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Bildermangel
Lange Gesichter sieht man eben buchstäblichen in diversen Internetforen bezüglich des Mangels an neuen Lauren relevanten Bildern.
Nichts, weder Lauren mit Tannenbaum unter dem Arm, mit Christbaumkugeln am Ohr oder mit Silvester Rakete im Haar.
Oder Lauren mit Hund auf der Suche nach neuen künstlerischen Motiven (komisch, man sieht sie nie mit dem Hund vor der Haustüre. Entweder lebt der Hund ein erbärmliches Leben in einem Zwinger oder einem dunklen Keller oder ihr Grundstück ist so groÃ, daà sie den Hund Morgens rauslassen kann und er erst Abends wieder zurückkehrt).
Also kurz und gut, es gibt keine Bilder. Da fragt man sich eigentlich, was haben Menschen in vergangenen Jahrhunderten gemacht, wenn sie eine Persönlichkeit geschätzt haben und die Fotografie als solches noch nicht erfunden war? (Vom Internet wollen wir nun gar nicht reden)
Reisen wir in die Vergangenheit, fragen wir uns also, was haben z.B. die Höhlenmenschen gemacht? Nun, sie kritzelten an die Wände ihrer Höhlen Bilder von bedeutenden Erlebnissen und vielleicht sogar Persönlichkeiten. Von einem, der mit einer Keule gleich 3 Menschen erschlagen kann oder ein Mammut allein mit den Händen gefangen hat. Vielleicht gab es ja auch eine Frau, die alle in Grund und Boden geredet hatte, wobei: die Sprache war noch nicht entwickelt!
Der Maltechnik ist man dann auch treu geblieben und hat Bilder von entsprechenden Personen auf Leinwand oder auch anderen Gegenständen gemalt. War man reich genug, konnte man einen solchen Gegenstand erwerben, konnte es mit sich herumtragen oder auch zu Hause aufstellen.
Vorteil war: die entsprechende Person alterte nicht. Man konnte sich auch nicht bezüglich Kleidung und Haarfrisuren aufregen, denn das Bild veränderte sich ja nicht. Dadurch war aber der Langweiligkeitsfaktor ziemlich groÃ.
War man arm, dann wuÃte man gar nicht, wie jemand aussah. Man kannte bestimmte Leute nur vom hören-sagen und wenn man sie sehen wollte, dann muÃte man schon eine Reise in Kauf nehmen (die wiederum kostspielig gewesen wäre), um seiner Unwissenheit ein Ende zu bereiten.
Ich weià nicht, ob das Prinzip auch bei gewöhnlichen Personen wie Schauspielerinnen funktionierte, aber wenn man z.B. einen heiligen Menschen erleben wollte, dann muÃte man eben reisen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daà einer z.B. in der Antike im Alten Griechenland einem anderen erzählte: âDu, da gibt es eine super Schauspielerin in Athen, die kann Aischylos so klasse zitieren, Wahnsinn, und schnell sprechen kann die, also die muÃt Du gesehen haben, laufe mal los, sind ja nur 2000 Kilometerâ.
Und wenn der dann wirklich losgelaufen ist, dann wäre das wirkliche Hingabe an die Kunst gewesen.
Man muà sich vergegenwärtigen, was Menschen auf sich nehmen muÃten, um besondere Persönlichkeiten zu treffen. Um Jesus predigen zu hören, wanderten viele Menschen Wochenlang und am Ort angekommen, muÃte man mit dem wenigen, was vorhanden war, vorlieb nehmen.
Man muÃte sich das Ereignis gut einprägen, auch die Details, denn bei Rückkehr war man verpflichtet, den anderen davon zu berichten, mit allen Einzelheiten.
Wir hingegen sagen: âHast Du Lauren in der und der Talkshow gesehen? Ich schick Dir mal ein paar Bilder und der Clip wird so in 10 Minuten online sein.â
Wir müssen nicht mal das warme, heimelige Nest verlassen, weder groà Kosten noch Mühen in Kauf nehmen. Wir sitzen vor dem Rechner und warten, daà uns etwas präsentiert wird.
Blöd nur, wenn uns NICHTS präsentiert wird. Dann werden wir ziemlich unzufrieden.
Natürlich würde jetzt keiner auf die Idee kommen, seinen Rucksack zu schnüren und nach Amiland zu fahren, um ein paar Bilder von Lauren zu schieÃen. Das überlassen wir wieder mehr oder minder professionellen Schützen, wie den Paparazzis.
Aber einen Gedanke muà ich noch formulieren (und bitte, das ist jetzt rein hypothetisch): würde einer doch seinen Rucksack packen und nach Amiland fahren und wie durch ein Wunder Lauren auch finden um ihr sagen: âIch bin 1000de von Kilometern gereist, um dich zu sehen, weil ich soviel von dir gehört habeâ, dann würde sie, glaube ich, nicht einen in die Arme schlieÃen und sagen:
âMein Freund, Du hast wohl getan. Siehe, ich bringe Dir frohe Botschaftâ, sondern sie würde den als Stalker ins Gefängnis werfen lassen. Mit einstweiliger Verfügung und 100 Meter-Sicherheitsabstand.
So haben sich die Zeiten geändert.
Es ist gar nicht mehr so einfach, jemanden gut zu finden. Meine Eltern erzählen heute noch mit tiefer Bewunderung, wie schön es damals war, als Conny Froboess in unserer Stadt war (das war die deutsche Ausführung einer jungen Britney Spears in den 50er und 60er Jahren, aber streng nach dem deutschen Reinheitsgebot) und ein reicher Fabrikant hatte sie für ein Abendessen eingeladen. Die Tochter des Fabrikanten durfte den Abend neben ihr sitzen. Der Einsatz: ein paar Hundert Mark (war viel Geld damals), ein Abendessen und Autogramme für die ganze Schulklasse.
Die Kultur des âGut-findensâ ist noch nie so einfach wie heute gewesen (zu meiner Zeit muÃte man noch in der Bravo eine Anzeige aufgeben, wenn man andere Fans von Nena, Duran Duran oder Wham treffen wollte, die berühmten âmein Briefkasten verhungert⦠Anzeigen).
Und man war richtig stolz, wenn man Mitglied in einem Fanclub war, denn da saà man an der Quelle von Neuigkeiten (dafür bekam man auch einen Clubausweis und muÃte einen Mitgliedsbeitrag bezahlen, den dann der âVorstandâ eingesackt hat und davon Pizza essen gegangen ist.)
Heute kann man sich überall und nirgendwo im Internet treffen und Informationen wie Bilder (um auf das eigentliche Thema wieder zurück zu kommen) ist allen frei zugänglich.
Wie gesagt, nur blöd, wenn keine Bilder vorhanden sind. Im Gegensatz zu früher, also zum gemalten Bild, könnten wir jetzt mit kritischem Blick feststellen, daà nach den letzten ungeliebten Paparazzi-Shoots aus New York an den Augen die Lachfältchen tiefer geworden sind, die Sommersprossen auf Grund von Sonnenmangel weniger und die Nase doch noch recht stuppsig ist.
Könnte man, wenn man könnte!
Können wir aber eben nicht und deswegen bleiben wir schön bequem und warten, daà wir mit 0 % Aufwand 100 % Lauren Dröhnung bekommen.
Ach, schöne neue Weltâ¦
© Koile 2008