Neverlost (Twilight)
#1

Titel : Neverlost
Autor : ordinary
Rating : R-16
Pairing : /

Beta: curlie_angel

Anmerkung :
Neverlost ist/war meine erste längere Twilight FanFiktion. Ich habe sie schon vor einiger Zeit beendet und seitdem das ein oder andere verändert. Was ihr hier findet, ist die überarbeitete, längere und gebetate Version der FanFiktion auf fanfiktion.de.
Bitte beachtet, dass diese FF entstanden ist, bevor "Breaking Dawn" veröffentlicht wurde.

Prolog, 2062 und Recounteur wurden beta gelesen von Kurumi (fanfiktion.de)
Attic Treasures und die darauffolgenden Kapitel hat freundlicherweise Jassy (curlie_angel) übernommen - an dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür!


[Bild: neverlostbanner.jpg]
Inhalt
2062 > [...] Es war mitten in der Nacht gewesen, er hatte geschrien, hatte geflucht, um sich geschlagen. Berichtete im Detail wie sie ausgesehen hatte. Wie immer, sowie sie ausgesehen hatte, als sie heiratete. Jung, vital, gerade achtzehn Jahre alt. Sie lebt noch. Er schwor es. Mit tränenerstickter Stimme schwor er seinem Sohn, dass seine Schwester noch am leben war. [...]
Über Jahrzehnte hinweg hat ihr Verschwinden das Leben der ganzen Familie geprägt. Genug geprägt, um die "alten Geschichten" wieder aufzuwärmen

~~~~~

Kapitelübersicht
24 Kapitel ; gepostet 10/24
~~~

Prolog
2062
Recounteur
Attic Treasures
Private Property
Roadtrip to Sitka
Contemporary Witnesses
Clutch a Straw
Five Months in Fast Motion
Foolishness


Fighting for Sanity
Atrocious Hours
Everthere
Bloody Mindedness
Bereavement
Avouched Remedy
Cryptical Session
Unknown Aquaintance
Solve the Riddle
Rise Against Royalty
...
...
...
...

~~~~~
[Bild: nlprolog.jpg]
~
2007

In dem Augenblick, als sie durch die Drehtür des Flughafens nach draußen in die graue Nacht trat, traf ein eisiger Windhauch sie. Nicht, das sie gefroren hätte. Die Kälte schadete ihr nicht, sie nahm sie gar nicht richtig wahr. Aber der Wind, die kleinen Eiskristalle darin, erinnerten sie an den Ort, den sie vor drei Tagen so überstürzt verlassen hatten. Sie wollte wieder zurück, aber sie konnten nicht. Das Problem war nicht, was dort geschehen war, sondern, dass sie so überstürzt verschwunden waren. Jetzt zurück zugehen konnte ihr aller Leben, ihre Existenz, zerstören. Noch weiter zerstören, wäre wohl der passende Ausdruck. Während ihres Zwischenstopp in Frankfurt, Deutschland, hatte ihr Mann mit seiner Familie telefoniert. Ihr Plan würde nicht funktionieren, nicht so wie sie es sich erhofft hatten.
Sie alle mussten ihre Heimat verlassen. Keiner von ihnen wollte es, aber es gab eine Vereinigung, die sie dazu zwang. Ohne ihnen die Möglichkeit auf einen Kompromiss zu geben. Schon in ein paar Monaten, würden sie alle wieder zusammen sein. Sie zweifelte nicht daran, dass sie es zu ihrem Schutz taten, dass sie es taten, um alle zu schützen, aber es war nicht richtig. Ihr Mann und sie selbst, sie sollten die einzigen sein, die alles aufgeben mussten. Es war nicht fair, dass nun auch ihre Familie darunter litt.
Sie ließ den Gedanken los. Schwenkte ihren Kopf, als wollte sie ihm nachsehen, während er in der Dunkelheit verschwand. Darüber nachzudenken, sich Vorwürfe zu machen, brachte nichts. Es war zu spät dafür.
Sie konzentrierte ihren Blick auf einzelne der ersten dicken Schneeflocken, die vom Himmel segelten. Trotz der Kälte, trotz des Eises in der Luft, schmolzen die meisten, als sie den Boden berührten.
„Du heißt ab heute Marie Castle.“ Ihr Mann stand plötzlich hinter ihr.
Die Koffer, die er in seinen Händen hielt, fielen mit einem leisen Knall zu Boden. Sie lehnte sich zurück. Sie wusste, egal, wie weit er von ihr Weg stand, bevor sie Gefahr lief zu fallen, wäre er da und so war es auch. Seine Arme schlossen sich um ihre Hüften, seinen Kopf senkte er auf ihre Schulter „Und ich bin Anthony Castle.“
Sie seufzte „Müssen wir wirklich alle unsere Namen ändern?“
Er schwieg einen Moment, strich ihre Haare zur Seite und küsste ihren Hals. „Wir haben kaum eine Wahl.“ Er küsste sie wieder „Es macht niemandem etwas aus. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass ich dir wenigstens eine Person nennen kann, der es Spaß macht.“
Während sie sich in seiner Umarmung drehte, um ihn anschauen zu können, lachte sie leise. Zum ersten Mal seit Tagen.
Als sie ihn anschaute, lag auch auf seinen Lippen ein Lächeln. Sie streckte sich, legte ihre Arme um seinen Hals und berührte seine Lippen mit den ihren.
Sie löste sich wieder von ihm. Sie hatte aufgehört zu lachen, die Traurigkeit war in ihrem Gesicht wieder deutlich zu sehen. Es schien fast, als würde sie verzweifelt versuchen, den Geschehnissen wenigstens eine gute Sache abzugewinnen. Sie betrachtete ihn, dann, ohne den Kummer damit zu vertreiben, schmunzelte sie ihn an.
„Wenigstens sind wir zusammen“, sagte sie, wobei auch in ihrer Stimme, die Niedergeschlagenheit noch mit schwang.
„Und das werden wir für immer bleiben“, bestätigte er.

