Ein Neuer Tag
#91

Ich habe niemals behauptet, dass ich Charmita bin.

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#92

Mir ist so, als hättest du das in der FF Interessengemeinschaft geschrieben...

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... ...
Everything changes...



...sometimes I hate it! ...
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#93

Verdammt. Naja, ich muss ja nicht immer alles so machen, wie man es erwartet, denn dann wäre ich sehr vorausschaubar und das möchtest Du doch nicht, oder?! Da wir jetzt spammen, höre ich hier mal auf. Wir haben ja immer noch unsere Profile.

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#94

JAJA!!! auch noch blödsinn reden...naja du hast vermutlich recht...es würde langweilig werden und so hab ich immer nen Grund um mich aufzuregen...
wir lesen uns dann im Profil xD

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Everything changes...



...sometimes I hate it! ...
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#95

21.


Derweil fuhr Don sie alle zur Party, die in einer Scheune und auf der vorgelagerten Wiese stattfand. Der Jahrgang hatte sich gedacht, dass sie so eine Ausweichmöglichkeit hatten , falls es wider Erwarten regnen sollte. Während der Fahrt unterhielten sich Kelly und Terry angeregt über Dinge, die zu Hause passiert waren, wer mit wem zusammen war sowie anderen lebenswichtigen Klatsch und Tratsch. Die Brüder schwiegen dagegen und dachten beide an ihren Vater. Ihnen war klar, dass sie sowohl miteinander aber auch mit ihrem Vater darüber reden mussten, doch für den heutigen Tag war es nicht das passende Thema. Heute wollten sie nur eins, Spaß haben.

Wenig später erreichten sie ihr Ziel. Die Brüder stiegen als erstes aus und halfen galant den Schwestern aus dem Auto, die sich dann bei ihren Begleitern einhakten. So gingen die Vier auf die anderen zu, die schon in Gruppen zusammenstanden. Nur wenige waren alleine da, das Gros befand sich in Begleitung ihrer Partner. Daher fielen Kelly und Charlie nicht sonderlich auf, waren sie doch nur ein zusätzliches Paar. Während die beiden Absolventen sich zu den anderen gesellten, blieben ihre Geschwister etwas abseits stehen und redeten über die wichtigen Dinge des Lebens, sie erzählte ihm von ihrem Studium und er von seiner Mathematik. Da beides Naturwissenschaften waren, interessierte sie sich sogar ernsthaft dafür.

"Wie alt bist Du eigentlich?", fragte sie irgendwann.

"19. Und Du?"

"21", stammelte sie und fragte gleich nach, "Du bist 19 Jahre alt und unterrichtest schon? Wie hast Du das geschafft?" Ihre Neugierde war nicht zu überhören

"Ich ...", begann er.

Don kam just in diesem Moment zu ihnen und drückte Kelly einen Plastikbecher in die Hand, ebenso seinem Bruder, um dessen Schulter er danach seinen Arm legte. "Also Kelly, mein kleiner Bruder hier ist ein Genie. Er ist der beste Mathematiker, den ich kenne, gleichzeitig ist er auch der einzige, den ich kenne. Aber er ist trotzdem ein Genie."

Das war Charlie peinlich, weshalb er leicht errötete und einen Schluck trank. Überrascht schaute er daraufhin seinen Bruder an, denn er hatte ihm verbotenerweise Bier gegeben. Das kommentierte er aber nicht sondern trank es einfach.

Gleichzeitig bemerkte Don jemanden, mit dem er reden wollte und ging ebenso schnell, wie er aufgetaucht war, wieder davon.

"Ist das wahr?", fragte ihn Kelly direkt und nippte daraufhin an ihrem Bier.

Noch immer mit einer seiner unnatürlichen Gesichtsfarbe geschmückt nickte Charlie.

"Wie ist das, ein Genie zu sein? Ich kann mir das nicht vorstellen."

"Abgesehen davon, dass ich mich nicht als Genie bezeichnen würde sondern eher behaupte, dass ich eine Begabung habe, sehe ich Logik, wo sie für manch anderen verborgen bleibt, z.B. Muster. Zahlencodes und ähnliches sind für mich viel deutlicher als für manch anderen Menschen." Für einen Moment dachte er nach. "Was andere als gegeben ansehen, sind für mich Variablen, die durch Veränderung kleinster Teile etwas ganz anderes ergeben können."

"Das ist spannend.“ Bewundernd schaute sie ihn an. „Du erzählst das mit einer Leidenschaft, das ist unglaublich." Sie ließ sich einen Moment mit ihrer nächsten Frage Zeit. "Wie hat man das entdeckt?" Von Sekunde zu Sekunde wurde ihr bewusster, dass sie ihm nicht nur Bewunderung entgegenbrachte.

"Laut meinen Eltern konnte ich wohl mit vier Jahren schon vierstellige Zahlen im Kopf multiplizieren und bin dann speziell gefördert worden. Ich selbst kann mich aber erst daran erinnern, dass ich mit fünf oder sechs Jahren einen trotteligen Lehrer hatte, der glücklicherweise schnell wieder aufhörte." Er lächelte bei der Erinnerung.

"Das ist bemerkenswert. Ich bin schon froh, dass ich Eins und Eins ohne Taschenrechner addieren kann."

"Na ja, so besonders ist es ist nicht ", beendete er das Thema, denn er stellte sich ungern in den Mittelpunkt. "Möchtest Du noch etwas trinken?"

"Ja, gerne. Ich nehme noch ein Bier, sofern Du eins bekommst, ansonsten hole ich es."

"Ich krieg das schon hin, aber Du kannst gerne mitkommen."

"Okay."

Gemeinsam gingen die beiden nun auf einen Tresen zu, an dem sich alle selbst bedienen konnten. Somit löste sich das Altersproblem von allein und Charlie bekam Bier. Vereinzelt waren Bänke aufgestellt worden, zu der er seine Begleiterin nun lotste. Dort setzten sie sich hin und beobachteten das Treiben der anderen. Sie feierten das Fest ihres Lebens, so erschien es den beiden zumindest. Das Schweigen, das zwischen den beiden entstand, war selbstverständlich, sie mussten sich nicht unterhalten. Das gefiel Charlie, denn bei anderen Frauen, wobei er eigentlich nur an Amita dachte, fiel ihm weder das Schweigen noch das Reden leicht. Es war ein Teufelskreis. Einträchtig zusammensitzend tranken sie nun auch ihr zweites Bier. Dann legte jemand Musik auf.

"Möchtest Du tanzen?", fragte Kelly sofort.

"Obwohl ich zwei linke Füße habe, werde ich den Versuch mit Dir wagen." Locker redete er mit ihr, scherzte mit ihr.

Noch während er sprach, stand er auf, reichte ihr seine Hand und ging mit ihr zu den wenigen anderen Paaren, die sich schon im Takt der Musik bewegten. Er legte seine rechte Hand auf ihren Rücken und hielt ihre rechte mit der anderen fest. Mit einer Durchsetzungskraft, die sie ihm nicht zugetraut hatte, führte er sie über die Tanzfläche, dabei drehte er sie und fing sie gekonnt wieder auf. Dass er tanzen konnte, war offensichtlich. Nach vier Liedern waren sie als einziges Paar auf der Tanzfläche übrig geblieben und außer Atem. Deshalb gingen auch sie ab. Während Kelly noch ihren Becher nicht mal ansatzweise geleert hatte, benötigte Charlie schon Nachschub, den er sich holte. Dann ruhten sie sich für einen Moment aus.

Don hatte sie die ganze Zeit beim Tanzen beobachtet und ging nun, da die beiden am Rand der Tanzfläche stand und sch nicht unterhielten, auf die beiden zu. "Darf ich Charlie für einen Moment entführen?", fragte er.

"Tauscht Du dagegen meine Schwester?“, fragte Kelly, schaute ihr Gegenüber an und sah sein Nicken, woraufhin sie fortfuhr, „Dann ja."

"Dass sie mit Dir reden möchte, kann ich Dir aber nicht versprechen“, entgegnete er scherzend.

Schnell schritt sie zu ihrer Schwester, die sich gerade mit ihrer Lucy unterhielt.

"Heute drück ich ein Auge zu, Kleiner", sagte Don und deutete dabei auf den Becher in Charlies Hand.

"Danke", entgegnete dieser ehrlich, obwohl Don ihm selbst den ersten Becher gegeben hatte und die Reaktion ihn deshalb überraschte. "Was möchtest Du denn?"

"Wir werden morgen nicht viel Zeit haben, darum muss ich es jetzt mit Dir besprechen. Irgendwas ist mit Dad und ich möchte wissen, was Du weißt." Sorge dominierte seine Stimme.

