vorneweg, Jean, Emily, Sean und Ryan, wobei Emily immer wieder den Kopf nach hinten dreht und ihre Mommy bestaunt. Sie weiss mit ihren heutigen fünf Jahren zwar, dass neben ihrem Geburtstag noch ein weiteres Ereignis gefeiert wird, trotzdem ist der Anblick ihrer Eltern in der ungewohnten Kleidung etwas befremdlich. Denn natürlich hat auch David sich in Schale geworfen. Dazu war er mit James und als weibliche Verstärkung Julie, unterwegs in der Stadt, auf der Such nach der passenden Garderobe.

Als Sarah jetzt nach vorn blickt, steht ihr Freund und baldiger Ehemann in einem tiefschwarzen Anzug da. Erst bei näherer Betrachtung fallen einem die dezenten Nadelstreifen auf, die in den Stoff eingearbeitet sind. Dazu trägt David ein weißes Hemd und eine schlichte, schwarze Krawatte. Sein Einstecktuch weicht etwas ab und ist in einem zarten Beige gehalten. Genauso wie Sarahs Brautstrauß, der aus Rosen und Lilien besteht. Etwas ungewöhnlich für die Jahreszeit, aber sie konnten irgendwie besorgt werden.

Der Weg nach vorn ist geschafft. Tony küsst Sarah noch einmal sacht auf die Stirn und reicht sie dann mit einem Lächeln auf den Lippen und doch mit etwas Wehmut im Herzen an David weiter.

Nachdem alle an ihrem Platz stehen, ergreift der Referent das Wort und bittet sie, sich zu setzten.

„Liebe Sarah, lieber David“, beginnt er und schaut erst das Brautpaar lächelnd an und anschließend in die Runde. „Im Beisein eurer Familie und eurer Freunde und mit Gottes Hilfe, ist es mir heute eine große Freude, euch in den heiligen Stand der Ehe zu geleiten. Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen und so komme ich heute zu meiner ersten Haustrauung.“

Allgemeines Gelächter erschallt.

„Aber warum auch nicht. Der Herr unser Vater ist überall. Denn er ist in den Herzen der Menschen, die an ihn glauben, ihm vertrauen und ihr Leben in seine Hände legen. Sarah und David, ihr habt mehr als einmal in den vergangenen Jahren bewiesen, dass man zu zweit fast, wenn nicht sogar alles, besser meistern kann. Deshalb beginne ich jetzt mit eurem Trauspruch. Danach folgt das Ehegelübde.“

Es ist fast mucksmäuschenstill im Raum. Selbst die Kinder sitzen ruhig auf ihren Stühlen und hören gespannt zu. David hat Sarahs rechte Hand in seine linke genommen und streichelt unablässig über ihren Handrücken. Einmal um sie zu beruhigen, aber auch damit er sich etwas ablenken kann. Sie müssen sich ohnehin zusammenreißen, um alles mitzukriegen, was Referent Whyatt sagt. Wie ein innerlicher, aber schöner, Zwang, sehen sie sich verliebt an. Es ist wie beim ersten Mal, als sie sich begegneten….

Der Referent spricht weiter und Sarah und David wenden sich wieder nach vorn.


„Nur so!



Wenn ich mich zeige so wie ich bin, wenn ich dich sehe, so wie du bist, passen wir vielleicht gar nicht zusammen, so wie wir sind, sagt der

Zweifel.


Nur wenn ich dich nehme so wie du bist, nur wenn ich mich gebe, so wie ich bin, können wir uns nah sein, so wie wir sind, sagt die


Liebe


Mit den letzten Worten überreicht er ihnen den Trauspruch in einer dunkelroten Samtmappe und bittet sie dann aufzustehen.

Connor springt gleich mit hoch und stellt sich erwartungsvoll neben Jim. Jetzt, wo es soweit ist, hält er das kleine Kissen mit beiden Händen ganz fest. Damit garantiert nichts schief läuft. Immerhin liegen dort mittlerweile die Symbole der Liebe in einer kleinen Vertiefung. Zwei rein silberne Ringe mit asymmetrischen matten und glänzenden Streifen, die in das Material eingearbeitet sind. Sarahs Ring hat zusätzlich noch eine kleine Reihe mit Steinen in einen der Streifen gesetzt.

Diesen Ring nimmt David nun mit zittrigen Fingern an sich und steckt ihn ihr an die rechte Hand.

„Sarah, mein Sonnenschein. Bevor ich dich traf, dachte ich, ich wäre glücklich und zufrieden. Doch erst seitdem ich dich lieben darf, weiß ich, dass ich ein glücklicher Mensch bin. Jeden Tag aufs Neue wird mir das klar, wenn die Dunkelheit verfliegt und ich mit dir gemeinsam und unseren Kindern den Morgen begrüße. Dieses Gefühl möchte ich nie mehr missen. Deshalb nehme ich dich heute vor Gott und allen hier Anwesenden zu meiner Frau. Ich werde dich lieben, achten und ehren, alle Tage meines Lebens.“

Davids letzte Worte sind nur mehr ein Flüstern, denn ein großer Kloß steckt in seinem Hals. In Sarahs Augen glitzert es derweil verdächtig. Doch erst mal ist sie an der Reihe.