~~~~~

Ich hoffe der Einstieg gefällt euch. Ich freue mich schon auf euer Feedback. Auch Kritik ist immer gerne gesehen.

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren
#2

Big Grin
Der Anfang gefällt mir schon sehr gut. Jedenfalls genau richtig für einen Prolog. Die Umgebung, oder besser gesagt Stimmung, hast du sehr schön beschrieben. Kleine Infos, die aber noch total im leeren stehen und schnellstmöglichst aufgeklärt werden möchten. So muss ein Prolog sein!

Überdies finde ich es toll, wenn man im ersten Beitrag eine solch gute Übersicht hat. Und der kurze Text bei "Inhalt" macht definitv Lust auf mehr.

Kann also getrost sagen, dass ich auf die Fortsetzung sehr gespannt bin.
Zitieren
#3

Vielen Dank! Ich hoffe mal es stört nicht zu sehr, dass die losen Fäden noch etwas länger lose bleiben werden Wink

Da der Prolog noch nicht sehr viel hergibt, geht es nun direkt weiter. Einige Teile sind sehr lang (3-5 Seiten in Vardana 10) werde ich sie, wenn möglich, immer in mehrere Parts aufteilen.
Wenn ihr lieber die vollständigen, langen Teile in einem haben wollt, sagt bescheid!


~~~~~
[Bild: chap1.jpg]
~

Es gab interessantere Dinge, als den Biologie Unterricht, soviel hatte sie schon vor Jahren begriffen und sie musste zugeben, dass es für viele ihrer Mitschüler, wohl auch gesündere Dinge, als den Biologie Unterricht gab. Bereits die Dritte ihrer Klassenkameradinnen wurde gerade von einem auffällig mitfühlenden Jungen nach draußen begleitet. Bluttests, wer hat sich so was bitte einfallen lassen?
Sie sah zu, wie die Tür des Klassensaals hinter dem Pärchen zufiel und ließ ihren Blick dann schweifen. Der Raum war nicht sehr groß, aber immerhin groß genug um über zwanzig Schüler zu beherbergen. Fünf Bankreihen auf jeder Seite, jede Bank bestimmt für zwei Personen, wobei sechs Plätze momentan verlassen waren. Einige ihrer verbliebenen Mitschüler, vor allem einige der Mädchen sahen verdächtig blass aus. Auffällig war auch, dass viele der Mädchen aussahen, als würden sie sich wünschen, dass ihnen schummrig wird.
Über den Daumen gepeilt, wäre sie im Stande gewesen mit jedem zu Wetten, dass im Laufe der nächsten zwanzig Minuten noch mindestens vier weitere Mädchen zusammenbrechen würden, wenn auch nicht alle, weil ihnen tatsächlich übel wurde. Wenigstens konnte sie sich sicher sein, dass sie nicht dazu gehören würde.
“Hey Jo!”
Ihr Kopf fuhr herum. Ihr bester Freund hatte sich in den Gang gelehnt und schaute sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. Sie rutschte etwas weiter zur Kante ihres Tisches und erwiderte seine Geste.
“Was?”, fragte sie, als sie sich nicht mehr weiter zu ihm lehnen konnte.
“Wollen wir Wetten, wer als nächstes umkippt?”
“Finn, du weißt so gut wie ich...” Sie schirmte ihren Mund mit der Hand ab und senkte die Lautstärke ihrer Stimme etwas weiter “..., dass du erstens kein Geld zum Wetten hast und zweitens Michelle die nächste ist.”
Einen kurzen Moment presste ihr Gegenüber die Lippen aufeinander, schaute sie nachdenklich an und fuhr sich währenddessen mit der Hand durch die, eh schon unordentlich gegelten, blonden Haare, dann schien ihm etwas einzufallen “Erstens scheinst du vergessen zu haben, das übermorgen mein Geburtstag ist und ich daher wieder eine gewaltige Geldspritze bekommen werde und zweitens, warum bist du dir so sicher, dass es Michelle sein wird?”
“Michelle brennt darauf, dass Gavin sie nach draußen schleppt. Die Chance lässt sie sich nicht entgehen und ich habe deinen Geburts...”
“Mister Newton. Miss Swan, dürfte ich sie bitten, sich freundlicherweise wieder ihren Aufgaben zuzuwenden. Privatgespräche gehören in die Zeit vor, nach und zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden!”
Unwillkürlich rollte sie mit den Augen, bevor sie sich, ebenso wie Finn, auf ihrem Stuhl aufrichtete und ihre Aufmerksamkeit widerwillig auf die Utensilien auf ihrer Bank lenkte. Sie warf, ohne dabei den Kopf zudrehen, einen kurzen Blick zur Seite, aber auch das reichte schon, um zu sehen, dass Finn, das selbe dachte, wie sie. Sie zwinkerte ihm zu, keine Sekunde, bevor aus beider Münder eine Antwort zu hören war.
“Ja wohl, Mister Zanger“

“Hast du Lust übermorgen, nach der Schule direkt mit zu mir zu kommen?”
Wie jeden Mittag hatte Finn sie nach dem Sportunterricht vor der Halle abgefangen, um gemeinsam mit ihr gemütlich zum Parkplatz zu schlendern. Sie gab einen kurzen undefinierbaren Laut von sich “Familienkaffee?”
“Wie jedes Jahr”, gab er kurz zurück, bevor er leicht die Richtung änderte und damit direkt auf ihren alten, klapprigen, roten Honda CV-R zusteuerte. Sie drehte den Kopf und schaute ihn von unten herauf an. Eigentlich gab es keine Möglichkeit nicht Ja zu sagen. Seit ihrem ersten Tag in dieser Stadt, war Finn der einzige Mensch den sie kennen und mögen gelernt hatte. Alle anderen kannte sie einfach, Punkt. Man könnte fast sagen Finn war alles was sie hatte. Fast, denn da gab es noch ihre Mutter und ihren Vater, der es letztendlich zu verschulden hatte, dass sie überhaupt hier gelandet war.