"Eigentlich weiß ich nichts. Er verhält sich nur so komisch in letzter Zeit, schaut sich oft die alten Bilderalben an, steht vor Mums Portrait. Manchmal höre ich ihn abends reden. Gestern, als ich ins Hotel gekommen bin, musste ich klopfen und ihn wecken. Er hat nach Mum gerufen. Um es kurz zu machen, er ist wie ausgewechselt, nicht wie unser Dad. Don, ich habe Angst." Aus ihm klang die hilflose Stimme des kleinen Bruders, der sich die Hilfe seines großen, allwissenden erhoffte.

"Hast Du ihn schon mal darauf angesprochen?", fragte Don.

Ein kaum merkliches Kopfschütteln war die Antwort.

In dem Moment wusste Don genau, was in seinem Bruder vorging. Er wollte seinen Vater nicht verlieren, genauso wenig wie er selbst, doch Charlie ging anders mit so etwas um. Schon der Tod ihrer Mutter hatte ihn in ein tiefes Loch gerissen, aus dem er nur schwer wieder heraus gekommen war. Den Verlust seines Vaters würde er, wenn überhaupt, nur schwer verkraften. Daher war für Don klar, dass er sich darum kümmern musste, wie er es immer getan hatte. "Ich werde morgen mit Dad reden. Okay?"

"Mhm", murmelte er kaum verständlich, doch es war seine Zustimmung. Den traurigen und gleichzeitig ängstlichen Ausdruck seiner Augen konnte er nicht verbergen.

Dieser Moment brachte eine Seite in Don zum Vorschein, die er seit Jahren nicht mehr gezeigt hatte. Er tat etwas sehr ungewöhnliches und zog seinen Bruder in eine Umarmung, etwas das er seit ihrer frühesten Kindheit nicht mehr getan hatte. Charlie ließ ihn gewähren. Lang war es nicht, denn nach nur wenigen Sekunden ließ Don seinen Bruder los.

"Wir sollten die Frauen von einander trennen, sonst wirst Du Terry nie wieder sehen", sagte Charlie scherzhaft, um die Stimmung aufzulockern und um die Situation zu entwirren. Es war zu viel Gefühl in der Luft.

"Eine gute Idee."

„Ich habe übrigens noch ein Paket für Dich dabei. Erinnere mich daran, dass ich es Dir morgen gebe“, sagte er, während sie gemeinsam zu ihren Begleiterinnen schritten.

„Das werde ich machen.“

Don wusste nicht, warum, aber, als Terry erreichte, benahm er sich noch einmal sehr ungewöhnlich und zeigte in der Öffentlichkeit seine Gefühle. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, beugte sich dann ihr hinunter und küsste sie liebevoll.

Verwirrt schaute sie ihn an.

Nun neigte er seinen Kopf ein wenig zur Seite, so dass seine Lippen fast ihr Ohr berührten und flüsterte: "Ich liebe Dich."

Wenige Zentimeter bewegte sie ihren Kopf weg, so dass sie ihm in die Augen schauen konnte. Glücklich lächelte sie ihn an, während ihre Lippen "Ich liebe Dich auch" formten. Dann beugte sie sich zu ihm und stellte sich gleichzeitig auf die Zehenspitzen, um ihn nun ihrerseits zu küssen.

Währenddessen schauten Charlie und Kelly sich gegenseitig an und lächelten dabei, denn sie wollten die beiden nicht stören. Mit dem Kopf deutete er unauffällig zur Tanzfläche und sie nickte, so gingen sie davon und ließen ihre Geschwister in Ruhe.

"Was ist los, Don?", fragte Terry besorgt, als sie alleine waren, denn sie wusste, dass ihn etwas beschäftigte. Seiner Liebe war sie sich, auch ohne großer Bekundungen, sicher, aber wenn er seine Gefühle so offensichtlich zeigte, dann war etwas im Busch. Nur hatte sie nicht den Hauch einer Ahnung, was es sein konnte.

"Nichts, worüber ich im Moment reden möchte. Lass uns tanzen, bitte." Sein Blick sagte genau das; er wollte nicht reden.

Sie ließ ihn gewähren und sich zur Tanzfläche führen. Dort schloss er sie fest in seine Arme und sie schmiegte sich an seine Brust, während er sie über die Tanzfläche führte. Den Takt der Musik trafen sie dabei überhaupt nicht, aber das war ihnen in dem Moment egal. Besonders Don wollte nur ihre Nähe spüren, auch ihr gefiel es.

Ihre Geschwister kreisten dagegen wie zuvor locker über die Tanzfläche, warfen aber vereinzelt Blicke zu den beiden. Gleichzeitig unterhielten sie sich aber auch über alles Mögliche, nichts weltbewegendes, nichts fachliches, aber trotzdem interessant. Nach ein paar Liedern hatten beide wieder genug und holten sich wieder Getränke. Während er dem Alkohol verfallen war, entschied sie sich für einen Softdrink, denn sie kannte ihr Grenze schon. Charlie hatte seine noch nicht ausgetestet und das merkte man an seinem Trinkverhalten.

Währenddessen ließen sich Don und Terry nicht beirren und tanzten eine Runde nach der anderen, mittlerweile hatten sie sich allerdings von einander gelöst und achteten auf den Takt. Sie tanzten, Rumba, Foxtrott, Rock 'n Roll und was sonst noch zur Musik passte, auch auf der Tanzfläche ergänzten sie sich optimal.

Kelly beobachtete das Treiben der beiden. "Sie sind perfekt füreinander."

Nun hob Charlie, dem der Alkohol langsam aber sicher zu Kopf stieg, seinen Blick und schaute in dieselbe Richtung wie sie. "Ja, sie sind perfekt." Seine Stimme hatte etwas Melancholisches an sich.

"Wie viel von Deinem Bruder steckt in Dir?", fragte sie neugierig.

"Nichts. Wir sind Tag und Nacht, wobei ich nicht weiß, wer Tag und wer Nacht ist."

"Du bist der Tag."

"Warum?"

"Die Sonne scheint genauso wie Dein Lächeln." Widerstehen war ihr nicht möglich, sie musste mit ihm flirten. Er war einfach perfekt - nicht nur für sie sondern auch für den Rest der Frauenwelt.

"Hm..." Mehr sagte er nicht, denn er war in seinen Gedanken versunken.

"Möchtest Du noch etwas trinken?"

"Ja, bitte." Er reichte ihr seinen Becher. "Stört es Dich, wenn ich hier warte?"

"Nein", antwortete sie, ehe sie davon ging. Dabei dachte sie über die Brüder nach. Irgendetwas hatte sich durch ihr Gespräch verändert, es lag merklich in der Luft. Doch sie konnte es nicht in Worte oder Gedanken fassen.

An dem improvisierten Tresen zapfte sie ihm ein weiteres Bier, während sie sich am Wasser bediente. Nachdem sie zurückgekehrt war, reichte sie Charlie seinen Becher, der begierig einen großen Schluck trank.

"Weißt Du ...", begann er. "Ach, vergiss es." Er trank nun den restlichen Inhalt seines Bechers in einem Schluck. "Lass uns tanzen."

"Okay." Bevor sie aufstand, trank auch sie noch einen Schluck, stellte den Becher dann auf die Bank und folgte ihm.

Nach dem ersten schnellen Lied, das beide im richtigen Takt recht flott tanzten, kam ein langsamer Song. Ehe er etwas machen konnte, hatte sie die Lücke zwischen ihnen verkleinert und war auf Tuchfühlung gegangen, ihren Kopf schmiegte sie dabei an seinem. So tanzten sie eng miteinander, ein wenig zu eng für Charlies Geschmack, aber nicht unerträglich.

Nachdem er sie wieder mehrere Runden, die schneller waren und somit nicht zum Engtanzen einluden, über die Tanzfläche gejagt hatte, holte er sich ein weiteres Bier und setzten sich zu ihr. Seine Hemmschwelle war mittlerweile auf das Minimum geschrumpft, denn er öffnete sich und sagte mittlerweile lallend: „Weißt Du, Kelly, Du bist eine tolle Frau. Witzig, klug und Du redest mit mir ganz normal, tanzt sogar mit mir.“

„Warum sollte ich es nicht?“, fragte sie ihn prompt. „Du bist so erfrischend anders, machst mich nicht doof an - ein Gentleman.“

„Das gehört sich ja auch so.“

„Mit der Ansicht bist Du eine Seltenheit, Charlie, eine verdammt seltene Seltenheit sogar.“

„Tja, bedank Dich bei meinen Eltern. Die haben mich zu mich gemacht.“ Seine Sprachkenntnisse hatte er scheinbar auf der Tanzfläche vergessen.