„David, du bist in mein Leben getreten, als ich es am wenigsten erwartete. Seitdem hat sich so vieles verändert und dafür danke ich dir. Denn du gibst mir Kraft, Mut, Stärke, Vertrauen und vor allem Liebe. Gemeinsam mit dir und unseren Töchtern wird mir jeden Tag erneut klar, dass wir alles schaffen. Egal wie viele Steine man uns in den Weg legt. Deshalb nehme ich dich heute vor Gott und allen hier Anwesenden zu meinem Mann. Ich werde dich lieben, achten und ehren, alle Tage meines Lebens.“

„Da ihr mir beide das Ehegelübde bestätigt habt, erkläre ich euch, Kraft des mir verliehenen Amtes, zu Mann und Frau.“

Noch immer ist es fast unheimlich still und alle Augen sind nach vorn gerichtet, sodass der Referent schmunzelnd hinzufügt. „David du darfst Sarah jetzt küssen, wenn du möchtest.“

„Oh, ja.“ Davids Lächeln wird noch etwas breiter, als er seine Hände an Sarahs Wangen legt und sie sanft und leidenschaftlich küsst. Beide blenden für diese Sekunden alles aus und geben sich ganz und gar ihren Gefühlen füreinander hin. Ein großer Schritt in ihrem Leben ist getan…

„Ich liebe dich Sarah Hannigan“, flüstert er, als sie sich wieder voneinander lösen.
„Ich liebe dich auch David Hannigan.“


Tbc..?
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Hi Süße :knuddel:

Das freut mich, dass es schon ein neues Kapitel gibt Smile

Ich finde, Sarahs Kleid hört sich toll an. Sie sieht gewiss wunderschön darin aus.

Wie die Kinder für die Hochzeit üben ist total niedlich. Sehe sie richtig vor mir.

Und die Hochzeit schließlich...wow, großartig, himmlisch, perfekt. Du bist grandios.

Es war einfach alles so, wie es sein sollte. Sarah und David inmitten ihrer Lieben.

Der Reverend war auch klasse, konnte ihn mir richtig vorstellen.

Die persönlichen Versprechen von Sarah und David waren wundervoll. Nicht kitschig, sondern einfach genau richtig. Voller tiefer, ehrlicher Liebe. Und man weiß, nichts wird sie trennen. Ich glaube ehrlich gesagt daran, dass Menschen durch den Tod nicht getrennt werden, sondern sich wieder sehen und wieder vereint sein werden. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass die beiden noch sehr viele glückliche gemeinsame Jahre oder sogar Jahrzehnte in diesem Leben verbringen werden. Ich hoffe, dass ein Wunder geschehen wird. Dass Sarah noch eine Chance erhalten wird.

Ich freue mich auf jedes neue Kapitel und würde den Zusatzteil natürlich liebend gerne lesen.

Schönes Wochenende noch!

HDL Bussi Selene
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Hey Süße
Schön wieder etwas von dir zu hören.
Ich liebe deine FF und ich liebe deinen Schreibstil.
Der Teil war einfach nur wunderschön.
Das Kleid von Sarah sieht total toll. Konnte es mir richtig gut vorstellen. Und dass sie sogar an ihrem Hochzeitstag so gut drauf ist und so viel Kraft hat, ist einfach nur wunderbar.
Die Kleinen sind ja einfach nur zu niedlich. Kann mir richtig vorstellen wie sie in ihren Kleidern und kleinen Anzügen durch das Zimmer laufen und dabei Blumen verstreuen. ich wollte bei ner Hochzeit auch immer das Blumenmädchen sein. Habe ich mir immer ganz toll vorgestellt.
Die Ehegelübde von den beiden sind einfach nur klasse. Und ich hatte richtig Tränen in den Augen.
EmersonRose schrieb:„Ich liebe dich Sarah Hannigan“, flüstert er, als sie sich wieder voneinander lösen.
„Ich liebe dich auch David Hannigan.“
Das finde ich einfach nur wunderschön. Endlich sind sie auch richtig miteinander verbunden. Waren sie ja vorher auch schon aber jetzt sind sie es irgendwie richtig.
Ich liebe diesen Teil. Und ich würde mich über den Extrateil freuen.
Ein schönes Wochenende noch.
Hab dich lieb
Anne

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Perfect love is rare indeed - for to be a lover will require that you continually have the subtlety of the very wise, the sensitivity of the artist, the acceptance of the saint. [Leo Buscaglia]
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