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Registriert seit: 12.08.2008
Es tut mir Leid, dass es zur Zeit immer etwas dauert bis ich einen neuen Teil posten kann. Aber mein Computer funktioniert iwie nicht so, wie ich das gerne hätte. Na ja! :-)
Ich hoffe ihr schreibt wieder ganz viel FB!!
Und hier der neue Teil:
Ich sauge Staub im Zimmer der Mädchen, als ich mit dem Staubsaugergriff das Goldfischglas umstoÃe und Herkules hinausfliegt. Das Glas bleibt zwar heil, aber ich brauche eine Weile, bis ich Herkules unter Sarah's Schreibtisch finde, wo er sich auf dem Teppichboden trockenzappelt.
âHal durch, meine Jungeâ, flüstere ich un lege ihn zurück in sein Kugelglas. Ich renne ins Bad und fülle Wasser nach.
Er treibt nach oben. Nicht, denke ich. Bitte.
Ich setze mich an die Bettkante. Wie soll ich Sarah beibringen, dass ich ihren Fisch umgebracht habe? Wird sie es merken, wenn ich schnell zum Tiergeschäft fahre und einen neuen kaufe?
Plötzlich steht Elena neben mir. âMommy? Was hat Herkules Wieso bewegt er sich nicht?â
Ich öffne den Mund, ein Geständnis schmilzt auf meiner Zunge. Doch im selben Moment zittert der Goldfisch, taucht seitlich ab und beginnt wieder seine Kreise zu ziehen. âNichtsâ, sage ich. âDem gehtâs gut.â
Als fünftausend Lymphozyten anscheinend nicht genügen, möchte Dr. Hayes zehntausend. Elena's Termin für eine zweite Blutabnahme fällt ausgerechnet auf den Nachmittag, an dem sie auf der Geburtstagsfeier einer Freundin ist, die in der Turnhalle des Kindergartens feiern darf. Ich lasse sie eine Weile auf die Party gehen und hole sie dann ab.
Das Mädchen ist eine Zuckerwatteprinzessin mit feeweiÃem Haar, eine winzige Kopie ihrer Mutter. Als ich mir die Schuhe ausziehe, um über den mit Matten ausgelegten Boden zu gehen, durchforste ich mein Namensgedächtnis. Das Geburtstagskind heiÃt ... Brianna. Und die Mutter heist ... Jessica? Julia?
Ich entdecke Elena sofort. Sie und ihre Freundinnen sitzen auf einem Trampolin, und eine Kindergärtnerin lässt sie auf und ab hüpfen wie Popkorn. Die Mutter kommt zu mir, ein Lächeln ins Gesicht gehängt wie eine Weihachtslichterkette. âSie müssen Elena's Mom sein. Ich bin Judithâ, sagt sie. âWie schade, dass sie schon gehen muss, aber wir verstehen das natürlich völlig. Es ist bestimmt interessant, etwas zu erleben, was sonst keiner erlebt.â
Das Krankenhaus? âNa ja, ich hoffe es bleibt ihnen erspart.â
âAch wissen Sie, mir wird schon im Fahrstuhl schlecht.â Sie dreht sich zum Trampolin um. âElena, Schätzchen! Deine Mutter ist da!â
Elena kommt über die FuÃbodenmatten angestürmt. So was hätte ich gern in unserem Wohzimmer gemacht, als die Kinder klein waren: Wände und Boden und Decke gepolstert, damit ihnen nichts passiert. Doch heute weià ich: Selbst wenn ich Sarah in Blisterfolie eingepackt hätte, die Gefahr lauerte bereits unter ihrer Haut.
âUnd was sagt man?â, helfe ich nach und Elena bedankt sich bei Brianna's Mutter.
âAch, gern geschehen.â Sie reicht Elena eine kleine Tüte mit Leckereien. âÃbrigens, Ihr Mann kann uns jederzeit anrufen, solange Sie in Texas sind.â
Elena, die dabei ist, sich die Schuhe zuzubinden, erstarrt.
âJudith?â, frage ich, âwas hat Elena Ihnen eigentlich erzählt?â
âDas sie früher wegmuss, weil Ihre ganze Familie Sie zum Flughafen bringen will. Denn sobald das Training in Houston angefangen hat, sehen Sie Ihre Lieben ja erst nach dem Flug wieder.â
âDem Flug?â
âMit dem Spaceshuttle-?â
Einen Augenblick lang bin ich sprachlos â dass Elena sich so eine verrückte Geschichte ausdenkt, dass diese Frau sie ihr auch noch abkauft. âIch bin keine Astronautinâ, gestehe ich. âMir ist schleierhaft, wieso Elena so was erzählt.â
Ich ziehe Elena auf die Beine, ein Schnürsenkel ist noch auf. Erst nachdem ich sie aus der Turnhalle geschleppt habe und wir beim Auto sind, frage ich: âWieso erzählst du so einen Quatsch?â
Elena's Miene verfinstert sich. âWieso muss ich früher von der Partyâ
Weil deine Schwester wichtiger ist als Kuchen und Eiscreme. Weil ich es nicht für sie tun kann. Darum.
Ich bin so wütend, dass es mir erst beim zweiten Versuch gelingt, den Van zu entriegeln. âVerdammt, hör endlich auf dich wie eine Fünfjährige zu benehmenâ, sage ich vorwurfsvoll. Und dann fällt mir ein, dass sie ja genau das ist.