Vor zwölf Jahren, als sie gerade mal fünf gewesen ist, war ihre Granni gestorben, zwei Jahre Später wurde ihr Großvater schwer krank. Alzheimer, erzählten ihr ihre Eltern, als sie schließlich alt genug war, um zu begreifen, was das alles bedeutete. Die Krankheit setzte nur langsam ein, aber, als es soweit war, dass ihr Großvater sich selbst nicht mehr versorgen konnte, hatte ihr Vater sich einen Job hier in der Nähe gesucht und sie waren her gezogen. Hatten Seattle und damit ihre Schulfreunde zurück gelassen, um ein Leben in dieser trostlosen Stadt zu fristen.
Und genau das, war diese Stadt anfangs für sie gewesen. Trostlos. Sie hatte vor einigen Jahren im Internet recherchiert und ihre Vermutung endlich bestätigt bekommen - In diesem Teil ihres Staates gab es mehr Wolken und Regen, als in jeder anderen Stadt.
Erst als sie im Augenwinkel das matte rot ihres Wagens wahrnahm, wendete sie ihren Blick wieder von Finn ab, nicht ohne das spöttische Funkeln in seinen Augen zu bemerken. Er wusste, wenn sie in Gedanken war, hatte er sie nicht zu unterbrechen und genau so wusste, kannte, er ihre Antwort, bevor sie sie überhaupt artikuliert hatte.
“Kannst du mich dann übermorgen vor der Schule abholen kommen? Sonst muss ich mein Auto hier stehen lassen.” Sie war an der Motorhaube entlang gegangen und stand inzwischen, den Schlüssel in der Hand, auf der Fahrerseite, dicht bei der Tür.
Er nickte. “Klar, aber wir reden morgen noch mal drüber.”
Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht “Bis morgen dann.”
Finn wartete geduldig bis sie eingestiegen war und mit sicheren Lenkmanövern ihren riesigen und unförmigen Honda aus der Parklücke bugsiert hatte, bevor er sich in Bewegung setzte und zu seinem Wagen spazierte.

Als sie zu hause ankam, war es leer, wie jeden Nachmittag zu dieser Zeit. Ihre Mutter arbeitete als Floristin in einem kleinen Blumengeschäft im Zentrum der Stadt und ihr Vater war Anwalt in einer kleinen Kanzlei. Obwohl sie eine ältere Schwester hatte, war auch diese keine Alternative, da sie an der Ostküste studierte.
Übersetzung - Es war niemand aus ihrer Familie in der Nähe um mit ihr den Nachmittag zu verbringen. Die einzige Person, die ihr nach der Schule hin und wieder Gesellschaft leisten konnte war Finn, aber der gute Finn arbeitete jedes Jahr über die Sommermonate hinweg im Geschäft seines Großvaters.
Sie ließ ihre Tasche vor der Treppe im Flur auf den Boden fallen, ihre Converse fanden ihren Platz daneben. Ihre Mutter hasste das, aber sie war nicht da, um es zu sehen, also wen scherte es?
Schon als sie von ihrem Wagen zum Haus gegangen war hatte es zu regnen begonnen und inzwischen, während sie die Küche erreichte und den Teller mit der Lasagne vom Vortag aus dem Kühlschrank nahm, um ihn in die Mikrowelle zu schieben, schlugen die schweren Regentropfen pochend gegen die Fenster.
Es waren Nachmittage wie dieser, die ihr kalte Schauer über den Rücken liefen ließen.
Es waren die Tage, an denen sie an die ersten Jahre hier erinnert wurde.
Vor neun Jahren, als sie sieben gewesen ist, hatte ihr Vater die Bombe platzen lassen.
Er erzählte ihnen, dass es ihrem Großvater, dem ehemaligen Sheriff, einem so starken, stolzen Mann, immer schlechter ging und er es nicht zulassen würde, dass er in ein Pflegeheim abgeschoben würde.
Also, packten sie ihre Sachen.
Sie müssten nur etwas zusammen rücken, hatte ihr Vater gesagt. In Joanas Fall bedeutete es, dass sie, bis nach dem Tod ihres Granpas, ein Zimmer mit ihrer Schwester hatte teilen müssen. Wann immer sie sich beschwert hatte, hatte ihr Vater ihr gesagt, sie solle froh sein. Als er geboren worden war, war das Haus noch kleiner gewesen. Nur ein Bad, zwei Schlafzimmer und nur auf bitten seiner zweiten Frau, nur auf bitten von Granni, hatte ihr Großvater einem Umbau zugestimmt.
“Shit!“
Sie fluchte, als sie den Teller aus der Mikrowelle nahm. Das Porzellan war heiß und es kostete sie einiges an Willen den Teller nicht einfach fallen zu lassen. Vorsichtig stellte sie ihn auf der Arbeitsplatte ab, bevor sie kurz im Badezimmer neben der Küche verschwand.
Das war tatsächlich ein Vorteil des Umbaus.
Der Umbau hatte dafür gesorgt, dass zwei zusätzliche Räume entstanden sind, ein Bad im Erdgeschoss und ein Zimmer im Obergeschoss, das eigentlich nicht als Schlafzimmer gedacht war, aber dennoch als solches genutzt wurde.
Einen kurzen Moment ließ sie kaltes Wasser über ihre Hand laufen. Ihre Haut war gerötet, aber nicht wirklich verbrannt. Sie stellte das Wasser ab, schaute von ihrer Hand auf, nur um im Spiegel ihre eigenen rehbraunen Augen zu erblicken. Momente wie dieser, waren fast so schlimm, wie die verregneten Nachmittage in diesem Haus. Es waren die Momente, in denen sie sich selbst kritisch betrachtete und nicht im Stande war objektiv zu bleiben.