Die Ironie in seiner Antwort war ihr nicht verborgen geblieben, aber sie konnte sie auch nicht zuordnen, daher beachtete sie diese nicht weiter und antwortete: „Das ist nicht selbstverständlich.“ Langsam beugte sie sich zu ihm.

„Charlie. Kelly. Hier seid Ihr. Wir haben Euch gesucht“, sagte Terry, die gemeinsam mit Don aus dem Nichts aufgetaucht war.

Der Blick, den sie ihrer Schwester zuwarf, sagte genau das aus, was sie innerlich fühlte. Sie störte! Ihre Schwester verfluchte sie Das wegen ihres unpassenden Timings. „Ist was?“, fragte Kelly trotzdem so freundlich, wie es ihr möglich war.

„Ich wollte noch etwas mit Dir reden, schließlich sehen wir uns so selten.“

Don schätzte die Situation absolut richtig ein und wusste, dass es der unpassendeste Moment war, um zu stören. Gleichzeitig wusste er aber, dass es genau richtig war, denn sein Bruder ging zu naiv an die Sache heran. Er schien keinen Schimmer zu haben, worauf Kelly hinauswollte. Um ihn zu schützen und etwas für eine Freundin zu tun, nahm er das Zepter in die Hand. „Komm Charlie, lassen wir die beiden alleine.“

Nachdem die Brüder ein paar Schritte gegangen waren, landeten sie wieder an der Theke, wo Charlie sich ein weiterer Bier genehmigte, an dem er nippte, als er unvermittelt zu reden begann: „Weißt Du Don, eigentlich will ich genau das.“

„Was möchtest Du haben?", fragte er, denn er konnte dem Gedanken seines Bruders nicht folgen im Moment nicht folgen.

„Liebe", lautete die ehrliche, wenn auch genuschelte Antwort.

„Die hast Du doch Charlie. Dad liebt Dich, Mum hat Dich mehr geliebt als ihr eigenes Leben und ich liebe Dich auch - irgendwie."

„Nä, die nicht. Frauenliebe meine ich."

„Hast Du die Frau denn schon gefunden, für die Du diese Liebe empfindest?" Don ahnte die Antwort, hatte sein Bruder sich doch schon gestern verraten.

Ein Nicken und ein trauriger Blick ersetzten die Antwort.

„Weiß Sie von Deinen Gefühlen?“

Er schüttelte den Kopf, dann schaute er seinen Bruder an. „Ich möchte doch nur wie Du sein, ich möchte, dass mir die Frauen zu Füßen liegen, dass ich eine Beziehung führe, so wie Du. Ich möchte Spaß haben, stattdessen sitze ich nur in meinem Büro herum und bereite Vorlesungen vor. Das kann doch nicht alles sein.“

Erschüttert schaute Don seinen jüngeren Bruder an und fragte sich, ob er das wirklich gerade gesagt hatte. „Setz Dich hierhin“, forderte er ihn auf und schob ihn in die richtige Richtung, dann setzte er sich neben ihn und schaute ihn an. „Charlie, mein Leben ist nicht so toll, wie Du denkst. Es mag Dir so erscheinen, aber ich wäre nur zu gerne wie Du gewesen, ein Genie. Das habe ich Dir gestern schon erzählt.“ Einen Augenblick benötigte er, um seine Gedanken zu sortieren. „Ich bin eifersüchtig auf Dich, solange ich denken kann, selbst heute noch. An dem Tag, als ich Amita angefahren habe, war es zu viel für mich, denn Du kanntest die Frau, von der ich damals dachte, sie nicht mehr kennenzulernen.“ Wieder hielt er in seiner Predigt einen Moment inne, wagte dann aber doch den Vorstoß. „Ihr beiden seid perfekt füreinander. Die Chemie zwischen Euch stimmt." Es fiel ihm plötzlich so einfach, offen zu seinem Bruder zu sein, dass Don über sich selbst erschrak.

„Die Chemie stimmt zwischen uns? Du hast uns noch nicht in Aktion erlebt! Wir sind alles, aber nicht passend. Sie hat mir ein Geschenk für Dich mitgegeben. Wer weiß warum oder was da drin ist.“ Charlie wollte aufstehen und weggehen, weil er all das ausgesprochen hatte, was ihn beschäftigte. Seinen Plan konnte er aber nicht umsetzen, denn die starken Hände seines Bruders hielten ihn fest. Daraufhin wandte er sich diesem wieder zu. „Sie ist so verdammt süß und heiß , aber auch so süß. So beides halt - irgendwie", begann er zu schwärmen.

An zwei Abenden hatte Don seinen Bruder besser kennen gelernt als in den vergangenen 19 Jahren, das überraschte ihn, aber er musste trotzdem das tun, was richtig war. Daher nahm er seinem Bruder den Becher weg. „Ich möchte nicht, dass Du heute Abend noch mehr trinkst“, sagte er währenddessen. „Wir werden gleich zu mir fahren. Ich schau jetzt nach, wo Terry und Kelly sind, um ihnen Bescheid zu sagen. Komm bitte mit.“ Während der Suche machte sich Don Vorwürfe, dass er ihm den ersten Becher Bier gegeben hatte, denn das Ergebnis hatte er nicht kommen sehen.

Schnell fanden sie die beiden in ein tiefes Gespräch verwickelt. Don störte sie nur ungern, aber er musste es tun. Nachdem er Terry kurz über die Lage informiert hatte, entschied sie sich, auch zu gehen. Ihre Schwester schloss sich der Entscheidung an. Doch sie entschlossen sich gemeinsam, dass alle in Terrys Wohnung übernachten würden. So musste sie nicht auf ihren Freund verzichten und er konnte auf seinen Bruder aufpassen. Wenig später hatten sie sich von allen verabschiedet und fuhren zur Wohnung.


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#96

Die Frauen teilten sich das Schlafzimmer und waren nach einem erstaunlich kurzen Aufenthalt im Bad auch dort verschwunden. Dagegen sollte Don mit seinem Bruder auf dem Schlafsofa im Wohnzimmer übernachten.

Ihren Vater rief Don nicht an, um ihn über Charlie zu informieren. Er würde hoffentlich von alleine darauf kommen, wo sein jüngster Spross war. Stattdessen zog er seinen Bruder, der auf einem Stuhl saß und in Gedanken versunken den Fußboden anstarrte, so gut es ging aus und dann sich selbst. Schließlich ergriff Don vorsichtig seinen Arm, weshalb Charlie überrascht zusammenzuckte, sich dann aber doch hochziehen und zum Sofa führen ließ, wo sie sich nebeneinander hinsetzten. So saßen sie eine ganze Weile beisammen, ohne ein Wort zu sagen.

Plötzlich durchbrach Charlie die Stille. "Es geht nicht! Ich darf es nicht!"

Seinen Blick richtete Don nun direkt auf seinen Bruder, sagte aber nichts sondern wartete darauf, dass er fortfuhr. Doch mehr Worte fielen nicht. Wieder saßen sie schweigend nebeneinander. So verstrich ein Moment oder auch zwei, Don konnte es nicht genau sagen, aber er machte sich Gedanken um seinen Bruder. Währenddessen dachte Charlie an seine Zukunft, das Leben an sich und das Bild, das sich seit dem Gespräch mit seinem Bruder in seinem Kopf festgesetzt hatte und nicht verschwinden wollte.

"Möchtest Du schlafen gehen?", fragte Don irgendwann, dem die Stille unbehaglich wurde.

Noch immer antwortete Charlie nicht oder schaute hoch, stattdessen nickte er.

Auch Don sagte nichts mehr sondern legte sich auf das ausgeklappte Schlafsofa. Sein Bruder tat das Gleiche. Nur kurze Zeit später atmete Don schon regelmäßig.

Dagegen fiel Charlie das Einschlafen an diesem Tag schwer, denn das Bild vor seinen Augen wollte nicht verschwinden, selbst wenn sie geschlossen waren. "Ich habe mich verliebt!", stellte er irgendwann für sich selbst laut fest.

Der Schlaf, der Don übermannt hatte, war leicht, so dass er beim ersten Mucks seines Bruders hellwach war und die Worte nur allzu deutlich hörte. Er machte sich aber nicht bemerkbar sondern grinste in sich hinein.


