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Registriert seit: 12.08.2008
Hi Leute! Also, erst mal will ich mich entschuldigen, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe. Aber mein Internet hat eine Zeit lang nicht funktioniert und dann gab's auch noch ein bisschen Stress in der Schule. Tja, aber jetzt kanns wieder richtig losgehen ;-)
Danke für das tolle FB und ich hoffe ihr bleibt meiner FF trotz der kleinen Verzögerung treu!
Einer Tages taucht meine Mom unangekündigt bei uns auf und lotst mich, mit Logans Einverständnis, aus dem Haus und in eine Penthouse-Suite im Ritz Carlton in Boston. "wir können machen, was du willst", sagt sie. "Kunstmuseum, Stadtbummel, Abendessen, Blinde Kuh spielen." Aber was ich wirklich will ist einfach vergessen, und so sitze ich drei Stunden neben ihr auf dem FuÃboden und leere unsere zweite sündhaft teure Flasche Wein.
Ich hebe die Flashe hoch. "Für die hundert Dollar hätte ich mir 7 Bücher kaufen können." Mom schnaubt. Ihre FüÃe liegen auf einem Brokatstuhl; der Rest von ihr rekelt sich auf dem weiÃen Teppichboden. Im Fernseher gibt Oprah Winfrey uns den Rat, unser Leben zu vereinfachen. "AuÃerdem, wenn du eine teure Flasche Pinot Noir pichelst, siehst du niemals dick aus."
Ich blicke sie an und tue mir plötzlich selbst leid.
"Nein. Du weinst mir hier nicht. Weinen ist im Zimmerpreis nicht enthalten."
Aber mit einem Mal werde ich den Gedanken nicht los, wie albern sich die Frauen in Oprahs Show anhören, mit ihren vollgestopften Terminkalendern und Kleiderschränken. Ich frage mich, was Logan wohl zum Abendessen kocht. Ob es Sarah gut geht. "Ich rufe mal kurz zu Hause an!"
Mom stützt sich auf den Ellbogen. "Du darfst dir ruhig mal eine Pause gönnen. Du musst nicht sieben Tage die Woch rund um die Uhr die Märtyrerin spielen."
"Das sind nun mal die Arbeitszeiten einer Mutter. Das müsstest du doch eigentlich wissen."
"Ich habe Märtyrerin gesagt. Nicht Mutter." Mom lacht. "Wo ist der Unterschied", sage ich halb schmunzelnd. Sie nimmt mir den Telefonhörer aus der Hand. "Hast du eigentlich schon deine Dornenkrone ausgepackt? Hör dir doch mal selbst zu, Rory, und lass endlich die Selbstmitleidstour. Das bist nicht mehr du. Ja, ich weiÃ, du hast ganz schön viel Pech gehabt im Leben und ja, du bist wirklich nicht zu beneiden."
Meine Wangen färben sich leuchtendrot. "Du hast keine Ahnung wie mein Leben ist."
"Du auch nicht", sagt Mom. "Weil du nicht lebst, Rory ... Du wartest darauf, dass Sarah stirbt."
"Das stimmt nicht -", setze ich an, doch dann halte ich inne. Denn wenn ich ehrlich bin, stimmt es doch. Mom streichelt mein Haar und lässt mich weinen. "Es ist manchmal so schwer", gestehe ich, Worte, die ich noch nie zu jemandem gesagt habe, nicht einmal zu Logan.
"Aber eben nicht immer", sagt Mom. "Kleines, Sarah wird nicht früher sterben, weil du ein Glas Wein mehr trinkst oder weil du in einem Hotel übernachtest. Also setz dich wieder hin und dreh den Apparat lauter und benimm dich wie ein normaler Mensch."
Ich lasse den Blick durch den luxoriösen Raum gleiten, schaue auf die Spuren unseres dekadenten Weinkunsums und die Schokoladenerdbeeren. "Mom", sage ich und wische mir über die Augen "das hier machen normale Menschen nicht."
Sie folgt meinem Blick. "Da hast du absolut Recht." Sie greift nach der Fernbedienung und zappt durch die Sender bis sie irgendeine Talkshow findet. "So besser?"
Ich muss lachen, und dann fängt sie auch an, und bald dreht sich der Raum um mich herum, und wir liegen auf dem Rücken und blicken hoch zur Stuckdecke.
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RORY
2022 Man kann noch so oft in die Notaufnahme fahren, es wird nie zur Routine. Logan trägt unsere Tochter, von deren Gesicht Blut tropft. Eine Krankenschwester winkt uns herein und führt die Kinder zu der Reihe Plastikstühle, wo sie warten können. Ein Assistenzarzt kommt in den Untersuchungsraum, ganz geschäftig. âWas ist passiert?â
âSie ist über den Fahrradlenker gestürtztâ, sage ich. âund auf dem Asphalt aufgeschlagen. Es deutet nichts auf eine Gehirnerschütterung hin, aber am Haaransatz hat sie eine vier Zentimeter lange Platzwunde.â
Der Arzt legt sie behutsam auf den Tisch, zieht sich Handschuhe über und inspiziert die Stirn. âSind sie Ãrztin oder Krankenschwester?â
Ich ringe mir ein Lächeln ab. âIch bin so was einfach gewohnt.â
Die Wunde wird mit etlichen Stichten genäht und kurz darauf gehen wir Hand in Hand mit unserer Tochter, die einen leuchtendweiÃen Mullverband um den Kopf und eine kräftige Dosis Tylenol in den Adern hat, zum Wartebereich.
David fragt,wie viele Stiche sie gebraucht hat. Logan versichert ihr, dass sie tapfer war, wie eine Feuerwehrfrau. Sarah blickt auf Elenas frischen Verband. âHier drauÃen zu warten gefällt mir besserâ, sagt sie.
Wir verlassen die Notaufnahme und gehen zu McDonalds. Mir fällt erst später auf, dass Sarah nicht wie die anderen Scherze macht und hungrig das Fast Food verzerrt, sondern abwesend aus dem Fenster blickt. âKleines, gehtâs dir gut?â, frage ich sie.
âMomâ, sagt Sarah. âEs ist wieder da.â
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.12.2008, 23:06 von
Blumenkind.)