Ihre Augen waren hübsch, schauten aus, als leuchteten sie. Ihre Haare waren etwas länger als Kinn lang und das reinste Gewirr aus falschen Locken. Sie hatte genug Selbstbewusstsein, um zu wissen, dass eigentlich nichts an ihr hässlich war und trotzdem interessierte sich kein Kerl für sie, außer Finn und Finn war etwas anderes. Finn war es gewesen, der ihr durch alle Schwierigkeiten hindurch beigestanden hatte, durch die Angst, die Trauer und das, obwohl er damals selbst noch ein Kind gewesen ist.
Schnell zog sie ein paar Fratzen. Heute war kein Nachmittag, um über Finn zu grübeln, heute war ein Nachmittag an dem ihre Gedanken einzig allein diesem Haus und ihrer Familie galten. Langsam ging sie zurück in die Küche.
Der Teller war etwas abgekühlt, also nahm sie ihn, griff ihr Besteck und verzog sich ins Wohnzimmer.
Als kleines Kind hatte sie dieses Haus geliebt, hatte es geliebt im Sommer die Zeit bei ihren Großeltern zu verbringen, aber diese schönen Zeiten, waren zu früh vorüber gewesen.
An ihre Granni erinnerte sich nur noch bruchstückhaft und viele der späteren Erinnerungen an ihren Granpa hätte sie zu gerne verdrängt.
Es war nicht nur das Alzheimer gewesen, das ihn zu Grunde richtete. Im Verlauf der Krankheit, vor allem kurz, bevor es dem Ende zuging, kamen noch Wahnvorstellungen hinzu. Wahnvorstellungen, die er bereitwillig mit seiner zehnjährigen Enkelin teilte.
Er machte ihr Angst, aber sie schaffte es nicht, ihm nicht zuzuhören.
Sie bekam Alpträume, ließ sich von ihren Eltern immer und immer wieder bestätigen, dass es die Kreaturen, von denen er immer wieder sprach, nicht gab. Nie gegeben hatte.
Ihr Vater erklärte ihr immer wieder, ihr Großvater sei ein alter Mann, über neunzig, er habe eine Tochter verloren, nie erfahren, was mit ihr geschehen war und suchte nun, in seinem von der Krankheit geschundenem Hirn nach Erklärungen.
Er glaube an das, was er sagte, aber das bedeute nicht, dass sie es auch glauben müsse. Sie hatte immer genickt, versucht die Bilder, die seine Schilderungen hervorriefen zu verdrängen und hatte sich dann bei nächster Gelegenheit doch wieder auf seine Bettkante gesetzt und den Horror erneut zugelassen.
Jo schluckte den letzten Bissen ihrer Lasagne und atmete tief durch.
Das alles lag schon sieben Jahre zurück, vor sieben Jahren, im November, ist er gestorben und gerade das machte es besonders schlimm. Ließ den Kloß in ihrem Hals jedes Mal anschwellen, ließ sie daran zweifeln, ob es tatsächlich alles nur Hirngespinste gewesen sind, ob er nicht doch etwas gewusst hatte und ihm nur niemand glaubte.
Es war mitten in der Nacht gewesen, er hatte geschrien, hatte geflucht, um sich geschlagen. Hatte ihren Vater beschimpft, weil der ihm nicht glaubte. Hatte auf die Bibel geschworen, dass er sie gesehen hatte. Berichtete im Detail wie sie ausgesehen hatte. Wie immer, sowie sie ausgesehen hatte, als sie heiratete. Jung, vital, gerade achtzehn Jahre alt.
Woher wolle überhaupt jemand wissen, dass sie es, verdammt noch mal, nicht war?
Keiner kannte sie. Neunundvierzig Jahre war es her, dass sie verschwunden ist. Sie lebt noch. Er schwor es. Mit tränen erstickter Stimme schwor er seinem Sohn, dass seine Schwester noch am Leben war.
Dann wurde es still.



some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren
#4

Hi

das klingt schon mal sehr interessant, wenn auch etwas verwirrend für mich.
Erstmal hast du einen tollen Schreibstil, gefällt mir sehr, sehr gut.Wink
Und du lässt es immer noch geheimnisvoll wirken, so dass die Leser nachdenken müssen und nicht immer sofort alles wissen. (Bisschen komisch ausgedrückt, aber ich hoffe du weißt was ich meine.Smile)

Ich vermute mal das Bella das Mädchen ist oder vielleicht eines ihrer Kinder.:confused:
Wahrscheinlich liege ich total falsch, aber ich denke schon das Bella und Edward noch vorkommen werden oder?

Also mach schnell weiter, du hast es geschafft ich bin schon jetzt neugierig.

[SIGPIC][/SIGPIC]
Meine FF:Sie ist anders als all die anderen-Die Fortsetzung
Zitieren
#5

Hey,
Ich find die FF auch schon mal toll.
Ich finde es gut, das jetzt noch vieles offen ist, und jeder sich noch gedanken machen kann wer, wer ist und so!
Ich denke auch mal das das Mädchen Bella ist, bei den anderen lass ich mich mal überraschenSmile
Dein Schreibstil ist echt toll und ich freu mich schon auf den nächsten Teil, ich werd auf alle Fälle weiter lesen.
glg NadineSmile

[SIGPIC][/SIGPIC]
You´ll always be my bella
Zitieren
#6

Ich merke gerade, dass ich den Teil vllt. doch besser direkt vollständig gepostet hätte.

So viel kann ich an dieser Stelle schon sagen - Jo ist NICHT Bella Wink