--


Der Schlaf wollte Charlie einfach nicht in sein Reich ziehen, irgendwann schlossen sich trotzdem seine Lider, um sich kurz darauf wieder zu öffnen und seinen Augen den Blick an die Decke zu ermöglichen. Es hatte keinen Sinn, hier wach herumzuliegen. Deshalb stand er auf und ging ins Bad. Er hoffte, dass kühles Nass in seinem Gesicht helfen konnte, ihn von seinen Gedanken abzulenken. Mit Schwung öffnete er die Tür zum Bad und stand vor Kelly, die nur ein T-Shirt trug. „Oh. Entschuldige bitte“, stammelte er und drehte sich schon wieder zur Tür, um ins Wohnzimmer zurückzukehren.

„Bleib da, ich bin gleich fertig.“ Sie ergriff das Handtuch und trocknete ihre Hände ab. Dann ging sie auf die Tür zu, in der er stand. Um dort durchzukommen, musste sie an ihm vorbei, ganz nah. Langsam bewegte sie sich und setzte dabei all ihre Reize ein. Beim Passieren berührte sie ihn mehrmals absichtlich unabsichtlich. Dabei spürte sie jedes Mal, wie er zusammenzuckte und fragte sich, ob sie ihr Ziel womöglich schon erreicht hatte.

Er sah sie vor sich, alles wurde einfach, alles würde gehen. Er wollte sie. Doch war sie es wirklich? Wie war sie hierher gekommen? Die Welt wurde unlogisch, ein Phänomen, das er nicht kannte. Ob es der Alkohol war, wusste er nicht.

Bevor sie ganz an ihm vorbei war, drehte sie sich zu ihm und schaute in seine Augen.

Den Blick erwiderte er und schaute tief in ihre Augen - braun, eine wunderschöne Farbe. Er sah sie vor sich, egal, wie oft er die Augen schloss und öffnete. Sicher war er sich darüber, dass er sie wollte - hier und jetzt. Vorsichtig ergriff er ihre Hand und ließ dann langsam seine Hand ihren Arm hinauf gleiten, bis er ihren Nacken erreichte. Dann beugte er sich zu ihr und schloss dabei die Augen. Nur Augenblicke später traf er ihre Lippen und machte sich daran, mit seinem Mund ihren Mund, Hals und Nacken zu erkunden. Vor ihm tauchte die Sonne auf, der Strand und dieses unbeschreibliche Gefühl. Sein Traum wurde wahr.

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#97

Oh, man. Charlie denkt es sei Amita...hoffentlich macht er jetzt keinen Fehler!
Charlie und Amita wären/sind so ein süsses Paar.
Super, dass Don mit Terry zusammengekommen ist Smile
Was ist nur mit Alan los :confused:
Ich könnte dir jetzt ein ellenlanges Feedback zu jedem bisherigen Kapitel geben, aber dann müsstest du viel zu viel lesen und ich zu viel schreiben.
Das einzige was ich noch sagen/schreiben möchte ist, dass ich deine FF wirklich genial find und schon gespannt auf den nächsten Teil warte Big Grin
Also, nur weiter so Smile
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#98

Zuerst möchte ich mich mal riesig bei Dir für das Feedback bedanken. Smile
katalin schrieb:Ich könnte dir jetzt ein ellenlanges Feedback zu jedem bisherigen Kapitel geben, aber dann müsstest du viel zu viel lesen und ich zu viel schreiben.
Ich habe weder ein Problem damit viel zu lesen noch damit viel zu schreiben. (Eine hohe Anschlagszahl hilft da ungemein.) Du kannst Dich also beim nächsten Mal gerne auslassen.
Zitat: Das einzige was ich noch sagen/schreiben möchte ist, dass ich deine FF wirklich genial find und schon gespannt auf den nächsten Teil warte Big Grin
Also, nur weiter so Smile
Dazu kann ich nur danke sagen. Der Teil wird möglicherweise auf sich warten lassen, da ich momentan in einem kreativen Tief stecke, was diese FF betrifft, aber ich arbeite trotzdem weiter daran - parallel zu anderen Projekten.

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#99

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Er tat genau das, was er im Traum getan hatte, doch als er seine Lippen von ihren trennte und die Augen öffnete, sah er in zwei leuchten blaue Augen, die zum Teil von blonden Haarsträhnen verdeckt wurden. Wo war Amita hin, fragte er sich und trat automatisch einen Schritt zurück in den Flur. Weg von ihr, von Kelly. "Es tut mir leid", stotterte er.

Was ist los, Charlie?", fragte sie verwundert, hatte sie seine Berührungen doch sehr genossen und er ihre offensichtlich ebenso.

"Mir ist schlecht", log er. "Ich werde ins Bett gehen."

"Geht's?" Sein Nicken war das letzte, was sie von ihm an diesem Tag sah.

--

Seit mindestens 15 Minuten wartete Don auf die Rückkehr seines Bruders, der jetzt endlich die Tür zum Wohnzimmer hinter sich zuzog. "Alles okay?", fragte er.

Das Sofa gab nach, als er sich hinlegte. Dann antwortete er: "Nichts ist okay!"

"Charlie?"

"... schläft jetzt." Zeitgleich mit seiner Aussage, schaltete er die Leuchte auf dem Beistelltisch neben sich aus.

Besorgt schaute Don zu seinem Bruder, doch der hatte ihm den Rücken zugedreht.

--

Als Charlie am nächsten Morgen aufwachte, plagten ihn starke Kopfschmerzen. Krampfhaft versuchte er, sich zu erinnern, was er gestern gemacht hatte, abgesehen vom Alkohol trinken. Aber sein Kopf war leer, er konnte sich an nichts erinnern.

Aus Sorge um seinen Bruder hatte Don nur einen leichten Schlaf gehabt und wachte durch die Bewegung an seiner Seite auf. Er drehte sich zu ihm und begrüßte ihn Da er auf sein "Morgen" nur einen Grunzlaut als Antwort erhielt, wollte er ihm kein Gespräch aufzwingen, denn das würde nichts bringen. "Ich gehe ins Bad", begann Don von neuem, zog sich Hose und Hemd über und verließ den Raum.

Rasch erledigte er im Bad seine morgendliche Toilette und fuhr sich zum Schluss mit den Fingern durch die kurzen Haare, ehe er zurückging. Auf dem Flur traf er Kelly.

Ohne ihn weiter zu begrüßen oder etwas Einleitendes zu sagen, kam sie sofort auf den Punkt: "Wie geht’s Charlie? Ist er okay?"

Don blickte sie fragend an. "Wie man sich nach einer durchzechten Nacht fühlt, würde ich sagen."

"Hat er sich gestern noch übergeben? Er ist so schnell aus dem Bad verschwunden." Inständig hoffte sie, nicht zu viel gesagt zu haben

Verwirrung machte sich in ihm breit. Kelly und Charlie im selben Bad. Seine Gedanken ergaben einen Sinn, den er nicht sehen wollte, obwohl auch schon gestern genug Anzeichen vorhanden gewesen waren. "Na ja, so schlimm ging’s ihm gestern während der Fahrt nicht“, versuchte er die Wahrheit herauszufinden.

"Da hast Du Recht, aber als wir ... als er aus dem Bad kam, ist er ganz schnell ins Wohnzimmer gegangen, hat kaum was zu mir gesagt." Besorgt schaute sie Don an.

Zwischen den Zeilen bestätigte sie seine Vermutung, woraufhin in ihm ein Kampf zwischen zwei Seiten entfachte, die eine verstand seinen Bruder, die andere verachtete ihn für sein Verhalten. Don war überzeugt, dass das nicht möglich war, so etwas würde Charlie nicht machen, dafür war er zu nett. "Habt Ihr Euch länger unterhalten?"

"Gesprochen haben wir nicht." Sie hielt inne, denn eigentlich ging es ihn nichts an, was sie getan hatten und was nicht. Niemand hatte ihn gebeten, aufzupassen. Doch das sagte sie ihm nicht sondern beließ es einfach bei ihrer Aussage.

"Okay. Ich werde mal nach Charlie schauen.“

"Mach das, dann kann ich jetzt ja ins Bad."

Seitdem er das Wohnzimmer vor wenigen Minuten verlassen hatte, war nichts geschehen. Charlie lag noch immer auf dem Sofa und sagte nichts, doch Don bemerkte jetzt die Alkoholausdünstungen, die er zuvor nicht wahrgenommen hatte.

"Zieh Dich an", befahl Don.

"Bitte?" Seinem Bruder in irgendeiner Weise zu gehorchen, widerstrebte Charlie, vor allem nicht bei dem Ton.

"Ich möchte mit Dir los. Wir müssen Dad einiges erklären." Rasch ging er wieder aus dem Zimmer und zum Schlafzimmer. Dort klopfte er an die Tür, die Terry kurz darauf öffnete.