Nachdenken müssen, werdet ihr aber auch dann noch, wenn Part II online ist.

@Sweet-Gel
Ich denke, es wird auch noch ein Weilchen verwirrend bleiben, allerdings baut die Geschichte genau auf eben diese Verwirrung auf, daher wirst du sie in Kauf nehmen müssen Wink
Es ist eine Twilight Fan Fiktion, allein das sollte deine Frage beantworten

@Nadine
Es wird auch noch eine Zeitlang vieles offen bleiben. Wie gerade eben schon gesagt, baut die Geschichte auf Ungereimheiten, Geheimnisse usw. auf.

Ich muss Part II noch einmal durchlesen und evtl. ein bischen abändern, daher kann es noch etwas dauern, bis ich ihn poste.

Part II von "2062" ist da

Falls es euch irritiert, ich editiere neue Parts immer in den entsprechenden Kapitelpost, dadurch bleibt es übersichtlicher.

Ich bin wirklich gespannt daraus, was ihr aus diesem Teil macht. Es gibt egtl. nur zwei Möglichkeiten - entweder einiges wird klarer, oder es wird noch verwirrender Wink

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren
#7

Big Grin Ein neuer Teil. Oder besser gesagt, eine Komplettierung des ersten Teiles.

Der Schreibstil ist, wie auch schon im Prolog, immer noch klasse. Du machst an den richtigen Orten Abstände, schreibst keine komplizierte, viel zu lange Sätze...

Ehrlich gesagt, schnalle ich aber immer noch nicht so viel. Smile finde ich aber weiterhin nicht schlimm, sondern sehr spannend.

Weitermachen bitte! Wink
Zitieren
#8

vielen dank Smile
hmm, was glaubst du denn bisher geschnallt zu haben? bzw. was ist noch unklar?
Zumindest was Jo betrifft, lassen sich aus diesem Teil egtl. einige Details rauslesen, wenn es auch einfacher/offensichtlicher gewesen wäre, wenn ich ihn direkt in einem gepostet hätte^^

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren
#9

1. Feststellung: Ich bin müüüüüüüüüde
2. Feststellung: Twilight gehört nicht zu meinen Lieblingen.
3. Feststellung: Trotzdem hab ich deine "neue" FF angefangen.
4. Feststellung: Ich find den Prolog und 1. Teil klasse. Ich mag deinen Schreibstil sehr gerne, aber das hast du wahrscheinlich schon mitbekommen. :laugh: Mir gefällt der Inhalt bis jetzt sehr gut. Am Anfang des ersten Teils konnte man wirklich vermuten, dass es Bella sein könnte, aber das wäre zu simpel gewesen. Als dann die Namen Jo und Finn fielen, dachte ich an eine Tochter von Bella/Edward. Das änderte sich jedoch, als das Wort "Seattle" fiel. Warum kann ich dir gar nicht sagen, aber irgendwie bekam ich das Gefühl, dass Bella Jo's Tante ist. (Vielleicht ohne, dass sie davon weiß, aber das ist ja momentan (noch) nicht besonders wichtig) Was sich scheinbar durch deine letzten Sätze auch bestätigt. Mir gefällt es, wie du Charlie beschrieben hast. Dass ihm keiner glaubt, dass es die "Kreaturen", die er "angeblich" gesehen hat, wirklich gibt, ist absolut verständlich und nachvollziehbar. Mal ehrlich, wer würde es auch glauben (vor allem wenn die Person noch Alzheimer hat)? Ich glaube, da würde jeder denken "der Alte spinnt doch".
Beim Prolog hast du mich etwas mehr verwirrt. Ich gehe mal davon aus, dass es Bella und Edward sind, die um die es da geht. Aber was mich verwundert ist zum Einen: Vor was oder wem sie fliehen, was passiert ist. Und zum Anderen: warum sie sogar ihren Namen ändern. Aber ich denke, dass du uns das noch im Lauf deiner FF erzählen wirst.
5. Feststellung: Wahrscheinlich lieg ich mit meinen Vemutungen völlig daneben. :laugh:
6. Feststellung: Mir gefällt deine Geschichte um einiges besser als Twilight und ich werd dran bleiben.
7. Feststellung: Ich freu mich auf die Fortsetzung.
8. Feststellung: Sorry, dass das FB eher kurz und durcheinander war, aber ich bin zu müde für vernünftiges FB und bevor ich vergesse, was ich dir schreiben wollte...
9. Feststellung: Jetzt klappe ich aber wirklich den Lappi zu.

edit: 10. Feststellung: Mir gefällt dein Titel

LG Mel

"An actors job is the business of telling the truth in an imaginary situation."
- Tom Hiddleston
 
Zitieren
#10

1. Antwort - Das kommt davon, wenn man Nachts um halb drei noch im Internet rumfliegt.
2. Antwort - Deshalb freue ich mich umso mehr über dein FB
3. Antwort - Was mal wieder zu einer riesen Überraschung am frühen Morgen geführt hat Big Grin
4. Antwort - Dankeschön. Smile und du denkst richtig.
5. Antwort - ähhhmmm... nächsten Teil lesen!
6. Antwort - Wow. Hoffen wir mal, dass es so bleibt.
7. Antwort - Kurz ist für mich etwas anderes und durcheinander finde ich es auch nicht. So ist das Antworten leichter Wink
8. Antwort - Ich hoffe mal, du hast noch genug schlaf bekommen
9. Antwort - Danke. Hat 'ne ganze Weile gedauert diesen Titel zu finden.

So, und auch, wenn die Resonanz auf die FF nicht SOO groß ist, geht's weiter.
Ich werde in Zukunft alle Teile immer im Ganzen posten. Ich denke, dadurch kommen die Details besser raus.

~~~~~
[Bild: chap2.jpg]
~

Es war trocken.
Nicht sonnig, aber trocken, dementsprechend hatten sie den ganzen Mittag draußen verbracht. Die meisten Geburtstagsgäste, Finn‘s Tante und Onkel, seine Cousins und Cousinen, waren bereits gegangen und alle die übrig blieben waren Finn, seine Mutter Evelyn, sein Großvater Mike, Mr. Newton, für sie, und sie selbst.
Finn und sie hatten beschlossen sich heute Abend von nichts und niemandem stören zu lassen, um einfach ein paar ruhige Stunden miteinander zu verbringen, immerhin war nicht nur sein achtzehnter Geburtstag ein Grund zu feiern, sondern auch die Tatsache, das heute der letzte Schultag vor den Sommerferien war.
Alles was nun vor ihnen lag, waren drei Monate, die zu ihrer freien Verfügung standen. Wobei Feiern es vielleicht nicht ganz traf, sie hatten eigentlich nur vor sich nicht stressen zu lassen.
Zu viert saßen sie nun an dem hölzernen Gartentisch, der mitten auf der Wiese stand.
Die üblichen Gespräche, die in einer solchen Runde stattfanden, hatten sie bereits hinter sich gebracht und genossen nun das relativ angenehme Schweigen. Sie fing Finn’s Blick ein, lächelte und starrte wieder in den Wald, der sich einige Meter von ihnen entfernt auftürmte.
Ferien. Ferien. Ferien.
Sie musste lächeln. Ein Lächeln, das nur Schülern vorbehalten war.
In ihm lag etwas, von einer noch nicht entdecken Freiheit, einem Gefühl, das man nur kannte, solange man noch mittendrin steckte. Es war Mr. Newton’s Räuspern, das ihr Augenmerk von dem Wald ablenkte. Erst als sie ihn ansah, bemerkte sie das er sich ihr zugewandt hatte. Etwas lag in seinen Augen, so hatte er sie schon häufiger angesehen. Nachdenklich. Unsicher. Neugierig.
Sie mochte diesen Blick nicht, hatte ihn noch nie gemocht.
Nicht, weil er ihr Angst macht, sondern, weil sie ihn nicht genau definieren konnte. Sie erwiderte seinen Blick, versuchte etwas aufforderndes hineinzulegen, in der Hoffnung, dass er endlich etwas sagen würde.
Nach all den Jahren, nach den tausend undefinierten Blicken. Am liebsten hätte sie ihn angeschnauzt, ihn patzig gefragt, was für ein Problem er mit ihr hatte, aber, egal wie vorlaut sie manchmal war, lag es nicht in ihrer Art alte Männer dumm an zu quatschen.
Er blinzelte, räusperte sich erneut. Sie zog die Augenbrauen hoch. Eine Frage, ohne Worte zu benutzen.
Er atmete ein, legte seine Stirn kraus. Er hatte sie verstanden. Er rutschte in seinem Gartenstuhl etwas weiter nach oben, ohne seinen Blick von ihr zu wenden.
“Du weißt, dass du nach ihr benannt wurdest?”
Jo nickte. Ihr Vater hatte er erzählt, das ihr zweiter Vorname, der ihrer Tante war. Der Name seiner Schwester, die er nie kennen gelernt hatte. Mr. Newton lächelte, ein trauriges Lächeln, ein Lächeln, das von längst vergessenen Erinnerungen sprach.
“Dad, lass es bleiben.” Evelyn hatte es auch bemerkt und schaute ihren Vater nun strafend an, so, als wäre er kurz davor Dinge zu erzählen, von denen man nicht sprach, die man tot schwieg.
“Nein, nein.” Er winkte ab “Sie will es wissen. Sie ist alt genug, um zu erfahren, was die Leute reden und sie weiß, dass auf die Highschool - Erinnerungen eines vierundsiebzig jährigen nicht viel zu geben ist. Nicht wahr?”
Der letzte Teil war wieder an Joana gerichtet.
Sie nickte, obwohl sie nicht wusste, worauf sie sich da einließ. Sie schaute kurz zu Finn, der nur mit den Schultern zuckte und dann zu Evelyn, die den Kopf schüttelte. Sie würde ihren Vater erzählen lassen, aber sie war nicht einverstanden damit. Es schien als sei sie die einzige, in dieser Runde, außer Mr. Newton, die wusste, was er erzählen würde.
“Wir waren in einer Stufe, deine Tante und ich. Sie war eine kleine Sensation, als sie hier herkam. Jeder Junge verliebte sich in sie, obwohl es teilweise durchaus gefährlich werden konnte in ihrer Nähe zu sein.”
Er lachte leise “Sie war sehr tollpatschig, musst du wissen. Ich hatte mehr als einmal nach dem Sportunterricht blaue Flecke, weil sie weder mit Bällen noch mit Schlägern umgehen konnte, aber nichtsdestotrotz war sie nett. Sie gehörte zu meiner Clique, unserer Clique. Ich habe sie sogar gefragt, ob sie mit mir zum Ball gehen will, aber sie lehnte ab. Viele haben sie in jenem Jahr gefragt. Sie hat allen eine Abfuhr erteilt und ist erst gar nicht zum Ball gekommen. Als sie dann nach den Frühjahrs Ferien wieder zur Schule kam, hatte sie sich verändert. Sie verbrachte kaum noch Zeit mit uns, dafür aber mit diesen Cullens.” Er spuckte den Namen förmlich aus.
“Wenn ich es dir sage, sie sind schuld daran, dass sie so plötzlich verschwunden ist. Sie waren seltsam. Von dem Tag an, als sie nach Forks kamen hat ihnen niemand wirklich getraut. Sie waren Außenseiter, etwas an ihnen schreckte andere ab. Sie waren zu hübsch um normal zu sein. Allesamt waren sie adoptiert worden, von Dr. Cullen und seiner Frau und sie waren zusammen, vier von ihnen, zwei Pärchen. Nur einer von ihnen war allein.” Er machte eine Pause, wartete darauf, ob sie wusste von wem er sprach und sie wusste es tatsächlich. Es wurde nicht oft über ihre Tante gesprochen, aber sie wusste, dass sie einen Edward Cullen geheiratet hatte.
„Edward.” Ihre Antwort klang leise, im Vergleich zu Mr. Newtons kräftiger Stimme.
“Wie viel weißt du über die Sache überhaupt?”, fragte er. Sein Blick sprach dabei von reiner Neugierde. Er wollte wissen, was er erzählen musste und welche Teile der Geschichte er auslassen konnte.