Den Gesichtsausdruck ihres Freundes kannte sie nur zu gut. "Guten Morgen", begrüßte sie ihn und streckte ihm ihren Kopf für einen Kuss entgegen, den sie nicht bekam.

Ihrem Gebaren nach war sie aufnahmefähig, also begann Don ohne Umschweife zu sprechen: "Charlie und ich fahren jetzt schon los und treffen uns mit Dad. Er wird Dich sicher noch mal sehen wollen, daher wäre es schön, wenn wir uns zum Mittag oder am Flughafen treffen."

"Mittag klingt gut. Nehmen wir das Diner am Flughafen?"

"Ist in Ordnung. Wir treffen uns um 12:30 Uhr." Noch während er sprach, drehte er sich weg.

"Bis später." Sie wollte nicht wissen, was zwischen den Brüdern vorgefallen war, konnte sich aber denken, dass ihre Schwester, die kurz vorher das Zimmer verlassen hatte, etwas damit zu tun hatte.

Charlie war mittlerweile angezogen und wartete schon auf seinen Bruder, der nur noch sein Jackett nahm und zur Tür ging. Gerade als sie durch diese in den Flur traten, kam ihnen Kelly entgegen, die das Bad verlassen hatte.

"Geht Ihr schon?", fragte sie neugierig.

"Wir treffen uns gleich mit unserem Vater zum Frühstück", antwortete Don, denn die Beweggründe für den raschen Aufbruch gingen sie nichts an.

"Schade. Ich hatte gehofft, noch ein wenig Zeit mit Euch und Terry zu verbringen." Sie wandte sich dem jüngeren Bruder zu. "Geht's Dir besser?"

Nur ein Nicken war seine Antwort, obwohl es ihm gar nicht gut ging, nur wollte er diesen Moment hinter sich bringen. Er fragte sich ernsthaft, was gestern in ihn gefahren war, dass er Amita aufgeben wollte für sie. Natürlich war sie eine wunderbare junge Frau, aber sie war nicht Amita, denn die war einzigartig.

Kelly stand nach wenigen Schritten direkt vor ihm. "Es hat mich gefreut, mit Dir gestern so einen tollen Abend zu verbringen. Wenn ich was zum Schreiben hätte, würde ich Dir meine Nummer geben. Allerdings kann Dein Bruder mir ja Deine geben oder Terry gibt Dir meine. Wir werden uns schon nicht aus den Augen verlieren", erklärte sie lächelnd.

Ein undefinierbarer Laut entfuhr Charlie, der nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Wenn er die Bitte ablehnen würde, würde er sie verärgern und das wollte er nicht, denn er hatte mit ihr einen schönen Abend verbracht und wollte die Bekanntschaft dadurch nicht gefährden.

"War das ein Ja oder ein Nein?", fragte sie direkt nach.

"Wir kriegen das schon hin." Ob die Aussage schwammig oder aussagekräftig war, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen, wollte sich darüber im Moment aber auch keine Gedanken machen.

"Okay. Komm gut nach Hause und grüß Deinen Vater herzlich." Bevor sie ins Schlafzimmer ging, umarmte sie ihn freundschaftlich, was er erwiderte. Doch ihren Abschiedskuss auf die Wange, gab er ihr nicht zurück.

Nun gingen die Brüder zur Tür und verließen die Wohnung.
--

Gemeinsam fuhren sie in den kurzen Weg zu Dons Wohnung, sagten dabei aber kein Wort. Dort angekommen, setzte Don Kaffee auf, sprang dann, während der durchlief, unter die Dusche und zog sich hinterher Alltagskleidung an. Als er in die Küche zurückkehrte, starrte sein Bruder in den Kaffee, den er sich eingeschenkt hatte. Auch er nahm sich nun einen Becher und setzte sich seinem Bruder gegenüber.

So spurlos, wie es den Anschein hatte, war die Nacht und ihre Ereignisse nicht an Charlie vorbeigegangen. Mittlerweile war Don sich nicht mehr sicher, was er sagen sollte oder wollte. Die Situation überforderte ihn, sah es aber als weitere Prüfung an, die er bestehen wollte. Nachdem sie einige Minuten schweigend nebeneinander gesessen hatten, fragte er: "Ist es Kelly, in die Du dich verliebt hast?"

Sofort fragte Charlie sich, woher sein Bruder von seinen Gefühlen wusste, sagte aber nichts sondern schüttelte nur den Kopf.

"Amita?"

Aufgrund dieses gefragten Wortes begann Charlie zu lächeln, mehr nicht, weder ein Nicken noch Kopfschütteln.

Don deutete die Antwort als ein Ja. "Und Du kannst keine Beziehung mit ihr haben, weil Du ihr Professor bist?"

Unmerklich hob Charlie den Blick, um den seines Bruders zu treffen. Er fragte sich, woher dieser all das wusste, doch noch immer verließ kein Laut seinen Mund.

Dons Ahnung hatte sich bestätigt, doch warum sein Bruder etwas mit Terrys Schwester angefangen hatte, wusste er nicht. Er setzte gerade zum Reden an, als es aus Charlie herausplatzte.

"Ich will nichts von Kelly und ich weiß nicht, ob und wenn ja, was zwischen uns gelaufen ist." Er rieb sich seinen Kopf, den das Nachdenken anstrengte. "Ich erinnere mich noch, dass ich gestern getanzt habe, sehr viel. Getrunken habe ich auch." Leicht massierte er seine Schläfen.

"Und irgendwas hast Du im Bad mit Kelly gemacht, so habe ich ihre Aussage heute Morgen interpretiert." Für einen Moment dachte er nach. "Das gerade eben war ja auch mehr als eindeutig."

"Ich weiß."

"Dusch Dich und zieh Dir was von mir an. Wir müssen jetzt zu Dad."

"Müssen wir? Er wird bestimmt nicht erfreut sein von..."

"Ja, müssen wir", unterbrach Don ihn ernst. "Hoffen wir, dass er verständnisvoll ist." Gerecht war ihr Vater zwar, aber vermutlich würde er die Schelte bekommen, nicht Charlie, schließlich hätte er auf ihn aufpassen müssen. "Geh erst mal Duschen. Ich leih Dir ein T-Shirt und dann sieht die Welt schon besser aus."

"Okay."

Rasch ging Don zu seinem Kleiderschrank, aus dem er ein T-Shirt hervorzog. Das drückte er Charlie zusammen mit einem Hantuch in die Hand, als er in die Küche zurückkehrte.
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So ausgerüstet ging Charlie ins Bad. Dort zog er sich langsam die Kleidung aus, die er sorgsam zusammenlegte und auf dem Boden stapelte. Dann kletterte er in die Dusche und schaltete das Wasser an. Um seine Lebensgeister zu wecken, ließ er es eiskalt über sich und seinen Körper laufen. Die ersten Sekunden hätte er am liebsten geschrieen, doch das war ein Bild von sich, das er seinem Bruder nicht zeigen wollte. Dann regulierte er Wassertemperatur und duschte ganz normal.

Hinterher fühlte er sich wacher und dachte über das Wochenende nach, während er sich abtrocknete. Beim besten Willen konnte sich nicht erinnern, was am gestrigen Abend vorgefallen war, hoffte aber, dass er Kelly keine Hoffnungen gemacht. Sie war absolut nicht die, die er wollte, trotzdem war sie eine tolle Frau, die er nicht verletzen wollte.

Dann war da noch sein Bruder, der ihn scheinbar so gut kannte. Was 14 Jahre lang zwischen ihnen schief gelaufen war, hatte dieses eine Wochenende nahezu komplett gelöst. Zwar hatten sie noch kein grundlegendes Gespräch über all das geführt, doch sie hatten miteinander geredet und wenigstens ein paar Irrtümer aus dem Weg geräumt, was ein Anfang war. Darüber freute er sich und hoffte gleichzeitig, dass Don ihn endlich akzeptieren würde.

Was mit seinem Vater los war, wusste er noch immer nicht, darum wollte sich allerdings sein Bruder kümmern. Er war froh, dass es nicht sein Part war, denn er war dazu nicht in der Lage. Schon bei dem Gedanken, dass sein Vater etwas Ernstes haben könnte, wurde ihm ganz schlecht, vielleicht lag es aber auch noch am Alkohol.

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Währenddessen trank Don einen Becher Kaffee. Auch er dachte nach über das Wochenende, die geführten Gespräche, seinen Bruder und dessen unerfüllbare Liebe. Viele Gedanken brachen auf ihn ein, so dass er nicht wusste, wo er anfangen sollte.

Das Gespräch mit seinem Vater stand an. Dafür wollte er ihn nach dem Frühstück zu einem Spaziergang bitten, Zeit genug hatten sie ja. Dann konnte sein Bruder sich in Ruhe anziehen und seine Tasche packen. Wie er das Gespräch beginnen sollte, wusste er noch nicht.

Zudem war da sein Bruder selbst und die unerfüllte Liebe, von der er selbst ein Lied singen konnte. Allerdings war er in dieser Beziehung anders, so hatte er zwar das bohrende Gefühl der Leere in sich gehabt, kannte aber genügend Wege, eigentlich nur einen, um sich abzulenken. Die Beziehung zwischen Amita und Charlie hatte er kommen sehen, aber das war nicht erlaubt. Charlie zu raten, sich über das Gesetz hinwegzusetzen und sein Ding zu machen, war weder klug noch richtig und das war ihm absolut bewusst. Wie es der Zufall wollte, hatte Kelly offensichtlich etwas übrig für den kleinen Eppes, also wäre es richtiger, die beiden zu verkuppeln, aber Charlie war nicht mit dem Herzen dabei.

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Als Charlie umgezogen aus dem Bad zurückkehrte, trank er noch einen Becher Kaffee, ehe sie endlich ins Hotel fuhren. Ihr Vater war im Zimmer und packte gerade seine Tasche, als sie klopften. Alan ging zur Tür, öffnete sie und ließ seine Söhne eintraten.

"Morgen Dad", sagten sie gleichzeitig.

Prüfend schaute er sie an. "Guten Morgen." Gefolgt von den beiden ging er zurück zum Bett und schloss den letzten Reisverschluss. Dann gewährte er ihnen seine volle Aufmerksamkeit. "Wie war Euer Abend?" Dass zumindest einer seiner Söhne Alkohol getrunken hatte, roch er seitdem er die Tür geöffnet hatte. Er hoffte, dass es Don war, vermutete aber eher Charlie dahinter. Das sagte ihm die väterliche Intuition und der auf den Boden gerichtete Blick seines jungen, in einigen Beziehungen unerfahrenen Sohnes.

"Wir hatten unseren Spaß", antwortete Don und bemerkte, dass es doppeldeutiger klang, als er es gewollt hatte.

„Und deshalb habt Ihr dann bei Dir übernachtet?“ Das Alter hatte auch seine Vorteile, man trug eine Brille über deren Rand man gucken konnte, was das Gegenüber verunsicherte.

„Eher auf Terrys Couch, während sie sich das Schlafzimmer mit ihrer Schwester geteilt hat.“ Er hielt dem Blick stand, hatte aber auch nichts Falsches getan.

„Charlie, was hast Du getrunken?“ Eindringlich schaute er diesen nun über den Rand der Brille an.

Erst schaute Charlie hoch und dann in die Augen seines Vaters. „Ich... Ich...“, stammelte er, brachte aber keinen sinnvollen Satz zu Stande. Dann riss er sich zusammen und brachte die Wörter hervor, von denen er dachte, dass sein Vater sie hören wollte. „Es tut mir Leid, Dad.“

„Denkst Du denn, ich merke das nicht?“, fragte Alan nach.

Auf diese Frage hat er nicht wirklich eine Antwort, aber weder kam ihm sein Bruder zur Hilfe noch sagte seine Vater etwas. „Ich... Es...“ Wie sollte er das ausdrücken, was er sagen wollte, fragte er sich. Darauf er fand keine zufrieden stellende Lösung, trotzdem versuchte er, sich zusammen zu reißen. „Ich wollte es nicht, aber es ist passiert.“ Kurz holte er Luft, ehe er weiter sprach. „Das alles kann ich nicht ändern, das ist hoffentlich aber auch nicht notwendig.“ Woher das alles gerade gekommen war, wusste er nicht.

„Dann belassen wir es dabei. Scheinbar hast Du selbst bemerkt, dass es nicht richtig war. Ich denke auch nicht, dass ich Dich noch bestrafen könnte dafür. Du bist alt genug, um zu wissen, was richtig und was falsch ist. Ich hoffe, dass ich das in Zukunft nicht noch einmal erleben werde.“

Daraufhin nickte Charlie nur und sagte nichts.

„Da ich mit dem Frühstück auf Euch gewartet habe, schlage ich jetzt vor, dass wir das machen. Dann musst Du noch packen, Charlie. Unser Flug geht um 14 Uhr.“ Als er geendet hatte, ging er an Don vorbei und auf die Tür zu. Dabei wurde ihm schlagartig bewusst, wie sehr er seine Frau brauchte, denn, obwohl er schon jahrelang Vater war, war er sich nicht sicher, ob er richtig gehandelt hatte. Magaret hätte dagegen gewusst, was zu tun war, doch sie war nicht mehr hier.

Die beiden Brüder folgten ihm zur Tür und zogen diese hinter sich zu. Zu dritt gingen sie hinunter in die Lobby und von dort in den Speisesaal. Still nahmen sie ihr Frühstück zu sich, auch wenn alles geklärt worden war, hing noch immer jeder seinen Gedanken nach. Charlie hatte keinen wirklichen Appetit und kaute an einer trockenen Scheibe Toast herum, ihm schlugen noch immer die Nachwirkungen des vergangenen Tages auf den Kopf und den Magen.

Als sie fertig waren, hielt Don seinen Moment für gekommen. „Dad, was hältst Du von einem Spaziergang, während Charlie packt.“

„Wir waren doch nur zwei Tage hier, so lange wird er wohl nicht brauchen.“

„Komm Dad. Es gibt hier Vieles, das Du noch nicht gesehen hast.“

„Okay.“ Langsam erhob sich Alan von seinem Platz und reichte Charlie den Zimmerschlüssel.

Nun standen auch die Söhne auf. Gemeinsam verließen sie den Speisesaal. Während Charlie zur Treppe ging, traten die anderen beiden durch die Eingangstür nach draußen, wo sie von der Sonne begrüßt wurden.

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Ganz automatisch lenkte Don seinen Vater nach rechts und so direkt auf den Park zu, in dem er vor ein paar Wochen mit Terry gewesen war. Verzweifelt suchte er nach den richtigen Worten, für dieses Gespräch. „Dad?“

Alan drehte sich zu seinem Sohn um. „Ja?“

„Was ist los mit Dir?“ Nach langem Überlegen hatte er sich schließlich für die einfache, direkte Variante entschieden.

"Was möchtest Du von mir hören, Don? Es ist nichts Körperliches, falls Dich das beruhigt. Es ist die Leere, einfach nur die Leere in mir. Früher hat Deine Mutter diesen Platz in Beschlag genommen, dann ist sie gestorben." Als er das gesagt hatte, benötigte er einen Moment, um sich zu sammeln, denn es viel ihm schwer, auszusprechen, was er fühlte. "Sie hat ein Loch in meinem Leben hinterlassen, das ich mit Euch, Dir und Charlie, zu füllen versucht habe, doch ihr seid erwachsen und braucht mich nicht mehr." Voller väterlicher Liebe schaute er seinen Sohn an. "Ich bin stolz auf Dich, Don. Würde Magaret noch Leben, würde sie nichts anderes sagen. Wir haben Dich immer geliebt, auch wenn wir es Dir nicht immer gezeigt haben", schloss Alan.

Bevor er etwas sagen konnte, musste Don sich beruhigen, denn er machte sich jetzt erst recht Sorgen um seinen Vater. "Dad, ich brauche Dich, denn ohne Dich müssten Terry und ich unter der Brücke schlafen. Charlie ist vielleicht erwachsen, aber gerade er braucht Dich, schließlich muss ihm jemand seine Grenzen zeigen. Du hältst uns zusammen, hast es sogar geschafft, Charlie und mich nach all den Jahren zum Reden zu bringen. Wir brauchen Dich wirklich!", entgegnete er leidenschaftlich, um seinen Vater von den Worten zu überzeugen.

"Ach Don, Du hast leicht reden, hast das Glück gefunden. Halt Terry gut fest, denn sie ist zu wundervoll, um sie gehen zu lassen."

Sein Vater redete, als ob er jede Minute sterben würde, das machte Don wirklich Gedanken. Zudem ging er überhaupt nicht auf Dons Worte ein. Daher kam es ihm so vor, als würde er mit einer Wand reden, trotzdem hatte er noch etwas zu sagen: "Dad, versprich mir, dass Du nichts Falsches machst." Dabei schaute er seinen Vater direkt an.

Erst jetzt schaute Alan seinen Sohn an und sah in dessen Augen Sorge und Angst, Gefühle, die er normalerweise verbarg. Diese Regung freute ihn, traf ihn zugleich aber auch zutiefst. Niemals würde er das machen, was sein Sohn im Sinn hatte, auch wenn er schon darüber nachgedacht hatte. Doch Magaret hätte das nicht gewollt. Jetzt, nachdem er diesen Blick gesehen hatte, würde er sich auch so zusammen reißen und endlich etwas machen, er würde seine Leere angehen. "Das werde ich nicht, das verspreche ich."