“Nicht viel. Mein Vater redet kaum über sie und Granpa, er hat nie mit mir über sie gesprochen. Nicht, solange er noch klar war. Ich weiß, dass sie sehr jung geheiratet hat und kurz darauf nach Alaska zog, um dort zu studieren, zusammen mit ihrem Mann. Ein halbes Jahr später ist jeglicher Kontakt zu ihr abgebrochen und niemand hat sie je wieder gesehen. Dad hat erzählt das Granpa sehr darunter gelitten hat, selbst Jahre später noch, nachdem er wieder geheiratet hatte und mein Vater geboren wurde.” Jo schaute in die Runde, weder Finn, noch seine Mutter schienen Interesse daran zu haben sich in diese Unterhaltung einzumischen, dabei hätte sie gerne noch Mitredner gehabt, jemanden, der es ihr abnahm, auf alles zu reagieren.
Mr. Newton nickte nur, immer wieder “Gut, gut. Also, wo war ich?”
“Die Cullens”, griff sie helfend ein.
“Richtig. Wie gesagt, sie unterschieden sich von allen anderen in der Schule. Zu der Zeit hat sich niemand etwas dabei gedacht. Sie waren Außenseiter, fertig. Aber im nachhinein, nachdem deine Tante verschwunden war, fingen die Leute an zu reden. Sie sprachen plötzlich Dinge laut aus, an die die meisten sich vorher noch nicht mal getraut hatten zu denken. Es gibt viele Gerüchte. Viele Sachen, die ich selbst nicht glaube, aber, dass heißt nicht, dass die Beobachtungen, die zu diesen Schlussfolgerungen geführt haben, nicht wahr sind. Sie haben nichts gegessen. Zehn Jahre nach unserem Abschluss hatten wir ein Klassentreffen und eine Freundin deiner Tante, Angela, hat uns erzählt, dass es ihr erst vor kurzem eingefallen ist. In jeder Mittagspause kamen die Cullens in die Cafeteria, luden ihre Tabletts voll, aßen aber nichts davon. Und sie waren furchtbar blass, selbst für Forks, war es zu blass. Sie gingen oft Zelten, auch dann, wenn sie eigentlich in der Schule sein sollten und sie hatten etwas an sich, was alle auf Abstand hielt. Bis auf deine Tante traute sich niemand je so wirklich nah an sie heran, nicht alleine zumindest. Wie gesagt, diese Dinge sind den Leuten erst später aufgefallen. Was mich immer gestört hat an der Sache war, dass mit deiner Tante auch ihr Mann verschwunden ist. Seine Familie beteiligte sich an der Intensivsuche, nur, um kurze Zeit später selbst zu verschwinden. Es hieß, dein Großvater habe versucht sie zu finden, ohne Erfolg. Während der Suche hat er seine zweite Frau kennen gelernt, sie war Polizeipsychologin, wie du weißt, die beiden haben ziemlich schnell geheiratet und etwas später wurde dein Vater geboren. Egal, was andere sagen, dein Granpa war ein guter Dad, auch für deine Tante und das ist etwas, was es für mich noch schwerer macht ihr verschwinden zu erklären. Ich kann mir nicht vorstellen das sie Chief Swan einfach so zurück gelassen hätte, genauso wenig wie ihre Mum.”
Joana schaute hinab auf ihre Hände. Mr. Newton’s Erzählung hatte sie nervös gemacht.
Etwas daran erinnerte sie an die Geschichten ihres Granpa’s, an die Geschichten, über die sie nicht gerne nachdachte, die, die dafür sorgten, dass sie Alpträume bekam.
Trotzdem richtete sie ihren Blick wieder auf “Gibt es noch mehr Merkwürdigkeiten, ich meine, Dinge, die irgendwie seltsam sind?”
“Ich glaube es reicht jetzt!” Evelyn hatte ihre Hand auf Joanas Schulter gelegt und drückte sie leicht “Mein Vater ist alt und er liebt es Geschichten zu erzählen. Du solltest ihm nicht so leichtfertig glauben.”
Jo schüttelte Evelyns Hand ab. Sie war nicht leichtgläubig! Finn schien ihren verärgerten Blick zu bemerken, denn er zwinkerte ihr zu, als sie zu ihm schaute.
“Mum, Jo ist alt genug, um zu wissen, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Lass Grams doch einfach erzählen. Ich höre ihm auch gern zu. Die Geschichten zeigen, wie schrullig er mittlerweile ist.” Finn grinste seinen Großvater breit an. Er wusste was kommen würde “Au!”
“Finnley Newton!” Sein Großvater hatte ihm mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf geklatscht “Sprich noch einmal so von mir und du kannst dir einen anderen Job suchen!”
“’Entschuldigung, Grams”, antwortete Finn, immer noch grinsend und mit einem weiteren Zwinkern in Joanas Richtung, die sich ein Lachen nicht verkneifen konnte. Als sie alle wieder etwas ruhiger wurden, richtete Jo ihren Blick wieder auf Mr. Newton
“Also?” Einen kurzen Moment herrschte wieder Stille. Mr. Newton betrachtete sie, als versuche er zu erkennen was sie dachte.
“Dr. Cullen hat das Haus, in dem sie gelebt haben, nie verkauft und die Besitzansprüche haben sich nie geändert aber es gibt nirgends einen Vermerk darüber, wo er zu finden wäre, sollte mit dem Grundstück, oder dem Haus, mal etwas nicht stimmen.”
Jo rutschte etwas unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, nicht sicher, ob sie die Frage, die ihr durch den Kopf geisterte, stellen sollte. Es interessierte sie, interessierte sie tatsächlich. Sie war mit dem Wissen groß geworden, dass sie eine Tante hatte, die seit Jahren vermisst wurde, sie trug ihren Namen. Isabella. Joana Isabella Swan.
Aber niemand hatte es je für nötig gehalten ihr Einzelheiten zu erzählen, außer ihr Großvater und da war sie sich nie sicher gewesen, was sie glauben sollte, ob sie überhaupt etwas davon glauben sollte.
Jetzt aber, mit dem was Mr. Newton erzählte, erschienen viele der Wahnvorstellungen ihres Großvaters nachvollziehbar. Immer noch wahnsinnig, aber nachvollziehbar.
“Wo ist das Haus?”
Mr. Newton zuckte mit den Schultern. “Ich glaube nicht, dass die Straße überhaupt einen Namen hat. Es liegt mitten im Wald und ich war nur zweimal da, wenn man nicht weiß, wo man hin will, ist es fast unmöglich es zu finden. Ich hätte mich beide Male verfahren, wäre der Weg nicht mit Partylichtern beleuchtet gewesen.”