Wieder schaute er seinen Vater direkt an, konnte aber nichts an seinem Blick oder seinem Verhalten erkennen, dass auf eine Lüge hindeutete. Er vertraute auf die Antwort seines Vaters und sagte nichts.

"Lass uns zurückgehen, Don. Charlie wird wissen wollen, was ich gesagt habe."

"Woher..."

"Ich leide zwar an einem gebrochenen Herzen, doch bin ich nicht blöd. Dein Bruder ist schon immer ein offenes Buch gewesen, vor allem für Deine Mutter, aber auch ich habe ihn mit der Zeit kennen gelernt. Ihn beschäftigt momentan vieles, eins seiner Probleme bin ich. Die anderen weiß ich nicht bestimmt." Allerdings hatte er eine Vermutung, was seinen Sohn beschäftigte, eine Frau.

"Dann gehen wir zurück."

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Im Zimmer saß Charlie auf dem Bett neben seiner gepackten Tasche. Das Packen hatte nicht lange gedauert, so dass sein Kopf jetzt schon wieder anderen Dingen zugewandt war, zum einen seinen Gefühlen, die er sich endlich eingestanden hatte und zum anderen seinem Vater, um den er sich wirklich sorgte. Inständig hoffte er, dass das lange Fernbleiben der beiden ein Zeichen dafür war, dass sie alles besprachen. Daher konnte er sich kaum zurückhalten, als sie klopften. Rasch öffnete er die Tür und sie standen vor ihm. Keine Regung der beiden verriet ihm, ob die Sache geklärt war oder nicht, doch er hoffte auf das Beste.

Alan ging direkt zu seinem Bett und überprüfte, ob seine Tasche ordentlich verschlossen war. Dann nahm er diese vom Bett, da seine Söhne sich unterhalten wollten und er dafür den Raum verlassen musste. „Ich geh schon mal in die Lobby und erledige die Formalitäten. Wir treffen uns dort.“, sagte er und verließ das Zimmer.

Seitdem er mit seinem Vater ins Zimmer getreten war, hatte Don geschwiegen, denn er hatte sich seine Gedanken gemacht. Als die Tür ins Schloss fiel, ließ er das Schweigen hinter sich und erzählte das, was er zuvor erfahren hatte. Alsbald endete Don, denn er fasste nur die Fakten zusammen.

Zuerst konnte Charlie nichts sagen, denn er war überrascht und gleichzeitig beunruhigt über den Grund für die Lethargie seines Vaters. Ihm fehlten einfach die Worte, um das seinem Bruder gegenüber auszudrücken, daher schaute er diesen nur traurig an.

Obwohl sie jahrelang nicht viel miteinander zu tun hatten, wusste Don genau, dass sein Bruder jetzt Zeit benötigte, ehe er das Thema durchdacht, gelöst hatte. „Lass uns zu Dad gehen“, schlug er daher vor, „die Zeit wird sonst knapp.“

Charlie nickte einfach nur und folgte seinem Bruder, der schon auf die Tür zuging.

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Die Rechnung des Hotels hatte Alan schon mit seiner Kreditkarte bezahlt, als seine Söhne aus dem Fahrstuhl stiegen. Deshalb gingen sie sofort zu Dons Auto, mit dem sie zum Diner fuhren.

Rechtzeitig war Terry losgefahren und wartete nun auf ihren Freund und seine Familie, doch sie war nicht allein. An ihrer Seite stand Kelly. Obwohl Terry sich nicht sicher war, ob es in Ordnung war, ihre Schwester mitzunehmen, hatte sie deren Bitten nachgegeben. Sie konnte Kelly verstehen, schließlich hatte sie gestern einen ebenso schönen Abend verbracht wie sie selbst, vermutete aber auch, dass sie wieder mal ein wenig übertrieb und mehr in den Abend hinein interpretierte, als geschehen war. Vielleicht beruhte es auch auf Gegenseitigkeit, sie wusste es nicht, dafür kannte sie Charlie zu wenig.

Als erster erblickte Alan die beiden. „Oh, da ist Terry. Sie hat ihre Schwester mitgebracht“, sagte er zu seinen Söhnen, erhielt jedoch keine Reaktion darauf.

Nachdem Don angehalten hatte, stiegen die drei Männer aus und begrüßten die Schwestern freundlich und einstimmig. „Hallo.“

Dann ging Terry auf Alan zu und schüttelte ihm die Hand, wandte sich dann Don zu und küsste ihn leicht, dagegen begrüßte sie Charlie formlos.

Kelly winkte kurz in die Runde und ging dann direkt zu Charlie. Besorgt schaute sie ihn an. Da er nicht unhöflich wirken wollte, erwiderte er den Blick und lächelte leicht.

„Lasst uns reingehen“, schlug Don vor und hielt allen die Tür auf, ehe er zuletzt hindurch trat.

Drinnen nahmen sie alle Platz. Ganz selbstverständlich setzte sich Don an Terrys Seite, die einen Tisch ausgesucht und auf der einen Seite Platz genommen hatte. Ihr gegenüber ließ sich die Schwester nieder. Den Stuhl an der Stirnseite des Tisches nahm Alan in Beschlag, so dass Charlie sich wohl oder übel zu Kelly setzen musste. Die Stille am Tisch war deutlich spürbar.

„Ich möchte nur einen Kaffee“, begann Alan das Gespräch, da ihn die Stille störte und er die jungen Frauen, die sich seine Söhne ausgesucht hatten, kennen lernen wollte.

„Eine sehr gute Idee, Dad“, hielt Don das Gespräch am Laufen. Seine Hand hatte er unlängst unter dem Tisch mit der seiner Freundin verschränkt, hatte er doch seit den Morgenstunden keine Zeit für sie gehabt. Die Wärme, die seine Hand dabei spürte, wollte er niemals mehr verlieren, das wusste er.

Mit der freien Hand winkte sie eine Kellnerin zu sich heran. „Wir hätten gerne fünf Becher Kaffee.“ Bestätigend schaute sie in die Runde und erhielt keine Widerworte.

Wohlwollend nickte ihr die Kellnerin zu und verschwand wieder.

„Wann zieht Ihr denn nun um?“ Die Stille wollte Charlie um jeden Preis umgehen und auch ein Gespräch mit Kelly, daher hielt er sich an die Pläne seines Bruders und dessen Freundin.

„Ich habe meine Wohnung zum nächstmöglichen Termin gekündigt und das ist nächsten Sonntag. Vorher werde ich wohl schon raus sein“, erklärte Terry offen. Rasch pflichtete Don ihr bei: „Bei sieht es ähnlich aus. Ich habe zwar ein paar Tage mehr Zeit, aber nicht viel. Daher werden wir unsere Sachen so schnell wie möglich packen, um bei Euch einzuziehen.“

Charlie wollte gerade darauf reagieren, als er die sachte Berührung einer Hand an seinem Bein bemerkte. „Bist Du schon mal in Los Angeles gewesen, Terry?", fragte er deshalb, um nicht auf die Hand reagieren zu müssen.

„Als Kind war ich mit Kelly und unseren Eltern dort", erwiderte sie und wandte sich dann an ihre Schwester, „Du erinnerst Dich vermutlich nicht mehr daran, damals warst Du erst zwei oder drei." Nun begann sie wieder, ihre Worte an alle zu richten. „Ich selbst erinnere mich eigentlich nur noch an den ‚Walk Of Fame'." In Erinnerung an dieses Erlebnis lächelte sie traurig.

Don wusste, was in seiner Freundin vorging und drückte ihre Hand, denn sie vermisste ihre Eltern nach wie vor sehr. „Ich zeige Dir die Stadt, in der ich groß geworden bin und so manchen Unfug getrieben habe", versprach er ihr und schaute sie dabei liebevoll an.

Interessiert beobachtete Alan die Szenerie und hielt sich deshalb aus dem Gespräch heraus. Natürlich hätte er einen Beitrag wie die Anekdote von Don dem John Wayne-Fan, der regelmäßig zu dessen Stern auf dem ‚Walk Of Fame' gepilgert war, zum Gespräch leisten können, doch ihn faszinierte das Zwischenmenschliche im Moment mehr. Charlie sah so aus, als ob er Terry Löcher in den Bauch fragen würde, nur um Kelly auszuweichen.

„Kann ich Euch besuchen kommen?", fragte Kelly, ohne viele Emotionen zu zeigen. Sie war irritiert von Charlies Verhalten. Gestern war ein schöner Abend fast perfekt ausgeklungen, wäre da nicht seine Übelkeit gewesen, doch jetzt ignorierte er sie nahezu vollkommen und unterhielt sich mit den anderen. Dabei hatte er selbst gesagt, wie einfach alles mit ihr war.

„Natürlich", antwortete Don, um Kelly zu zeigen, dass sie auch im Hause seines Vaters willkommen war. Das bestätigte Alan mit einem Nicken.

Lächelnd mischte sich nun auch Terry ein. „Für Dich habe ich jederzeit einen Schlafplatz übrig."

Nur eine Aussage fehlte ihr noch, die sie aber brauchte, um das Chaos in ihrem Kopf ein wenig zu sortieren. Daher schaute sie Charlie nun direkt an.

Charlie bemerkte das natürlich und erwiderte den Blick, um sie nicht zu verärgern, freundlich. Bevor er jedoch etwas sagen musste, wurde er gerettet.

„Ich denke, wir sollten zum Flughafen, Don", wechselte Alan unbeabsichtigt das Thema. „Wir müssen noch einchecken. Den Kaffee bezahle ich."

Alle standen sie daraufhin auf und gingen zur Tür, nur Alan machte einen Umweg über den Tresen, an dem er die Kaffees bezahlte. Schließlich trat auch er nach draußen. Währenddessen hatten die beiden jungen Frauen sich kurzfristig entschlossen, dorthin mitzukommen, so dass sie Don und seiner Familie folgten.
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Am Flughafen wurden Alan und Charlie von allen zur Gepäckaufgabe begleitet. Danach war der Moment der Verabschiedung gekommen.

"Ich freue mich schon sehr auf Dich, Terry." Herzlich schüttelte Alan ihre Hand, dann wandte er sich an Kelly und gab ihr die Hand. "Wie ich Ihnen schon gestern gesagt habe, sind Sie bei uns jederzeit herzlich Willkommen." Schließlich umarmte er Don locker und wollte ihm noch etwas sagen, doch er beließ es bei der Umarmung.

Währenddessen trat Charlie zu Kelly. "Es...", begann er, doch ihm fielen die passenden Wörter nicht ein. "Danke für..."

Leicht berührte sie mit dem Zeigefinger ihre Lippen. "Ist schon gut. Ich weiß, was Du sagen möchtest."

Verwirrt schaute Charlie sie an und verabschiedete sich nur noch: "Auf Wiedersehen."

"Ein baldiges Wiedersehen", erwiderte sie und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, der interessiert beobachtet wurde.

Nach diesem Moment drehte er sich zu Terry und schaute sie lächelnd an. "Ich freue mich darauf, bald jemanden im Haus zu haben, der Princeton so sehr liebt wie ich."

Das Lächeln erwiderte sie. "Wir können und dann ja über die metapsychische Ebene der Zahlen unterhalten."

Ihren gelungenen Scherz bestätigte er mit einem Lachen, ehe er sich Don zuwandte. Sofort breitete sich Unsicherheit in ihm aus, denn er wusste nicht, was er machen sollte, sich verbal verabschieden oder ihn umarmen. Während er darüber nachdachte, erinnerte er sich an das Päckchen. "Du solltest mich doch erinnern", sagte er.

Von der Aussage überrascht schaute Don seinen Bruder fragend an, denn er hatte keine Ahnung wovon er sprach.

Gleichzeitig holte Charlie aus seinem Handgepäck das farbenfroh verpackte Päckchen und drückte es seinem Bruder in die Hand. "Das ist von Amita", erklärte er und schaute währenddessen Terry an, deren Blick keine Regung zeigte.

Vorsichtig öffnete Don das schöne Papier, danach die Schachtel. Zum Vorschein kamen die Glücksbringer und die Karte, auf der eine leuchtend gelbe Sonnenblume abgebildet war.

Liebe (mir unbekannte) Terry, lieber Don,
zu Eurem Abschluss wünsche ich Euch alles Gute. Mögen Euch die Glücksbringer auf Eurem weiteren Weg begleiten.
Für Terry: Ich freue mich darauf, Dich bald kennenzulernen, vielleicht bei einem gemeinsamen Abendessen?
Sonnige Grüße, Amita


Nachdem Don die Karte gelesen hatte, reichte er diese sowie einen Glücksbringer seiner Freundin, eher er sich seinem Bruder zuwandte. "Danke", sagte er ehrlich und umarmte seinen Bruder plötzlich. „Richte bitte auch Amita meinen Dank aus, ich werde mich bei ihr melden.“

Charlie nickte und drehte den Dreien dann den Rücken zu. Dann ging er mit Alan und einem letzten Blick über die Schulter auf die Sicherheitskontrolle zu und passierte diese. Lange mussten sie nicht warten, ehe sie an Bord konnten.
--

Stetig gewann das Flugzeug an Höhe, bis es irgendwann eine waagerechte Position einnahm. Mit jeder Minute, die sie in der Luft verbrachten, kamen Alan und Charlie der Heimat ein Stück näher.

Charlie war ihr wieder nah, zumindest gedanklich, wenn schon nicht körperlich. Sein Kopf dröhnte zwar immer noch, doch Kelly ließ er hinter sich. Scheinbar hatte sie Gefühle entwickelt, die er von vornherein hätte vermeiden sollen, doch das hatte er nicht. Neben ihm saß sein Vater, der wie immer wirkte, so als ob ihn kein Wässerchen trüben konnte, dabei war sein Leben so trübe, dass er nicht die Schönheit der Welt und seines Lebens sah.

Schon seit er offen und ehrlich mit Don gesprochen hatte, fragte Alan sich, ob das die richtige Entscheidung gewesen war, doch rückgängig machen konnte er sie nicht. Dabei war er sich sicher, dass es richtig war, denn er hatte endlich ausgesprochen, was ihn schon lange beschäftigte. Trotzdem bemerkte er die Blicke seines Sohnes, die etwas zwischen Besorgnis und Hoffnung ausdrückten, vielleicht auch beides gleichzeitig. Anstatt seinen Sohn darauf anzusprechen, entschloss er sich, ein Nickerchen zu machen und lehnte den Kopf zurück.

Die Kopfschmerzen wurden einfach nicht weniger, egal wie sehr Charlie sich das wünschte. Zwar hatte er noch etwas für die Uni zu tun, doch Denken ließ sein Kopf nicht mal ansatzweise zu. Seine Lehre hatte er aus dem gestrigen Abend gezogen. Vorerst wollte er mit Ruhe gegen seine Schmerzen anwirken, der Rest konnte später folgen. Daher machte er es sich bequem, schloss die Augen und schlief fast sofort ein.

Der heiße, fast schon sengende Sand zwischen seinen Zehen verursachte Schmerzen beim Gehen, aber er lief weiter, denn er suchte am Strand nach einem Lebenszeichen, nach einem anderen Menschen, nach ihr. Die Sonne brannte so sehr vom Himmel herab, dass ihm seine Augen schmerzten, trotzdem hielt er sie offen, um sie zu finden. Als weit weg von ihm Umrisse eines Menschen erschienen, machte sein Herz einen Sprung und er begann mit seinen schmerzenden Füßen zu rennen, doch als er dem Umriss immer näher kam, entdeckte er keine dunklen Haare sondern blonde Haare, keine braunen Augen sondern blaue Augen, keine indisch anmutende Frau sondern das komplette Gegenteil.

Entsetzt wachte er auf und schaute sich um. Wieder einmal hatte er geträumt, doch dieses Mal gefiel ihm sein Traum nicht. Obwohl er nicht mit Amita zusammen war, hatte er Schuldgefühle, dass da irgendetwas gewesen war. Das konnte er aber nicht benennen, denn sein sonst so schlauer Kopf hatte diverse Lücken, was den gestrigen Abend betraf.

Es dauerte nicht lange und das Flugzeug setzte zur Landung an. Nachdem sie die Sicherheitskontrollen zügig hinter sich gelassen, ihr Gepäck geholt und das Auto wieder gefunden hatten, machten sie sich auf den Heimweg.
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Endlich wieder zu Hause sah Alan sofort, dass die rote Leuchte am Anrufbeantworter blinkte, daher stellte er die Reisetasche rasch ab, um dann die paar Schritte zu machen und den Abspielknopf zu drücken. In dem Moment betrat auch Charlie das Haus.

Hallo! Hier spricht Amita. Mein Gips kommt morgen ab. Könntest Du mich ins Krankenhaus fahren, Alan? Wenn Du dich bis Montag nicht meldest, ruf ich noch mal an. Tschüß.

Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
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