Gerade noch hatte sie sich von Mr. Newton und Evelyn verabschiedet und nun stand sie bereits an ihrem Auto. Es war bereits dunkel, aber sie musste nichts sehen, um zu wissen, dass Finn direkt neben ihr stand.
Er hatte sich nicht davon abbringen alles, sie zu ihrem Auto zu begleiten, obwohl es von der Haustür bis zur Auffahrt nur zehn Meter waren. Wahrscheinlich war es einfach sein schlechtes Gewissen, weil er sie am Morgen vergessen hatte und sie doch mit ihrem Honda hatte fahren müssen. Sie wollte ihn eigentlich nicht dabei haben.
Wie es ihr gelegentlich passierte, waren ihre Gedanken nicht bei ihr, sondern bei anderen längst vergangenen Zeiten und für den Moment wollte sie, dass sie genau dort blieben. Als hätte sie es geahnt, entschied sich Finn ausgerechnet jetzt dazu, eine der ältesten Regeln ihrer Freundschaft zu übertreten.
Lass mich in Frieden, wenn ich nachdenke.
Eigentlich nicht sehr kompliziert und doch spürte sie nun, wie er sie leicht mit dem Ellbogen in die Seite stieß. “Was ist los?”
Sie gab nur ein leises brummen von sich, versuchte ihn zu ignorieren, während sie den Wagen aufsperrte.
“Joey, komm schon!” Er stieß sie erneut an, legte dann seinen Arm um ihre Schultern.
“Halt die Klappe, Finn”, fauchte sie ihn an. Eine einfache, absolut simple Regel. Wo war sein verdammtes Problem?
“Komm mal wieder runter!” Er ließ seinen Arm von ihren Schultern gleiten und schaute sie mit zusammen gezogenen Augenbrauen an “Ich dachte nur, du willst vielleicht was loswerden”, versuchte er es etwas versöhnlicher.
Sie reagierte nicht darauf, nicht mit Worten, sie warf ihm lediglich einen wütenden Blick zu, bevor sie sich auf den Fahrersitz gleiten ließ und den Motor startete.

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste